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Der Glasgarten

von

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Ein kuschliges Gefühl

Ein kuschliges Gefühl
 


 


 

o∼
 


 

„Ehm...“ war alles, was Schuldig im Moment vernünftiges einfiel, als sich ein graubraunes Etwas mit schwarzweißem Gesicht an Hidaka drängte und schniefende Geräusche von sich gab. Sie hatten es bis hier runter geschafft und ihm fiel tatsächlich nichts Schlaueres ein als diese paar Buchstaben? Wo war seine große Klappe hin wenn er sie mal brauchte?
 

Ran stieß die Tür komplett auf und sah sich um, erst dann trat er vorsichtig in den Raum ein. „Ken, kannst du mich hören?“
 

Ken hob beide Hände, die zwar noch gefesselt waren, aber durch das Öffnen der Tür einen Mechanismus aktivierten, so von ihrer Wandfessel abgefallen waren und nun in seinem Schoß lagen. „A...ya?“
 

„Ja, wir sind’s...“ sagte Aya und erkannte im gleichen Augenblick... „Das ist nur ein Kostüm“, an Schuldig gerichtet. Er steckte sein Schwert in die Scheide und kam näher. Schuldig blieb weiterhin in der Tür stehen. Jetzt sah er auch das Fell, die Ohren eines Waschbären. Ran trat näher und das schniefende Etwas drehte ihnen das kleine Gesicht zu.

„Hey... wer bist du denn?“ fragte Aya leise und mit sanfter Stimme, als er die Kinderaugen auf sich gerichtet sah.

Das Kind, dessen Gesicht schwarz bemalt war, mit weißen Gesichtszeichnungen um die Augen, weinte leise vor sich hin. Das bemalte Gesicht war tränennass und aus der Nase lief ihm Rotz, den es hin und wieder wegwischte.

Es schüttelte den Kopf und schniefte wieder herzerweichend. Wo kam dieses Kind her?

„Das ist Lilli, der Waschbär“ stellte Ken sie mit brüchiger Stimme, aber einem Lächeln vor und hob vorsichtig den Kopf. „Lilli, darf ich dir Ran vorstellen? Er wird uns hier rausholen.“ Ken bewegte sich vorsichtig und stöhnte vor Schmerz auf.
 

„Kannst du laufen?“ fragte Ran in Richtung Ken, sah aber das Mädchen dabei an.
 

Das Kind nickte im Glauben daran, dass ihr die Frage galt.
 

„Hilf mir auf.“ Ken konnte es nicht genau sagen, er hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, um das unter Beweis zu stellen. Ran half dem knienden, an der Wand lehnenden Freund auf die Beine, die jedoch einzuknicken drohten. „Schuldig kannst du das Kind nehmen?“
 

„Ich denke nicht“, sagte dieser langsam aber entschieden und starrte immer noch wie hypnotisiert das kniende Fellknäuel mit dem verheulten Gesicht an, das nun aufstand und sich ihm zuwandte. Es schniefte noch einmal und sah ihn dann aufmerksam an.
 

Ran sah, dass zwischen den beiden etwas lief. „Wir haben nicht viel Zeit, Schuldig, ich nehme das Kind, du Ken, los jetzt“, sagte Ran ruhiger als er sich fühlte.

„Ken... gibt es hier etwas... dass wir abholen sollten? Daten, ein Paket, irgendetwas?“

Ken schüttelte den Kopf und versuchte den Schmerz weg zu atmen, der in seinem Magen herrschte... und seinem linken Knie, sowie seinem linken Knöchel.

„Das Kind... es ist das Kind... so ein großer Typ sagte mir, dass ihr kommen würdet, um das Kind abzuholen. Es soll zu Schwarz“, er wandte den Kopf und nahm Schuldig in Augenschein. Schwarz waren gekommen, um ihnen hier herauszuhelfen?

„Ich... Crawfords Schwester... ich bin mit ihr hier... ich weiß nicht, wo sie ist. Aber der Typ sagte, wenn wir das Kind raus bringen, wäre sie in Sicherheit. Wie kommt ihr überhaupt hierher?“
 

„Lange Geschichte“, murmelte Schuldig und kam auf sie zu. Er packte sich Ken kurzerhand unter der Schulter und nahm ihn auf seine eigene. Ken ächzte geplagt weil sein Magen nun erhöhtem Druck ausgesetzt war. „Kotz ja nicht, Weiß“, drohte Schuldig.

Ran konzentrierte sich auf das Kind. „Du musst mit uns mitkommen, Lilli, ist das okay?“
 

Das Mädchen nickte, obwohl man es als solches nicht erkannte bei all dem Kunstfell und der Schminke. Sie hatte einen kleinen, schwarzen Kinderrucksack auf dem Rücken und eine rosafarbene Umhängetasche in Form eines Pudels. Wie alt war sie? Fünf, sechs, sieben Jahre alt?

„Finni hat gesagt, dass ich mitgehen soll“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

„Du bist sehr tapfer, Lilli. Gibst du mir deine Waschbärenpfote?“ er hielt ihr seine Hand hin und sie streckte die Fellpfote aus. Er ergriff sie und richtete sich dann auf.
 

Ran wies ihnen den Weg und sie gingen den Flur weiter, bis sie auf eine offene Tür stießen. Sie gingen hindurch ein paar Stufen weiter nach oben, dann durch eine weitere offene Tür bis sie einen langen schmalen Gang entlangsehen konnten, dessen Ende nicht zu erkennen war. Es roch nach Erde. Ein Fluchttunnel?

„Los“, sagte Ran und sie gingen zügig, soweit das möglich, war weiter.
 

Das war das Paket? Ein Kind?

Aber was für ein Kind? Es war nicht normal, soviel stand fest. Genauso wenig normal wie Schuldig und der Rest von Schwarz. Und wieder stellte er sich die Frage, was dieser Asugawa damit bezweckte, und wer er war.
 

Auf halber Strecke brauchten Ken und auch Schuldig eine Pause. „Wir ruhen uns hier etwas aus“, sagte Ran zu dem Kind im Waschbärenkostüm und sie sah zu ihm hoch. Sie nickte und ließ sich auf den Boden plumpsen. Als Ran bemerkte, dass sie sich mit ihrem rosa farbenen Pudel beschäftigte, ging er zu Ken hinüber. „Schaffst du es?“

Kens Gesicht war vor Anstrengung weiß, aber er nickte. „Wird gehen. Ich versuch jetzt zu laufen.“

Schuldigs Gesichtsfarbe sah nicht besser aus und er war zutiefst beunruhigt. Das erkannte Ran daran, dass er viel zu ernst und zu still war. Er sah das Mädchen an, als wäre es der Teufel höchstpersönlich.

Ran versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, indem er ihm über die Wange strich. „Sie ist eine von euch?“

Schuldig nickte und seufzte niedergeschlagen. „Ich... ich denke...“ er wandte ihm die aufgewühlten, grünen Augen zu. „das ... aber wenn ja, dann ist sie das Problem, dass wir mit SIN haben. Ich fühle mich in ihrer Nähe... extrem seltsam.“ Er fühlte sich bedroht.

„Wie mit der Droge in China? Oder wenn du versuchst, mich zu lesen?“
 

„Nein. Es ist, als wäre ich nie ein Telepath gewesen.“ Schuldig schluckte und blinzelte.
 

Schuldig hatte Angst.

„Wir sollten weiter“, sagte Ran dann. Sie mussten raus hier und Schuldig etwas Abstand zu dem Kind gewinnen lassen, damit er sich wieder in den Griff bekam.

Schuldig stützte Ken und humpelnd kamen sie wieder voran. Am Ende des Tunnels war eine Tür. Ran blieb bei Ken und Lilli, während Schuldig versuchte, sie zu öffnen. Was ganz gut gelang mit etwas Nachdruck und schieben, denn wie er bemerkte, war ziemlich viel Gestrüpp und Erdreich vor der Tür. Sie kamen in einem Gebüsch heraus. Schuldig sah sich draußen um und fand einen Wagen direkt vor dem Eingang stehen. Die Schlüssel steckten und auf dem Beifahrersitz lag ein Zettel auf dem stand:

-Keine Wanzen, Kein Sender, Nummernschilder ausgetauscht, vollgetankt -A.-
 

Asugawa hatte wirklich an alles gedacht und langsam keimte in Schuldig der Verdacht auf, dass das tatsächlich alles nur wegen dem Kind veranstaltet wurde. Sollte er glauben, dass Asugawa das Kind von hier wegbringen wollte, weil es ein PSI war?

Schuldig schnaubte und kehrte zu Ran zurück. „Draußen steht ein Wagen.“

Ran nickte und sie kletterten ins Freie, setzten Ken auf den Rücksitz und schnallten ihn an.

Ebenso das Kind, das sich in den Kindersitz setzte und bereits nach dem Sicherheitsgurt fahndete. Ran half ihr dabei, war aber nicht eben gerade ein Experte für derlei Dinge. Das Mädchen konnte es wesentlich besser.
 

„Ran. Fahr du mit ihnen ins Ryokan. Ich suche Nagi und Omi. Wir kommen mit dem Van nach.“

„Das gefällt mir nicht“, erwiderte Ran und starrte die schwarze Silhouette vor sich an. Er wollte Schuldig nicht alleine lassen. Dabei konnte zu viel schief gehen.
 

„Ich weiß, aber ich brauche etwas Abstand von dem Kind und Nagi vielleicht meine Hilfe. Vertrau mir.“
 

Vertrauen war nicht das Problem. Er selbst brauchte Schuldig jetzt.

„Okay.“ Ran küsste ihn harsch auf die Lippen und stieg dann ein. Er ließ den Wagen an und sie fuhren davon. Er blickte nicht zurück. Schuldig würde keinen Unsinn machen, der ihn Ran nicht mehr zurückbrachte.
 

Schuldig machte sich daran, auf oberirdischem Weg wieder auf das Gelände zu gelangen. Seine Gedanken waren wirr, zerfaserten bereits im Ansatz, ließen Gefühle überhand nehmen, die einer Panik sehr ähnlich waren. Er blieb stehen, schüttelte den Kopf und wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. Beruhige dich, beruhige dich doch, sagte er sich selbst immer wieder.

Es war viel zu still in seinem Kopf. Ohrenbetäubend still, denn das Hintergrundgemurmel war verstummt und er kam sich verloren vor. Nicht mehr Herr der Lage. Wo war Ran zum Teufel? Wieso hatte er ihn im Stich gelassen?

Er holte tief Luft und sah zurück. Idiot, denk nach.
 

Er hätte ihn nicht fahren lassen sollen. Er brauchte ihn.
 

Nein. Ran hatte sich besorgt gezeigt, wenn er ihn nicht fahren gelassen hätte wäre er bei ihm. Reiß dich zusammen, wies er sich selbst zurecht. Du hast so etwas Ähnliches schon einmal erlebt und hast es geschafft.
 

Seine Beine setzten sich wie von selbst wieder in Bewegung. Dann, als er ein Stück gelaufen war und der Abstand sich offenbar vergrößert hatte, erschloss sich ihm seine Welt, die er kannte und brauchte. Es kam so abrupt, dass ihm Tränen der Erleichterung in die Augen schossen und er erneut stehen blieb. Für einen kurzen Moment hatte er gedacht, das Kind hätte ihm seine Fähigkeiten genommen.
 

Er versuchte, Kontakt zu Omi aufzunehmen, was ihm dieses Mal sofort gelang.

‚Omi, was ist bei euch los?’

‚Schuldig! Ich brauche Hilfe, Manx ist hier und gibt mir Deckung, aber ich weiß nicht, was mit ihm los ist, ich glaube er ist bewusstlos.’

‚Regeneriert er? Kennst du diesen Zustand bei ihm?’

‚Ja, könnte sein, aber er hat sich abgeschottet.’

‚Dann ist er nicht bewusstlos, er ist nur in einer Regenerationsphase. Ich komme zu euch.’

Schuldig fing an zu laufen. Das Anwesen aber vor allem das Hauptgebäude brannte inzwischen zum größten Teil.

Noch während er lief vibrierte plötzlich sein Handgelenk und er blieb stehen und sah auf sein Pad. Brad rief an.
 

Er nahm ab und hörte eine Frauenstimme.

„Hallo, wer ist da?“

Er kannte die Stimme, hatte sie auf einem Empfang in diesem Jahr kennen gelernt. Der scharfe Ton konnte ihre brüchige Stimme nicht festigen.

„Sind Sie es, Eve?“

„... wer ist da?“

„Schuldig. Wir sind uns bei der Benefizveranstaltung kurz begegnet, als sie Ihren Bruder observieren wollten.“

„Er braucht ihre Hilfe.“ Die Besorgnis drang selbst durch ihre kühlen Worte.

„Sind Sie noch auf dem Gelände?“

„Nein. Jemand... hat mich... weggebracht, als der Angriff von Schwarz begann. Wir sind nach Tokyo reingefahren und ich bin in einer Gegend... einem Haus...“

„Ist Brad bei Ihnen?“

„Ja, aber er ist bewusstlos und ich kann nicht bei ihm bleiben, damit mache ich die Sache nur schlimmer. Ich... bin...“

„Hören Sie gut zu, Eve. Sie werden sich nicht vom Fleck bewegen. Wenn er bewusstlos ist, können Sie es durch ihre bloße Anwesenheit nicht mehr schlimmer machen. Sie rufen vom Pad aus an?“

„Ja... ja das tue ich.“

„Gut, ich orte Sie.“

Er gab die Daten ein und sah zu, wie das Gerät das andere Pad ortete. Währenddessen sondierte er die Umgebung. Momentan blieb er noch unbehelligt, doch wer wusste schon, wie viele von den Wachleuten hier den Angriffen entkommen waren?

Die Ortung war beendet und Schuldig starrte auf die Adresse. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er da sah.

„Sie sind auf unserem Grundstück, das wir einmal erworben hatten. Bleiben Sie in dem Haus. Das Schlimmste und wirklich Dümmste, das sie jetzt unternehmen könnten, wäre ihren Bruder allein zu lassen. Verstehen Sie das?“

„Ja...“ sagte sie leise.

„Gut. Wir kommen zu Ihnen.“
 

Schuldig beendete die Verbindung und sah zu, dass er sich beeilte. Beißender qualmender Rauch trieb ihm die Tränen beim Näherkommen in die Augen und erschwerte die Orientierung. Er hustete verhalten versucht sich einen Überblick zu verschaffen. Viele Gebäude brannten, das Dach des Hauptgebäudes knirschte bedrohlich. Ohrenbetäubender Krach hüllte ihn ein je näher er kam. Sein Gang wurde langsamer und in der nächsten Sekunde ging ein Ruck über das Gelände und fegte ihn von den Füßen. Er landete zwei Meter weiter und sah sich um. In einiger Entfernung war eine niedrige Halle explodiert. Trümmer von gesplittertem Holz regneten auf ihn herab.

Er versuchte Luft zu holen, atmete flacher und musste erneut husten als der Rauch in seiner aufgeraute Kehle kratzte. Blaugrüner Rauch stieg über dem Gelände empor. Was zur Hölle war dort in die Luft geflogen? Labormittel? Schuldig rappelte sich rasch auf und duckte sich als weitere Holzteile auf ihn niederregneten. Nagis Signatur leuchtete hell in seinen Gedanken und führte ihn über das Gelände. Er war konzentriert darauf den herabfallenden Trümmern auszuweichen und mögliche Angreifer zu scannen, sodass er die vermummte Gestalt die seinen Weg kreuzte frühzeitig bemerkte. Seine Ruger fühlte sich vertraut in seiner Hand an als er sie aus ihrer Wartehaltung an seinem Oberschenkel löste, währenddessen bereits entsicherte und auf die Gestalt richtete. Diese blieb stehen und musterte ihn scheinbar gelassen. Schuldig war bereits in ihren Gedanken. Eine junge Frau, die zu Kritiker gehörte, schloss er aus den Gedankenfetzen die sie ihm schier entgegen zu werfen . Die Frau nahm ihr Tuch ab und sah ihn neugierig an. „Maneater, Mr Schuldig. Das Gelände ist gesäubert. Manx erwartet sie vor dem Gebäude des Nebentraktes, das Feuer hat es noch nicht erreicht.“
 

Schuldig steckte die Waffe weg und folgte der Frau. Als er das helle Schimmern schon von weitem erkannte, begann er zu rennen. Er wich brennenden herabstürzenden Gebäudeteilen weiträumig aus, sprang über einen niedrigen Zierzaun des Gartens und kam auf dem Kies rutschend vor Nagi an. Sie hatten ihn vom Dach geholt und Omi hielt ihn am Boden in seinen Armen. Das Gesicht des jungen Takatori war mit Rus verschmutzt, die hellen Haare klebten im verschwitzt auf der Stirn, ein Kontrast welcher die blauen Augen schier zum Leuchten brachte. Schuldig wünschte, dass Nagis Schild im selben kräftigen Blau leuchtete. Aber es schimmerte nur kränklich und sehr schwach. Hinzu kam dass der Schild besorgniserregend flackerte. „Er ist schwach. Das Licht ist zu blass, es müsste lebendiger an Farbe und kompakter sein.“

Schuldig fasste vorsichtig an das Halo aus knisternder Energie, das sich um Omi und Nagi gebildet hatte. Er nahm beide Hände zur Hilfe und versuchte, zu Nagi einen Kontakt zu finden. Seine Augen richteten sich auf das blasse Gesicht, das durch den flackernden Schild grau wirkte.
 

Omi hatte Angst. Nagis Körper fühlte sich wie ausgezehrt an, als wäre er in den letzten Minuten in sich zusammengefallen. Sein Gesicht lag erschöpft an seinem Arm, die feinen Wimpern ruhten auf den blassen, grauen Wangen.

Er sah zu Manx auf, die ihn besorgt anblickte. „Sineater... die örtlichen Behörden haben uns einen Aufschub gegeben, bis sie hier eintreffen, aber der währt nur noch wenige Minuten. Maneater bleibt hier während ihr euch langsam an die äußeren Ränder des Geländes zurückzieht.“

Der angesprochene Mann nickte und das Team um Manx, das ihnen zugesehen hatte, verschwand.
 

Schuldig fand keinen Zugang zu Nagi.

Er schüttelte den Kopf. „Ich komme nicht zu ihm durch, du musst ihn tragen, Omi.“ Omi nickte. Manx nahm einen der Bögen, Schuldig den Rest und Omi fasste den viel zu leichten Körper unter, bis er ihn bequem tragen konnte. Sie verließen den Schauplatz ihres Angriffs auf dem gleichen Weg den sie zuvor genommen hatten – durch den Wald. Untermalt wurde ihr Rückzug durch Polizeisirenen, die sich dem Grundstück näherten. Als sie beim Van ankamen, verabschiedeten sich Manx und Maneater.

„Wir müssen ein Treffen vereinbaren, Schuldig“, sagte Manx im Weggehen.

„Wenn sich alles beruhigt hat“, erwiderte Schuldig unverbindlich und schloss die Tür. Nagi lag auf der Bank und Omi strich ihm über die Stirn. Seine rußigen Hände wirkten fehl platziert und viel zu grob auf den zarten Gesichtszügen, die in ihrer Farbe und Zerbrechlichkeit eher an feinstes Porzellan erinnerte. Er hatte Angst dass es zerbrach wenn er es nur anhauchte.
 

Schuldig setzte sich ans Steuer und sie fuhren los. „Rede mit ihm und halte Körperkontakt, solange du mit im Regenerationsschild bist. Er kann Energie von dir beziehen. Wenn es ihm so schlecht geht, wie ich vermute, bist du der Einzige, der ihn jetzt noch am Leben halten kann.“
 

Omi starrte für einen langen Moment Schuldigs Hinterkopf an. Seine Armbeuge winkelte sich mit ihrer verletzlichen Last noch mehr an zog Nagi weiter zu sich. Er sah auf ihn hinab. „Bleib bei mir, hörst du?“, wisperte er. „Ich gehe nicht weg. Ich werde nicht weggehen, aber bleib bei mir...“
 


 

o∼
 


 

Eve öffnete die Augen, als ein heller wiederkehrender Schein an ihre geschlossenen Lider drang. Das Datenpad, dass neben der Waffe lag und dass sie Brad abgenommen hatte, blinkte und zeigte einen Anrufer. Sie atmete tief ein und wieder aus und nahm sich räuspernd das Pad zur Hand.

Nach einem erneuten Räuspern ging sie das Risiko ein und wählte auf dem Touchpad den Anrufer an.

„Ja“, meldete sie sich mit kühler Stimme. Zumindest hatte sie das vor, allerdings missglückte dies, als sie ihre kleine, kümmerliche Stimme hörte, die so voller Tränen war, dass sie brach.

„Eve. Wie geht es Ihnen?“ Es war Schuldig, der Telepath von Schwarz, mit dem sie vorhin schon gesprochen hatte.

Seine Stimme klang besorgt.

„Unverändert. Der Status meines Bruders macht mir Sorgen.“

„Hat sich etwas verändert?“

„Nein.“

„In wenigen Minuten wird ein Weiß-Agent zu Ihnen kommen. Vertrauen Sie ihm. Er hat Siberian dabei.“

„Gut.“ Er legte auf und Eve legte das Pad zur Seite. Sie nahm die Waffe, die daneben lag und behielt sie in der Hand, den Arm auf Brads Flanke gelegt. Es war besser, sie war auf Überraschungen gefasst.

Endlose Zeit später vernahm sie einen Wagen, der die Auffahrt des Grundstücks heraufkam und anhielt. Sie hörte ihn wenden. Dann eine Tür, die geöffnet wurde.
 

Dann öffnet sich die Eingangstür und sie hob automatisch Brads Waffe und entsicherte sie, damit ihr Gast mitbekam, dass sie es durchaus ernst meinte.

„Crawford?“ hörte sie eine Stimme, deren dunkle Note samtig und beruhigend auf ihr Nervenkostüm wirkte, als hätte jemand eine Decke aus Trost über ihr ausgebreitet.

„Ja?“

„Hat Schuldig Sie informiert, dass ich komme?“

„Sie sind der Weiß-Agent?“

Er zögerte einen Moment, was ihr nicht gerade Vertrauen einflößte.

„Abyssinian“, sagte er schnell, trat jedoch keinen Schritt näher. „Deuten Sie mein Zögern nicht falsch. Ich gehöre nicht mehr zu Weiß. Ich bin ausgestiegen.“

„Und wem gehören Sie jetzt an, Abyssinian?“ Die Waffe war immer noch auf ihn gerichtet. Sie sah das Schwert in der Scheide in seiner Hand.

„Ich lebe bei Schwarz.“

Sie nickte, war sich aber noch immer nicht sicher. Trotzdem senkte sie die Waffe und sicherte sie.

Sie konnte das Zittern ihrer Hand nicht verhindern, als sie die Waffe wieder neben sich legte.
 

Aya entspannte sich ein klein wenig und machte sich auf, um das Haus zu durchsuchen. Er wollte sicher gehen, dass niemand sonst sich hier aufhielt. Das dauerte, aber es war von Vorteil, dass er hier bereits den Babysitter für Jei gemimt hatte. Anschließend ging er zu den Gechwistern und kniete sich vor Brad. Er schien zu schlafen.

„Was ist mit ihm. Er sieht nicht so aus, als wäre er verletzt.“
 

Während der Japaner sich offensichtlich genau umgesehen hatte, war Eve zu dem gleichen Schluss gekommen. „Sein Zustand hat sich verändert... seine Atmung ist jetzt anders. Er schläft, denke ich.“
 

„Was ist passiert?“
 

Eve mied den Blick des anderen. „Er ist in einer Art Vision gefangen gewesen, bis eben...“, sagte sie unbestimmt.
 

„Gefangen?“ Aya roch förmlich, dass das nicht alles war. Soweit er wusste, war das bisher nie mit Brad geschehen. Was er auch vor Eve veräußerte. Er machte in seiner Stimme deutlich, dass er ihr das nicht abkaufte.
 

„Ich... er...“, sie brach ab.
 

Aya sah in das verweinte Gesicht und erkannte in den bernsteinfarbenen Augen einen alten Schmerz, der Eve Crawford daran hinderte, zu sprechen.

„Wovor haben Sie Angst?“ fragte er ruhig.
 

Sie schüttelte den Kopf. Es dauerte einige Minuten, bis sie ihren Blick wieder zu ihm hob und tief einatmete.
 

„Er war in der Vergangenheit gefangen“, sagte sie leise.
 

„Soweit ich weiß, hat ihr Bruder andere Fähigkeiten“, sagte Aya vorsichtig.
 

Sie nickte und strich Brad mit zitternden Fingern über den Kopf. „Ja so ist es. Ich bin sein Gegenstück. Ich beherrsche die Psychometrie und kann durch Berührung einer Oberfläche die Erinnerungen, die damit zusammenhängen, sehen. Das ... funktioniert seit geraumer Zeit auch bei Menschen.“
 

Aya lächelte in sich hinein. Das war also das Geheimnis, das Brad vor ihnen verborgen hatte. Seine Schwester war auch eine PSI.

„Und was macht sie glauben, dass ihr Bruder diesem Einfluss ausgesetzt war?“
 

„Komme ich in seine Nähe, empfängt er die Bilder, die ich sehe. Wir sind auf einer geistigen Ebene miteinander verbunden, aber das ist nur in eine Richtung möglich. Umgekehrt funktioniert es nicht. Er sieht dann sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit, was sein Gehirn nur bedingt verkraftet. Ich habe ihn vorhin berührt, dann ist er zusammengebrochen.“
 

„Und haben Sie gesehen, was er gesehen hat, solange dieser Zustand anhält?“
 

„Nur wenn ich den Kontakt halte. Und es ist verworren, ich kann daraus nichts selektieren, keine Schlüsse ziehen.“
 

Aya verkniff sich die Frage, ob sie den Kontakt gehalten hatte. Sie hatte geweint und sah nicht aus, als könne sie einer weiteren Fragerunde standhalten. Das konnte auf später verschoben werden.

Er besah sich Brad erneut. „War das früher auch schon so gewesen?“
 

Er sah auf, als sie den Kopf schüttelte. „Wir haben zusammen genau diesen Aspekt trainiert. Er konnte es gut abschirmen. Dennoch kann es sein, dass sich seine Fähigkeiten stark erweitert haben. Aber auch die fehlende Möglichkeit, mit mir das Training fortzuführen, könnte der Grund für diese Reaktion sein. Ich weiß es nicht. Mir ist aber klar, dass er durch meine Anwesenheit in seiner Nähe Probleme hat, einen klaren Gedanken zu fassen. Er sieht zu viele Bilder, vor allem, wenn ich keine Handschuhe trage. Ich übertrage alles an ihn und kann das nicht verhindern. Sein Gehirn kann damit nicht umgehen“, wiederholte sie, als müsse sie die Dringlichkeit des Problems klarstellen.
 

Aya sah auf ihre Hände. Die Rechte lag auf Brads Flanke, die Linke hatte sie an seinen Hinterkopf gelegt. „Sehen Sie im Augenblick etwas aus seiner Vergangenheit?“ Er deutete auf ihre Hände.

Als hätte sie sich verbrannt zog sie ihre Hände weg. Dann runzelte sie die Stirn, berührte mit der linken Hand Brads Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. „Nein?“ Sie schien es nicht zu verstehen, doch Aya war einiges klarer. Das Mädchen, das im Wagen saß: Lilli steckte dahinter.
 

„Das... ist noch nie passiert. Wie...?“ Sie ließ ihren Satz unvollendet und starrte auf ihre Hände.

„Ich glaube, ich kenne die Ursache.“ Sie sah zu ihm auf und sah ihn ungläubig an.
 

„Vielleicht bessert sich daher der Zustand ihres Bruders.“
 

„Er... Wir ... als Kinder geschah uns das öfter, als sich unsere Fähigkeiten sprunghaft entwickelten. Wir mieden damals räumliche Nähe und ihm ging es besser. Wir lernten damit umzugehen. Ich lernte Handschuhe zu tragen... Aber jetzt... ich bin ihm so nahe... Ich müsste die Situation eigentlich verschlimmern...“ Sie spürte, wie ihr die Stimme wegblieb, als der Kloß im Hals sie am sprechen hinderte. Wieder traten ihr diese lächerlichen Tränen in die Augen.
 

Aya ahnte, dass er das Ausmaß der Problematik der beiden Geschwister wohl nicht mal im Ansatz erfassen konnte.
 

„Schuldig sagte, wir sollten zunächst hier bleiben. Ich werde mich um den Wagen kümmern und Siberian holen.“ Sie nickte und strich Brad unablässig über die Haare, ganz so, als müsse sie diese Geste nachholen, die sie lange nicht mehr hatte ausführen können.

Aya ließ die Geschwister alleine und ging zum Wagen zurück. Er öffnete Kens Tür, weckte ihn auf und half ihm aus dem Auto. „Geht es alleine?“, fragte Aya, da Ken sich bereits humpelnd und sich den Arm haltend in Richtung Eingangstür aufmachte. Er nickte, sagte jedoch nichts und Ran schob sich auf Kens Sitz, um sich dem Mädchen zuzuwenden.

Er sah sich von wachen Kinderaugen beäugt und lächelte in das kleine, ernste Gesicht.

„Wie geht’s dem tapferen Lilly Waschbär?“

Sie überlegte einen Moment, ließ ihn aber nicht aus dem Blick. „Immer noch tapfer“, nickte sie schließlich übertrieben. „Auch wenn der Lilly Waschbär nach Hause will.“

Aya nickte gewichtig. „Das glaub ich dem Lilly Waschbär“, sagte er bedauernd.

„Weißt du, wo das ist? Dein Zuhause?“

Sie runzelte übertrieben die Stirn und streckte ihre Pfote aus, um ihn an der Stirn zu berühren. „Du Dummerchen, da wart ihr doch.“

„Und deine Eltern, sind die auch dort gewesen?“

„Eltern?“

Oh je. Aya wusste nicht, wie er sagen sollte, was er wollte.

„Jemand, der dich lieb hat.“

„Finni“, sie nickte verstehend, noch immer mit ernster, gewichtiger Miene. „Er hat gesagt, ich soll bei euch bleiben. Mir gefällts hier im Auto nicht“, brummte sie und zog die Stirn gewittrig zusammen.

Aya tat so, als sehe er sich das Innere des Wagens genau an.

„Oh. Das ist auch nicht schön hier, das stimmt. Willst du mit mir kommen? Wir gehen in das Haus und ruhen uns etwas aus. Wenn es allen besser geht, gehen wir in unser richtiges Zuhause und da ist es etwas schöner.“

„Krieg ich dann ein Eis?“
 

„Das ist sicher eine gute Idee. Also wenn wir zuhause sind, gibt’s ein Eis für alle, ja?“

Sie nickte versöhnlich. „Gibst du mir deinen Rucksack?“ Sie reichte ihm den Kinderrucksack, den sie neben sich positioniert hatte und er schnallte sie umständlich aus dem Sitz ab, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Sie hob ihre Waschbärenpfote hoheitsvoll und er nahm sie an der Hand, um hineinzugehen.
 

Als er die Tür schloss löste sich Lilly von ihm und ging in den Raum hinein. Sie blieb vor den Crawfordgeschwistern stehen, hob ihre Pfote und deutete auf die beiden. „Hier sind so viele wie ich und Gabe“, sie grinste und wandte sich zu Aya um. Sie erkannte also ihre Artverwandtschaft, resümierte Aya und lächelte dem frohen Kindergesicht entgegen, das von braunem Plüsch gesäumt war.
 


 

o
 


 

„Wo fahren wir hin?“
 

Schuldig sah sich für einen kurzen Moment nach hinten um, während er den Van mit angepasster Geschwindigkeit über die Schnellstraße lenkte.

„In die Klinik“, sagte er kurz angebunden. Er selbst fand die Idee auch nicht gerade berauschend, aber der Schnüffler, der mit Jei noch in der Klinik seinen tabakfreien Aufenthalt in den Katakomben genoss hatte ihm versichert dass sich die Dinge dort beruhigt hätten.
 

„Spinnst du?“ blaffte der junge Takatori von hinten. „Warst du es nicht, der erst vor kurzem eine eher etwas unschöne Szenerie von dort gezeichnet hat? Ich bringe Nagi nicht dort hin!“
 

Schuldig seufzte verhalten. „Ich wüsste nicht, was du da mitzureden hättest!“ versetzte er ungehalten. Er war gereizt und müde. Keine gute Ausgangslage, um mit ihm zu diskutieren.

„Ich habe gerade den Playboy kontaktiert und der hat mir versichert, dass die Lage sicher sei. Du kannst also wieder runterkommen.“
 

„Ich verstehe trotzdem nicht, warum Nagi nicht nach Hause kann.“ Omi blickte auf das eingefallene Gesicht, die tiefen Schatten unter den Augen. Er sah aus, als hätte man ihm sein Leben ausgesaugt. Fest hielt er dessen Hand, strich ihm wiederholt über die Stirn und versuchte vergeblich die Schmutzspuren, die er ständig hinterließ wieder zu beseitigen.
 

„Weil es sicherer für ihn ist. Wenn Nagis Regenerationsphase unterbrochen wird, kann das seinen Tod bedeuten. Wir brauchen einen sicheren Ort für ihn und das für Wochen, wenn es nötig ist.“
 

„Das erklärt nicht, warum er nicht nach Hause kann“, beharrte Omi.
 

„Nach Hause? Und wo meinst du, dass dieser ominöse Ort sein sollte?“ fragte Schuldig spöttisch.
 

Omi sah auf Nagi hinunter. Das Ryokan war eine Übergangslösung, wie Ran ihm erzählt hatte. Aber waren nicht alle Behausungen von Schwarz auf die eine oder andere Art Übergangslösungen?

Sie alle – Weiß und Schwarz - hatten sich mehr oder weniger für dieses Leben entschieden, für dieses Leben im Übergang. Omi grinste freudlos. Ja, diese Umschreibung traf es wohl haargenau. Ein Leben im Übergang.

Er hatte es gründlich satt dieses Leben.
 

„Es gibt keinen festen Ort für uns, Kleiner“, sagte Schuldig und hoffte damit, dass das Thema beendet war.

„Im Labor haben wir Hidaka gefunden, aber auch noch etwas anderes. Ein Mädchen... sie ist vielleicht, naja keine Ahnung, fünf, sechs Jahre alt? Ich denke sie ist die Ursache dafür, dass SIN für uns nicht greifbar ist. Als ich in ihre Nähe gekommen bin, hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, telepathischen Einfluss auszuüben. Gar nichts mehr. Erst als sich der Abstand zu ihr wieder vergrößerte, löste sich das Problem.“
 

„Bringen wir also das Mädchen und Nagi zusammen...“
 

„Richtig.“
 

Omi schüttelte den Kopf.
 

„Das klingt wie eine Falle. Wenn das Mädchen nun bei euch ist und keiner von euch kann seine Fähigkeiten einsetzen, ist es doch ein leichtes für SIN und die Familie, euch dran zu kriegen.“
 

Schuldig lachte freudlos auf. „Tja. Die Nummer ist durch, Kleiner.“
 

Omi wollte etwas sagen, klappte jedoch seinen Mund wieder zu, als er einen Blick auf Nagis regloses Gesicht warf. Seine Atmung ging tief und war viel zu langsam. Omi hatte bei jedem Atemzug Angst, dass kein weiterer folgen würde.
 

Sie fuhren eine Weile schweigend.
 

„Keine Ahnung“, murmelte Schuldig dann.

„Ich weigere mich zu glauben, dass sie Kinder einschleusen, um uns dranzukriegen.“
 

„Wäre nicht das erste Mal“, behauptete Omi nüchtern.
 

Schuldig schwieg desillusioniert. „Ja“, sagte er im gleichen Tonfall. Sie waren beide Kinder gewesen, als sie in diese Welt eintraten. Der junge Takatori jünger als er selbst und Nagi? Nagi hatte man einfach weggeworfen. Brad hatte ihn damals auf der Straße aufgelesen. Wo er geboren wurde und was er zuvor erlebt hatte bis er in die Fänge von SZ gelangte war immer noch ein Rätsel, was daran lag, dass selbst Schuldig die verschollenen Erinnerungen des Jungen nicht wieder hervorholen hatte können. Bis heute war es Nagi und ihm nicht möglich gewesen, daran etwas zu ändern. Vielleicht war das auch besser so.
 

„Wie geht es Ken?“ fragte Omi.
 

„Relativ gut, sieht man von den Blessuren der Behandlung ab, die sie ihm zukommen haben lassen. Er braucht trotzdem einen Arzt und ich denke, wir sollten ihn unterwegs einsammeln und mitnehmen.“ Er würde dafür bei Ran sicher Pluspunkte einheimsen.

Mit dem Pad an seinem Handgelenk stellte er eine Verbindung zu Ran her.

„Hey...“ sagte er als sich das so vertraute raue „Ja“ an sein Ohr schmiegte. Schuldig war froh Rans Stimme zu hören und sein Herz tat darüber einen ungebührlichen Hüpfer vor Erleichterung.

„Wie kommt ihr klar?“
 

„Gut. Sie sind alle müde und Brad schläft noch. Sobald er wach ist, kann ich seinen Zustand besser einschätzen.“

Schuldig seufzte verhalten. Klar, alle anderen waren erschöpft nur Ran hielt die Stellung und war keineswegs in ähnlicher Verfassung. Wer sollte das glauben? Vielleicht aber projezierte er nur seine eigene Müdigkeit auf den Japaner.
 

„Was hältst du davon, wenn wir Hidaka mitnehmen? Wir müssen Nagi in die Klinik bringen. Laut Kudou ist die Lage dort entspannt und wir brauchen einen sicheren Ort für ihn.“
 

„Wäre gut. Was ist mit Nagi?“
 

„Er hat sich zu sehr verausgabt, schätze ich mal, und regeneriert – allerdings auf einem sehr niedrigen Level. Ich befürchte, ihm geht die Kraft aus, und wenn das passiert, sollte ein Arzt vor Ort sein, der die nötigen Maßnahmen ergreifen kann.“
 

„Wieso ist er in diesem Zustand? Er kennt sein Limit, oder nicht?“, hörte Schuldig die Stimme des Jüngeren so nüchtern und kühl wie stets wenn er besorgt war und andere seine Worte hören konnten. Schuldig grinste milde in sich hinein. Die Tatsache, dass er Ran mittlerweile so gut kannte, um auch zwischen den Zeilen lesen zu können verschaffte ihm ein unglaublich gutes Gefühl in der Magengegend.
 

Während die beiden weiter über die möglichen Gründe philosophierten, hatte Omi seine eigene Theorie im hinteren Teil des Vans. Nagi hatte Spaß daran, das hatte er ihm gesagt, und deshalb hatte er diese große Angst vor dem Einsatz besessen. Er hatte Angst gehabt, die Kontrolle zu verlieren. Was sich bestätigt hatte. Furcht vor dem was in ihm steckte und was ihm Freude bereitete. Deshalb tat er sich schwer damit die kleinen Dinge zu bewegen. Er wollte es krachen lassen.

Was wäre passiert, wenn er sich nicht erschöpft hätte? Wer hätte ihn stoppen können? Schuldig? Es war jedoch nicht geplant gewesen, Schuldig zu involvieren. Dieser hätte schon längst auf dem Rückweg sein sollen. Und hätte Schuldig ihn überhaupt aufhalten können?
 

Wie konnte Nagi das Problem in den Griff bekommen, dass für ihn selbst offenbar kein Problem darstellte? Und das nur weil er Spaß daran hatte. Omi stellte sich auch die Frage wie elementar wichtig es für Nagi war diesen ‚Spaß’ zu haben. War es vielleicht nötig, dass Nagi von Zeit zu Zeit mal Dampf abließ?
 

Es war still im Van geworden, als Omi sich aus seinen Gedanken losriss. Ran und Schuldig hatten ihr Gespräch beendet. „Wir holen Ken ab“, sagte Schuldig, als hätte er gewusst, dass Omi jetzt nicht mehr in seinen Gedanken festhing, die ihn ohne Nagi als Gesprächspartner an keinen Punkt führten, der eine befriedigende Lösung für sie bereithielt. „Alles klar“, murmelte er.

Wenn er daran dachte, dass er jetzt nicht mehr hier wäre, sondern in den Staaten und von alledem nichts erfahren hätte, wurde ihm schlecht. Wie oft war Nagi in der Vergangenheit an ähnliche Punkte gestoßen und Schwarz war für ihn dagewesen?

„Ist das schon oft mit Nagi passiert? Ich meine, dass er sich derart verausgabt hat?“
 

„Seit SZ Untergang eher selten. Als wir noch für SZ die Handlanger spielten und als Babysitter für Takatori herhalten mussten, geschah das sehr oft. Er war teilweise nur damit beschäftigt, sich zwischen den Einsätzen zu erholen und hockte deshalb meist vor seinem Rechner, bis er soweit war, dass wir ihn mit raus nehmen konnten.“
 

Omi schwieg den Rest des Weges und Schuldig schien nicht das Bedürfnis zu haben, das Gespräch wieder aufzunehmen. Einmal hielt Schuldig am Straßenrand an und holte aus einem Vorratsfach eine Wasserflasche und einige Energieriegel heraus und brachte sie ihm kommentarlos. Omi nickte zum Dank und öffnete einen der Riegel. Er vertrieb sich die Zeit damit, die undefinierbare Masse in seinen Magen zu befördern und mit Wasser hinterher zu spülen.
 

o
 


 

Aya verließ das Haus mit Ken und platzierte diesen auf den Beifahrersitz. „Wir fahren etwas früher los, ich möchte noch in den Laden ein paar Straßen weiter, um etwas zu essen und Getränke zu organisieren.“

Ken nickte nur und legte seinen Kopf in den Nacken. Die Schmerzen waren erträglicher, wenn er sich nicht großartig bewegte. Er bekam kaum mit, wie Ran den Wagen wieder anhielt, ausstieg und einige Minuten später wieder einstieg.
 

Sie warteten bereits seit zehn Minuten an der vereinbarten Stelle, als der dunkle Van hinter ihnen hielt und Ran den leuchtenden Haarschopf erkannte. Er stieg aus und ging um den Wagen herum, um Ken herauszuhelfen. Sie setzten ihn im Van auf den Beifahrersitz, schnallten ihn an und konnten fast zusehen, wie er einschlief. „Ken?“ fragte Aya besorgt.

„Ich will nur schlafen, Ran...“ brummte dieser. "Alles in Ordnung.“
 

Aya sah das anders, aber von Kens Warte aus betrachtet, schien es wohl folgerichtig, das zu sagen.

Als er sich umdrehte, wurde er von Schuldig in den Arm gezogen und dieser suchte die Nähe für einen Kuss. Was ihm auch gnädig gewährt wurde.
 

Schuldig seufzte, als er Ran endlich wieder in seiner Nähe hatte. Er berührte die köstlichen Lippen für einen zarten Kuss und löste sich wieder. „Ich muss los“, sagte er leise.

Ran nickte. Er dachte daran, dass er Schuldig noch etwas sagen sollte. Etwas, das ihnen ganz und gar nicht gefallen würde, vor allem dem Telepathen nicht. Aber etwas in seinem Inneren warnte ihn, dass Schuldig dafür ausgeruht sein sollte, damit er es besser aufnahm. Vor allem im Hinblick darauf, dass Schuldig schon viel zu lange wach war. Sie mussten das empfindliche Gleichgewicht des Telepathen halten, das hatte Ran am eigenen Leib erfahren müssen – Schuldig brauchte seine Ruhephasen um vernünftig handeln zu können. „Pass auf dich auf. Und sieh zu, dass du bald ins Ryokan kommst.“
 

Schuldig verzog den Mund abwehrend. „Vielleicht ruhe ich mich in der Klinik besser etwas aus“, erwiderte er zögernd.
 

„Soll das jetzt so weitergehen, Schuldig?“ fragte Aya etwas schärfer als beabsichtigt. Er fasste Schuldig am Arm und strich am Unterarm hinab, um dessen Hand zu nehmen.

„Willst du dich wegen des Mädchens abseilen?“
 

Schuldig machte große Augen. „Nein. Ich... ich will bei dir sein“, stotterte er. „Nur... Ran, die Situation ist noch zu unsicher und Brad, Nagi und Jei sind außer Gefecht gesetzt. Wenn ich mich jetzt auch noch in eine Lage bringe, in der ich nichts ausrichten kann, wäre das nicht gerade clever von mir, oder?“
 

Aya hatte daran noch gar nicht gedacht. Fast ganz Schwarz war in irgendeiner Form nicht fähig, ihre Kräfte einzusetzen. Sie waren fast ausgeschaltet. Wenn das ihre Feinde wüssten...

Aya sah Schuldig aber trotzdem kritisch an, weil er ahnte, dass das nicht der alleinige Grund war.
 

„Wenn das Mädchen bei euch bleibt, seid ihr auf Dauer dem Fehlen eurer Fähigkeiten ausgesetzt.“
 

„Wieso sollte sie bei uns bleiben?“ fragte Schuldig erstaunt. Ihnen beiden war bewusst, dass Ran ein Familienmensch war, sich irgendwann Kinder wünschte, aber ihm war doch sicher klar, dass das Mädchen eine Familie hatte und sie dort am Besten aufgehoben war. Sie war keine ausgesetztes Kätzchen dass Ran aufnehmen konnte. Vor allem nicht bei ihrem Lebenswandel. Das hatten sie bereits zu genüge durchgekaut.
 

Aya sah ihn einen Augenblick forschend an, blickte dann aber weg. „Das besprechen wir besser mit allen anderen, wenn du wieder da bist. Crawford weiß vielleicht eine Lösung.“
 

Schuldig zog Ran noch einmal an sich, platzierte einen Kuss auf dessen Schläfe bevor er sich von ihm löste. „Besser ich fahre jetzt, sonst bekomme ich vom Doc Ärger, wenn ich Ken zu spät in die Klinik bringe.“ Er grinste frech, wieder der Alte und um Ayas Mundwinkel bildete sich ein missbilligender Zug.

„Nicht nur mit ihm!“ unheilte er nicht wirklich ernst gemeint, angesteckt von diesem frechen Grinsen.
 

Schuldig schnaubte gespielt. „Wer hat mich denn gerade aufgehalten?“ Er schloss die Tür und ließ den Motor an. Aya verfolgte, wie der Van wendete und stieg selbst mit einem kleinen Lächeln ein.
 

Er vermisste Schuldig jetzt schon und fühlte dem kleinen Stich in seinem Herzen nach der ihm sagte, dass er ihn bald wieder sah und er auf sich alleine achten konnte. Er tat sich immer noch schwer damit ihn aus seinen Klauen zu lassen und trotzdem er sich einredete, dass Schuldig älter, erfahren in diesen Situationen war und gemeingefährlich für den Rest der Menschheit so hatte ihn die Erfahrung der letzten Monate gelehrt, dass er ebenso verletzlich wie gefährlich war. Er selbst nicht minder geworden seit dieses manchmal selbstzerstörerische Band der Liebe, dass sich um sie geschlungen hatte mit jedem Augenblick den sie zusammen waren enger wurde. Es raubte ihm manchmal fast den Atem wenn er daran dachte wie extrem ihre Beziehung seit ihren Anfängen war. Aber wie konnte es anders sein bei einem Soziopathen und einem Psychopathen? So gesehen hatten sie eine harmonische normale Beziehung. Eben auf einer etwas anderen normalen Ebenen. Alles relativ gesehen. Aya musste darüber schmunzeln als er den Wagen in die Garage fuhr, ihn parkte und ausstieg.
 

Er betrat das Haus und war positiv überrascht und zugegebenermaßen erleichtert zugleich, als er Brad neben seiner Schwester auf dem Boden an die Wand angelehnt sitzen sah. Sie unterhielten sich leise. Der Amerikaner sah mitgenommen und müde aus. Das Mädchen saß vor ihnen und sah von einem zum anderen wie bei einem Tennisspiel.

Aya kam zu Brad und ließ sich auf ein Knie. „Was war los?“
 

Brad sah zu seiner Schwester. „Sie hat mich ausgetrickst“, sagte er und Aya runzelte die Stirn. Diese Umschreibung hatte er so noch nicht von dem Amerikaner gehört.

„Hat jemand Hunger?“ fragte Aya, da alle schwiegen und offenbar nicht mehr zu dem Thema zu sagen hatten.

„Ich denke schon“, sagte Brad mit Blick auf das Kind, das sich still auf dem Boden hielt und sie alle neugierig betrachtete.

Aya erhob sich und ging mit seinen Einkäufen in die Küche. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du das Haus hier nicht verkauft hast und es sich immer noch in deinem Besitz befindet?“
 

Brad legte den Kopf in den Nacken, die Kopfschmerzen dort hielten sich hartnäckig. „Ja“, sagte er lediglich.
 

„Warum?“, kam die Frage prompt zurück und Brad verwünschte gerade denjenigen, der ihm den Weiß-Agenten - wenn auch Ex - aufs Auge gedrückt hatte, um sie hier bei Laune zu halten. Fujimiya fragte einfach viel zu gerne und zu viel.

„Eine Ahnung, dass es hier noch einmal interessant werden könnte?“, wagte er eine Antwort, die dem Japaner vielleicht gefallen würde.

Es war damals tatsächlich eine Ahnung gewesen, dass etwas Entscheidendes hier geschehen würde, allerdings hatte er eher Negatives im Sinn vermutet.

Und dass er hier mit seiner Schwester sitzen würde, ohne die Kontrolle über sein Bewusstsein zu verlieren, war tatsächlich etwas Positives. Es hatte bisher nur selten Augenblicke in seinem Leben gegeben, in denen ihn keine schemenhaften Bilder befallen hatten, in denen er keiner Überlagerung der Realität mit einem Blick in die Zukunft ausgesetzt gewesen war. Er konnte das entspannte, losgelöste Gefühl das er im Moment hatte nicht mit Worten beschreiben.

Aber was wohl genau der Grund dafür war und wie dieser Grund hier vor ihnen sitzen konnte, war ihm noch nicht ganz klar. Ihm war gar nichts mehr klar. Was neu war.

Eve streckte sich und rappelte sich auf. „Wo ist das Bad?“
 

„Die Treppe nach oben, den Flur entlang auf der rechten Seite. Handtücher sind in der großen Sporttasche.“ Er hatte nicht gewusst, was ihn hier genau erwarten würde und sicherheitshalber ein paar Dinge eingepackt. Zu den Handtüchern und Waschutensilien hatten sich auch Verbandsmaterialien gesellt.
 

Aya suchte die Schränke nach etwas ab, auf dem er das Mitgebrachte abstellen konnte und fand neben einem kleinen Vorrat Wasserflaschen ein großes Holzbrett. Er belegte es mit Reishäppchen und brachte sie ins Wohnzimmer.

„Du heißt Lilli?“, fragte Brad das Mädchen und dieses nickte, als Aya ihr gerade eine geöffnete kleine Wasserflasche hinhielt, die sie mit beiden Händen nahm und daraus trank.

Brad schüttelte den Kopf und ein ungläubiges Lächeln zierte die Mundwinkel, während das Mädchen sich darauf konzentrierte, ordentlich aus der Flasche zu trinken. Als sie fertig war gab sie die Flasche an Aya zurück. „Mag nicht mehr.“

„Und wie alt bist du Lilli?“

„Fünf Jahre!“, sagte sie stolz. Sie umarmte ihren rosafarbenen Pudel und wippte verlegen hin und her. Ihr Gesicht verschwand rasch im Plüsch des Stoffes und sie grinste verschämt.
 

Die Frage, die sich Brad jetzt stellte, war, ob er preisgeben konnte, dass er sowohl Asugawa als auch das Mädchen bereits kennen gelernt hatte.

„Du hast einen Bruder, nicht?“, hakte er nach und griff nach dem Sandwich, das ihm Ran reichte. Der Blick, den dieser ihm zuwarf, zeugte davon, dass der Japaner ahnte, dass er mehr wusste, als er preisgab. Der Blick sagte ihm auch, dass Ran nicht locker lassen würde, zwar nicht in Gegenwart des Mädchens, aber doch sicher danach.

Sie nickte wieder. „Gabe!“

Ran puhlte die Folie zur Hälfte von dem süßen Reissnack ab und reichte ihn der Kleinen. Sie nahm ihn in beide Hände und biss vorsichtig ab. Nach einem Moment hellte sich ihr Gesicht wieder auf und sie nickte Ran zu.

„Und ist Gabe auch fünf Jahre alt?“

Sie nickte wieder und irgendwie waren sie beide danach abgemeldet, da sich das Mädchen um ihr Essen kümmerte.

Brad hatte das Kind weit weniger brav kennen gelernt, aber das lag vielleicht daran, dass sie sich weniger sicher hier bei ihnen fühlte als ... bei Asugawa. Aus seiner Erinnerung tauchten Bilder von dem Mann auf und dieses Mal waren es nicht seine Fähigkeiten die ihm einen Streich spielten, sondern seine eigenen Gedanken.

Brad seufzte und packte sein Sandwich aus, um es zu essen. Sie saßen eine Weile schweigend da und hingen ihren Gedanken nach.
 

„Kannst du mir einen groben Überblick geben?“, fragte Brad nachdem er sein Sandwich in Rekordzeit vernichtet hatte.
 

Aya nickte. „Nagi hat sich zu sehr verausgabt, er regeneriert. Schuldig ist besorgt weil er auf einem niedrigen Level regeneriert. Er bringt ihn in die Klinik. Schuldig ist unverletzt, aber aufgrund der Situation...“ Er warf einen Blick auf das Mädchen. „... irritiert.“ Das war wohl der beste Ausdruck für Schuldigs Gefühlschaos, der es wohl annähernd traf.

„Omi ist unverletzt. Er fährt mit Nagi in die Klinik, in der es laut Yohji wieder sicher sein soll. Ken ist mit ihnen dorthin unterwegs.“

„Jei?“, fragte Brad zwischen zwei Bissen nach.

„Keine Informationen bisher. Ich schätze jedoch, dass Yohji Schuldig über eine Verschlechterung seines Zustandes unterrichtet hätte, oder?“
 

Brad blieb ihm eine Antwort schuldig, als seine Schwester wiederkam und er aufblickte.

Sie setzte sich wieder neben ihn. Es war sehr gewöhnungsbedürftig, sie neben sich zu wissen und keinerlei Beeinträchtigung seiner Psyche zu bemerken. Sie hatte keine Handschuhe an und berührte die Gegenstände um sich herum – den Boden unter sich, ihre Hose, ihre Hände...

Er seufzte innerlich und aß ein weiteres Sandwich, obwohl er keinen wirklichen Hunger hatte. Aber er brauchte die verlorene Energie wieder zurück, die ihn der Blackout gekostet hatte. Die Farce der letzten Jahre löste sich wohl langsam in Wohlgefallen auf. Er sah wieder zu ihr hinüber und bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Wie vertraut sie ihm immer noch war. Er hatte sie vermisst. Aus ihren Augen war die Anklage, der Zorn verschwunden und hatte eine unbestimmte Trauer dort zurückgelassen.
 

„Ich muss dir etwas erzählen...“, fing sie an und er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. „Du scheinst Asugawa zu kennen“, half er ihr auf die Sprünge.

Aya blickte von Brad zu seiner Schwester. Das schien interessant zu werden. Aya hatte sein Schwert über seine Beine gelegt und hatte zum ersten Mal das Gefühl, in diesem ganzen Wirrwarr und Versteckspiel etwas zu erfahren. Brad beugte sich vor und nahm eines der Sandwiches, um es Aya zu reichen. Dieser sah ihn missmutig an und schüttelte den Kopf.
 

Brad lächelte berechnend. „Du willst doch nicht, dass ich Schuldig von deiner Appetitlosigkeit berichte, oder?“

Aya nahm das Sandwich unfreundlich entgegen – riss es ihm fast aus der Hand - und erwiderte Crawfords Blick mit mörderischer Gelassenheit.

Nein, Ran wollte sich keine besorgte Predigt der orangehaarigen Glucke anhören, wenn es ums Thema Essen ging. Brad sah wohlwollend, wie der Japaner das Papier abpulte und hinein biss, fast schon aggressiv auf dem Sandwich herumkaute. Zufrieden mit sich lehnte er sich wieder zurück.
 

Eve hatte dieses unterhaltsame Intermezzo mit einem Schmunzeln beobachtet, befleißigte sich jedoch kurz darauf eines neutralen Gesichtsausdrucks. Die Bande zwischen den einzelnen Mitgliedern von Weiß und Schwarz schienen verflochtener zu sein, als sie dachte. Offenbar lag es diesem Schuldig – dem Telepathen von Schwarz – am Herzen, dass der Anführer von Weiß genügend aß. Und dessen Reaktion gerade sagte ihr, dass sie sich nahe stehen mussten.

„Eve?“ rief sich Brad bei seiner Schwester wieder in Erinnerung.
 

Sie wandte ihm den Blick zu und hob die Braue. „Die Frage kann ich nur zurückgeben, Brad. Wenn es denn eine Frage war.“ Sie lächelte überlegen und blinzelte übertrieben mit ihren Wimpern.

Aya verschluckte sich beinahe an seinem fade schmeckenden Sandwich und schluckte hart das Stück hinunter, das ihm quer lag.

Es gab doch tatsächlich ein menschliches Wesen auf diesem Planeten, dass Bradley Crawford mit einem Augenaufschlag Paroli bieten konnte. Ayas Blick glitt zu Brad hinüber, der gelangweilt den Kopf an die Wand gelehnt hatte.

„Es war eine Frage, meine Liebe“, betonte er. Kurz danach raufte er sich die Haare und rieb sich die Augen. Seine mangelnde Umsichtigkeit hatte ihm einen Fehler beschert, dessen Auswirkungen noch lange in ihm wuchern würden. Er war nicht bereit dazu, diese Wucherung zuzulassen. Denn dazu hatte er keine Energie übrig, wenn er Asugawa jagte und ihn zur Strecke brachte. Und dafür gab es nur eine Lösung. Er musste sich der Schande seines Versagens stellen.

„Ich habe... mit ihm geschlafen“, sagte er in einem beiläufigen Tonfall, als würde er einen Kaffee bestellen oder der Möglichkeit Ausdruck verleihen, dass es morgen vielleicht Regen geben würde.

Das ohrenbetäubende Schweigen kurz nach seiner Offenbarung war tatsächlich vorhersehbar gewesen.
 

„Du hast was?“ brach es dann doch noch aus Aya heraus. Er sah zu Eve, bekam jedoch nur einen nachdenklichen Gesichtsausdruck präsentiert. Weit gefehlt von dem Schock, der sich in Ayas Eingeweiden breitmachen wollte.

„Ich meine... wie?“
 

„Das WIE sollte dir ein Begriff sein, meinst du nicht Fujimiya?“, kam auch schon die zynische Breitseite vom Amerikaner.
 

„Ich denke er meint, wie es dazu gekommen war, und das würde mich tatsächlich auch interessieren“, sagte Eve rasch, bevor dem ehemaligen Weiß-Agenten eine passende Replik dafür einfallen konnte. Brad hatte mit dem Feind kollaboriert... oder so ähnlich?!

„Gott...“ keuchte Aya. Wenn Schuldig das erfuhr.
 

„Der hat wenig damit zu tun“, sagte Brad. Er setzte sich aufrechter hin und griff sich eine der Wasserflaschen, öffnete sie und nahm einen Schluck.

„Wann?“ wollte Aya wissen, der versuchte, die ganze Angelegenheit nüchtern zu sehen. Wenn man das so sagen konnte. Sie mühten sich die ganze Zeit ab, herauszufinden, wer der Typ war und was er vorhatte und Brad Crawford schlief mit ihm.

„Vor allem, wie lange geht das schon...“
 

Brad setzte die Flasche ab und fasste den Japaner genau ins Auge.

„Ich habe ein einziges Mal mit ihm geschlafen und...“
 

„Ich schlafe oft mit Finni“, krähte das Mädchen dazwischen und Brad ließ die Flasche langsam sinken. Alle Augen huschten zu dem Mädchen mit den Reiskrümeln an der Wange hinüber, sich plötzlich ihrer Gegenwart wieder bewusst.
 

„Ja das...“ setzte Aya zu einer unverfänglichen Erklärung an, als Eve ihm schon zur Hilfe kam.

„Ja? Und ist es schön?“, fragte sie ebenso unverfänglich, doch Aya hatte den dringenden Verdacht, dass dies ein kleiner, gemeiner Seitenhieb in Richtung ihres Bruders war.

„Japp. Warm und kuschelig und er passt immer auf, dass ich genug Platz hab!“ Sie nickte eifrig. Ayas Blick glitt zu dem verhinderten Hellseher in ihrer illustren Runde.

„Und Brad... war es bei dir auch warm und kuschelig? Der Platz... ausreichend?“, fragte er beiläufig nach und stocherte mit einem imaginären Stock im Hornissennest herum.

„Nicht ganz“, erwiderte Brad gedehnt und Aya bemerkte, dass er dessen Geduld auf eine äußerst heikle Probe stellte.

Aya konnte sich gut vorstellen, dass Platzprobleme bei dieser Begegnung nicht im Vordergrund gestanden hatten. Was aber ein Vorteil war: Brad wusste genau wie der Mann aussah – auch ohne Kleidung oder Verkleidung. Aya starrte den Amerikaner immer noch wie einen Außerirdischen an.
 

Das Mädchen bemerkte den unterschwelligen Tonfall zwischen den beiden Männern und sah rasch von einem zum anderen.

„Hat Finn auf euch acht gegeben? Auf dich und deinen Bruder?“ fragte Eve und wandte sich dem Mädchen zu.

„Japp“, Lilli nickte wieder übertrieben und alberte herum, indem sie den Pudel in die Luft warf.

„Und wie lange hat er das getan?“
 

Lilli hob die Hände und schüttelte den Kopf. „Schon immer. Weiß nicht.“
 

„Was ist mit deiner Mama?“, fragte sie nach.
 

Lilli ahmte wieder das Schulterzucken eines Erwachsenen nach. Ihr Gesicht wandte sich kurz nach unten, sie zog einen trotzigen Mund und ihre Mundwinkel hingen schmollend nach unten. „Finni hat gesagt, dass sie keine echte Mama ist und sie war nicht oft bei uns“, sagte sie plötzlich heftig.

„Und dein Papa?“, beschloss Eve das Thema zu wechseln.

„Finni?“

„Finni ist dein Papa?“

„Japp!“

Eve sah zu dem Japaner, der zuvor schon die Geburtsurkunde und Pässe von dem Mädchen erhalten hatte, die sie ihm feierlich aus ihrem kleinen Kinderrucksack überreicht hatte mit den Worten: „Finni hat gesagt, ich soll das einem der Männer geben, die so rote Haare haben wie du.“ In dieser Geburtsurkunde war der biologische Vater mit Sakurakawa Masahiro benannt und die Mutter mit Sakurakawa Elisabeth, geborene Villard. Einer Europäerin. Mit Brad hatten sie das noch nicht besprochen, da dieser zu dem Zeitpunkt noch geschlafen hatte. Es war sicher vernünftiger – im Hinblick auf das Mädchen – das Thema auf später zu verschieben.
 

„Fühlst du dich fit genug, damit wir ins Ryokan zurückfahren können? Es wird bald Tag.“ Ran war ganz und gar nicht in Stimmung, hier noch länger zu bleiben. Er hatte Fragen über das kuschelige und warme Gefühl, das Crawford mit Asugawa geteilt hatte. Vor allem das ‚Wo?’und das ‚Wann?’ und vor allem die Umstände, die dazu geführt hatten, hinzu kam noch das verdammte ‚Warum?’! Er konnte gar nicht sagen, wie sehr ihn das wütend machte. Da heuchelte der Amerikaner zärtliche Gefühle für Schuldig und vergnügte sich mit einem Mitglied von SIN.
 

Während sich Brad dem mörderischen Blick von seinem Gegenüber ausgesetzt fühlte und diesen Blick nur müde erwidern konnte, waren seine Gedanken nicht davon abzubringen, sich mit Asugawa oder Kimura oder Finn auseinanderzusetzen.

Wie zum Teufel war es diesem Mann gelungen, so nahe an ihn heranzukommen, ohne, dass seine Alarmglocken angesprungen waren? Warum war er so unvorsichtig geworden?

Er konnte sich daran erinnern, wie er sich darüber an diesem Abend noch Gedanken gemacht, sie aber zugunsten von ein bisschen Spaß über Bord geworfen hatte.

Brad hatte die Beine angezogen und die Unterarme darüber gelegt. Er wischte sich mit der Rechten über die Stirn. „Wir sollten fahren. Wir müssen einiges besprechen.“
 

Aya stand auf.

„Vor oder nachdem Schuldig ausgeschlafen hat?“ fragte Aya und konnte seine Missbilligung nicht aus seinem Tonfall heraushalten.

Brad legte den Kopf in den Nacken und lehnte ihn an die Wand an, um zu dem Japaner aufzusehen. „Wenn wir alle ausgeschlafen sind“, sagte er kühl.
 

Brad hatte keine Ahnung, wie Schuldig darauf reagieren würde. Er verstand selbst die Zusammenhänge nicht wirklich. Sein Blick glitt zu dem Mädchen. Und er wusste auch nicht, was noch auf sie alle zukommen würde.
 

„Lilli?“ Aya kniete sich wieder zu der Kleinen. „Wir fahren jetzt zu unserem Zuhause, dort wo es ein Eis gibt. Hilfst du mir beim Zusammenpacken?“

Das Mädchen nickte, aber es war klar, dass es steinmüde war, doch Aya wollte verhindern, dass sie sich vielleicht weigerte, mitzufahren oder sonst etwas. Er kannte sich mit Kindern nicht wirklich aus.
 

Sie brauchten nicht lange, um das Haus zu verlassen. Eve half ihrem Bruder in den Wagen und sie setzten ihn zusammen mit dem Mädchen auf den Rücksitz. Als Brad im Wagen verstaut war und Aya die Kleine auf dem Kindersitz anschnallte, sah er hinüber zu dem Amerikaner. Er hielt für einen Augenblick inne. Der Mann war fertig. Er lag mehr im Sitz, als dass er saß, und sein Kopf lag auf der Seite von ihm abgewandt, die Augen waren nur zur Hälfte geschlossen, die Haare unordentlich. Er hatte lediglich schwarze, robuste Hosen an und ein schwarzes Shirt. Sehr unüblich für das Modell im Business-look. Es machte ihn um zehn Jahre jünger. Der Waffenholster mit der Pistole darin ließ ihn eher wie ein Mann aus einem Spezialkommando wirken, vor allem weil die Muskelproportionen durch das Shirt mehr zu sehen waren als unter seinen sonstigen Anzügen. Alles nur Fassade?

Er hatte schon viele Eindrücke vom Amerikaners gewinnen können, die genau das bestätigten.
 

Aya schloss die Tür und ging um den Wagen herum, setzte sich auf den Fahrersitz und ließ den Wagen an.

War es genau dieser Aspekt, den Crawford zum Anlass genommen hatte, um aus seinem eigenen eingemauerten Gefängnis auszubrechen?

Da passten seine Alleingänge vor einiger Zeit auch perfekt ins Bild. Mutete sein Team ihm zu viel zu? Er versuchte alle zusammen zu halten und das schon seit Jahren oder Jahrzehnten? Zerbrach Crawford daran?
 

Aya sah zu Eve Crawford hinüber, die ihre Hände in ihrem Schoß gefaltet hatte und starr nach draußen blickte.

Sie fuhren eine Weile, bis er im darüber huschenden Licht der Straßenlaternen Tränen auf den Wangen der Frau sah.

„Alles in Ordnung?“ fragte Aya, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte. Sie hatte einiges mitgemacht in letzter Zeit, aber sie war eine Agentin und vorhin hatte sie entspannt gewirkt, stark.
 

„Ich muss mich bei meinem Team melden. Es könnte sonst weitreichende Folgen auf internationaler Ebene geben, wenn ich verschwunden bleibe.“

Sie wischte sich mit einer beiläufigen Handbewegung die Wangen ab, aber ihre Stimme klang, als würde sie einen Bericht verfassen.

„Verstehe. Manx hat sicher alles in die Wege geleitet. Sie ist gut darin, solche Art von „Komplikationen“ zu vermeiden. Ich kontaktiere sie, wenn wir ankommen.“

Was aber nicht der Grund dafür schien, Tränen zu vergießen, wie Aya befand.
 

„Danke.“
 

Sie waren bereits über eine halbe Stunde gefahren und Aya behielt den rückwärtigen Verkehr im Auge, der überschaubar um diese Uhrzeit war, als sie beide ein Stöhnen vom Rücksitz aufmerksam werden ließ.

„Brad?“ fragte Eve eindeutig besorgt, allerdings mit einer dringenden Note.
 

Crawford hatte einen Ellbogen aufgestützt und die Hand über sein Gesicht gelegt, seine Augen bedeckt und die Kiefer zusammengepresst.

„Zu viel... “, presste er zwischen den Zähnen heraus.

Ayas Blick ruckte im Rückspiegel zu dem Mädchen.
 

„Sie schläft.“

„Das heißt, wenn sie schläft, wirken ihre Fähigkeiten nicht. Das lässt den Schluss zu, dass sie keine Kontrolle darüber hat. Was wiederum bedeutet, dass sie es vielleicht lernen kann.“ Sie drehte sich wieder nach vorne und blickte Aya an. „Lassen Sie mich irgendwo hier raus.“
 

„Vergiss es“, brummte Crawford von hinten. „Komm runter, Eve. Es ist nicht schlimm, ich komme klar damit“, sagte dieser auf Englisch.

Brad verhielt sich anders seiner Schwester gegenüber. Weicher. Vielleicht auch vertrauter, trotz der Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten. Das hatte Konfliktpotential in ganz neuem Ausmaß, befand Aya und trotz der Wut, die er auf den Amerikaner hatte, amüsierte ihn dieser Gedanke.

Auch wenn er wütend war so fehlte dem Gefühl die brennende, verzehrende und hassende Leidenschaft, die es sonst in ihm entfesselt hatte. Zu viel beschäftigte ihn gerade und forderte seine Aufmerksamkeit.
 

Im Ryokan angekommen ging Brad voraus und öffnete die Tür, um seine Schwester und Aya mit dem Mädchen im Waschbärenoutfit einzulassen. Das Mädchen hing ihm schlafend vor der Brust und ihr Kopf lag müde auf seiner Schulter.

Brad ging in die Vorratskammer und trank eine Flasche Wasser leer, bevor er sich eine Schmerztablette nahm und diese ebenfalls mit der gleichen Menge Wasser schluckte.

Brad brachte seine Schwester in den ersten Stock hinauf und wies ihr eines der Gästezimmer zu. Sie hatten genügend Zimmer, die noch nicht belegt waren. Danach legte er sich hin. An Schlaf war nicht zu denken, solange seine Schwester ihre Handschuhe nicht trug.

Dennoch legte er sich wie er war hin und schloss die Augen, um in eine Art Dämmerzustand zu fallen, er ließ sich in den Bildern treiben und sie zu einem Mischmasch verkommen, so dass er keine Einzelheiten mehr filtern konnte und daher auch nicht musste. Schuldig machte es ähnlich. Dennoch zuckte er körperlich permanent zusammen, wenn einzelne Fragmente zu vordergründig hervorblitzten. Denn das taten sie tatsächlich. Lichtblitze zuckten vor seinem inneren Auge in den Vordergrund und machten es ihm schwer, in irgendeiner Weise Ruhe davor zu finden.
 

Aya brachte die Kleine hinauf in ihr Schlafzimmer. Er hätte ihr gerne die Farbe aus dem Gesicht gewaschen, wollte sie aber nicht wecken. So legte er sie aufs Bett und zippte den Reißverschluss des Kostüms auf. Er schälte sie behutsam aus dem künstlichen Fell. Sie war vollkommen verschwitzt. Das Mädchen wachte währenddessen wieder auf und sah ihm halbschlafend dabei zu, wie er sie auszog und ihr ein Shirt von Schuldig überstreifte, relativ neutral mit einer Kirsche vornedrauf. Er deckte sie ordentlich zu und gab ihr den Pudel in die Arme.

Das Nachtlicht auf der abgewandten Seite des Bettes, ließ er an und die Tür offen, als er das Zimmer wieder verließ. Er musste noch Manx anrufen.
 

Er wählte ihre Nummer und schilderte ihr knapp, dass Eve und Ken in Sicherheit waren und sie sich um Eves Team und deren Benachrichtigung über ihren Verbleib kümmern sollte. Danach legte er auf, ohne auf die Fragen, die sie auf ihn abschoss, zu reagieren.

Müde lehnte er sich an die Wand vor dem Zimmer und blickte auf das schlafende Mädchen durch die offene Tür. Was kam nun wieder auf sie zu?

Er kramte den Pass hervor und betrachtete sich das Kinderbild des Mädchens.

Sie sah seiner Schwester ähnlich, als diese im gleichen Alter war. Er ließ sich an der Wand hinuntergleiten und versuchte dem Druck in seiner Brust Herr zu werden. Bei all der Schminke hatte er die große Ähnlichkeit nicht gesehen, aber dieses Bild löste in ihm ein Gefühl aus, als wäre Aya wieder bei ihm.

Warum war das nicht endlich vorbei?

Er war doch auf einem ganz guten Weg gewesen. Warum ließ sie ihn nicht los?

Wieso tauchte das Mädchen jetzt gerade auf und sah ihr so ähnlich?
 

Er keuchte, als er die Tränen zurückhalten wollte und sie ihn überrumpelten, als das erdrückende Gefühl zu stark wurde. Er hielt die Hände vors Gesicht, den Blick aufs Bett gerichtet, in dem das Mädchen schlief.
 


 


 

Fortsetzung folgt…
 


 


 


 


 


 

Vielen Dank für’s Lesen.
 

Mein Dank fürs Beta geht an ‚snabel’! ^__^
 


 

Gadreel



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