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Der Glasgarten

von

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Wolkig bis heiter

~ Wolkig bis heiter ~
 


 

„Vielleicht bin ich einfach nur trinkfest. Oder du hast dem Tee nicht so viel Rum beigefügt, wie zunächst gedacht.“ Ayas Stimme war durchtränkt von Amüsement.

„Ich würde sagen, Antwort C ist richtig“, erwiderte Brad nüchtern.

„Ja, dem stimme ich zu. Denn ich habe deinen Plan durchschaut, mich abzufüllen und deinen Blumen den Tee zu trinken gegeben!“
 

„Es ist wahrscheinlicher, dass deine stete, krankhafte Angst dich so gefangen hält, dass an Schlaf nicht zu denken ist.“ Brad brachte Ran vom Spielerischen wieder näher an ein Problem, dessen sich der andere durchaus bewusst war, was er aber mit normalen Mitteln kaum unter Kontrolle bekam.
 

Zurück zum Ernst der Situation.

„Nicht immer, aber manchmal holt mich die Vergangenheit einfach ein, ja“, gestand er ihnen beiden schließlich ein. „Zumal ich es nicht als krankhafte Angst, sondern durchaus berechtigte Angst bezeichnen würde.“

Brad stützte sich auf einen Ellbogen und arrangierte sich sein Kissen so, dass er bequemer lag.

„Nicht immer. Nur dann, wenn Schuldig weg ist. Was so viel bedeutet – wie immer. Und es ist eine Art Krankheit wenn diese Angst dich lähmt und du nicht einmal bemerkst wie jemand in den Raum kommt, mit dir spricht und dir einen Bademantel umhängt“, bemerkte Brad gelassen. Brad war sich sicher, dass sie beide um die Tatsache wussten, dass Ran diese Furcht herunter spielte, nach dem Motto: ich habe alles im Griff. Nur war dem nicht so.
 

„Da ich nicht davon ausgegangen bin, dass du eine Gefahr für mich darstellst, habe ich mich meinen Gedanken hingegeben, ja. Aber du glaubst doch wohl, dass ich mir diesen Luxus im Falle von Gefahr nicht erlauben würde, oder?“ Aya war sich nicht sicher, ob Crawford wirklich so wenig über ihn wusste.
 

„Fühltest du dich im „Laugh“ derart sicher?“ Brad kratzte in der Wunde herum, ohne dem Patienten Schmerzmittel verabreicht zu haben.

Er schwieg einen Moment. „Finde einen Weg um damit klar zu kommen, Ran. Meditation, Training… irgendetwas. Das, was wir in Zukunft vorhaben, schließt Alleingänge von Schuldig mit ein. Deine Gedanken bei ihm zu haben, könnte gefährlich werden. Er ist dein Schwachpunkt. Finden unsere Gegner das heraus…“
 

Der Finger in der Wunde schmerzte wirklich, sehr sogar.

„Glaubst du wirklich, sie haben es nicht schon längst herausgefunden? Sie waren in Schuldigs alter Wohnung, sie wussten um unser Sexspielzeug... sie wussten, wer ihr wart, als sie euch in China gelinkt haben. Es wäre dumm zu glauben, dass ihnen das entgangen ist. Dass ihnen entgangen ist, wie sehr ich seiner und er mein Schwachpunkt ist. Und ja, ich arbeite daran, habe es seit der Geschichte im Laugh kontinuierlich getan. Es dauert und schmerzt, aber schließlich werde ich es hinter mir gelassen haben.“
 

„Beruhige dich“, erwiderte Brad auf die Kanonade aus Rechtfertigungen und dem trotzigen, hoffnungsvollen Ausblick in die mögliche Zukunft, in der alles besser werden würde.

Brads Hand lag nahe an Rans Hinterkopf und seine Finger glitten in den Teil der Haarflut, die auf dem Kissen lag.

„Hast du dir schon einmal überlegt, wie es für Schuldig sein würde, wenn er dich verlieren würde? Wie es für ihn war, alleine in China…?“ Er hatte sich diese Frage schon oft gestellt, vor allem, als Schuldig wieder da war, als die Wut über dessen Verhalten erst Wochen später in seine gewohnte Stärke umgewandelt werden konnte.
 

„Natürlich habe ich das“, erwiderte Aya, während er den Weg von Crawfords Hand auf seinen Haaren nachfolgte. „Es wäre für ihn die Hölle, wenn nicht sogar das Ende, auch wenn ich das nicht hoffe, sollte ich sterben. Er hat mir erzählt, dass er ständig um mich besorgt war in China. Dass es mir gut geht, dass ich mich nicht umbringe, dass er nach Hause kommt und ich noch da bin. Ja, er hat gelitten und ja, das weiß ich. Ich möchte nicht, dass er noch einmal leidet.“
 

Worte zu Sätzen zusammen gefügt, die klangen, als hätte sie sich der Japaner schon sehr oft selbst gesagt.

„Er hatte die Hoffnung, dass du noch lebst, auch wenn sie verschwindend gering war. Wir hatten das nicht.“

Während Brad sich seine nächsten Worte gut überlegte, fühlten seine Finger einer Strähne nach, die im Verbund mit anderen auf dem Kissen lag.

„Würdest du als tot gelten, er würde irreparable Schäden davon tragen. Gnade der Welt, wenn es soweit kommen sollte. Es wäre die beste Möglichkeit um einen langsamen Selbstmord zu begehen, für denjenigen, der dich ihm genommen hat.“
 

„Das Gleiche gilt auch für dich. Wenn dich jemand töten würde, würde er diese Person ebenso sehr jagen und töten, von daher solltest auch du auf deine Haut achten.“ Wenn Aya da an Crawfords Alleingänge dachte, war er froh, dass diese Zeit vorbei war.
 

„Es wird nicht so schlimm wie bei dir werden“, kam prompt die Antwort und sie erstaunte selbst Brad etwas, als die Worte seine Lippen verließen.

„Euer Geturtel und euer Unvermögen, lange voneinander getrennt zu sein gibt eurer… sagen wir Beziehung einen dramatisch leidenschaftlichen Touch.“
 

„Was daran liegt, dass wir beide die richtigen Typen dafür sind. Du bist wohl kaum der Mensch für emotionale Ausbrüche verschiedenster Art, von daher ist seine Beziehung zu dir auch anders gelagert, ohne Geturtel und ohne ständige Nähe.

Dass er jedoch in deiner Gegenwart aufblüht, ist unübersehbar. Dass er dich liebt, ist es ebenso. Er würde unter deinem Verlust leiden. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass er und ich einen Beziehungsvorsprung haben. Lass seine Gefühle für dich erst einmal reifen und er wird jeden umbringen, der sich in deiner Nähe befindet und mit dem du mehr hast als ein simples Gespräch.“
 

„Mehr als simple Gespräche habe ich selten. Und umbringen wird er mit Sicherheit niemanden ohne meine Erlaubnis. Er weiß, wie sehr ich es hasse, wenn er sich hängen lässt und er wird sich hüten, nach meinem Ableben selbiges zu tun.“ Brad war fest der Meinung, dass Schuldig sich an ihre Abmachung halten würde, die sie im Team nach dem China Desaster getroffen hatten. Kein Rumgeheule, wenn einer von ihnen im Einsatz fallen würde.

Keiner von ihnen hatte diese Abmachung eingehalten. Nur von Schuldig erwartete er, dass er sich daran hielt. Sie würden diese – zugegeben – für ihn ungewöhnliche Unterhaltung nicht führen, wenn er nicht der Überzeugung wäre, dass Schuldig durchdrehen würde, falls Ran zu Schaden kam.
 

„Wie willst du ihn denn für seinen Ungehorsam bestrafen, wenn du tot bist und er deine möglichen Mörder trotzdem umbringt?“, fragte Aya mit einem leichten Lächeln und ließ sich von Crawfords Geruch beruhigen, der ihn umhüllte.

„Aber wenn wir weiterhin von unserem Ableben sprechen, wird es eher früher als später noch eintreffen. Also gehen wir einfach davon aus, dass wir alle neunzig Jahre alt werden und die Zeit bis zu unserem natürlichen Tod irgendwie überstehen.“
 

„Ich werde keine neunzig. Aber ich verstehe was du damit sagen willst.“ Brad beendete für sich das Thema und legte sich auf den Rücken zurück.

„Und jetzt… halt deinen Mund und schlaf endlich. Es sei denn dir fällt etwas Besseres ein, was du damit anstellen kannst.“

Brad fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen und er hörte sich auch in seinen Ohren entsprechend müde an. Er hatte heute zwei Trainingsrunden gedreht und sich nicht nur mit geistiger Arbeit ausgepowert.
 

„Nicht bei dir, alter Mann“, musste Aya dann doch das letzte Wort haben und lachte leise. „Sonst bist du gar nicht mehr einsatzfähig.“

Damit überbrückte er den letzten Abstand zwischen ihnen beiden und bettete seinen Kopf an Crawfords Schulter.
 


 

o~
 


 

‚Du liegst an einem weißen Sandstrand. Die Sonne kitzelt dir die braunen Fußrücken. Das Meer rauscht unweit von dem Ort, an dem du liegst und schläfst.

Langsam dringt dieses Rauschen in deine Wahrnehmung und du driftest vom Ort des Schlafes an den Ort der Dämmerung. Dorthin, wo du das Meer rauschen hörst, das sanfte Wiegen der Palmen im Wind. Neben dir liegt eine attraktive Rothaarige, du drehst dich im Schlaf zu ihr. Du weißt, dass sie neben dir liegt, schläft wie du.

Ihr Schlaf ist tief, ihre Träume ruhig und ereignislos.

Du öffnest blinzelnd deine Augen um ihr beim Schlafen zuzusehen, um ihre Lider über ihren violetten Augen liegen zu sehen.

Du wirst wach.’
 

‚Schuldig!’, blaffte Brad wenig begeistert in Gedanken und rieb sich über die Augen, fand sich in sehr direkter Nähe zu Ran liegend, fast schon auf Tuchfühlung mit seinem Gesicht.

‚Verdammt. Hast du nichts Besseres zu tun, als mich im Schlaf zu stören?’

‚Wenn du es so genau wissen willst. Nein.’ Schuldig trat gerade aus dem Shuttlebus am Flughafen heraus und machte sich auf den Weg um erst einmal ein Plätzchen zu finden, wo er gemütlich eine Zigarette rauchen und sich einen Drink genehmigen konnte. Sein Trolly folgte ihm brav auf Schritt und Tritt.

‚Willst du damit sagen, ich hätte mich nicht wenigstens ein bisschen bemüht, dir einen schönen Traum zu bescheren?’

‚Das hast du lediglich deshalb gemacht um mich so sanft wie möglich zu wecken, damit ich dir bei einer abrupteren Aktion nicht in den Arsch trete.’

‚Du kennst mich zu gut, Brad.’

‚Ich entnehme diesem Geplänkel, dass du keinen Stress, sondern Langeweile hast, oder weshalb beehrst du mich mit deiner geistigen Anwesenheit?’

‚Ich habe vor, dich in Bälde mit meiner körperlichen Anwesenheit zu beehren. Deshalb dachte ich mir, ich informiere dich und…’

Für einen Augenblick dachte Schuldig er hätte die Information, die er zufällig in Brads Gedanken las, falsch interpretiert.

‚Du schläfst mit Ran in einem Bett? So eng? Habt ihr was am Laufen?’, kam es schneller als er seine Zunge hüten konnte.

‚Wann kommst du hier an?’, blockte Brad gemeinerweise einen möglichen Informationsaustausch sofort ab. Im Keim erstickt.

‚Ich bin schon da. In einer Stunde bin ich bei euch.’

„Was?“, zischte Brad und ließ sich aufseufzend wieder in die Kissen sinken. An länger schlafen war also nicht zu denken.
 

Doch Schuldig hatte sich schon ausgeklinkt.
 


 

Die Unruhe neben ihm machte Aya für einen Moment lang auch unruhig, bevor er sich wieder in die Tiefen seines Schlafes zurückzog und sich an die wärmespendende Quelle anschmiegte. Sein Schlaf war traumlos und erholsam, obwohl oder gerade weil er sich neben dem Amerikaner befand.

Doch auch dieser tiefe Schlaf ging vorüber und er drehte sich auf den Rücken, nicht wirklich wach werden wollend.

Doch irgendetwas, das er nicht genau beziffern konnte, warnte ihn. Sein Instinkt vielleicht. Er sagte ihm, dass er aufwachen sollte, aufwachen musste, dass Gefahr bestand.

Auch wenn es schwer fiel, zog sich Aya aus der weichen Dunkelheit und riss die Augen auf, benommen noch vom unterbrochenen Schlaf.

Das Erste, was er bemerkte, war ein schweres Gewicht auf seinem Körper, das ihn auf die Matratze fesselte. Also doch!

Wer war sein Angreifer? Hatten sie Crawford auch schon?

Aya bäumte sich auf, wollte sich mithilfe seiner Hände wehren, die jedoch im nächsten Moment bewegungsunfähig auf der Matratze gehalten wurden. Selbst ein warnender Schrei in Richtung Orakel wurde ihm durch eine Hand auf seinem Mund verwehrt.

Wer in aller Welt war das?!
 

Schuldig hatte sich schon auf dem Weg hierher ausgemalt wie er Ran am Besten begrüßen wollte. Und diese überwältigende, leidenschaftliche Version war als einzig mögliche übrig geblieben.

Nun hatte er gut zu tun um Ran unten zu halten. Er ließ sein ganzes Gewicht auf ihn nieder und versuchte ihn unten zu halten, möglichst ohne zu reden, ohne sich zu verraten. Aber ihm machte es tatsächlich Spaß und er freute sich zu sehr Ran zu sehen und zu fühlen - auch wenn das Fühlen momentan schmerzhaft und später dann sehr blau sein würde – sodass er lachen musste und das nahe an Rans Wange. „Jetzt hör schon auf, wie soll ich denn da der Böse sein, wenn du mich halb vermöbelst dabei?!“, empörte er sich lachend, halb keuchend, denn Ran wehrte sich wirklich erfolgreich.

„Ich gehe und mache Frühstück“, tönte es von neben Schuldig in genervtem Tonfall und stand auf.

„Werdet fertig. Und keine Verunreinigungen jedweder Art auf der Bettwäsche, dem Boden und den Wänden.“
 

Mit der ihn knebelnden Hand noch auf den Mund stierte Aya erst die Gestalt über sich an, als die Erkenntnis dämmerte, wer ihn hier überfallen hatte, dann Crawford, der wie selbstverständlich Frühstück machen ging.

Das war...

...war...

...war...
 

...SO typisch Schuldig!
 

Auch wenn sein Herz noch wie verrückt raste, entspannte er sich unter seinem „Angreifer“ und grollte indigniert. Zumindest war das die erste Warnung, bis er seine Lippen zurückzog in fester Absicht, die impertinente Hand zu beißen.
 

„Nei… ein… nicht beißen!“ Schuldig spürte die Bewegung unter seiner Haut, zog seine Hand zurück, versetzte Ran einen Blitzkuss auf den Mundwinkel und wirbelte mit seinem „Opfer“ einmal herum, sodass dieses besagte Opfer auf ihm lag. „Ich könnte ja jetzt sagen, dass es mir Leid tut und der ganze andere Kram. Nur tut es das nicht, deshalb…“ würde er es lassen und lediglich dreist grinsen.

Seine Hände krochen unter Rans Hemd, strichen behandschuht wie sie noch waren über den unteren Rücken.
 

„Was MACHST du hier?!“, schoss es aus Aya heraus, die erste Frage, die ihm in den Sinn kam. Seine Stimme war etwas atemlos, als sich langsam der Schock des nächtlichen Überfalls legte und er sich durch die Dunkelheit hinweg Schuldig genau beschaute, der vermutlich bis auf seinen gerade ergangenen Angriff keine Verletzungen davongetragen hatte.

Ein erleichtertes Seufzen später folgte auch schon wieder das typische Augenrollen, als sich Aya nun bewusst auf Schuldig zusammensacken ließ und den anderen mit seinem vollen Körpergewicht spürte.

„Du bist jetzt schon wieder hier? Ist etwas schief gelaufen?“
 

„Nein. Alles in Ordnung. Es hab nur keinen Grund, länger dort zu bleiben als nötig. Spontanität ist immer besser und weniger vorherzusehen. Selbst für Brad offensichtlich nicht.“ Schuldig schmiegte Ran an sich, drehte sie beide zur Seite, sodass ihre Beine ineinander verkeilt lagen und er Rans Lippen mit seinen bestreichen konnte. Zart und vorsichtig betastete seine Zunge die Textur der Lippen, fühlte mit seinen nach und bat um Einlass.
 

Den bekam er, leidenschaftlich und auch ein wenig verzweifelt. Ayas Hand fand Schuldigs Hinterkopf und umfasste ihn hart, während er den Telepathen schmeckte und schließlich seufzend die Stirn an die seines Partners lehnte.

„Ja, selbst für ihn nicht. Du kannst froh sein, dass einer von uns beiden dich nicht umgebracht hat!“
 

Schuldig ließ sein Blumenkind gewähren und fühlte sich im Fokus der Sehnsucht des anderen.

„Was meinst du, warum ich Brad vorgewarnt habe? Glaub mir, das ist kein Zuckerschlecken, wenn der Kerl auf dir drauf liegt, dir den Arm verdreht und dir so die Fresse poliert, dass du keine Ahnung mehr hast, wer du bist und was du hier überhaupt wolltest. Nein, danke.“
 

„Ah, da spricht jemand aus Erfahrung... ich muss ja sagen: geschieht dir recht! Wer solche Aktionen startet, hat auch eins auf die Zwölf verdient!“ Aya grollte indigniert. „Was mich aber stört, Herr G.V., ist, dass Sie mich nicht vorgewarnt haben, sprich, mich nicht als adäquaten Gegner akzeptieren...“

Ayas Hände betatschten Schuldigs Körper, so als müssten sie sich sicher sein, dass es wirklich Schuldig war.
 

Schuldig zog ein unschuldiges Gesicht, allerdings versuchte er nicht zu dick aufzutragen, sondern ein Quäntchen mitleidheischende Reue einfließen zu lassen. Was schwer genug war.

„Jetzt hör mal. Wie sollte ich das denn tun? Klar hättest du dir einen runter holen können, damit ich dich telepathisch erreiche, aber das neben Brad? Womöglich als Zuschauer?“

Aya hörte es, dieses Quäntchen an Verarsche und beschloss, dass es seinerseits ein wenig Strafe verdient hatte.

„Wieso? Das habe ich gestern Abend auch gemacht und es hat ihm gefallen.“ Seine Stimme war ernst, mit einem eigenen Quäntchen an Verwunderung, warum Schuldig nicht daran gedacht oder nicht damit gerechnet hatte. So als wäre es das Natürlichste der Welt.

„Du lügst.“ Schuldig lächelte nachsichtig. „Und das wie immer grottenschlecht.“ Er küsste eine der Wangen und versuchte seine Hände aus den verhedderten Haaren herauszubekommen. Ein schwieriges Unterfangen, bei dieser Haarfülle und Länge.
 

„Du wünschst, dass ich lüge!“, lachte Aya und gab Schuldig aus seinen Haaren frei, umfing den Telepathen jedoch gleichzeitig mit seinen Beinen. So schnell würde er diesen impertinenten Deutschen nicht gehen lassen.
 

Und dieser wusste, dass Ran sich niemals vor Brad derart Preis geben würde. Niemals.

Deshalb lächelte er gönnerhaft und schmuste sich an. „Vergiss es, Ran. Deine schlechte Lügerei kannst du nicht besser machen in dem du zur Großspurigkeit übergehst. Du würdest nie… niemals… ich verdeutliche es noch… never ever dich vor Brad so ausliefern.“ Sie waren nicht so weit und es würde auch nicht so weit kommen zwischen den beiden. Sex zwischen Brad und Ran? Das wäre wohl interessant, vermutlich müsste er vorher die beiden auf Waffen kontrollieren, auf versteckte Fisitäten oder ähnliches.
 

„Vielleicht hat er sich auch vor mir einen runtergeholt?“, fragte Aya in der Hoffnung, dass Schuldig ihm wenigstens DAS glaubte.
 

„Ja?“ Auf Schuldigs Gesicht breitete sich ein ausgewachsenes Grinsen aus. „Das muss ich nachprüfen!“ Und flugs ging er dazu über sich von Ran loseisen zu wollen um zu Brad zu kommen. Es würde ein Heidenspaß werden, diesem von Rans Fantasien zu berichten. Das Kind, das er manchmal noch war, freute sich diebisch.
 

Womit Schuldig vermutlich nicht gerechnet hatte, war, dass Aya nun tatsächlich losließ, eben weil auch er sehen wollte, wie Crawford darauf reagierte, dass Schuldig nachprüfte, ob er sich nun wirklich selbst befriedigt hatte.

„Dann beeil dich, bevor er alle Spuren tilgt!“
 

„Wärks“, machte Schuldig abfällig und dreht sich noch im Aufstehen zu Ran um. „Hey… Brad ist nicht wie wir… der würde niemals wie wir zwei hier nach dem Sex in unseren Körperflüssigkeiten liegen bleiben und sich drin aalen.“ Schuldig grinste und war schon aus der Tür. Noch immer trug er seine Kleidung mit der er wieder zurück in die Heimat geflogen war.
 

Er trieb Brad in der Küche auf, der Morgenmantel war offen, der Gurt hing recht uns links an den Seiten herab und sah genauso müde aus wie sein Träger.

Brad machte Eier mit Speck, Toastbrote lagen bereit, nur um ihrer Bestimmung zugeführt werden zu können. Der Tisch war noch nicht gedeckt und Schuldig zog seine Lederjacke aus, warf sie über einen der Stühle und machte sich daran diese Aufgabe auszuführen.
 

Als er damit fertig war ging er hinüber zum Meisterkoch und lehnte sich mit den Unterarmen auf die Anrichte, blickte zu Brad hoch.

„Ran meinte, du hättest dir vor ihm einen runter geholt. Er meinte sozusagen zu seiner persönlichen Erbauung“, führte Schuldig jovial aus.

Brat würzte die Eier und warf einen sehr langsamen, sehr gelangweilten und vor Skepsis nur so triefenden Blick zu Schuldig.
 

Währenddessen hatte sich Aya in aller Ruhe den zweiten Morgenmantel übergestreift, das Nest seiner Haare mit einem genervten Schnauben auf den Rücken geworfen und stand nun im Kücheneingang, betrachtete sich die beiden.

Das teuflische Duo in Aktion. Früher hatte er sie gehasst, jetzt mochte er sie... irgendwie. Also einen liebte er, den anderen... nun... er akzeptierte Crawford in seiner Nähe, so konnte man es wohl ausdrücken.

„Das mit der persönlichen Erbauung stammt nicht von mir.“
 

„Natürlich nicht“, meinte Brad eindeutig spöttisch und kümmerte sich um den Speck.
 

„Ich weiß, dass er lügt. Er ist so schlecht darin, du glaubst es nicht wenn du es nicht selbst erlebt hast.“ Schuldig machte eine theatralische Handbewegung und das Wörtchen „schlecht“ wurde wirklich sehr betont.

„Er wird nie so gut werden wie du, Schuldig, das wissen wir alle.“ Brad blickte Schuldig nicht an und dieser zog unbemerkt von dieser Tat seine Lippen zu einer kleinen Schnute zusammen.

„Das will ich doch hoffen.“
 

„Wenn ihr schon über mich sprecht, als wenn ich nicht anwesend wäre, könnt ihr mir auch einen Kaffee machen“, mischte sich Aya in das Gespräch ein und ließ sich am Tisch nieder, beobachtete beide mit dunklem Blick.
 

Schuldig wandte sich halb um, seine Unterarme lösten sich von der Arbeitsfläche und er lehnte sich an selbige an, die Hände nach hinten auf die Kante aufgestützt.

Für einige Momente beobachtete er Ran, wie diese dunkle Gewitterwolke in ihren zerzausten Haaren dort saß und ihn mit beginnender Entladung Blitze zuwarf.

Er hatte sie vermisst… seine Gewitterwolke.

Nach dieser Erkenntnis ging er hinüber, schaltete das Radio ein. Er füllte Wasser in den Kaffeevollautomaten, startete den Mahlvorgang und zauberte Ran seinen Gutelaunekaffee.
 

Und langsam, aber auch ganz langsam, jedoch immer noch mit starr zusammengepressten Lippen, verzog sich eben diese Gewitterwolke und wurde freundlicher. Sie war zwar immer noch wolkig, aber weißwolkig, nicht mehr dunkel und bedrohend.

Aya taxierte die beiden mit sezierendem Blick, beobachtete Crawford beim Frühstück machen – einer sehr häusliche Tätigkeit – und Schuldig beim... Beobachten. Mal ihn, mal Crawford...

Aya zog ein Bein zu sich auf den Stuhl und stellte die Tasse auf das Knie.

„Wie ist es gelaufen in Amerika?“
 

„Gut. Die Clubs, die ich dort getestet habe, spielten gute Musik, nette Bars, nette Mädels und so…“, Schuldig setzte sich Ran gegenüber und feixte ihn an. Es kam ihm länger als vier Tage vor, dass sie getrennt waren und er konnte seine Augen kaum vom anderen lassen. Es war alles noch genauso wie er ihn verlassen hatte.

„Schade, dass Nagi nicht dabei war, wir hätten in Vegas ziemlich was reißen können“, missmutig rührte Schuldig in seinem eigenen Kaffee herum.
 

„Du warst in Vegas?“, kam es von Brad, der ihm einen eisigen Blick zuwarf, als er Ran seine Portion Eier mit Speck auf den Teller gab.

„Das war unplanmäßig.“

Schuldig fühlte sich in Erklärungsnot. Eigentlich hatte er es nicht erwähnen wollen, aber jetzt war es ihm so herausgerutscht.

„Wenn ich schon mal drüben war, dachte ich mir…“

„…dachtest du dir, du könntest ins Bellagio reinschneien und mal nach dem Rechten sehen. Hast du gespielt?“, fragte Brad und seine Laune sank um ein paar Grade.

„Nein, hab ich nicht“, murmelte Schuldig. „Zu auffällig. Hältst du mich für so verantwortungslos?“

„Du willst keine Antwort darauf?“ Brad stellte die Pfanne auf den Herd zurück und verließ die Küche. Er brauchte die Morgenzeitung noch für sein perfektes Frühstück.
 

„Vegas... und was wolltest du da? Das ist eine Stadt mitten in der Wüste mit lauter Casinos.“ Ayas Stimme enthielt kaum bezähmten Unwillen, die für ihn als Japaner nur natürlich war. Zumindest für ihn als eher traditionellen Japaner.

„Es ist bunt und künstlich...“ Er rümpfte die Nase. „Gefällt dir das?“
 

„Findest du Tokyo weniger bunt und künstlich?“ Schuldig begann zu essen. „Vom Lichterzirkus finde ich die beiden fast gleichauf“, meinte er trocken und zuckte die Schultern.

„Die Menschen dort sind… naja interessant für mich. Ich langweilte mich und brauchte etwas Abwechslung.“
 

„Deswegen liebe ich das Haus, das auf so mysteriöse Weise in meinen Besitz gelangt ist und so gar nichts mit der Großstadt zu tun hat“, schmunzelte Aya und nahm einen großen Schluck schwarzen Kaffees.

„Du hast wohl einen reichen Gönner“, Schuldig lächelte anzüglich, kam aber dann auf Rans Frage zurück.

Reicher Gönner? Er würde Schuldig gleich sonst was seinen reichen Gönnerarsch hochschieben.

Auch Aya fand einen Teller vor sich und bediente sich am Toast. Fast wie in alten Zeiten, befand er, als er noch die Frühschicht im Koneko hatte und der erste war, der im Dunkeln aufgestanden war.

„Was findest du an ihnen interessant?“

„Wie sie ticken. Es gibt wenige Orte auf der Welt wo so viele Gefühle, Begierden, Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen und all der negative Kram zusammen kommen.“
 

„Und das hat dich natürlich angezogen wie die Motto das Licht. Dadurch hast du den Auftrag gefährdet und dich selbst...“ Aya runzelte streng die Stirn.

„Ich sag das nicht gerne, aber ich muss Crawford zustimmen, wenn er das nicht gut heißt.“ Hinter diesem Gestrengen loderte jedoch etwas Teuflisches, das nur darauf wartete, Schuldig seine aus Langeweile geborenen Flausen auszutreiben, während eine andere Seite in Aya sehr gut den Drang des Telepathen verstand, sich mit seiner Gabe in ein Schlaraffenland zu begeben.

„Gar nichts habe ich gefährdet“, verteidigte sich Schuldig etwas lahm.

„Das was wir wissen wollten habe ich erfahren. Und bevor jemand zu viel Wind von mir bekommen hätte, habe ich mich verzogen.“

„Und das nach Vegas, wo an jeder Ecke mindestens zwei Kameras hängen“, kam Brad samt Zeitung wieder herein und strebte den Kaffeeautomaten an um sich sein morgendliches Lebenselixier zu brauen.
 

„Ich habe mich davon ferngehalten, okay?“
 

Brad antwortete nichts, aber er würde Schuldig den Ungehorsam bald austreiben, auf die eine oder andere Art.

Bei diesem Gedanken entspannten sich seine Gesichtszüge wieder etwas.
 

„Man könnte meinen, du hättest das aus Langeweile getan. Hier wiederum könnte man meinen, dass du nicht ausgelastet bist. Was wiederum daran liegen könnte, dass du nicht richtig ausgelastet wirst.“ Ayas Blick bohrte sich in Schuldigs und er lächelte leicht. Gerade so leicht, dass das vorher latent teuflische nun die Oberhand gewann und Schuldig eine sehr gestrenge Hand versprach.
 

„Ich übernachte heute… glaube ich“, er blickte Brad an, dessen Miene ähnliches versprach wie Rans. „… wo anders. Vielleicht hat Kudou noch ein Plätzchen für mich übrig. Vor dem bin ich wenigstens sicher“, fügte er murrend an und begann sein bereits kalt werdendes Frühstück zu essen.

„Nein nein... du übernachtest heute schön bei...“ Aya stockte minimal, war sich nicht sicher, ob er es wirklich aussprechen sollte, eben weil es so ungewohnt klang. Doch nach der letzten Nacht hatte er nicht wirklich das Recht dazu, sich dieses Wort zu verneinen. „...uns. Nicht wahr?“ Sein Blick schweifte zu Crawford.

„Wenn er von Nagi zurück ist und mit ihm die noch ausstehenden Pläne bearbeitet hat, die seit Tagen darauf warten, dann kann er bei „uns“ übernachten.“ Das erinnerte Schuldig irgendwie an die Sache mit Aschenputtel, den Linsen und der Asche. Als hätte Brad ihm die Extraarbeit aufs Auge gedrückt um ihn zu bestrafen.

Seine Mundwinkel zogen sich für einen Moment zu einer geraden unwilligen Linie und kehrten dann in ihre Ausgangsposition zurück.

Wenn er den beiden heute Abend in die Hände fiel hätte er nichts mehr zu lachen. Irgendwie musste er beide etwas milder stimmen. Nur wie?
 

„Wie wäre es, wenn wir heute Abend bei uns essen? Ich schulde dir schließlich noch eine Revanche für deinen Auflauf gestern?“, schlug Aya vor. Außerdem musste er in Schuldigs und seine Wohnung zurückkehren, damit ihre Hausdame ihnen nicht wieder zürnte, wenn sie solange alleine war.

„Außerdem wird der müde Krieger hier Hunger haben, wenn der Jetlag erst einmal zuschlägt. Nicht wahr?“ Seine Hand stahl sich zu Schuldig und drückte dessen kurz, bevor er wieder zu seinem Frühstück zurückkehrte.

Schuldig kniff leicht die Augen zusammen als hätte er eine Verschwörung aufgedeckt. So war das also: Ran spielte den Unschuldsengel und wollte ihn einlullen und nett zu ihm sein und dann…; im Bett würde er den Supermacho raushängen lassen.
 

Während Schuldig sich, in seinen düsteren Theorien, was seine nahe Zukunft betraf erging, hörte er nicht, wie Brad die Einladung annahm.

„Wir müssen die Daten auswerten. Es wäre sinnvoll in ein paar Tagen ein Treffen zu vereinbaren. Gegebenenfalls Manx noch dazu zu holen wäre nicht ganz abwegig“, meinte er nachdenklich.

„Sie könnte etwas über den momentanen Aufenthalt der Sondereinheit hier wissen.“

Aya nickte. „Es wäre sogar notwendig. Sie weiß ganz sicher etwas über die CIA. Glaubst du, es besteht eine Verbindung zwischen den Angriffen und der CIA? Sie könnten dafür verantwortlich sein, falls sie Interesse daran haben, Kritiker zu zerstören. Die Frage ist, warum jetzt?“

„Kritiker zerstören? Der CIA?“, hörte sich in Brads Ohren wirklich sehr unglaubwürdig an. „Wozu?“, fragte Brad beiläufig und blätterte eine Seite der Zeitung um.
 

„Und wenn ich zu müde bin?“, fragte Schuldig aus heiterem Himmel und blickte nach einem Moment auf, da offenbar weder Brad noch Ran etwas erwiderten.
 

Brad knickte die Zeitung um und blickte Schuldig indigniert an.
 

„Wa~as?“, fragte Schuldig. „Sind wir mit dem Abends-Essen-Thema schon durch?“
 

Auch Aya sah irritiert auf und wusste zunächst nichts mit Schuldigs Worten anzufangen.

„Kaum, Schuldig... kaum... vielleicht erst seit einer Stunde. Bist du sicher, dass du noch lange aufbleiben willst?“

Auch wenn es hier gutgemeinter Spott war, der Ayas Worte tränkte, so schlich sich doch auch ehrliche Sorge darunter.
 

„Ich bin nicht müde“, sprachs im Brustton der Überzeugung.

Er hörte Zeitungsrascheln und Brad verschwand wieder hinter dem Papier. „Dann kannst du uns ja noch ein paar Stunden mit überdrehter guter Laune auf die Nerven gehen“, sagte Brad nebenbei und biss in seinen Toast.

Wenn Schuldig es genau bedachte war er schon seit über 46 Stunden wach. Aber das musste er niemandem auf die Nase binden. Am wenigsten Brad.

Vielleicht sollte er sich etwas ausruhen. Nur ein wenig.

„Ich wusste gar nicht, dass diese großen, dunklen Augenringe in Amerika jetzt Mode sind, Schuldig? Zumindest deinen Schlafzimmerblick kann man sehr sexy nennen.“ Aya lächelte und bröselte ein kleines Stückchen Brot von seinem Toast, warf es Schuldig an den Kopf.

„Das Bett oben ist noch warm, leg dich hin und schlaf dich erst einmal aus, was hältst du davon, müder Krieger?“
 

Schuldig hatte das Gefühl ziemlich lange für die Antwort zu brauchen. Schließlich erhob er sich und zuckte mit den Schultern. „Gut, wenn ihr unbedingt alleine sein wollt um euer amouröses Abenteuer fortzuführen, möchte ich nicht stören“, sagte er spielerisch eingeschnappt und verließ die Küche ohne die beiden noch eines Blickes zu würdigen.

Er musste jedoch zugeben, dass er sich ein wenig auf das Bett freute. Er liebte es den Geruch von Brad und Ran in der Nase zu haben. Er ging hinauf ins Badezimmer, ließ die Kleidungsstücke fallen dort wo er sie auszog. Dann streunte er nackt wie er jetzt war hinüber ins Schlafzimmer und warf sich aufs Bett, wälzte sich einmal in den Laken herum und erst dann breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen aus.
 

„Ist sicherlich der Jetlag“, brummte Aya und nahm sich das Zeitungsblatt, das Crawford abgelegt hatte. Der allgemeine Teil, nichts wirklich Neues, die üblichen Morde, die üblichen Wohltätigkeitsveranstaltungen...

„Was ist noch älter als die Zeitung von gestern? Die Zeitung von heute, die von einem Orakel gelesen wird“, warf er zu niemandem Bestimmtes in den Raum und biss in seinen Toast, kaute recht müde auf dem Stück getoastetem Brot herum. Das war so typisch Schuldig, sie erst durcheinander bringen und sich dann verziehen.

Aya fühlte sich leicht... gerädert.

Brad lachte leise, was sich wie ein Schnauben anhörte und er klappte seine Zeitung zusammen um sie zur Seite zu legen, damit er essen konnte.

„Ich wusste gar nicht, dass du so kreativ bist.“ Brad hob eine Braue und begann damit in Windeseile sein Frühstück zu essen. Brad warf währenddessen interessierte unauffällige Blicke aus dem Fenster und somit in Richtung Ran. Er fragte sich wie lange der andere aushielt würde bevor er sich zu Schuldig gesellen würde.

„Ich auch nicht.“ Wirklich kreativ war das ja nun nicht gewesen.
 

Aya hat es nicht wirklich eilig, zu Schuldig zu kommen, da dieser sicherlich froh war, wenn er in Ruhe gelassen wurde. Zumindest würde Aya Schuldig im Moment für etwas anderes besuchen als dieser wollte...

Vor seinem inneren Auge liefen da so einige Fantasien ab, die nicht ganz jugendfrei waren. Ganz und gar nicht.

„Man könnte meinen, du hättest Angst, dass ich dir etwas weg esse, so schnell, wie du isst.“ Aya sah hoch und schmunzelte, hatte er die flinken Bewegungen des andere durchaus wahrgenommen.

„Es wird kalt. Und ich möchte die Zeitung weiter lesen.“ Er hätte es eher als zügig denn als schnell bezeichnet.
 

„Willst du da oben nicht nach dem Rechten sehen?“ Brad lehnte sich ein paar Minuten später mit seiner Tasse zurück und fischte sich wieder die Zeitung heran.

„Wer weiß ob er nicht in der Dusche oder in der Badewanne eingeschlafen ist.“

„Da zieht sich jemand aber ganz geschickt aus der Verantwortung. Gleiches Recht für alle, mein lieber Brad Crawford, auch du kannst durchaus nach oben gehen und dich vom Rechten überzeugen.“ Aya hob bedeutungsvoll eine Augenbraue und sein Blick drückte sehr viel Skepsis anhand der Faulheit des anderen aus.

Was nicht bedeutete, dass Aya das nicht auch gerne würde, doch, was er früher nie gedacht hätte, war er der Meinung, dass nicht nur er ein Recht auf Schuldig hätte oder ein Recht darauf, den anderen zu bemuttern.

„Das könnte ich. Doch es wäre ineffizient. Er wartet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf dich, gemessen an der Häufigkeit der Momente in denen er dich beobachtet hat.“ Brad ließ sich von Rans haltlosen Argumenten nicht täuschen. Vermutlich wäre es weniger gesprächlastig und entspannter für seinen weiteren Morgen wenn er den Japaner hochtrug, ihn ablud und die Zimmertür von außen absperrte. Für die nächsten Stunden.
 

„Du und deine Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Du weißt, dass es einen Faktor gibt, den jede Wahrscheinlichkeitsrechnung fürchtet: Schuldig selbst.“ Aya machte eine dramatische Pause und trank seinen Kaffee leer.

„Was ich damit sagen möchte ist, dass er dich genauso gerne sehen will wie mich auch, und wenn ich gehe, dann gehe ich nicht alleine. Oder willst du ihn etwa traurig machen?“ Nicht, dass es etwas zählen würde in der Rechnung des Brad Crawford.

„Das klingt selbst für dich an den Haaren herbei gezogen“, bemerkte Brad trocken. Und dabei rühmte sich Ran Schuldig zu kennen.

„Bewege deinen Hintern zu ihm hinauf. Du kannst ihm einen schönen Gruß von mir bestellen und ihn dann – wenn der tränenreiche Ausbruch kommen sollte – trösten. Auf die alt bewährte Art.“
 

Gerade weil Aya Schuldig kannte, hielt er es nicht für an den Haaren herbeigezogen. Schuldig sehnte sich nach Crawfords Stärke ebenso sehr wie nach seiner.

„Beweg deinen Hintern doch selbst rauf, du faules Stück“, kam es daher entsprechend indigniert zurück. Natürlich würde er zu Schuldig gehen, aber er würde dem Telepathen erst einmal einen kleinen Schlafvorsprung von... zwanzig Minuten lassen, bevor er über ihn herfiel.

„Hast du ihn denn wenigstens schon richtig begrüßt? Ich würde mal wetten, nein.“

„Wozu?“, fragte Brad und man konnte gut das Desinteresse an der Antwort heraushören, so abwesend klang diese Frage.

„Dafür, dass er mich im Schlaf überfallen hat, mir den Schlaf GERAUBT hat, und dann diesen Zirkus mitten in der Nacht veranstaltet… wie soll da deiner Meinung nach die Begrüßung ausfallen?“
 

„Man sollte nicht meinen, dass ihr mehr als Arbeitskollegen wärt, wenn man dich so sprechen hört. Das ist Schuldig, deswegen empfindest du mehr für ihn.“ Aya machte es Spaß, Crawford zu triezen und dessen Argumentation, die in seinen Augen etwas schwach war und nur auf dem verletzten Anführerstolz fußte – er hatte schließlich auch kein Theater veranstaltet, mitten in der Nacht aus dem Bett geholt zu werden - zu zerschießen. Und den anderen dazu zu bekommen, dass dieser mit ihm nach oben ging. Alles zum Wohle Schuldigs, der sicherlich auf sie beide wartete.

„Zumal, alter Mann, du wirst wohl mal mit zwei Stunden Schlaf weniger auskommen.“

„Du kannst dir die Zeit weiter damit vertreiben meine Multitaskingfähigkeiten zu testen in dem du mir ein Gespräch aufhalst und ich weiterhin Zeitung lese, oder du kannst dieses unsinnige Unterfangen beenden und zu Schuldig hochgehen und dich zu ihm legen. Mit Sicherheit schläft er jetzt und wird deinen Avancen kaum Aufmerksamkeit zollen.“
 

„Wie du schon sagtest: mit Sicherheit schläft er jetzt und ich habe Zeit, mich zu ihm zu legen.“ Aya zuckte mit den Schultern und raffte die Zeitung wieder hoch. Ja, er würde zu Schuldig gehen, aber nicht jetzt. Er hatte noch sein Frühstück auf dem Teller und eine zweite Tasse Kaffee würde er auch noch trinken, bevor er sich bei Schuldig einkuschelte und vermutlich den Rest des Tages dort oben verbringen würde.

Nein, er würde sich nicht hetzen, denn er musste stark bleiben. Auch im Sinne der Angstbekämpfung, der Bewältigung der Trennungsangst.

Das Telefon klingelte und Brad erhob sich.

„Wie du meinst“, fügte er abschließend dazu und ging hinaus in den großen Eingangsbereich.
 

Nein, Aya musste nicht das letzte Wort haben. Deswegen schwieg er auch jetzt und ließ den Amerikaner machen, wie er wollte, bevor er sein Frühstück beendete, noch kurz den Rest der Zeitung überflog und sich dann auf den Weg nach oben machte. Alleine.

Leise schob er die Zimmertür beiseite und trat in den Raum, schob sie dann wieder hinter sich zu.

Da lag er, der unschuldige Telepath und schlief, als könne ihn kein Wässerchen trüben, seinen Hintern halb unter der Decke hervor stibitzend. Aya könnte Schuldig stundenlang ansehen.

Während Brad in die Küche zurückkehrte und damit begann die herrenlos zurückgelassenen Geschirrteile in den Spüler zu räumen, schlief Schuldig den Schlaf der Gerechten. Er war ziemlich schnell eingeschlafen.
 

Was sich Aya zunutze machte, als er sich zu Schuldig auf das Bett legte, jedoch vorsichtig, damit er den anderen nicht aufweckte.

Sein Gesicht war dem des Telepathen zugewandt und er musste über den entspannten Gesichtsausdruck lächeln. Ebenso, über den kleinen Speichelfaden, der das Kissen benetzte.

Das war Entspannung in Reinform.
 

Brad kam tatsächlich nach oben, allerdings wäre es ihm im Traum nicht eingefallen ins Schlafzimmer zurückzukehren, sondern er ging direkt ins Badezimmer um sich zu duschen.

Kommentarlos hob er die zerstreut auf dem Boden liegenden Kleidungsstücke auf und legte sie über den Kleiderständer. Während er sich damit beschäftigte Rasierschaum auf die Stellen, die es nötig hatten, aufzutragen, dachte er an das Gespräch zwischen ihm und Ran in der vergangenen Nacht zurück. Was für verworrene Gedankengänge der Japaner hatte war ihm teils schon ein großes Rätsel. Was die Tendenz betraf Schuldig als Top-Nervensäge zu übertreffen hatte er heute einen grandiosen Vorsprung errungen.

Diese Fragerei bezüglich Schuldig und ihm war hart am Limit zu einem echten Ärgernis zu werden…
 

Eben jenes Ärgernis war nun ganz friedlich, als es neben Schuldig lag und ihm langsam über die ausgestreckten Haarsträhnen strich, während ihm die Idee kam, sich zu rächen. Für diesen impertinenten Überfall zu rächen.

Natürlich auf noch gemeinere Art und Weise.

Das gefiel Aya, sehr gut sogar.

Sanft zog er das Laken von Schuldigs Hinterteil und strich mit seiner Hand über die festen Rundungen, spitzte zwischen sie.
 

Schuldig spürte die Berührungen und da er noch nicht lange schlief driftete er auch schon bald wieder in einen halbduseligen Zustand. Er zog sich das Laken höher und kippte sich selbst mehr auf den Bauch. Da er sehr müde gewesen war – entgegen seiner fadenscheinigen Argumentation – dachte er nicht daran gänzlich wach zu werden. Er seufzte lautlos und rieb seine Nase im Kissen.

Perfekt.

Auch wenn Schuldig ihm schon fast Leid tat ob dessen, was er nun vorhatte, so beschlich Aya doch ein vorfreudiges Grinsen, als er sich weiter über sein Zackelschaf beugte und langsam, bedächtig das Laken hinunterzog, sodass eine Pobacke freigelegt war. Nicht zu viel auf einmal, sonst würde er auffliegen...

Doch auch das spielte nun keine Rolle mehr, als er sich über Schuldig beugte und die besagte Pobacke mit seinen Zähnen bedachte, firm und zärtlich, jedoch durchaus fest!

Das brachte Schuldig dazu das „Übel“ wegstreichen zu wollen und seine Hand klatschte ungebremst gegen ein Hindernis als er in Richtung des störenden „Übels“ wollte. Schlussendlich murmelte er etwas von wegen „hundemüde“ und seine Stimme hörte sich ziemlich verschlafen an.
 

Autsch.

Aya war zurückgezuckt, als Schuldigs Hand auf seine Wange zugesaust gekommen war, doch nicht schnell genug. Nicht wirklich schnell genug, denn nun brannte es ziemlich in seiner linken Gesichtshälfte.

Sich nun – die allerletzte Geheimwaffe – auf Schuldig drauflegend der Länge nach, piekte er den anderen.

„Hey du Brutalo!“
 

Schuldig wischte sich zunächst übers Gesicht um zu sich zu kommen. Sein Herz jagte wie wild und er fühlte sich wie erschlagen. „Was?“, nuschelte er völlig neben sich und räusperte sich.

Aya ließ sich von Schuldig hinunterrollen und strich ihm über die wirren Haare.

„Ich habe Order vom großen Meister, dir Gesellschaft zu leisten.“ Er lächelte und schmatzte Schuldig auf die Lippen.
 

Die Augen noch geschlossen haltend, blinzelte Schuldig und rieb sie sich einmal bevor er wirklich sagen konnte, dass sein Herz weniger raste und er sich wieder etwas normaler fühlte als eben.

„Du… willst damit sagen…, dass du nicht schuld bist mich so geweckt zu haben… sondern, dass Brad die alleinige Schuld trägt, weil er gesagt hat du sollst mir Gesellschaft leisten und du es so ausgelegt hast –praktischerweise – mich aufzuwecken.“ Er sah sich um. „Wie spät ist es eigentlich? Hab ich lange geschlafen? Ich fühl mich wie gerädert.“

„Wie lange? Genau eine Stunde... und es ist genau sechs Uhr morgens.“ Aya legte sich neben Schuldig auf die Matratze und betrachtete sich den anderen Mann.

„Ja, will ich sagen. Er war schuld, er hats befohlen.“ Nicht, dass er die Befehle des anderen annehmen würde.
 

„Wie ich bereits sagte… du bist ein schlechter Lügner, Ran“, Schuldig lachte mit verschlafener und rauer Stimme und lächelte breit.

Als wenn Schuldig das in seinem Zustand noch beurteilen könnte, maulte Aya innerlich über diese infame Unterstellung.

Schuldig lag auf dem Rücken und blickte gen Decke. „Ich bin trotzdem noch müde.“

„Dann solltest du schlafen“, kam es mit teuflischer Zufriedenheit in der Stimme von Aya und er kuschelte sich an Schuldig.

„Um mir das zu sagen hast du mich geweckt? Rieche ich hier den rauchig kalten Duft der Rache, mein Lieber?“, murrte Schuldig und hatte bereits die Augen wieder geschlossen.

„Vielleicht sollte ich dir erzählen was ich alles in Vegas „getrieben“ habe um mich zurückzurächen“, sagte er spitz und konterkarierte die vermeintlich böse verbale Retourkutsche mit einem Gähnen. Nur um sich samt Ran in die Decke einzukuscheln.
 

„Du? Getrieben? Sicherlich.“ Ayas Augenbraue war hoch erhoben, als er sich bereitwillig von Schuldig einkuscheln ließ, selbst an der Grenze zur Müdigkeit.

„Mein Lieber, eher würde Youji die Finger von sämtlichen Frauen und Männern lassen, als wenn du dich in Vegas fremdvergnügen und es mir nachher noch unter die Nase reiben würdest.“ Amüsement tränkte seine Stimme und er hauchte Schuldig einen Kuss auf die Stirn.

Diese gar für Schuldigs Ohren niederschmetternde Antwort ließ ihn sein Gesicht leidend verziehen und seine Mundwinkel schmollend schürzen. „Was soll das denn heißen? Willst du damit sagen, du wärst überhaupt nicht eifersüchtig auf die Heerscharen von Frauen und Männern, die mich haben wollten und um meine Gunst buhlten? Heißt das also, du bist dir meiner SO sicher?“
 

Aya sah verwundert auf Schuldig.

„Ja natürlich“, kam es vermutlich NOCH entmutigender von seinen Lippen. „Außerdem war ich eifersüchtig, du weißt genau, auf wen und du kannst dich ebenso genau auf deine Reaktion darauf erinnern. Warum sollte ich mir nun Sorgen um unbekannte Männer und Frauen machen?“ Seine Stirn hatte sich in tiefe Furchen gelegt und Aya hatte sich mittlerweile auf einen Arm hochgestemmt.

„Hmm“, machte Schuldig und war erst einmal ruhig und vor allem ein bisschen eingeschüchtert. Brad zählte bei dieser Rechnung irgendwie nicht viel, befand er. Denn Brad … „…der zählt doch nicht“, murmelte Schuldig.

„Bei ihm ist es anders als bei dir.“ Schuldig rieb sich übers Gesicht und nahm die Arme unter den Kopf um sie dort zu verschränken.
 

Ayas Gesicht war ein ganz großes Fragezeichen. „Was soll denn da anders sein? Eifersucht ist Eifersucht, ob nun ihm gegenüber oder dir. Und du hast mir gezeigt, dass ich keinen Grund zur Eifersucht habe, nicht nur bei ihm, sondern auch bei allen anderen. Oder machst du da Unterschiede?“ Amüsierter Unglaube schlich sich in Ayas Worte.

„Klar mach ich Unterschiede. Ich mach immer Unterschiede!“, entrüstete sich Schuldig. „Ich kann doch nicht jeden gleich behandeln.“ Schuldig kaute auf der Innenseite seiner Unterlippe herum und betrachtete sich die entfernte Decke des Raumes.

„Die Sache mit Brad habe ich nur wegen deiner… sagen wir Erlaubnis. Wobei… es da ja noch nicht viel gibt. Würde ich jetzt mit jemandem in den Staaten rummachen, hätte ich folglich keine Erlaubnis also könntest du rein hypothetisch ja wohl den Anstand haben und gefälligst wenigstens ein bisschen Eifersucht zeigen.“

Das war schon frustrierend. Jetzt war der eigene Freund noch nicht einmal mehr eifersüchtig. „Ich steh wohl schon zu stark unterm Pantoffel“, sinnierte Schuldig und dachte bereits darüber nach wie er diesen Umstand rückgängig machen konnte. Seine Augen schmälerten sich…

Aya sah diesen Gedankengang genau... dazu musste er noch nicht einmal über telepathische Kräfte verfügen.
 

„Tust du das? Dann steht, jeder, der in einer Beziehung treu ist, unter dem Pantoffel, unter anderem auch ich. Es scheint mir fast, als wäre nur Eifersucht ein für dich schlüssiges Kriterium für Liebe.“ Dafür, dass sie beide eigentlich müde waren, waren ihre Diskussionen schon nahe am Philosophischen.

Schuldig hob eine Braue. „Sagte ich das?“

„Direkt nicht, nein. Deswegen sagte ich ja auch, dass es mir fast so scheint“, entgegnete Aya. „Ich will es aber nicht hoffen“, fügte er schließlich mit einem Lachen hinzu.

„Es war eher ein grundlegender Gedanke. Wenn man sich einer Sache so sicher ist, oder zu sicher ist, schätzt man sie dann auch oder nimmt man sie als gegeben hin mit der Zeit? Beispielsweise unsere Sicherheit. Wir haben unsere Sicherheitsmaßnahmen als ausreichend empfunden und offenbar hat sich eine gewisse Geruhsamkeit und dadurch Schlampigkeit bei uns eingestellt. Wir haben unsere Sicherheit nicht mehr so geschätzt wie früher, sonst hätten wir mehr dafür getan. Oder sehe ich da etwas falsch?“
 

„Du vergleichst gerade unsere Sicherheit und die Maßnahmen, die wir und ihr getroffen oder nicht getroffen habt, mit meiner Liebe zu dir?“ Ein wenig Empörung war schon in Ayas Stimme, als er Schuldig gleichzeitig versöhnlich über das Gesicht strich.

„Das kannst du nicht vergleichen, denn mir wird nie langweilig mit dir und bei uns wird sich nie Gewohnheit einschleichen. Dazu muss man bei dir einfach zu sehr darauf achten, dass du keine Idee bekommst, die deine Umgebung in komplettes Chaos stürzt.“ Diese Aussage war einen Kuss wert, befand Aya und der Chaot bekam einen kleinen auf den Haarschopf.

„Ja, wir waren alle schlampig, was unsere Verteidigung angeht. Und nein, wir werden nie schlampig, was unsere Beziehung angeht.“
 

„Wir haben noch nicht einmal das erste Jahr vollendet und du sprichst schon von Schlamperei in unserer Beziehung?“, entrüstete sich Schuldig gespielt und zog eine Schnute. Vielleicht konnte er mit diesem Gesichtsausdruck noch ein paar Streicheleinheiten und Küsse abfassen.

Dachte Schuldig. Irrte sich aber... gewaltig. Unglauben stand in seinen Augen, als er Schuldig dabei beobachtete, wie dieser eine Schnute zog.

„Schlamperei“, murrte auch er nun und ließ sich auf den Rücken fallen, verschränkte die Arme. „Als ob.“ Er tat für Schuldig mehr, als er jemals in einer anderen Beziehung getan hatte... zumal er es mit Schuldig zum ersten Mal richtig ernst meinte.

Als wenn er da schlampig gewesen wäre!
 

„Hee!“, entrüstete sich nun Schuldig aufgrund der erhofften, aber ausgebliebenen Liebkosung. Er blickte hinunter zu Ran und ein schelmisches Lächeln begann sich seine Mundwinkel entlang zu hangeln.

„Du meinst wir waren sehr akribisch und haben alles richtig gemacht?“, fragte er scheinheilig, sich auf die Seite drehend. Der Finger seiner rechten Hand strich kosend über Rans Wange. Er hatte das Gefühl, dass er sich immer noch nicht an diesem störrischen Japaner satt gesehen hatte. Irgendwann musste sich doch eine Art Sättigungsgefühl einstellen… oder? Momentan jedoch verspürte er eher Heißhunger.
 

Eine Weile lang – zwei Sekunden – ignorierte Aya Schuldigs Berührung, dann kam sein Blick langsam zu dem Telep... hungrigen Wolf, der ihn gierig anstarrte. Überrascht von dem Blick weiteten sich seine eigenen Augen für einen Moment lang, doch dann musste auch er lächeln.

„Nein, das ganz sicher nicht. Aber wir haben das Beste aus der Ausgangssituation gemacht, was wir hätten machen können und darauf sollten wir stolz sein.“

Seine Finger haschten nach Schuldigs und bedachten diese mit einem sanften Kuss, bevor er in den Zeigefinger biss.

„Hungrig?“ Schuldig zupfte spielerisch an seinem Finger, der immer noch ein Gefangener der japanischen Beisserchen und ihres Herrchens war.

„Hat Brad dich etwa nicht ausreichend… bedient? Mit seinen Künsten… Kochkünsten?“, stellte er klar, nicht, dass Ran hier etwas missverstand.
 

„Mit seinen Kochkünsten schon...“, konnte es Aya sich nicht nehmen lassen, Schuldig nun seinerseits herauszufordern. Widerwillig ließ er die Finger des anderen gehen und seufzte schwer. Sehr schwer dafür, dass Crawford und er nur eines getan hatten: zusammen geschlafen. Und zwar nebeneinander und nicht miteinander.

„Was ist los?“, reagierte Schuldig auf das Seufzen, beugte sich hinunter und küsste Rans Ohrmuschel, die wie er wusste für den anderen eine empfindliche Region war.

„Du hast mir gefehlt!“, kam es schließlich zurück und Ran schloss die Augen, wohlig schaudernd.
 

Schuldig lachte leise an Rans Ohr wohlweislich denn Ran schauderte stets wohlig wenn er dies tat. „Du meinst die Enthaltsamkeit vor der Abreise war nicht gerade förderlich für dein Allgemeinbefinden?“

Seine Hand strich über den Stoff von Rans Shirt, blieb in Höhe des Bundes liegen.

Aya verfolgte den Weg der Hand und sein Blick drückte durchaus Skepsis aus.

„Gerade warst du noch müde... wie ich dich kenne, hörst du gemeinerweise mittendrin auf. Und nein, so sexbesessen bin ich nicht, aber schön wär‘s trotzdem!“

„So sexbesessen bist du nicht? Aber du schließt auf das unschuldige Daliegen meiner Hand auf deinem Bauch darauf, dass ich dich flachlegen möchte?“ Schuldig spitzte die Lippen und verengte besserwisserisch die Augen. „Ich finde, da könnte der eine oder andere durchaus von Sexbesessenheit sprechen.“
 

Er wurde hier verarscht, allen Ernstes verarscht.

Aya hob eine Augenbraue.

„Nun, ICH sprach ja von Sexbesessenheit im Vergleich zu dir. Und an deine reiche ich nicht heran.“ Wohlig räkelte er sich und grinste unverschämt.

Schuldigs Hand blieb an ihrem Platz, nur legte Schuldig sein Haupt auf Rans Brust. „Stimmt. Da ist was dran. Deshalb übe ich mich heute in Enthaltsamkeit. Vielleicht sollte ich eine Entzugsklinik besuchen. Ein rascher kalter Entzug“, sinnierte er.

Ohne Ran und ohne Sex. Das war der Tod.

Das wusste auch Aya und man sah es in seinen Augen.

Doch er bettete seinen Kopf auf Schuldigs und zog den Telepathen näher. „Mein deutsches Zackelschaf“, murmelte er zufrieden und grollte besitzergreifend. Schuldig war seiner. Seiner ganz alleine, durchzuckte es ihn plötzlich.

Schuldig ließ sich ziehen und ließ die Lider träge zur Hälfte hinab gleiten.

Ran sollte ihn nicht mehr loslassen wenn es nach Schuldig ging.

Seine Hand schlich sich unter Rans Shirt und er ließ sie flach dort liegen. Er legte sich gemütlich hin und driftete langsam wieder in einen erholsamen Schlummer.
 


 

o ~
 


 

Fortsetzung folgt…

Vielen Dank für’s Lesen.

Bis zum nächsten Mal!

Coco & Gadreel
 

Diese und unsere anderen Geschichten findet ihr auch unter

http://gadreel-coco.livejournal.com

Viel Spaß beim Stöbern!



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