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Der Glasgarten

von

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Rapist

~ Rapist ~
 


 


 

o~
 

Mehr als nur ein bisschen Verstand strotzte Schuldig am nächsten Morgen - bei genauerem Betrachten Mittag - aus dem Spiegel entgegen.

Er war dabei sein Outfit zu vervollkommnen und zog gerade seinen Zopf am Hinterkopf fest – den er als kleinen nachlässigen Knoten trug - wobei ihm malerisch zwei Haarsträhnen entkamen und sich um sein Gesicht legten.

‚Perfekt’, dachte er, die Bescheidenheit in persona und verließ das Badezimmer gen Wohnraum. Er steuerte die offene Küche an und warf dem daniederliegenden, zerstrubbelten Elend auf der Couch einen neugierigen Blick zu. Zwischen all den roten Haaren und den zwei Decken lugte ein wenig blasse Haut hier und da heraus. Ein geheimnisvoller, dazu noch anklagender Blick aus japanischen Augen sezierte ihn.

Sie hatten heute auf der Couch genächtigt, zumindest zwischen ihren orgiastischen Einlagen.
 

Schuldig sah… intelligent aus.

Die Augenbraue hebend, es aber auch dabei belassend, da ihm sonst alles wehtat, besah sich Aya den deutschen Telepathen und murmelte lautlos ein „Collegeboy“. Sehr lautlos, denn er bewegte eigentlich nur die Lippen, wenn überhaupt.

Eine braune Cordhose, ein Hemd, eine Umhängetasche und eine… BRILLE.

„Willst du dich weiterbilden?“, fragte er beißend und räusperte sich. So ganz wach war er noch nicht. Sie waren ja auch erst vor anderthalb Stunden aufgewacht, völlig gerädert, steif und mit Muskelkater an Stellen, die nicht angenehm waren.
 

Der Duft von Kaffee wehte Schuldig um die Nase, als er sich eine Tasse frisch brühte und zu Ran hinüberblickte, den er kaum verstanden hatte, da das Sofa ein gutes Stück weit weg war und Ran einen viel zu müden Eindruck auf ihn machte um deutlich oder gar laut zu sprechen.

„Klar. Die ganze Nacht durchgevögelt und jetzt ne kleine Vorlesung in der Uni. So stelle ich mir den Anfang eines perfekten Tages vor.“ Schuldig fühlte sich immer noch wie gerädert und unter einem perfekten Tag verstand er durchaus etwas anderes.

Viel lieber wäre er jetzt mit Ran in die Badewanne gegangen oder hätte sich mit ihm auf der Terrasse in der Sonne geaalt und die Schiffe auf dem Pazifik gezählt.

Sein Blick sagte, was er von Rans Frage hielt.
 

„Sieh mich nicht so an, ich habe schließlich nicht beschlossen, jetzt ins Krankenhaus zu fahren“, kam es nun schon lauter, da wacher, aus Ayas Mund.

„Aber ich wünsche dir viel Glück mit dem willigen Patienten, der sich sicherlich bereitwillig pflegen lässt!“ Etwas Schadenfreude blitzte da doch durch, alleine schon deswegen, weil Aya nicht richtig sitzen konnte – der Grund, aus dem er auch lag. Die Decke gemütlich um sich herumraffend, lehnte er sich in die Kissen und erwog, in den nächsten zwei Stunden baden zu gehen. Ohne Schuldig, da dieser dann ja beim Amerikaner verweilen würde.
 

„Du weißt sicherlich, dass meine Rache fürchterlich sein wird, wenn du ohne mich baden gehst“, erwiderte Schuldig lieblich. Er wandte sich wieder seinem Kaffee zu, den er aus dem Vollautomaten nahm und kam samt Tasse zu Ran, setzte sich auf den Teppich vor die Couch.

Er bot Ran einen Schluck aus der Tasse an.
 

Den Aya mit Mord in den Augen, aber doch irgendwie dankbar, annahm und laut schlürfte.

„Beweise mir, dass ich ohne dich baden war“, erwiderte er stygisch und reichte den Kaffee an Schuldig weiter.
 

Der ebenfalls einen Schluck des Kaffees nahm. „Wenn dir das Sperma nicht mehr zwischen Hintern und Schenkel klebt, dann warst du baden, ganz klar. Duschen reicht lediglich als Vorwäsche um das eingetrocknete Zeug abzukriegen, das musst du schon länger einweichen.“
 

„Das ist widerlich. Ich werde im Leben nicht auf dich warten und mir solange nicht deine Überbleibsel vom Körper waschen, du Mistkäfer!“

Ayas Blick spiegelte ein wenig der alten Arroganz wieder, die er vor ihrem Näher kommen innehatte. „Ich werde solange schrubben, bis es weg ist – RESTLOS!“
 

„Und dabei habe ich mich so bemüht!“

Schuldig schüttelte bedauernd den Kopf. „Wie wäre es, wenn ich mich beeile und du dafür eine Massage und einen gesunden Spezialcocktail bekommst? Und ein Matchaeis!“
 

„Nettes Angebot, aber wegwaschen werde ich mir die Sauerei, da kannst du mich locken, so viel du willst.“ Ayas Stimme war entschieden, denn es juckte jetzt schon, nur siegte noch seine Faulheit. NOCH.

Doch bald würde sein Reinlichkeitsbedürfnis dem im Wege stehen, sehr sogar.

„Bemüht haben wir uns beide… wo wir gerade beim Thema sind, du hast dich schließlich schon gewaschen und geduscht.“

Aya schnappte sich ein weiteres Mal den Kaffee und trank den zweitletzten Schluck, noch exakt einen für Schuldig übrig lassend.
 

Der dürftig in der Tasse als kleiner Rest dahergeschwappt kam, als Schuldig selbiger wieder habhaft wurde.

„Und wenn ich dir anbiete, dass du mich die nächsten fünf Male bespaßen darfst? Ich leg noch den Cocktail, das Eis und die Massage mit drauf.“

Ran war schon ein harter Brocken, wenns ums Verhandeln ging. Vielleicht lagen die Chancen höher wenn er an sein Mackerdasein oder vielmehr an sein Despotendasein appellierte…
 

Ein Blick aus verengten, violetten Augen traf ihn, ebenso wie Schweigen, langes, ausführliches Schweigen, als müsste sich Aya noch überlegen, was die Antwort war.

Was er definitiv nicht musste.

„Nein. Dazu bin ich zu reinlich. Weißt du doch, das ist Abyssinian.“ Aya lächelte, eiskalt. Schuldig versuchte ihn zu locken, doch das konnte er sich abschminken.
 

„Ran… das heißt also…“

Schuldig erhob sich umständlich und wandte sich Richtung Küche. „…dass Abyssinian sich doch insgeheim lieber bespaßen lässt als es selbst zu tun. Sonst hätte Abyssinian sicher in den Handel eingeschlagen. Ich würde sagen, Freud hätte mit dir sein wahres Vergnügen.“

Schuldig trollte sich. Wohlweislich.

Er stellte die Tasse in den Geschirrspüler.
 

Dass Schuldig sich wohlweislich trollte, hatte seinen Grund, seinen guten Grund, wie Ayas Grollen ankündigte.

„Geh. Ganz Schnell. Zu diesem Amerikaner“, kam es unheilig und dunkel von den schmalen Lippen Abyssinians, der mit dem ernstzunehmenden Gedanken spielte, sein Katana hervor zu holen und ein paar Übungen am lebenden Exempel zu statuieren.

Er ließ sich nicht lieber bespaßen und Abyssinian erst recht nicht! Verdammt! Nur setzte er Prioritäten… auf sein körperliches Wohlbefinden.

Freud!

Dieser deutsche… österreichische… was auch immer Philosoph. Mit dem musste ihm Schuldig nicht kommen.
 

„Ciao“, tönte Schuldig, winkte und grinste lausbubenhaft, als er zum Flur und aus der Wohnung spazierte.

Er mochte es, wenn Ran ein wenig zickte und böse, finstere Drohungen ausspie. Das war ganz nach seinem Geschmack…

Während er in Gedanken Ran schon an sich herumschrubben sah, machte sich Schuldig auf zum Parkplatz um zur Klinik zu fahren. Die Dummerweise in Brads Fall in der Präfektur Chiba in der Stadt Chiba lag. Gefühlt am anderen Ende der Welt und kartographisch östlich von Tokyo gelegen. Offenbar hatte es Brad an der Grenze von Tokyo Stadt zu Chiba erwischt und er wurde in Letztere verfrachtet. Mit viel Glück war es ein Weg von ein bis zwei Stunden. Die morgendlichen Staus auf den Autobahnen in Richtung Tokyo City sollte er abgewartet haben.
 

o~
 

Doch zunächst ließ sich Aya Zeit mit dem Schrubben, denn die nächste Stunde döste er noch auf der Couch herum, den Blick ins Nichts gerichtet, die Gedanken bei der letzten Nacht, den letzten Tagen und Wochen, mal Banshee auf dem Schoß, mal Banshee in seinen Haaren, ganz entspannt also.

Er fühlte sich gestärkt, stärker als zuvor, doch ob er schon bereit dazu war, sich wieder in seine Arbeit zu stürzen, blieb weiterhin fraglich. Allerdings wollte Aya es versuchen.

Er seufzte schließlich, als seine Überlegungen nichts wirklich Fruchtbares ergaben und erhob sich langsam. Langsam ins Bad strauchelnd, löste er sich von der Decke und besah sich im deckenhohen Spiegel die Bescherung.

Er verzog die Lippen.

Nicht baden. Dass er nicht lachte.

Oh ja, sie würden baden, und wenn es bedeutete, dass er zum zweiten Mal in eine viel zu warme Wanne steigen würde, doch er würde sich jetzt Wasser einlassen um das Zeug loszuwerden, das zwischen seinen Schenkeln klebte.

Genau das tat er jetzt und brauchte eine weitere Stunde dafür, bis er nun wirklich gesäubert, geschrubbt, gereinigt und gebadet erneut vor dem Spiegel stand und sich nun besser gefiel.

Seine Haare trocknend und dafür die übliche dreiviertel Stunde benötigend, besah er sich die Pracht, die ihm mittlerweile beinahe über den Hintern ging.

Wie lang denn noch, Rapunzel?, fragte er sein Spiegelbild und nahm eine der Strähnen hoch. Immer noch Teil eines Handels… ansonsten schon kurz, hatte er sich dennoch an sie gewöhnt. Irgendwie.

An das auf ihnen sitzen bleiben, mit ihnen hängen bleiben, an ihnen zurückgezogen werden… daran würde er sich im Leben nicht gewöhnen.

Wenngleich Aya es liebte, dass Schuldig ihm die Kopfhaut massierte, sich um die Zotteln kümmerte, ihm die Haare wusch, sie ihm kämmte...
 

In Gedanken versunken zog er sich an und meldete sich dann bei Gabriele. Der andere freute sich, ihn zu sprechen, was immer wieder etwas war, das Aya verwunderte. Er war einfach zu lange in einer Welt aus Gewalt und Nichtexistenz unterwegs gewesen, dass ihm solche normalen, menschlichen Reaktionen geläufig waren. Aber er übte sich.

Anscheinend übte er sich gut, denn Gabriele hatte absolut nichts dagegen, ihn wieder in sein Team aufzunehmen. Nächste Woche direkt. Aya freute sich wirklich.

Während er mit Gabriele sprach, schnurrte Banshee befriedigt auf seinem Arm. Endlich, ENDLICH hatte sie ihren menschlichen Dosenöffner und persönlichen Sklaven wieder. Endlich nach dieser endlosen Nacht, die sie im Schlafzimmer eingesperrt gewesen war durch den bösen Schuldig. Sie hatten sie bis sie mit dem sehr ausdauernden Sex fertig waren, im Schlafzimmer eingesperrt, was sie zu sehr empörten Protesten getrieben hatte. Bis heute Mittag hatte sie sowohl Schuldig als auch ihn schlichtweg ignoriert und erst als der Telepath die Wohnung verlassen hatte, war sie zu ihm gekommen... und hatte ihn gleich bestraft. Nun gut, ihr gestand er es zu.

„Ich freue mich, Gabriele“, erwiderte er Schuldigs Namensvetter und legte unter ständigen Motorsägenschnurren auf.
 

Es wurde Zeit, dass er wieder arbeitete... er brauchte die Ablenkung.

Kurz kam in Aya der aberwitzige Gedanke auf, dass ihm die Arbeit bei Gabriele nicht reichte. Dass er mehr wollte, mehr Eigenverantwortung: eine eigene Bar. Doch das stand in den Sternen. Er hatte das Geld nicht dazu, ebenso fehlte ihm die Erfahrung.

Aya seufzte und machte sich daran, die Wohnung aufzuräumen und mit Weiß zu telefonieren. Vor allen Dingen mit Youji, denn auch wenn er es niemals zugeben würde, vermisste er den blonden Mann sehr.
 

o~
 

Der Eingang zum Krankenhaus, in dem Crawford lag, war von weitem durch Bäume nicht zu erkennen. Schuldig stand dort und legte seinen Kopf leicht in den Nacken um über die Bäume die Front des Gebäudes zu erspähen.

Im fünften Stockwerk lag Brad, wie er wusste. Einzelzimmer.

Wie praktisch.
 

Ein sparsames Lächeln zirkelte um seine Mundwinkel und die grünen Augen hinter den stärkelosen Gläsern nahmen einen harten Glanz an.

Die Musik seines MP3-Players untermalte die perfide Stimmung, in der er war. Shock rock kroch seine Gehirnwindungen entlang.
 

Er setzte sich in Bewegung, ging den Hauptweg gemächlich entlang der von Gingkobäumen gesäumt war und nahm Kontakt zu Jei auf. Menschen streiften seinen Weg, nahmen jedoch nur marginale bis gar keine Notiz von ihm.

‚Jei. Du kannst die Bewachung abbrechen. Ich übernehme. Klink dich aus, ruh dich aus und iss etwas’, schickte er zu Jei, den er ganz in der Nähe von Brad in einem Aufenthaltsraum ausmachen konnte. Meist jedoch hielt sich Jei außerhalb des Krankenhauses auf um keinen Verdacht zu schöpfen.
 

Schuldig hatte seinen Studentenausweis, so wie einige Studienbriefe in seiner Umhängetasche verstaut. Ebenfalls die Papiere, die ihn als ausländischen Studenten auswiesen, der in der Firma seines älteren Bruders arbeitete.

Sie hatten sich vier Identitäten zugelegt, die sie regelmäßig überprüften und pflegten. Nicht jede verband sie vier miteinander.

Diese hier verband Nagi, Brad und ihn selbst in familiärem Verbund. Eine Tarnung falls jemand von ihnen im Krankenhaus landen sollte und sie es für besser hielten ihn dort zu belassen.

Er selbst besaß eine Tarnung, die ihn als Psychologen auswies. Oftmals hilfreich und zur Not konnte er seine eigene Praxis eröffnen. Falls er irgendwann einmal auf die abwegige Idee kommen sollte eine Umschulung in Erwägung zu ziehen.
 

In der Eingangshalle strebte er die Aufzüge an und stieg ein. Laut Jeis Informationen, hatten sie Brad heute Morgen auf die normale chirurgische Station verlegt, da die Verletzungen, die er noch hatte, weniger gefährlich waren und somit eine intensivmedizinische Therapie nicht mehr notwendig war.
 

Schuldig stieg im fünften Stock aus, orientierte sich kurz anhand der Beschilderung und schlug dann den Flur ein, in dem die Station war, auf die sie Brad verlegt hatten. Seine Sneakers quietschen verhalten auf dem polierten Boden.
 

Sein ruhiger Gang zum Schwesternstützpunkt täuschte. Er hatte eine Stinkwut in sich.

Dennoch lächelte er charmant, als eine Schwester auf ihn aufmerksam geworden war und ihn fragte, ob sie ihm weiterhelfen könne.

„Ich suche meinen Bruder, er müsste heute zu ihnen verlegt worden sein. Sein Name ist Winter Richard.“

„Ja. Dr. Winter Richard. Er ist heute zuverlegt worden. Er liegt auf Zimmer 149.“

Schuldig dankte und machte sich zu diesem Zimmer auf.

Während er den klimatisierten Korridor entlangging und die Zimmernummern absuchte, suggerierte er allen Anwesenden in diesem Stockwerk ein, das Zimmer 149 nicht existierte. Der Herr unten am Informationschalter hatte die gleiche Anweisung telepathisch von ihm erhalten. Dieses Zimmer gab es nicht, ganz davon abgesehen, dass es den Patienten mit Namen Winter, Richard nicht gab. Und da spielte ein Doktortitel wahrlich keine Rolle mehr.
 

Er musste kurz darüber den Kopf schütteln, dass er ganz vergessen hatte, dass Brads Alias einen Doktortitel umfasste. Oder er hatte den Titel erst kürzlich hinzugefügt?

Vermutlich einen in Wirtschaftswissenschaften oder ähnliches wäre ihm zuzutrauen. Nötig hatte er es nicht, denn Brad verfügte tatsächlich über mehrere Doktortitel. Allerdings in ihrer Realität nutzlos.
 

Brad hätte schon sein Aussehen verändern müssen um tatsächlich daraus Nutzen zu ziehen, denn die Fahndungslisten des CIAs beinhalteten auch Brads Konterfei.
 

Brad hatte bisher Nagi verboten, sich dort einzuklinken und sämtliche Daten zu löschen. Ein groß angelegter Angriff wäre vonnöten und das wollte sich Brad bisher ersparen. Oder ihnen etwas vorenthalten, was interessant gewesen wäre.
 

Zimmer 149 war erreicht und Schuldig klopfte - höflich wie immer - an und trat ohne eine Antwort abzuwarten – wie üblich - ein. Er schloss sehr sorgfältig die Tür hinter sich.
 

Als seine Hand den Türgriff verließ hatte Brad ihn bereits im Visier. Schuldig lächelte zur Begrüßung, nur sein blaugrüner Blick sprach von kalter Wut. Diese war zwar vorherrschend, doch so etwas wie Bedauern und Enttäuschung lagen dazwischen, wurden jedoch niedergekämpft.
 

„Wie ich sehe, geht’s dir bereits etwas besser?“

Schuldig konnte den zynischen Ton nicht ganz aus seinen Worten nehmen. Offensichtlich verstand Brad diese Frage als rein rhetorisch – was sie auch war.

Schuldigs Blick ging über die hellblaue Bettwäsche hinauf zum weißen Krankenhaushemd, welches mit Erfolg die Verbände verpackte. Die Infusionen die Brad erhielt baumelten an Haken von einem Infusionsständer. An selbigen war auch noch eine Spritzenpumpe angebracht in dieser eine Spritze eingespannt war.

Brad selber lag mit aufgesetztem Oberkörper im Bett, der Blick glasig, doch seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte Schuldig, so argwöhnisch wie das verhinderte Orakel ihm beim Näher kommen in die Augen zu blicken versuchte. Schuldig gestattete ihm zu sehen, wie diese kalte Wut gleich scharfer Glassplitter aus dem Blaugrün schoss.
 

Den Kopf seitlich auf dem Kissen liegend war Brads Gesicht mit leichter Röte überzogen. Fieber? Brad hatte einen dunkleren Hautton als Schuldig, dennoch erkannte er die zarte Röte, die sonst nicht in Brads Gesicht auftauchte. Niemals. Brad wurde nicht rot oder geriet in irgendwelcher Form in Anstrengung.

Feine Schweißperlen lagen unter dem leicht feuchten Haarspitzen, die dem Amerikaner bis auf die Wangenknochen fielen. „So unfrisiert heute, Brad?“ So unwiderstehlich heute.
 

„Was willst du?“, kam es leise und rau als Erwiderung zurück und Schuldig begriff, dass Brad erkannt hatte, dass Schuldig durchaus etwas von ihm wollte oder - mit ihm vorhatte.
 

„Dich besuchen, mein großer Anführer. Das tut man doch so in einem derartig gut zusammenhaltenden Team, wie unseres eines ist, nicht?“ Schuldigs Lächeln verbreiterte sich und er nahm langsam die Tarnbrille seines Studentenoutfits ab. Er verstaute sie in einem Seitenfach seiner Umhängetasche.
 

„Wenn du mir etwas zu sagen hast dann tu es und zieh hier keines deiner üblichen Spielchen ab, Schuldig.“ Brad hob die Hand und wischte sich zittrig über die Stirn, betrachtete sich seine feuchten Finger. Schuldig konnte dessen Gedanken auch ohne Telepathie erraten als sich die Kiefer aufeinander pressten.

„Ja… du scheinst Fieber zu haben und deine Entlassung rückt somit in weite Ferne. Es könnte sich eine der Wunden entzünden“, lamentierte Schuldig neunmalklug und übertrieb es tatsächlich.
 

Offenbar spürte das auch Brad. „Hast du mir meine Brille mitgebracht?“, wechselte er das Thema.
 

„Was ist mit deinen Linsen?“
 

„Die haben sie mir abgenommen, als sie mich untersuchten in der Notaufnahme.“
 

Brad sah wenig und er hatte weder die Hellsicht noch sein volles Augenlicht? Diese selbstverschuldete Wehrlosigkeit machte ihn fast sprachlos vor Wut.

Sein Blick ruhte lange auf dem Amerikaner und in dessen Augen brannte eine leise Erkenntnis. Es war ein dummer Umstand, dass er während Rans und seiner Meditationsübungen diese brisante Information aus Rans Gedächtnis gefischt hatte. Doch er wusste seit einigen Tagen, dass ihr Anführer ohne die Fähigkeit der Hellsicht zurechtkommen musste. Er hatte gedacht, dass Brad es ihm irgendwann sagen würde, oder dass sich das Problem lösen würde. Von alleine. Dem war nicht so gewesen und Brad hatte sich nicht wie ihr Anführer verhalten. Ganz im Gegenteil. Eine kleine Meuterei war also fällig. Und wer wäre besser geeignet für diese Aufgabe wenn nicht er?
 

Schuldig lächelte und ging näher zu Brad, er hob seine Hand und führte sie zu Brads Schläfe, ließ die Finger warm die feuchte Haut berühren. Er spürte die Anspannung, die Abneigung gegen all das was Brad nun befürchtete und was Schuldig mit ihm vorhatte.

„Ich habe etwas Besseres für dich um deine Sicht zu klären, als deine Brille.“
 

o~
 

Die Hände vom Lenkrad nehmend und sie in den Schoß legend blickte Schuldig durch seine Brillengläser hinaus aufs Wasser des Hafens. Er fühlte sich genauso grau wie die Wellen, die dort an den Kai schwappten.

Er hatte sich kein bisschen besser gefühlt, seit er Brad die kleine Abreibung verpasst hatte. Warum fehlten dieses Gefühl der Genugtuung und der positive Gedanke über die Rechtmäßigkeit seines Handelns?

Es hatte ihm doch früher keine Probleme bereitet, Brad gelegentlich zur persönlichen humoristischen Unterhaltung eins auszuwischen.
 

Schuldig saß noch einige Minuten in dem Wagen, bevor er beschloss, dass er nach oben musste, bevor Ran ihn auf dem Parkplatz sehen konnte. Zu guter Letzt stellte dieser womöglich noch neugierige Fragen, das konnte er jetzt nicht gebrauchen.
 

Er verschloss den Wagen und lief die paar Meter zum Wohnhaus in langsamem Schritt. Erst kurz vor der Wohnung schulte er seine Mimik auf einen hoffnungsvollen, optimistischen Ausdruck und betrat diese.

Sich seiner Schuhe entledigend und die Tasche zur Seite stellend begab er sich zunächst ins Badezimmer, denn es roch nach Badezusätzen und Ran hatte sich mit Sicherheit schön lange eingeweicht.
 

Aya befand sich zwar nicht mehr Bad, aber zumindest seine Fingernägel zeugten in all ihrer Durchsichtigkeit davon, dass er um einiges zu lang im heißen Badewasser gewesen war.

Momentan jedoch spielte er mit Banshee in Schuldigs Bereich des Wohnzimmers und jagte sie mithilfe eines Laserpointers über den Boden, den sie allzu interessant fand.

Sie hatte kurz aufgehorcht, als sie Schuldig die Wohnung betreten hörte, doch was war schon so wichtig, wie ein winziger, roter Punkt, den man quer durch die Wohnung jagen konnte? Nichts! Und schon gar nicht derjenige, der einen die ganze Zeit im Schlafzimmer eingesperrt hatte.

„Wir sind hier“, rief Aya und zischte leise, als seine Hand dieses Mal das Ziel war und die Krallen sich sehr scharf in die Haut bohrten.
 

Schuldig war schon auf dem Weg in den hellen Wohnraum, der zum größten Teil auf der Sonnenseite abgedunkelt war um die beginnende Hitze des nahenden Sommers draußen zu lassen. Den Schlüssel auf die Ablage in der Küche legend holte sich Schuldig ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. So versorgt kam er zu seinen beiden Hauskatzen und schubste die kleinere der beiden roten Fellknäuele mit dem Fuß über den Boden, was diese gleich zum Anlass nahm seinem Fuß nachzusetzen.

Schuldig lächelte gutmütig und schubste sie wieder über die Steinfliesen davon. Erst nach dieser üblen Tat setzte er sich zu Ran, in einen der Sessel ihm gegenüber.
 

Die Augenbraue hoch erhoben besah sich Aya Banshee, ob diese unverletzt war… war sie. Sie maunzte lediglich empört in Schuldigs Richtung und trollte sich dann zu Aya auf den Schoß.

„Wie war es im Krankenhaus?“, fragte der rothaarige Japaner mit einem prüfenden Blick auf Schuldig.
 

Hach ja, die beiden taten ja schon wieder so als wäre er der Katzenschlächter in persona. Der leibhaftige Katzenmassakrierer. Schuldig setzte ein gelangweilt spöttisches Gesicht auf.

„Lebt sie noch? Alles noch dran?“

Er streckte seine Beine aus und thronte diese auf Rans Schoß.

„Brad geht es besser. In ein paar Tagen kann er entlassen werden. Hat schon wieder seinen üblichen Tonfall drauf.“
 

Schuldig aber nicht, fiel es Aya auf, der gerade mit der Machovariante des Telepathen konfrontiert war…

„Ja, Banshee lebt noch… Was hat Crawford denn gesagt? Kann er sich daran erinnern, was passiert ist?“, hakte Aya genauer nach und kraulte Banshee, unterließ es zunächst, Schuldigs Füßen die gleiche Behandlung zukommen zu lassen, die dieser so selbstverständlich auf ihm platziert hatte.

Anscheinend hatte es Probleme mit Crawford gegeben… doch war das nach der letzten Zeit ein Wunder?
 

„Ja, er kann sich erinnern. Er hat Aufträge ausgeführt. Bereits den Dritten im Alleingang. Und das war das Ergebnis des Ganzen.“

Schuldig setzte das leere Wasserglas einen Tick zu hart auf dem Holztischchen ab und warf Ran einen für ihn harmlosen Blick zu, allerdings steckten zu viele eiskalte Nadeln in dem hellen Grün um es harmlos wirken zu lassen.
 

Genau dieser Blick erinnerte Aya an früher… an Mastermind, an Schuldig kurz vor Aufträgen. An die sadistische Seite des Telepathen.

Er war sauer, sehr sogar und Aya konnte sich den Grund mehr als denken.

„Aufträge angenommen…“, rekapitulierte Aya und spielte in Gedanken die Konsequenzen von Crawfords Handeln durch. Sie waren alle untergetaucht um der Gefahr einer Entdeckung durch die Gruppierung zu entgehen und was machte Crawford? Sie alle gefährden, indem er Aufträge ausführte… und das nur in zweiter Linie. In aller erster Linie gefährdete er sich selbst und sein Team, das durch einen möglichen Tod mehr als geschwächt wäre. Und dann noch…

…ohne seine Visionen?, fragte sich Aya innerlich und seine Miene verhärtete sich. Wie dumm war Crawford?

„Wer hat ihn erwischt?“
 

„Ein Back-up Team der Truppe, in der die Zielperson arbeitet. An mehr konnte er sich nicht erinnern.“

Natürlich konnte er sich nicht erinnern, aber Schuldig war so frei, es aus seinen Gedanken zu ziehen.
 

„Könnten sie auch zu der Gruppierung gehören, die uns angegriffen hat?“ Aya glaubte nicht wirklich daran, es wäre zu einfach… vor allen Dingen, wenn Crawford noch ihre Gesichter in Erinnerung hatte.

„Wieso hat er die Aufträge alleine angenommen?“
 

„Er hätte sie absagen müssen. Denn er wollte keinen von uns noch mal rausschicken.“ Schuldig nahm seine Füße zu sich und zog sie an seinen Körper. Er legte den Kopf seufzend in den Nacken. „Ihn hat wohl mein Verschwinden und mein Scheintod eingeschüchtert.“ Untertrieben gesagt.
 

Einen Moment lang bedachte Aya diese Worte. Ja, das deckte sich mit seinen Beobachtungen. Auch wenn er nicht vermutet hatte, dass Crawford dermaßen unvernünftig handeln würde. „Er hatte Angst, dich zu verlieren… hat auf seine Art gelitten, als du weg warst. Er wollte das vermutlich kein zweites Mal durchmachen.“

Zumindest konnte sich Aya das denken, auch wenn es unverantwortlich war, dass Crawford ohne das Wissen seines Teams und ohne Visionen ihrer Arbeit nachging.
 

„Ja, sicher“, meinte Schuldig abwesend und wenig begeistert, denn Brad hatte das ganze Team und sich selbst gefährdet. Denn seine Fähigkeiten waren ausgeschaltet und überlagert von seinem Tod.

Und Brad und Ran hatten ihr kleines Geheimnis für sich behalten. Schuldig wusste aus Brads Gedanken, dass verletzter Stolz, Scham und eine große Portion Wut damit zusammenhingen. Und das war nur ein kleiner Abriss der Gefühlswelt die Brad seit Wochen mit sich herumschleppte und niemanden sehen ließ. Schuldig interpretierte sie anhand der Gedanken, die er gelesen hatte.
 

Rans Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen.
 

„Wann kann er entlassen werden?“

Aya konnte sich denken, dass Schwarz noch nicht mit ihrem Anführer fertig waren, wenn er entlassen wurde. Vor allen Dingen Schuldig nicht…
 

„In ein paar Tagen. In zwei Tagen finden noch einmal Untersuchungen statt und die Verbände sehen wohl ganz ordentlich aus. Wie gesagt, den bringt so schnell nichts um.“

In Rans Augen konnte er bei seinem großspurigen Spruch jedoch nicht sehen.
 

„Was wird aus seinen gebrochenen Rippen und seinem gebrochenem Schulterblatt?“, fragte Aya skeptisch und versuchte, einen Blick in die blauen Augen zu erlangen, der ihm jedoch verborgen blieb.

„Du machst dir Sorgen um ihn, oder?“
 

„Nein. Nicht wirklich. Eher, dass er seinen Job wieder aufnimmt. Das Anführergeschisse nervt unheimlich. Das ist sein Ding und er soll seinen Job gefälligst wieder machen“, maulte Schuldig unleidig. „Die paar Rippen und das Schulterblatt müssen eben wieder zusammenwachsen. Hatte ich auch schon.“
 

„Wie lange wirft ihn das zurück?“ Besonders in diesen Zeiten war es wichtig, dass sie alle funktionierten. Auch wenn Schwarz in Zukunft keine Aufträge mehr ausführen sollten, mussten sie dennoch bereit für etwaige Angriffe sein.
 

„Woher soll ich das wissen?“, blaffte Schuldig genervt, mäßigte sich aber sogleich wieder und seufzte niedergeschlagen. „Ein paar Wochen. Körperlich.“ Er fand Rans Blick und lächelte für einen Moment nicht gerade freundlich. Aber das Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war.

„Allerdings hat er ja noch seine Fähigkeiten, die kann er ja dann zum Wohl der Gruppe einsetzen, dazu muss er ja körperlich nicht fit sein.“ Der Gedanke daran, dass Ran nicht wusste, wie und vor allem dass er in Erfahrung gebracht hatte, was die beiden Anführer – Ex und momentan außer Dienst – vor ihm geheim halten wollten, amüsierte ihn ungemein. Zu wissen, dass Ran ihn streng genommen belog in dem er in Gesprächen so tat als wäre mit Brads Fähigkeiten alles in Ordnung oder als wüsste er nichts ließen ein warmes Gefühl in Schuldig aufkommen. Ran hatte dem ungeliebten Amerikaner ein Versprechen gegeben und er hielt es eisern. Das war so typisch. So geradlinig und ehrenwert.

Dumm nur, dass Schuldig es herausgefunden hatte und Ran sich umsonst über diesen Punkt Sorgen machte. Aber zum Preis der Ehre würde er wohl weiter leiden müssen, denn Schuldig würde dieses kleine Geheimnis tunlichst für sich behalten.
 

„Willst du ihn dann als ans Bett gefesselten Seher missbrauchen?“, fragte Aya mit einem Schnauben, konnte sich nur allzu gut vorstellen, was Schuldig gerade plante. Alleine schon dessen Blick versprach nichts Gutes.

Wenn Schuldig nur wüsste, dass Crawford seine Visionen nicht mehr hatte. Er seufzte innerlich. Aber er würde es dem Telepathen nicht sagen... das war Crawfords Aufgabe.
 

Schuldigs Blick wurde abwesend und ein breites Lächeln, um nicht zu sagen ein Grinsen, breitete sich auf seinem Gesicht aus. Und es hatte nichts Nettes.

„Warum nicht? Das ist eine gute Idee. Da kann er wenigstens keinen Unsinn mehr machen. Vielleicht sollte ich den Job als Anführer doch so lange übernehmen, bis er wieder völlig hergestellt ist…“

Er lachte.

„Kennst du den Film Misery?“
 

Irgendetwas war zwischen den beiden vorgefallen. Dieses Lächeln war kalt, absolut. Kalt und sadistisch. Etwas in Aya hütete sich davor, Schuldig gerade jetzt zu fragen, irgendetwas hielt ihn zurück.

„Du willst Crawford seine Füße abhacken, damit er dir nicht wegläuft?“ Aya schüttelte den Kopf. Ja, er kannte diesen Film und hatte sich wie nichts vor dem Schicksal des Autors gefürchtet und vor dieser Frau geekelt. Alleine der Gedanke daran verursachte ihm jetzt noch eine Gänsehaut.

„Die Frage ist allerdings, was passiert, wenn er wieder in der Lage ist, Aufträge anzunehmen. Was willst du dann machen?“
 

„Dazu wird es nicht kommen!“ Schuldig lachte in bester Finsterlingmanier, allerdings gefror dieses Lachen nach wenigen Momenten abrupt und er schickte Ran eine verzweifelt komische Grimasse hinüber. „Ich könnte ihn ja erpressen. Oder ich verkaufe meinen Körper an ihn und im Gegenzug darf er keine Aufträge annehmen. Wäre doch… ne gute Möglichkeit. Falls ich mal keinen Job als Killer mehr bekomme.“
 

Der abrupte Umschwung in den Worten des Telepathen war für Aya der letzte Hinweis darauf, dass Schuldig und Crawford sich nicht bloß harmlos unterhalten hatten. Doch er verschob die Frage nach dem Was auf später, wenn Schuldig in ungefährlicherer Stimmung war.

„Bis auf die Tatsache, dass er deinen Körper nicht kaufen würde“, erwiderte er schließlich. Er möchte ihn freiwillig von dir…, fügte Aya in Gedanken hinzu, veräußerte es aber aus guten Gründen nicht.

„Erpressen? Du? Das würde er vorhersehen… und würde dementsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen.“ Aya lachte und stand auf.

„Willst du auch einen Kaffee?“ Das Beste in dieser Situation. Das Ungefährlichste.
 

„Ja“, seufzte Schuldig und drehte sich so in seinem Sessel, dass er seinen Kopf seitlich auf die Rücklehne legen konnte und Ran damit beim Kaffee machen zusehen konnte. Seine Gedanken jedoch waren nicht geordnet.

„Ich könnte mich an jemand anderen verkaufen - an dich beispielsweise und ihn somit ärgern. Und erpressen“, murmelte er verdrossen. „Das würde ohnehin zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Hmm, wobei du könntest dich mich gar nicht wirklich leisten. Mit deinem Gehalt.“ Er grinste.

„Was hältst du davon… ich mach dir nen Sonderrabatt!“
 

„Wie du schon sagtest, kann ich dich mir nicht leisten. Außerdem wäre es Geldverschwendung… wozu sollte ich dich kaufen… das Badezimmer putzt du auch jetzt schon, genauso wie du den Müll herausbringst…“, erwiderte Aya bierernst aus der Küche und kurz übertönte der Lärm der Kaffeemaschine jegliche Kommunikation mit Schuldig, die ins Humorvolle abglitt, sie jedoch nicht weiterbrachte, was die Probleme anging, mit denen sie momentan zu kämpfen hatten.

Aya kam mit zwei vollen Tassen wieder zurück und stellte Schuldig seine hin.

„Ich werde am Montag wieder anfangen zu arbeiten.“
 

„Fühlst du dich gut?“ Schuldig zog Ran auf sich, bevor dieser sich hinsetzen konnte. „Sag?“
 

„Es muss gehen, es wird langsam Zeit, dass ich wieder anfange zu arbeiten. Ich fühle mich nicht ausgelastet hier.“

Es erinnerte ihn an die Zeit in der alten Wohnung, an die Dinge, die er aus Beengung und Langeweile getan hatte.

Aya lächelte kurz und küsste Schuldig auf die rote Mähne.

„Weiß werden untertauchen.“ Und davon musste er seine Gedanken ablenken.
 

„Oh.“

Ja, das war ja mal intelligent.

Schuldig blickte zu Ran auf, hatte den Kopf in den Nacken gelegt. „Ich wollte gerade ansetzen zu meckern, warum du nicht ausgelastet bist und ob ich dir wohl nicht reiche… aber…“, ja der Witz war ihm sozusagen im Hals stecken geblieben.

Schuldig sah lange zu Ran hinauf. Und der Witz wurde in seinem Hals immer dicker.

„Bleibst du bei mir?“, rutschte ihm dann doch heraus und er war sich fast sicher, was Ran antworten würde. Er hoffte es sehr.

Es war gar nicht so einfach so etwas zu fragen. Vor allem… bei Ran erschien ihm das sehr schwer.

Oder war es lediglich so, dass Ran nur solange im Laugh arbeiten wollte, bis Weiß untertauchten?
 

„Ich habe mit Youji gesprochen… sie werden wohl nach Amerika gehen. Weit weg auf jeden Fall“, erwiderte Aya mit einem Blick nach draußen, die Gedanken zulassend, die er seit Stunden unterdrückt hatte, als Youji ihn angerufen und es ihm mitgeteilt hatte. Amerika.

Ausgerechnet.

Sein Blick kehrte zu Schuldig zurück und Ratlosigkeit lag in ihm. Absolute Ratlosigkeit. Er liebte Schuldig und wollte bei ihm bleiben, doch auch Weiß waren seine Familie. Wenn sie plötzlich weg waren...
 

Ran hatte seine Frage nicht beantwortet. Es gab wohl keine schnelle Antwort auf diese Frage. Zumindest keine emotionale.

„Diese Entscheidung solltest du sorgfältig alleine treffen.“

Innerlich sank Schuldig in sich zusammen. Er hatte gehofft, dass Rans Entscheidung unabhängig davon war, ob Weiß weiter weg gingen oder nicht. Im Untergrund waren sie mindestens genauso unzugänglich für Ran, als wenn sie in die Staaten gingen.
 

„Ich werde sie wahrscheinlich für Jahre nicht sehen.“

Alleine der Gedanke war jetzt in seiner laut ausgesprochenen Realisation schrecklich. Jahrelang waren Weiß seine Familie, seine Freunde, sein Zuhause gewesen und nun gingen sie, vermutlich für immer. Denn ein Zurückkommen war unwahrscheinlich, sehr sogar.

Während Schuldig innerlich in sich zusammensank, tat Aya dies körperlich.

„Ich will dich nicht verlassen… aber sie fehlen mir… werden mir fehlen, wenn sie nicht mehr da sind. Sehr sogar.“
 

Schuldig zog Ran zu sich herab und somit an sich und strich mit seinen Lippen über dessen Stirn. Rans Mundwinkel hingen leicht nach unten und sein Blick war nicht einzusehen.

„Warum willst du mich nicht verlassen?“, fragte Schuldig mit ernstlich fragendem Unterton. „Aus Gewohnheit?“
 

„Du kennst die Antwort, warum fragst du danach?“ Aya schnaubte bitter. Liebe war Segen und Fluch zugleich, das wurde ihm jetzt wieder bewusst… nur allzu deutlich.
 

„Weil ich Angst habe. Siehst du das nicht?“, wisperte Schuldig in Rans Ohr.
 

Aya konnte aus Liebe zu Schuldig nicht gehen, wenngleich ihn der Gedanke, ohne Weiß die nächsten Jahre in Japan zu verbringen, schmerzte.

„Aus Gewohnheit müsste ich mit ihnen gehen.“
 

„Manchmal sind Freunde länger da als die Liebe. Du liebst sie schließlich auch.“ Warum hatte Schuldig das sagen müssen?

Damit Ran nicht später bereute?
 

„Soll ich mit ihnen gehen, willst du das?“, fragte Aya und drehte seinen Kopf so, dass er Schuldig in die Augen sehen konnte.

„Ja, ich mag sie, ich liebe sie als Freunde und Familie, aber genau das gleiche gilt für dich… nur dass ich dich auf eine andere Art und Weise liebe.“

Pattsituation? Ja, war es auf jeden Fall.
 

‚Lass ihn gehen, er ist sicherer ohne dich. Jetzt ist die Gelegenheit! Die Gelegenheit kommt so schnell nicht mehr’, wisperte etwas Verrücktes in ihm. Etwas erstaunlich realistisch Verrücktes.

„Du bist sicherer bei ihnen“, würgte Schuldig hervor.
 

„Und unglücklich, weil ich dich zurückgelassen habe.“

Aya strich Schuldig über die Wange. „Ich habe noch etwas Zeit, es ist noch nichts Konkretes geplant, doch in den nächsten Tagen wird es wohl zu einer Entscheidung kommen.“
 

Schuldig schluckte hart. Rans Nähe war ihm jetzt fast zu viel. Ran konnte sich noch nicht entscheiden.

Er konnte nicht spontan sagen, ja ich bleibe bei dir.

Und Schuldig war unfähig sich selbst Ran auszureden. Er konnte nicht sagen: Geh nur, Brad „kümmert“ sich schon um mich. Er fickt mich dann in deinem Namen… oder ähnliches.
 

„Amerika würde wieder einen Neuanfang bedeuten… einen kompletten. Und wenn du nicht mitkämst, würde es bedeuten, dass ich dir nicht mehr nahe wäre, dass wir getrennt leben würden. Ich mag Neuanfänge nicht… Veränderungen sind nicht gut.“
 

„Ja… und zu bedenken gäbe es da auch, dass du einen so tollen Liebhaber wie mich auf keinen Fall in den Staaten finden wirst. Das kann ich dir gleich sagen.“

So, jetzt wollten sie doch mal für ihn argumentieren.

„Dann musst du immer ganz alleine in deinem Bett schlafen - wir reden jetzt nicht von Kudou daneben, klar?!“
 

Aya lachte, doch das Lachen war nur von kurzer Dauer. Genauso würde es laufen… so oder so ähnlich.

„Lass uns das Thema wechseln, ich will jetzt nicht mehr darüber nachdenken.“

Er holte sich seine Kaffeetasse heran und nahm einen Schluck.

„Wie geht es eigentlich Nagi?“
 

„Du sagst nicht nein, Ra~an“, murmelte Schuldig bekümmert. „Das heißt der nächste heiße Fick, nach mir, den würde Kudou bekommen?“ Das war natürlich herb. Ran zu verlieren war das Eine, aber sich vorzustellen…
 

Schuldig ritt der Teufel… Aya wiederum eine ganze Armee.

„Ja, würde er“, erwiderte er grausam, aber Schuldig hatte momentan nichts anderes verdient für diesen Kommentar. „Problem damit?“ Er lächelte dunkel und nahm einen weiteren Schluck. Seine Augen schimmerten dunkel maliziös.
 

„Ja“, fiepte Schuldig wie ein getretener Hund und sein Schmollgesicht wuchs. „Das ist hundsgemein.“ Er ließ seinen Kopf in den Nacken auf die Lehne fallen und starrte mit ernstem Gesicht zur Decke.

Ran.

Er wusste noch nicht einmal was er fühlen sollte. Sollte er besitzgierig sein? Oder sollte er ihn laufen lassen, wie er es schon einmal gemacht hatte.

Ran. Sein Ran.

Was würde werden, wenn er nicht mehr da war?

Wenn er wegging, weil er seine Freunde mehr brauchte.
 

Ayas Finger piekten Schuldig in die Seiten und er drehte sich auf den Oberschenkeln des anderen um, sodass er rittlings Schuldig zugewandt saß.

„Das hast du herausgefordert…Youji wird nie den Stellenwert erlangen, den du hast, das habe ich dir mehrfach gesagt.“ Was jedoch war, wenn er sich von Schuldig trennte… trennen sollte… falls das überhaupt geschah.
 

„Ja, schon klar“, zog der das ganze in die Länge und seufzte theatralisch. Ran würde mit Yohji vögeln, wenn sie sich trennten. Klarer Fall, da brauchten sie eigentlich nicht mehr darüber reden.

Und er selbst?

Er würde sich wohl Brad angeln. Eigentlich wären somit alle Probleme gelöst. Sicherlich.
 

Aya erwiderte nichts. Es war ein altes Thema zwischen ihnen, das sie so nie auflösen konnten. Egal, was er anbrachte, in Schuldig gab es immer Zweifel an seinen Gefühlen.

Dass es letzten Endes Aya schmerzte, schien Schuldig nicht zu bemerken oder nicht zu wissen.
 

Da fiel doch Schuldig glatt noch ein kleines Problem ein. Ihre beiden „Kurzen“ waren ja noch im südlichen Exil und es war wohl nicht ganz verkehrt sich bei Nagi nach dessen Befinden zu erkundigen. Vor allem, nachdem dieser die Nachricht erhalten hatte, dass sein großes Vorbild nicht sehr vorbildhaft im Krankenhaus gelandet war.

Nagi neigte bisweilen zu Angst- und auch zu Wutausbrüchen, die ganze Stadtteile ohne Strom zurücklassen konnten.

Schuldig griff sich Ran schön eng, damit dieser ihm nicht davon laufen konnte und langte einmal quer über das Tischchen um nach einem ihrer Telefone zu angeln.

Er wählte Nagis Mobiltelefonnummer samt Umleitung über ihren Sicherheitsserver.
 

Doch nicht Nagi nahm ab, sondern Omi nach einigem Klingeln und einer gewissen Unsicherheit, wer es am anderen Ende der Leitung war. Doch vielleicht war es wichtig und Nagi konnte er noch nicht dazu überreden, aufzuwachen. Der andere schlief wie tot, tief und anscheinend traumlos.

„Ja?“, fragte er vorsichtig und es war Aya, der, eingequetscht wie er war, hörte, dass es sich um Omi handelte, und misstrauisch das Telefon samt Schuldig betrachtete.
 

„Hey, Kleiner. Wo ist dein Schoßhündchen?“, fragte Schuldig mit einem kratzenden Unterton, allerdings lächelte er dabei und dieses Lächeln war zu hören. „Meins sitzt brav, wo es hingehört, sag mir jetzt nicht, dass deines entlaufen ist oder sich ungehörig benommen hat.“
 

„Ääähm…“

Parallel zu Omis doch recht verwirrtem Laut, erwartete Schuldig seine schmerzhafte Strafe in Form eines noch freundschaftlichen Zwickens… NOCH.

Was für ein Macho! Und dabei hatte er zuhause gar nichts zu sagen! Aber vor anderen den großen Macker geben! Ayas Augen versprachen nichts Gutes und er begann sich bereits, aus der Umklammerung zu schälen.

„Meins ist gut erzogen, es benimmt sich nicht ungehörig, im Gegensatz zu deinem“, hielt Omi schließlich rotzfrech dagegen, wurde dann jedoch ernst. „Er schläft, er hat die Nachricht von eurem Orakel, das im Krankenhaus liegt, nicht ganz so gut verkraftet, aber er ist auf dem Wege der Besserung.“
 

Schuldig schmiegte sich provozierend an Ran, sah ihn von unten herauf mit extrem treuherzigen Augen und einem schnellen Schmollmund an, bevor er antwortete. „Ja, man hat schon manchmal seine liebe Not mit den unfolgsamen Tierchen. Aber ich will meins ja gar nicht brav.“ Schuldig kuschelte wieder mit Ran und ließ ihn nicht aus seinen Fängen auch wenns schwierig war und er ernster wurde. Vor allem besorgter.

„Hat er viel zerstört? Seid ihr von dort abgehauen?“
 

Nicht brav? Das konnte Schuldig haben! Die Hand auf Schuldigs Lippen gepresst, damit dieser nicht schreien konnte, biss Aya in das rechte Ohrläppchen und zwar sehr ungehorsam, sehr fest.

Schuldigs Frage und Omis Antwort darauf ließen ihn jedoch kurz von Schuldig ab.

„Er hat gar nichts zerstört. Er hat sich in sich selbst gekehrt, sich völlig abgeschottet und ist seitdem am Schlafen. Aber all seine Vitalzeichen sehen gut aus, ich checke sie regelmäßig.“
 

Schuldig ließ Ran los, lehnte sich zur Seite und entließ ihn von seinem Schoß. Er spürte, dass wohl einer der kleinen Beißerchen Blut gefordert hatte, aber damit wollte er sich momentan nicht beschäftigten.

„Ich verstehe, Tsukiyono. Gab‘s ne Überlastung der Energieversorgung, irgendetwas Außergewöhnliches, was nicht zu erklären wäre?“
 

„Gar nichts, nicht einmal ein Erdbeben. Er war einfach… still, nicht mehr ansprechbar. Ist das ein schlechtes Zeichen?“ Besorgnis hatte sich in die Stimme des jungen Japaners geschlichen und sein Blick lag prüfend auf dem schlafenden Telekineten.
 

„Nein.“ Schuldig sah flüchtig zu seiner beißwütigen Raubkatze hinüber um sie weit von sich weg und wieder auf ihrem Platz zu wissen. „Nein, das ist okay. Er wird sicher bald wieder aufwachen. Kümmer dich um ihn, ich vertrau ihn dir an. Er ist unsere beste Waffe, wenn wir angegriffen werden. Das Einzige, das uns retten kann.“
 

Die Lefzen, oder auch Mundwinkel, besagter, beißwütiger Raubkatze zogen sich gerade nach oben und zwei Reihen weißer, scharfer Zähne klappten geräuschvoll aufeinander… mehrmals… und gaben Schuldig einen Eindruck davon, was ihn erwarten würde.

„Ich werde mich um ihn kümmern… wie bisher auch. Noch ist er mir nicht weggelaufen“, hörte man Omis Zwinkern schon durch das Telefon, alleine aber auch deswegen, weil er die ernste Stimmung, Schuldigs Ernsthaftigkeit nicht wollte… verdeutlichte es ihm doch die Lage, in der sie alle steckten.
 

„Okay, Kleiner. Du weißt ja, in jeder Stadt gibt’s hier und da so kleine versteckte Shops, die den ganzen Fesselkram verkaufen. Das eine oder andere Halsband wird sich da dann schon finden lassen.“ Schuldig hob eine Augenbraue und schmunzelte.

„Sag ihm Bescheid, dass es dem Amerikaner besser geht und ich alles im Griff habe.“

Schuldig legte auf und besah sich das Telefon, bis ihn etwas Feuchtes am Ohr kitzelte und er es gedankenverloren abwischte.
 

Das Geklapper der Zähne kam näher und machte kurz vor Schuldig Halt, wurde dann zu einem besänftigenden Lecken, als Ayas Zunge über die geschundene Stelle strich.

„Du willst die beiden wohl mit aller Gewalt verderben, was?“, fragte Aya knurrig und saugte leicht an dem gefangenen Ohrläppchen.
 

Schuldigs Miene erhellte sich etwas, allerdings brachte er nur ein etwas missglücktes, da trauriges Lächeln zustande. Dennoch reckte er Ran sein Ohrläppchen entgegen, indem er seinen Kopf neigte. „Das ich nicht lache, was gibt es da bei dem Blondschopf noch zu verderben? Das besorgt er doch schon selbst.“
 

„Omi war unverdorben und rein, bevor ihr beiden euch näher kennen gelernt und die Chance gehabt habt, miteinander zu kommunizieren!“ Ein kleines Zwicken noch im empfindlichen Fleisch, dann ließ er von seinem Gefangenen ab.

„Er hat sich zu schnell ein Beispiel an dir genommen!“ Als wäre er selbst die Unschuld vom Lande… doch von ihm konnte es Omi nicht haben! Youji und er hatten ihre Spiele immer im Verschwiegenen getrieben oder auf Partys.
 

„Ich darf dich da an ein Gespräch erinnern, wo Omi alles andere als unschuldig war und DAS, obwohl ich zuvor gar keinen Kontakt zu ihm gehabt hatte!“

Schuldig schubste Ran mit spitzen Fingern an, der im Loungesessel neben ihm thronte, bevor er sich über dessen Oberschenkel schob und sich über ihn beugte. „Der Kleine ist von dir verdorben worden, denn DU mein Lieber bist sein Vorbild. Falls du das noch nicht bemerkt haben solltest. Und ER ist ein Spiegel deiner Verdorbenheit. So siehts nämlich aus.“ Schuldig streckte Ran die Zungenspitze heraus, zog sie aber gleich in Sicherheit, nicht, dass ihm noch ein Stück abgebissen wurde.
 

Was auch gut so war, denn Aya war gerade in Beißlaune und seine Zähne verfehlten ihr Ziel nur knapp.

„An das Gespräch kann ich mich nicht mehr erinnern!“, grinste Aya unverschämt. „Außerdem habe ich MEINE Verdorbenheit immer vor ihm geheim gehalten, ich kann gar nicht sein Spiegel sein!“
 

„Ah, da ist ja jemand gar nicht ausgelastet?! Tut dir dein kleiner Zuckerarsch nicht mehr weh?“, bohrte Schuldig in der offenen… Wunde herum. Rans Klagelaute waren ihm noch gut im Ohr.
 

„Du hast dich einfach nicht genug angestrengt…machst du langsam schlapp?“, fragte Aya, sich nicht im Geringsten um Schuldigs Kommentar scherend. Irgendein Teufel ritt den Telepathen gerade... vermutlich war es der Sex gewesen, der Schuldig wieder belebt hatte.
 

„Ich kann‘s ja nochmal versuchen, bestimmt klappt‘s jetzt besser und morgen brennt dir der Hintern wenigstens so schlimm, dass du nicht mehr behaupten kannst, ich hätte mich nicht genug angestrengt!“, sprach‘s und wurde fluchs tätig.

Zumindest versuchte es Schuldig…
 


 

o~
 


 


 


 


 


 

Fortsetzung folgt…

Vielen Dank für’s Lesen.

Bis zum nächsten Mal!

Coco & Gadreel



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