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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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Naruto und Sasuke hingen in einem undefinierbaren Etwas mit einem Krieg, ständigen Streitereien und seltenen sinnlichen Zungenküssen schon seit zwei Wochen. Sie waren immer noch kein Paar. Heute hatten die Jungs trotzdem ein „Keindate“. Es sah wie ein Date aus, war aber keins, weil es sich dabei um einen verpflichtenden Besuch eines Schulfestivals handelte. Sasuke fand letzte Woche raus, dass seine Klasse seit dem Anfang des Jahres eine überaus wichtige Mission austrug. Die Schüler mussten dem Neuankömmling hiesige Kultur nur von den schönen Seiten präsentieren. Anscheinend gelten die Schulfestivals als etwas schönes, warum auch immer. Sasuke mochte diese Veranstaltungen noch nie. Und jetzt muss er mit Uzumaki dahin. So sagt irgendein mysteriöser Plan, den der Uchiha noch nie zu Gesicht bekam. Beim Versuch die Sache aufzuklären, fühlte es sich so an, als hätten sich alle gegen ihn verschworen, weil alle die Legende von der Neuankömmlingbetreuung ziemlich brav befolgten. Wahrscheinlich machten alle mit, damit dieses Keindate zustande kommt. Ob es eine Verschwörung gab, oder nicht, ob der Plan existierte, oder nicht, war egal. Der Uchiha musste diesen unglaublich kostbaren Sonntag auf Naruto opfern. Sein Bruder wurde spontan auf eine Dienstreise nach Hause geschickt und Sasuke würde lieber den Tag zuhause mit Itachi verbringen. Besonders weil der Uzumaki auch nicht besonders begeistert von dem Festival war. Sie hingen hier bereits seit zwei Stunden rum, besuchten schon alle Essensstände und viele Klassenräume mit diversen Unterhaltungen. Der Blonde beschwerte sich ununterbrochen, gehen wollte er aber trotzdem nicht. Also musste sich Sasuke etwas einfallen lassen.
 

„Sasuke-chaaaaan! Lass uns lieber in den Innenhof gehen und knutschen! Das macht viel mehr Spaß!“

„Nein.“

„Wieso?“, jammerte der Uzumaki rum. „Wir küssen uns doch ziemlich gerne!“

„Überhaupt nicht!“, stritt Sasuke etwas verlegen ab und fing dabei Narutos hinterhältige Grinsen. „Und außerdem wenn es so öffentlich ist, ist mir so oder so nie danach.“

„Das heißt also, wenn ich eine geheime Ecke finde, darf ich dich dann dahin locken und küssen?“

„Wenn ich dich in diesem Moment küssen möchte und mir die Ecke gefällt, vielleicht könntest du mich umstimmen…“ Sasuke sah, wie Naruto bei diesen Worten buchstäblich aufleuchtet.

„Herausforderung angenommen!“, verkündete der Blonde stolz. Sein Gesicht wurde sofort nachdenklicher. Er generierte bereits Ideen.
 

Sasuke lächelte. Er fand den Uzumaki in diesem Moment unglaublich süß.
 

„Dann lass uns aufs Dach gehen, da ist es immer schön.“ Naruto kam schon mit dem ersten Vorschlag an.

„Nein, ausgeschlossen“, wendete der Uchiha ein.

„Wieso denn?“

„Hast du nicht gehört? Der Literaturclub macht da eine Lesung…“

„Oh nein! Wie lahm! Na gut, dann auf zum Innenhof!“

„Das hast du schonmal vorgeschlagen und das hab ich schonmal abgelehnt. Also nein.“

„Na gut, dann Klo im dritten Stock.“

„Mir gefällt die Ecke nicht.“

„Wieso denn?!“

„Die stinkt! Deswegen!“

„Oh Mann, warum muss ich deine komischen Ansprüche berücksichtigen?!“ Naruto jammerte.

„Weil du mit mir knutschen willst und nicht andersrum“, merkte Sasuke belehrend an.

„Es ist gefühlt nie andersrum…“
 

Der letzte Satz klang auf einmal sehr melancholisch. Kaum konnte Sasuke etwas dazu einwenden, fuhr Naruto fort:
 

„Sorry, hab ein bisschen zu laut gedacht. Also, wo können wir sonst hin? Was hältst du von den Schränken mit den Schuhen? Man kann sich dort sehr schön verstecken.“ Naruto wechselte schleunigst das Thema. Anscheinend stieß Sasuke ungewollt auf etwas, was dem Blonden unangenehm war. Der Uchiha hackte nicht nach.

„Die Ecke gefällt mir auch nicht.“

„Ach komm schon!“

„Nein! Nicht privat genug!“

„Versteh nicht was du willst…“ Naruto seufzte. „Man kann sich doch bei diesem Festival in jedem denkbaren Loch verstecken! Jedes Klassenzimmer hat ja irgendeine schräge Installation oder so…“
 

Plötzlich sah Sasuke in Echtzeit, wie Naruto auf eine, seiner Meinung nach, brillante Idee kommt. Der Blonde grinste übermäßig und seine blauen Augen strahlten ein magisches Licht aus.
 

„Ich weiß was wir machen! Wir spielen verstecken! Der eine sucht eine privat genuge und nicht stinkende Ecke aus und der andere muss ihn dann finden.“

„Das ist die dümmste Idee, die du je generiert hast, Uzumaki“, Sasuke hob eine Augenbraue hoch.

„Ja, ich weiß! Und genau darum ist sie toll!“, fügte der Blonde lebhaft hinzu.
 

Sasuke fing an herzlich zu lachen.
 

„Ach, Naru, du bist so witzig!“, presste Sasuke durch den Lachanfall aus. „Na gut, wir spielen verstecken.“

„Dann lass uns vielleicht ein paar Regeln klären.“

„Okay?“

„Ich dachte, dass man sich fünf Hinweise per Handy holen darf und dass man das Schulgebäude nicht verlässt. Klingt es fair?“

„Ja, klingt sinnvoll.“

„Na gut, dann fängst du an. Ich geb dir 10 Minuten Zeit.“
 

Sasuke rannte los. Der Junge wusste nicht, wo er hin soll. Er lief planlos durch die Korridore und fand nichts passendes. Er dachte zunächst an einen Putzmittelschrank, aber es wäre superpeinlich irgendwo wortlos in einen Putzmittelschrank zu steigen. Wie würde es denn aussehen? Vermutlich sehr schräg. Eine andere vergleichbar private Alternative kam Sasuke nicht auf die Schnelle. Er rannte blind durch das Schulgebäude in der Hoffnung auf die perfekte Ecke zu stoßen.
 

Mittlerweile verblieben es nur noch 60 Sekunden und Sasuke wurde leicht verzweifelt. Er musste jetzt handeln. Der Junge rannte kurzerhand in den ersten Raum und hoffte auf ein Wunder. Und natürlich hatte er überhaupt kein Glück. Drin bat jemand ein Malkurs an, welches überhaupt nicht gut besucht war. Eigentlich war überhaupt keiner drin außer den Künstlern und dem aufgewühlten Sasuke Uchiha. Der Junge verspürte einen mächtigen Adrenalinrausch, als er, die Menschen ignorierend, auf den Putzmittelschrank entschlossen zulief und sich da hastig einschloss. Oh Gott, wie peinlich! Wahrscheinlich dachten die drei Schüler, dass Sasuke total durchgeknallt ist. Und wahrscheinlich stimmte es auch. Aber nichtsdestotrotz war diese ganze Sache ziemlich aufregend. Sasukes Handy vibrierte und er bekam eine Nachricht von Naruto:
 

„Ich geh dich suchen. Gib mir bitte die ersten drei Hinweise“
 

Der Schwarzhaarige überlegte kurz. Er wollte nicht zu viel und nicht zu wenig verraten.
 

„Ich bin in einem Raum, der sich in einem anderen drin befindet. Hier ist es eng und dunkel. Ich bin aber nicht ganz allein hier“

„Oo“, kam als Antwort zurück. „Das wird lange dauern“
 

Die ersten fünfzehn Minuten waren immer noch richtig aufregend. Sasukes Herz pochte jedesmal, als jemand zum Schrank kam. Er dachte, vielleicht hat der Blonde ihn endlich gefunden. Aber jedesmal war es eins der drei verwirrten Schüler. Naruto verbrauchte seine fünf Hinweise und ist schlussendlich drauf gekommen, dass der Uchiha in einem Putzmittelschrank sitzt. Wahrscheinlich jetzt ist es nur noch Frage der Zeit, bis der blonde genau diesen entdeckt.
 

„Gefunden!“
 

Die Metalltür ging so plötzlich auf, dass Sasuke vor Überraschung zusammenzuckte. Vor ihm saß der fröhliche Blonde und grinste ihn an.
 

„Du hast aber echt lange gebraucht“, warf Sasuke wertend.

„Ich weiß, aber jetzt hab ich dich!“
 

Naruto packte Sasuke an den Handgelenken fest und kam etwas näher.
 

„Ich möchte meinen Preis abholen“, wisperte der Blonde geheimnisvoll.

„Ich glaub, sie gucken“, erwiderte Sasuke verklemmt. Die Präsenz der drei Schüler verunsicherte den Schwarzhaarigen total.

„Den ist egal, was wir hier machen. Komm her.“ Naruto versuchte Sasuke zu küssen, aber er konnte ausweichen.

„Es ist mir trotzdem unangenehm.“

„Na gut, dann halt nicht.“ Naruto ließ seine Handgelenke los und warf überheblich: „Eine Scheißecke hast du dir ausgesucht, Uchiha!“

„Haha, hast wohl recht!“ Da konnte Sasuke nur zustimmen.

„Na dann bin ich wohl dran, was?“

„Okay, deine zehn Minuten fangen jetzt an. Los!“
 

Naruto rannte energisch weg. Sasuke lächelte ihm verträumt hinterher. Ach, dieser Blonde ist schon süß, was? Bevor Sasuke den menschenlosen Malkurs verließ, entschuldigte er sich bei den drei Gastgebern und kaufte sich sogar einen Farbenkasten. Ihm war die Aktion immer noch peinlich. Aber das Spiel machte trotzdem Spaß. Er setzte sich wartend im Flur hin. Nach zehn Minuten schrieb er den Uzumaki an mit der Bitte nach einem Hinweis. Als Antwort kam nur ein einziges Wort: „gewinnversessen“.
 

Sasuke war zunächst verwirrt. Gewinnversessen? Wieso gewinnversessen? Hmmm… warte mal!
 

…ich bin leider viel zu gewinnversessen, also geh ich stattdessen mit. Selbst wenn es super eklig ist.
 

Sasuke erinnerte sich an das Berührspiel von vor zwei Wochen. Ach ja, Naruto meint das Klo im dritten Stock. Wie unkreativ! Der Uchiha lief entschlossen dahin und bingo! Naruto saß in der letzten Kabine.
 

„Ich hab dich! Komm raus!“, rief Sasuke laut.

„Nein! Ich bin nicht Naruto!“, kam von innen. Naruto sprach in einer höheren Stimme als sonst.

„Hör auf!“

„Na gut.“ Naruto kam raus.

„Du hattest die ganze Schule, warum musstest du dich ausgerechnet im dreckigsten Klo verstecken?“

„Weil hier keiner hingeht. Drei Leute im einem riesigen Raum hinter einer undurchsichtigen Schranktür haben dich ja gestört.“

„Pfff! Es war viel zu hell, okay?“
 

Der Junge legte seine Arme um Sasuke herum und zog ihn zu sich hin.
 

„Du willst doch jetzt nicht ernsthaft hier knutschen, oder?“, fragte Sasuke mit Verdacht.

„Doch, genau das habe ich vor.“

„Na dann müsstest du mich aber richtig schnell finden!“ Sasuke entriss aus Narutos Halt und rannte los.

„Hey, Muffin! Unfair!“, warf Naruto hinter.

„Ich such für uns diesmal ein gutes Versteck, okay?“

„Gib dir aber Mühe!“
 

Sasuke rannte mal wieder durch die Schule und plötzlich bemerkte er einen Klassenraum mit der Aufschrift „Zauberwald“. Der Zauberwald bestand aus einer Strecke aus Hindernissen und einem kleinen Café. Er schien ursprünglich für Kinder im Grundschulalter gedacht zu sein. Die Strecke war leer. Im Gegensatz dazu war das Café sehr gut besucht, aber nicht von den Grundschulkindern, sondern von den betrunkenen Oberschülern. Im Raum roch es stark nach Alkohol. Die Waldbewohner bemerkten den schwarzhaarigen Eindringling gar nicht. Sie waren in eine sehr lebhafte Diskussion über Politik involviert. Sasuke sah ein großes Stoffrohr, durch das man krabbeln sollte. Allgemeine Stimmung spielte direkt in Sasukes Hände — und so wurde das perfekte Versteck entdeckt. Keiner bemerkte, wie ein fremder Junge in das Stoffrohr hineinkrabbelte und sich dort halbliegend ausbreitete. Perfekt!
 

Naruto meldete sich, nachdem die Zeit abgelaufen ist:
 

„Hinweis?“

„Wie viele?“

„2“

„In einem Wald gibt es ein Rohr, da bin ich drin.“

„Ähm… gib mir noch einen Hinweis.“

„Bin umgeben von betrunkenen Waldtrollen.“

„Oh, hört sich spannend an. Ich geh mal suchen“
 

Sasuke lag gefühlt eine ganze Ewigkeit im Stoffrohr. Die Diskussion wurde in der Zwischenzeit nicht weniger lebhaft. Es schien, als werden sie noch eine ganze Weile beschäftigt sein. Sehr schön! Aber Sasuke musste schon zugeben, dass sich die Veranstalter Mühe gegeben haben. Der Wald machte einen märchenhaften Eindruck durch eine warme sanfte Beleuchtung und eine wunderschöne Deko. Sasuke betrachtete die Umgebung, hörte der Diskussion zu und wurde dabei schläfrig. Vom Blonden war noch keine Spur. Der Uchiha döste ein.
 

„Hier bist du ja!“
 

Die laute Stimme von Naruto unterbrach Sasukes friedliches Schlummern. Uzumakis Gesicht entstand auf einmal direkt vor seinem.
 

„Endlich hab ich dich! Ich hab fast vierzig Minuten nach dir gesucht“, beschwerte sich der Blonde. „Aber das hier ist wirklich ein sehr gutes Versteck. Hast du gut gemacht, Muffin.“
 

Naruto biss sich auf die Lippe und kam noch näher. Jetzt verging Sasukes Schläfrigkeit vollständig und er verstand plötzlich, dass Naruto mindestens zu 50 Prozent auf ihm liegt. Im Stoffrohr gab es nicht viel Platz und der Blonde musste quasi direkt auf seinem Schoß sitzen. Nur wenige Zentimeter und Narutos Ellbogen trennten deren Oberkörper voneinander. Sasuke spürte Narutos sanfte Wärme trotzdem am ganzen Körper und an den Oberschenkel besonders gut. Der Uzumaki war ganz schön durcheinander wegen der anstrengenden Suchaktion. Er lächelte dennoch herzlich und ein wenig dümmlich. Sein Gesicht drückte eindeutig aus, dass er richtig peinlich verknallt ist und jetzt das Objekt seiner Verliebtheit betrachtet. Das warme rosa-grüne Licht umrahmte dieses fröhliche Gesicht so, dass seine Haut märchenhaft leuchtete. In seinen blauen Augen brannte ein wildes leidenschaftliches Liebesfeuer, das Sasuke wie einen verirrten Falter anlockte. Sasuke konnte seinen Blick von diesem mysteriösen Fabelwesen nicht nehmen. Er war verhext. Er wollte in dieser Sekunde nur ihn. Alles andere hörte für ihn auf zu sein.
 

„Ich will dich küssen“, wisperte der Uzumaki leise.
 

Sasuke antwortete nichts. Stattdessen führte er seine Hand in die weizenfarbenen Locken hinein und drückte Narutos Kopf zu sich hin. Und oh Glück! Narutos Lippen landeten direkt auf seinen eigenen.
 

„Wetten, dass du keine weitere Sekunde so aushältst?“, sagte Sasuke mit Naruto Lippen auf seinen eigenen und grinste.

„Richtig, Muffin. Darauf wette ich nicht“, erwiderte Naruto und fuhr mit einem Kuss fort.

„Wie schön! Ich hätt’s auch nicht ausgehalten.“
 

Die Jungs küssten sich für eine ganze Weile. Mittlerweile sah es mehr nach Rummachen aus. Sasuke dachte nicht, dass er je wieder etwas schlimmeres als die letzte Begleitung nach Hause mit fünfzehnminütigen öffentlichen Rumknutschen erlebt. Und tja… hat nicht besonders lange gedauert, bis es so ins Verderben abrutschte. Am Boden liegend, umgeben von unbekannten betrunkenen Jugendlichen, machte Sasuke tatsächlich mit einem seiner Mitschüler rum. Ist es nicht krass?! Unter keinen sonstigen Umständen würde sich der stolze Uchiha so eine niedere Aktion erlauben, als unter diesen. Denn Sasukes Verlangen war in dieser Sekunde stärker als alles andere. Und darin bestand die einzigartige Uzumaki-Magie.
 

„Hey, ihr zwei! Wir haben Kinder hier, die darin wollen! Verschwindet gefälligst!“, verkündete eine betrunkene Stimme.

„Okay, kein Problem!“, meldete sich Naruto sofort. Sasuke war so betäubt von Glückshormomen, dass er erstmal untätig blieb. „Muffin, komm! Wir müssen raus hier.“
 

Naruto zog den Schwarzhaarigen raus und schon saßen beiden Jungs draußen. Es war bereits dunkel. Das Festival neigte sich dem Ende zu.
 

„Wo wollen wir jetzt hin?“, fragte der Uzumaki involviert.

„Nach Hause?“ Sasukes Vorschlag klang wie eine Frage.

„Wieso denn nach Hause?“

„Na ja, es ist spät und die Veranstaltung ist eh gelaufen… von daher…“
 

Naruto schloss Sasuke in eine Umarmung ein.
 

„Heeey…“, sprach Sasuke etwas faul ein. Er versuchte den Blonden wegzuschieben.

„Was denn? Willst du nicht mehr?“

„Nein, nicht wirklich…“

„Na gut, dann nicht.“ Naruto verstummte und ließ den Schwarzhaarigen los. Die beiden Jungs schwiegen sich einige Minuten an. „Schade eigentlich, ich würde dich so gerne ans Ende der Welt entführen“, sprach der Uzumaki melancholisch und etwas verträumt aus und fügte scherzend hinzu: „Oder halt zu mir nach Hause, das würde ja schon reichen.“

„Ist es etwa eine Einladung?“ Sasuke Stimme klang gewollt verdächtig. Aber eigentlich wusste der Junge nicht, ob er möchte, dass diese kleine Anmerkung als eine Einladung gemeint war.

„Nein, nur laut gedacht. Sorry, meine Zunge ist heute viel schneller als mein Gehirn, ich schaff sie nicht aufzuhalten.“

„Ist es nicht immer so?“, Sasuke kicherte.

„Nein, überhaupt nicht.“ Narutos blaue Augen wurden plötzlich sehr ernst. „In meinem Kopf herrscht Chaos, weil ich an alles gleichzeitig denke. Wenn ich das alles an dir auslassen würde, wäre es wahrscheinlich sehr brutal.“

„Woran denkst du so zum Beispiel?“

„Ach, an alles mögliche… ich möchte dich wirklich nicht damit belasten. Belassen wir es bitte dabei, okay?“

„Na gut…“
 

Die Jungs liefen jetzt zur Bushaltestelle ohne sich dabei zu unterhalten. Sasuke guckte Naruto heimlich an. Der Blonde machte einen ganz gewöhnlichen Eindruck. Vielleicht wirkte er ein wenig abwesender als sonst. Sasuke bekam trotzdem ein brennendes Verlangen herauszufinden, woraus das Chaos in diesem blonden Kopf besteht. Was beschäftigt Naruto? Welche Sorgen verstecken sich hinter den sonnigen Locken? Was hält der Uzumaki von ihm, wenn er ganz-ganz ehrlich ist? Der letzte Part interessiere Sasuke besonders. Mittlerweile war sich der Uchiha sicher, dass Naruto in ihn total verliebt ist. Aber möchte er eine Beziehung? Sasuke selbst wusste überhaupt nicht, wo diese Spielchen eigentlich hinführen.
 

Mittlerweile erreichten die Jungs die Haltestelle. Sie hatten Glück, weil der Bus ziemlich zügig kam. Während der Fahrt zum Bahnhof wurde der Uzumaki wieder belebter. Er teilte seine Eindrücke vom Festival mit, aber Sasuke hörte mit einem halben Ohr zu. Er sah diesen quatschenden Ausländer und fragte sich, was hinter der fröhlich unbesorgten Fassade nun wirklich steckt. Dem Uchiha wurde bewusst, dass er diesen mysteriösen Jungen überhaupt nicht kennt. Was ist seine Geschichte? Warum kann er Sasukes Sprache so gut? Warum interessierte er sich für sein Land überhaupt? Wie sah sein Werdegang zum Profitänzer aus? Wie funktioniert bei ihm zuhause das Schulsystem? Und seine Familie? Sind die Uzumakis auch so verrückt wie die Uchihas? Hat er vielleicht Geschwister? Haustiere? Was machen seine Eltern beruflich? Wohnt er in einem Haus oder in einer städtischen Wohnung? Welches Land gefällt ihm eigentlich besser? Auf all diese Fragen wusste der Uchiha keine Antworten. Alles, was Sasuke wusste, war, dass Naruto in manchen Hinsichten genauso ist wie er selbst: er ist gewinnversessen, stur und mag eine gute Auseinandersetzung im Namen der Wahrheit. Und dass sie in einander total verliebt sind.
 

Am Bahnhof hatte Sasuke ebenfalls Glück, seine Bahn kam beinahe sofort. Er verabschiedete sich von Naruto, diesmal ohne ihn geküsst zu haben. Und dann fuhr er weg. Die Bahnfahrt verging unglaublich nachdenklich. Sasuke erinnerte sich plötzlich an einige komische Aussagen, die Naruto über ihn ab und zu abließ:
 

Bist du eine kleine Tsundere oder hat es einen bestimmten Grund?
 

Ja, verdammt! Ich bin halt in dich verknallt! Und da tue ich manchmal dumme Sachen! Tut mir halt leid, okay?
 

Hä? Wie nicht mein Problem! Du machst doch dasselbe mit mir! Es verletzt mich ein bisschen; oder so… sorry, das war gerade echt schräg. Tun wir so, als hätte ich es nicht gesagt, okay?
 

Nein, du bist mein Muffin!
 

Bin ich wirklich ein Sonnenschein? Wenn ja, dann würde ich mich sehr darüber freuen.
 

Es ist gefühlt nie andersrum.
 

Am liebsten würde ich dich ans Ende der Welt entführen; oder halt nach Hause, es würde ja schon reichen.
 

Sorry, hab ein bisschen zu laut gedacht…
 

Ach, an alles mögliche… ich möchte dich wirklich nicht damit belasten. Belassen wir es bitte dabei, okay?
 

Heute Abend überlegte Sasuke noch lange, als was Naruto ihn nun ansieht. Er vermutete alles mögliche von der Liebe des Lebens bis zu einem seltsamen Spielzeug. Aber als er sich an all die komischen Aussagen erinnerte, wurde die erste Variante plötzlich wahrscheinlicher. Uzumakis kleine Ausrutscher erklungen fast jedesmal mit einer hauchdünnen sanften Traurigkeit. Aber mit Sicherheit wusste Sasuke es nicht. Naruto direkt zu fragen war ihm peinlich, weil es eine gewisse Ernsthaftigkeit implizieren würde. Der Junge war sich nicht sicher, ob er darauf vorbereitet war. Außerdem verliehe die Ungewissheit diesem komischen Miteinander eine angenehme Schärfe. Der Uzumaki war an sich im einem sehr positiven Sinne unberechenbar. Und dadurch, dass nichts fest stand, blieb die Atmosphäre zwischen den beiden sehr spannend. Sasuke wollte herausfinden, womit Naruto ihn beim nächsten Mal überrascht. Ob Naruto das hier für eine kurzlebige, aber feste Beziehung aufgeben möchte?
 

Wenn nein, dann ist alles klar.
 

Und wenn ja?
 

Was sollte der Uchiha dann machen? Denn mittlerweile war er in diesen blonden Jungen mit leuchtend blauen Augen so ziemlich unsterblich verliebt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2019-08-27T13:45:57+00:00 27.08.2019 15:45
Ruf mal jemand die Feuerwehr im Hause Ushiha steigt Rauch auf.

Hihi geniales Kapitel
Antwort von:  suugakusan
27.08.2019 15:48
Haha, danke! Vielleicht kann ja Naruto sich um diesen Brand kümmern :D


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