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23-c und 73-f

Es ist schon ein wenig… fremdartig… im gleichen Raum, wie Sanji zu sein, ohne ständig das Ziel seiner Avancen zu sein. Natürlich – da sind die unzähligen, zweideutigen Witze und der lüsterne, sehnende Blick, aber nichts, womit Nami nicht umgehen könnte. Sie hat all dem schon oft genug widerstanden. 

 

Außerdem ist es fast schon ein wenig angenehm, zu wissen, dass sie zumindest jetzt auf dem gleichen Standpunkt ihrer eigensinnigen Beziehung stehen. 

 

Sie ist nicht mehr das Objekt der Lust und Begierde für ihn und sein freundliches Wesen hilft ihr ein wenig über das lauernde Biest aus dem Innersten hinwegzusehen. Und sie ist sich sicher, dass sie zumindest diese ‚Freundschaft‘ mit ihm versuchen will. Über alles, was danach kommt, will sie sich noch keine Gedanken machen. 

 

Vor allem nicht über die Liebe – denn nach wie vor zweifelt sie an der Romantik in seinen Gefühlen. An der Tiefgründigkeit und der Ehrlichkeit. Sie nimmt ihn das nicht einmal übel – woher soll er denn auch das Lieben gelernt haben, wenn er täglich nur mit Hass, Wut, Zerstörung und dem Hässlichen dieser Welt konfrontiert wird?

 

Er ist verwirrt. Zu Recht. Doch sobald er sieht, wie die Welt dort draußen tickt, wird sich gewiss alles klären. Für ihn. Für sie. Und für beide gemeinsam. 

 

Trotzdem kann sie sich reinen Gewissens sagen, dass Ruffy eine gute Wahl als Smutje getroffen hat. Nun gut – was das Können angeht, ist da gewiss noch Luft nach oben und er ist weit von dem Niveau eines Sternekochs entfernt. 

 

Aber er passt einfach perfekt zu der Crew… 

 

… eine geeignete Position wird sich dann schon finden! 

 

„Dein Lächeln ist schön! Ich werde nie genug davon kriegen!“

 

Sie verdreht die Augen, als sie das leichte Säuseln des blonden Prinzen hört, zieht die Brauen hoch und verschränkt die Arme. 

 

„Sanji…“, zischt sie mit ernster Warnung in ihrem Ton. „Übertreib es nicht!“

 

„Natürlich, natürlich! Freunde geben sich nicht so viele Komplimente, ja?“

 

„Zumindest nicht diese Art der Komplimente!“

 

Er seufzt und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. 

 

„Echt kompliziert, dieses Freunde-Ding! Und wo bleibt sie eigentlich?“ 

 

„Du gewöhnst dich dran… Und Reiju wird schon kommen! Zu spät kommen ist doch vornehm, habe ich zumindest gehört. Und vornehm ist doch genau der Stil des Adels!“

 

„Ich habe vor über einer Stunde nach ihr rufen lassen!“

 

Nein, weniger als einer Stunde, doch über solch eine Kleinigkeit will Nami mit dem jungen Prinzen nicht diskutieren. Das Warten ist schon anstrengend genug, mit all den Abfuhren, die sie ihrem gelangweilten Gegenüber ständig erteilen muss. 

 

Trotzdem kann sie seine Ungeduld verstehen. Vor Stunden offenbarte er ihr seine Entscheidung – und seine zweifelhafte Liebe – und seitdem kann er fast nicht mehr aufhören von Ersterem zu reden. 

 

Und eines war beiden schnell klar gewesen – sie mussten Reiju einweihen. Nur mit ihrer Unterstützung würde es gelingen. 

 

So wie damals, als sie Sanji befreien konnte und er fast geflohen wäre. 

 

Nur dieses Mal gibt es kleinere Unterschiede – etwa, dass zwei Menschen fliehen müssten und dass er dieses Mal auch den Willen hat, es durchzuziehen. 

 

Es ist schließlich ein Versprechen zwischen ihnen und er scheint gewillt es auch einzuhalten. 

 

Sie schluckt – schwer, merkt sie doch, wie die Eisenbänder wieder schwer auf ihren Hals drücken. 

 

Dieses Mal hat sie diese bewusst angelegt – schließlich soll es ein Geheimnis für die beiden bleiben, dass sie diese ab und an ablegen darf – und das nur in seiner Gesellschaft. Jeder, der davon weiß, ist eine Gefahr diese Art des Paktes aus dem Zimmer herauszutragen – eventuell sogar zu seinen Brüdern. 

 

Und wer weiß dann schon, ob die Drei dann noch gehalten werden können… 

 

Noch bevor einer von beiden etwas erneut sagen kann, öffnet sich die Geheimtür beim Fahrstuhl und Reiju kommt in voller Eleganz hinein stolziert, schiebt sich dabei noch genüsslich eine Praline zwischen die pinken Lippen, während Hänsel und Gretchen treu hinter ihr her trotten. Der junge Mann trägt ein goldenes Tablett mit einem kleinen Berg an Naschereien, während Gretchen ein silbernes Tablett mit drei Weingläsern und einer Flasche balanciert. 

 

Ein wenig verwundert schaut Sanji drein, als beide die ihre Ladung auf dem Tisch abstellen, während Reiju sich schon zwischen beide gesetzt hat. 

 

Als sie den Blick ihres kleinen Bruders sieht, zuckt sie nur mit den Schultern und sagt:

 

„Ich ließ ein paar Snacks vorbereiten und herbringen. Ich glaube, dass eine lange Nacht vor uns liegt, warum diese nicht ein wenig versüßen? Ihr könnt dann gehen~“

 

Hänsel und Gretchen verbeugen sich augenblicklich und drehen sich um, damit sie die drei allein lassen können.

 

„Nein, bleibt!“, entfährt es Nami schnell, noch bevor beide weit gekommen sind „Ich vertraue ihnen. Auch sie sind wie Freunde für mich und glaube, dass sie uns helfen können!“ Den letzten Satz richtet sie direkt an Sanji, der den zwei Dienern sofort den Befehl zum Anhalten und Umdrehen gibt. 

 

Reiju scheint arg irritiert zu sein und hebt verwundert ihre schmalen Augenbrauen, sagt aber dazu nichts. 

 

„Setzt euch…“, wispert Nami und sieht sich dann gleich zwischen Hänsel und Gretchen sitzen – zwischen ihm, der aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her rutscht und ihr, die grimmig in die Runde blickt und leise schnaubend die Arme vor der Brust verschränkt. 

 

„Jetzt sind wir alle versammelt, ja?“, fragt die schöne Prinzessin gleich an den blonden Prinzen gewandt und schenkt sich dann selbst Wein in ein Glas ein, woran sie dann genüsslich nippt. Da Sanji aber noch nicht antwortet, fügt sie noch hinzu: „Also? Welche Ansprache willst du jetzt halten? Ist sie durch magische Weise schwanger geworden?“

 

Sanjis Gesicht verzieht sich gleich, als er das hört und funkelt Reiju finster an. 

 

„Ein Baby ist nicht der Grund, warum ich dich herbestellt habe!“ 

 

„Ach Schade, es wäre so ein schönes Prinzenkind! Mit güldenen Locken und einem strahlenden Lächeln und-“

 

„Halt einfach die Fresse, Hänsel!“, ermahnt Gretchen ihn und dann sind beide wieder schnell still. 

 

„Okay? Was gibt es dann?“ 

 

Sanji schluckt. Öffnet die Lippen. Doch er bringt es einfach nicht übers Herz, ihr das gemeinsame Geheimnis zu offenbaren. 

 

„Wir wollen fliehen und Sanji will sich den Strohhutpiraten anschließen!“, verkündet Nami stattdessen. „Und dazu brauchen wir deine – eure – Hilfe.“

 

Reiju ist still, trinkt nur einmal mehr aus ihrem Glas. Stattdessen ist es Hänsel, der wieder seine Stimme erhebt:

 

„Uhhh! Wie aufregend! Ein königliches Komplott! Ich bin so dabei und werde auch niemandem ein Wort erzählen! Meine Lippen sind versiegelt!“ Symbolisch schließt er sein Mund – eh und je versteckt hinter der Chirurgenmasken – mit einem unsichtbaren Schlüssel ab und schmeißt diesen sogar weiter hinter sich. 

 

„… du bist wirklich bescheuert…“, flüstert Gretchen und verdreht die Augen. 

 

„Das wohl wirklich Bescheuerte ist, dass wir hier mitten auf dem offenem Meer sind. Damals sah das ein wenig anders aus. Und wisst ihr überhaupt, wo sich der werte Herr Monkey D Ruffy befindet?“

 

„Zuletzt wurde er auf Water Seven mit seiner Crew gesichtet…“, murmelt Sanji mit einem leichten Zucken seiner Schultern. 

 

„Das kam mir auch zu Ohren. Also frage ich dich – hätte dir das mit dem Fliehen nicht eher einfallen können?! Es ist zur Zeit nicht bekannt, welche Insel der Strohhut nun ansteuern wird. Wenn er das überhaupt überlebt – so ganz ohne Navigatorin!“

 

„Es spielt keine Rolle, warum die Entscheidung jetzt erst fiel, dass ich meinen Namen als Vinsmoke ablegen möchte. Wichtig ist, dass wir hier rauskommen und unaufspürbar sind und-“

 

„Vater wird das nicht gefallen~“ 

 

„Das ist mir scheiß egal!“

 

„Er wird euch aufsuchen und finden und dann-“

 

„Selten habe ich dich so pessimistisch gesehen, meine große Schwester! Du wolltest doch immer, dass ich der Germa den Rücken drehe. Außerdem-“ 

 

Stumm wechselt ihr Blick von Bruder zu Schwester und zurück. Sie hört zu. Lässt beide aussprechen. Schenkt Hänsel und Gretchen je etwas von dem guten Wein ein und blickt wehmütig auf die rote Flüssigkeit, die sie gern selbst trinken würde, um ihr ein wenig Mut zu bereiten. 

 

Doch sie will lieber einen klaren Kopf bewahren. Der wird ihr schon hier raus helfen. 

 

Dann aber stellt sie sich ruckartig hin, ballt die Fäuste und spricht mit festem Ton:

 

„Reiju, wirst du uns helfen?“ 

 

Beide Obrigkeiten verstummen sofort und alle Augen richten sich zu ihr. 

 

Und auch wenn ihr Gesicht rot wird und ihre Finger eiskalt, so bleibt sie doch standhaft und blickt weiterhin die schöne Adelige an, die schließlich aufsteht, lächelt und ihr die Hand reicht. 

 

„Ich bin dabei!“, säuselt sie mit dem Anflug eines Grinsen und wendet sich dann wieder an ihren Bruder. „Wird auch Zeit, dass du endlich mal zur Vernunft kommst! Hat zwar zehn Jahre gedauert, aber du scheinst fest davon entschlossen zu sein, es wirklich dieses Mal durchzuziehen, wie ich sehe!“

 

Er nickt. 

 

„Und deswegen brauche ich deine Hilfe. Wir…“

 

„Es wird nicht einfach… aber ich bin gewillt euch zu helfen. Und ihr auch, nicht?“

 

Hänsel klatscht gleich aufgeregt in die Hände, während Gretchen nur stumm nickt. 

 

„Tja – dann zum Wohl aller und darauf, dass die Flucht gelingen möge!“, verkündet Reiju freudig, hebt ihr Glas und drückt Nami das Glas des jungen Frisörs in die Hand. Sanji nimmt ein wenig widerwillig – vielleicht auch ein wenig scherzhaft – und in einem leichten, piratischen Anflug die komplette Flasche und hebt sie in die Luft, während es die beiden Diener sind, die nur stumm das eine Glas betrachten, dass noch vor Gretchen steht. Keiner der beiden zuckt auch nur einen Muskel, um danach zu greifen. 

 

Sanji und Reiju sehen sich bedeutungsvoll an, während Nami verwundert die Augenbrauen zusammenzieht. 

 

„Wollt ihr denn nicht anstoßen? So macht man das, wenn ein Pakt steht!“, entkommt es ihr, noch bevor sie die Worte aufhalten kann – schließlich weiß sie nicht, ob es sich hier um einen unausgesprochenen, königlichen Kodex handelt. 

 

Da auch die beiden Obrigkeiten dazu nichts sagen – stattdessen schon verlegen an den gläsernen Gefäßen nippen, beschließt sie zu handeln. 

 

So dreht sie sich zu Hänsel um und noch bevor dieser sie aufhalten kann, zieht sie hastig die Schutzmaske von dem unteren Teil seines Gesichts und erstarrt dann. 

 

Keucht erschrocken und leise. 

 

Brandwunden. Entblößte, trockene Sehnen und Muskeln. Blanke, weiße Zähne, die nicht von Lippen verdeckt werden, da diese schlichtweg fehlen. 

 

Nein… die weißen Masken dienen nicht zum Schutz. Sie sind auch kein furchtbares, modisches Accessoires. Sie verdecken den entstellten Mund des Kosmetikers und – als sie sich gleich noch zu Gretchen umdreht, die freiwillig die Male preisgibt, indem sie die Maske bis zum Hals zieht – der Sylistin. 

 

„Tut mir Leid – wir sind halt nicht so schön, wie die Frauen, um die wir uns kümmern…“, murmelt Hänsel freundlich, aber ein wenig verlegen – aber das Strahlen in seinen Augen kann nicht lügen, dass er sie noch immer gut leiden kann. Und Gretchen auf ihre eigene Art vielleicht auch… 

 

„Ihr seid meine Freunde. Das habe ich eben schon gesagt und zu meinen Worten stehe ich auch…“, flüstert die junge Frau, auch wenn ihre Tat doch einen schalen Geschmack hinterlässt. 

 

Nicht, weil die beiden so entstellt nun vor ihr stehen. Nein, stattdessen bemerkt sie die schiere Taktlosigkeit, die dahinter steckt. 

 

Zwar ahnte sie schon manches Mal, dass sich irgendetwas hinter den Masken verstecken musste, doch tat sie es stets damit ab, dass diese weißen Dinger doch zur Aufrechterhaltung der Hygiene dienen. 

 

Sie schluckt schwer, stellt das Glas wieder zurück auf den Tisch und blickt dann hinüber zu den beiden Obrigkeiten, die beide mit ihren Blicken ausweichen.

 

„Was hat man ihnen angetan?“, fragt sie zittrig, aber bestimmt. Schließlich beschleicht sie nun doch eine neue Vorahnung, die sie gleich aussprechen will: „Die Germa hat doch etwas damit zu tun? Oder vielleicht doch gewisse Vinsmokes?“ Zumindest würde es sie nicht wundern, wenn Ichiji, Niji und Yonji sich einen dummen, gefährlichen Spaß mit ihnen erlaubt hat. 

 

„Nami…“, seufzt Sanji mit dem Versuch sie zu beruhigen, doch sie schüttelt nur ihren Kopf und will sich nicht einlullen lassen. 

 

„Wir sind Experiment 23-c und… Gretchen?“

 

„73-f.“

 

Wieder blickt sie erst zu Hänsel, dann zu Gretchen und langsam beginnt es der jungen Frau zu dämmen. 

 

„Weitere Experimente unseres Vaters. Du kennst, so nehme ich an, noch weitere?“, hört sie Reiju da wispern. Und sie versteht sie, ohne gleich in Sanjis Richtung zu sehen, der nun betreten zum Boden schaut. 

 

Es bedrückt sie. Lässt sie schwer schlucken – zu wissen, dass der König wohl keine Skrupel besitzt und an jedem menschlichen Wesen experimentiert, das ihm in die Quere kommt. Doch das hätte ihr klar sein müssen – wer an seinen eigenen, ungeborenen Kindern experimentiert, macht auch vor gewöhnlichen Menschen nicht halt. 

 

Da ist es doch kein Wunder, wenn die anderen drei Prinzen so abscheuliche Monster sind, wenn der eigene Vater ihnen als Vorbild dient. 

 

„Wie kann jemand so etwas tun?“, flüstert sie und zittert am ganzen Körper – vor Wut und vor Angst – blickt dann direkt die schöne Prinzessin an. „Warum tut euer Vater das? Es ist einfach nur… unmenschlich!“

 

Ihr fehlen die Worte, doch glaubt wohl die Taten mit Unmenschlichkeit zu beschreiben, trifft es wohl am Besten. 

 

„Unmenschlich…? Ja… ja, das ist es. Unmenschlich und abgrundtief böse. Und wir können nur dabei zu sehen. Wie er sich an Unschuldigen vergeht. An einfachen Männern, Frauen und Kindern. An seinen eigenen Söhnen. Ja… du fragst zurecht, warum ein König so etwas tut“, kommt es von Reiju. 

 

„Warum…?“

 

„Vater hat seine Menschlichkeit schon lange abgelegt. Erinnere dich – ich erzählte dir einst von der Theorie des Professor Leid. Und ich kann mit vollkommener Ehrlichkeit sagen, dass Vater kein Moralverständnis mehr besitzt. Kein Fünkchen. Es zählen nur er selbst und sein Es. Seine niedersten Triebe und Bedürfnisse…“ Sanji schluckt und fügt noch hinzu: „Zu beherrschen. Zu kämpfen. Zu töten und zu zerstören. Dazwischen zählt für ihn nichts mehr… Besonders seit dem Tod unserer Mutter…“

 

„Du hast ihr von Mutter erzählt?“

 

„Ja…“, sagt er mit fester Stimme. „Von ihr, den Experimenten an mir und unseren Brüdern und davon, wie du mich fast befreit hast…“

 

„Mhm…“,summt Reiju zustimmend und ihre Mundwinkel zucken. Nami weiß, dass die Prinzessin sehr zufrieden mit ihr sein muss. „Du magst sie?“, sagt sie schließlich noch mit einem kecken Zwinkern, dass Sanji gleich knallrot anlaufen lässt. 

 

Auch Nami ist dieses Thema ein wenig unangenehm, will sie doch eigentlich nicht, dass die drei anderen Anwesenden im Raum von Sanjis zweifelhaften Gefühlen für sie erfährt. Vielleicht würden diese doch die Flucht erschweren. Oder Fragen aufwerfen. Oder Hoffnungen auf mehr schüren. 

 

„Experimente, also?“, fragt sie daher schnell, bevor jemand Sanjis Stammeln kommentieren kann. „Um… die Weltherrschaft an sich zu reißen, oder wie soll ich das verstehen?“ 

 

Just muss sie sich an die Momente erinnern, die sie irgendwo auf diesem Schiff in einem Schrank gefangen war und ein Gespräch zwischen König und Prinzessin mitbekommen hat. Wissen, das es ihr ein wenig erleichtert, dies alles hier zu verstehen. 

 

„Weltherrschaft?“, fragt Reiju erstaunt und wendet ihren Blick wieder von dem jungen Mann an ihrer Seite ab. „Weltherrschaft…“, seufzt sie dann leise und streicht sich verlegen eine Strähne hinter das Ohr. „Ihm würde die Herrschaft über den North Blue reichen. Doch wenn du ihm die Welt auf einem Silbertablett bieten würdest, so würde er sie definitiv nicht ausschlagen.“

 

„Ein Ozean für jedes der gelungenen Kinder und er herrscht einfach über die Grand Line, bis er abnibbelt und sich über das Erbe gestritten wird. Ja…, das wäre genau Vaters Stil“, fügt Sanji da noch hinzu. 

 

„Aber erstmal der North Blue. Er redet von nichts anderem mehr. Für ihn gibt es nur noch wenige, relevante Gebiete hier, auf diesen Teil der Grand Line. Oder im East Blue, wo wir uns zuvor befanden. Er will zurück kehren. In den North Blue, um die Herrschaft der Vinsmokes wieder auszubauen und um verlorene Gebiete wieder zu sichern“, Reiju blickt erst eindringlich in Gretchens Richtung, dann zu Hänsel und schließlich, für einen kurzen, aber bedeutenden Moment, zu Sanji. „Und jedes Mittel ist ihm dafür recht. Experimente an Fremden. Gerade einmal einfachen Unschuldigen. Ja…, selbst Experimente an seinem eigenen Fleisch und Blut. Manche Experimente glücken. Es werden daraus die Gene für die Supersoldaten gewonnen, die Vater sich wünscht. Stark und willenlos. Ohne jegliche Emotion, ohne jedes Mitgefühl und grausam.“

 

‚Monster‘, ist da das erste Wort, was Nami in den Sinn kommt – und sie selbst weiß nicht einmal recht, ob sie diese Art der Soldaten meint, oder doch den König selbst. 

 

„Und dann gibt es die Experimente, die missglücken. Einfach nur fehlschlagen und Vaters Pläne um Monate zurückwerfen. Bei denen die Testexemplare sterben. Die Psyche verdirbt, oder sie selbst bis ins unkenntliche verstümmelt werden. Misserfolge, mit denen unser Vater nur sehr schwer leben kann…“

 

„Der König macht aber stets das Beste daraus!“, sagt Hänsel gleich freudig und Nami starrt ihn erschrocken an – bis sie ihn nun endlich versteht. Jetzt, da sie diese Informationen hat, die ihr zuvor verborgen blieben. Und Hänsel selbst sagte ihr einst, warum er so ist, wie er hier vor ihr steht – weil er einfach immer das Beste in jeder Situation sieht. 

 

Er sieht das Beste darin, in seinen eigenen Taten - wenn er den Frauen hier hilft sich besser zu fühlen, indem er freundlich zu ihnen ist und mit ihnen spricht. Indem er das Schönste aus ihnen herausholt. Er sieht das Beste in den Taten der königlichen Familie – mit allen ihren Abscheulichkeiten – da seine verkümmerten, emotionale Welt ihn nichts Schlimmes erkennen lässt. Er sieht das Beste in ihr, einer einfachen Piratin, weil er es mittlerweile nicht besser weiß… 

 

Und doch ist er bedingungslos gehorsam – zumindest gegenüber der königlichen Familie. Er gehorcht aufs Wort. Sofort. Und ohne Widerspruch, Wiederrede und Widerstand.

 

Und Gretchen? Mit dem Gehorsam ist es bei ihr genau das Gleiche. Und ihre Gefühle? Ihre Gefühle sind fast vollkommen im Keim erstickt. Nur der Trotz blickt manch eines Mal noch durch, wenn sie ihre Augen verdreht. Doch sonst… sonst ist da nichts Menschliches mehr in ihr, der schönen Blonden, die Nami gern in der Blüte ihres Lebens erlebt hätte. 

 

Vielleicht hätten sie sich ja blendend verstanden… 

 

Es tut ihr ein wenig weh, dass sie so lernen musste, dass sie nie die wahren Hänsel und Gretchen kennenlernen durfte und zu jeder Zeit nur mit verdrehten Versionen der beiden sprach. 

 

Fast hätte sie beide sogar umarmt – doch sie kann sich gerade noch zurückhalten. 

 

„Du hast keine Eier mehr! Was soll denn da ‚das Beste‘ draus gemacht werden?“, zischt Gretchen emotionslos und zieht sich endlich wieder die Maske übers Gesicht, als könne sie es nicht länger ertragen, so entblößt vor Allen zu stehen. 

 

Hänsel läuft rot an, als er dies hört und zieht sich ebenfalls den weißen Stoff wieder über das Gesicht, kicherte dabei leise in diesen hinein. 

 

Nami ist vollkommen schockiert, ein lautes „Was?!“, entkommt ihr dabei schnell, bevor sie nun verlegen einige Worte stottert. 

 

„Deswegen ist es für mich auch kein Problem dich zu berühren. Zu wenig Testosteron, dass von den Testikeln gebildet wird. Und da ich die nicht habe – tja – deswegen schlagen die Bänder auf mich nicht an…“

 

Nami kann sich einfach nur noch setzen, als sie das hört, blickt dann für einige Zeit stumm auf die Mitte des Tisches, während auch kein anderer mehr wagt etwas zu sagen. 

 

Ja… sie ist schockiert. Bodenlose und endlos schockiert – maßlos angewidert von der Abscheulichkeit des Königs, den sie selbst nicht einmal zu Gesicht bekommen hat – und so tiefste traurig, nun so und auf diese Art von den Schicksalen dieser beiden hier zu hören. 

 

Ihren… ja… Freunden… 

 

„Dann kommt mit uns…“, wispert sie und blickt mit trübem Blick auch zu Reiju, „…, ihr alle…“

 

Fast als hätte die junge Frau es angenommen, erntet sie keine Zustimmung. Kein positives Wort. Kein Lächeln. 

 

Sie bleiben alle still… 

 

„Ruffy sucht immer nach neuen Crewmitglieder und er würde für jeden hier den geeigneten Platz an Bord finden! Und… und wir wären alle sicher, denn er beschützt seine Freunde mit allem, was er besitzt und kann. Es würde euch gut gehen… Besser, als hier…“

 

„Wir können nur eine bestimmte, synthetische Ernährung zu uns nehmen…“, brummt Gretchen. 

 

„… diese besitzt ein feines Erdbeeraroma!“, kommt es wieder so euphorisch von Hänsel. „Und sie hält uns wunderbar am Leben! Naja – nur dadurch können wir überhaupt noch leben. Von dem kleinen Problem mit unserem Verdauungssystem haben wir dir noch gar nicht erzählt!“

 

„Es ist absolut widerlich…“

 

„Nicht jeder kennt die Vorteile-“

 

„Halts Maul, Hänsel!“

 

Ein kleiner, verbaler Streit bricht zwischen den beiden aus, auch wenn Nami ihr Wortgefecht nicht so bezeichnen würde. Es ist eher… ein endloses Aneinander-Vorbei-Reden, bis Sanji ihnen ruhig das Schweigen gebietet. 

 

Erst dann erhebt Reiju das Wort und richtet es direkt an die junge Frau:

 

„Ich kann auch unmöglich von hier verschwinden! Vater würde alles daran setzen mich zu finden, da ich…“, sie seufzt traurig, „…, sein einziges Kind bin, dass ihm mal einen leiblichen Erben schenken kann. Und die Chance wird er sich nicht entgehen lassen, um auch-“

 

Sie unterbricht sich selbst. 

 

Doch die schöne Prinzessin braucht auch nicht weiterzureden. Nami versteht. 

 

So sehr, dass auch ihr die Tränen über die Wangen laufen und sie schwer schluchzen muss. 

 

Hilfesuchend blickt sie zu Sanji, der sie nur voller Resignation ansieht. Er kann nichts machen – sie nicht trösten und seiner eigenen Schwester helfen. 

 

Reijus Atem bebt und sie reckt den Kopf ein wenig mehr in die Höhe. Und trotz der eigenen, vergossenen Tränen wirkt sie sehr erhaben und stolz. 

 

„Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Germa vernichtet wird. Wir sind nicht gut für die Welt und die Menschen auf ihr. Vaters Experimente sind unmenschlich, zerstörerisch und grausam. Und ich wünschte, dass man mir nicht die notwendigen Emotionen genommen hätte, sodass ich ihn abgrundtief hassen könnte. Dafür, was er unserer Mutter antat. Seinen eigenen Kindern und wildfremden Menschen. Ich würde mir dann gewiss wünschen, dass er elendig verreckt. Doch das kann ich nicht. Ich spüre keinen Hass. Und nicht auf die gleiche Art Freude und Liebe, wie es ein normaler Mensch tun würde. Ich spüre Bedauern… ja… für jeden einzelnen Menschen, den ich je für Vater töten musste. Stolz und auch Wut sind mir nicht fremd. Vielleicht auch Gefühle dazwischen. Doch in jedem Fall gehorche ich Vater blind. Ohne Bedingungen. Ohne Wenn, ohne Aber. So wie die beiden… Ich gehöre zur Germa. Bin dem Königreich treu ergeben und wahrscheinlich würde es mich selbst zerstören, wenn ich gehen würde. Bin stolz eine Prinzessin zu sein. Doch ich gehe mit meinem Königreich unter und das ist der einzige Weg, wie ich hier raus kommen werde…“

 

Sie wischt sich die Tränen von den Wangen und ein sanftes, aber bestimmtes Lächeln ziert ihre Lippen. 

 

„Mein einziges Ziel ist es, meinen kleinen Bruder hier rauszukriegen. Und dafür kämpfe ich und ich bin froh, dass du ihn mittlerweile dazu gebracht hast, von hier zu verschwinden! Ich schulde dir Dank – und diesen setze ich auch gleich ein, um auch dich zu befreien! Man könnte meinen, dass du meine Gunst verdient hast…“

 

Reijus blaue Augen strahlen und Nami versteht – die schöne Prinzessin ist bereit ihr Versprechen einzulösen. 

 

Sie hat es geschafft – sie wird hier rauskommen. Sie hat sämtliche Unterstützung, die hier, unter der Fahne der Germa, nur möglich ist. 

 

Auch wenn das für sie heißt, dass sie hier Freunde zurücklassen muss… 

 

Sie beginnt – genau hier, vor den Vieren, die alle, auf ihre eigene Art hier in dieser Hölle verdammt sind – bitterlich zu weinen. 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein wichtiges Kapitel..., ja... Fragen wurden beantwortet, Beziehungen geklärt und es hinterlässt ein bitteres Gefühl.

Trotzdem mag ich es sehr...

Viel Spaß beim Lesen und schön Gesund bleiben *.* Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Neimount
2020-03-28T20:45:20+00:00 28.03.2020 21:45
Ohhhh ohhh also ich mag ja Hänsel und Gretchen, besonders Gretchen für ihe kurz und den Punkt gebrachte Antworten 🤣
Aber schon krass was die beiden durchmachen müssten. Einfach nur krank 🥺
Aber auch im großen ganzen war das Kapitel wieder super, Reiju tut mir Leid, aber ich hab auch Respekt für sie das sie bleiben will und ihr Leben so weiter leben will.
Jetzt bin ich aber gespannt wie das mit der Flucht klappt ☺️
Liebe Grüße
Antwort von:  _Supernaturalist_
04.04.2020 14:49
Hach ja, ich mag ja auch alle so gern *. * Mir tut es auch ziemlich leid, was ich da jetzt allen antur u.u
Von:  sama-chan
2020-03-28T18:19:53+00:00 28.03.2020 19:19
Ein echt spannendes und inhaltvolles Kapitel! 😳
Wow! Vor allem dass du hier nochmal viel tiefer in die einzelnen Charakterbeschreibungen eingestiegen bist - Klasse!
Ich bin echt gespannt, wie es weitergeht! Die Grundlage ist ja jetzt geschaffen. 😁
Antwort von:  _Supernaturalist_
04.04.2020 14:47
Danke für deine lieben Worte *. * Es hat definitiv Spaß gemacht noch ein wenig mehr in alle Charakter einzutauchen *.*
Und mit dem weitergehen... Naja x. X *Augen zuhält*


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