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Lovely Priest

von

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Nächtlicher Spaziergang

Ravil weiß nicht, wie lange er schon hier liegt, den Blick Richtung die Decke gewendet. Still und flach atmend, will er sich nicht bewegen, denn jede Bewegung schmerzt. Er wartet darauf, dass er auf den Flur nichts mehr hört, dass seine Eltern schlafen. Auch wenn jede Faser, jeder Muskel in Ravils Körper schmerzt, fühlt er, wie ihm die Luft zugedrückt wird. Schon alleine der Gedanke mit seinem Vater in einem Haus zu schlafen, raubt ihn den Atem. Wenn Ravil gekonnt hätte, würde er sich übergeben, doch das wenige in seinem Magen liegt dort schwer, wie ein Stein.

Der Gedanke abzuhauen und nie wieder zu kommen, manifestiert sich immer Stärker in seinem Inneren. Doch wo soll er nur hin? Die ganze Stadt kennt ihn, schließlich ist er der Sohn von dem angesehenen Priester. Wenn er nach der Schule nicht sofort nach Hause kommt oder mit dem Bus eine Station weiterfährt, als wo er eigentlich raus müsste, wird seinem Vater sofort davon berichtet. Es ist, als habe der Mann überall seine Spione, die seinen Sohn auf Schritt und Tritt verfolgen. Die einzige Möglichkeit wäre die Nacht und dann fahren keine Busse, also kann er nicht genügend Meter zwischen sich und seinem Vater bringen. Egal, wie er es dreht und wendet. Ravil wird hier niemals rauskommen.

„Du musst hier auch nicht raus. Es gibt noch eine andere Möglichkeit.“ Da ist sie wieder. Die Stimme, die seiner ähnlich klingt, aber von der er weiß, dass sie nicht zu ihm gehört.

Schon seit er ein kleiner Junge ist begleitet ihm diese Stimme. Es ist, als wäre sie seine böse Seite, die ihn dazu bringen soll was Schlechtes zu machen. Jedes Mal möchte sie Ravil dazu überreden. Jedes Mal macht sie nur Andeutungen, doch Ravil ist sich sicher, dass sie meint, dass er seinen Vater umbringen sollen.

Instinktiv schüttelt er den Kopf. Das kann er nicht machen. Nicht dass es ihm Schade um den Mann wäre. Wenn er ihn umbringt wird die Polizei ihn als erstes verdächtigen. Vielleicht noch seine Mutter, aber er glaubt nicht, dass sie jemals die Schuld auf sich nehmen wird. Wie kann man da auch nicht auf die Idee kommen? Vater schändet den Sohn und die Mutter und wird von einen von ihnen umgebracht. Wer hat die Initiative ergriffen? Das wäre wirklich eine passende Schlagzeile für die Reporter. Die würden sich bestimmt, wie die Geier auf diese Geschichte stürzen. Wie geschädigt Ravil und seine Mutter davon sind interessiert die Aasgeier nicht. Außerdem wäre seine Mutter dann ganz alleine. Nein, dass kann er ihr nicht antun. Ravil ist sich nicht sicher, ob sie weiß, wie sie alleine überlebt. Schließlich ist sie die ganze Zeit zu Hause und ihr Mann holt das Geld ran. Vielleicht würde sie sich wieder einen Mann widmen, der sie so behandeln würde, wie sein Vater im Moment Ravil behandelt. Und dass kann er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren.

„Es gibt noch eine andere Möglichkeit“, kann er die Stimme hören. Ein leises Kichern geht von ihr aus.

Ravil ist sich sicher, dass sie nur in seinem Kopf ist, dennoch hat er sie die ganzen Jahre als eine Art Hirngespinst aus seiner Fantasie abgestempelt. Im Moment kommen ihn jedoch Zweifel. Was ist, wenn doch mehr dahintersteckt? Er kann sich zwar nicht erklären in wie fern, aber irgendwas sagt ihm, dass die Stimme nicht nur eine Ausgeburt seiner Fantasie ist.
 

Schon seid einer Weile hört Ravil keine Geräusche mehr auf dem Flur. Erleichtert atmet er aus. Wahrscheinlich sind seine Eltern schon schlafen.

Er beißt sich auf die Unterlippe, als er sich langsam aufrichtet. Sein ganzer Körper schmerzt, doch das muss er jetzt ertragen. Er hat schon so viel bei seinem Vater ertragen. Da sind diese Schmerzen gar nichts. Daran ist er schon genügend gewöhnt. Dennoch dauert es ein bisschen, bis Ravil sich aufgerichtet hat und schließlich auf den Beinen steht. Langsam schleicht er sich zur Wand. Er stützt sich den ganzen Weg bis zur Haustür an einer ab. Der Schlüssel wiegt schwer in seiner Hosentasche. Augenblicklich dreht sich sein Magen um, wenn er daran denkt später wieder nach Hause gehen zu müssen. Er schließt die Augen und atmet noch einmal tief ein. Nein, daran darf er jetzt nicht denken. Viel lieber sollte er an was Gutes denken: Das er gleich draußen ist und einen Moment für sich hat.

Mit einem leichten Lächeln öffnet er die Eingangstür. Ein kühler Luftzug kommt ihm entgegen, als wolle die Freiheit ihn mit offenen Armen empfangen.

Dieser Aufforderung kommt er nur zu gerne entgegen. Mit einem kleinen Sprung über die Türschwelle stürmt er nach draußen. Die Tür zieht er hinter sich zu. Mit einem leisen Knall geht die schließlich zu. Es ist, als wolle der Wind nachhelfen. Dann fängt Ravil an raus zu laufen. Ihm ist egal wohin, einfach irgendwo, weg von seinem Haus. Die Nacht ist kühl und der Himmel erstreckt sich wie eine schwarze Decke über ihn. Ravil fühlt sich befreit, glücklich endlich draußen zu sein. Das sind die einzigen wenigen Momenten in seinen Leben, wo er sich richtig befreit fühlen kann, wo er tun kann was er will. Auch wenn die Nachbarschaft schon schläft, genießt er es draußen zu sein, die Ruhe zu genießen und den kühlen Wind auf seiner Haut zu spüren. Er fröstelt leicht, doch ist es ihm egal. Es zeigt ihm, dass er am Leben ist. Die Schmerzen, die ihn an seinen Vater erinnern sind so gut wie vergessen. Er probiert nicht an seine blauen Flecke zu denken und auch nicht an den nächsten Morgen, wenn er völlig übermüdet in die Schule muss und danach zu predigt. Die kleinen Ausflüge nach draußen sind ihm dafür viel zu Kostbar.

Ravils Weg führt ihn schließlich zu einem Park ganz in der Nähe. Er reißt sich ein paar Knallerbsen von einem Strauch ab, ehe er sich auf einer Bank setzt. Mit einer kindlichen Freude, wirft er die weißen Beeren auf den Boden und zerquetscht sie mit dem Fuß. Ganz langsam, bis sie einen leisen Knall von sich geben. Dann kichert er auf. Ravil weiß, wie Kindlich er sich verhält, doch ist es ihm egal. Wer soll schon in der Nacht unterwegs sein?

„Bist du nicht der junge Priester von der Kirche?“ Im ersten Moment hat Ravil gedacht, dass die Stimme wieder da ist. Doch ist er sich sicher, dass sie ihm sowas niemals fragen würde.

Schnell schießt sein Kopf in die Höhe. Mit einem gewissen Sicherheitsabstand steht der Blondhaarige junge Mann vor ihm, der heute in der Kirche war und den er unbedingt wiedersehen wollte. Seine Augen weiten sich im ersten Moment. Wie ein Tier, dass sich totstellt, kann er sich nicht bewegen, ist wie versteinert. Die restlichen Knallerbsen fallen von seiner Hand auf den Boden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Hinata_Shouyou
2019-09-19T02:51:51+00:00 19.09.2019 04:51
wow
echt hammer stark
mach weiter so
freu mich wenns weiter geht


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