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Glowing Sapphires

von

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In der Nacht erwachte der Schwarzhaarige von einer fremden, aber trotzdem angenehmen Wärme, die ihn unglaublich sanft einhüllte.

Verwirrt öffnete er die Augen und musste sich eine ganze Weile lang an die Dunkelheit gewöhnen. In der Nacht hatte er noch nie gut gesehen...

"Was zum...?", mit aufgerissenen Augen starrte er in das schöne Antlitz des Prinzen und überlegte fieberhaft wie er hierher gekommen war. So verzweifelt er jedoch auch nachdachte, es wollte ihm partout nicht einfallen. Aber im Moment war das vielleicht auch noch nicht einmal das Wichtigste: /Ich muss hier weg! Heilige Mutter Maria, wenn mich der Prinz jetzt so nackt in seinem Bett findet, dann.../

Ängstlich versuchte er sich aus der Umarmung des ebenfalls unbekleideten Braunhaarigen zu befreien, fragte sich panisch, was geschehen war.

Ganz unvermittelt fielen ihm all die schändlichen Geschichten vom verdorbenen Adel Frankreichs ein, laut derer manche der Edelmänner hierzulande nicht nur leidenschaftliche Liebhaber waren, sondern auch vor dem eigenen Geschlecht nicht mehr zurückschreckten. Gerüchte von Orgien mit den eigenen Dienern tauchten in seiner Erinnerung wieder auf, die ihm heftige Röte ins Gesicht trieben, zugleich seine Augen entgeistert weiteten.

Zwar war Tiziano nur Halbfranzose, aber dennoch...

Und plötzlich wurde er wieder an den athletischen Körper des Prinzen von Navarra gezogen, blickte von einem Augenblick zum anderen erstarrt in dessen smaragdfarbene Augen.

"Sh! Beruhige dich, Raffael!", flüsterte er sanft und strich dem verloren zurückblickenden Jungen lächelnd eine Strähne von der Wange, küsste diese dann zart, so wie unter Franzosen üblich. "Du bist vor Müdigkeit eingeschlafen und ich habe es nicht übers Herz gebracht, dich auf dem kalten Boden liegen zu lassen. Du hast wirklich keinen Grund zur Beunruhigung..."

Peinlich berührt versuchte Raffael unauffällig ein wenig von dem Prinzen wegzurücken. "Aber... ich... bin nackt... Herr", flüsterte er kaum hörbar, wünschte sich, unsichtbar zu werden.

Tiziano blinzelte ihn verwirrt an. "Ja, natürlich bist du das! Es ist doch viel zu warm, um vollständig bekleidet zu schlafen! Oder macht ihr das in Italien etwa so?"

"Nein..." Betreten schüttelte er den Kopf, wagte noch immer nicht, in die kiefergrünen Augen zu blicken, bis Tiziano einfach sein Kinn umfasste und mit sanfter Bestimmtheit hochdrückte.

"Na also... Es gibt schließlich keinen Grund für dich, dich zu genieren. Du bist doch ein hübscher Junge, und wir sind ja beide Männer...", befand der Braunhaarige freundlich lächelnd und nahm seine Hand wieder weg.

/Das ist ja das Problem!!/, dachte er verzweifelt. Was er aussprach war jedoch nur ein leise gewispertes: "Aber Männer schlafen normalerweise auch nicht nackt im selben Bett..."

"Du meinst, du schämst dich vor mir? Im Ernst?", rief von Navarra ungläubig.

/Du hast gut reden! _Du_ siehst ja auch aus wie Adonis höchstpersönlich!/, warf Raffael ihm gedanklich an den Kopf. Langsam fragte er sich, ob der Prinz sich nicht einfach lustig über ihn machte, so oft wie er ihn in Verlegenheit brachte!

"Bist du sicher, dass du Italiener bist? Raffael, nicht einmal die Hofdamen von Navarra sind so zugeknöpft wie du! Ihr Maler bannt doch ständig irgendwelche nackten griechischen Helden auf Leinwand!"

"Mit denen wir aber jedenfalls nicht das Bett teilen!", giftete der Langhaarige ungestüm und aufgebracht. Dann schlug er erschrocken die Hand vor den Mund, kniff schnell die Augen zu, wartete mit angehaltenem Atem auf seine Strafe.

Was war in ihn gefahren? So konnte er doch nicht mit einem Prinzen reden! Besonders nicht, da dieser ihn - wenn auch gegen seinen Willen - in seinem Bett schlafen ließ! Oh, das war nicht gut! Nein, ganz und gar nicht!

Aber entgegen seiner Erwartung blieb es vollkommen still und Tiziano rührte sich keinen Millimeter weit. Raffael wusste nur noch nicht, ob das nun gut oder schlecht für ihn war...

"Willst du nicht langsam wieder ausatmen, Raffael?", flüsterte ihm plötzlich der melodische Bariton amüsiert zu, und gleichzeitig wurde ihm warmer Atem beinahe zärtlich ins Ohr gepustet, sodass ihm ein heftiger Schauer die Wirbelsäule hinabgejagt wurde, der bei dem Prinzen ganz bestimmt nicht unbemerkt blieb. Doch jener sagte nichts dazu, lächelte ihn nur ruhig an, als Raffael zischend ausatmete und überrascht die Augen aufschlug.

"Seid-", begann er und wurde sofort unterbrochen: "Hast du schon vergessen? Du darfst mich Tiziano nennen..."

"Aber...", unsicher spielte er mit einer glänzend schwarzen Strähne seines Haars, "das steht mir nicht zu, Herr... Ich bin doch nur-"

Und erneut ließ ihn der Prinz einhalten: "_Du_, Raffael, bist vor allen Dingen ein _Mensch_ und nichts anderes, hörst du? Außerdem mag ich Menschen, die nicht nur schön aussehen, sondern auch eine schöne Seele haben..."

"Aber Ihr - ich meine... d-du... du kennst mich doch gar nicht!", protestierte Raffael vollends aus dem Konzept gebracht, wusste nicht mehr, was er von der ganzen Sache halten sollte. Zeit seines Lebens hatte man ihm den Respekt vor den Obrigkeiten, egal ob sozialer, herrschaftlicher oder geistlicher Art, eingebläut und nun sollte er mit einem Prinzen reden, als seien sie zusammen aufgewachsen? Das ging doch nicht!

Tiziano lachte nur. Überhaupt schien er sehr oft zu lachen, was Raffael bestimmt nicht bedauerte, ob dessen atemberaubender Stimme. Ja, der junge Maler war sogar fast bereit, zu behaupten, dass er sich jedes Mal, wenn er dieses ehrliche Lachen hörte, selbst ein wenig fröhlicher fühlte... "Deine Augen verraten dich, mein Hübscher. Niemand, der so schöne Augen hat wie du, kann ernstlich verdorben sein... Vielleicht hier und da ein wenig irregeleitet, aber innerlich doch gut..."

Der Italiener schwieg nachdenklich, wusste ohnehin nicht, was er noch hätte sagen können. Er riss sich ganz sicher nicht darum, auf dem kalten Boden zu schlafen, und der Prinz hatte wohl deutlich genug gemacht, dass er Raffaels Scham für übertrieben und unangebracht hielt...

"Ich nehme an, dein Schweigen bedeutet, dass ich mein Bett auch für den Rest der Nacht mit dir teilen darf?", grinste der Braunhaarige mit einem schelmischen Zwinkern, nickte zufrieden, als der Blauäugige lautlos zustimmte, und zog ihn ungeniert wieder in seine Arme.

"Dann wünsche ich dir noch wunderschöne Träume..."

"Ich eu- dir auch...", nuschelte er leise und schmiegte sich zaghaft an die warme Brust, die soviel muskulöser und breiter war als seine eigene. Und als er spürte, wie gleichmütig das Herz in dieser Brust schlug, sank er seltsam beruhigt auf das Laken, schloss behaglich die Augen und ließ sich schon bald mit einem Lächeln in Morpheus Armen fallen.
 

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