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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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Mittlerweile neigte sich das Jahr dem Ende zu. Das bedeutete zahlreiche Leistungskontrollen in fast allen Fächern. Aber das bedeutete auch was anderes: Weihnachten stand bevor. Diese zwei Sachen kamen sich mächtig in die Quere. Sasuke musste viel für die Prüfungen machen, aber er konnte sich nicht vernünftig darauf konzentrieren. Überall nahm er nur noch fröhlich verliebte Pärchen wahr, die im vollen Umfang diese besondere Jahreszeit genossen: sie betrachteten fasziniert eine Lichtinstalation, liefen Hand in Hand durch den Weihnachtsmarkt, aßen aus einer Tüte gebratene Mandel, fuhren Riesenrad und küssten sich, sobald die Gondel den höchsten Punkt erreicht. All das erinnerte den Jungen lästig daran, dass Naruto nicht sein Freund ist und es vermutlich nie sein wird. Der Uzumaki agierte letzter Zeit besonders süß. Sasuke spürte, dass sich Naruto besonders viel Mühe gab ihn beim Lernen mit kleinen netten Gesten zu unterstützen. Er kümmerte sich um Getränke und Essen, schlug Sachen nach, wenn er darum gebeten wurde, lenkte den Schwarzhaarigen nicht unnötig ab und ging ihm nicht auf die Nerven. Wenn Sasuke eine kleine Pause anlegte, dann leistete Naruto ihm stets bereitwillig Gesellschaft. Uzumakis sanfte unaufdringliche Präsenz machte diese Lernphase zu einem besonderen Erlebnis im Leben des Schwarzhaarigen. Sasuke bekam fast jeden Tag kleine Gründe sich noch mehr in diesen Blonden zu verlieben. Damit streute Naruto unbeabsichtigt Salz in die Wunde. Und genau deswegen war die diesjährige Weihnachtszeit so unerträglich.
 

Die extrem hohe Dichte von verliebten Pärchen regte Sasukes Vorstellungskraft auch positiv an. Diese Zeit war schon besonders, denn man durfte auf einen Wunder hoffen ohne sich gleich dabei wie ein Vollidiot zu fühlen. Dank Naruto fühlte sich der Uchiha letzter Zeit zwar sehr wie ein Vollidiot, aber das hier war aufgrund von Weihnachten berechtigt. Sasukes Weihnachtswunder bestand darin, Narutos Hassgefühle gegenüber diesem Fest ein wenig zu besänftigen. Er meinte, er könnte es mit einem gemütlichen familiären Abend schaffen. Sie würden kochen, backen, Lieder singen, alte Filme anschauen, einander beschenken, spazieren gehen… wenn Naruto gläubig ist, könnten sie ja eine Kirche aufsuchen. In Sasukes Kopf spielte sich bereits ein wunderbarer Abend ab. Ob der Uzumaki Lust hätte, den Heiligabend auf diese Weise zu verbringen? Sasuke wusste es nicht. Er beabsichtigte es jetzt herauszufinden.
 

„Naruto, hast du am Heiligabend etwas vor?“, fing der Uchiha aus der Ferne an.

„Ach, stimmt! Ich wollte dich schon seit langem darauf ansprechen! Naruto-Club macht am 24. einen Karaoke-Ausflug und ich geh dahin. Möchtest du auch mitkommen?“
 

Anscheinend hatte Uzumaki überhaupt keine Absichten den Heiligabend nach Sasukes Plan zu verbringen. Schade.
 

„Ähm, ich denke nicht“, ließ der Uchiha monoton ab.

„Okay. Aber wenn du es dir doch anders überlegst, gib mir bitte bis Ende der Woche Bescheid. Ich müsste es dann Karui sagen. Sie kümmert sich um die Reservierung.“

„Achso.“
 

Die Unterhaltung hörte auf. Die Jungs versanken in eine peinliche Stille.
 

„Du wirkst irgendwie komisch. Wolltest du mich irgendwo einladen? Ich könnte noch alles absagen…“
 

Jetzt stellte Naruto die ganze Sache ziemlich direkt dar. Einerseits war es wirklich die perfekte Gelegenheit den perfekten Plan umzusetzen. Aber andererseits fühlte sich Sasuke in dieser Sekunde total dumm. Als ob jemand so beliebtes wie Naruto an diesem Ausgehabend nichts vorhätte! Natürlich wurde er bereits eingeladen! Sasuke wollte nicht, dass Naruto seinetwegen irgendwelche Pläne streicht. Außerdem müsste er so oder so lernen. Am 29. kommt die allerletzte Prüfung. Deswegen sagte er:
 

„Ne, passt schon.“

„Wirklich?“

„Wirklich.“

„Ich mach’s für dich, wenn du möchtest. Musst nur sagen.“
 

Diese Worte erstaunten den Uchiha ein wenig. Für dich, ha? Pfff! Als ob Sasuke es so sehr nötig hätte! Er findet es zwar schade, aber jetzt nicht so, dass etwas abgesagt werden muss.
 

„Ne, alles gut, wirklich.“

„Wie du meinst. Bleibst du heute wieder zum Lernen?“

„Ja.“

„Dann bleib ich auch.“

„Gut. Ich muss noch schnell ins Sekretariat. Treffen wir uns am gewöhnlichen Ort?“

„Okay. Ich besorg uns ein Paar Snacks.“

„Nice! Dann bis später!“
 

Nach zwanzig Minuten stand Sasuke im üblichen Raum. Naruto breitete die Verpflegung auf einem der Tische aus und starrte ins Handy. Dabei hörte er Musik. Er bemerkte im Türrahmen stehenden Sasuke gar nicht. Der Uchiha bekam dadurch die Gelegenheit seinen Gegenüber ein wenig zu beobachten. So einen nachdenklichen Blick sah Sasuke auf Uzumakis Gesicht nicht so oft. Der Uchiha betrachtete zum ersten Mal ganz genau Narutos Hände. Man würde sie wahrscheinlich nicht als schön bezeichnen. Narutos Finger waren ziemlich krumm, seine Nägel waren ungepflegt und abgeknabbert, seine Handflächen waren grob und mit komischen Schwielen bedeckt. Trotzdem waren es keine hässlichen Hände. Sie erzählten eine Geschichte. Wahrscheinlich war Naruto ab und zu handwerklich tätig und wusste, wie man eine Steckdose repariert, einen alten Stuhl leimt oder Wände bohrt. Vermutlich brach er sich ein-zwei Finger während einer Prügelei und das nicht nur einmalig. Vielleicht war er doch nicht so entspannt drauf, wie er zu sein schien. Oder vielleicht belastete ihn etwas unterbewusst. Aber Sasuke wusste, dass diese Hände auch hübsch wirken können. Narutos Finger verliehen den Tanzfiguren einen eleganten Finish. Und außerdem waren Uzumaki Hände trotz rauer Oberfläche sehr zärtlich und stets angenehm warm.
 

„Hat alles im Sekretariat gut geklappt?“ Sasukes Gedanken wurden unterbrochen.

„Ja“, warf der Junge passiv.

„Bis wann möchtest du heute bleiben?“

„Bis ich nicht mehr kann. Muss noch sehr viel Stoff durchgehen.“

„Alles klar. Dann ist es eine gute Sache, dass ich so viel Essen besorgt habe.“
 

Naruto lächelte Sasuke warm an. Der Oberschüler konnte dieses sonnige Grinsen nicht unerwidert lassen. Er lächelte ebenfalls.
 

Das heutige Lerndate verlief wie gewöhnlich: Sasuke stöberte durch die Bücher und rechnete Musteraufgaben; Naruto las ein Buch und hörte Musik. Als Austauschschüler war er von sämtlichen Leistungskontrollen befreit. Dafür hasste Sasuke ihn ein wenig.
 

„Kommst du am Heiligabend wirklich nicht mit?“

„Ne, kein Bock mit deinen verrückten Fangirls abzuhängen. Ich hab Angst vor ihnen.“

„Haha! Musst du nicht, ich beschütze dich, wenn nötig.“
 

Sasuke wurde kurzerhand sprachlos.
 

„Ähm? Was?“

„Was denn? Brauchst du keine Beschützer?“

„Nein danke.“

„Hmmm, okay. Dann lass ich dich eben von meinen verrücken Fangirls verzehren!“

„Ist auch nicht besser. Deswegen komm ich ja nicht mit.“

„Du wirst mir fehlen, Muffin. Ich hätte dich schon gerne an dem Abend bei mir.“
 

Sasuke wurde mal wieder sprachlos. Was ist denn heute los mit Naruto?
 

„Was ist nur los mit dir? Warum haust du all diese komischen Sprüche raus? Sei bitte wieder normal, okay?“

„Wenn ich wieder normal werde, dann komm ich nie zum Punkt. Und ich will zum Punkt kommen, weil wir nicht mehr so viel Zeit miteinander haben. Deswegen versuche ich Klartext zu reden.“
 

Sasuke seufzte. Er wusste ganz genau was der Blonde meint.
 

„Endlich sagst du was sinnvolles“, ließ Sasuke leise ab.

„Pfff!“ Naruto wollte sich schon über die Bemerkung aufregen, aber Sasuke war schneller:

„Ich rede dann auch Klartext. Ich wollte eigentlich den Heiligabend mit dir verbringen und zwar so, wie es bei dir zuhause üblich ist, also eher gemütlich. Ich dachte, wir könnten ein richtig fettes Weihnachtsessen kochen, ein bisschen singen, blöde alte Filme gucken, vielleicht in eine Kirche gehen… ich dachte, du hättest nichts vor, aber woran dachte ich überhaupt dabei! Natürlich hast du was vor. Es ist schließlich Weihnachten… aber es ist wie gesagt nicht so wichtig. Geh lieber mit deinen Verehrern aus. Du musst dich doch irgendwann um sie kümmern. Und ich muss eh lernen. Also passt alles. Kein Problem.“
 

Naruto nahm Sasuke dankend in die Arme. Dabei drückte er den Jungen kräftig zusammen.
 

„Hey, wofür ist das denn?“, fragte der Uchiha mit Verdacht.

„Dafür, dass du so unfassbar süß bist, Muffin. Ich sag das mit dem Karaoke ab. Mir gefällt dein Plan viel besser.“

„Nein, du musst wirklich ni…“

„Shhh!“, zischte Naruto. „Klartext reden, schon vergessen?“
 

Sasuke wurde stumm. Er sagte nichts mehr. Er beobachtete nur, wie Naruto Karui eine Nachricht mit der Absage schickte. Dabei zuckte sein Herz zusammen. Ach, wen will er denn belügen? Er freute sich innerlich über Narutos Entscheidung. Er hätte den Blonden sehr gern am Heiligabend nur für sich allein und jetzt ist er für diesen einen Abend definitiv seins.
 

„Willst du vielleicht mit mir die Lichter angucken?“, fragte er leise.

„Jetzt gleich?“

„Na, irgendwann. Wir können von mir aus gerne jetzt gleich gehen.“

„Aber ich muss noch lernen…“

„Danach?“
 

Narutos ehrliche Anfrage ließ Sasuke nicht gleichgültig. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich der Blonde an Sasuke eigentlich nicht binden wollte, weil es am Ende viel Schmerz bringt. Genauso sah Sasuke die Situation auch: Lieber nicht binden. Doch jetzt in dieser Sekunde überlegte Naruto es sich doch anders. Er war bereit den Schmerz in Kauf zu nehmen, wenn er dafür die Zeit mit seinem Muffin genießen kann.
 

„Ich würd schon gerne… ja“, ließ der Schwarzhaarige etwas unentschlossen ab.

„Dann warte ich bis du fertig bist, okay?“

„Okay.“
 

Die Umarmung wurde aufgelöst. Sasuke war gerade dabei zu seinen Aufgaben zurückzukehren, doch auf einmal konnte er einem plötzlichen Impuls nicht widerstehen und küsste Naruto.
 

„Wow, ich muss mir diesen Tag unbedingt merken“, ließ der Junge überwältigt aus. „Es ist so selten, dass du überhaupt etwas von mir willst und besonders so etwas.“

„Gewöhn dich dran.“

„Warum das auf einmal?“

„Du hast völlig recht, Sonnenschein. Wir haben wirklich nicht mehr viel Zeit miteinander. Es wäre sehr dumm, sie nicht sinnvoll zu nutzen.“

„Oooooh! Komm her.“
 

Und nun spürte Sasuke Narutos starke Arme um sich herum erneut. Er holte seine Unterlagen heran.
 

„Kann ich bitte so sitzen bleiben?“, fragte der Uzumaki.

„Gerne. Es ist so kalt hier drin und du bist wie ein kleiner Ofen. Ich sag nicht nein dazu.“

„Haha! Sehr schön, dann haben wir beide was davon.“

„Richtig.“
 

Am heutigen Abend beeilte sich Sasuke mit dem Lernen besonders und schon nach zwei Stunden durfte auch das Keinpärchen die glitzernde Winterpracht genießen. Sie liefen Hand in Hand durch eine märchenhaft beleuchtete Allee. Naruto sah anscheinend sowas noch nie. Er wirkte regelrecht fasziniert. Die warmen gelblichen Lichter fesselten Uzumakis Blick und spiegelten sich in seinen großen blauen Augen wider. Dadurch schienen sie wie eine unerforschte ferne Galaxie. Dieser Anblick fesselte wiederum Sasuke zutiefst. Während Naruto fasziniert die Lichter betrachtete, betrachtete Sasuke genauso fasziniert ihn.
 

Die Jungs liefen ziemlich lang komplett stumm durch die Allee. Sasuke bekam das Gefühl, dass Naruto so überwältigt ist, dass er ab und zu zu atmen vergisst.
 

„Gefällt‘s dir?“, fragte Sasuke nach einer Weile.

„Ja, sehr“, hauchte der Blonde verhext aus.

„Hast du sowas noch nie gesehen?“

„Nein, bei uns sind die Weihnachtslichter nicht so beeindruckend.“

„Komisch, dabei ist es doch «euer» Fest.“ Sasuke machte Gänsefüßchen in der Luft.

„Schon, aber in Sachen Licht seid ihr einfach unschlagbar. Es ist so schön hier.“

„Dabei ist diese Allee nicht das Beeindruckendste, was man um die Weihnachtszeit zu sehen bekommt.“

„Ich weiß. Wollen wir irgendwann mal zu diesem krassen Schloss?“

„Ja, können wir machen.“

„Oh, guck mal! Was ist das da?!“
 

Naruto lief zügig auf die nächste Installation zu. Es handelte sich dabei um eine riesige Fläche, die dicht mit Lichterketten besäht war. Sie schillerten kräftig. Von weitem sah es wie ein Regen aus. Das ganze wurde mit passenden Geräuschen ergänzt. So kam die Installation einem echten Regen ziemlich nahe.
 

„Muffin, komm schnell her! Es regnet!“, rief Naruto begeistert aus und tauchte in den Wald aus Lichterketten.
 

Sasuke eilte Naruto hinterher. Als er den Uzumaki aufholte, standen sie gefühlt sehr mittig in der Installation. Sie waren umgeben von tausenden Lichterketten. Das Regengeräusch unterdrückte die hektische städtische Umgebung. Es roch sogar nach Regenfrische. Naruto schloss ihn in eine Umarmung ein.
 

„Sag mir: Was machen Pärchen, wenn es plötzlich anfängt zu regnen?“, fragte er mit einem Fuchsgrinsen im Gesicht.

„Sie teilen sich einen Schirm?“, schlug Sasuke vor.

„Und was, wenn sie keinen Schirm haben?“

„Dann verstecken sie sich unter einem Dach und warten, bis der Regen vorbei ist.“

„Was, wenn der Regen sie voll erwischt hat und es ist kein Gebäude in der Nähe gibt?“

„Dann beeilen sie sich nach Hause?“

„Und bevor sie sich nach Hause beeilen?“

„Sie küssen sich sehr romantisch.“

„Richtig!“ Naruto lächelte Sasuke sanft an.

„Und was machen wir? Wir sind doch kein Pärchen!“

„Wir küssen uns trotzdem. Komm her!“
 

Die Jungs standen noch eine ganze Weile mittig in der Installation und machten das, was Pärchen machen, bevor sie sich nach Hause beeilen. Sasuke hat noch nie jemanden bei so einer Kälte geküsst. Jedesmal, als sich seine Lippen von Narutos trennten, verspürte er eine plötzliche stechende Kälte im Mund. Darum küsste der Junge seinen Gegenüber gieriger und eifriger als sonst. Narutos Wärme war bei diesen Temperaturen besonders kostbar.
 

„Gefällt dir das hier?“, hauchte Sasuke aus.

„Ja, das hier gefällt mir am meisten, weil du mir gefällst“, hallte Naruto nach und guckte den Uchiha warm an.
 

Sasuke verlor sich in den endlosen blauen Augen. Er konnte seinen Blick von Naruto nicht nehmen. Sein Herz klopfte wie verrückt. In diesem Moment ordnete sich das Universum so an, dass sich die zwei Jungs genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort befanden. Denn Naruto sagte plötzlich:
 

„Muffin, ich liebe dich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dichan
2019-10-07T15:07:55+00:00 07.10.2019 17:07
Diese Kapitel ist ein Traum, Naruto ist so süß zu Sasuke. Die ganze Sache mit den Essen und beim Lernen zur Unterstützung ist toll. Was auch toll ist das Sasuke endlich eingesehen hat das er Naruto gern hat und ihn haben möchte. Absolut tolles und niedliches Kapitel ♥️ das Ende ist wunderschön 😍😍😍.
Antwort von:  suugakusan
07.10.2019 18:27
Ich bin froh, wenn du das Kapitel so toll fandest! Hoffentlich wird die FF weiterhin spannend bleiben
Von:  Yuna_musume_satan
2019-10-07T11:37:31+00:00 07.10.2019 13:37
OMG ich liebe die FF
Antwort von:  suugakusan
07.10.2019 18:26
Danke :)


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