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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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Sasuke musste während der gesamten nächsten Woche ans vergangene Wochenende zurückdenken. Besonders ans Schulfestival. Besonders ans Verstecken. Besonders an den Zauberwald. Besonders an das dünne Stoffrohr. Und ganz besonders daran, was sich da drin abspielte. Mmm, Naruto… Sasuke beleckte sich unbewusst die Lippen. Jetzt konnte sich der Junge nicht mehr belügen: Er ist in Echt hoffnungslos in den blonden blauäugigen Austauschschüler verliebt. Jetzt, wo er sich selbst diese zuvor zutiefst abstoßende Tatsache gestand, musste Sasuke feststellen, dass dieses Verliebtsein eigentlich überhaupt nicht abstoßend ist. Ganz im Gegenteil. Es ist ziemlich schön verliebt zu sein. Sasukes schwarzhaariger Kopf war voll von fluffigen Tagträumen, die die Schmetterlinge in seinem Bauch verrückt werden ließen. Am vergangenen Sonntag wurde ihm bewusst, dass er Naruto kaum kennt. Aber Sasuke war darüber überhaupt nicht traurig; er fand unglaubliches Vergnügen daran, über Uzumakis Leben stundenlang zu fantasieren. Der Uchiha erfand verrückteste Antworten auf die unzähligen Fragen zu Narutos Person. Zum Beispiel spricht Naruto so gut seine Sprache, weil er ein Kind von Exspionen ist, die ihm die Sprache aus Langeweile beigebracht haben. Die Uzumakis haben keinen festen Wohnort. Sie werden vom Staat verfolgt, weil sie wichtige Geheimnisse der Regierung herausgefunden hatten. Naruto ist hierhin aus Sicherheitsgründen geschickt worden. Er soll untertauchen, indem er sich als Austauschschüler ausgibt. Und dann darf er für immer hier bleiben, weil es in seinem Heimatland nicht sicher genug ist. Ja, er darf dann hier bleiben. Hier, bei Sasuke…
 

„Ich würde ihn so gern beschützen“, dachte sich der Uchiha kurz und atmete verträumt aus.
 

Ob die Theorie stimmt? Das konnte Sasuke diese Woche leider nicht rausfinden, denn Naruto tauchte während der Woche kein einziges Mal in der Schule auf. Sasuke schrieb ihn ein paar Mal an, aber keine Antwort kam. Wurde er vielleicht doch dem Interpol ausgeliefert? Ach, Quatsch! Wahrscheinlich ist er einfach krank geworden. Aber andererseits ist heute schon Freitag. Uzumaki fehlt bereits seit Montag. Hat er sich etwa was ernstes eingefangen? Nee, oder? Wie ernst kann es denn schon sein? Ist es etwa so ernst, dass er keine Nachricht schreiben kann? Entweder ist es eine sehr schlimme Krankheit oder vielleicht doch Interpol?! Nein-nein-nein!
 

Sasuke machte sich schon seit Mittwoch darüber Gedanken und jetzt brach der Zeitpunkt an, wo er sofort wissen muss, ob es dem Schwachkopf gut geht. Seine Finger tippten schon eine Kurznachricht zu Ende und schickten sie ab. Jetzt bleibt dem Uchiha nur noch Warten. Der Junge guckte nochmal aufs Handy — Funkstille. Sasuke seufzte.
 

Naruto, bitte melde dich doch einfach…
 

Die Stunde verging endlich. Die große Pause fing an. Sasuke schluckte sein Essen automatisch ohne es zu schmecken. Uzumakis Abwesenheit ging dem Jungen nicht aus dem Kopf. Der Oberschüler schaute zum aberhundertsten Mal aufs Handy.
 

Nichts.
 

Ach na ja.
 

Die Pause war fast zu Ende, als Sasuke den Klassenlehrer bemerkte. Er unterhielt sich mit der Präsidentin des Naruto-Fanclubs. Es geht bestimmt um Herrn Uzumaki, oder? Ja, natürlich ging es um Naruto und sein konsequentes Nichterscheinen. Anscheinend meldete er sich nicht offiziell krank. Was?! Der Klassenlehrer hatte anscheinend keine Ahnung, weil er die Infos ja vom Club holte. Aber der Club hatte auch keine Ahnung. Plötzlich wurde Sasuke richtig doll besorgt.
 

„Sieht so aus, als müsste jemand nachher bei Uzumaki-kun vorbeischauen. Könnte vielleicht einer der Clubmitglieder es netterweise machen?“, fragte der Lehrer das Mädchen. Sasuke wusste, dass es eigentlich seine Aufgabe war. Und es hörte sich so an, als hätte er heute überhaupt keine Lust sich um diesen Ausländer zu kümmern. Hmmm, witzig. Ist es etwa eine Chance sofort zu Naruto abzuhauen?

„Ich selbst kann nicht, aber es findet sich bestimmt jemand…“, erwiderte sie ausweichend.

„Ich könnte es machen.“ Sasuke mischte sich ins Gespräch ein. Ja, das war eine Chance. Er muss es nur noch so drehen, dass er jetzt gleich gehen darf. Herausforderung angenommen.

„Ach, das wäre sehr schön!“
 

Das Gesicht des Lehrers nahm diesen „Gott sei dank ist es geklärt und ich muss selbst nichts tun“-Ausdruck für einen kleinen Sekundenbruchteil an. Das Mädchen schwärmte vor Niedlichkeit und im Gegensatz zum Lehrer verheimlichte es überhaupt nicht. Sie war eine der stärksten Vertretern des verdammten NaruSasu-Zirkels und jetzt wurden ihre Wünsche quasi wahr. Sasuke hat sich ja schlussendlich in den dummen Uzumaki verliebt! Er macht sich sogar freiwillig und ziemlich öffentlich Sorgen um seinen Wohlbefinden! Er spielt doch dem Zirkel direkt in die Hände! Ach, ist es nicht egal? Hauptsache er findet raus, was mit Naruto los ist.
 

„Nohara-sensei, könnte ich vielleicht schon jetzt gehen?“, schlug Sasuke vor.

„Hmmm, aber dann verpasst du doch zwei Blöcke…“, ließ der Lehrer nachdenklich ab.

„Ja, es ist richtig. Aber Uzumaki-kun fehlt unentschuldigt seit Montag und keiner weiß was mit ihm ist. Ist es kein triftiger Grund?“, wendete Sasuke diplomatisch ein.

„Hmmm…“, summte der Lehrer nachdenklich.

„Außerdem ist seine Lage dadurch besonders, dass er ein Austauschschüler ist. Meines Wissens hat Uzumaki-kun keine erziehungsberechtigte Person hier zulande. Das heißt, während des Austausches ist die Schule für ihn verantwortlich. Also, wenn ihm etwas ernstes zustößt, sollte gerade die Schule davon schnellstmöglich erfahren, nicht wahr?“, fügte Sasuke selbstbewusst hinzu.

„Ja, du hast recht, Uchiha-kun. Was würdest du denn verpassen, wenn du jetzt gehst?“

„Mathematik und Englisch.“

„Na gut, Mathe ist in deinem Falle egal. Aber Englisch…“
 

Sasuke sah, wie sich der Lehrer buchstäblich entzweite. Einerseits hätte er früher was unternehmen müssen. Und wenn doch etwas Schlimmes mit dem Ausländer passierte, dann klebt es bestimmt für immer an ihm. Sasuke hatte also recht. Aber andererseits war Schüler vom Unterricht persönlich zu befreien überhaupt nicht Noharas Stärke. Was wenn auch dem blöden Jugendlichen unterwegs was zustößt? Ach, verdammte Kacke! Der innere Kampf von Nohara-sensei belustigte Sasuke schon ein bisschen.
 

„Ich melde mich sobald ich etwas über Uzumaki-kun rausfinde und arbeite die Englischstunde nach.“ Das war Sasukes letztes Angebot. Wenn Nohara-sensei nicht einwilligt, dann kann man ihn wohl mit nichts bestechen.

„Das Nachgearbeitete gibst du bitte Mitarashi-sensei ab.“

„Selbstverständlich.“ Ach ja, Erfolg! Sasuke war innerlich sehr froh über den Sieg, ließ es sich aber nicht anmerken.

„Und melde dich bitte schnellstmöglich, okay?“

„Natürlich.“ Sasuke fing somit an, seine Sachen zusammenzupacken.

„Uchiha-kun, danke.“

„Gern geschehen.“

„Pass auf dich auf, okay?“ Nohara-sensei seufzte.

„Ja.“

„Dann viel Erfolg!“

„Danke!“

„AAAAA! Sasu macht sich ernste Sorgen um Naru! Er will doch sofort zu ihm!“, schreien ein paar Mädchen nehmen ihm. Mittlerweile beobachten mehr Leute aus dem Zirkel das Geschehen. Sasuke kann es eigentlich alles egal sein. Er packte stumm weiter.
 

Die Tasche war mittlerweile vollständig gepackt. Der Uchiha schnappte sie und ging zum Ausgang. Ach ja, perfekter kann es nicht laufen! Er wird schnellstmöglich über Naruto Lage wissen und sogar mit der Lehrererlaubnis! Er muss nichts schwänzen! Super! Der Junge schaute nochmal auf sein Handy — nichts. Dieser Uzumaki, ey! Als ob er nicht mal eine kurze Nachricht schreiben kann! Hält er sich etwa für besonders wichtig oder ist doch etwas schlimmes vorgefallen? Sasuke wäre die erste Variante um einiges lieber. So würde sich keiner verletzt haben und er hätte nämlich einen legitimen Grund Naruto fertig zu machen.
 

Nach eine halbstündigen Fahrt war es so weit: Sasuke erreichte die Adresse, die sein Lehrer ihm gegeben hatte. Der Schwarzhaarige starrte stumm das Klingelschildbrett an. Er zögerte Uzumakis Klingel zu tätigen. Plötzlich besuchten Sasuke Bedenken anderer Art. Er vermisst diesen blöden Schwachkopf ziemlich doll. Er will wissen, wie es Naruto geht. Er macht sich Sorgen um seinen Wohlbefinden. Und genau deswegen taucht er hier unangekündigt auf.
 

Was wenn Naruto ihn überhaupt nicht sehen will?
 

Sasuke seufzte. Wenn das der Grund für Uzumakis Abwesenheit sein sollte, dann wäre der Uchiha ziemlich traurig. Allein der Gedanke daran fühlte sich irgendwie bitter an. Plötzlich wurde Sasuke bewusst, dass ihm zutiefst nicht egal ist, was jemand gewisses über ihn denkt. Wenn Naruto ihn jetzt wegschickt, verletzt ihn das sehr stark. Sowas hatte Sasuke noch nie erlebt. Hmmm, dieses Verliebtsein kann auch ziemlich belasten, oder?
 

Nun betätigte der Junge Narutos Klingel. Erstmal keine Antwort. Okay… nur fünf Sekunden sind vergangen. Es heißt noch nichts. Trotzdem raste Sasukes Herz mit unglaublichen Geschwindigkeit hin und her. Dieses Warten fühlte sich schon jetzt nach sieben Sekunden wie eine ganze Ewigkeit. Oh, Naruto, bitte beeil dich! Plötzlich knisterte es auch der Gegensprechanlage.
 

„Naruto, hier ist…“, fing der Junge an, aber es war unnötig. Die Tür summte bereits. Anscheinend wollte sein Gegenüber keine Konversation anfangen. Na gut… das heißt immer noch nichts, oder? So machen das doch einige, dass sie jedem die Tür aufmachen. Es könnte doch zu Naruto passen, oder? Oder?
 

Die Treppen in den dritten Stock fühlten sich ewig lang an. Währenddessen wurde Sasuke noch nervöser. Es wollte gar kein Nein. Er wollte, dass sich Naruto über sein Auftauchen freut. Er wollte, dass Naruto sich über ihn freut. Sasuke stellte sich eine sehr schnulzige Wiedersehensszene vor. Sowas gibt es vielleicht in einem billigen Romcom zu sehen. So eine mit einer sehr festen Umarmung und nervigem Labbern darüber, wie doll die zwei einander vermisst haben. Und dann würde die Frau auf den Mann vielleicht noch aufspringen und dann küssen sie sich ziemlich lange. Es muss natürlich nicht so dramatisch ablaufen, aber Sasuke wollte schon eine Bestätigung dessen, dass er Naruto auch gefehlt hatte. Obwohl er den letzten Part der gezeichneten Szene irgendwie witzig fand. Er würde schon gerne auf Naruto aufspringen. Und das mit dem Küssen wollte er auch.
 

Mittlerweile stand der Junge vor Uzumakis Apartment. Die Tür war zu. Das bedeutet auch nichts, weil Naruto einfach blind aufmachte. Aber trotzdem fühlte sich der Schwarzhaarige total unwillkommen. Diese verdammte verschlossene Tür machte ihn schon jetzt traurig. Sasuke wurde ein wenig wütend auf sich.
 

„Oh Mann! Uchiha, was soll das denn, ha?! Es nur eine fucking zugezogene Tür! Er hat mich ja blind reingelassen! Natürlich ist sie noch zu! Es heißt absolut nichts! Noch sonntags knutschte er mit mir fast öffentlich rum! Und übrigens er schien überglücklich darüber gewesen zu sein, ja! Na gut, okay, er meldete sich halt eine ganze Woche lang nicht zurück. Aber er ging ja auch nicht in die Schule und keiner sonst weiß, warum dieser blöder Ausländer zuhause rumhängt! Also hat er überhaupt keinen kontaktiert und nicht nur dich, Uchiha. Und was hätte ihm schon passieren können, ha?! Ja gar nichts! Er ist vermutlich krank geworden und weil sein Kopf aus Stroh besteht, hat er vergessen sich formal krank zu melden! Oder vielleicht hat er irgendwelche persönlichen Probleme. Ach, keine Ahnung! Und wenn ich jetzt wie gesunder Mensch auf seine Tür klopfe, dann geht sie ganz normal auf. Dann wird da drin ein kranker Uzumaki sein. Und was wenn er mich küssen will? Ew, er ist aber krank! Aber irgendwie… ist es egal. Ich will ihn richtig doll küssen… aber davor halte ich ihm eine Predigt darüber, dass man sich stets melden sollte, besonders bei der Schule! Hallo? Natürlich! Er ist ja dumm wie Brot! Und muss über alles aufgeklärt werden! Danach aber können wir uns einen gemütlichen Nachmittag zu zweit machen! Klingt doch nach einem Plan, oder? Ja, es klingt nach einem perfekten Plan! Schritt Eins des perfekten Plans: auf seine verdammte Tür gefälligst zu klopfen! Also Sasuke, mach das jetzt!“
 

Das mentale Selbstauspeitschen hörte sich erstmal total sinnvoll an. Ja, vermutlich hat Naruto vergessen sich formal krank zu melden. Ja, er wird sich wahrscheinlich über Sasukes Besuch freuen. Also hat der Junge nichts zu befürchten. Und trotzdem ließen ihn hinterhältige Zweifel nicht in Ruhe. Schließlich wollte er kein Nein erfahren.
 

Sasuke klopfte endlich auf die Tür. So, jetzt entscheidet sich alles. „Naruto, bitte mach einfach auf!“, dachte sich der Uchiha, während sein Herz beinahe aus dem Brustkorb heraussprang. Er war mächtig aufgeregt. Ja, vielleicht ohne Grund. Dieses endlose Warten machte ihn einfach fertig. Wie viel Zeit sollte man einer Person zum Türaufmachen eigentlich gehen? Und wie viel ist schon vergangen? Sasuke kannte in diesem Moment nur eine Zeiteinheit: viel zu lang. Er klopfte noch mal. Immer noch keine Antwort. Wie viel Zeit ist jetzt vergangen? Und jetzt? Sollte er nochmal klopfen?
 

„Naruto, ich bin’s, Sasuke!“, rief der Junge in die Tür hinein. „Nohara-sensei hat mich gebeten bei dir vorbeischauen, weil du schon seit Montag fehlst! Könntest du bitte mich kurz reinlassen? Es wird nicht lange dauern.“
 

Immer noch keine Reaktion. Angelehnt an der Tür horchte Sasuke aufmerksam. Jemand lief eindeutig durch den Flur. Dieser Jemand muss nicht weit weg von der Tür stehen. Aha! Jetzt wird Sasuke definitiv gehört! Der Uchiha klopfte nochmal entschlossen. Keine Reaktion.
 

„Naruto, bist du da drin? Bitte mach auf!“, rief Sasuke zum allerletzten Mal.
 

Nichts.
 

Er wird also doch absichtlich ignoriert. Okay. Sasuke lehnte sich passiv gegen die Tür. Wer soll denn sonst da drin sein außer Uzumaki? Hat Naruto etwa Besuch? Ein Bekannter? Ein Schulfreund? Oder vielleicht doch ein Date? Es scheint, als wäre die Person auf der anderen Seite der Tür allein. Hmmm, es sieht irgendwie schlecht aus, oder? Wenn es sich um Naruto handelt, dann will er anscheinend Sasuke nicht sehen. Also schlecht. Und wenn die Person nicht Naruto ist und zum Beispiel kurz allein in der Wohnung gelassen wurde, dann gibt es ebenfalls keinen plausiblen Grund nicht aufzumachen, außer es ist ein Date und Naruto will nicht, dass Sasuke es rausfindet. Also auch schlecht. Hmmm, Naruto hat ihn heute besiegt. Er fühlte sich jedenfalls besiegt. Und außerdem ziemlich traurig. Er ahnte schon, dass Narutos Nein ihm die Laune und allgemein den Tag vermiesen wird. Na gut, dann ist es halt so. Sasuke setzte sich auf den Boden und verdeckte sich das Gesicht mit den Handflächen. Er bemerkte ein unangenehmes stumpfes Gefühl in der Nähe von der Zeche. Sasuke empfand sowas noch nie. Er konnte nicht wirklich mit Worten beschreiben, was das für ein Gefühl ist. Er wusste nur, dass es ziemlich unangenehm ist. Sasuke hörte ein kurzes Rascheln auf der anderen Seite der Tür. Vielleicht geht sie jetzt auf?
 

Nein.
 

Die Person bewegte sich aus anscheinend dem Flur weg. Es macht mittlerweile keinen Sinn noch länger hier auf dem Boden zu sitzen. Sasuke ist zwar verliebt, aber doch nicht bescheuert. Er sollte jetzt nach Hause und sich bei Nohara-sensei melden. Und dann noch die Englischstunde nacharbeiten. Der Junge stand auf und auf einmal fühlte es sich so an, als würde sein Herz in echt verkrampfen… oh Gott! Oh…
 

Wie krass nur das weh tut!
 

Das ist also dieser Liebeskummer, oder? Was für ein mieses Gefühl!
 

Plötzlich ging die Tür hinter ihm auf.
 

„Muffin…“, hörte er hinter sich. Es war Narutos Stimme. Sie klang zitterig und unentschlossen. So ganz nicht wie Narutos Stimme klingen sollte.
 

Sasuke drehte sich um und sah denjenigen an, den er während der Woche so doll vermisst hatte. Ihm entging nicht, dass Naruto total fertig aussieht, obwohl ihm eigentlich so augenscheinlich nichts fehlte. Jetzt geriet Sasuke in einen ganz-ganz komischen Zustand. Es war eine Mischung aus Glück, Wut, Unentschlossenheit, Verwirrung, Mitleid und und und… als ob er alles gleichzeitig fühlen müsste. So viel Kapazität zum Fühlen hatte der Uchiha ja gar nicht! Deswegen war er ganz schön überfordert. Er fing trotzdem an zu sprechen:
 

„Ähm, Nohara-sensei hat mich geschickt, weil du seit Montag unentschuldigt fehlst. Daher eine Frage…“
 

Sasuke verstummte abrupt. Die Floskel anzusagen war ziemlich einfach. Aber das Echte steckte in seinem Hals fest. Beim Blinzeln ließ er die Augen für einen Sekundenbruchteil länger zu, atmete tief ein und traute sich den Satz zu beenden:
 

„Geht‘s dir gut?“
 

Naruto guckte ihn leicht verblüfft an. Diese kurze Frage drückte alles aus, was Sasuke am Herzen lag: er freute sich Naruto zu sehen und darüber, dass der Uzumaki körperlich unversehrt ist und keinen absolut kranken Eindruck macht; er vermisste ihn stark und war über ihn aufrichtig besorgt; er war wütend darüber; dass Uzumaki seine lange Abwesenheit nicht richtig der Schule meldete; und er war verletzt dadurch, dass Naruto ihn irgendwie die ganze Woche ignoriert hatte. Uzumaki lächelte seinen Gegenüber schwach an, bevor er kurz erwiderte:
 

„Nein, eigentlich nicht.“
 

In dieser Antwort war auch alles verpackt, was Sasuke wissen sollte: Naruto wusste selbst, dass er sich doof angestellt hatte, weil er der Schule nichts sagte; er freute sich auf seinen Muffin; er wollte ihn ja eigentlich gar nicht ignorieren; aber dann irgendwie doch; jedenfalls tut ihm das Schweigen schon ziemlich doll leid; zurzeit geht es ihm einfach nicht gut und er braucht dringend einen Freund; und er würde sich freuen, wenn Sasuke für heute diese Rolle übernehmen könnte.
 

„Magst du reinkommen?“, sagte der Uzumaki als nächstes. Aber eigentlich haben sie sich schon vollständig ausgesprochen. Natürlich möchte Sasuke reinkommen. Naruto weiß es mittlerweile auch.

„Klar.“

„Na dann…“
 

Naruto bewegte sich aus der Tür und bat den ungebetenen Gast hinein. Und Sasuke wagte den ersten Schritt in diese mysteriöse unbekannte Welt hinein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2019-09-06T09:13:15+00:00 06.09.2019 11:13
OMG was hat naru-chan das er nicht in die Schule kommt und sasu-chan nicht antwortet. Ich hoffe das sich meine Befürchtung nicht bewahrheitet
Antwort von:  suugakusan
06.09.2019 13:28
Ich weiß es auch nicht :) klärt sich vielleicht im nächsten Kapitel auf


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