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Der Glasgarten

von

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Fallendes Glas

~ Fallendes Glas ~
 


 

Brad lächelte undurchschaubar, als er für einen Moment der Absence eine schnell schwindende, kaum zu greifende Vision erhielt, die sich in naher Zukunft ereignen würde, wenn er diese Zeitlinie weiter verfolgte, die er vorhin eingeschlagen hatte.

Eine interessante Möglichkeit, die sich ihm hier bot.

„Sie möchten einen Beweis meiner Fähigkeiten?“, fragte er einen Schluck nehmend, die Frau dabei nicht aus dem taxierenden Blick lassend.

„Verstehe ich Sie richtig? Wenn ich Ihnen einen Beweis liefere, dann überantworten Sie mir Weiß?“ Die Schlange starrte das Kaninchen an.

Lauernd und hungrig.
 

„Falsch. Wenn Sie mir einen Beweis liefern, verhandeln WIR beide, ob ich mit Ihnen die Missionen abstimme, die Weiß haben wird. Weiß wird Ihnen nicht überantwortet, dafür traue ich Ihnen zu wenig“, hielt sie freundlich lächelnd, jedoch kalt im Ton dagegen. Sie leerte mit dem letzten Schluck ihr Glas und fühlte, wie sich der Alkohol warm in ihrem Magen ausbreitete. Betrunken war sie noch nicht, dafür war sie zu trinkfest, auch für eine japanische Frau.
 

„Den Drink, den sie sich als nächstes bestellen, wird es nicht geben“, sagte Brad leise, schwenkte dann jedoch, als wenn er nichts gesagt hätte, auf das eigentliche Thema zurück.

„Sie werden sich noch an mein Angebot erinnern, wenn Kritiker zerschlagen ist, Manx-san.“ Er machte eine Pause. „Weiß wären unter dem Schutze meiner gönnerhaften Hand sicher und wohlbehütet.“ Ein wolfsähnliches Lächeln traf die Rothaarige.
 

„Mein lieber Mr. Crawford“, wechselte Manx abrupt ins Englische. „Ihr Lächeln passt nicht zu Ihren Worten, von daher bezweifle ich es höchst, dass Weiß unter Ihrer gönnerhaften Hand sicher sein wird. Etwas anderes wäre es natürlich, wenn Sie meinen ehemaligen Mitarbeiter in unseren Handel einbeziehen würden. Wenn sowohl Sie als auch er über Aufträge entscheiden würden.“ Sie nickte bedeutungsvoll und ließ sich seine ersten Worte durch den Kopf gehen.

„Er ist also nicht da?“, fragte sie nun wieder auf Japanisch nach und winkte den Kellner zu sich heran. So, Crawford hatte also vorhergesehen, dass ihr Drink nicht da war? Dann würde sie jetzt umschwenken und eben nicht den nehmen, den sie zunächst in Gedanken gehabt hatte…schon alleine, weil Schuldig vielleicht seine Finger im Spiel haben könnte.

„Sehr wohl meine Dame“, nickte er auf ihre gerade geänderte Bestellung und sie lächelte. „Natürlich haben wir ihn da.“

Manx’ Blick glitt mit hochgezogener Augenbraue zu Crawford, als sich der Kellner entfernte.
 

Doch Brad ging nicht darauf ein. Diese Wahrsagerspielchen amüsierten ihn und das lag zum größten Teil daran, dass er hier die Leiterin der offiziell „nicht existenten“ Kritiker Abteilung vor sich hatte. Ansonsten hatte er für derlei Spielchen nichts übrig. Aber sie amüsierte ihn und …interessierte ihn. Es gefiel ihm, dass sie sich sicher fühlte. Und es doch nicht war.

„Über die Miteinbeziehung ihres Ex- Mitgliedes wäre zu verhandeln. Dennoch bestehe ich darauf, diese ‚Schuldscheine’ zu besitzen. Sagen wir… die Datenverwaltung geht auf mich über. Und das“, sagte er ernst, ohne das falsche Lächeln. „nach wie vor unter dem Aspekt, dass sich die Mitglieder ihre Auftragsbeteiligung aussuchen dürfen. Sie arbeiten weiter für Kritiker, und Sie sagen ihnen nicht, dass Sie die Verpflichtung an mich überantwortet haben. Weiß arbeiten für die Guten, im Namen der Bösen. Was halten Sie davon?“
 

„Um ehrlich zu sein? Nichts. Oder würden Sie Ihre besten Hengste im Stall einfach abgeben?“ Sie schüttelte amüsiert den Kopf. „Sollte mein ehemaliger Mitarbeiter uneingeschränkte Entscheidungsgewalt haben und die Schuldscheine besitzen, während Sie mit ihm Ihre Aufträge abstimmen, stimme ich zu.“ Manx wusste, dass sie sich hier nichts schenkten, auf keiner Seite. Warum denn auch?

Sie hatte den Teamführer von Schwarz neben sich, sie selbst war Abteilungsleiterin bei Japans effizientester Organisation zur Abwehr von krimineller Energie. Sie würde es nicht zulassen, dass Crawford Weiß in der Hand hatte und sie nur noch offiziell die Leitung besaß, damit aber von Schwarz abhängig wäre. Fujimiya hätte zwar ein Mitspracherecht, doch inwieweit würde das zum Tragen kommen? Ebenso sehr, wie sie daran zweifelte, dass Weiß wirklich das Wahlrecht hatten, was Missionen anging. Mit einem Telepathen und Orakel in einem Team konnten sie Weiß zu allem bringen.

Nein.
 

Der Kellner kam wieder und lächelte sie entschuldigend an. „Ich muss mich leider entschuldigen, meine Dame, aber Ihre Wahl ist uns heute ausgegangen. Kann ich Ihnen etwas anderes bringen?“

Manx hörte seine Worte nicht wirklich, reagierte auch nicht auf sie. Es war das eingetroffen, was das Orakel vorhergesagt hatte, obwohl sie ihre Wahl geändert hatte.

Sie sah in diese allzu amüsiert funkelnden Cognacaugen.

„Ich hätte gerne noch einen Suntory.“
 

„Gut, dann schlagen Sie mir etwas anderes vor, Manx-san“, meinte Brad und seine Augen lächelten wissend. „Etwas…das mich interessieren könnte.“
 

„Wie wäre es mit mir?“, lächelte die rothaarige Frau und nahm ihren neuen Drink in Empfang.
 

Ah, jetzt kamen sie der Sache schon näher.

„Ich bin versucht den Handel einzugehen, Manx- san. Allerdings würde dieses Arrangement länger gehen, als Sie sich wohl durch ihren Vorschlag erhoffen.“

Das leere Glas fand seinen Platz auf dem Tisch.

„Wir helfen Ihnen und Sie stehen auf Abruf für mich bereit…um mir einen Dienst zu erweisen. Spionage, Information, Transporttätigkeiten. Sie erledigen zwei, drei Dienste für Schwarz. Kein Akteur, nur Support.“
 

Manx nickte bedächtig. Dieser Handel gefiel ihr besser, weil er ihr die Kontrolle über Weiß nicht nahm. Es nahm ihr das Gefühl von Unsicherheit, das sie so sehr verabscheute. Es waren ihre Agenten und sie sorgte für deren Wohlergehen. Nicht jemand anderes, den sie nicht ‚großgezogen’ hatte.

„Und was würde ich für meinen Teil unseres Handels bekommen?“, hakte sie noch einmal in aller Deutlichkeit nach.
 

„Kontaktieren Sie mich, falls Sie die Gruppe ins Visier nehmen können, das heißt, wenn sie ein Ziel haben. Solange Sie keine Informationen, keinen Standort haben, können wir nicht zuschlagen. Wir werden unsererseits die Augen offen halten, falls in den dunkleren Fahrwässern etwas in diese Richtung zu sehen …und zu hören ist.“

Mehr konnte er ihr nicht anbieten. Oder wollte er nicht… aber das war immerhin schon mehr als er anfänglich beabsichtigt hatte.
 

Und mehr, als sich Manx erhofft hatte, als sie diese Bar betreten hatte.

„Crawford-san, ich freue mich, Geschäfte mit Ihnen zu tätigen“, sagte sie schlicht und hob ihren Whiskey zum Toast. Nun galt es jedoch nur noch eine Schlacht auszutragen…eine Schlacht, die keine Gewalt erforderte, dafür umso mehr Subtiles. Sie hatte nicht vergessen, dass Crawford bereits Teil eines Handels war. Diesen Teil hatte sie vor, sich heute Abend zu holen, allerdings auf eine etwas andere Art und Weise, als Fujimiya und Schuldig damals vermutet hatten.
 

Brad lächelte wölfisch. Die Dame wusste wohl nicht, was er mit Support meinte, aber er wollte seinen Triumph nicht übereilt auskosten.

„Grün steht Ihnen, Manx-san“, sagte er plötzlich beiläufig, nachdem der Kellner seine Bestellung aufgenommen hatte.
 

„Das weiß ich, Crawford-san. Wie kommen Sie darauf?“, fragte sie mit einem Lächeln, das leicht abwesend schien, es in keinem Fall aber war. Sie taxierte den neben ihr sitzenden Mann genauestens und ließ ihn keinen Augenblick aus ihren Augen.

Und ob er Interesse an ihr hatte. Da sah sie nur zu deutlich, auch wenn er es nicht offen sagte. Dass das Interesse beiderseitig war…ein nettes Detail am Rande.
 

„Wie ich darauf komme? Über die Spitze die ihre helle Haut an einigen aufreizenden Stellen bedeckt“, meinte er lapidar als ginge es noch immer um den Deal.

Sein Drink kam und es wurde Zeit zum angenehmen Teil des Abends überzugehen…
 

o~
 

Ein diabolisches Lächeln umspielte die Lippen des rothaarigen Teufels, der im Schneidersitz vor der Couch saß und sein momentanes Opfer wie ein Luchs taxierte. Hier war aber auch das Elend ausgebrochen…schon heute Morgen und es war kontinuierlich schlimmer geworden. Ganz schlimm, das Ende der Welt…aller guten Dinge und sowieso der ganzen Menschheit.

Besagter Teufel legte den Kopf schief, als er in den kleinen, murrenden Knubbel zwickte, der das Sofa als letzte Festung der Menschheit auserwählt hatte, um auf seinen Tod zu warten und solange zu darben, bis er erlöst war.

Ein Murren verscheuchte seine Hand, konnte sie jedoch nicht wirklich davon abhalten, sich ein weiteres Mal in feindliche Gebiete zu begeben und ihr Glück heraus zu fordern, immer begleitet von besagtem, stygischem Lächeln, das seiner wirklich würdig war, ginge es nach dem Orakel.

Des Teufels Raubtier schnurrte auf seinem Schoß leise und betrachtete sich mit hellwachen Augen sein Spiel…sie war auf der Jagd und beobachtete die momentane Beute.
 

„Määh“, protestierte Schuldig mit krächzender Stimme. „Das ist hundsgemein, Ran, hör auf mich zu piesacken.“

Schuldigs Stimme schwankte, war teils kaum, teils gut zu verstehen. Sein Hals schmerzte und jedes Wort kratzte übel und verursachte ihm Schmerzen. Mit hängenden Mundwinkeln und anklagendem Blick spähte Schuldig über die Decke hinweg. „Ran… du grinst …und wie fies. Findest du das anständig? Hmm?“
 

Aya schüttelte schweigend den Kopf und brach dann in amüsiertes Lachen aus, genau in dem Moment, in dem Banshee sich dazu entschlossen hatte, einen Angriff auf seine Finger zu starten, dummerweise aber genau in Schuldigs Gesicht landete mit ihrem weichen Babyfell, das sie noch lange haben würde.

Aya räusperte sich und pflückte die Kleine mit angestrengt unter Kontrolle gehaltenen Mundwinkeln von ihrer Beute und setzte sie vor Schuldigs Bauch ab.

„Aber ich grinse doch gar nicht, ich versuche dich doch nur aufzumuntern!“, behauptete der rothaarige Japaner und seine Finger stahlen sich ein weiteres Mal zum Telepathen. „Du bist nur so…niedlich leidend, wenn du einen ausgewachsenen Kater hast!“ Schuldig hatte gestern Abend ordentlich gebechert, natürlich bis zur letzten Sekunde nüchtern, wie immer, und heute Morgen…
 

„Das ist Folter! Und wenn du nicht willst, dass ich Amnesty International einschalte, dann ….dann…“, tja was dann…

„Dann bist du gefälligst lieb zu mir!“ So dem hatte er es jetzt aber gegeben.
 

„Ich soll also lieb zu dir sein?“, fragte Aya verschlagen nach und näherte sich besagtem Opfer seiner gemeinen Folterungen. Taxierend wich sein Blick nicht von dessen Augen, als er sich mit einem Ruck erhob und sich der Länge nach auf Schuldig warf, auf Banshee achtete und den anderen Mann nebenher noch nieder knuddelte. Keine einfache Tätigkeit, aber eine Mission, die er erfolgreich abwickeln würde!

„Soo, jetzt beschwer dich noch einmal, dass ich nicht lieb zu dir wäre!“, pustete er in die langen, wirren Haare und seine Finger suchten sich an den Seiten des Telepathen ein neues Zuhause.
 

Schuldigs Kopf hämmerte wütend und der Nebel in selbigem, scheinbar leerem Gefäß wurde dichter und dichter. „Ra~an …hör au~uf. Mir ist …schlecht…uhh…“, mehr brachte er jedoch nicht heraus, er fühlte sich wirklich hundeelend.

Ran war langweilig, wie es schien, und er das Objekt des Zeitvertreibs.
 

Aya räusperte sich und ließ sich neben Schuldig gleiten. „Armer Schuldig“, murmelte er, die Augen nun wirklich voller Mitleid ob dieses Leides, dessen er hier Zeuge wurde.

„Kann ich etwas Gutes für dich tun? Noch einen Anti-Kater-Cocktail für fleißige Fässer ohne Boden? Oder Magentropfen?“
 

„Blödmann, ich war letztes Mal, als du auf dem Fußboden im Bad gesessen bist und grün im Gesicht warst, nicht so gemein.“ Schuldig drehte demonstrativ das Gesicht weg.

„Ich mag lieber was anderes…“, fing er leise an.
 

„Sex? Den wollte ich gestern Abend auch, als wir ausgegangen sind und du dann kurzerhand eingeschlafen bist!“, zwitscherte Aya so fröhlich, dass man seine Mordgedanken dahinter schon beinahe riechen konnte.

Doch Schwamm drüber.

Nun galt es erst einmal, sich um dieses sterbenselende Wesen hier zu kümmern. „Womit kann ich denn wirklich dienen, hm?“, fragte er und strich über das abgewandte Gesicht, über die für ihn erreichbare Schläfe, wie er es so oft machte in intimen Momenten.
 

Genießend bogen sich die Mundwinkel leicht befriedigt schon wieder nach oben und Schuldig schmiegte sich in die warme, vom häufigen Gebrauch des Schwertes raue Hand. Und wie er diese Hände liebte. Sie waren sanft, doch an einigen Stellen zeugten sie von der Arbeit mit dem Schwert. Schuldig wandte sein Gesicht in diese Hand die ihn koste und bewirkte somit, dass sie über sein Gesicht fuhr. Sanft rieb er seine Nase daran, bog den Kopf so, dass sie über seine Lippen strich. „Ich will bei dir sein“, murmelte er verschmust und meinte damit in Rans Gedankenwelt, doch da konnte er so ohne weiteres nicht hin.
 

Aya lächelte und zog Schuldig erneut zu sich…sanfter aber dieses Mal. Er lehnte seine Stirn gegen die des kranken Mannes und schloss die Augen. Er wusste genau, was ‚Bei dir sein’ bedeutete, da musste er nicht extra fragen und er versuchte es…versuchte sich zu entspannen und stellte fest, dass das faule Nichtstun dieses Tages ihn bereits in einen Zustand versetzt hatte, er ihm dabei half, eine gewisse Akzeptanz für die telepathischen Kräfte des anderen zu finden. Schneller als sonst und mit weniger Aufwand als sonst.

Hoffte er zumindest, denn einen wirklichen Anhaltspunkt hatte er dafür nicht.

‚Wo bist du denn, mein deutsches, Kater-Zackelschaf’, gurrte er probeweise.
 

‚Das hab ich gehört!’, kam es auch schon prompt aufgebracht zurück. Schuldig hatte sich trotz allem anstrengen müssen, Rans Mauern zu überwinden, die noch schwach vorhanden waren. Als würde man durch eine gallertartige Masse gehen.
 

Die sich jedoch beiseite drängen ließ, als Aya auf besagtes Scha…auf den ehrenwerten Telepathen zugeschwirrt kam und ihn mitsamt seiner ganzen Präsenz umhuschte. Es war, als würde er Schuldig an einem warmen Frühlingstag unter Schatten spendenden Bäumen umarmen oder ihn in weiche, warme Handtücher einwickeln, nachdem dieser durchgefroren nach Hause kam, oder ihn generell wo es nur ging verhätschelte und ihm die Aufmerksamkeit zukommen ließ, die ihm gebührte.

‚Willkommen zuhause’, lächelte Aya und küsste besagte Knubbel - Nasenspitze - Schuldigs.
 

Schuldig ließ sich von dieser wohltuenden Sanftheit einlullen und in sie hineintreiben. Ja, hier war sein zuhause. Rein körperlich trieb seine Stirn wie rein selbstverständlich in Rans Halsbeuge, seinem Lieblingsplatz und schnuffelte dort wie ein Igel im Blätterhaufen.
 

Aya lockte seinen hauseigenen Igel mit lauter kleinen Leckereien - liebevollen Gedanken - zu sich und schnurrte leise. ‚Was würdest du jetzt am Liebsten machen? Wo am Liebsten sein?’, fragte er aus einer spielerischen Laune heraus und seine Hände suchten sich unter dem Shirt des anderen Mannes IHR Zuhause.
 

Während Schuldig sich vollständig in Rans Gedankenwelt treiben ließ, bemerkte er nur wie in einem fernen Traum wie dieser ihn berührte. Sanft und erfahren umschmeichelten die Hände seine nestwarme Haut. ‚Wo am liebsten? Na hier, hier ist alles gut.’

Hier fühlte er sich aufgehoben und angenommen, geliebt und umsorgt. Hier brauchte er nichts weiter außer dieser Ruhe und dieser Geborgenheit, die er in seinem Leben erst jetzt als erwachsener Mann genießen durfte. Vor allem das Gefühl des Akzeptiertseins war etwas für ihn, dass ihn mit Glück, dass er ihn sich fühlte überschwemmte.

‚Ich lebe einen Traum, Ran, was sollte ich sonst wollen? Außer dass es so weitergeht, dass alles gut bleibt und du mich nicht allein lässt.’

Er hatte zuvor alles besessen, was er begehrt hatte, und dann … dann spürte er, dass er noch etwas wollte. Und dass dieses etwas, dieser jemand unerreichbar schien. Erst als er auftauchte merkte Schuldig, dass ihm etwas gefehlt hatte.

‚Aber du… sag… was wünschst du dir? Und dasselbe sagen gilt nicht!’, schickte Schuldig positive Gedanken zu Ran, die dieser wohl als Lachen begreifen würde.
 

Tatsächlich…und Aya erwiderte das mit seiner eigenen Fröhlichkeit. Bevor er wirklich ernst darüber nachdachte, was er sich wünschte…wo schon das Gleiche nicht galt!

Schuldig wollte bei ihm sein, das war sein Wunsch und er?

‚Ich wünsche mir eine Schuldig-Familie’, lächelte Aya innerlich kryptisch und verrenkte sich wie ein Kater im Paarungsbegehren. Müßig strich er über den eigentlich gar nicht knubbeligen Nasenknubbel. Aya musste lächeln. Schuldig hatte die geradeste Nase, die er je gesehen hatte. Da war eigentlich nichts mit Knubbel…aber dennoch.
 

‚Ist das ein Heiratsantrag?’, amüsierte sich Schuldig und verzog die Nase ungehalten, entzog sie der kitzelnden Aufmerksamkeit und vergrub sie, unwillige Töne von sich gebend, an der weichen Haut des Halses.
 

‚Hey! Das war mein Spielzeug!’, motzte Aya empört um dieser allzu verfänglichen Frage zu entgehen. Ein Heiratsantrag? Nein…das war es nicht, denn dafür vertraute er zu wenig darauf, dass nicht noch irgendetwas passierte…oder dass es nicht für die Ewigkeit war.

Man konnte es Intuition nennen, doch Aya beschlich immer dann, wenn er an ihre Beziehung zueinander dachte, ein schlechtes Gefühl, als lauere da etwas. Aber war das verwunderlich? Sein komplettes Leben war aus den Fugen geraten in den letzten Monaten, Kritiker, Crawford und jetzt noch diese Männer…

Doch jetzt war nicht die Zeit, daran zu denken!

‚Wenn du die Braut mimst, ist es vielleicht einer’, lächelte er spitzbübisch in Gedanken.
 

Schuldig registrierte diese Schatten, die in Rans Gedanken lauerten, doch er äußerte sich nicht dazu. Er selbst war viel zu optimistisch, viel zu treuherzig und …ja treudoof, oder wie sollte er es besser beschreiben: naiv traf es ganz gut, was ihre Beziehung anging.

Er würde nie wieder jemanden suchen… finden, der wie Ran wäre und ihm das Gleiche schenken würde. Niemand außer Ran und wenn er an einen möglichen Verlust dachte, krampfte sich etwas Kleines, Vergessenes in seiner Brust zusammen und schmerzte.

‚Du hast die längeren Haare!’, schickte Schuldig diesen Ball wieder zurück. ‚Außerdem bist du etwas kleiner, und schmaler gebaut, das sind alles Attribute … die dich wohl eher zur Braut taugen lassen als mich!’
 

‚Du guckst aber nicht halb so böse wie ich und schweigsam bist du auch nicht. DAS mein lieber, sind typisch weibliche Attribute. Oder könntest du dir eine Braut vorstellen, die ihren Bräutigam ansieht, als ob sie ihn auffressen würde? Und kaum die Zähne auseinander bekommt? Nein nein…da passt du schon besser in die Rolle der Frau’, eruierte Aya das Thema ganz sachlich und spürte, wie ihm dieses fröhliche Quatschen gut tat. Sehr gut, denn es lenkte ihn von seinen dunklen Gedanken ab.
 

‚Stimmt doch gar nicht!’, ereiferte sich Schuldig. ‚Ich kann viel hinterhältiger ….’, fing er an und verstummte dann sogleich. Waren Frauen nicht oft viel hinterhältiger in ihren Plänen? Gut, das legte er dann besser nicht in die Waagschale.

Im Allgemeinen genommen hatte er wohl doch ein wenig Gehirnstruktur von einer Frau, vor allem was die Kommunikation anbelangte, die er gleich auf mehreren Wegen absolvieren konnte. Ein Fehler in der Konstruktionsplanung der Evolution war er … waren sie mit ihren dummen Fähigkeiten! Betrübt schwieg er dazu und konnte sich der weiblichen Beschuldigung gar nicht entziehen.

Er war ja der Überzeugung, dass eines Tages die Geschlechter unnütz werden würden. Dass es Mischformen geben würde! Jawohl. Und dann würde da kein Ran Fujimiya mehr ankommen und ihm erzählen wollen, dass er eine Frau war!

Diese Gedanken wehten natürlich – der Gesetzmäßigkeit geschuldet - auch zu Ran.
 

Ein leises Lachen zeugte von der Aufmerksamkeit, die Aya Schuldigs Gedanken widmete. ‚Genau…Mischwesen…Mann und Frau’, gab er noch einmal den Kern des Protestes wider und küsste die feuerroten Strähnen, die sich ihm hier so schamlos darboten.

‚Aber sag, wie geht es eigentlich dem kleinen Kater hier drin?’, fragte er hinterhältig und strich über den Bauch…vielmehr in Höhe des Magens über die reizende Haut.
 

‚Der soll die Klappe halten’, kams zunächst mürrisch zurück. ‚Geht so, is wohl abgelenkt’, dann doch kleinlauter.

Aber ihm keimte da eine Idee. Es war zwar keine Hochzeit aber …etwas mit ähnlicher Aussagekraft…vielleicht.

Ein hintergründiges Lächeln ließ sein Gesicht weniger verschmust schmollend wie zuvor erscheinen, sondern eher wie die Katze in Alice im Wunderland.
 

Ayas Gedanken waren mehr als kritisch, als Schuldigs Vorstellungen wie ein sanfter Sommerwind zu ihm herübergeweht kamen, sich aber nicht klar definieren ließen, was ihn ÄUßERST misstrauisch machte.

Er blinzelte, als etwas Echtes, Felliges seinen Bauch kitzelte und sah, dass Banshee es sich gemütlich gemacht hatte…zwischen ihnen gemütlich eingemummelt.

‚Deinen abgelenkten Kater in allen Ehren, mein Lieber…aber WAS planst du?’, hakte Aya nach.
 

‚Nichts!’, kams einen Tick zu schnell und zu nachdrücklich und viel zu entrüstet. Wie ein aufgeschrecktes Etwas, das zugleich entsetzt die Augen aufriss, da man es einer Verschwörung beschuldigte.

„Gar nichts“, murmelte Schuldig und grinste leicht, nur halb versteckt.
 

Ayas Augen verengten sich, als wäre er ein Spion auf geheimer Mission und hätte gerade den Hauptverdächtigen in einem äußerst mysteriösen Fall gefunden.

Er knurrte leise und grub seine spitzen Zähne leicht in das ihm schamlos präsentierte Ohr, während sich seine Finger nach unten stahlen und sich ihren gnadenlosen Weg zu den Seiten des Telepathen bahnten, wo sie erbarmungslos kitzelten.

‚Los, sag es! Sofort!’, maulte Aya. Neugier war der Katze Tod…immer schon gewesen.
 

‚Da gibt’s nichts zu sagen! Und jetzt hör auf mich zu quälen, du Folterknecht. Dir ist ja wohl gar nichts heilig, was?’

Schuldig wehrte sich halbherzig, zischte dann und lag dann still als er spürte wie Banshee ihre Krallen in seine Hose heftete, da es ihr wohl zu turbulent wurde. Verdammt diese Krallen waren ja nun nichts für Schwächlinge. Autsch das tat echt weh.
 

‚Heilig? Wer spricht hier von heilig, Luzifer!’, lachte Aya innerlich, wie auch äußerlich, als er sah, dass Banshee SEINE Partei ergriff. Aber Schuldig hatte schon Recht, diese Krallen waren nichts für schwache Nerven.

Vorsichtig löste Aya eben jene und hob das schnurrende Bündel mit der Hand unter ihrem Bauch zu ihnen beiden nach oben, wo die kleine, aufmerksamkeitsheischende Dame es sich bequem machen…und Aya in aller Seelenruhe seinen teuflischen, unheiligen Aktivitäten weiter nachgehen konnte.

‚Gib’s zu, du stehst darauf!’, grimmte er und schraubte seine Attacke noch eine Intensitätsstufe höher.
 

‚Hör auf damit, sonst kotz ich dich an, mir ist schon wieder schlecht’, jammerte Schuldig in Gedanken zu Ran und wurde schon ganz weiß im Gesicht. Das ständige Geschaukel und Gezuckel brachte seine Kopfschmerzen auch wieder heftiger hervor und ließ ihn die Augen schließen.

Er wollte einfach nur seine Ruhe und seine lebendige Wärmflasche neben sich und sonst nichts mehr. Damit war er schon zufrieden! War er nicht genügsam?

Klar war er das!
 

Aya starrte Schuldig zweifelnd und auch irgendwie…misstrauisch nervös an. Schuldigs Wortwahl war nicht gerade die Blumigste gewesen, nahe dramatisch könnte man sagen, aber deutlich. Und bevor Aya seine blühende Fantasie bestätigt sah, zog er lieber ganz langsam seine Finger zurück und entfernte sich noch langsamer wie auch vorsichtiger von diesem Minenfeld, das gleich hochgehen konnte. Unauffällig robbte er sich zurück, Millimeter für Millimeter in Kleinstarbeit.
 

„Bleib da…ich will kuscheln“, quengelte Schuldig und grinste in sich hinein, auch wenn ihm schlecht war, Ran hatte Angst …vor seinem Mageninhalt…

Was ihn wirklich …aber so wirklich erheiterte. Er haschte nach Ran und klammerte sich an ihn. ‚Wenn du nicht herumalberst und still bleibst ist alles in Ordnung und mein Magen bleibt ruhig.’
 

‚Ich bin da durchaus für einen Anti-Kater-Cocktail’, murrte Aya und verhielt sich völlig still. Seine Gedanken jedoch beschwerten sich über das Saufgelage am gestrigen Abend, sowieso über trinkfreudige Deutsche und überhaupt über den Sex, den er nicht bekommen hatte, weil der PASSIVE Part ja eingeschlafen war. Einfach hin und weg, ohne Wiederkehr bis zum heutigen Mittag. Jaha, und dann nutzte Ihre Dreistigkeit auch noch seine Wenigkeit als Kissen, Wärmflasche, was auch immer er darstellte!
 

‚Sei nicht so gemein’, rügte Schuldig und seine Mundwinkel fielen wie abgestorben herab. ‚Ich bin auch immer lieb zu dir, wenn du einen auf sterbenskrank machst.’

Sein Gesicht stahl sich in Rans Halsbeuge und er schnupperte wieder. ‚Hmm, du riechst heute so gut…’
 

‚Jetzt auch noch Komplimente klopfen hier! Du versuchst es wohl mit allen Mitteln, was?’, murrte Aya. ‚Außerdem…was soll das einen, immer, wenn ich einen auf sterbenskrank mache? Wann bin ich denn mal krank? Kannst du mir in den letzten drei Monaten einmal aufzählen, wann ich krank war?’ Eine schmale, rote Augenbraue hob sich in energischem Schwung.
 

Schuldig lupfte sein Gesicht nicht aus dem Versteck. ‚Dir gings immer nicht gut, also hier bei mir. Entweder …am Rande der Unterernährung, dann beide Hände im Verband, dann fast erfroren, verprügelt von Brad und mir, und wieder verprügelt von irgendwelchen Bastarden. Hab ich was vergessen?’
 

Aya konnte nicht wirklich sagen, dass Schuldig irgendetwas vergessen hatte. ‚Ja schon…aber eine ganz normale Krankheit’, lenkte er ab…Schuldig von seiner Argumentation und sich selbst von den Erinnerungen, die gewisse Dinge aufwarfen und die er nicht gebrauchen konnte…oder wollte. Je nachdem.

Er zwickte Schuldig ein weiteres Mal in die Nase.
 

„Ich bin heute auch nur so normal krank wie du damals als du dich zugesoffen hast, also mecker nicht herum und sei lieb zu mir!“
 

Aya strich offiziell die Segel, als nun auch sein letztes Argument zerschossen wurde.

‚Bin lieb’, murmelte er in Gedanken und sah Schuldig mit dem traurigen Blick aus großen, violetten Augen an, die sonst so ganz anders schauten als jetzt.
 

Schuldig rieb mit seiner Wange an Rans. ‚Hey…du hast geübt!’, lobte er dessen ‚Ich bin ein kleiner, armer Aya’-Blick.

Aber er seufzte in Anerkennung dessen und hauchte einen Kuss auf die Ohrmuschel. Schuldig würde sich diesen denkwürdigen Tag mit den kleinen Wörtchen: An diesem Tag sagte Ran, dass er lieb war, rot im Kalender anstreichen. Ein denkwürdiger Tag!
 

o~
 

Er sah sie an, als sie nach ihrem grünen Spitzen-BH fischte und ihn sich wieder anzog, ebenso wie den passenden Slip. Seitlich lag er, ein Bein aufgestellt, das Laken über seiner Hüfte drapiert, verdeckte das wirklich Lohnenswerte.

Es war ja nicht so, dass Manx in den vergangenen Stunden keinen Spaß gehabt hatte, ganz im Gegenteil. Sie hatte den Preis für Fujimiyas Entlassung mit Wohlwollen entgegengenommen und ihn vollkommen ausgekostet - mehrmals. Wenn sie eines sagen konnte, dann, dass Crawford den Verlust wert gewesen war, den sie durch Fujimiya Ran erlitt. Zwar nicht auf geschäftlicher Ebene…denn sie bezweifelte, dass irgendjemand einen Abyssinian mit dieser Wut und diesem Hass in sich ersetzen könnte. Dafür jedoch auf der privaten Ebene weit ab von Kritiker und Schwarz.
 

Sie erhob sich und drehte dem Raubtier hinter sich den Rücken zu, zog sich Bluse und Hose über, nahm ihre Haare locker hoch und steckte sie fest. Immer noch schweigend stellte sie ihr Handy wieder an und schob es in die Tasche zurück, die sie sich über die Schulter warf und sich mit hoch erhobener Augenbraue zu dem arroganten Adonis auf den Laken umdrehte.

Sie tippte sich mit dem Finger in einer Grußgeste an die Schläfe und verschwand aus dem exklusiven Hotelzimmer hinein in die Kälte der Nacht…tief eingemummelt in ihren warmen Mantel.
 

Sich der Tür mittels Abschließen versichernd, begab sich Brad ins angrenzende Badezimmer. Noch während er unter die laufende Dusche trat musste er den Kopf über die Tatsache schütteln, dass er nicht so ahnungslos gewesen war wie alle geglaubt hatten. Schon als Schuldig, oder nein, Fujimiya ihm eröffnet hatten, dass sie ihn an Manx verkauft hatten, hatte er eine Ahnung …keine Vorhersehung aber eine Ahnung besessen was auf ihn zukommen würde. Diese Ahnung hatte sich durch eine hohe Wahrscheinlichkeit zur Vorhersehung errechnet und heute war es nun dazu gekommen. Nutzlos dem Schicksal ausweichen zu wollen. Obwohl er es versucht hatte.

Brad lehnte sich an die durchsichtige Wand der Dusche und ließ sich vom warmen Nass berieseln. Und da beschuldigte Fujimiya ihn der Zuhälterei. War doch der Rothaarige es, der ihn verkauft hatte. Und was würde als nächstes kommen?

Er wusste, dass er ein Instrument war. Für viele Menschen in der Vergangenheit war er lediglich ein Instrumentarium gewesen. Seltsam, dass er noch immer nicht gelernt hatte diese Tatsache hinzunehmen.

Obwohl er sich zu Gute halten musste, dass er sich zumindest bei SZ gewehrt hatte. Ein Wendepunkt in seinem Leben.

Es schien unmöglich, dass er über sich selbst bestimmen durfte.

Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel als er das warme Nass seine Muskeln entspannen ließ.

Manchmal jedoch hatten diese schicksalhaften Zwänge auch ihre angenehmen Seiten…wie heute Abend…
 

Brad duschte zu Ende und verließ danach das Hotelzimmer. Hier war es nicht mehr sicher. Ruhig schlafen konnte er nicht, wer wusste schon, wer ihr Treffen beobachtet hatte.
 

o~
 

Aya verzog mürrisch das Gesicht, als er zu dem Fön griff, der noch an der Steckdose hing. Schuldig hatte ihn dort hängen lassen, als er seine Haare getrocknet hatte.

Wortlos setzte Aya sich auf die Bank und begann, seine langen Zotteln zu fönen…wie immer eine morgenfüllende Aufgabe, die ihm lästig war. Wie sehnte er sich doch den Sommer her…oder wahlweise eine spitze Schere, die mit einem zufrieden stellenden Schnipp diese Haare von seinem Kopf trennen würde, die mittlerweile fast seinen Hintern erreicht hatten. Er könnte heute zum Friseur gehen und sich einen neuen Schnitt schneiden lassen, am Besten einen kompletten Kahlschlag. Einmal Glatze schneiden bitte. Danke.
 

Könnte er. Gäbe es da nicht etwas, was ihn davon abhalten würde. Etwas, das penetranter als jedes Versprechen war, das er jemals leichtfertig gegeben hatte. Etwas, das sturer und unnachgiebiger war als jeder Esel auf dieser Welt, wenn es um besagte Thematik ging.

Doch Aya gab nicht auf. Noch nicht. Noch hatte er nicht all seine Tricks ausgespielt, noch hatte er nicht zum letzten, noch möglichen Mittel gegriffen…noch hatte er den Telepathen nicht gefragt, ob diese Zotteln nun endlich unwichtig geworden waren. Schuldig hatte lange Haare genug für sie beide.
 

Eine halbe Stunde später und einen mehr oder weniger ausgereiften Plan weiter betrat Aya den Küchenbereich des Lofts und ließ sich an dem prächtig gedeckten Frühstückstisch nieder, den Schuldig für sie beide hergerichtet hatte. Dieser war schon vor einer Stunde dem Bad entschwunden und hatte sich nun in den Sportteil vergraben.

Ebenso in Gedanken nahm sich Aya seine allmorgendliche Tasse Kaffee samt Brötchen und stärkte sich erst einmal für den kommenden Kampf. Holde, zu rettende Prinzessin dieses Kampfes lag ruhig über seiner Schulter drapiert bis hinunter in seinem Schoß und schlängelte sich rot über das grüne Shirt, das er trug.
 

„Schuldig…“, läutete er schließlich die erste Runde ein und sah hoch, wartete darauf, dass der Telepath die Zeitung herunternahm.
 

Doch dieser brachte gerade noch so ein interessiertes „Hmm?“ heraus und senkte die Zeitung minimal, einen flüchtigen Blick zu Ran werfend, bevor er seinen angefangenen Satz weiter las.

Seine Hand fischte die Kaffeetasse in das sichere Revier hinter der Zeitung und er nahm einen Schluck.
 

Aya war nie ein Mensch gewesen, der leicht aufgab und der nicht bis zum letzten Tropfen Blutes kämpfte. Also konnte ihn dieses offene Desinteresse nicht vergraulen, sondern stachelte ihn noch mehr an. Aber er musste es strategisch günstig angehen.

„Kritiker haben meine Konten wieder freigeschaltet“, führte er daher erst einmal auf.
 

Das brachte Schuldig nun doch dazu, seine Aufmerksamkeit Ran zu widmen.

„Zeit wurde es ja auch, schließlich haben wir Brad …hast du Brad schon vor einiger Zeit verkauft, sie sollten also langsam mal mit der Gegenleistung rüberrücken“, meinte Schuldig lakonisch mit dem Hauch von Sarkasmus.
 

Aya lag eine passende Antwort auf der Zunge, äußerte sie jedoch nicht. Er musste Schuldig milde stimmen, nicht die Bockigkeit des anderen Mannes auf den Plan rufen. Also lächelte er über sein Brötchen hinweg.

„Das haben sie schon vor längerer Zeit getan, ich habe nur vergessen, es zu erwähnen. Wie dem auch sei, wie wäre es, wenn wir heute einkaufen gehen? Zur Abwechslung kaufen wir dir neue Sachen. Und für mich steht dann ein Friseurbesuch an…wie wäre es?“, fragte Aya so harmlos und enthusiastisch, wie er nur konnte. Und er konnte das gut, sehr gut, denn diese Schlacht war die seine, er MUSSTE sie gewinnen!
 

Für einen Moment lächelte Schuldig zustimmend, nahm erneut einen Schluck seines Kaffees. Ran, sein Füchslein, hatte wohl schon wieder das alte Leid im Bad gepackt.

„Gott, du bist so durchschaubar“, meinte Schuldig und ohne die Miene zu verziehen sah er Ran an, bis er nicht mehr konnte und lauthals lachte.

„Nächstes Mal bitte nicht so betont gut gelaunt und harmlos. Das bist einfach nicht du! Das nimmt dir keiner ab!“ Noch immer kichernd, stand er auf und ging um den Tisch herum.

„Schlauer Fuchs ….aaaber leider verloren. Spitzenschneiden können wir gern machen.“

Er war ja nicht so.
 

Gut….GUT, hatte diese Masche eben nicht gezogen. Wer den Schaden hatte…konnte es sich sicherlich ja auch mal gefallen lassen, ausgelacht zu werden. Mistkerl.

Da hatte Aya doch glatt Hoffnung geschöpft, als Schuldig genickt hatte, aber nein. Spitzenschneiden? Aya verspürte große Lust, mal eine andere Spitze zu schneiden und zwar nicht an sich selbst.

„Spitzenschneiden ist zu wenig, Schuldig“, wechselte er nun auf die argumentative Ebene. „Sie stören, sind lästig, im Weg. Ich bleibe hängen, setzte mich auf sie UND sie bieten ein gutes Angriffsziel für eventuelle Feinde. Ganz zu schweigen von dem, was ich in Zukunft machen werde. Was, wenn ich im Hafen arbeite? Da stören sie nur.“
 

Schuldig drehte Ran auf dem Barhocker zu sich herum und drängte sich zwischen die Beine, suchte mit seinen Lippen die Nähe der Schläfe. „Und was ist mit dem Gefühl der Seidigkeit auf deiner nackten Haut…?“ Natürlich zog dieses Argument nicht.

„Zwei Zentimeter können ab, aber nicht mehr!“, murmelte er und befühlte die Länge der Haare.
 

Eben diese Länge wurde nun unwirsch aus den Händen des Telepathen gerupft und auf den Rücken zurückgeworfen.

Dunkel starrte Aya in die blauen Augen. „Zwei Zentimeter…zwei Zentimeter…dann bleibe ich mit zwei Zentimetern weniger hängen. Oder setze mich auf zwei Zentimeter weniger.

Was findest du an diesen Zotteln? Sie würden genauso aussehen, wenn sie kurz sind! Die Farbe bleibt die gleiche!“
 

„Sie sehen schön aus an dir“, sagte Schuldig und ließ Ran los. Er zuckte mit den Schultern, was sollte er denn noch sagen? „Wenn du unbedingt willst, dann brich den Pakt und schneid sie dir“, sagte er und ging wieder auf seinen Platz, vergrub seinen Schopf wieder in der Zeitung. Irgendwie war er verletzt und es …nun es wurmte ihn innerlich, dass Ran so wütend darüber war. Dann sollte er sich die Haare schneiden wenn er dann glücklicher war, er würde deswegen keinen Streit heraufbeschwören.
 

Aya starrte Schuldig, vielmehr dessen Zeitung noch dunkler und nun tatsächlich wütend an. Hatte er nun also die offizielle inoffizielle Erlaubnis dazu, sich die Haare zu schneiden. Sicherlich…bis auf dass sie Schuldig schön fand und dass er trotz allem den Pakt BRECHEN würde. Alleine schon dieses Wort implizierte, was er damit tun und antun würde. Ein Angriff auf sein schlechtes Gewissen und ein wirksamer noch dazu.

Wortlos ließ auch er das Thema für sich fallen und zog sich den allgemeinen Teil der Zeitung heran, vergrub sich in den Nachrichten, während er mit Hunger sein Brötchen vernichtete.
 

Schweigend genoss Schuldig sein Frühstück, toastete sich ein weiteres Brötchen, als die Stille je vom Läuten des Telefons unterbrochen wurde. Er beschloss es zu ignorieren und schaffte es auch so zu tun, als ginge ihn das Ganze gar nichts an.
 

Aya runzelte die Stirn, als das Telefon in weiter Ferne vor sich hinklingelte und Schuldig nicht die geringsten Anstalten machte abzunehmen. Wer auch immer es war…sein Team konnte es nicht sein, denn sie hatten nur seine Handynummer. Jemand von Schwarz also.

Er seufzte und vergrub sich wieder in die Zeitung. Was für ein wundervoll versiebter Morgen. Er sollte sich wirklich langsam Arbeit suchen, sonst brachten sie sich womöglich noch irgendwann um.
 

Irgendwann hörte das Klingeln auf, allerdings nur für wenige Minuten, bevor es wieder anfing. Schuldig seufzte auf und blickte Ran mitleiderregend an. Danach erhob er sich wie ein geprügelter Hund und schlurfte seine Tasse noch in der Hand zum Telefon.

Er besah sich dich Nummer im Display und legte dann auf, bevor er abgenommen hatte.

Es war Brad.

‚Was willst du?’, kontaktierte er diesen mittels Telepathie.

‚Ein Auftrag, Hongkong, für wenige Tage. Es hat mit dem gleichen Auftrag zu tun, den wir bereits erledigt haben.’

‚Nehmen wir Nagi mit?’

‚Nein, nur wir beide.’

‚Gut. Hast du Daten darüber?’

‚Ja, komm heute noch vorbei.’

‚Alles klar.’
 

Das Telefon noch in der anderen Hand kam er wieder zu Ran zurück, zog sich auf den Hocker und legte das blöde Ding neben die Tasse, die er nun abstellte.

„Brad war’s“, murrte er und stierte das Telefon an.
 

Konnte der Tag NOCH beschissener werden? Aya tendierte zum Ja, sagte jedoch nichts. Er seufzte nur tief.

„Ein Auftrag?“, fragte er anstelle dessen. Natürlich war es einer, da brauchte er sich wenig vorzumachen. Wozu sonst sollte der Amerikaner hier anrufen?

Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben sich, nahm einen Schluck aus seiner Tasse, der bitterer als vorher schmeckte. Einbildung, aber eine gute.
 

Ah, das schwarze Loch sog ihn an.

„Ja. Wieder Hongkong. Vermutlich nix Großes, wobei, ich habe noch keine Ahnung um was es geht. Aber vielleicht hat’s was mit dem letzten Ding zu tun.“
 

Der Blick, den anstelle Crawford nun Schuldig bekam, war genervt. „Warum habt ihr so viele Aufträge in letzter Zeit?“, fragte Aya mit Resignation in der Stimme, aber auch mit Wut. Er konnte es sich schon denken und es stimmte ihn nicht glücklich.

„Wie lange ist es dieses Mal? Einen Monat lang?“
 

„Ich denke nur ein paar Tage. Drei, vier? Ich muss mit Brad noch besprechen um was es genau geht. Aber es stimmt, wir haben meist nur wenige Aufträge im Jahr, es sei denn wir langweilen uns…“, verzog er den Mund skeptisch.
 

„Anscheinend gibt es jemanden, der sich gerade langweilt, weil er nichts zu tun hat. Vielleicht solltest du ihn wieder öfter zum Kaffee einladen, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.“

Aya WUSSTE, dass er unfair war, dass er seine Wut zwar nicht auf Schuldig projizierte, er wusste um Schuldigs Loyalität zum Orakel und darum, dass dieser kein böses Wort auf seinen Anführer kommen ließ, doch für ihn war der Kaffee auf, sprich, es reichte ihm.

Er hatte genug von Crawfords Eifersucht.

Und ja, es war immer noch ein Problem für Aya, hier zu sitzen. Während Schuldig seinen Aufträgen nachging. Er konnte hier nichts tun, musste darauf warten, dass der andere Mann lebend zurückkam - oder auch nicht. Eben.
 

Nach einem langen forschenden Blick in Rans Augen stand Schuldig auf, nahm seine leere Tasse. „Und …was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?“

Er machte sich daran sein Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.
 

„Das weiß ich nicht. Willst du dich deinem Anführer entgegenstellen? Wohl kaum. Dann musst du eben springen, wenn er dir sagt, dass du dorthin sollst, dann hierhin und wieder in ein anderes Land. Eine andere Möglichkeit GIBT es da anscheinend nicht. Ich kann ja schließlich warten, ich laufe dir nicht davon. Ich bleibe hier und warte brav, dass du zurückkommst, möglichst unversehrt und dass wir dann wieder bis zum nächsten Auftrag warten.“ Aya zuckte mit den Schultern und trank den Rest seines Kaffees. Auch er erhob sich und räumte seine Sachen in die Spülmaschine, wie den Rest der Nahrungsmittel in den Kühlschrank.
 

Schuldig hielt inne, sah Ran dabei zu wie dieser sich in Aktion flüchtete.

„Willst du … dass wir im Streit auseinander gehen?“, flüsterte Schuldig. Er ging nicht zum Einkaufen. Er ging nicht zum Beten. Er ging nicht um Freunde zu besuchen. Er ging um zu töten. Er ging in den Krieg. Wollten sie wirklich vorher streiten? Egal, um was es bei diesem Streit ging.

„Ich …will nicht, dass ich fahre und …wir vorher …“, er verstummte. „Auch wenn es um Brad geht…ich verstehe dich ja, aber…“ Tja, was aber?
 

„…aber weder du noch ich können etwas dagegen tun. Es ist dein Job, das zu tun, wofür du bezahlt wirst, nicht mehr und nicht weniger. Crawford hat da den älteren Anspruch auf deine Gesellschaft. Du bist eben immer noch Schwarz, das ist nicht zu ändern.“ Aya lehnte sich an den Kühlschrank und schloss für einen Moment die Augen.

„Ich will nicht im Streit auseinander gehen, doch ich ertrage es nicht mehr, dich immer und immer wieder gehen zu sehen und darauf zu warten, dass du vielleicht nicht mehr zurückkommst. Ja, das ist egoistisch von mir, aber was soll ich machen? Lächeln? Winken?“ Sein Blick suchte den des Telepathen.
 

Doch dieser wich ihm aus. Ran ertrug es nicht mehr.

Und das war kein kleines Problem. Es war ein übles Problem. Eines, das sich nicht lösen ließ, eines, das dazu führen würde…das dazu führen würde…

Irgendetwas zog sich in ihm zusammen, erstarrte. Er wusste sicher …Ran würde gehen. Früher oder später. Das hier waren nur die Vorboten, nicht wahr? Das war nur der Anfang, an dem man noch darüber sprach, es versuchte … bis alle Versuche vergeblich waren und man sich trennte.

Und später hieß es dann: Wir liebten uns…ich liebe ihn noch heute … aber zusammen leben können wir nicht…

Genau so wird es sein …
 

„Siehst du. Du weichst mir aus, du weißt, dass es genauso ist, wie ich es gesagt habe“, goss Aya unwillkürlich noch mehr Öl ins Feuer. „Wie lange willst du das noch so weiter machen? Ewig? Bis es dann doch irgendwann einmal schief geht? Aber es ist egal…es lässt sich nichts dagegen machen. Ich warte auf dich. Wie immer.“
 

Schuldig wich nicht aus, das zeigte er in seinem Blick, den er Ran schenkte. Er wusste, dass Ran ihn verlassen würde, in diesem Moment wusste er es und es stand in seinen Augen.

„Es ist nicht egal, Ran“, wisperte er. „Wie …immer.“ Er lächelte und atmete dann tief ein, den Kloß in seinem Hals verdrängend. Den Blick lösend, verwischte das Lächeln plötzlich und Schuldig konzentrierte seine Handlungen darauf, die Küche aufzuräumen. Seine Gedanken waren wie im Nebel.

Ran würde gehen…und …dann?
 

Arme umschlossen Schuldig von hinten, als sich Aya an ihn schmiegte und seine Stirn zwischen die Schulterblätter presste.

„Ich will dich nicht verlieren, Schuldig“, sagte er schlicht.
 

„Hast du nicht auch manchmal Angst…nicht das zu bekommen, was du willst?“, flüsterte Schuldig und drehte sich in Rans Armen, sodass er sein Gesicht auf Rans Schulter legen konnte. „Ich …habe Angst davor…dass du gehst, Ran. Furchtbar“, gestand er so leise flüsternd ein, dass man die einzelnen Worte kaum verstand.
 

„Ich habe ständig Angst, dich zu verlieren, Schuldig“, erwiderte Ran ebenso leise und starrte aus dem Fenster. „Ich habe meine Schwester verloren…etwas, das ich wollte, aber nicht bekommen habe. Noch einen Menschen zu verlieren, wäre unerträglich für mich.“

Da hatte er es ausgesprochen, da waren sie heraus, die Worte, die ihm ein solches Drücken auf dem Brustkorb verursachten. Doch das machte es nicht besser.
 

„Ich..bin unkaputtbar, Ran! Im Knautschtest und Langlaufleistungstest geprüft. Unverwüstlich …mich kriegt niemand so schnell klein…ich werde nicht weggehen, Ran, nicht wenn du es nicht willst.“

Alles war ruhig in ihm, nichts begehrte bei diesen Worten auf, alles war friedlich. Keine Unruhe, keine Einflüsse…
 

Aya musste lächeln, trotz der traurigen Wahrheit. Ja…unverwüstlich, schön wäre es.

„Ich will, dass du bei mir bleibst“, bestätigte er sanft und rieb seine Wange an den Haaren des Telepathen. „Aber was will Crawford? Was lässt du dir von ihm sagen?“
 

„Es ist mein Job, Ran.“ Was sollte er sonst sagen? Sie hatten das schon öfter besprochen und dieselben Worte wie jedes Mal gebraucht. Dieselben Versicherungen, dieselben Argumente.

„Was meinst du soll ich machen? Ohne dass ich abstumpfe oder vor Langeweile zugrunde gehe?“
 

„Das weiß ich eben nicht. Also musst du wohl weiterhin töten“, lächelte Aya und schwieg, seine Wange immer noch an den Schopf des Telepathen gebettet. Es war alles gesagt, sie waren wirklich wieder beim alten Thema angekommen, das ihnen beiden nichts bringen würde. Außer dem alten Frust.

Er seufzte schwer auf. „Los, geh zu Crawford und hol dir deinen Auftrag ab. Damit du umso schneller wieder hier bist.“
 

o~
 

Schuldig brütete über den wenigen Daten, die sie erhalten hatten und wenn er ehrlich war, bekam er jetzt schon Kopfschmerzen. Er massierte sich die Nasenwurzel und legte den Kopf in den Nacken. Der Auftrag umfasste vier Tage, Flugzeit mitgerechnet, eine schnelle Sache, wobei sie ein genaues Zeitfenster einzuhalten hatten.

Im Prinzip zu wenig Zeit, viel zu wenig Zeit.

Die Grafik des Gebäudeumrisses prangte noch immer auf dem Rechner, der auf seinem Schoß lag. In zwei Tagen sollte es losgehen…
 

Soviel hatte auch schon Aya mitbekommen, doch er hatte es irgendwann aufgegeben, Schuldig verstohlen über die Schulter zu schauen und sich seine eigenen Gedanken um das Gebäude zu machen…über allgemein die Pläne, die er sah.

Aya bemerkte auch jetzt wieder, dass er das Verantwortungsbewusstsein eines Anführers nicht aus seinen Gedanken tilgen konnte. Er fühlte sich verantwortlich, Schuldig auf Dinge aufmerksam zu machen, die diesem vielleicht entgehen könnten, verantwortlich, bei der Planung mitzureden.

Doch das hier war nicht sein Team. Er hatte kein Mitspracherecht, so hatte er sich in die Küche zurückgezogen und spielte momentan mit Banshee, die auf dem Tresen seinem Finger nachjagte.
 

Schuldigs Blick war seit einigen Minuten bereits abgedriftet, sein Kopf lag auf der Seite, die Kopfschmerzen nicht besser geworden. Er beobachtete Ran für eine kleine Weile.

„Weißt du… ich finde es eigentlich seltsam, dass ein ‚Florist’ Pflanzen so schändlich eingehen lässt.“

Ein fahriges Lächeln, eigentlich sollte es ein Grinsen werden, schimmerte zwischen dem Kopfschmerz hindurch. Sein Blick hatte den verkümmerten Bonsai getroffen, den Schuldig für Ran besorgt hatte.
 

Aya drehte sich um und wandte sich Schuldig vollkommen zu. Er runzelte die Stirn, in diesem Moment auch von seinen dunklen Gedanken abgebracht. Die Pflanzen?

Ja…die Pflanzen.

Aya ließ seinen Blick kritisch über die gesamte Wohnung streifen. Die anderen Pflanzen sahen aber auch nicht besser aus. Und das waren Schuldigs Pflanzen, der jedoch der Meinung schien, dass er sich einen Florist nicht nur zum Bestäuben, sondern auch zum Gießen angeschafft hatte.

Sicherlich.

„Noch sind sie nicht eingegangen“, murrte er. „Außerdem…das ist Grünzeug, es bringt kein Geld und es ist lästig zu pflegen.“
 

„Wetten, dass wenn ich wieder da bin, keine einzige der Pflanzen noch steht?“, schloss Schuldig lächelnd die Augen. Er brauchte eine Tablette. Wie ätzend, jetzt musste er aufstehen.

Er schob den Rechner von sich und setzte sich auf, die Hand in die Stirn gelegt. Erst dann erhob er sich und ging in die Küchenzeile, kramte sich eine der Tabletten hervor.
 

„Dann frage ich mich allen Ernstes, wie deine Flora und Fauna überlebt hat, als ich noch nicht hier war um sie eingehen zu lassen“, unheilte es neben Schuldig, doch dem Telepathen wurde freundlich ein Wasserglas eingeschüttet und gereicht, damit er die Tablette nehmen konnte.
 

„Ich hatte bisher keine Fauna, aber jetzt hab ich ja gleich zwei Angehörige …“, murmelte Schuldig und nahm einen Schluck des Wassers.
 

„So, wo ist denn die zweite Spezies?“, fragte Aya, sich so ganz und gar nicht der Rolle als Tierart bewusst, die er hier in Schuldigs Wohnung erfüllte.

„Außerdem fressen die meisten Arten das Grünzeug eher, als dass sie es verdursten lassen.“
 

„Na eines zum Kraulen und eines zum Liebhaben“, zog Schuldig Ran an sich und legte seinen schweren Kopf auf die Schulter des anderen. Warum fühlte er sich heute nur so scheiße?
 

Vielleicht mochte es an dem Auftrag liegen…oder allgemein daran, dass der Amerikaner meinte, Schuldig für jeden noch so kleinen Auftrag einspannen zu müssen. Aya wusste es nicht, er sah nur die Auswüchse dessen und es machte ihm Sorgen.

Schuldig schien müde…kampfesmüde, was nie gut war.

„Leg dich hin und schlaf dich aus…dann werden auch die Kopfschmerzen besser sein“, murmelte er und küsste Schuldig sanft auf dessen Haarschopf.

„Kommst du mi~it?“, quengelte Schuldig und seine geschlossenen Augenlider lagen an Rans Halsbeuge. Sein Kopf fühlte sich schwer und heiß an. Nur Rans Haut kam diesem Umstand mit Kühle entgegen.
 


 

o ~
 


 


 


 

Fortsetzung folgt…

Vielen Dank für’s Lesen.

Bis zum nächsten Mal!

Coco & Gadreel
 

Diese und unsere anderen Geschichten findet ihr auch unter

http://gadreel-coco.livejournal.com

Viel Spaß beim Stöbern!



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