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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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„Magst du reinkommen?“, sagte der Uzumaki.

„Klar.“

„Na dann…“
 

Naruto ließ Sasuke rein. Nachdem der Uchiha die Schuhe auszog, gingen die Jungs in die Küche. Sasuke setzte sich hin und Naruto fing an wortlos Tee zu kochen. Der Schwarzhaarige fühlte sich sehr ungemütlich. Narutos Wohnung machte einen sehr depressiven Eindruck. Sasuke erwartete schon eine gewisse Schlampigkeit im Bezug auf den Haushalt aber sowas… vielleicht deswegen wollte Naruto ihn nicht reinlassen? Das Chaos an sich hat den Uchiha eher weniger gestört. Ihn störte eher, dass er hier etwas gefunden hat, was lieber versteckt sein sollte. Und dass es Naruto sehr unangenehm war. Dies generierte eine unangenehme Spannung in der Luft.
 

„Sollte ich mich rechtfertigen?“ Obwohl Narutos Einstieg so total unsanft war, passte er perfekt zur Situation.

„Willst du mit deiner Rechtfertigung was wichtiges sagen, oder nur deine Schuldgefühle beruhigen?“ Sasukes Antwort war auch nicht weniger unsanft und deswegen auch genau passend.

„Ein bisschen von beidem.“

„Dann nur zu.“
 

Naruto seufzte.
 

„Erstens… sorry, dass es hier so megaunaufgeräumt ist. Normalerweise ist es weniger chaotisch…“ Naruto sprach erstmal das einfachste an.

„Kein Problem, ich hab mich ja gar nicht angekündigt.“

„Gut… also ich hab für all das einen guten Grund. Und zwar…“ Naruto atmete tief ein und fuhr fort. „Am Dienstag war mein Geburtstag…“

„Oh, nein!“
 

Sasuke wurde die Situation ausgesprochen peinlich. Er ist diesen Jungen verliebt und weiß nicht mal, dass am Dienstag sein Geburtstag war. Wie dumm ist das denn?!
 

„Tut mir leid, ich wusste es gar nicht. Alles gu…“

„Nein-nein! Schhhhhh! Sag nichts!“ Naruto mischte sich rasch ein. „Ich will nichts geburtstagbezogenes hören. Ich hasse meinen Geburtstag.“

„Oh, okay?“, ließ Sasuke überrascht ab. „Na dann, ist es eine gute Sache, dass ich dir nicht gratuliert hab?“

„Ja, es ist eine sehr gute Sache. Es hätte mich noch mehr fertig gemacht, als es schon jetzt ist.“

„Okaaaaay?“, hallte Sasuke misstrauisch nach.

„Also, das ist nämlich der Grund für mein komisches Verhalten letztens. Also, dass ich nicht in der Schule war, mich nicht gemeldet hab, dass es hier wie im Schweinestal aussieht und so weiter.“

„Weil du… dein Geburtstag hasst?“

„Genau.“
 

Die Jungs schwiegen sich einige Minuten an. Sasuke verstand jetzt überhaupt nichts.
 

„Dir ist schon bewusst, dass noch eine Erklärung hin muss, oder?“, leitete Sasuke nachdrückend ein.

„Ja-ja, ich weiß“, konterte Naruto zur Sasukes Überraschung sehr genervt und seufzte laut.
 

Der Blonde tat sich ungewöhnlicherweise schwer damit irgendwelche Worte rauszupressen, was Sasuke zutiefst überraschte. Normalerweise hatte Naruto immer irgendwas zum rapiden Raushauen parat. Uzumaki konnte wunderbar labbern und diese Schusseligkeit ähnelte ihm überhaupt nicht. Trotzdem bekam der Uchiha das Gefühl, dass er Naruto jetzt nicht drängeln sollte. Es schien sich nämlich um ein sehr wichtiges Geständnis zu handeln. Sasuke hatte eine ganz seltsame Vorahnung, dass auf ihn etwas ganz großes zukommt.
 

„Ähm… alsooo…“ Naruto seufzte nochmal. „An meinem Geburtstag sind meine Eltern verstorben“, hauchte der Junge in einem Atemzug aus.

„Achso“, erwiderte Sasuke neutral.
 

Bis es Klick in seinem Kopf machte.
 

„WAS?! DU HAST KEINE ELTERN?! UND SIE SIND GENAU AN DEM TAG VERSTORBEN, AN DEM DU GEBOREN WURDEST?!“, schrie Sasuke schockiert auf.
 

Naruto geriet daraufhin in einen mächtigen Lachanfall und konnte nicht aufhören. Sein helles ansteckendes Lachen füllte den gesamten Raum und drängte die schwere Spannung zurück. Sasuke verspürte dabei eine seltsame Erlösung. Vielleicht geht es Naruto doch gar nicht so schlecht, wie die Endzeitstimmung dieser Wohnung vermuten lässt.
 

„Was denn?“, ließ Sasuke etwas sauer ab. Mittlerweile lachte der Blonde schon über fünf Minuten.

„Nichts, du bist nur so niedlich, Muffin.“ Naruto konnte endlich tief durchatmen und beruhigte sich. „Nein, ich hab keine Eltern und ja, sind sind genau am gleichen Tag verstorben, an dem ich zur Welt kam.“

„Also ist es wirklich so? Du lügst nicht?“ Sasuke war immer noch zutiefst erstaunt.

„Natürlich nicht! Weißt du, ich könnte mich an dieser Stelle beleidigen, aber mach ich nicht, weil du total überfordert aussieht.“ Naruto schmunzelte. „Oh, du bist voll süß, wenn du so doll verwirrt bist.“

„Und… ähm… wo wohnst du?“ Sasuke ignorierte Narutos komische Komplimente, weil er tatsächlich zutiefst verwirrt war. Stattdessen fragte er einfach das erste was in seinen Kopf kam.

„Na hier! Du sitzt doch in meiner Wohnung, oder?“ Naruto grinste.

„Ach Mensch, du hast doch verstanden, wie ich es meine!“ Jetzt langsam kam Sasuke zu sich und konnte auch wieder kontern. „Hör auf rumzublödern und antworte einfach! Das hier ist verdammt wichtig!“

„Wirklich?“, fragte der Blonde etwas zögerlich.

„Na klar!“, erwiderte der Uchiha eifrig.
 

Narutos Gesicht änderte sich komplett. Sasuke konnte nicht konkret sagen, was genau es war. Vielleicht verschoben sich Uzumakis Augenbrauen ein kleines Stück nach unten; vielleicht hoben sich seine Mundwinkel hoch; vielleicht kehrte eine gewisse Klarheit in seine Augen; vielleicht auch nicht. Sasuke konnte es nicht genau eingrenzen. Aber der Uchiha wusste eindeutig eins: Naruto zeigte sich in diesem Moment so, wie er ist. Er war ein achtzehnjähriger junger Mensch, der sein Leben lang ohne Eltern zurechtkommen musste. Anscheinend litt er darunter extrem und diesen Leiden schleppt er mit sich bis zum heutigen Tage mit. Er hatte eine traurige einsame Kindheit. Er fühlte sich oft verlassen, vernachlässigt und unfair behandelt. Das meiste davon stimmte auch. Manches hat der blonde Junge aber etwas überspitzt dargestellt oder gar erfunden. Er machte auf seinem Lebensweg viele Fehler. Wie hätte es sonst sein können? Nur wenige halfen ihm mit einem Rat. Sasuke sah einen Menschen mit einem äußerst traurigen Schicksal vor sich. Und gerade jetzt in dieser Sekunde bezeugte Sasuke die wahre Uzumaki-Magie, denn bei all dem besaß dieser blonde Schüler die leuchtendsten blauen Augen, die mit einer sanften Hoffnung diese Welt anschauten. Die Umstände seines Lebens haben ihn nicht zerbrochen. Er war trotz allem beinahe überhaupt nicht verbissen, vertraute weiterhin auf seine Instinkte, unterdrückte seine Gefühle nicht und richtete sich sogar danach. Er war kreativ, begeisterungsfähig, ernsthaft in seinen schwarzhaarigen Gegenüber verliebt und meinte es auch so. Und ihn rührte sehr, dass Sasuke seine Geschichte für etwas sehr wichtiges hielt. Damit traf der Uchiha voll ins Ziel.
 

„Und wo wohnst du jetzt also?“ Sasuke setzte die unterbrochene Konversation fort.

„In einem staatlichen Waisenheim.“ Diesmal erwiderte Naruto ziemlich trocken und ernst. Genauso, wie Sasuke es wollte.

„Wo kriegst du das Geld her?“

„Das meiste bekomme ich vom Staat. Und ein alter Bekannte meines Vaters gibt mir auch ein bisschen was.“

„Und? Reicht das?“

„Ja schon… ich kann mir davon jetzt nicht so super viel leisten, aber fürs Essen, ein paar Klamotten und für die Beiträge im Tanzverein reicht es. Ich bin damit eigentlich zufrieden.“

„Aha, und wie kannst du dann deinen hiesigen Aufenthalt finanzieren?“

„Ich hab ein Stipendium vom besagten Tanzverein bekommen. Sie zahlen netterweise für alles. Keine Ahnung, warum sie so nett zu mir sind.“

„Vielleicht weil du die Weltmeisterschaft für sie fast gewonnen hast?“ Sasuke lächelte. Ein bisschen unseriös dürfen sie schon sein.

„Haha!“
 

Naruto lachte kurz. Sasuke konnte nochmal bei diesem Anblick beobachten, wie lebensfroh Uzumaki eigentlich ist. Irgendwie war dieser Blonde schon bewundernswert.
 

„Ja, vielleicht auch deswegen“, fügte Naruto hinzu.

„Und was machst du nachdem du zurück nach Hause kommst?“

„Die Schule beenden.“

„Und danach?“

„Wahrscheinlich werde ich im Verein erstmal als Tanzlehrer nebenjobben. Ich muss mir nämlich eine Wohnung suchen, da ich nach der Schule aus dem Heim rausgeschmissen werde. Und deswegen brauch ich dringend Geld.“

„Hast du denn schon Ahnung, was du im Leben machen willst?“

„Nein, überhaupt nicht. Vielleich geh ich in die Polizei. Oder in die Feuerwehr. Oder in die Armee…“

„Oh, Armee?“

„Ja, warum nicht? Ich könnte dann Flugzeuge fliegen. Oder Panzer fahren. Oder Scharfschießen…“

„Cool, hört sich total spannend an. Und ich geh Mathe studieren.“

„Nerd!“, ließ Naruto grinsend ab. Sasuke lächelte. „Hast du noch Fragen? Du kannst mich alles fragen, was du möchtest.“

„Ist es okay, wenn ich dich Sachen zu deiner Kindheit frage?“

„Klar. Was möchtest du wissen?“

„Wie ist es denn so? Also… ähm… ohne Eltern aufzuwachsen…“ Sasuke war sich immer noch nicht sicher, ob er sowas überhaupt hätte ansprechen sollen. Aber jetzt ist es eh zu spät.

„Na scheiße halt. Es hat mich schon irgendwie… fertig gemacht? verstört? Keine Ahnung, kenn kein Wort dafür. Ich hab mir halt immer eine echte Familie gewünscht. Ich glaubte daran, dass dadurch das Leben unbedingt besser sein müsste und dass ich wirklich etwas sehr wichtiges verpasse. Ach, wen belüge ich… ich will auch heute noch Mama und Papa haben. Und ich glaube immer noch fest daran, dass mit Eltern alles viel besser ist.“ Naruto lächelte Sasuke traurig an. „Weißt du, bis ich zehn geworden bin, hab ich mir jedes Jahr zum Weihnachten Mama und Papa gewünscht. Ich schrieb diese dämlichen Briefe an den Weihnachtsmann und glaubte wirklich, dass am 25. unter dem Tannenbaum meine Eltern auftauchen. Und jedes Mal ist natürlich nichts passiert. Dann dachte ich mir, dass es nächstes Jahr bestimmt was wird. Und dann haben die Leute in meiner Klasse es rausgefunden. Sie klärten mich darüber auf, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und dann haben sie mich deswegen drei Jahre lang gemobbt. Ich war ja so dämlich, dass ich mit zehn an den Weihnachtsmann glaubte. Ich bekam den Spitznamen «Nikolaus» und dann änderte er sich in «Klaus», weil einer der cooleren Typen der Meinung war, dass der Name schieße klingt. Und dann mit 13 hab ich die Schule gewechselt, weil ich das Mobbing nicht mehr aushielt, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls seitdem hasse ich Weihnachten. Diese Mitschüler haben mir meine Hoffnung auf ein Wunder zerstört. Ja, und sie hasse ich auch.“

„Deine Hassliste ist ganz schön lang…“, merkte Sasuke schleichend an.

„Natürlich, bei einem Mobbing-Opfer ist sie immer lang.“

„Wurdest du denn so heftig gemobbt?“

„Oh ja!“
 

Naruto knirschte kurz mit den Zähnen. Sasuke sah, wie das Höllenfeuer in seinen Augen aufgeht. Dadurch wirkte der Blonde total angsteinflößend. Man sollte ihn auch nicht unnötig verärgern. Denn wenn es sein muss, wird er bis zum bitteren Ende kämpfen. Und er wird siegreich darausgehen.
 

„Oh, okay, dieses Thema sollte ich anscheinend nicht ansprechen, oder?“

„Ja, lieber nicht. Ich werde sofort aggressiv, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Weißt du, wie unfair das ist, wenn man sich fünf zu eins prügeln muss?!“

„Nein…“

„Oh ne, frag mich bitte was anderes, okay? Ich spüre, wie mein Blut hochkocht!“

„Und wie ist es an deiner neuen Schule?“

„Gut. Ich wurde nach dem Schulwechsel nie wieder gemobbt. Meine erste Schule war eine Ghettoschule, da hat man Probleme gleich mit Fäusten geklärt. Und ich war damals schwach und hatte keine Eltern. Deswegen hatte jemand aus der sechsten Klasse beschlossen, ich wäre gut zum üben. Und dann kam die Sache mit Weihnachtsmann raus und dann hatten die einen legitimen Grund mich jeden Tag fertig zu machen. Aber ich lernte dadurch mich selbst zu verteidigen, sowohl verbal als auch körperlich. Nach dem Schulwechsel sah es ganz anders aus. Ich war nicht mehr schwach und konnte labbern, also war ich kein gutes Mobbing-Opfer mehr. Ich war aber an der neuen Schule auch ziemlich lange unbeliebt.“

„Das glaubt man gar nicht. Ich dachte, du bist auch eine Berühmtheit, so wie hier.“

„Oh, ich weiß auch nicht, warum ich hier so überfreundlich behandelt werde. Eigentlich bin ich eher ein Außenseiter, oder so. So beliebt wie hier bin ich zuhause nicht. Ach, ja, eine passende Geschichte dazu. Ich konnte von der Schulberühmtheit schon ein wenig was kosten, bevor ich hierher kam. Ich wurde im letzten Jahr nach der Weltmeisterschaft irgendwie bemerkt von… keine Ahnung wem. Jedenfalls wollte die lokale Zeitung ein Interview mit mir, so nach dem Motto «er ist ein dummes Waisenkind mit schlechten Zensuren und hat es im Leben auch irgendwie geschafft». Und dann hat das jemand in der Schule rausgefunden. Das und dass ich auch ein gutes Preisgeld gewonnen hab. Es hat sich dann Schnell rumgesprochen und auf einmal wurde ich hochinteressant. Da hab ich zum ersten Mal bemerkt, dass manche Leute einfach voller Shit sind: Mitschüler, Lehrer, Journalisten… die Zeitungsleute haben nur nach der nächsten Schlagzeile gesucht und ich bin leider in deren Tratsch geraten. Einige Lehrer glaubten plötzlich mein ganzes Leben daran, dass aus mir etwas großes wird. Manche Mädchen waren plötzlich seit langem unsterblich in mich verliebt. Und dabei hab ich nur das gemacht, was ich auch sonst immer mache. Das wurde dann auch schnell wieder vergessen. Ich war der Leiterin des Heims, meinen Freunden und ganz besonders meiner Tanzpartnerin dankbar, dass sie mich unterstützt haben.“ Beim Wort «Tanzpartnerin» zuckte Sasukes Herz zusammen.

„Du sagtest, du warst deiner Tanzpartnerin dankbar?“

„Ja, wieso?“

„Nur so…“, sprach Sasuke verlegen aus und führte den Blick in den Boden.
 

Mann, was soll das schon wieder?! Sasuke kannte das Mädchen überhaupt nicht. Vor fünf Minuten war er sich nicht mal über ihre Existenz bewusst und schon konnte er sie irgendwie nicht leiden. Denn der Uchiha musste sofort daran denken, wie nah sich die beiden wohl stehen. Sowohl indirekt als auch direkt gemeint. Der letztere Part regte den Uchiha besonders auf. Oh nein! Das ist doch peinlich!
 

„Aha, ist da jemand eifersüchtig?“
 

Naruto grinste den Schwarzhaarigen wie ein Fuchs an. Oh ja, beim Uzumaki wird bestimmt alles wieder in Ordnung, wenn er so grinst.
 

„Nein!“, ließ der Uchiha genervt ab.

„Dooooch!“, zog Naruto in die Länge. „Es ist dir nicht egal, oder?“

„Doch, es ist mir egal!“ Sasuke betonte absichtlich das Wort «ist».

„Nein, ist es nicht!“

„Doch, ist es!“

„Aha! Meine Damen und Herren, ihr durftet live Sasuke Uchihas Eifersuchtsmoment miterleben! Wie fühlen sie sich dabei?!“

„Verarscht fühl ich mich dabei, weil du Lügen verbreitest!“

„Oh nein-nein! Ich bin der ehrlichste!“

„Nein!“

„Doch!“

„Ne-in!“

„Do-och!“
 

Jetzt befanden sich die beiden Jungs in einer ganz gewöhnlichen Auseinandersetzung. Ja, Naruto kommt schon zurecht mit was auch immer er zurzeit zu tun hat. Jetzt war sich der Uchiha darin mehr als sicher. Gut so.
 

„Aber, nein, ganz im Ernst, sie ist wirklich nur meine beste Freundin. Wir hatten nie was miteinander. Und wir werden auch nicht, weil sie exklusiv auf Frauen steht.“

„Oh!“, ließ Sasuke überrascht ab. Das erwartete er überhaupt nicht. Irgendwie beruhigte ihn dieser Einwand sofort.

„Ja, es ist schon witzig, dass ausgerechnet wir beide zu einem Paar wurden.“

„Stehst du etwa exklusiv auf Männer?“, flog spontan von Sasukes Zunge. Der Uchiha bereute es sofort. Obwohl Naruto diesen Verhör selbst vorschlug, wollte Sasuke diese Box nicht aufmachen. Und Naruto anscheinend auch nicht. Der Blonde wirkte ein bisschen unsicher.

„Haha…“ Der Blonde kicherte nervös. „Nein, nicht exklusiv, aber hauptsächlich“, ließ Naruto verlegen ab. „Willst du noch weiter darüber reden?“

„Ähm… nein, glaub ich nicht.“

„Gut, ich auch nicht. Ich will nicht, dass du mich als viel zu eklig empfindest.“

„O-ha! Na wenn du es jetzt so anteaserst, vielleicht will ich doch darüber reden!“, jetzt grinste Sasuke hinterhältig.

„Verdammt! Bitte verschon mich!“ Naruto biss sich auf die Lippe und versuchte sich noch daraus zu reden.

„Nein, vergiss es!“ Sasuke spürte, dass dies die perfekte Gelegenheit ist Naruto zu ärgern, also hatte er überhaupt keine Absichten damit aufzuhören. „Also mit wie vielen hast du schon geschlafen?“

„Oh nein! Ernsthaft?“ Naruto guckte ihn flehend an. Ein letzter Rettungsversuch, der nichts brachte.

„Ja! Antworte!“

„Oh, Muffin, keine Ahnung… ich kann dir keine genaue Zahl benennen.“

„Ach du dreckiges Flittchen!“

„Ja gut, okay, ich bin eine Schlampe! Aber wenn man in jeder Hinsicht so der absolute Hammer ist, dann kann man halt nur so enden, weil man einfach sehr gefragt ist, okay!“, verkündete der Uzumaki selbstgefällig und bewarf Sasuke mit einem überheblichen Blick. „Und wenn man es nicht ist, dann endet man so wie du!“ Der Uzumaki grinste Sasuke an.

„Hallo-hallo! Ich bin wählerisch und bin lieber für Qualität anstatt Quantität! Im Gegensatz zu jemandem gewissen, der nichtmal eine genaue Zahl benennen kann!“

„Also, schreib mal mit, du Jungfrau! Lektion eins: es ist erbärmlich die Sexualpartner zu zählen!“, sprach Naruto belehrend. „Und Lektion zwei: ich bin nicht das Problem, sondern du! Du kriegst nicht genug Anfragen! Genauer gesagt, kriegst du gar keine!“

„Hey, das stimmt doch gar nicht! Du willst mich zum Beispiel!“

„Hallo, hab ich dich jemals explizit darauf angesprochen? Woher weißt du es denn?“

„Natürlich weiß ich es!“

„Na woher?“

„Ach, komm schon!“
 

Plötzlich trafen sich ihre Blicke aufeinander. Narutos Augen strahlten dieses Liebesfeuer aus, das Sasuke schon am vergangenen Wochenende komplett fesselte. Diesmal war es genauso: er fühlte sich wieder wie ein verirrter Falter und sah nur dieses helle Licht. Er konnte nicht aufhören, Naruto anzuschauen. Uzumaki rutschte näher mit dem Stuhl und wisperte verspielt:
 

„Ja gut, okay, ich bin total verrückt nach dir. Du hast mich voll erwischt.“
 

Sasuke antwortete nichts darauf. Stattdessen lächelte er verliebt. Wahrscheinlich sah er dabei richtig bescheuert aus.
 

„Und generell, danke dass du gekommen bist, Muffin“, ließ der Uzumaki leise ab. Dabei klang Naruto etwas ernster.

„Kein Problem“, erwiderte der Uchiha.
 

Naruto rückte noch näher. Er versteckte sein Gesicht in Sasukes Schulter für einen kurzen Moment und richtete sich sofort wieder auf.
 

„Diese blöde Woche hat mich so richtig fertig gemacht. Ich bin froh, dass sie fast zu Ende ist.“

„Du hast eigentlich immer noch nicht genau gesagt, warum du jetzt gefehlt hast.“

„Achso. Na ja, ich besuche jedes Jahr an meinem Geburtstag das Grab von meinen Eltern. Und dieses Jahr musste es ja ausfallen. Und das hat mich unerwartet doll belastet. So doll, dass ich ab Montag kaum mein Bett verlassen kann.“

„Achso“, sprach Sasuke nachdenklich aus. „Was machst du dort, wenn ich fragen darf?“

„Ich erzähle, was sich über das Jahr ereignete.“ Naruto setzte sich um und fuhr fort: „Ich versuche immer noch sie stolz zu machen, obwohl sie ja schon seit achtzehn Jahren tot sind. Deswegen ist mir dieses einseitige Gespräch wirklich-wirklich ungemein wichtig. Ich stelle mir immer noch vor, sie wachen über mich irgendwo weit-weit weg von hier. Und dass sie sich über meine Berichte sehr herzlich freuen. Ey, das alles klingt irgendwie dumm…“

„Nein, überhaupt nicht“, stritt Sasuke kategorisch ab.

„Echt jetzt?“, fragte der Junge überrascht.

„Echt jetzt.“

„Okay… cool, dass du es so siehst.“
 

Naruto seufzte. Er war erschöpft und ausgelaugt. Sasuke fing vorsichtig an:
 

„Weißt du, nachdem du mir von deinem Leben erzählt hast, muss ich sagen, dass es irgendwie voll cool ist, dass du trotz deines Schicksals aufs Positive gerichtet bist. Das verdient einen gewissen Respekt. Ich bin wirklich sehr beeindruckt.“
 

Das waren genau die Worte, die Naruto hören wollte. Nachdem sie erklungen, bemerkte Sasuke erst, dass Naruto die ganze Zeit sehr angespannt war. Jetzt, wo er Uchihas eindeutige Bestätigung hatte, konnte er endgültig von seinen Zweifel loslassen. Was wäre, wenn Sasuke seine Geschichte im Endeffekt doof gefunden hätte? Naruto tat ihm plötzlich ganz doll leid. Schließlich war er in seinem innersten Kern immer noch ein einsames Waisenkind, das nach Liebe und Akzeptanz sehnt. Sasuke hatte ein festes Gefühl, dass Naruto sehr oft durch solche Geständnisse richtig stark verletzt wurde. Und trotzdem tat er es wieder: er legte sich breit offen vor einer Person, nach der er total verrückt war. Ach, dieser hitzköpfige naive Chaot! Er handelt so unüberlegt, aber so ehrlich! Er verheimlicht nichts. Der Uchiha schob die Stühle zusammen und knuddelte den blonden Jungen fest. Naruto sagte nichts. Er löste sich passiv in Sasukes Umarmung auf und machte die Augen zu. Und nach fünf Minuten schlief er fest ein. Sasuke wollte ihn nicht wecken. Er packte sein Handy heraus und schrieb Nohara-sensei eine E-Mail. Danach vertrieb er Zeit im Internet. Und die ganze Zeit hörte er entspanntes Atem, das ungefähr von seiner Schulter kam. Sasuke genoss diese friedliche Atmosphäre. Er war gerne in dieser dreckigen Wohnung. Er war richtig froh, dass er sich bereiterklärte Naruto aufzusuchen, und dass sein heutiger Nachmittag ausnahmsweise nicht aus Lernen besteht. Er hatte sogar nichts gegen diesen äußerst unbequemen Stuhl, nichts gegen diese komische Sitzposition und nichts dagegen, dass sich seine Hand etwas verkrampft anfühlte. Solange er bei Naruto war, war all das überhaupt kein Problem. Sasuke hatte das Gefühl, dass überhaupt nichts ein Problem wäre, solange dieser Schawchkopf neben ihm so friedlich schläft. Der Oberschüler konnte nicht widerstehen und küsste seinen schlafenden Nachbar leicht auf die Stirn. Sasuke war in dieser Sekunde unendlich froh, dass er sich ausgerechnet in Naruto verliebt hat. Er dachte intensiv darüber nach, was für ein glücklicher Zufall es sein muss, dass sie sich überhaupt trafen.
 

Ja, es war eine wirklich sehr gute Sache.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2019-09-15T13:42:08+00:00 15.09.2019 15:42
Der arme naru das er in seiner vergangenheit so viel Sch...e durch machen musste
Antwort von:  suugakusan
15.09.2019 19:18
Sag mal, hat sich deine Befürchtung bewahrheitet? Irgendwie interessiert es mich :D
Antwort von:  Yuna_musume_satan
15.09.2019 20:16
Ja hat es sich das er ein weiße ist


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