Schattenwesen von Shino-Tenshi (Sonne und Mond I) ================================================================================ Kapitel 10: Unvergesslicher Traum 1/5 ------------------------------------- Finsternis umschloss mich. Dort war nur das kühle Laken unter mir, das verzweifelt versuchte, meine erhitzte Haut zu kühlen. Eine sanfte Berührung huschte über meine Körper. Zart und doch so ergreifend, dass es eine Verlangen hinterließ und ein leises Stöhnen über meine Lippen kroch. Mein Atem war schwer und ich wand mich unter den neckischen Fingern, die ein Feuer in mir entzündeten, das mich gierig verschlang. Immer wieder versuchte ich, einen klaren Gedanken zu fassen, doch sie entglitten mir. Wer berührte mich gerade? Lippen pressten sich leidenschaftlich auf meine und forderten mich zu einem Kuss heraus, den ich noch nie in meinem Leben erlebt hatte. Begierig drang die Zunge in meinen Mund ein und forderte mich zu einem wilden Tanz auf, der auch die letzten Zweifel und Gedanken aus meinem Kopf wirbelte.  Mit einem Stöhnen löste sich der Kuss auf, bevor die Lippen ihren Weg fortsetzten. Über meinen Wangenknochen, meinen Hals, mein Schlüsselbein und Brust. Bis hinunter zu meiner Bauchdecke, die unter der Berührung leicht zuckte. Doch sie war nicht alleine. Die Hände strichen begierig über meine Seiten und meine Hüfte.  Ein kurzer Biss, dessen Schmerz meine Trunkenheit kurz durchbrach und ich nur ein empörtes „Hey“ über meine Lippen brachte. Der Rest des Satzes blieb mir im Halse stecken, denn ich begann zu sehen und was ich erblickte, erstickte das Feuer in mir sofort.  Schwarze Haare, himmelblaue Augen und ein Lächeln, das ich aus den wenigen glücklichen Momenten vor dem Spiegel kannte. Du lagst auf mir und triebst meinen Körper in den Wahnsinn. Es waren deine Lippen, die mir sämtliche Gedanken geraubt hatten. Deine Hände, die mich in Brand gesteckt hatten.  „Nein!“ Erschrocken fuhr ich hoch und starrte in mein von Mondlicht erhelltes Zimmer. Mein Schlafanzug klebte unangenehm an meiner Haut und ich strich eine nasse Strähne aus meinem Gesicht, während ich mich suchend umsah.  Du warst nicht da. Ich war alleine und dort war nur das leise Rascheln im Heu. Akirai war wieder unterwegs und ich erlaubte es mir tief durchzuatmen, um das Chaos in meinem Inneren kurz zu beruhigen.  Meine Haut kribbelte leicht unter der Erinnerung an deine Finger und ich schleckte mir unbewusst über meine Lippen, als der Kuss zurückkam. Nein! Ich durfte so nicht denken. Dies alles nicht fühlen. Das war falsch.  Meine Finger krallten sich in meine Haare und der leichte Schmerz ließ mich meine Gedanken wieder klarer fassen, doch dein Anblick blieb. Diese lustverschleierten Augen, die stumm nach so viel mehr baten und die sinnlich geöffneten Lippen, die so viel versprachen.  Ich schluckte trocken, als die Hitze in meinen Körper zurückkehrte und meine Gedanken wieder leicht benebelte. Stopp! Ich sollte nicht daran denken. Nicht an deinen Körper, der so willig über mir war und nicht an deine Zunge, die mir sämtlichen Zweifel nahm.  Aber du bliebst. Dein Bild hatte sich auf meine Netzhaut gebrannt und immer wenn ich die Augen schloss, warst du da. Mit deinem Versprechen und diesen willigen Blick, der den Weg zu einem unbegreiflichen Glück öffnen würde.  Ich ließ mich zurückfallen und starrte an die Decke. Lauschte dem leisen Rascheln von Akira in ihrem Käfig und versuchte, meine immer noch leicht erregte Atmung zu beruhigen, doch dein wiederkehrendes Gesicht machte dieses Unterfangen hoffnungslos.  Kurz sah ich auf den digitalen Wecker auf meinem Nachtkästchen. Es war gerade einmal zwei Uhr. Zu früh, um überhaupt ans Aufstehen zu denken. Ein Stöhnen glitt über meine Lippen und ich starrte erneut an die Decke. Dort war wieder dein Gesicht, doch nicht so wie ich es kannte, sondern immer noch mit diesen lustverschleierten Blick, der eine neue Welle aus Hitze durch meinen Körper schickte. Ein Grummeln verließ meine Kehle und ich stöhnte. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich wollte nicht mehr an dich denken. Du solltest in solchen Träumen gar nicht vorkommen, dennoch tatst du es und ließt nicht von mir ab. Nicht in diesem Moment und auch nicht zwei Atemzüge später.  Leise drang das Quieken von Akirai zu mir durch und kurz erwachte der Wunsch in mir, sie aus dem Käfig zu holen und mich ein wenig mit ihr zu beschäftigen. Doch die Vernunft stoppte den Gedanken noch bevor er sich in einen Befehl umwandeln konnte. Morgen war Schule. Ich sollte schlafen, und zwar so schnell wie möglich. Ja, morgen saß ich wieder in diesem Gebäude. Mit den Menschen, die mich mieden und mit dir. Erneut waren dort dein Blick und dein heißer Atem auf meiner Wange, der einen Schauer über meinen Rücken jagte. Ein leises Stöhnen kroch aus meiner Kehle und ich hasste mich dafür. War es nun wirklich schon so weit, dass ich dich begehrte? Ich wollte das doch gar nicht. Dich nicht in meinem Leben und vor allem nicht in meinem Herzen! Das war falsch und würde niemals gut gehen!  Murrend drehte ich mich auf den Bauch und versteckte meinen Kopf unter dem Kissen, um so dir und der Welt zu entkommen. Doch du ließest mich nicht gehen. Dein Blick blieb. Zusammen mit deinen Küssen und diesen wunderbaren Fingern, die so zärtlich zu mir waren. Stop! Nein! Das durfte nicht passieren! All das war nicht gut. Es sollte sich nicht so anfühlen. Du würdest solche Gefühle niemals erwidern. Egal, wie sehr ich es mir wünschte. Dies war hoffnungslos und ich sollte sie schon im Keim ersticken. Niemals würde ich dich so nah an mich heranlassen. Das würde nur schief gehen. Ganz sicher.  Mit dem verzweifelten Wunsch dir so zu entkommen, drehte ich mich unter dem Kissen hin und her. Suchte immer wieder eine bequeme Position, doch egal wohin ich ging, du warst immer da. Dein Kuss, deine Begierde und deine zarten Finger, die über meine erhitzte Haut strichen. Du ließest mich nicht gehen.  Mit einem genervten Stöhnen kroch ich unter meinem Kissen wieder hervor und sah auf die Uhr. Gerade einmal eine halbe Stunde vergangen. Ich sollte endlich schlafen, solange die Zeit gegen mich arbeitete und mir so die Möglichkeit gab morgen nicht wie ein Zombie auszusehen. Doch mein Blick glitt zurück an die Decke und ich lauschte dem Rascheln im Heu, das mit einem leisen Quieken begleitet wurde. Einem Atemzug später nagte Akirai schon fordernd an ihren Gitterstäben und ich stöhnte. Sie hatte mitbekommen, dass ich wach war, doch ich konnte sie nicht herausholen. Morgen war schließlich immer noch Schule. „Nein, Akirai. Das geht nicht. Ich kann dich nicht rausholen, weil ich früh aufstehen muss“, sprach ich sie mit Nachdruck an und das Nagen stoppte sofort. Ich war immer wieder überrascht wie gut sie auf meine Worte reagierte. Fast so als würde sie diese wirklich verstehen und solche Situationen ließen mich durchaus daran glauben. Aber wie wir Menschen auch hörte sie halt nicht immer auf das, was man ihr sagte.  Mit einem Seufzen schloss ich erneut meine Augen in der verzweifelten Hoffnung, dass ich doch noch ein wenig Schlaf fand, doch du ließest mich nicht. Dort waren wieder deine Augen und die leicht geröteten Wangen. Diese feucht glänzenden Lippen und dein leises Stöhnen, das mir so viel versprach. All das, wonach ich mich schon immer gesehnt hatte. Doch ich wollte es nicht. Nicht von dir und so öffnete ich grummelnd meine Augen wieder. Die Decke kehrte zurück in mein Blickfeld und Trotz machte sich in meiner Brust breit. Ich wollte schlafen. Ich musste schlafen und du standest mir hartnäckig im Weg. Irgendwas anders. Ich musste an irgendwas anderes denken. Etwas, was deinen Anblick aus meinem Gedächtnis schleuderte.  Kurz kam mir Mitsumi in den Sinn und ihre schrille Stimme, wenn sie mit ihren Freundinnen sprach. Alleine bei der Erinnerung klingelten meine Ohren und ich hatte Angst einen Gehörsturz zu bekommen. Doch sie vertrieben deine verschleierten Augen und die Hitze aus meinem Körper. Sofort klammerte ich mich an dieses Bild und auch wenn ich nun vielleicht von ihnen träumte, war es besser, als noch einmal mit dir im Bett zu landen. Alles war besser als das. Ich atmete noch einmal tief durch und versuchte, meinen Kopf nur mit Mitsumi zu füllen. Es gelang mir und zauberte ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Endlich warst du verschwunden. Dort war wieder das Rascheln von Akirai im Heu und ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich in meine Decke kuschelte. Ich schloss die Augen und lauschte ihrem Treiben, als ich schon merkte, wie mein Körper leichter wurde. Mein Atem wurde flacher und dort war sie wieder.  Die sanfte Umarmung des Schlafes, die mich sanft aber gnadenlos in ihre Welt zog. In diese Welt, die erbarmungslos alles von mir offen legte: Meine Wünsche, meine Ängste und meine Sorgen. Aber mein Plan ging auf. Du kamst nicht zurück. Zumindest nicht in dieser Nacht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)