Werte von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 11: Der Wert eines Frauenlebens --------------------------------------- Seit einiger Zeit schon sitzen sie still im muffigen Büro des Bordellbesitzers – Sanji schwenkt ein wenig gelangweilt sein Weinglas hin und her, während Nami ihre eisigen Finger an dem Tee wärmt, den Sanji für sie zubereiten ließ. Ihr eigenes Glas hat sie schließlich verweigert, doch der Prinz bestellte dennoch das warme Getränk für die junge Frau, damit sie sich daran ein wenig aufwärmen konnte. Doch zu trinken schafft sie einfach nicht – zu viel geht in ihrem Kopf vor sich. Fragen über Fragen, grausige Gedanken und Ängste, die nur so drohen, aus ihr herauszuplatzen.   „Sag mir...was beschäftigt dich...?“, ertönt da all zu plötzlich wieder Sanjis Stimme, und erschrocken blickt sie auf und zu ihm hinüber – denn wie schon auf dem Schiff erkundigt er sich nach ihren Gedanken und blickt sie wieder so eindringlich an.   Das Piepen des Halsbandes hat sie schon fast gar nicht mehr wahrgenommen und daher antwortet sie schnell und ohne zu zögern: „...wie teuer ist...so eine Frau?“ „Hier? In diesem Haus? Da musst du meine Brüder fragen, die kennen sich da ein wenig besser aus...“ „N-nein...ich meine...wie viel ist eine Frau so Wert, die ihr hier verkauft? Wie viel bekommst du jetzt für diese 21 Mädchen da draußen?“   „Kommt darauf an...“ „Worauf? Wie oft einer deiner Brüder dran war?“ „Naja...ja...und nein. Du weist noch, was ich dir erzählt habe, was passiert, wenn eine Frau zu fliehen versucht und eingefangen wird? Oder...wenn sie meinen Brüdern zu langweilig wurde?“ „Die Stimmbänder werden ihnen entfernt...“ „Genau... Wenn sie ganz 'frisch' bei meinen Brüdern waren, dann verkaufen die Frauen sich sehr gut. Sie wurden von Prinzen hoch gehandelt – sind also für Hoheiten viel wert – aber nicht zu...verbraucht – wenn du verstehst, was ich meine...“ Nami verzieht ihr Gesicht, nickt aber. Fühlt sich angewidert, allein durch dieses Wissen. „Aber umso länger sie im Besitz meiner Brüder waren, umso mehr sinkt der Preis. Allein schon aus dem Grund, dass die Damen ja auch nicht jünger werden. Darüber hinaus setzt sich der Preis aus den körperliche Gegebenheiten der Frauen zusammen – du hast ihn ja gehört. Größe der Brüste, Breite der Hüften, Hautfarbe, Haarfarbe, Tattoos oder Narben... Alles nach Angebot und Nachfrage... Aber - wir wissen ja, was wir zu bieten haben und Vater hat da auch seine gewissen Verkaufsvorstellungen...“ „Widerlich...“   „Du musst ja damit nicht d'accord sein, Nami-Schatz. So funktioniert es aber hier. Außerdem solltest du dich nicht so weit aus dem Fenster lehnen – Diebstahl ist schließlich auch kein Kavaliersdelikt und ziemt sich für eine junge Frau nicht. Oder...Piraterie...Beteiligung an einer Revolte...oder...Auflehnen gegen die Obrigkeit.“   Als sie ihn anblickt, grinst er sie an, bevor er langsam das Glas zu seinen Lippen bringt und einen winzigen Schluck daraus nimmt. Ein wenig verärgert über seine Worte presst sie ihre Lippen zusammen und schnaubt verächtlich:   „Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Diebstahl und Menschenhandel sind wohl kaum gleichzusetzen.“ „Beides ist absolut gesellschaftlich verwerflich... und wird von der Allgemeinheit verpönt!“   „Dennoch-“   „Bist du eine kleine Diebin und ich nur ein Prinz, der den Aufgaben seines Vaters nachgeht.“   Erneut schnaubt sie. „Äpfel und Birnen...“   „...sind beides Früchte, die an Bäumen wachsen. Und wir beide sind Verbrecher – egal, wie du versuchen willst, das Blatt zu drehen und zu wenden...“ „...ich ruiniere zumindest kein Menschenleben...“ „...stiehlst du dem armen Mann sein letztes Hemd, so verkommt auch er...“ „Ich hasse dich...“ „Und ich verehre dich nur noch mehr~“   Die junge Frau will gerade ihren Mund öffnen, um den jungen Prinzen erneut zu beleidigen, doch wird sie je unterbrochen, als die Tür sich mit einem lauten Knarren hinter ihr öffnet und der Dicke endlich zu ihnen ins Büro stürmt.   Laut hechelnd watschelt er an ihnen vorbei, hinüber zu seinem Platz am überfüllten Schreibtisch und setzt sich. Dann trinkt er aus der bereits offen stehenden Flasche, die neben ihm steht und zieht ein zerknittertes Blatt unter einem der Papierstapel hervor. „Gute Ware..., gute Ware...“, murmelt er, zückt einen Stift und beginnt darauf zu schreiben. „Zwanzig Frauen-“ „Zwanzig? 21 wurden geliefert – für einundzwanzig wird auch gezahlt! Was ihr mit denen macht, soll mir egal sein.“ Sanji muss Namis wiederholtes, verärgertes Keuchen wahrgenommen haben und mit einem entschuldigenden Blick dreht er sich zu ihr um, legt dabei eine Hand auf ihr Knie, um dann den Zuhälter wieder anzublicken.   „Bei der einen kleinen...diese Brünette mit dem Muttermal auf der linken Wange scheint mir die Narbe ein wenig groß geworden zu sein. Die...die am Hals – Ihr wisst schon. Von den Eingriffen, die Eure Jungs da mit den Weibern durchführen. Welchen Freier soll sie mit dem Schandfleck am Hals bitte anlocken können?!“ „Mein Bruder Yonji hatte sie gerade einmal ein Vierteljahr. Außerdem ist sie sehr niedlich...und welcher Kerl steht nicht auf Brünette?!“ „Aber die Narbe – mein Herr. Ich will Euch und Euren Geschmack ja nicht beleidigen, aber die Narbe entstellt die Kleine schon sehr. Außerdem konnten wir bei näherer Betrachtung einige Blessuren feststellen...“ „Blessuren?“ „Da sind einige blaue Flecken noch nicht recht abgeheilt, Eure Hoheit. Gewiss – ich habe gehört, dass Euer Bruder – Hoheit Vinsmoke Yonji – es gern ein wenig...härter...mag... Aber für die gemeine Kundschaft sind diese Makel eher abschreckend.“ „Blaue Flecken heilen schnell... Oder sie soll im Fetisch Bereich anfangen...Da gehören blaue Flecken bestimmt zur Tagesordnung...“ „Fetisch Bereich?“, flüstert Nami, versunken im Schock, als sie das hört, wodurch Sanji erneut zu ihr blickt. Seine Finger drücken sanft gegen ihr Knie und für einen Moment meint sie, dass er sogar seinen Kopf schüttelt.   Dass der Dicke seine Augen auch auf ihr hatte, bemerkt sie erst im letzten Moment, als die beiden Herren sich wieder einander zuwenden.   „Die Kleine für die Fetischisten? Ihr wisst, mein Herr, dass die Männer dort auf Frauen stehen, die sprechen können. Ohne Stimmbänder bekommt die bestimmt kein 'Jawohl, Meister' hervor.“ Der Mann gluckst und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, betrachtet dabei Sanji genau. „Wenn Ihr wissen wollt, was ich meine, kann ich für Euch gern ein Zimmer reservieren lassen. Und eure kleine Gespielin da, darf natürlich gern auch dabei sein. Mit zwei Frauen macht er nur noch mehr Spaß!“   Nami spannt sich an und Sanjis Hand fühlt sich dabei wie ein Käfig an, aus dem sie droht herauszubrechen. Allein der Gedanke daran, dass Sanji einwilligen könnte, bringt sie fast um den Verstand und lässt es ihr wieder schlecht ergehen.   „Danke, wir passen... Sie reicht mir vollkommen...“ „Ich bin beeindruckt – muss ja guter Sex mit ihr sein. Ich erinnere mich an Niji, der sofort auf das Angebot angesprungen ist und gleich noch fünf Frauen dazu bestellt hat. Nun gut – wie heißt es doch so schön – was der Bauer nicht kennt, isst er auch nicht und gerade der..., besondere...Bereich der Fetischisten kann sehr abschreckend wirken – für den, der es nicht kennt. Falls ihr doch einmal in den Genuss kommen wollt, die Kleine da auszupeitschen, dann sagt mir nur Bescheid...“ Nun ist es Sanji, der verärgert schnaubt, während der Dicke Nami grinsend zuzwinkert.   „Nicht vom Thema abkommen und zurück zu den Verhandlungen...“ „Ich bin doch vollkommen dabei, Eure Hoheit. Aber versteht doch – es geht hier um gutes Geld und die Berry sind schwer verdient...Die Mädchen mussten dafür viele Stunden schwer schuften...“ „Und ich komme im Auftrag meines Vaters, dem König und der möchte sein Geld gern für die gebrachte Ware haben...“   „Natürlich, natürlich, Eure Hoheit... Ihr müsst doch nur mein Dilemma verstehen~“ „Dilemma? Die Frauen sind hier, um an Freier verkauft zu werden. Dafür brauchen sie nicht viel und anatomisch gesehen, alles, was sie am Körper tragen...“ „Sicher doch, sicher doch. Aber denkt nur an das Angebot und die Nachfrage...“ „Angebot und Nachfrage, pah! Mir ist bekannt, dass Ihr ein Gauner seit und die Mädchen gibt es nur für den Preis, den Vater verlangt hat... Alle 21!“   Der Zuhälter seufzt verzweifelt und lässt sich erneut gegen die Lehne des Stuhles fallen, fährt sich durch das schreckliche Toupet. „Sieben Millionen für alle Frauen? Und die Überschüsse aus dem vergangenen Jahr wollt Ihr doch gewiss auch noch – Eure Hoheit, Ihr macht ein Armenhaus aus diesen Mauern! Ich muss die Mädels hier ernähren. Und die Freier wollen immer den guten Wein! Den GUTEN! Und dann die Kosten für das Wasser, den Strom, neue Betten...und der Anbau ist auch noch nicht finanziert...Mädchen...sag doch auch mal was! Stimm' deinen Traumprinzen doch mal um!“   „Sprich sie nicht an...“, brummt Sanji und Nami merkt, wie der Ton seiner Stimme sich verfinstert hat und der junge Mann zunehmend verärgerter wird. „...sie hat mit der Verhandlung nichts zu tun...“ „Gewiss, gewiss, mein Herr. Und doch scheint es mir, dass ihr durch ihre Anwesenheit ein wenig abgelenkt seid. Moment-“   Hastig drückt er auf einen Knopf, irgendwo am Rande des Schreibtischs, spricht einige hastige Worte in einen kleinen Lautsprecher und wenig später erscheint eine große, vollbusige Frau, deren glitzerndes Kleid ein wenig durchschimmernd ist. Sie wirkt alt – wahrscheinlich älter, als sie in Wirklichkeit ist, denn ihre Augen sind tief versunken und die Stirn arg faltig. Auf hohen, dunkelblauen Absätzen kommt sie in den Raum stolziert, bleibt neben dem Schreibtisch stehen und stemmt eine Hand gegen ihre Hüfte, während sie mit der anderen nach der Zigarette, die zwischen ihren dunklen Lippen greift, um den Rauch in die Luft zu pusten.   „Na?“, sagt sie, scheinbar ein wenig belustigt, als sie den vor Stress nervös zappelnden Dicken sieht. Ihre Stimme ist tief und rauchig und Nami kann schon erahnen, dass der Glimmstängel in ihrer Hand nicht die erste in den letzten zehn Minuten gewesen sein kann. „Probleme?“ „Führe doch die Kleine ein wenig in unserem Etablissement herum. Wenn sie wiederkommt, kann sie ja dem jungen Prinzen erzählen, wie nötig der Umbau ist, während wir uns weiterhin über das Finanzielle unterhalten.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie hier allein rumlaufen lassen sollte“, sagt Sanji gleich hastig, drückt nun noch mehr gegen Namis Knie, als wolle er verhindern, dass sie aufsteht. „Keine Sorge – gerade sind keine 'Stoß'-Zeiten – wenn Ihr meinen kleinen Witz versteht-“ Der Dicke lacht hinter der Dame und haut vor Vergnügen sogar seine Hand auf die Tischplatte vor ihm. „Und ich kann Eure Süße sehr gut verteidigen. Meine Schenkel sind so stark, dass ich damit einen ausgewachsenen Eber erlegen könnte...“ Nami will sich das wirklich nicht vorstellen. „Ich passe auf sie auf und sie wird unbeschadet wieder zu Euch zurückkommen.“ „Hahaha – 'Kommen' !“   Mit einer Mischung aus Irritation und Empörung blickt Sanji hinüber zu dem Zuhälter, der sich anscheinend nicht mehr beruhigen kann und blickt wieder hinüber zu Nami, bevor er sich zu ihr lehnt, um in ihr Ohr zu flüstern: „Ich will dir das hier ersparen. Die Nutte scheint vertrauenswürdig zu sein – vertrauenswürdiger, als er es ist... Geh mit ihr mit. Dir kann eh nichts passieren.“ Er tippt mit einen Finger gegen ihren Hals und sie versteht ihn sofort. „Sanji...wirklich...ich will nichts sehen, was ich nicht vergessen kann...“, zischt sie zurück und ist froh, dass das Gelächter hinter ihnen noch immer nicht verstummt ist.   „Dann sieh nicht so genau hin, wenn es für dich zu unangenehm wird.“ Piep „Außerdem wird sie dich ja wohl kaum in Räume bringen, in denen gerade gearbeitet wird...“ Seine Hand wandert von ihrem Knie nun zu ihrem Arm hinauf, umgreift sie fest, um sie noch ein wenig näher zu ziehen. „Und merk dir den Weg. Wenn es zu gefährlich für dich wird, kommst du einfach wieder zu mir zurückgelaufen, in Ordnung?“ „Okay...“, flüstert sie nur noch und langsam erhebt Nami sich aus ihrem Stuhl, um der Frau zu folgen – natürlich nicht ohne einen Handkuss, wie es für den jungen Prinzen doch üblich ist.   Sofort dreht er sich wieder zu dem Dicken, der sich langsam wieder zu beruhigen scheint und auch wenn sie mit der Dame bereits das Büro schon verlassen hat, kann sie hören, wie sie wieder miteinander diskutieren. „Du liebe Güte, das kleine Prinzchen steht ja ganz schön auf dich... Da muss ja das Bett ganz schön was aushalten~ Wenn der könnte, hätte er dich gleich dort wieder genommen. Du weist, wie man Männern den Kopf verdreht, muss ich schon sagen! Schade, dass er dich nicht verkaufen will.“ Mit gekonntem Griff greift die Frau unter den Saum ihres kurzen Kleides und zieht eine Zigarettenschachtel hervor. Sie nimmt sich selbst zwei – eine steckt sie nach Fallenlassen des Stummels gleich zwischen die Lippen, die andere hinters Ohr. Dann hält sie Nami das kleine Päckchen entgegen.   „Auch eine?“ Nami schüttelt gleich den Kopf und die Schachtel verschwindet wieder dahin, wo sie gekommen ist.   „Ein Laster hat jeder hier, Kleine. Lernst du auch noch. Ich muss aber sagen – du würdest eine großartige Nutte machen. Also – keine königliche, sondern eine Richtige. Du hättest ordentlich Asche eingebracht. Für wie viel darf der dich Knallen?“ „Ich...Entschuldigung...was?“ Nami ist ein wenig erschrocken über die Wortwahl und verschränkt schnell die Arme vor der Brust. Irgendwie merkt sie, dass dies ein sehr...schamloses Gespräch wird.   „Oh...natürlich~“ Die Dame zündet die Zigarette an und haucht ihr den Rauch entgegen, sodass Nami hustet. „Am Hofe geht es ein wenig vornehmer zu – wobei ich bei Yonjis letzten Besuch gehört habe, wie vulgär so ein Prinzchen sein kann. Aber ich will mich mal anders ausdrücken: Wie viel hat der blonde Schönling bezahlt, um dich zu deflorieren.“ Die Wortwahl gefällt der jungen Frau nicht wirklich mehr. Dennoch beschleicht Nami das Gefühl, dass die Dame nicht locker lassen wird, bis Nami ihr eine zufriedenstellende Antwort gibt.   „Zwei Millionen...“   Beeindruckt pfeift die Frau.   „Hast du ihn da vorher ran gelassen, oder woher wusste er, dass du so gut bist? Ich meine – da gibt es schon geilere Schnallen auf dem Markt als dich. Gut – wahrscheinlich steht er auf den 'Unschuldiges Mädchen vom Lande'-Look. Aber für zwei Millionen muss man schon gut was bieten. Wahrscheinlich kannst du gut-“ Sie macht eine vulgäre Bewegung mit ihrer Hand und ihren geöffneten Lippen, was Nami unangenehm erröten und sie schnell zu der Wand am Ende des Flures sehen lässt. „Kann ich ihm nicht verübeln, darauf stehen alle Vinsmokes. Ich muss es ja wissen – bei mir waren schon die anderen drei Brüder. Der da drin fehlt mir noch in meiner Sammlung. Aber so, wie der sich bei dir aufgeilt, kann ich lange warten, dass der zu mir kommt, nicht?“   „Als ob du dir aussuchen kannst, mit wem du schläfst...“, flüstert Nami nur, mehr zu sich selbst, als zu ihr, was die Frau nicht weniger bemerkt und sie lachen lässt. „Oh Süße – ich gehöre zu den fünf Damen hier im Haus, die sich genau das aussuchen können! Ich habe ja auch gut und lang' dafür gearbeitet!“ Sanjis Worte kommen Nami wieder in den Kopf – der, dass alles hier nur ein Job für die Frauen ist.   „Das...kannst du...?“ „Natürlich! Ich lass doch nicht jeden Dorftrottel an mich ran, also wirklich! Wer bei mir auch nur anfassen will, muss ordentlich Berries hinlegen. Und jetzt komm – wir wollen uns doch alles schön ansehen, bevor dein Schnuckelchen dich wieder begehrt. Mein Name ist im Übrigen Elsa und ich bin so etwas, wie die Mutti des Hauses!“   Die junge Frau hat keine Zeit, um das Angebot abzulehnen – denn schon greift Elsa sie am Handgelenk und zieht sie hinter sich her – die Treppe hinunter, welche sie noch vor einigen Augenblicken mit Sanji erglommen hat. „Aaaalsoooo~ Gibt es irgendetwas, was dich besonders interessiert? Willst du mal die Zimmer sehen? Auf was steht er so? Rollenspiele? Wir haben exzellente Rollenspielräume – eine Arztpraxis, ein Büro, ein Klassenzimmer, eine Werkstatt-“   Elsas Worte waschen über ihr wie eisiges Wasser, lassen immer und immer wieder neue Schauer über ihre Haut wandern und geben ihr das Gefühl des Ertrinkens. Ein kaltes Pressen in der Brust schnürt ihr fast die Luft ab – lässt sie jedes Mal fast ersticken,wenn sie neue Eindrücke in eine Welt erlangt, die ihr lieber verborgen geblieben wären: Zimmer mit riesigen Betten und anderen – zu Teilen gepolsteren – Möbeln, in denen es muffig und nach Schweiß riecht. Und nach...anderen...Flüssigkeiten, über die Nami nicht nachdenken will. Frauen – teils halbbekleidet, teils mit durchschimmernder Wäsche grüßen sie, sitzen auf Stühlen vor den Zimmern und viele von ihnen rauchen. Unterhalten sich miteinander, oder beginnen die wenigen Männer zu verführen, die ihren Weg kreuzen. Die junge Frau muss mit ansehen, wie ein schmieriger, nach Alkohol stinkender Typ sich an einer der Damen hier für Geld vergehen kann – und das mitten auf dem Flur.   ...sie sieht schnell weg – noch bevor ihr Halsband zu piepen beginnen kann, doch bedauerlicherweise wird ihr das grunzende Stöhnen noch lange im Gedächtnis bleiben...   Natürlich zieht Elsa sie auch in eines dieser...'besonderen Spielzimmer', wie sie ihr sagt und erst da merkt Nami, dass ihr beim Wort 'Fetisch' doch mulmiger zu Mute sein sollte, als zu Beginn angenommen – mit die verschiedenen Peitschen, die feinst säuberlich an der Wand drapiert wurden. Und Handschellen. Und...sie will gar nicht wissen, was dort noch für Gerätschaften hängen, oder für was sie genutzt werden können und blickt daher schnell und betreten zu Boden, während die Ältere neben ihr fleißig mehr von den Beschaffenheiten des Raumes preisgibt und welch Spaß es doch ist, von einem Freier unter die Decke gehangen zu werden. Mit Spaß scheint in Namis Augen das alles aber nur wenig zu tun zu haben und erschrocken blickt sie auf, als Elsa erneut nach ihr zu rufen scheint. Sie blinzelt, schluckt und sieht erschrocken die Frau vor ihr an. „Ich will wissen, ob du noch Fragen hast...“   „Fragen?“ „Ach...willst du es lieber gleich mit deinem Prinzchen ausprobieren? Kein Problem! Ich kann euch gleich das Zimmer reservieren und-“ „Elsa?!“ Die Ältere hält inne und Nami sieht, wie ihre Augenbrauen sich erstaunt zusammenziehen, als sie ihren Namen hört. Wirbelt herum, bis sie zu einer jungen Frau blickt, die schwer atmend im Türrahmen steht – die Hände voller Blut und die Augen voller Tränen.   Sofort lässt Elsa ihre Zigarette fallen, tritt sie aus und stürmt an dem Mädchen vorbei – fragt hastig nach der Zimmernummer, um dann die Flure entlangzulaufen.   Nami hinterher – ohne zu überlegen, denn allein in diesem Zimmer – an diesem Ort – zu bleiben, will und kann sie einfach nicht - und auch wenn bereits ein mulmiges Gefühl ihre Kehle hinaufkriecht, so scheint doch alles besser zu sein, als das hier. Außerdem soll die Ältere doch auf sie aufpassen und Nami will sich nicht ausmalen, was einen von ihnen droht, wenn sie allein hier im Bordell bleibt. Denn nur weil sie die 'Mutti' im Haus ist, heißt das doch nicht, dass Sanji nicht bestrafen würde, wenn Nami etwas zustieße...   Doch sie muss sich beeilen – Elsa ist schnell - gekonnte Meisterin auf ihren hohen Absätzen – und stürmt die Treppe wieder hinauf. Nami hinterher und sieht schon nach der nächsten Kurve eine aufgeregte Gruppe an Huren, wie sie sich dicht an dicht durch eine Tür in eines der Zimmer drängen wollen. Sie flüstern. Andere Schreien und Klagen. Blicken auf, als sie das Klicken und Klacken von Elsas Schuhen auf dem Boden wahrnehmen. Machen Platz, als die Ältere kommt und gewähren auch Nami einen Blick in den Raum hinein – auf etwas, was Nami lieber nie gesehen hätte.   Keuchend fahren ihre Hände zu ihren bebenden Lippen und sie meint sogar, wie eine der Damen ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legt. Wahrscheinlich – und dieser bittere Gedanke kommt Nami erst später – ist dies ein Anblick, den die Damen hier schon gewohnt sind. Denn auf den Bett liegt eine junge, nackte Frau – vielleicht nicht viel älter als sie selbst – das Gesicht blutüberströmt und dunkle Male von Händen zeichnen sich auf ihrer Kehle ab. Sie atmet nicht, die bleichen Augen starren nur hinauf zur Decke.   Ja...das hier scheint die wahre Welt der Huren zu sein – nicht das prachtvolle Abenteuer, das ihr die Ältere die ganze Zeit verkaufen wollte. Ein Arzt kommt in den Raum gestürzt, versucht sie wieder zu den Lebenden zu holen. Jemand meint, dass 'der Kerl' schon von den Sicherheitsleuten gefasst wurde. Doch am Ende schließt Elsa die Augen der Frau mit ihren Fingerspitzen...blickt dann mit trübem Blick zu der Orangehaarigen bei der Tür und sagt in einem müden Flüstern: „Tja...und das ist der Preis den Frauen hier manchmal zahlen müssen... Du kannst froh sein, dass dein Prinzchen dich hiervor bewahrt hat...“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)