Tanz mit mir von suugakusan (…wenn du dich traust) ================================================================================ „Könnt ihr bitte nicht so abartig laut sein?!“, rief Sasuke so laut aus, wie ihm seine Lunge erlaubte. Seine Geduld war alle und der Oberschüler platzte vor Wut. An diesem ruhigen Sonntag Nachmittag nahm er sich endlich frei und ließ sich von den erdrückenden Pflichten eines Abituriebten etwas los. Der letzte Oberstufenjahr machte es ihm geistig zu schaffen und Sasuke konnte sich nicht von den Gedanken an die kommenden Prüfungen abschalten. Oft fühlte er sich wie ein Sklave des Lernens, der seine Bürde demütig tragen muss. Es stand zu viel auf den Spiel: seine Eltern setzten nicht zu viele Hoffnungen auf ihn und er wollte ihnen eines Besseren belehren. Er wollte endlich seinen perfekten älteren Bruder übertreffen. Deswegen war Versagen keine Option. Vielleicht nahm er auf seine siebzehnjährigen Schulter eine zu große Verantwortung? Manchmal hatte Sasuke Angst, dass er diesen hohen Anforderungen einfach nicht genügen kann. Und als er sich für einen Nachmittag auf dem Schuldach hinter dem mittleren Trafokasten mit dieser peinlich leichten Liebeslektüre und einer Termoskanne mit einem lauwarmen schlecht gekochten Kaffee verschanzte, bestrafte ihn das Universum. Seine kleine verdiente Ruhe wurde ziemlich unverschämt seit ungefähr einer Stunde gestört. Gott, warum muss jemand außer ihm überhaupt am Sonntag um 17:30 auf dem Schuldach auftauchen?! „Leute, hier ist jemand außer uns.“ Sasuke hörte eine unbekannte energische Stimme. „Komm doch raus! Vielleicht hast du Bock mit uns abzuhängen?“ Sasuke spürte eine leichte innere Unruhe. Warum beschwerte er sich überhaupt? Normalerweise würde er keine Konfrontation suchen, aber heute war es besonders frustrierend, dass er seine lang ersehnte Ruhe nicht bekam, also wagte er sich diesen, für Sasukes Verhältnisse, mutigen Schritt. So ziemlich hitzköpfig von ihm. Was, wenn die Person mit der energischen Stimme ein blutdurstiger Serienmörder ist, der gleichzeitig professionell Gewichtheben betreibt? Sasuke selbst war nicht in der körperlichen Kondition um sich mit jemandem zu prügeln. Er wollte sich trotzdem dem Eindringling stellen. Schließlich legte er sich bereits mit dem Unbekannten an, also muss die Konfrontation zu Ende geführt werden. Sasuke hasste es, auf dem halben Weg Sachen fallen zu lassen. Hoffentlich schmeißt der Mörder ihn nicht vom Dach runter. „Hallo? Ist jemand hier oder bin ich verrückt geworden?“ Die Stimme ertönte erneut. Sasuke hob sich hoch, bereuend die impulsive Entscheidung seinen Unmut überhaupt laut äußern zu müssen. Der mittlere Trafokasten war günstig platziert, sodass die Nachmittagssonne nicht in die Privatsphäre des schwarzhaarigen Oberschülers eindringen konnte. Der einzige Nachteil war, dass man von dieser Position aus die Eingangstür nicht einsehen konnte. So hatte der Uchiha keinen blassen Schimmer, mit wem er es zu tun hat. Bei Verlassen seines gemütlichen sicheren Raumes bemerkte er, dass sein Herz kräftiger schlägt als sonst. Es stellte sich raus, dass der Serienmörder gar kein Serienmörder ist. Es war ein blonder Junge, der ungefähr gleich alt war wie Sasuke selbst. Seine widerspenstigen Haare und seine etwas schlampig lässige Kleidung verliehen ihm eine verpeilte vergessliche Gestalt eines chaotischen und vielleicht sogar etwas ungezogenen Teenagers, der sich mit allen auf Anhieb verstand. So ein extrovertierter hyperaktiver Typ, der bei jeder Party am lautesten ist. Solche Typen konnte Sasuke gar nicht leiden. Solche Typen waren viel zu oberflächlich. „Hey, wir wussten gar nicht, dass noch jemand hier ist. Ist das nicht witzig? Wir spielen Brettspiele. Willst du dich vielleicht uns anschließen anstatt allein hinter dem Trafokasten zu hocken?“ Sasuke kochte das Blut. So einen mächtigen Wutanfall bekam er schon lange nicht. Am liebsten würde er diesen Blonden mit bloßen Händen erwürgen. Er regte sich tierisch darüber auf, dass dieser Typ seine heilige hart verdiente Ruhe so unverschämt zerstört hatte, und jetzt quatscht er so unbesorgt, als ob nichts passierte. „Was glotzt du mich an, sag mal?“ Er lächelte freundlich. „Du magst keine Smalltalks, was? Dann überspringen wir diesen Teil. Ich bin Naruto. Freut mich, dich kennenzulernen.“ Naruto streckte entschlossen seine Hand aus und lächelte. Sasuke schlug auf seine Hand nicht weniger entschlossen ein. „Hn“, warf Sasuke Naruto zu. „Dein Name ist das letzte, was ich wissen will. Ich will, dass du und dein Gefolge von hier verschwindet, weißt du?“ „Du bist ja übelst freundlich. Pass auf, nicht, dass du vor Freundlichkeitsgefühlen platzt.“ „Keine Angst, es passiert nicht. Verschwindet einfach.“ „Okay, wie du befehligst.“ Naruto verdrehte die Augen und seufzte genervt. Sasuke fiel erst jetzt auf, dass er einen leichten Akzent hat. Ein Ausländer? Naruto drehte sich um und lief zu seinen Freunden: „Leute, auf eurem Schuldach wohnt ein böser schwarzhaariger Geist und will, dass wir hier verschwinden! Lass uns ihm doch entgegenkommen. Warum? Weil wir halt keine Arschlöcher sind und er schon.“ Die Gruppe diskutierte ein wenig, aber schlussendlich gewann der Blonde die allgemeine Zustimmung. Die Jugendlichen machten sich auf dem Weg zur Tür. Sasuke stand mitten auf dem Dach, beobachtete diese Szene und fühlte sich innerlich als der Sieger des heutigen Abends. Seine hart erkämpfte Ruhe wird somit wiederhergestellt. Gerechtigkeit hat gesiegt. Naruto ging als allerletzte. Er hielt kurz im Türrahmen an, drehte sich um und guckte Sasuke direkt in die Augen. Er schmunzelte belustigt. Sasuke war nicht gewohnt mit Unbekannten so einen heftigen Blickkontakt herzustellen und es fiel ihm nicht einfach diesen aufrechtzuerhalten, aber Sasuke gab sich Mühe. Schließlich wollte er dem Blonden nicht zeigen, dass er ihn mit so etwas Trivialem, wie ein Blickkontakt, aus der Fassung bringen kann. Er bemerkte, dass dieser seltsame Junge den lebendigsten Blick und die leuchtendsten blauen Augen hat, den er je gesehen hatte. „Bist du immer so eine kleine Tsundere oder hat es einen bestimmten Grund?“ Diese Äußerung ließ Sasuke sprachlos, sodass er sich beinahe verschluckte. Der Schwarzhaarige fühlte, wie er ungewollt im Gesicht errötet. Diese Tatsache regte ihn auf. Nicht, dass Naruto am Ende doch gewinnt. „Ich mag dich, du böser Dachgeist.“ Naruto bescherte Sasuke ein warmes, aber gleichzeitig herausforderndes Lächeln. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Vielleicht wirst du mir dann deinen Namen verraten.“ Mit diesen Worten ließ Naruto die Tür hinter sich zufallen und Sasuke blieb verwirrt zurück. Was ist das für ein Junge? Geht er in Sasukes Schule? Nein, es kann doch nicht sein, oder? Erstens sagte er "an eurer Schule" und zweitens würde es sich bestimmt sehr schnell rumsprechen, dass sich ein blonder Ausländer an dieser Schule rumtreibt. Sasuke war sich irgendwie sicher, dass Naruto ein Ausländer ist. Dieser Akzent, dieses Gesicht, dieser direkte Umgang und dieser äußert seltsame Name. Ja, er muss ein Ausländer sein. Naruto… warum auch immer, aber Sasuke war sich sicher, diesen Namen irgendwo gehört zu haben. Und dieser Naruto muss mit jemandem aus der Schule befreundet sein oder so, sonst wären sie gar nicht hier hochgekommen. Als Sasuke folgerte, dass der seltsame Junge nicht auf seine Schule geht, beruhigte er sich selbst damit. Eigentlich war er sonst nie auf Konfrontation aus und jetzt war ihm sein Auftritt ein wenig peinlich. Sasuke konnte sich doch so gut beherrschen und dieser Blonde und sein Gefolge brachten ihn dazu impulsiv zu werden. Er ärgerte sich darüber, sitzend auf seinem Lieblingsplatz hinter dem mittleren Trafokasten. Eigentlich sollte er das Buch lesen, aber er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Und dann gab es noch etwas. Diese leuchtenden blauen Augen hatten schon was in sich. Und dieser lässig geworfene Satz… bist du immer so eine kleine Tsundere, oder hat es einen bestimmten Grund? Am Ende ging Naruto doch als Gewinner aus, weil sich Sasukes Gedanken während des restlichen Abends nur um den seltsamen blonden Jungen drehten. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder“ - sagte er. Irgendwie erhoffte sich der verwirrte Oberschüler erneute Begegnung mit dem mysteriösen Blonden mit den leuchtenden Augen auch. Selbst wenn der stolze Uchiha es sich niemals eingestehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)