Tanz mit mir von suugakusan (…wenn du dich traust) ================================================================================ Seit der komischen Erkenntnis wurde Sasukes Leben ungemein schwer. Er steckte in einem unangenehmen Zwiespalt. Einerseits war er in Naruto verliebt, andererseits wollte er den Uzumaki es nicht wissen lassen. Deswegen versuchte er alles beim Alten zu lassen um nicht aufzufliegen, aber das ging nur bedingt gut. Der Grund dafür war ein neues Spiel, in dem die beiden seit etwa zehn Tagen steckten — dem Berührspiel. Das neue Spiel war genauso wie das alte konzipiert: wer die Berührung zuerst unterbricht, hat verloren. Deswegen laufen sie seit einer Woche mit verschränkten Fingern während der Pausen durch die Gegend. Sasuke wusste nicht mehr, wie es dazu kam und warum ausgerechnet Händchen halten, es ist auch an sich unwichtig. Wichtiger war, dass Sasuke dabei nicht aufflog und dass das Anstarren um einiges einfacher auszuhalten war. Sasuke vermisste dieses wunderschöne «Gucken, aber nicht anfassen» Prinzip — es verkomplizierte das Leben eben nicht. Durch die häufigen Berührungen gewann die Beziehung von den beiden eine neue Dimension, die Sasukes Verliebtheit nur noch stärkte. Ein Teil von ihm freute sich darüber ungemein. Er mochte, wie sich Naruto anfühlt. Uzumakis Hände waren stets angenehm warm im Gegensatz zu seinen eigenen. Der Uchiha mochte es, diese sanfte Wärme direkt anzufassen. Das Problem dabei war, dass dem Oberschüler dadurch schwieriger fiel seine Verliebtheit geheim zu halten. Er sollte nach Plan eigentlich Naruto nicht gerne anfassen. Nach Plan sollte es erzwungen wirken. Sasuke wusste manchmal nicht, ob er dieses Trotzige immer noch glaubhaft rüberbringt oder nicht. Aber wahrscheinlich schon, sonst hätte sich Naruto bereits gemeldet. Diese großmäulige blonde Bestie hätte sich bei so etwas nicht zurückhalten können. Wahrscheinlich würde er es sogar auf der Homepage des Clubs verkünden, so wie Sasuke ihn kennt. Das neue Spiel brachte auch andere Unannehmlichkeiten mit sich mit. Zum Beispiel das Essen während der Pausen. Sasuke musste mal wieder die Plätze mit Hinata tauschen, damit sie gleichzeitig essen konnten. Gott sei dank war Sasuke ein Linkshänder, diese Tatsache gestaltete die gemeinsamen Mahlzeiten nur mit einem Arm um vieles einfacher. Oder die Schuhe umzuziehen. Oder die Tatsache, dass man überall zu zweit hin musste. Außerdem nutzte Naruto diese Zeit auch anderweitig aus. Die Busfahrten wurden ab jetzt viel kuscheliger. Naruto legte seinen Kopf stets auf Sasukes Schulter. Die letzten drei Tage brachte er Sasuke sogar konsequent bis zur Haustür. Darüber war der Uchiha nicht begeistert. Er hoffte jedesmal, dass bitte keiner sie so mit verschränkten Fingern mitbekommt. Sie sahen wirklich wie ein Pärchen aus, aber sie waren ja keins. Sasuke wusste nicht, ob es sich ändern sollte. Obwohl abends in der leeren Bahn an dösenden Naruto angekuschelt zu sein sich voll schön anfühlte, sah er trotzdem nicht ein, dass sie zusammen sein sollten. Der Junge geht am Ende des Schuljahres zurück nach Hause. Nicht mal der Gott selbst weiß, ob sich ihre Wege noch kreuzen werden. Es ist sehr unwahrscheinlich. Sasuke wollte nicht, dass Naruto ihm während der verbleibenden Zeit noch mehr ans Herz wächst. Er wollte nicht, dass Naruto zu seinem Sonnenschein wird. Er wollte keine schmerzhafte Trennung am Ende. Heute wiederholte sich alles wieder: sie aßen einhändig, besuchten den Naruto-Club und dann noch das Schulsekritariat. Die Sekretärin guckte sie schräg an, sagte aber nichts. Naruto wurde davon richtig genervt. Auf dem Rückweg durfte Sasuke ein Vortrag darüber hören, dass es unnormal sei, worauf der Uchiha antwortete, dass eine Beziehung im schulischen Alter als inakzeptabel gilt, besonders an dieser Streberschule. Naruto verdrehte die Augen und sie liefen weiter. „O-o…“, fing Naruto vorsichtig an. „Was?“ „Ich muss aufs Klo.“ „Na dann geh. Ich warte draußen.“ „Dann hast du aber verloren, ne?“ Naruto lächelte. „WAS?!“ „Ja-ja…“ „Ach komm schon!“, fing Sasuke an. „Soweit müssen wir es echt nicht treiben!“ „Ich würde aber mit dir mitkommen“, Naruto grinste erneut. „Oh Gott, bist du eklig!“ Sasuke verzog das Gesicht. „Du bist ja verrückt!“ „Tja, ich mach alles für einen Sieg!“ „Weißt du was?“ „Was?“ Sasuke überlegte kurz und ließ wütend ab: „Verdammt! Na dann komm ich halt mit!“ „Haha!“ Naruto fing an zu lachen. „Kannst nicht verlieren, was?“ „Nein… so ne Scheiße“, murmelte Sasuke. „Wortwörtlich“, fügte Naruto hinzu. „Verdammt, musst du etwa…“ „Nein!“ Naruto lachte mal wieder. „Wollt dich nur verarschen.“ „Hat aber viel zu gut funktioniert“, murmelte der Uchiha unzufrieden. „Kommst du also wirklich mit?“, hackte Naruto nochmal nach. „Ja.“ „Du kannst noch aufgeben.“ „Würd ich ja gerne! Aber ich bin leider viel zu gewinnversessen, also geh ich stattdessen mit. Selbst wenn es super eklig ist.“ „Wow, wie reflektierend!“ Naruto kicherte. „Hör auf, Schwachkopf! Du bist auch so!“ „Tja, ich würd ja an deiner Stelle aufgeben…“, merkte der Uzumaki an. „Was?! Du meintest doch vor fünf Minuten, dass du mitkommen würdest!“ „Ich sagte doch «an deiner Stelle». In der umgekehrten Situation wäre ich auf jeden Fall mitgekommen!“ „Na siehst du! Du bist genauso!“ „Deswegen passen wir ja so gut zusammen…“ Der letzte Satz klang viel zu ernst für Sasukes Geschmack. Naruto schaute ihn in dieser Sekunde auch anders an. Seine Augen grinsten nicht mehr hinterhältig wie sonst. Sie schauten liebevoll und sanft. Sasuke wusste gar nicht, dass Naruto auch so zart zu ihm sein kann. Dem Uchiha wurde an der Stelle unangenehm. „Hey! Wir sind kein Paar“, sprach der Junge strikt aus. „Wie du sagst…“ Und schon grinsten Narutos Augen hinterhältig. „Nein, jetzt ernsthaft.“ Sasuke wollte unbedingt deren Beziehungsstatus klarstellen. „Ja-ja, ich widerspreche nicht. Wir sind kein Paar.“ Obwohl es genau das war, was Sasuke hören wollte, klang es nicht so, wie es klingen sollte. „Ich meine es so wie ich es sage“, ließ Sasuke nicht los. „Ja-ja, ist okay. Guck, wir sind angekommen.“ Naruto wechselte das Thema. „Du kannst noch aufgeben, Muffin.“ Sasuke spürte, wie Naruto die Zeit herauszögerte. Ihm war es eindeutig unangenehm und der Uchiha fand es unterhaltsam. „Du ja eigentlich auch.“ „Ne, das ist keine Option. Wenn, dann musst du es machen.“ „Nö“, zog der Uchiha in die Länge. „Geh schon.“ „Na gut…“ Naruto atmete kräftig durch und wagte einen Schritt hinein. Zum Glück war keiner drin. Die Jungs gingen zögerlich zur letzten Kabine durch und Naruto ging rein. Die Tür ließ einen kleinen Spalt, durch den Sasuke Narutos Hand halten konnte. Der Junge stützte sich mit dem Rücken ab und wendete sein Gesicht ab. „Letzte Möglichkeit aufzugeben“, hörte Sasuke von Innen. „Dito. Letzte Möglichkeit“, hallte er nach. „Überleg‘s dir“, befahl der Blonde. „Überleg‘s du dir“, Sasuke konterte. „Na gut…“ „Mach’s einfach. Je eher du anfängst, desto eher ist es vorbei.“ „Willkommen zur Minute der Weisheit mit Sasuke Uchiha!“, sprach der Blonde aufgeregt aus. „Möchten Sie vielleicht noch etwas sagen?“ „BEEIL DICH, VERDAMMT!“, ließ Sasuke wütend ab. „Okay…“ Für eine ganze Weile passierte nichts. Eine absolute Stille herrschte. Sasuke spürte, dass sich Naruto überhaupt nicht bewegt. „Bist du da drin etwa gestorben?“, rief er rein. „Natürlich nicht! Es ist verdammt peinlich!“ „Na dann gib einfach auf! Dann lass ich dich in Ruhe!“ Naruto kam stumm raus und guckte Sasuke bettelnd an. „Bitte, Muffin, mach du es! Gönn‘s mir!“, stöhnte der Uzumaki erschöpft. „Ich platze gleich!“ „Ich hab für dich nur ein Wort — Selbstschuld.“ Sasuke genoss mal wieder, dass er volle Kontrolle über Naruto hatte. Jetzt war er an der Reihe mit dem hinterhältigen Grinsen. Tja, am besten lacht derjenige, der es zuletzt tut. „OH MANN!“, rief der Uzumaki aus. „Kannst du nicht ein Mal nett zu mir sein?!“ Mit diesen Worten trafen sich ihre Blicke. Sasuke las in den himmlischen Tiefen eine leichte Verzweiflung. Na gut, für heute hat er sich genug an Narutos Leid ergötzt. Wahrscheinlich sollte er wirklich ein Mal nett zu ihm sein. „Ich warte draußen.“ Der Uchiha ließ die warme Hand los und ging weg. Nach fünf Minuten kam der Uzumaki raus und verkündete stolz mit übergroßem Grinsen im Gesicht: „Puuuh, ich bin offiziell neu geboren!“ „Das war aber eine schwere Geburt.“ Sasuke kicherte. „Hä? Wen höre ich da labbern?“ Naruto senkte sein Ohr spielerisch zu Sasuke und machte ein überraschtes Gesicht. „Ach! Das ist doch Mister Verlierer!“ Uzumaki führte seinen Siegestanz vor: „Du hast verloren! Du hast verloren!“ „Pfff! Ich hab nicht verloren, ich hab dich verschont, du Schwachkopf!“, warf der Uchiha unzufrieden und begab sich in Richtung des Ausgangs. „Schwachkopf?“, fragte Naruto nach. „Und was ist aus «Sonnenschein» geworden?“ „Ha! Als ob du es dir heute verdient hast!“ „Verdiene ich es vielleicht, wenn ich dich nach Hause bringe?“ Naruto lächelte Sasuke warm an. Der Uchiha wusste sofort, warum Naruto es annahm. Die letzten drei Abende nannte Sasuke ihn so beim Verabschieden. Vermutlich hoffte Naruto, dass diese Glückssträhne noch nicht vorbei ist. Der Schwarzhaarige bekam dabei dieses komische Gefühl im Bauch. Obwohl er heute das Spiel nicht rechtmäßig verlor, genoss er den Tag trotzdem. Und ja, es lag an diesem blonden Jungen, der ihn die letzten 15 Sekunden bettelnd anguckte. Sasuke wollte die letzten möglichen 45 Minuten mit diesem Schwachkopf verbringen. Na und? Wen kümmert‘s schon! Außerdem wollte Naruto selbst seine Begleitung spielen. Dann sind doch alle zufrieden, oder? „Vielleicht“, ließ Sasuke geheimnisvoll ab. „Na gut, dann komm ich mit!“ Narutos Augen leuchtete märchenhaft auf. Sasuke sah darin eine unverfälschte kindische Freude. Der Uchiha grinste. Heute liefen die Beiden ohne einander bei der Hand zu halten. Auch in den öffentlichen wurde es weniger kuschelig. Naruto achtete plötzlich auf Sasukes persönlichen Grenzen. In der Bahn saßen sie sogar auf gegenüberliegenden Bänken. Sasuke fragte warum der Uzumaki auf einmal so anders tickt. Dem Uchiha fehlte der blonde Kopf auf seiner Schulter. Während der vergangenen zehn Tage gewöhnte sich der Junge daran. Nach einem zehnminütigen Fußweg erreichten sie die Uchiha Residenz. Sie blieben stumm vor dem Tor stehen. Keiner sagte was. Die letzten drei Abschiede verliefen genauso komisch. Sasuke hasste diesen Moment. „Na gut, Muffin…“ Naruto wagte sich als erstes etwas zu sagen. So wie die vergangenen drei Abende auch. „Dann bis morgen?“ „Bis morgen!“ „Hey, und wo bleibt «Sonnenschein»?“ „Heute mal ohne.“ „Ernsthaft?“ „Ja, ernsthaft.“ „Und wenn ich so mache…?“ Naruto lehnte sich nach vorn und neigte den Kopf etwas nach links. Seine Lippen öffneten sich leicht und er legte seine Arme um Sasuke unauffällig herum. „Fass mich nicht an, die Wette ist schon vorbei.“ Sasukes Befehl klang etwas ängstlich. „Das bin ich dir trotzdem schuldig…“ Mit diesen Worten verkürzte der Uzumaki die Distanz zwischen ihnen noch ein bisschen. Und dann noch ein bisschen. Und noch ein bisschen… er machte es so lange, bis sich ihre Lippen aufeinandertrafen. Sie verschmolzen zu einer Einheit. Diesmal war Naruto nicht untätig und dadurch fühlte sich das Küssen sofort viel romantischer an. Sasuke war darauf eigentlich nicht vorbereitet und es haute ihn komplett um. Seine Sinneswahrnehmung wurde komplett durcheinandergebracht. Sein gesamtes Wesen war in diesem einen Augenblick nur auf Naruto eingestellt. Sasuke schloss die Augen. Im Moment war die Umgebung eher störend. Er wollte im vollen Umfang genießen, wie diese weichen Lippen ihn immer und immer wieder küssten; er wollte jede Bewegung dieser feuchten Zunge spüren und nachmachen; er wollte sicher stellen, dass jedes kleine genüssliche Hauchen seines Gegenübers nicht unbemerkt bleibt; er wollte sich in Narutos starken Armen vor der restlichen Welt verstecken um diesen blonden Schwachkopf noch etwas länger küssen zu können; und dann noch etwas länger; und noch ein bisschen; und noch ein wenig… Kaum fing es an, war es bereits vorbei. Naruto stand plötzlich akzeptabel weit weg. Auf einmal wurden die persönlichen Grenzen wieder wichtig. Oh Gott, warum haute er denn ab?! Was soll das?! Sasuke wollte noch gar nicht aufhören. Narutos Eile verwirrte ihn und machte ein wenig sauer. „…den ersten hab ich ja nicht erwidert“, Naruto beendete wispernd den Satz, von dessen Existenz Sasuke mittlerweile vergaß. „Sind wir jetzt quitt?“ Die Aussage klang ein bisschen aggressiver als sie gemeint war. „Ähm… ich denk schon“, sprach der Blonde zögerlich aus. „Prima.“ „Dann bis morgen, ja?“ „Ja, bis morgen.“ Naruto drehte sich um und lief zurück zum Bahnhof. Sasuke blieb stehen. Er wollte dem Blonden noch ein bisschen hinterhergucken. Er war erfüllt mit Freude und ein wenig traurig, dass der Kuss schon vorbei ist. Sein Herz klopfte wie verrückt gegen seine Rippen. Die Schmetterlinge in seinem Bauch waren ekstatisch. Jetzt erst konnte er dieses komische Gefühl richtig identifizieren. Ja, er hat sich sowas von in diesen Idioten verliebt! Er hat sowas von den Krieg verloren! Na und? Selbst wenn, interessierte es Sasuke nicht mehr. „Naruto!“, rief er dem Blonden hinterher. Uzumaki drehte sich um und blieb stehen. „Du bist ein Sonnenschein!“, fügte Sasuke hinzu. „Haha!“, Naruto fing an zu lachen. „Und du bist ein Muffin!“ Uzumaki überlegte kurz und sagte: „Nein, du bist mein Muffin!“ Die Jungs starrten sich eine Weile an. Sasukes Herz flimmerte. Plötzlich lief Naruto auf ihn entschlossen zu. Der Schwarzhaarige wurde deswegen etwas unruhig. Was will er denn? Schon war der Blonde in seiner unmittelbaren Nähe. „Komm her“, Uzumaki legte die Arme um Sasuke herum. „Was hast du eigentlich vor?“, ließ Sasuke leise ab. „Das hier…“ Und dann küssten sie sich erneut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)