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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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Sasuke stand vor Narutos Tür. Sein Herz raste wie verrückt. Es war gerade dabei bei Narutos Wohnung zu klingeln, doch plötzlich…
 

„Was machst du denn hier?!“
 

Der helle Klang von Narutos Stimme ließ den Jungen mit dem ganzen Körper zusammenzucken.
 

„Sorry, wollte dich nicht erschrecken. Hi erstmal!“ Naruto nahm Sasuke herzlich in den Arm. „So, jetzt…“ Naruto nahm ein wenig Abstand, neigte den Kopf etwas nach links und fragte: „Was machst du hier?“

„Wollte dich sehen.“

„Oooooh! Wie süß ist das denn?!“ Naruto drückte Sasuke sehr kräftig zusammen und verpasste ihm einen Kuss. „Hast mich wohl vermisst, oder?“

„Umm…“, murmelte der Uchiha undeutlich, räumte den Jungen zur Seite und fuhr schnell fort: „Und was machst du hier draußen?“
 

Sasuke fiel immer noch schwer, die eigenen Gefühle zu verbalisieren. Deswegen wich er die Frage aus, indem er eine neue stellte.
 

„Ich wollte endlich den Elektroscooter ausprobieren“, lautete die Antwort.

„Und das machst du jetzt um 23 Uhr?“ Sasukes Stimme hörte sich skeptisch an.

„Ja, es gibt tagsüber draußen zu viele Leute.“

„Wow, das ist ja rücksichtsvoll von dir! Du wirst ja langsam zum echten Mitbürger!“ Sasuke lobte seinen Freund aufrichtig. Er war sehr positiv überrascht.

„Haha! Lobst du mich etwa?“ Narutos Stimme hörte sich gespielt misstrauisch an.

„Yup“, bestätigte der Uchiha klipp und klar.

„Sehr schön!“ Naruto grinste. „Yo! Dann lass uns endlich den Scooter ausprobieren!“

„Warte mal, was meinst du mit «lass uns»?“

„Naja… du, ich und der Scooter.“

„Wie hast du es dir eigentlich vorgestellt?“

„So!“
 

Innerhalb kürzester Zeit trieb der Uzumaki den Scooter auf. Sasuke hat überhaupt nicht verstanden, wo er diesen her hatte.
 

„Stell dich hin.“ Naruto hielt den Scooter und animierte Sasuke auch nonverbal auf das Brett zu steigen.

„Okay…“ Der Uchiha war immer noch voller Skepsis. „Und dann?“

„Halt mal den Lenker“, kam die nächste Anweisung.

„Hä? Und wo bleibst du?“

„Ja, Moment! Und ich komm genau hinter dir…“
 

Naruto stieg ebenfalls auf die Plattform. Er schmiegte sich an Sasukes Rücken an. Der Uchiha verlor Gleichgewicht. Die beiden Jungs kippten ungeschickt zur Seite.
 

„Naru, so sind die Dinger überhaupt nicht gedacht! Jeder sollte eins haben!“, beschwerte sich der Schwarzhaarige. „Es ist ein bisschen gefährlich! Und außerdem dachte ich, dass du fahren wolltest! Im Endeffekt fahre ich dich, oder wie?“
 

Uzumaki antwortete darauf nur mit einem breiten Grinsen. Ach, dieser Chaot! Sasuke seufzte.
 

„Mann, Naru! Kaum hab ich dich gelobt, kommst du mit sowas! Hab mich geirrt, du wirst doch nicht zum Mitbürger!“

„Bitte, Muffin! Komm schon! Wenn uns jemand erwischt, zahle ich die Strafe!“

„Das ist wohl das Mindeste, was du in dem Falle dann machst!“ Sasuke verzog unzufrieden das Gesicht.

„Aha, du willst also mitmachen. Gute Entscheidung!“

„Das hab ich überhaupt nicht… heeey!“
 

Kaum konnte der Uchiha etwas einwenden, wurde die Miete gestartet. In der nächsten Sekunde standen er und sein Mitfahrer auf dem Scooter.
 

„Fahr los!“, rief Naruto energisch aus.
 

Sasuke seufzte tief und drückte auf den kleinen Knopf. Der Scooter bewegte sich.
 

„Wo wollen wir denn hin?“, fragte Sasuke etwas besorgt nach.

„Lass uns in den Park fahren.“

„Okay…“
 

Sasuke steuerte das Gerät über den Bürgersteig in die Richtung des Parks. Der Junge war übelst angespannt. Obwohl sich der Park nicht weit weg befand, hatte er trotzdem Angst erwischt zu werden. Zum Glück war dieser Donnerstagabend sehr ruhig. Beinahe niemand bummelte in dieser Gegend um diese Uhrzeit herum. Gut so! Sasuke wusste, dass eine kleine Gasse den gesamten Weg etwas privater macht, und da wollte er unbedingt hin. Er guckte ständig zur Seite. Irgendwie fühlte er sich paranoid.
 

Endlich erschien die Gasse auf dem Horizont. Der Uchiha bog schnellstmöglich in sie hinein. Erst hier konnte er sich etwas entspannen. Sasuke hörte das weiche Rauschen der Räder und sah den großen hellen Fleck, der die Lampe am Scooter erzeugte. Es war ruhig und vergleichsweise warm für einen Februarabend. Und keiner außer den beiden war hier zu dieser späten Stunde. Sasukes Nervosität verging Stück für Stück.
 

Nun war ungefähr mehr als die Hälfte der Strecke vorbei und bis jetzt fielen die Jungs keinem auf. Sobald Sasuke nicht mehr nervös war, musste er feststellen, dass die Situation halb so wild war. Eigentlich mochte er die abendlichen Spaziergänge und heute war er nicht allein. Ein gewisser Jemand hing auf seinem Rücken. Narutos Arme hielten ihn fest. Der blonde Kopf lag etwas ungünstig im Bereich von Sasukes Schulter. Naruto war etwas kleiner als er. Dennoch störte es den Fahrer nicht sonderlich.
 

Endlich mündete die kleine Gasse in den Park ein. Erstmal ging es bergab.
 

„Halt dich fest!“, rief Sasuke aus und verspürte sofort ein drückendes Gefühl im Bereich von Rippen.
 

Naruto schien sich vor Schreck zusammengezogen zu haben. Dieser selbstverliebte Junge tut immer so, als wäre er unbesiegbar. Und doch muss auch er zusammenzucken, wenn es relativ steil bergab geht. Sasuke schmunzelte leicht.
 

„Ich möchte jetzt auch lenken.“ Naruto löste die Umarmung langsam auf und legte seine Hände auf den Lenker über den Händen von Sasuke.

„Siehst du da hinten überhaupt was?“

„Ja-ja, keine Sorge.“

„Komm, wir tauschen.“

„Ne-ne! Passt!“

„Na gut…“
 

So fuhren die Jungs für eine Weile durch den menschenlosen nächtlichen Park. Sasuke bemerkte, dass Naruto auf den Zehenspitzen steht.
 

„Stell dich bitte richtig hin“, bat Sasuke besorgt. Ihm gefiel nicht, wie wackelig der Uzumaki steht.

„Dann sehe ich aber schlechter…“

„Nicht schlimm.“ Sasuke ging leicht in die Knie. „Besser?“

„Ja! Danke!“
 

Die Jungs fuhren weiter, diesmal ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sasuke stand für den Rest der Fahrt hingehockt, um Narutos Sichtfeld nicht zu versperren. Hmm, kaum zu glauben, dass er für diesen Jungen, den er am Anfang des Schuljahres nicht leiden konnte, jetzt seine eigene Komfort opfert. Zumal ist Uzumaki eindeutig selbst daran schuld! Schließlich wollte er unbedingt in dieser ungünstigen Konstellation spazieren fahren! Und Sasuke wollte seine Fahrt trotzdem bequemer machen… warum wohl? Hmm… es ist aber auch nichts neues zwischen ihnen. Seitdem sie zusammen sind, wurden sie wirklich kooperativer. Die verbalen Auseinandersetzungen wurden spürbar weniger. Deren Miteinander wurde irgendwie…
 

Ruhiger?
 

Ja, dieses Wort traf ziemlich gut auf die jetzige Situation zu. Ob diese neue Art mit Naruto zu sein dem Oberschüler gefiel? Ja, natürlich. So durfte Sasuke zum ersten Mal im Leben das Konzept von Geben und Nehmen in einer Beziehung kennenlernen und sogar am eigenen Leibe austesten. Naruto war bekannt dafür, einfach so zu den Leuten nett zu sein. Sein eigener Partner bekam dabei automatisch die höchste Priorität. Dieses „Nett sein“ war irgendwie voll ansteckend. Bevor Sasuke es überhaupt realisierte, tat auch er freiwillig Kleinigkeiten, die den Tag des blonden Jungen ein wenig versüßten. Man muss nicht immer um jede Kleinigkeit streiten, selbst wenn die Streitigkeiten ab und zu Spaß machen. Genau an dieser Gegenseitigkeit konnte Sasuke endlich festmachen, dass sie zwei ein echtes Paar geworden sind. Sie können jetzt gegenseitig aufeinander verlassen.
 

Und ist es jetzt gut oder schlecht?
 

Definitiv gut. Es wäre noch besser, wenn sie auch nach dem Ende Schuljahres was davon hätten. Hätten sie auch nach diesem Schuljahr weiterhin ein Paar sein könnten!
 

Können sie aber nicht.
 

Plötzlich besuchte Sasuke die ihm bereits vertraute Melancholie. Oh ne, nicht schon wieder! Es ist äußerst belastend.
 

„Du bist so süß, Muffin“, wisperte der Uzumaki sanft. Sasuke verspürte bei diesen Worten einen leichten Krampf im Herzen. Er drehte sich trotzdem um und lächelte seinen Freund sehr herzlich an.
 

Kurz vor Mitternacht standen sie wieder vor Narutos Tür. Der frische Wind und Narutos Verhalten brachten den Uchiha erstmal auf andere Gedanken. Sein Freund war eindeutig aufgeregt, denn sein Handy spielte nicht mit. Die Miete des Geräts konnte nicht beendet werden und es regte den Jungen sichtbar auf. Er pickste mit Wucht in den Bildschirm, murmelte dabei genervt und hörte nicht auf, kurze analysierende Blicke in Sasukes Richtung zu werfen. Sasuke mochte es, seinen Freund in außergewöhnlichen Situationen zu beobachten. Diese Situation war eindeutig außergewöhnlich. Der sonst immer positive Sonnenschein Naruto kann auch wie ein alter Greis meckern, weil er die Technik überhaupt nicht versteht. Sasuke fand Naruto süß, wenn er aufgeregt war. Dieser Anblick ließ den Uchiha leicht schmunzeln.
 

Sobald der Kampf gegen die Technik gewonnen war, lief der ehemalige Greis auf Sasuke zu und schnappte fest seine Hand. Mit der anderen Hand suchte er ungeduldig sein Hausschlüssel — der nächster Kampf begann. Uzumakis Taschen waren bodenlos. Sie verbargen in sich etliche Gegenstände, die alle kein Schlüssel waren. Sasuke beobachtete Naruto weiterhin und hielt sich belustigt zurück.
 

Nach ungefähr fünf Minuten war Naruto endlich mit einem Sieg gekrönt. Naruto — Eins, Schlüssel — Null. Die Tür konnte endlich geöffnet werden! Sobald der Eingang frei wurde, wurde der Uchiha plötzlich überrumpelt. Naruto schob ihn praktisch ins Treppenhaus und ließ dabei die Tür hastig zufallen. Jetzt führte sich der Junge so auf, als ob Sasuke sehnsüchtig den Moment abwarteten würde, an dem er endlich abhauen könnte. Was für ein Quatsch! Warum würde er sonst den Uzumaki aufsuchen?! Er lief demonstrativ zur bekannten Wohnungstür im dritten Stock vor. Dies schien Naruto etwas zu besänftigen. Sasukes Hand ließ er trotzdem nicht los.
 

Nun wurde die letzte Hürde erfolgreich überwunden: die Jungs passierten die Türschwelle und standen in Narutos Flur. Die Eingangstür wurde endlich abgeriegelt. Naruto atmete erlöst aus.
 

„Bravo, Uzumaki-san, bravo! Sie konnten mich ja wirklich gut hierhin locken!“, warf Sasuke ironisch.

„Joa, denk ich auch! Hab jetzt einen echt guten Fang gemacht!“
 

Naruto versuchte seine Stimme künstlich munter klingen zu lassen und setzte das übliche selbstverliebte Grinsen auf. Doch diesmal wirkte es nicht so glaubwürdig wie sonst. Er ist eindeutig sehr nervös. Sasukes verspielte Laune fuhr abrupt gegen die Wand. Er konnte nicht mehr entstehen, dass etwas seinen Freund bekümmert.
 

„Geh bitte heiß duschen.“ Narutos Stimme fiel ab und sein Blick wanderte planlos durch die Gegend. „Ich will nicht, dass du meinetwegen krank wirst.“
 

Der Gastgeber verschwand ins Wohnzimmer und ließ Sasuke alleine im Flur stehen.
 

„Handtücher gibt es unter dem Waschbecken!“, warf Naruto hinterher. „Saubere Wäsche bring ich dir auch gleich!“
 

Narutos Duschangebot war für den Uchiha wie ein kräftiger Schlag ins Gesicht. Plötzlich wurde ihm eine simple Tatsache klar: er übernachtet zum ersten Mal hier. Wahrscheinlich deswegen ist Naruto so doll aufgeregt. Sasuke fühlte sich unfassbar dämlich. Woran dachte er überhaupt, als er ins nächtliche Abenteuer aufbrach?! An nichts dachte er! An gar nichts! Er wollte nur Naruto sehen… und das Danach wurde dabei komplett vernachlässigt.
 

Stehend unter Narutos Dusche, spürte Sasuke, wie seine eigenen Gedanken an ihm vorbei rasen. Jetzt konnte er Narutos Aufregung völlig nachempfinden. Sein Herz drohte aus der Brust herausspringen, so schnell schlug es gegen seine Rippen. Er würde nicht übertreiben, wenn er sagen würde, dass er komplett nass geschwitzt war. Allein die laufende Dusche rettete ihn daraus. Sein Mund war plötzlich ganz trocken. Er könnte in diesem Augenblick vermutlich nicht reden, weil er keinen klaren Gedanken greifen konnte. Er fragte sich, was auf ihn gleich zukommt. Sein Gehirn generierte schon mögliche Verlaufsszenarien. Einige waren zufriedenstellend und andere nicht.
 

Nach ungefähr zehn Minuten kam der Uchiha zurück ins Wohnzimmer. Der Gastgeber stürzte seinerseits ins Bad und Sasuke fand es sogar besser so. Er konnte das saubere T-Shirt trotz des großzügigen Angebots nicht anziehen. Es war ja nicht seins! Es fühlte sich äußerst komisch an. Sasuke legte das Bekleidungsstück auf den Stuhl ab. Ihm fiel auf, dass Naruto in der Zwischenzeit das Bett neu bezogen hatte. Die alte Wäsche lag salopp zusammengeschmissen neben dem Wäschekorb, der schon sehr überfüllt war. Der Uchiha konnte keine weitere Infos über dieses chaotische Zimmer sammeln. Er schaltete das Licht aus und hüpfte ins Bett. Die Dunkelheit besaß etwas beruhigendes. Im Dunklen sind sich viele Räume ähnlicher, als bei Tageslicht.
 

Liegend im Bett konnte sich der Junge etwas beruhigen. Er nahm den Platz an der Kante ein. Er mochte es nicht, neben den Wänden zu schlafen. Hoffentlich ist Naruto ein ruhiger Schläfer und schmeißt ihn nicht raus.
 

Einige Minuten später kam Naruto zurück aus dem Bad. Zu Sasukes unfassbarem Glück machte er das Licht nicht an, sondern legte sich direkt auf den freien Platz neben der Wand. Das Einzelbett war für zwei Personen eindeutig zu klein. Die beiden Jungs lagen also gequetscht aneinander und starrten wortlos für eine ganze Weile die Decke an. Ja, Naruto ist eindeutig wegen irgendwas äußerst bekümmert. Die Luft um sie herum war mit dieser unangenehmen Anspannung durchtränkt. Sasuke konnte sie beinahe auf der Zunge schmecken.  
 

„Weißt du, ich will nicht ohne dich“, wisperte der Uzumaki vorsichtig.

„Wo kommt denn das jetzt her?“ Ach ja, Naruto pickte das Über-Gefühle-Sprechen-Szenario. Und natürlich musste er das heikelste Thema von allen ansprechen! Na super!

„Ich will nicht allein sein.“ Naruto ignorierte Sasukes Frage und rückte mit einem neuen Geständnis heraus.

„Du hast zuhause doch viele Freunde… du wirst doch nicht allein sein…“ Sasuke wusste nicht, wohin diese Unterhaltung führt und was genau Naruto hören wollte. Deswegen waren seine Vorwände nicht sonderlich überzeugend.  

„Das stimmt.“

„Na dann… Problem gelöst.“

„Hör auf. Du weißt, worauf ich hinaus möchte und warum ich es ausgerechnet so formuliere.“
 

Sasuke hielt instinktiv die Luft an. Er war unglaublich schlecht bei solchen Gesprächen und Naruto war in diesem Moment sehr gereizt. Er wollte nichts falsches sagen. Bloß, wenn der Blonde jetzt weiter redet, dann kann Sasuke nur alles vermasseln. Die Frage ist nicht ob es passiert, sondern wann.
 

„Muffin, ich liebe dich…“
 

Okay, Naruto wollte jetzt wirklich darüber austauschen. Bei der Liebeserklärung spannte sich Sasuke innerlich an. Die Phrase war eindeutig noch nicht zu Ende und Sasuke hatte schon jetzt ein ungutes Gefühl dabei. Er wartete ganz brav ab. Schließlich lautete die goldene Regel der Kommunikation laut Google „ausreden lassen“. Darauf verließ sich der Junge.
 

„Deswegen fällt mir diese verdammte Trennung am Ende des Schuljahres schon jetzt so unglaublich schwer.“
 

Naruto beendete den Satz. Und danach kam die schmerzvolle Stille. Sasuke verstand nicht, was Naruto mit dieser Unterhaltung erreichen wollte. Diese Worte stachen auf Sasukes Herz wie Messer ein.
 

„Warum sagst du mir das jetzt?“, wisperte Sasuke etwas verloren.

„Hallo?! Ich rede von meinen Gefühlen zu dir, ja! Ist übrigens sehr wichtig! Nur so, am Rande bemerkt…“
 

Seinen letzten hätte sich Sasuke lieber sparen sollen. Er starrte immer noch auf die Decke. Für die vergangenen zehn Sekunden hat jemand das Universum um ihn herum irgendwie angehalten. Seine Umgebung fühlte sich plötzlich unnatürlich steril an. Alle häuslichen Geräusche wurden abrupt abgestumpft. Sasuke konnte nichtmal Narutos Atem wahrnehmen, obwohl er sich dabei wirklich viel Mühe gab. Ja, genauso hört sich die Stille vor dem Sturm an.
 

„SAG MIR GEFÄLLIGST DASS DU DASSELBE FÜHLST!“
 

Jetzt stürzte die große kräftige Welle auf Sasuke ein. Naruto setzte sich ruckartig hin und presste so viel Luft aus seiner Lunge auf einmal, dass die Wände zu vibrierten schienen. Dieser Schrei klang so verzweifelt, dass Sasuke einen plötzlichen stechenden Schmerz in der Brust empfand. Der Uchiha setzte sich ebenfalls hin und legte seine Arme um Narutos Hals. Er drückte Naruto so nah zu sich heran, wie es nur ging.
 

„Tsss, bitte schrei nicht so!“, zischte der Uchiha.

„Kommandiere mich nicht rum und hör auf, so kaltherzig zu sein!“
 

Naruto stieß Sasuke kraftvoll weg. Der Uchiha konnte sich gerade noch rechtzeitig am Bettgestell festhalten und flog dadurch nicht auf den Boden. So wütend erlebte er Naruto noch nie.
 

„Weißt du eigentlich, wie fertig mich diese Trennung macht?!“

„Naruto…“ Sasuke versuchte vergeblich Narutos Aufmerksamkeit zu gewinnen. Der Uzumaki wurde mit jedem gefallenen Wort noch eifriger.

„Ja, mein Gott! Ich wollte halt unbedingt darüber reden! Ja, ich rede manchmal über meine Gefühle und nein, es ist nichts schlimmes!“

„Naruto!“ Sasuke rief seinen Freund erneut beim Namen, diesmal sogar etwas lauter. Es brachte trotzdem nicht.  

„Das war übrigens der Grund, warum ich heute Abend überhaupt weg wollte! Ich war so zerstört, dass…“

„NARUTO!!! HÖR MIR VERDAMMT NOCHMAL ZU!“
 

Sasuke schrie jetzt zur Abwechslung auch. Er bemerkte, dass der Blonde kräftig nach Luft schnappte, um noch eine zerstörerische Hitzewelle auszulösen, aber Sasuke war diesmal schneller. Er pinnte Naruto gegen die Wand fest und drückte seinen Mund zu. Dieser explosive Emotionsausbruch ging Sasukes Meinung nach viel zu weit. Und damit konnte er seinen Freund endlich aufhalten.
 

„Ernstens schrei nicht so rum! Wir sind hier nicht allein und es ist schon verdammt spät! Und zweitens natürlich geht es mir genauso! Bist du so bescheuert, dass du selbst nicht drauf kommst?!“

„Ummm“, lies Naruto bestätigend ab.

„Uzumaki, du bist so ein Idiot! Echt jetzt!“
 

Sasuke ließ seinen Freund los und senkte schwächlich seinen Kopf auf Narutos Schulter ab. Sie beide konnten endlich durchatmen und die Situation entspannte sich etwas. Sasuke spürte einen riesigen Klumpen im Rachen. So fingen bei ihm Weinkrämpfe an. Wow, einen Weinkrampf hat er seit Ewigkeiten nicht gehabt. Na super! Das alles ist die Schuld von diesem blöden Schwachkopf!
 

Nach einigen stillen Momenten regten sich alle Beteiligten mehr oder weniger ab. Die Tränen kullerten Sasuke bereits über die Wangen. Sie hinterließen heiße Spuren auf seiner makellosen Marmorhaut. Ach, was soll’s… dieser Streit ist eh schon ziemlich peinlich eskaliert. Wenn er jetzt ein bisschen weinen muss, dann ist es halt so. Sasuke hob seinen Kopf, setzte sich gerade hin und wisperte erschöpft:
 

„Ach, Naru, du bist wirklich ein super ahnungsloser Sonnenschein, ne?“
 

Naruto lachte kurz, nickte bestätigend und schmiegte sich zärtlich an Sasuke heran.
 

„Muffin?“

„Was willst du denn noch?“

„Danke sagen.“

„Hä? Wofür denn?“

„Für die Wahrheit. Ich bin jetzt wirklich erleichtert.“

„Du Dummkopf, ey!“, hauchte der Uchiha genervt aus.

„Liebst du mich trotzdem?“

„Oh komm! Hör auf damit!“

„Das heißt wohl ja!“
 

Naruto hörte sich wie ein verliebtes Kind an. Sasuke rollte genervt die Augen und erwiderte nichts.
 

Das war das allerletzte, was am heutigen Abend gesagt wurde. Kurz darauf legten sich die zwei Liebesvögel wieder hin und schlossen einander in einer festen Umarmung. Diese war so fest, dass man sie sogar als „verzweifelt“ hätte bezeichnen können. Es dauerte, bis die beiden schließlich einschliefen. Selbst im Schlaf klammerten sie krampfhaft aneinander. Als ob diese Umarmung die Tatsache überschrieben könnte, dass ihnen nur lächerliche sechs Wochen verblieben. Danach müssen sie höchstwahrscheinlich getrennte Wege gehen. So viel stand schonmal fest.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2020-05-03T11:52:34+00:00 03.05.2020 13:52
OMG so herzzerreißend das Kapitel. Wenn nicht einer der beiden bei den anderem bleibt oder mitgeht verzweifel ich. I Love It


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