Werte von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 24: Und am Ende steht das Wort -------------------------------------- Sie war… verwirrt. Ist verwirrt – und das wird wahrscheinlich noch einige Zeit so bleiben.     Per se hat Nami nämlich feststellen müssen, dass zu küssen nicht wesentlich furchtbarer ist, als mit jemanden zu schlafen. Nicht dass sie jetzt vor Freude in die Luft springen würde, da der blonde Prinz sie ohne jeglichen Grund geküsst hatte – war ausgerechnet das doch ihr erster Kuss gewesen, den er nun auch noch von ihr gestohlen hat.   Wie auch alles andere, was es auf zwischenmenschlicher Ebene zu stehlen gibt.   Doch für einen, der nichts vom Küssen und jeglicher Romantik hält, ist das doch eine große, charakterliche Wandlung – doch zu küssen.   Danach hatte sie sogar das Gefühl, dass seine Lippen die ihren nicht mehr loslassen wollten. Und sie hat einfach nachgegeben. So gut sie es eben verstand, mitgemacht. Sich so irgendwie zum Bett leiten lassen, wo sie dann einander hingaben – sie meint sogar, dass es zärtlicher war, als selbst das erste Mal, als sie dies taten.   Natürlich – und sie sollte es auch anders sein – mit Küssen. Vielen, atemberaubenden, langanhaltenden, heiß-kribbelnden-   Okay… was ist geschehen, dass Sanji sich dazu hinreißen ließ? Hat ihm der Kampf wieder einmal den Verstand – dieses Mal auf eine ganz andere Art und Weise – geraubt?   Gut, es wird ihm wohl schnell gefallen haben – was es für sie nicht unbedingt weniger verwirrend macht.   Gar benebelt sitzt sie als nun auf dem Bett, die Decke umhüllt ihre Nacktheit wie ein schützender Kokon, auch wenn es hier niemanden im Moment gibt, vor dem sie sich hätte bedecken sollen.   Sanji war schon sehr früh gegangen – zu einer Besprechung, wie sie so manches Mal in der Frühe stattfinden und scheinbar schweren Herzens hat er sich von ihr gelöst. Sanfte Worte über die baldige Rückkehr geflüstert und das sie noch weiterschlafen sollte. Hat einen Kuss auf ihr Haupt gelegt, bevor sein warmer Körper zwischen den Lagen verschwunden war.   Natürlich hat sie so getan, als würde sie noch tief und fest schlafen – sie wollte zu diesem Zeitpunkt ihn nicht aufhalten, noch das bevorstehende Gespräch provozieren. Über das Küssen, was sie dann wieder versuchen würde auf Ruffys Angebot und die Freiheit geschickt zu lenken. Und wahrscheinlich würde das dann wieder in Frustration enden, da beide stur sind und nicht nachgeben werden.   …, oder, dass sie wieder miteinander schliefen, um den Zyklus dann ein wenig später zu wiederholen.   Sie seufzt leise und rutscht dann von der weichen Matratze herunter, um in ihr eigenes Zimmer zu gehen.   Nackt will sie ihm definitiv nicht gegenüber treten und sucht sich daher schnell etwas zum Anziehen. Weniger aufreizend und sexy, als für was sie sich wohl sonst entschieden hätte – schließlich scheint der Beischlaf nicht der richtige Weg zu sein, wie sie ihm zum Gehen überzeugen kann.   Und dabei glaubte sie doch stets, dass ihr Körper in diesem Kampf die wirksamste Waffe sei.   Ja… und auch wenn er den Zweck dahinter erkennt, so schien er sich trotzdem dadurch gut lenken zu lassen…   Vielleicht sollte sie noch einmal das Gespräch mit Reiju aufsuchen – sie kennt ihren kleinen Bruder sehr gut und wird ihr vielleicht einen anderen Ausweg – ein anderes Mittel - aufweisen können.   Das Problem dabei war allerdings, dass sie nicht selbst nach der Prinzessin einfach suchen konnte, um sie auszufragen. Nein… sie musste warten, bis Reiju wieder einmal zu ihr kam und erst dann könnte sie ihr Rat geben.   Und dann würde es hoffentlich alles eine Frage der Zeit sein, bis sie hier raus kommt.   Noch während sie ihr Top glattstreicht und so von jeglichen Falten befreit, geht sie schon wieder hinüber zu Sanjis Zimmer, fast ein wenig gedankenverloren, aber bereit, mit ihm wieder das Gespräch zu suchen.   Sie keucht erschrocken, als sie ihn nun auf dem Bett sitzen sieht, sein Haupt gesenkt und scheinbar selbst im Gedanken versunken.   Erst, als er ihr lautes, erschrockenes Atmen hört, schaut er auf, springt dann auf die Füße und läuft zu ihr hinüber.   Seine Hände greifen nach den ihren und er drückt sie gegen seine Brust, lächelt sacht und es scheint ihr, dass es da viele Dinge gibt, die er ihr gern sagen würde, doch er entscheidet sich schließlich für:   „Du siehst wunderschön aus!“   Sie blinzelt verdattert – das Top und die Hose sind schlicht und bedecken gut ihre Kurven. Zudem sind ihre Haare noch ungekämmt und hätte sie in den Spiegel gesehen, hätte sie noch die letzten Reste des gestrigen Make-Ups entdeckt, verwischt durch das Untertauchen, Sex und dem nächtlichen Schlaf.   Ja – es gab da definitiv mehr Momente, in der sie mehr Schönheit und Eleganz vereint hat, als diesen hier.   „Aha…?“, bemerkt sie, erstarrt dann, als eine seiner Hände nun zu ihrer Wange wandert und er sich zu ihr lehnt, um ihre Lippen mit den seinen einzufangen.   Sie lässt es zu, lässt sich gegen die Tür hinter ihr lehnen und schließt nach einigen Sekunden doch die Augen. Er leitet sie, führt einen ihrer Arme um seine Schultern, den anderen lässt er zwischen ihnen, als wolle er, dass ihre Finger seinen stetig steigenden Herzschlag erhaschen. Sanji selbst drückt sich gegen sie, lässt seine Hände über ihre Taille und Hüften wandern, als wolle er sie noch näher an sich heran bringen.   Es ist angenehm – schön sogar – auch wenn sie noch immer nicht versteht, warum er das mittlerweile mit ihr macht. Es raubt ihr vollends den Atem, ihr wird schwindelig und warm. Es ist neu, aber sie wird sich wohl damit arrangieren können.   Trotzdem muss sie wissen, was ihn dazu mittlerweile bewegt.   So drückt sie langsam gegen seine Brust und Gentleman, wie er doch ist, lässt er dann doch schnell von ihren Lippen ab.   Er lächelt zärtlicher, als all die Male zuvor und seine Augen haben einen gewissen Schein in sich.   „Alles gut?“, fragt er schließlich und streicht ihr noch eine Strähne hinters Ohr.   „A-alles gut?! Das könnte ich dich wohl fragen, oder?“, entkommt es ihr mit leichter Empörung und schafft es dann, sich unter Sanjis suchenden Armen durchzuducken, stolpert mehr in den Raum hinein. „Du erzählst noch groß, dass du vom Küssen nichts hältst, drückst mir dann aber deine Lippen auf, als gäbe es keinen Morgen! Ist das irgendeine Art, die mich zum Schweigen bringen soll? Denkst du etwa, dass Küssen mich irgendwie befriedigt. Oder beschwichtigt?! Damit ich nicht wieder von Ruffy anfange?“   Sanji schnauft verächtlich, als er den Namen des Strohhutträgers hört, steckt dann die Hände in seine Hosentaschen und blickt zum Boden.   Für sie ist dies ein Zeichen fortzufahren:   „Wenn du glaubst, dass du mich durch einfach Romantik bezirzen kannst, dann liegst du vollkommen falsch! So ein Mädchen – Frau – bin ich nicht! Nicht dass es schlecht wäre und beschweren will ich mich definitiv auch nicht. Aber du sagst doch selbst immer, dass du von meiner Intelligenz weißt und sie schätzt – so solltest du doch auch wissen, dass ich ein wenig anders ticke, als du womöglich meinst. Vor allem ist es für mich kein Grund, dich nicht mehr an die Vorzüge der Freiheit zu erinnern und-“   „Ich liebe dich!“   „-und außerdem zieht es dich ebenso nach dort… bitte, was?“   Er brummt. Verdreht die Augen. Fährt sich nervös durch das Haar.   „Du hast richtig gehört!“, knurrt er finster und so, als hätte er diese Absurdität erst in diesem Moment festgestellt. „Ich glaube zumindest, das ich das tue. Dich lieben. Ich habe doch gar keine Ahnung, wie man das macht und was dir da so gefällt und… liebst du mich denn zufällig auch?“   Sie starrt ihn an. Schnappt nach Luft. Ihre Beine kribbeln, denn das Gefühl zu fliehen, wächst mit jeder Sekunde.   Es ist nicht die Angst, die sie da antreibt – wobei etwas in ihr sie vor möglichen Konsequenzen warnen will – und auch nicht die Vorsicht. Es ist eher ein unangenehmes, bitteres Gefühl.   Das Gefühl der Ablehnung.   Und sie weiß nicht, wie sie es dem blonden Prinzen schonend beibringen soll, ohne dass er sich endlos in seiner Ehre und seinem Stolz gekränkt fühlt.   Doch… er kann doch nicht verlangen, dass sie ihm hier antwortet, wo er es doch nun ist, der ihr eine metaphorische Pistole auf die Brust setzt.   Nami beißt sich auf die Lippe und senkt den Blick.   Für den jungen Mann ist dies Antwort genug.   „Aha… ich verstehe…“, murmelt er, nickt ein wenig, als wolle er einem Gedanken zustimmen. „Das hätte mir klar sein sollen, nicht? Ich meine – ich ziehe dich hier in die Hölle auf Erden und verlange dann von dir, dass du meine Gefühle erwiderst. Ziemlich ironisch, nicht?“   „Ironisch? Ich… ich weiß nicht. Ich habe zu keinem Zeitpunkt nachgedacht, dass du mich… Dass du überhaupt-“   „Was? Dass ich überhaupt lieben kann?“   Sie nickt.   „Das ist es – Du glaubst nur, dass du mich liebst, nicht? Das hast du ja auch gerade gesagt. Ich kann es dir nicht einmal übel nehmen, nicht zu wissen, wie sich Liebe anfühlt, wenn du sie noch nicht einmal selbst erfahren hast. Nur von deiner Mutter und deiner Schwester.“   „Es ist aber anders. Das hier – zwischen uns – ist anders. Ich sehe dich anders. Und habe andere… Gefühle… und… will bei dir sein. Und dich küssen. Und natürlich auch mit dir schlafen. Was ich sagen will – da ist definitiv mehr, als einfach nur diese sexuelle Anziehungskraft zwischen uns. Und vielleicht war es auch schon immer so. Und deswegen will ich dich beschützen. Und so respektieren, wie du es von mir verlangt hast. Und… und-“, er stottert, sein Blick gleitet zu allem im Raum, nur nicht zu ihr. Es ist fast schon faszinierend, den Prinzen so zu sehen. „… Code 0“   Der Befehl entkommt Sanji so plötzlich. Nami kann nichts dazu sagen, vernimmt die Worte aber nur mit leichtem Schock, erstarrt, als plötzlich sich das Halsband von ihrer Haut löst und zu Boden fällt.   Die Eisenreifen um ihren Handgelenken folgen schnell und nur Sekunden darauf.   Zum ersten Mal seit Monaten fühlt es sich so an, als könnte sie endlich wieder richtig atmen. Aufrecht stehen. Den Hals und die Hände bewegen.   Das erste Mal in Monaten spürt sie wieder ein kleines bisschen ihrer Freiheit zurück kommen.   Noch immer verwundert greift sie zu ihrem Hals, spürt noch die Abdrücke, dort, wo das schwere Eisenband lag. Sieht ihre Handgelenke, die noch leicht rot sind und vielleicht auch ein wenig geschwollen.   Dass sie Tränen in den Augen hat, merkt sie erst, als sie voller Dankbarkeit den blonden Prinzen ansieht, der sie nur anlächelt.   „Danke…“, entkommt es ihr keuchend. „Ich meine es wirklich – Danke!“   „Ich hätte das schon viel früher machen sollen, nicht? Außerdem bist du so noch viel, viel schöner. Nur…“, er seufzt, geht nun die wenigen Schritte auf sie zu, beugt sich dann aber, um die eisernen Bänder aufzuheben und legt sie in Namis Hand. „… Es ist besser, wenn du sie nur ablegst, wenn du dich sicher fühlst. Wenn ich da bin. So… so bist du vor meinen Brüdern nicht mehr sicher…“   Sie nickt, bevor sie dann die Arme um seine Schultern schlingt, um ihn fest zu umarmen.   „Danke Sanji. Du bist wirklich ein guter Mensch!“   „Autsch!“, hört sie ihn da scherzen „Das nenne ich mal eine Abfuhr!“   Sie erstarrt sofort und merkt schnell ihren Fehler, tritt zurück und sieht ihn mit hoch rotem Kopf an.   Er aber lacht nur, leise und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn.   „Ich verstehe schon, Namilein. Ich kann keine Gefühle erzwingen. Und ob das wirklich Liebe ist, kann ich auch nicht sagen… Es fühlt sich schön an. Und richtig… Mehr weiß ich doch selbst nicht darüber zu sagen…“   „Okay… und… nun? Wie soll es zwischen uns weitergehen?“   Ein verschmitztes Grinsen zieht sich über seine Lippen und belustigt zuckt er mit den Schultern.   „Wir überlegen uns einen Plan, wie wir hier raus kommen und wie wir Ruffy finden!“   Nami presst ihre Lippen in eine Linie und kann gar nicht fassen, dass er so etwas wirklich höchst amüsant finden kann. Doch sie schätzt, dass dies einfach seine Gene sind, die ihn zu solch blöden Sprüchen veranlassen.   „Haha!“, zischt sie nur, wendet sich dann von ihm ab und legt die Schellen auf den Esstisch hinter ihr. „Selten so gelacht!“   „Das war kein Witz!“   Sie blinzelt und dreht sich um, denn seine Stimme klingt wirklich nicht so, als würde er mit ihr scherzen. Denn – Nein – auch sein Blick ist todernst, seine Fäuste sind voll bevorstehender Herausforderung geballt und seine Brust vor Stolz geschwellt.   Er meint es ernst und das nimmt ihr vollkommen den Atem.   „Sicher, dass du nicht krank bist?“, fragt sie, ruhig und ihre Augenbrauen klettern dabei auf ihrer Stirn nach oben. „Erst küsst du mich, dann liebst du mich, dann willst du doch das alles hinter dich lassen? Langsam machst du mir doch ein bisschen Angst!“   „Willst du nicht mehr fliehen?“, fragt er ein wenig mit Unschuld und legt den Kopf schief.   „Doch! Das will ich, es ist nur-“   „Ich habe nachgedacht“, murmelt er ruhig, aber bestimmt, hebt dabei eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Das hast du doch von mir verlangt. Dank Ruffys Angebot weiß ich ja auch schon, wo es für mich – uns – Unterschlupf gibt. Außerdem finde ich dein Angebot verlockend, dass es so immer zwischen uns sein kann. Zudem gibt es hier eh nie den Platz, den ich mir erhofft habe. Nicht heute und auch nicht irgendwann. Für die hier bin ich doch nur eine Schabe. Nur eine Zahl für meine Brüder in der Geburtenreihenfolge, ein Defekt und ein Fehler meiner Blutlinie. Und dabei weiß ich nicht einmal, ob das Leben hinter diesen Mauern etwas für mich ist. Ob es mich glücklich macht. Wobei… ich überall glücklicher bin, als hier - nicht…?“   „Das klingt nach einer reiflichen Überlegung. Du weißt aber… dass es dann kein Zurück mehr gibt? Und… dass dein Prinzenstatus dann hinüber ist? Keine Allüren mehr. Kein vornehmes Gehabe. Du bist dann ein ganz normaler Mensch. Wenn du unter Ruffy Flagge segelst, sogar ein Pirat… und es wird dann bestimmt auch nicht lange dauern, bis sie ein Kopfgeld für dich verhängen. Dass die Marine dich verfolgt. Und diverse Kopfgeldjäger…“   „Mhm~“, sagt er in gespielter Überlegung, reibt sich mit einer Hand am Kinn, bevor er die wenigen Schritte zwischen ihnen durchquert, sie an den Hüften packt und gegen sich zieht. Er grinst, als ihr ein kleines Quietschen entkommt und wackelt dann anzüglich mit den Augenbrauen. „Frauen stehen doch auf Bad Boys, nicht? Das ist genau mein Stil~“   Sie schnaubt belustigt und drückt gegen seine Schultern, als er sein Gesicht zu ihrem Hals lehnt, um mit seinen Lippen über ebendiesen zu fahren. Dort, wo seit Monaten das Eisenbänder lag und die Haut besonders empfindlich ist.   Dass sie leise aufkeuchen muss, ist ihr fast schon ein wenig peinlich.   „Glaub mir – du könntest niemals der böse Junge sein! Dafür bist du zu lieb und nett und der Gentleman in dir würde sich vehement dagegen wehren! Aber keine Sorge – es gibt mehr als genug Frauen, die auch darauf stehen!“   „War das jetzt eine Liebeserklärung an mich?“   „Vergiss es – nein! Auf keinen Fall!“   „Autsch! Und der nächste Korb!“   „Wenn du so weiter machst, wird es auch nicht der Letzte gewesen sein!“   „Kann ich dich trotzdem immer noch küssen? Und können wir auch noch miteinander schlafen?“   „Du bist wirklich unverbesserlich, nicht?“   Er nickt mit einem breiten Grinsen, das es ihr wirklich schwer macht, seine Bitte abzulehnen – auch wenn sie nicht weiß, ob es wirklich so gut ist, wenn sie einfach damit weitermachen, wo sie aufgehört haben.   Für ihre ‚Beziehung‘, wenn man sie so nennen will und für seine Gefühle, die er noch zu ergründen versucht.   Abgesehen davon sieht sie sich ihm in dieser Art nicht mehr verpflichtet – jetzt, wo ihr die Möglichkeit geboten wurde zu jeder Zeit die Eisenbänder abzunehmen.   „Was bin ich jetzt eigentlich noch für dich?“, platzt es aus ihr hervor, noch bevor sie die Worte aufhalten kann. Und dennoch brennt ihr diese Frage unter den Nägeln… Sie selbst braucht diese Antwort, um ihre eigene Gefühlswelt zu ergründen und um diese dann auch zu verstehen.   … oder ihn…, denn gerade, wo sie dachte, dass sie sein Puzzle aus milliarden Teilen zusammengefügt hatte, verwirft er ihre gesamten Ideen, Theorien und Vorstellungen über ihn. Und dass nur mit ein paar Sätzen.   Denn… wenn er sie tatsächlich lieben sollte – sich vollends seinen Gefühlen ihr gegenüber bewusst ist – so würde es doch die gesamte Beziehung – hier, in diesen Räumen und zwischen den beiden – in einem neuen Licht erscheinen lassen.   Und dann muss wohl auch sie beginnen, ihre eigenen Empfindungen für den blonden Prinzen überdenken.   Die Muskeln in seiner Wange zucken und an seinem ernsten Blick erkennt sie, dass er sich bisher diese Frage noch nicht gestellt hat.   Erst jetzt, als sie sich direkt nach ihrem eigenem Status erkundigen will.   Mit einiger Verlegenheit tritt er zurück. Einen Schritt, dann zwei. Verschränkt sogar die Arme vor der Brust und blickt zu Boden.   „Ich verstehe…“, murmelt er, und auch wenn sie es nicht versteht, so hat sie nicht das Gefühl, dass es etwas Schlechtes ist.   Trotzdem muss sie einfach nachhaken und wispert nur ein kleines „Was?“   „Du musst natürlich nicht mehr schlafen, Nami. Du bist nicht mehr meine… du weißt schon~“   „Mätresse? Nutte des Prinzen? Königliche Hure?“, wispert sie.   Er verzieht das Gesicht, als er ihre fragwürdigen Titel hört und sie beißt sich auf die Zunge, damit sie nicht laut zu lachen beginnt.   Welch Ironie ist es schließlich, dass er es nun ist, der bei diesen… ‚Positionsbezeichnungen‘ zusammenzuckt. Sie selbst hat sich doch noch vor einigen Monaten an dieser Stelle gefunden.   Doch nun ist er es, der dies in Frage stellt. Und sie… sie ihre eigenen Gedanken zu Sex und dem horizontalen Gewerbe mittlerweile ordnen konnte.   Ja… sie war ein Stück gewachsen seit dieser Zeit. Und sie hat einem Prinzen dabei geholfen, das Gleiche zu tun. Nicht dass sie sonderlich stolz darauf war, mit ihm unzählige Mal Sex zu haben.   Doch es hat sie wohl nun an ihr Ziel gebracht. Den Verlust ihrer Jungfräulichkeit nimmt sie dafür in Kauf – schließlich kann sie nun sagen, dass es nur Sex gewesen ist.   Und dass es nur Sanji war – der doch stets darauf bedacht war, dass es ihr gut ging, auch wenn er die erste Zeit den Umgang mit einer Frau und in aller Freundlichkeit noch lernen musste. Mit diesen Brüdern, die er nun einmal wie Ballast auf seinen Schultern trägt, ist es auch kein Wunder gewesen, dass sich zu dieser Zeit mehr das Monster, als der Casanova zeigte. Schließlich waren diese doch irgendwie seine Vorbilder gewesen. Und seine Lehrer, die immer gekonnt den Schüler – den eigenen, dritten Bruder – unterdrückten und erniedrigten.   Es ist eigentlich ein Wunder, dass Sanji nach all der Zeit nicht vollends verkommen ist, wie Ichiji, Niji und Yonji. Dass Soras Menschlichkeit noch in ihm weiterlebt. Und dass Reiju noch an ihren kleinen Bruder festhält.   Ja… er muss hier raus, bevor auch diese Menschlichkeit verdirbt.   Und sie beide wissen, dass es der einzige, richtige Weg ist, zu Gehen.   Und dann wird sich schon sehen, was sich zwischen den Beiden in der Zukunft ergibt.   Vielleicht…   „All das bist du nie für mich gewesen, Namilein… Sondern… ich weiß nicht~“, sagt er nach einiger Zeit der Stille zwischen ihnen und sie kann einfach nur sanft lächeln, als sie die Bemühungen in seinen Worten erkennt.   So – und weil sie ehrlich glaubt, dass es für beide erst einmal leichter ist, bis sie es wirklich nach draußen geschafft haben – hält sie ihm eine Hand hin, die er voller Verwirrung packt.   „Mir wäre Freunde ganz recht~“   Er schmunzelt und seine Augen beginnen ein wenig zu strahlen.   „Mit gewissen Vorzügen?“   „Sanji, ruinier es nicht!“   „Natürlich – tut mir leid! Okay, Freunde! Aber-“, er fixiert sie genau und hebt, wie ein strenger Lehrer, den Finger. „-wenn wir hier raus sind, schauen wir, ob da nicht mehr geht!“   Sie verdreht die Augen, schüttelt aber seine Hand.   „Fein. Aber erstmal fliehen, dann sehen wir weiter. Und keinen Rückzieher machen Freundchen!“   Seine Hand wandert nun zu seinem Herz und ganz stolz verkündet er:   „Ich mache definitiv keinen Rückzieher! Das ist ein Versprechen!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)