Werte von _Supernaturalist_ ================================================================================ Epilog: Epilog I und II ----------------------- Leise summt sie ein Lied. Kein Bestimmtes. Sie kennt nicht einmal den Namen. Keine Zeile daraus, kein Wort. Und doch hängt es seit über zwei Jahren in ihrem Gedächtnis fest. Ist dort fest verankert und für immer mit den beiden maskierten Stylisten – Hänsel und Gretchen – verbunden, die sie doch so sehr mochte. Vielleicht sogar liebte – so, wie Freunde sich in platonischster Art schätzen und verehren. Diese kleine Melodie hat doch der Mann mit den fliederfarbenen Haaren und den feingezupften Augenbrauen immer so schön gepfiffen. So fröhlich und heiter, da er nie Sorgen kannte – ganz anders, als die Hölle, die sie alle immer umgab. Leise wimmert sie. Schluchzt einmal und wendet ihren Blick vom weiten, endlosen Meer vor ihr ab, um hinter sich zu blicken. Sieht dort die beiden, einfachen Gräber, die sie für ihre beiden, verlorenen Freunde gestaltet hat – ganz einfach und doch so schön. Mit Blumen und schönen Steinen und für jeden einen Orangenbaum, die in den kommenden Jahren in voller Pracht heranwachsen werden. Ja… es hätte ihnen gefallen – zumindest Hänsel wäre gar entzückt gewesen und vielleicht auch Gretchen, auf ihre eigene, augenverdrehende Art. … aber für Nami ist es das Mindeste gewesen… „Fräulein Navigation?“, hört sie da plötzlich neben sich jemanden flüstern und erschrocken dreht sie sich zum Ursprung der Stimme – hastig wischt sie sich noch im Drehen die Tränen von den Wangen und setzt schnell ein viel zu breites Lächeln auf. Die Augenbrauen der Schwarzhaarigen ziehen sich zusammen, doch wie schon so oft, sagt Robin dazu nichts. Darüber ist Nami auch dankbar – denn auch wenn sie spürt, dass sich jeden Tag ein bisschen mehr eine gewisse Freundschaft zwischen den beiden Frauen aufbaut – so glaubt sie kaum, dass sie selbst schon alles preisgeben kann. Von damals… Als sie Gefangene der Germa war… Vor allem nicht von dem, was Yonji ihr- Nein! Sie will nicht schon wieder daran denken! Es hat Monate gebraucht, bis sie aus diesem dunklen Loch, in welches er sie gestürzt hat, wieder hervor kam. Die Albträume und die dunklen Gedanken, die sie so mancher Nachts plagen, sollen genug sein und sie will nach vorne blicken. Nicht zurück und vor allem soll ihr der vierte Prinz der Germa aus den Gedanken bleiben. Will ihm und seiner Tat keine Bühne mehr bieten. Will stark sein, da es keine Macht mehr über sie hat. …, zumindest nicht so, wie damals… Irgendwann wird sie Robin ihre Abgründe offenbaren, da ist sie sich sicher. Nur noch nicht jetzt. Sie braucht noch Zeit… Und zu ihrem Glück ist die Archäologin auch gnädig genug, um nicht selbst in der Psyche der jungen Frau zu graben. „Die anderen sind bereit. Sie warten auf dich…“ Nami nickt und steht auf, streicht sich den Staub und die Erde von den Beinen und vom Gesäß, blickt dann noch einmal schweren Herzens auf die Denkmale ihrer beiden Freunde. Lächelt – nun ehrlich und wehmütig – und hofft, dass sich auch der schöne, blonde Prinz daran erfreuen kann, sobald er dies sieht. „Ich komme…“, wispert sie als Antwort und folgt dann der Schwarzhaarigen, vorbei an unzähligen Sträuchern und den verschiedensten Bäumen, um schon bald – in mitten des Waldes, der sich mitten auf dem Rücken eines riesigen Elefanten befindet – auf ihre Freunde zu treffen. Ihre Crew – mit der sie nun endlich wieder vereint ist. Und das nach über zwei Jahren… „Oi, Nami?!“, ruft da der langnasige Schütze, als er sie sieht, „Du weißt schon, dass dein Unterfangen absolut gefährlich und lebensmüde ist?!“ Sie blickt Lysop von der Seite her mit finsterer Miene an und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Glaub mir, das weiß ich! Und die Germa wird ihn auch nicht so leicht gehen lassen, doch-“ „Und Big Mom! Yohoho! Wir dringen in Big Moms Territorium ein! Wenn das keine Kriegserklärung ist!“, kommt es nun von Brook – dem neusten Mitglied ihrer kleinen Familie. Von einem lebenden Skelett – wenn sie das nur Sanji erzählen könnte… „Dieser Löffelschwinger soll doch eh heiraten! Wird der dann überhaupt mitkommen?! Und was kann der schon?!“ „Er ist stark, Zorro!“, faucht sie den Schwertkämpfer an. „Und von Ruffy hat er eh schon das Angebot bekommen, unser Smutje zu sein!“ Ruffy lacht. So herzerwärmend und mit Freude – so wie schon damals, vor zwei Jahren. „Genau! Und genau der soll mein Koch sein! Und wenn Nami ihn mag, werden wir ihn alle doch gut leiden können…“ „Das werden wir ja noch sehen…“, murmelt Zorro und lehnt sich gegen den Felsen, der hinter ihm steht. „Ihr macht das schon! Ich gehe eh mit nach Wano Kuni! Ihr regelt das schon – heul aber nicht, wenn der sich nicht überreden lässt!“ Sie ignoriert den Schwertkämpfer lieber, bevor sie ihn anfällt. „Es wird gewiss eine super Rettungsaktion! Und ich bin sehr gespannt, was das Prinzchen so alles kann! Wenn die anderen drei Hampelmänner dir blöd kommen, werde ich nachkommen und das für dich erledigen!“ Die junge Frau sieht hinüber zu dem Hünen, der posiert, wie damals, als sie ihn schon auf Water 7 traf und lächelt. Welch lustige Begegnung es doch war, als Franky feststellte, dass sie die Navigatorin ist, die sein Kapitän so sehnsüchtig suchte… Ja, es treibt den Schiffszimmermann noch manches Mal die Tränen in die Augen, über diese gewisse, schicksalhafte Begegnung. „Ich werde eure Wunden versorgen, Nami!“, strahlt Chopper und kommt in Namis Arme gesprungen, drückt sich fest gegen ihren Busen. „Mit einer Kaiserin ist nicht zu scherzen! Und die Kämpfe werden schwer, da bin ich mir sicher!“ „Und ich werde Lieder über die Rettungsaktion schreiben!“, entkommt es Brook voller Freude, der gleich seine Gitarre zückt und auf dieser einige Akkorde spielt. „Und ich will als erstes von Sanjis Essen kosten!“, kichert ihr schwarzhaariger Kapitän. „Das ist das Recht eines Kapitäns!“ Sie nickt zufrieden. „Gut… und ich werde ihn überzeugen, mit uns zu kommen…“ Und dieses Mal wird er mit ihr kommen, so, wie er es vor zwei Jahren versprochen hat. Ja…, es ist Zeit, den dunklen, vergangenen Monaten zu trotzen, sich den Vinsmokes und vor allem Big Mom zu stellen, um den blonden Prinzen aus den Klauen seiner zukünftigen Braut zu befreien! Wenn diese gewissen Gefühle für sie noch in Sanji innewohnen, so wird dies ein sehr einfaches Unterfangen… zudem ist er ihr noch einige Antworten schuldig… „Also, dann lasst uns gehen! Whole Cake Island ist drei Tage von hier entfernt – wir müssen dort sein, bevor er diese Pudding heiratet!“, sagt sie voller Eifer, schnappt sich einen der Rucksäcke mit Proviant und eilt voraus. Es ist Zeit, dass sie ihre Schuld einlöst… …, und ein wenig freut sie sich auch darauf, den blonden, schönen und so guten Prinzen endlich wiederzutreffen… ----- Epilog II „Aaaalso… wie ist jetzt noch mal dein Name? So - komplett?“ „Wo bin ich hier? Ist das ein Verhör?“ „Hey! Wir wollen nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Lügen kommen nicht so gut, Yohoho!“ „Mir hat keiner gesagt, dass ich erst ausgehorcht werden muss! Warum bin ich noch mal hier?! Ach ja – weil ich für euch kochen soll! Ich bin schließlich kein Schwerverbrecher!“ „Wir wollen nur sichergehen, dass du gut zu uns passt!“ „Ich koche. Ach – und ich kann gut kämpfen. Ich dachte, dass das Eigenschaften sind, die ihr gern an Leuten seht!“ „J-ja… schon…“ „Sag uns doch einfach nochmal deinen Namen!“ Ich seufze und verdrehe die Augen. „Sanji… Wie oft habt ihr mich hier schon so genannt?“ „Ja… Sanji – und weiter?“ „Einfach nur Sanji! Das reicht!“ „A-aber du bist doch adelig, nicht? Sollte man dich dann nicht mit einem Titel ansprechen?“ „Ja – Sir Sanji der Erste! Eure Hoheit – sehr genehm! Yohoho!“ Ich schlage mir selbst gegen die Stirn – auch wenn meine Hände durch das Spülwasser komplett nass sind. Trotzdem kann ich das kleine Grinsen nicht unterdrücken, das sich auf meinen Lippen niederlegt. Auch mit der Zigarette, die doch sehr lässig zwischen meinen Lippen steckt und sanft glimmt. Wo bin ich hier nur gelandet?! Gut… ich weiß genau, an Bord welchen Schiffes ich mich befinde, doch irgendwie habe ich mir die Besatzung immer weniger verrückt vorgestellt. Und dabei ist nur ein kleiner Teil gerade hier versammelt – die anderen befinden sich wohl gerade auf der Insel Wano Kuni, die wir ebenfalls gerade ansteuern. Und trotzdem habe ich noch nie mehr Freundlichkeit gespürt, wie in diesem Moment. Nie mehr Zugehörigkeit und irgendwie auch mehr Spaß. So wirklich kann ich nicht glauben, dass ich das Leben eines Prinzen mit dem eines Piraten eingetauscht habe. Und doch habe ich in den letzten Stunden – in denen ich einfach kochen durfte, um hungrige Mäuler zu stopfen – nie mehr Erfüllung verspürt. Wenn so der Rest meines Lebens verläuft, bin ich damit vollkommen zufrieden. „Ruffy… musst du nicht im Ausguck sein?“, höre ich da eine mahnende Stimme, so liebreizend und schön, dass ich mich gleich aufrechter hinstelle und meine Arbeit weiter verrichte. Tja… das Abwaschen gehört wohl auch zum Beruf eines Smutjes, aber das soll mir vollkommen recht sein. „Och Namiiiii~ Ich habe doch gerade erst gegessen! Und dabei habe ich schon wieder Hunger! Und es war auch soooooo lecker!“ Ich erstarre, blicke dann verdattert den schwarzhaarigen Strohhutträger an und ich werde mir meiner Aufgabe bewusst, ihn irgendwie satt kriegen zu müssen. „Ah, ah, ah! Unsere Güter können wir nicht einfach so verschwenden und nur weil wir jetzt einen Smutje haben, heißt das nicht, dass du den ganzen Tag Essen geliefert bekommst. Und Chopper, du wolltest doch unsere Krankenberichte nach dem Essen noch einmal durchgehen, nicht?“ „O-oh, ja!“ „Ich helfe ihm!“, kommt es auch gleich von der Minkdame Carrot, die sich gemeinsam mit dem Schiffsarzt und einem Rentier, erhebt, bevor sie beide im Krankenzimmer verschwinden. „Und ich werde einige Lieder komponieren – über den Kampf gegen die Piratenkaiserin Big Mom, über die geplatzte Hochzeit und unser neues Crewmitglieder – Eure Hoheit, Prinz Sanji… der Erste…!“ Ich verziehe mein Gesicht als ich letzteres höre, blicke dann aber dem Skelett nach, wie er seine Gitarre packt und ans Deck des Schiffes geht. Ruffy blickt noch einmal hinüber zu dem reizenden Geschöpf, das ihn mit finsterer Miene und verschränkten Armen noch immer taxiert – bevor auch er aufsteht und schmollend sich von Dannen macht. Hastig, als ich meine Chance entdecke, mit ihr allein zu sein und zu sprechen, drehe ich mich zu ihr – doch sie kehrt mir gleich den Rücken und sammelt das restliche Geschirr vom Tisch ein. Nun bin ich es, der schmollen muss, weiß ich doch eh auch nicht, welchen meiner Millionen Gedanken ich mit ihr teilen soll. Fürchte mich aber vor der Stille, die uns umgibt. Und doch habe ich ihre kalte Schulter – ihren Zorn und ihre Enttäuschung – verdient. So…., wie ich sie weggestoßen habe, als wir uns das erste Mal, nach zwei Jahren, wieder sahen. So, wie ich über sie und Ruffy und die Anderen der Crew sprach. So, wie ich all unsere Versprechen brach, mich von ihr abwandte, als wolle ich nichts von unseren Schwur wissen wollen. Ich glaube, dass ich ihr Herz brachen hörte, als ich Ruffy nieder schlug. Ein weiteres Mal, als ich mich von ihr abwandte. Und ich glaube meines zerfiel zu Staub, als sie mich schlug. Verdient…, natürlich… doch sie konnte nicht wissen, dass ich sie und ihre Freunde nur schützen wollte. Davor im Visier der Germa zu stehen, wenn ich Big Moms Tochter nicht zur Frau nahm, um die beiden Familien zu einen. An diesem Punkt dachte ich, dass eine Flucht für mich vollkommen unmöglich sei und selbst immer Gefangener der Vinsmokes blieb. Doch… am Ende fügte sich alles zusammen. Und nun… nun bin ich frei – nur wegen dieser kleinen Piratin, die ihre Freunde in Big Moms Reich trieb, um mich zu holen. Ich kann gar nicht in Worten fassen, wie tief ich in der Schuld meiner neuen – ich wage es sie so zu nennen – Familie stehe. Daher bringe ich das einzig Logische hervor, das mit einfällt: „Danke…“, schließlich wäre ich nicht hier, wenn sie nicht meine Rettung angeordnet hätte. Ruffy und die Anderen dazu überredet hätte. Dann wäre ich – so wie der Rest der Germa, einfach ausgelöscht und hätte nie die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben gehabt. „Und dabei habe ich es nicht einmal verdient. Nach allem…“ Sie bringt mir nur die Teller, feinst gestapelt und das Besteck thront auf dem Obersten. Zuckt mit den Schultern, als wäre es eine kleine Nichtigkeit. Würdigt mich keines Blickes – so geht es schon die ganze Zeit, die wir uns hier an Bord der Thousand Sunny befinden. Ich kann es ihr nicht übel nehmen, nachdem, was vor zwei Jahren geschehen ist. Und nun, auf Whole Cake Island, ebenfalls. Und dabei bin ich so glücklich gewesen, sie zu sehen. Ihre Stimme zu hören. Zu erfahren, dass sie mit einem Teil ihrer Piratencrew gekommen ist, um mich aus der Hölle zu holen. Ich stieß sie bei unserem ersten Treffen fort. Ja… Aus Angst, meine Brüder würden wieder über sie herfallen. Aus Angst, man würde sie verletzen. Oder Töten… Und doch hätte ich nie gedacht, dass das Schicksal uns wieder zusammenführt. Doch nun steht sie vor mir. Schöner noch, als je zuvor. Natürlich – der Schein in ihren Augen ist noch immer nicht vollständig zurückgekehrt, der nach Yonjis Taten erloschen ist. Ich aber will alles daran setzen, dieses Leuchten wieder aufflammen zu lassen. Das ist es doch, was Freunde machen – nicht? Es wird seine Zeit dauern – doch ich bin bereit mich zu beweisen. Und ihr Zorn, all die Wut und die Enttäuschung, soll mir bis dahin ganz recht sein. Irgendwann wird sie mir hoffentlich für alles verzeihen. Sie geht zur Tür, will auch in die Nacht verschwinden, doch hält dann inne. Dreht dann nur den Kopf in meine Richtung, ihr nun langes Haar fällt elegant über ihre Schulter. „Ich will, dass du um neun Uhr an der Tür zur Bibliothek stehst. Betritt sie nur, wenn ich es dir sage!“, kommt plötzlich ein Befehl, der mich innehalten lässt. So… bekannt. Eine Situation, in der wir uns einst fanden, bis jetzt nur als Erinnerung diente. Ich muss mein Lächeln unterdrücken, blicke weiterhin stur auf das Geschirr im Wasser. „Von jetzt an, sollte jeder meiner Wünsche dein Befehl sein. Sei pünktlich und zieh dir etwas Vernünftiges an! Und dann wollen wir mal sehen, wo diese Beziehung uns hinbringt. Da gab es schließlich so ein Versprechen, an das ich mich erinnere… Und außerdem schuldest du mir noch die ein oder andere Antwort…“ „Willst du mich wieder verzaubern, kleine Hexe?“, entkommt es mir heißer und neckisch, dränge fürs erste sämtliche bitteren Wahrheiten aus meinen Gedanken hinaus. „Aber ich glaube, dass du mich immer noch um deine schönen, schmalen Finger gewickelt hast…“ „Du hast Recht – das brauche ich nicht. Du bist mir ganz und gar erlegen. Du bist ja schließlich nicht dumm – das wissen wir beide! Also… Sei pünktlich!“, säuselt sie unbekümmert und doch im vollem Wissen darin, was sie mir das mit ihren Worten antut, bevor sie verschwindet, um mich mit süßer Vorfreude zurück zu lassen. Das kleine Lächeln, das ihre Lippen umspielt, konnte sie dann am Ende doch nicht so gut verbergen. Ja… genau hier gehöre ich hin und so soll es sein. „Ich komme, Namilein…“, wispere ich, lege das saubere, nasse Besteck zur Seite, lasse das Wasser aus und eile ihr nach. Zu der Frau, die ich nach zwei Jahren noch immer liebe – und auch ich will sehen, wo diese Beziehung uns hinbringt. Und auf diesen Weg soll mir jedes Lächeln, Wort und jede noch so kleine Geste genügen. Ja…, denn diese allein sind mir meine Freiheit wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)