- Ein Wintermärchen -
Leise stöhnend öffnete Caspar vorsichtig die Augen. Sein Wecker zeigte ihm in
roten Leuchtziffern eine viel zu frühe Zeit an und am liebsten hätte er die
Augen geschlossen und weitergeschlafen, doch er wusste genau, dass er es trotz
seiner nicht gerade rosigen Verfassung nicht mehr können würde. Dabei war es
allerdings nicht so, dass es ihm schlecht ging - im Vergleich zu gestern Nacht
war er um genau zu sein geradezu lebendig, allerdings fühlte er sich schwach und
ausgelaugt, müde und betäubt...
Und zudem völlig orientierungslos: Verwirrt versuchte er herauszufinden, wo er
war, bis ihm völlig klar wurde, dass es wirklich _sein_ Wecker war und er in
_seinem_ Bett lag.
Sehr langsam richtete er sich auf, begann sich leicht zu strecken um seinen
Kreislauf in Schwung zu bringen, bemerkte dabei nicht wenig erstaunt ein noch
leicht feuchtes Handtuch in seinem Schoß, das wohl auf seiner Stirn gelegen
hatte, obwohl es eigentlich im Bad sein sollte. Und auch das Fenster, das er
gestern nicht mehr hatte schließen können, war nun fest verriegelt, um Kälte und
Wind auszuschließen.
Einige Minuten des angestrengten Nachdenkens vergingen bis ihm endlich wieder
einfiel, _wer_ gestern noch auf seinem Motorrad gesessen hatte: /Nathanael!/,
dachte er mit einem dankbarem Lächeln auf den Lippen.
Noch immer müde, nun aber deutlich besser gelaunt, stand er auf, brachte als
erstes das Handtuch zurück und kramte in dem Schrank, in welchem er unter
anderem auch verschiedene Medikamente aufbewahrte, nach einem neuen.
Plötzlich aber stutzte er, besah sich seine Medizin genauer. Die Dose mit den
Fiebertabletten hatte ihren angestammten Platz verlassen und diejenige, die
Beruhigungsmittel enthielt, stand sogar noch offen herum.
/Ach Kleiner.../ Seufzend schloss er sie, beließ es aber bei einem
Kopfschütteln, brachte kurz die Morgentoilette und eine Mini-Dusche hinter sich,
um den kalten Schweiß, der unangenehm auf seiner Haut klebte, loszuwerden und
richtig aufzuwachen.
Schließlich betrat er leise sein kleines aber gemütliches Wohnzimmer, erblickte
auch gleich den Schwarzhaarigen als würde sein Blick wie magisch von ihm
angezogen.
Sanft lächelnd zog er ihm die verrutschte Decke wieder über die Schultern,
strich ihm ein paar kleine Haarsträhnen von der neckisch nach oben gebogenen
Nase.
"Manchmal kannst du echt süß sein...", lachte er leise, um den Schlafenden nicht
zu wecken, ging dann in die Küche, um schon einmal das Frühstück vorzubereiten.
Er wusste zwar nicht, was der Schwarzäugige mochte, aber schätzungsweise war er
nach einem jahrelangen Leben auf der Straße ohnehin nicht sonderlich wählerisch.
Also begann er sich an seine Aufgabe zu machen, konnte aber auch, während er
Brot schnitt und verschiedene Sachen wie gekochte Eier, Brotbeläge und -
aufstriche sowie Gemüse anrichtete, nicht aufhören, über den Jüngeren
nachzudenken.
/Wie soll es jetzt nur mit dir weitergehen...?/, überlegte er hilflos, hielt
kurz inne darin, Tomaten zu schnippeln, und auf einmal fiel ihm ein, dass
Nathanael schließlich auch noch einen... _Job_ hatte, fragte sich, ob er nicht
Ärger bekommen würde, da er doch einen Tag nicht zur "Arbeit" erschienen war.
Tief seufzend ging er zu dem Jüngeren, um ihn für das Frühstück zu wecken,
während der Kaffee durchlief.
"Aufwachen, Kleiner! Es gibt Frühstück", flüsterte er leise, nachdem er sich vor
der Couch hingehockt hatte um etwa auf gleicher Höhe mit dem Liegenden zu sein,
rüttelte ganz leicht an dessen linker Schulter.
Nach einer unerwartet ruhigen Nacht erwachte Alain, als ihm die Sonne direkt ins
Gesicht schien. Aber seine Umgebung war so warm und gemütlich, dass er sich
einfach "weigerte" aufzuwachen und mit geschlossenen Augen liegen blieb und
versuchte sich selber vorzuspielen, er würde noch schlafen.
Fast hatte er es geschafft wieder einzudösen, da fiel auch schon ein Schatten
über sein Gesicht und eine große, warme Hand schüttelte ihn an der Schulter.
Unwillig öffnete er das linke Auge und sah den blonden Mann über sich prüfend
an, ob er es wert wäre, dass er für ihn seine Wiedereinschlafpläne verwarf.
Grummelnd warf er einen Blick auf das Frühstücktablett und drehte sich wieder
zur Seite.
"Ich frühstücke _nie_!", teilte er ihm nur mit und kuschelte sich fester in die
Bettdecke. Der weiche, warme Bezug fühlte sich so gut auf seiner von der Kälte
ausgetrockneten Haut an.
Noch immer nur das rechte Auge geöffnet haltend, verrenkte sich Alain ein
bisschen um von seiner Position aus auf die Küchenuhr sehen zu können.
Neun Uhr!
Normalerweise schlief er um diese Zeit noch. Vor sich hin fluchend rappelte er
sich dann doch etwas hoch und sah sich um.
Sein Blick fiel auf das Tablett mit Essen, dass Caspar auf dem Couchtisch
abgestellt hatte.
"Hat Virginia die Tischdecke da gehäkelt?", fragte er beiläufig, während er die
Wände mit Blicken abtastete. Da er keinen Kalender fand war er dann gezwungen
Caspar nach dem Datum zu fragen.
"Der 23.12.", antwortete ihm der Student und Alain stöhnte leise auf.
"Ich muss nachher noch mal weg!", erklärte er dem Anderen. Sein Blick wanderte
wieder zurück zu dem liebevoll hergerichteten Frühstückstablett.
/Du solltest dir abgewöhnen, so früh zu essen! Sonst hast du den Rest des Tages
Hunger und kannst in der Nacht nicht arbeiten!/, hallten die Worte eines
Kollegen durch seinen Kopf. Er hatte sich immer daran gehalten und daran
gewöhnt: Essen erst nach verrichteter Arbeit!
"Ich hab nämlich noch einen Termin mit einem Kunden.", plapperte er einfach
weiter.
"Der ist vor einer Woche nach längerer Abwesenheit wieder in die Stadt gekommen
und ist dann auch gleich zu mir gekommen um mich um ein... Rendezvous zu bitten.
Franklin ist Friseur! Er hat versprochen sich erst mal um meine Zotteln zu
kümmern", Alain zupfte leicht verlegen an einer verfilzten Haarsträhne. "Dafür
kriegt er nen Rabatt!", fügte er noch etwas leiser hinzu.
Dann stand er auf und schälte sich aus seiner Decke.
"Darf ich mal dein Bad benutzen? Ich hab's zwar gestern schon ein bisschen
durchwühlt, aber ich glaube ich sollte der Höflichkeit wegen noch mal
nachfragen!"
Er grinste Caspar an.
"By the way, wie geht's dir eigentlich? Ich hoffe mal ich hab dir die richtigen
Tabletten gegeben! Ich hab mich dabei nämlich auf deine Beschriftungen
verlassen. Also wenn ich dir jetzt irgendein blödes Potenzmittel oder
Hustenbonbons gegeben habe bist du selber schuld!"
Das Grinsen erstarb kurz darauf wieder.
"Hast du was dagegen, wenn ich... mir hier.. naja.. du weißt schon, das Zeug,
das du mir gestern gegeben hast?" Unsicher sah er dem anderen in die Augen. Wie
würde er wohl reagieren?
Alain wandte den Blick ab und sah zu Boden, wobei ihm erst auffiel, dass er
weder Hose noch T-Shirt trug. Einen Moment wollte er schon Caspar zur Rede
stellen, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er sich in der Nacht dann selber
noch ausgezogen hatte. So griff er einfach nach der Hose, das T-Shirt ließ er
einfach liegen. Es war warm genug... eher etwas _zu_ warm.
Er ging los und drehte als erstes die Heizungen ein Stück runter. Dann wandte er
sich wieder zu Caspar um, beobachtete ihn nur stumm an das Fensterbrett gelehnt
und strich gedankenverloren über die Narbe.
"Mir geht es wieder gut, danke...", flüsterte der Blonde leise und freute sich,
dass Nathanael so gelassen war und weder Angst noch Misstrauen zeigte, -
zumindest bis er auf seinen Kunden und dann auch noch die Drogen zu sprechen
kam.
Mit gefrorenen Gesichtszügen wandte er sich ab, vergrub seine Finger fest in der
Decke auf der Couch bis er sich einigermaßen beruhigt hatte und erwiderte dann
leise knurrend: "Natürlich habe ich etwas dagegen!!! Aber du nimmst es ja
sowieso, also mach schon..."
Tief atmete Caspar durch, ließ schließlich seine Finger aus dem Stoff gleiten,
stand auf und sah dem Jüngeren fest in die Augen: "Hier kann ich wenigstens
aufpassen, dass du nicht zu viele nimmst..."
Einen Moment lang ließ er seinen Blick über die gleichzeitig unsicher und
entspannt wirkende Gestalt an seiner Heizung schweifen, kam dann langsam näher,
blieb erst stehen, als er mit ausgestrecktem Arm die schwarzen Haare berühren
konnte, mit dem restlichen Körper aber noch etwas mehr als einen halben Meter
entfernt stand. "Und was deine ‚Zotteln' angeht... Das mache ich! Du nimmst
schon so viel weniger als du mit deinem", er schluckte trocken, "Körper und...
Talent... verlangen könntest. Außerdem musst du _mir_ nichts dafür zahlen - ich
hoffe, du weißt das inzwischen... Ebenso wie dir meine Tür jederzeit offen
steht, egal wann und wieso und, _ohne_, dass du etwas dafür tun musst, hast du
verstanden?" Er begegnete Nathanaels undefinierbarem Blick, der fragend
hochgezogenen Augenbraue, wechselte errötend schnell wieder das Thema:
"Jedenfalls... Ich bin zwar angehender Mediziner und kein Frisör, aber so etwas
kriege ich auch noch hin... Ruf mich einfach, wenn du fertig bist... Ein
frisches Handtuch findest du im Fach unter den Medikamenten und frische
Unterwäsche-"
Caspar stockte, beobachtete wie die schlanken, nervösen Finger über die frische
Narbe strichen, konnte sich nicht davon abhalten, ebenfalls zart über das
verwachsene Gewebe zu streichen und - zuckte erschrocken zusammen, stolperte
einen Schritt zurück, bevor er hastig seinen Satz beendete: "...bring ich dir
dann noch rüber!", und irgendetwas von seinem Kaffee murmelte um regelrecht vor
dem Kleineren in die Küche zu fliehen.
Heftig atmend ließ er sich auf einen der beiden Küchenstühle sinken, legte seine
Stirn und die Handinnenflächen auf die kühle Tischplatte. "Scheiße, ich werd
noch mal wahnsinnig wegen dir", murmelte Caspar halb lachend, halb verzweifelt.
Aber wenn... Vivien Recht behalten sollte und er sich tatsächlich in den
Kleineren verliebt hatte... - was war dann mit all seinen Beziehungen vor
"Nathanael"? Selbst Samuel hatte ihn niemals derart aus der Fassung gebracht,
sein Herz so hart schlagen lassen, dass er nicht mehr wusste, wer er eigentlich
war...
Niemals hatten ihm solch kleine Gesten wie ein offenes Grinsen soviel bedeutet
wie jetzt. Niemals hatte sich verfilztes Haar oder vernarbte Haut so
unglaublich, so... _wunderschön_ angefühlt, ihm eine Gänsehaut über den Körper
gejagt, die einfach nicht mehr schwinden wollte, einfach, weil sie zu _ihm_
gehörten...
Plötzlich blinzelte er, runzelte die Stirn. /Da war doch noch irgendetwas...
bloß wa- SCHEISSE! DIE UNI!/
Erschrocken blickte er auf die Küchenuhr und sank seufzend wieder zusammen. Erst
kurz nach neun. Also hatte er noch gut zwei Stunden bis er da sein musste, weil
er donnerstags immer später aufstehen konnte, dafür aber länger als sonst in der
Uni bleiben musste.
Seufzend trank er den mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee und ging dann in
sein Schlafzimmer, um Wäsche für den Kleinen und sich herauszusuchen, überlegte
dabei was er mit Nathanael machen sollte, da seine Zweitschlüssel bei Jake
waren.
Als der Schwarzhaarige ihn schließlich zu sich rief, ging er grübelnd ins Bad,
reichte ihm ein Paar frischer Boxershorts, war immer noch in Gedanken, was
allerdings wohl auch ganz gut so war, in Anbetracht der Tatsache, dass der
Jüngere gerade so schön und vor allen Dingen _nackt_ wie Gott ihn schuf vor ihm
auf den kalten Fließen stand.
"Hör mal, ich muss dann auch noch weg zur Uni. Du weißt ja, ich bin Student. Ich
weiß ja nicht wo du", er räusperte sich mit brennenden Wangen, "_verabredet_
bist, aber wenn du willst, kann ich dich mit in die Innenstadt nehmen und wenn
du... fertig bist, kommst du einfach zu mir. Die meisten Professoren haben
normalerweise nichts dagegen, wenn mal ein Gast in ihren Vorlesungen sitzt...
Notfalls erzählen wir denen einfach, dass du später Medizin studieren willst,
dann fressen sie dir aus der Hand... Jedenfalls musst du dann nicht hierher
laufen und vor der Tür warten bis ich komme. Ich hätte dir ja auch meinen
Zweitschlüssel geben, aber den hat Jake..." Blinzelnd sah er auf, als er
bemerkte, dass er bisher mit seiner Zahnbürste geredet hatte, auf die er gerade
etwas Zahnpaste gab, und setzte noch ein "In Ordnung?" hinzu, bevor er begann,
seine Zähne zu putzen und abwartend zu dem Kleineren hinunter sah.
Alain löste sich zögernd von der Heizung und machte sich in Richtung Bad auf. Er
zog die Dose mit den Tabletten aus der Hosentasche, nahm eine heraus und biss
ein Stückchen ab. Schließlich wollte er nicht völlig abwesend auf Caspars
Teppich liegen...
Im Bad schlüpfte er schnell aus Jeans und T-Shirt, stellte sich unter die Dusche
und ließ das Wasser heiß über seinen Körper rinnen. Es war schon eine ganze
Weile her, dass er sich das letzte Mal warm gewaschen hatte.
Alain bedauerte es, die Dusche wieder verlassen zu müssen, raffte sich dann aber
doch auf und kramte, den Boden volltropfend, nach einem Handtuch. Das dauerte
bei ihm etwas länger, da er sich nicht zwischen dem dunkelroten und dem
hellgrünen entscheiden konnte. Um den Konflikt zu umgehen, griff er sich dann
doch ein dunkelblaues und trocknete sich ab.
Irgendwie fühlte er sich toll. Die Schmerzen des Entzuges waren verschwunden,
ihm war warm und er würde heute bestimmt nochmal was zu Essen bekommen.
Er gab Caspar Bescheid und spülte sich den Mund noch mit einem selbst
hergestellten Zahnpasta-Mundwasser aus, bis der Ältere auftauchte.
"Was soll ich denn in der Uni?", fragte er verwirrt.
"Ich war nicht mal in der Schule, ich kann nicht schreiben und nur sehr sehr
schlecht lesen.", gab er zu und hielt Caspar auffordernd einen Kamm hin.
Die Shorts, die dieser mitgebracht hatte, streifte er schnell über, stutzte und
kicherte leise.
Der Stoff hing grad so noch auf seiner Hüfte und erfüllte seinen Zweck nicht
ganz. Alain zog die Hose höher, aber sie rutschte sofort wieder zurück.
Er zuckte mit den Achseln, wackelte leicht mit der Hüfte, so dass der Stoff ganz
zu Boden glitt und stieg dann einfach ohne Unterwäsche in seine Jeans.
"Franklin wollte mich bei dem Friseur neben dem Campus treffen, da arbeitet er
nämlich. Da passt das doch ganz gut.
Aber ich glaube wirklich, dass das nicht so gut wäre, wenn ich da bei dir im
Unterricht dabei bin. Denn der Professor wird sicher wütend, wenn er merkt, dass
ich nichts von dem verstehe, was er erzählt, und am Ende lässt er das dann noch
an dir aus, dass du solche Leute mit anschleppst... Nee, lass mal. Außerdem kann
ich mich in meinen Klamotten da nicht sehen lassen und dein Zeug passt mir ja
nicht, wie wir eben festgestellt haben."
Alain überlegte eine Weile, zuckte dann abermals mit den Achseln und drehte sich
weg um sein T-Shirt wieder anzuziehen. Er würde sich schon irgendwie
beschäftigen.
Etwas ungeduldig begann er dann mit dem Kamm zu wedeln und sah demonstrativ auf
die Uhr. Wenn Caspar das unbedingt selber machen wollte, bitte, aber dann musste
er das tun, bevor Alain zu Franklin ging, weil der nichts weniger ausstehen
konnte, als strubbelige Haare. Und Alains Mähne war schon jenseits von allen
Strubbeln.
Wieder rauschte ein warmer Schauer durch Caspar, als er sah wie ungewohnt
entspannt Nathanael vor ihm stand.
Er nickte leicht, "Das habe ich mir schon gedacht...", dann zuckte er auch schon
mit den Schultern. "Solange wir uns irgendwie verständigen können ist das doch
egal, oder? Und um etwas zu verstehen musst du nicht lesen und schreiben können,
sondern nur ein bisschen Verstand haben und den traue ich dir durchaus zu... Na
wart einfach mal Weihnachten ab - das Christkind hat mir versprochen, dir auch
was mitzubringen", lächelte er geheimnisvoll, nachdem er sich den Mund
ausgespült hatte.
Als er jedoch sah, wie der Schwarzhaarige versuchte seine Shorts anzuziehen und
sie dann mit gekonntem Hüftschwung wieder abschüttelte, wurde sein Mund ganz
schnell äußerst trocken und er musste sich wirklich _zwingen_ um sich auf die
schwarzen Augen zu konzentrieren, die ihn auch noch eindeutig provokativ
anfunkelten - oder bildete er sich das nur ein und er war einfach nur kurz
davor, die Beherrschung zu verlieren?
Jedenfalls seufzte er eindeutig enttäuscht als Nathanael absagte, nahm dann aber
wortlos den Kamm, zog den Jüngeren aus dem Bad heraus in sein Schlafzimmer, weil
er auf seinem Bett deutlich mehr Platz hatte und es auch viel bequemer war.
Das Erste, was er dann tat, war aber den Kamm wieder beiseite zu legen. Die
schwarzen Haare glänzten zwar noch immer schön, waren aber wirklich dermaßen
durcheinander, dass der Kamm einfach stecken bleiben würde und er wollte ihm ja
nun auch keine Halbglatze verpassen indem er ihn mal eben ein paar tausend Haare
ausriss.
Mit ein paar Griffen hatte er Nathanaels Kopf ein wenig nach vorne geneigt, dann
kauerte er sich neben ihn und setzte vorsichtig mit seinen Fingern an, teilte
das Haar geduldig in mehrere Zentimeter breite Strähnen, die dann nach und nach
entwirrt wurden. Es war eine mühselige und langwierige Arbeit, da er irgendwie
Hemmungen hatte dem Kleineren wehzutun, und deshalb lieber jedes Haar einzeln
entwirrte anstatt sie mit einem kräftigen Ruck voneinander zu trennen...
Trotzdem genoss er es sehr, genoss das Gefühl des weichen Haares unter seinen
Fingerkuppen, aber auch die samtige Haut des Nacken und des Halses, die er ab
und zu zufällig berührte.
"Ist es dir etwa lieber stundenlang in der Kälte rumzustehen? Die werden dich
schon nicht auffressen! Da sind doch außer dem Prof bloß ein paar Studenten, die
zumeist auch nicht soo gut betucht sind. Und wenn du neuerdings schüchtern
wirst, kannst du dich gerne hinter mir verstecken - groß genug bin ich ja...
Allerdings glaube ich, dass die Meisten deine Kleidung nur insofern stören wird,
dass sie dich lieber _ganz_ ohne sie sehen wollen würden...", erwiderte er
grinsend, stockte dann jedoch schuldbewusst.
Caspar hatte diese Anzüglichkeit nur so vor sich hin gesagt, wie er es von
seinen Freunden eben auch gewohnt war, doch von denen musste ja auch keiner
seinen Körper verkaufen und er wollte nicht, dass Nathanael ihn falsch verstand.
Ohne dass er recht wusste, was er tat, zog er den Kleineren schnell in seine
Arme, seufzte erstaunt auf, schien der harte und zugleich anschmiegsam weiche
Körper doch wie für seine Arme gemacht, vergrub sein Gesicht nahe dem rechten
Ohr Nathanaels in dessen mittlerweile weitestgehend wieder in Ordnung gebrachten
Haar und flüsterte entschuldigend: "Tut mir Leid. Es war nicht _so_ gemeint, ja?
Ich hab nur einfach nicht nachgedacht, bevor ich das gesagt habe..."
Schluckend atmete er den betäubend süßen Geruch des Jüngeren ein, in den sich
nun noch der schwache Duft seines Duschgels mischte, streichelte selbstvergessen
über den flachen Bauch, auch wenn ihn das T-Shirt eindeutig störte...
Andererseits hätte seine Entschuldigung wohl eher weniger glaubhaft geklungen,
wenn er gleich darauf lüstern über seinen schwarzen Engel hergefallen wäre...
Alain schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf die Finger, die sich
sanft und vorsichtig durch seine Haare arbeiteten. Es war schön sich so
entspannen zu können.
Wo waren nur seine Reflexe und Paranoia geblieben? Egal! Er vermisste sie nicht!
Eine Weile lag er einfach nur da und genoss die Berührungen des Älteren. Dann
zwang er sich dennoch die Augen zu öffnen und auf die Uhr auf Caspars Nachttisch
zu sehen.
Es war eine Digitaluhr. Mit denen hatte Alain noch Probleme, da er das
Uhrenlesen auf die selbe Art gelernt hatte wie das Entziffern von Buchstaben:
nämlich indem er die Passanten am Bahnhof nach der Zeit gefragt hatte, die sich
dann (meist genervt) umgedreht und auf die nächstbeste Bahnhofsuhr gezeigt
hatten um ihm die Uhrzeit provokativ langsam und deutlich vorzulesen. Nur leider
hatten fast alle Bahnhöfe und U-Bahnstationen noch analoge Uhren, oft auch ohne
Ziffern.
Aber er wollte sich auch nicht die Blöße geben, Caspar nach der Zeit zu fragen,
nachdem er die Uhr schon so lange angestarrt hatte.
So musste er wohl oder übel anfangen die einzelnen Zahlen zu entziffern.
/Warum nehmen die da so komische, eckige Zahlen?/, fluchte er innerlich und
konzentrierte sich weiter auf die grün leuchtende Anzeige.
1...0...? 10! und das Andere...
/Woher soll ich denn wissen, welcher der beiden Schnörkel eine Fünf sein soll
und welcher eine Zwei?/. Aber falls es tatsächlich 10:52 heißen sollte hätte er
jetzt wirklich ein Problem.
"Du, Caspar?", er stupste den Mann hinter sich mit dem Ellebogen an.
"Ich weiß ja nicht, wie schnell _du_ läufst, aber ich glaube _ich_ müsste
demnächst los... Wir treffen uns nämlich um 11 Uhr. Und jetzt ist es schon...
ziemlich spät.
Ich glaube, da du die Haare jetzt schon entwirrt hast werden wir nicht viel
länger als... zwei Stunden brauchen. Wenn du mir sagst wo, kann ich ja mal bei
deinem Unterricht vorbeischauen."
Er löste sich von Caspar und glitt geschmeidig vom Bett und sah dann auffordernd
zu ihm zurück. Er wollte sich schon umdrehen, als er noch mal stockte.
"Du hast nicht zufällig ein etwas engeres T-Shirt, das du mir mal borgen
könntest? Ich komme mir da wirklich doof vor, in so schmutzigen, kaputten Sachen
aufzutauchen. Ich weiß doch, dass die Uni eine Schule für ganz Tolle ist!"
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die Finger angespannt in der
gewohnten Erwartung gleich in einem Knoten hängen zu bleiben, doch nichts
passierte. Er versuchte es noch ein paar Male und lächelte Caspar dann dankbar
an.
"Ich sollte die Haare wohl wirklich nicht so lang tragen.", meinte er, leicht
errötend.
"Jetzt hast du einen ganzen Vormittag deine Freizeit an meiner Unfähigkeit meine
Haare in Ordnung zu halten verloren. Das tut mir Leid! Ich versuch's irgendwann
wieder gut zu machen. Da ich ja, wie du inzwischen weißt, kein Geld habe kann
ich's ja abarbeiten..." Er überlegte einen Moment, sah den anderen nicht an.
"Ich könnte zum Beispiel mal deine Wohnung durchputzen oder so was...", meinte
er, während er seine Schuhe suchte und hineinschlüpfte.
Er stockte wieder, spielte mit den ungewohnt lockeren Haarsträhnen, streifte die
Schuhe noch einmal ab und kam ins Schlafzimmer zurück.
"Hast du nun ein T-Shirt? Ich mach's auch nicht kaputt oder dreckig! Du kriegst
es in ein paar Stunden zurück! Ich kann's dir auch gewaschen zurückgeben, wenn
dir das lieber ist." Alain legte den Kopf schief und sah Caspar bittend an.
/Irgendwie ist es schön mit jemandem reden zu können.../, dachte er.
/Vielleicht war es doch eine gute Idee, Virginias Einladung anzunehmen./
"Ich wollte dich übrigens nicht von deiner Mutter verjagen... Falls du ihr wegen
mir abgesagt hast...", er brach ab. Wieso nahm er sich nur so wichtig?
Vielleicht hatte Caspar auch einfach keine Lust die Feiertage bei einer älteren
Dame zu verbringen? Vielleicht wartete er einfach nur schon lange auf eine
Gelegenheit, sich den Tag für eine Studentenfete frei zu räumen?
Caspar erwachte wie aus einem Traum. Er schluckte leicht, nickte dann aber, auch
wenn der andere dies nicht sehen konnte, und murmelte leise: "In Ordnung... Ich
fahre dich, dann kommst du nicht zu spät zu... deiner Verabredung. Ich möchte
nicht, dass du Ärger bekommst, weil ich nicht auf die Zeit geachtet habe..."
Bedauernd nahm er war, wie der weiche schlanke Körper seinen Armen genommen
wurde, und schaffte es vermutlich nicht ganz, die Sehnsucht aus seinem Blick zu
bannen. Jedenfalls dauerte es eine ganze Weile bis er seiner Stimme wieder über
den Weg traute, weshalb er den Jüngeren eine Weile lang reden ließ.
Als Nathanael sich jedoch schließlich in seinem Redefluss unterbrach, sah er
ein, dass es Zeit wurde einmal wieder etwas zu sagen. "Doch, lass sie so - so
sind sie wunderschön. Und ich habe es wirklich gern gemacht...", erwiderte er
also rau, ohne recht zu begreifen was er sagte. Als er es schließlich tat, wurde
er leicht rot und fügte hastig hinzu: "Ich hab noch ein schwarzes Oberteil von
einer Exfreundin. Eigentlich wollte ich es ihr wiedergeben, aber da sie es
bevorzugt hat, nie wieder mit mir zu reden und ich vergessen habe, es
wegzuschmeißen, dürfte es noch irgendwo in meinem Schrank rumliegen. Ich denke
es dürfte dir passen und dass es eine Frauenklamotte ist, sieht man ganz
bestimmt nicht... Heutzutage kann man Männlein von Weiblein ja sowieso oft nur
noch unterscheiden, wenn sie nackt sind... Wenn du magst kannst du es behalten,
ich kann eh nichts damit anfangen..."
Schnell stand er auf und wühlte in seinem Kleiderschrank, um nach kurzer Zeit
das langärmelige, enganliegende Oberteil hervorzuzaubern, das zwar eindeutig aus
einer Kunstfaser hergestellt worden war, sich aber fast genauso wie feine Seide
anfühlte.
/Oder seine Haut.../, bemerkte die Stimme in seinem Hinterkopf hämisch, bevor er
sie zum Verstummen bringen konnte.
"Da", sagte er nur rau und verschwand schnell in der Küche, während der
Schwarzhaarige sich umzog.
Betont langsam nahm er den Plan von der Pinnwand, auf dem seine Vorlesungen und
die dazugehörigen Säle angegeben waren, um Nathanael genügend Zeit zu geben.
Dann drehte er sich um, ging zurück Richtung Schlafzimmer, aus dem der Kleinere
gerade trat, und drückte ihm wortlos das Papier in die Hand.
Während der Kleinere ungeduldig an der Tür wartete, holte er noch schnell seinen
Laptop und alle anderen Dinge, die er für die Uni brauchte, dann schob er den
Schwarzäugigen auf den Flur hinaus, schloss schnell ab und verfrachtete den
lebendigen Engel an seiner Seite auf den Beifahrersitz.
"Wo soll ich Sie absetzen, junger Herr?", fragte er lächelnd, während er den
Motor startete und anfuhr.
Er folgte den Anweisungen zu einem eigentlich einen sehr guten Eindruck
machenden Friseursalon für die etwas bessere Mittelschicht. Caspar fragte sich,
ob auch nur ein einziger der Kundschaft von der Päderastie seines Friseurs
wusste, denn der Blonde konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass
Nathanaels Kunde ein gutaussehender Anfangzwanziger sein sollte, der gerade erst
seine Ausbildung abgeschlossen hatte.
Lautlos seufzend ließ er den Jüngeren aussteigen und erinnerte ihn an sein
Versprechen, zur Uni zu kommen, dann winkte er noch einmal mit einem verzerrten
Lächeln und fuhr wieder los, da er mangels Park- oder auch nur Standplatz in
zweiter Reihe gehalten hatte und er im Rückspiegel bereits ein herannahendes
Gefährt erkennen konnte. Krampfhaft versuchte er die Vorstellung in seinem Kopf
zu verdrängen, die ihm vorgaukelte, dass er den Jungen gerade persönlich in die
Höhle des Löwen chauffiert und ihn nun einfach zurückgelassen hatte - doch es
wollte ihm einfach nicht gelingen...
Unsicher trat Alain vor dem Laden von einem Fuß auf den anderen. Hoffentlich war
er nicht viel zu spät.
Zögernd trat er einen Schritt auf den Laden zu und sah durch die Scheibe.
Franklin stand an der Kasse und schien das Geld zu zählen, dass er bisher
eingenommen hatte. Alain staunte nicht schlecht, als er mehrere größere Scheine
entdeckte.
Sein Kunde sah auf und löste sich von seinem Platz. Mit dem "Mittagspause"-
Schild kam er zur Tür und öffnete Alain. Mit einer einladenden Bewegung bat er
ihn herein und folgte, nachdem er das Schild aufgehangen und mattschwarze Rollos
runtergelassen hatte.
"Setz dich auf einen der Stühle und zieh dir schon mal das T-Shirt aus!", wies
der drahtige Mittvierziger Alain an.
"Schön, dass du dir die Haare wenigstens vorher gekämmt hast! Das erleichtert
einiges! Deine Zotteln waren auch wirklich nicht zu ertragen gewesen."
Alain blieb vor einem der Frisierstühle stehen und sah zu Franklin zurück.
"Können wir das heute nicht mal lassen? Ich finde meine Haare toll, so wie sie
jetzt sind... außerdem brauch ich alles Geld! Ich bin mal wieder mit meinen
Zahlungen im Rückstand."
Er sah Franklin nicht ins Gesicht, zog sich nur, unnötig langsam und aufreizend,
das T-Shirt über den Kopf.
Franklin musterte ihn eine Weile. Sein Blick verharrte eine Weile auf der noch
unverheilten Wunde und wanderte höher, zu Alains Haar.
"Los, setz dich hin! So gespalten und dreckig wie deine Zotteln wieder sind
krieg ich eh keinen hoch... Sieh's als Weihnachtsgeschenk!"
Der Frisör, der seine eigenen graumelierten Haare unter einer Schicht blutroter
Farbe versteckt hatte, die von helleren Strähnen durchzogen war, drückte Alain
auf den Sitz, zog seinen Kopf zurück, so dass er mit gestreckter Kehle vor ihm
lag. Aus einem Reflex heraus zuckten Alains Hände an seinen Hals, um sich zu
schützen, aber Franklin hielt seine Hände fest und fuhr mit der Zunge über die
weiche Haut. Panisch versuchte sich Alain zurückzuziehen, als der Mann nun auch
die Zähne einsetzte, konnte jedoch nicht ausweichen.
Sanft und bedrohlich schmiegte sich das schwarze Leder des Sitzes von allen
Seiten um ihn.
Alain schlenderte betont locker über den Campus. Es bereitete ihm Schmerzen, zu
gehen, aber das ignorierte er geflissentlich und kümmerte sich viel mehr um die
Frage, wie er Caspar jetzt finden sollte.
Immer wieder fuhr er mit der Hand durch sein Haar. Es war nicht viel kürzer,
aber angestuft, so dass es viel lockerer in seinen Nacken fiel.
/Ich sollte sie öfters waschen!/, stellte er fest, schüttelte den Kopf, so dass
seine Haare im eisigen Dezemberwind wehten und lachte leise.
/Vielleicht im Sommer.../
Er zog den Zettel aus der Tasche, den Caspar ihm gegeben hatte, und strich ihn
glatt. Nachdenklich griff er wieder in die Tasche und zog auch noch den frisch
gebügelten Geldschein heraus.
Seufzend blieb er stehen.
/Ich brauche noch Geschenke für Caspar und seine Mutter... Das heißt, dass ich
nachher noch in die Stadt muss./ Aber als erstes ging er Caspar suchen.
Nachdem er durch einige Gänge geirrt war fand er den richtigen Hörsaal.
Er atmete tief durch und betrat den Raum.
Der Professor sah auf und unterbrach sich kurz.
"'Tschuldigung!", nuschelte Alain leise und setzte sich gleich hinten an der Tür
auf den erstbesten freien Platz.
Eine Weile versuchte er angestrengt zu entziffern, was an der Tafel stand, gab
es aber bald auf und hörte nur noch zu.
Unsicher warf er ab und zu einen Blick in die Runde, und stellte fest, dass alle
außer ihm schrieben. Ab und zu streifte ihn ein Blick von anderen Studenten,
meist fragende.
Plötzlich zuckte er zusammen. Ein Zettel, kariert und oft zusammengefaltet, traf
ihn an der Nase.
Erschrocken blickte er sich um, aber keiner sah zu ihm... bis auf einem
rothaarigen jungen Kerl neben Caspar, der ihm verschwörerisch zuzwinkerte.
Er entfaltete den Zettel ordentlich und entzifferte den Text.
'Hey Süßer! Schon vergeben?'
Alain hob wieder den Blick und sah in zwei erwartungsvoll auf ihn geheftete
Augen. Er lächelte gezwungen freundlich und schüttelte leicht den Kopf.
Ihm war grad nicht nach einem weiteren Kunden, aber Geld abzulehnen konnte er
sich nicht erlauben.
Endlich war die Vorlesung vorbei. Es war zwar interessant gewesen, aber
irgendwie fühlte sich Alain so ganz allein in der letzten Reihe unwohl.
Gut... er war nicht wirklich allein, aber er kannte keinen der Männer, die neben
ihm saßen.
Als der Professor schließlich seine Sachen zusammenpackte und einen der
Studenten bat die Tafel abzuwischen, sprang Alain auf und verließ mit den
anderen den Raum. Neben der Tür lehnte er sich an die Wand und wartete auf
Caspar.
Bevor Caspar auch nur in Sichtweite kam, trat der Rotschopf neben Alain und
grinste ihn breit an. Alain lächelte zurück.
"Na, dass war aber mal ne originelle Anmache!", kommentierte er mit
sarkastischem Unterton. "Ich bin Cameron, und du?"
Nur mit halbem Ohr auf die Antwort achtend zog Alain wieder den Zettel von
Caspar aus der Tasche um zu gucken, wo sie als nächstes hin mussten, aber der
Andere unterbrach ihn.
"Ich heiße René.", stellte er sich vor und rückte noch enger zu dem Jungen.
Alain löste sich erleichtert von der Wand, als Caspar auf ihn zu kam.
"Du hast nicht zufällig einen Zettel für mich?" Alain sprach so leise, dass nur
Caspar ihn hören konnte.
"Die schreiben nämlich alle irgendwas mit... ich komm mir da so komisch vor. Ich
hab ja gar nichts dabei und so..."
Alain drehte sich wieder weg und beugte sich zu Renés Ohr.
"Für 20 Dollar verschwinde ich mit dir ne halbe Stunde auf der Toilette.",
hauchte er. René sah nicht so aus, als würde er am Hungertuch nagen...
Der Blonde nickte und angelte nach dem linierten seiner beiden Schreibblöcke
sowie einem schwarzen Kugelschreiber. "Klar kannst d-", Caspar hielt inne,
während sich Nathanael wieder zu ihm drehte.
Hatte er das gerade richtig verstanden? Der Kleine fing gerade an hier an
_seiner_ Uni vor _seinen_ Augen seinen nächsten Kunden aufzureißen??
Wütend drückte er dem Schwarzhaarigen das Gewünschte in die Hand und mit den
Worten "Da! Du kannst ja später nachkommen, wenn du _fertig_ bist!!" rauschte er
zornig zum Saal seiner nächsten Vorlesung.
Gereizt ließ er seinen Rucksack zu Boden fallen und trat einmal _völlig
unauffällig_ gegen die Verkleidung des Tisches, die normalerweise alles was die
Studenten _unterhalb_ des Tisches taten vor den Professoren verbarg. Im Moment
zog sie jedoch im Gegenteil noch die Aufmerksamkeit des Profs mit einem dumpfen
Laut auf sich, sodass Caspar einen mahnenden Blick auffing.
Aufgebracht ließ er sich auf seinen Stuhl sinken, legte die Wange auf den
rechten Unterarm, während er auf die Uhr an seinem linken Handgelenk blickte und
sehnsüchtig darauf wartete, dass die Vorlesung begann. Nicht, dass sie ihn von
dem schwarzäugigen Engel hätte ablenken können, der in letzter Zeit
ununterbrochen durch seinen Kopf geisterte und sich dem beständigen Flattern in
seinem Magen nach auch nicht selten in seinen Bauch verirrte...
Traurig seufzend malte er Muster auf die schon ziemlich abgenutzte Tischplatte.
Es war schon schwer genug gewesen, sich heute zu konzentrieren und die Tatsache
zu verdrängen, dass der Jüngere genau in diesem Augenblick "sein Geld
verdiente". Aber selbst einmal davon abgesehen, dass der andere das nicht wissen
konnte, schien er auch nichts weiter von einem schlechten Gewissen oder
dergleichen zu halten...
/Schlechtes Gewissen? Weshalb? Ihr seid nicht zusammen - außer in deinen
Wunschträumen vielleicht - schon vergessen? Er ist dir rein _gar nichts_
schuldig!/, erinnerte ihn eine hämische Stimme.
Das Schlimmste aber war, dass er mit Nathans nächstem Kunden sogar locker
befreundet war und nicht nur das - nein, sie waren natürlich auch schon zusammen
im Bett gewesen (schließlich musste die Schwulen-und-Bi-Fraktion der Uni doch
"zusammenhalten"). Zumindest in dieser Hinsicht konnte Caspar damit zwar
wenigstens beruhigt sein, weil er wusste, dass René eindeutig "auf die Feder
statt auf's Leder" stand und ohnehin meistens _unten_ war, aber wie zum Teufel
sollte er ihm denn von nun an noch ins Gesicht sehen? Einmal ganz abgesehen von
der unleugbaren Tatsache, dass _er_ ja schließlich auch schon mit Nathanael
geschlafen hatte... oder wie immer man den körperlichen - wenn auch
zugegebenermaßen äußerst angenehmen - Überfall des Jüngeren auf ihn nennen
wollte...
"Ach scheiße...", fluchte er unglücklich.
Noch eine Minute, dann würde die Vorlesung beginnen - und natürlich waren weder
René noch Nathanael anwesend...
Er wusste nicht recht, was in ihn fuhr, aber plötzlich sprang er auf, griff nach
seinen ohnehin noch nicht ausgepackten Sachen und stürmte mit gesenktem Blick an
dem sicher äußerst dumm aus der Wäsche schauenden Professor vorbei, der ihm
sogar noch besorgt nachrief, ob er sich nicht wohl fühle.
/Ob ich mich nicht wohl fühle? Nein, Herr Professor, zu meinem Bedauern muss ich
Ihnen gestehen, dass ich mich _ganz und gar nicht_ wohl fühle!!!/, dachte er
schnaubend und ging in die Cafeteria, wo er "irgendwas Trinkbares" bestellte und
sich dann mit seinem - wie er nach einem Blick in die Plastikflasche feststellte
- Joghurtdrink in eines der hinteren Eckchen des Speiseraumes verzog.
Das Getränk ließ er unangetastet, obwohl das Essen und Trinken ganz im Gegensatz
zu der Schulkost seiner High School etwa durchaus zu genießen war, drehte nur
die Flasche in seinen Händen und wusste nichts mit sich anzufangen. Er starrte
einfach nur in das blassgelbe Getränk hinein, dachte nichts und erreichte
langsam aber sicher einen Zustand absoluter Leere für den ihn jeder Meditierende
beneidet hätte. Und Caspar musste zugeben, dass diese gepriesene Leere in ihm
durchaus einen Vorteil hatte, denn endlich hörte er auf ständig an... Wie-hieß-
er-doch-gleich zu denken und begann sich stattdessen den Kopf über die überaus
wichtige Frage zu zerbrechen, ob die armen rechtsdrehenden Milchsäurebakterien
möglicherweise einen Kollaps bekamen, wenn er sie ständig in die
entgegengesetzte Richtung drehte...
Alain sah Caspar verdutzt hinterher. Was war das denn eben? Caspar war doch
nicht etwa eifersüchtig, oder?
Verwirrt den Kopf schüttelnd wandte er sich wieder zu René um und wartete auf
die Antwort.
Der kramte gerade seinen Stundenplan heraus, wohl um zu sehen, ob er seine
nächste Vorlesung unbedingt brauchte, oder ob er die nicht einfach mal ausfallen
lassen konnte.
Mit einem Grinsen und einem schnellen Blick über die Schulter machte er sich
dann auf den Weg in Richtung Toilette und bedeutete Alain, ihm zu folgen.
In der Toilette drängte René ihn an eine Wand und küsste ihn sanft, ließ seine
Finger unter Alains T-Shirt gleiten.
Er stockte, als er die Unebenheiten in der Haut spürte. Verwundert, hastig
strich er Alains Shirt hoch, berührte mit erschrockenem Blick den noch recht
frischen Schnitt auf der Brust des jungen Strichers. Die... Arbeit hatte der
Naht nicht besonders gut getan, doch sie hatte gehalten.
René ließ den Stoff wieder los, der geschmeidig über Alains Haut glitt und
dessen Körper wieder verbarg.
"Nee, Cam, ich glaub nicht, dass das, was wir vorhatten, besonders gut für dich
ist!", sagte er leise und küsste Alain trotzdem noch mal. "Aber du bist süß!
Krieg ich deine Handynummer? Wir können das ja mal später nachholen, wenn es dir
besser geht!"
Alain sah den anderen verblüfft an. Was interessierte es den, wie es ihm ging,
aber er war schon dankbar, dass René ablehnte.
"Ich hab kein Handy. Aber nach Weihnachten findest du mich jeden Abend in der
7th Avenue...", nuschelte er fast unhörbar, lächelte den Rotschopf kurz, und
schauspielerisch gesehen perfekt, dankbar an, ehe er die Örtlichkeiten hastig
verließ.
Er rannte durch die Gänge, bis er den entsprechenden Hörsaal gefunden hatte,
streckte den Kopf durch die Tür und stellte auf einen Blick fest, dass Caspars
Blondschopf fehlte.
Leise sprach er den jungen Mann in der letzten Reihe an, der auch vorhin schon
neben Alain gesessen hatte, und fragte ihn nach "seinem" Studenten. Der erklärte
ihm nur unwirsch, da Alain ihn ablenkte, dass der den Raum schon zu Beginn der
Stunde verlassen hatte.
Seine guten Manieren mal zum Einsatz bringend bedankte und entschuldigte sich
der Junge und verließ den Saal wieder.
Etwas ratlos schlenderte er nun durch den Gang, hörte noch, wie René wohl den
Hörsaal betrat und schlenderte einfach mal in die entgegengesetzte Richtung.
"C... afe..teria...", stotterte er die Aufschrift an einer der Türen zusammen
und beschloss es dort mal zu versuchen.
Und er hatte Glück: Über einem Joghurtdrink meditierend saß an einem der Tische
ein recht abwesend wirkender Caspar.
Alain setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber und sah den anderen einen Moment
an, ehe er ihn auf sich aufmerksam machte.
"Wieso bist du nicht in deinem Unterricht?", fragte er in Smalltalk-Laune.
Er legte den Kopf schief und sah den anderen zweifelnd an.
"Du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf Franklin und René? Wenn, hast du ne
echt blöde Art das rüberzubringen!
Und du bist schlimmer als jeder Klischee-Ehemann. Meine neue Frisur scheint dich
nämlich irgendwie auch überhaupt nicht zu interessieren... das wird nie was mit
uns beiden!", scherzte er einfach drauf los und bettete seinen Kopf auf seine
verschränkten Hände auf der Tischplatte, so dass er den anderen jetzt von unten
her durch Anstarren nervös zu machen versuchte.
Als ihm bewusst wurde wie kindisch er sich grad aufführte setzte er sich
aufrecht hin und blickte Caspar wieder durch seine starre Maske des Ernstes und
der Unnahbarkeit an.
"Komm! Wir sind nicht verheiratet. Nicht mal zusammen. Jetzt führ dich nicht auf
wie ein bockiges Kleinkind und hör auf zu schmollen!"
Er spielte mit einer der bis unters Kinn reichenden Haarsträhnen.
"Gehst du heute noch mal zu einer Vorlesung oder war's das bis nach den Ferien?
Ich jedenfalls geh jetzt in die Stadt was einkaufen. Ich glaub deine Vorlesungen
bringen mir nichts, solange ich nicht schreiben kann... Medizin hilft mir eher
noch weniger durchs Leben. Vor allem wenn der von Zellen erzählt, und ich nehme
jetzt einfach mal an, dass er nicht _die_ Art von Zellen meinte, die ich mal
testsitzen durfte.
Wenn du nichts mehr vorhast, könnten wir ja zusammen gehen.
Es sei denn, du findest das Studium der Inhalts- und Geschmacksstoffe deiner
Chemiemilchpampe da interessanter."
Innerlich schlug er sich selbst vor den Kopf, die Maske jedoch jegliche
Gefühlsregungen verbergen lassend: /Wieso fang ich schon wieder mit diesen
blöden Sprüchen an?/
Caspar erschrak leicht als Nathanael plötzlich neben ihm auftauchte, hörte wie
apathisch zu und wich gleichzeitig dem Blick des Jüngeren gekonnt aus.
"Weil ich sowieso nichts mitkriegen würde - _deswegen_!", antwortete er mit
zitternden Lippen. "Und was deine Haare angeht - die sind mir völlig
gleichgültig. Sie gehören ja sowieso nur einem Stricher, der ein paar Tage lang
bei mir wohnt und dann auf nimmer Wiedersehen verschwinden wird, ohne sich auch
nur nach mir umzudrehen.
Seien wir ehrlich: Ich bin dir völlig egal. Aber weißt du... ich möchte zwar
nicht wie ein Spießer klingen, doch dafür, dass du bei mir übernachtest,
könntest du immerhin so freundlich sein und es mir wenigstens nicht immer unter
die Nase reiben..."
Bitter starrte er in seinen Joghurtdrink. "Geh ruhig einkaufen, ich trinke
lieber meine "Chemiemilchpampe" zuende... Bei der laufe ich immerhin nicht
Gefahr verrückt zu werden vor Eifersucht... Aber was rede ich da... was
verstehst _du_ schon von Eifersucht oder...", endlich blickte er auf, fand für
einen kurzen Augenblick lang den Mut, für das, wonach er sich die ganze Zeit
verzehrte und so beugte er sich über den Tisch zu Nathanael, küsste ihn sanft
und flüchtig auf die Lippen, ehe er leise hinzufügte: "...oder Liebe..."
Dann stand er trotz seiner Worte doch auf und ging Richtung Tür, blieb noch
einmal kurz stehen ohne sich umzudrehen, während Nathanael noch immer wie
angewurzelt dasitzen musste. "Ich gehe nach Hause - da kann ich mich selbst
bemitleiden und dir dann die Tür aufmachen, wenn du kommst...", erklärte er,
fast nur flüsternd, und verließ eilig aber nicht überhastet die Cafeteria,
schließlich das Universitätsgebäude und wanderte dann langsam über den recht
verlassenen Campus, bis er ganz plötzlich stehen blieb und sich nach dem
Haupteingang umdrehte.
Wieso hoffte er nur so sehr, dass Nathanael ihm folgen und ihm das Gegenteil all
seiner düsteren Vermutungen beteuern würde, wenn er doch genau wusste, dass es
nie geschehen würde?
War das wirklich Liebe?
Schließlich hatte er ganz zweifellos auch Samuel geliebt, doch bei ihm hatte es
sich so vollkommen anders angefühlt als jetzt... Vielleicht nicht ganz so
intensiv, aber auch bedeutend weniger schmerzhaft...
"Ob ich dich wohl irgendwann vergessen kann, wenn du nicht mehr bei mir bist?",
fragte er leise, obwohl der junge Schwarzhaarige es ja nicht hören konnte. "Und
will ich das denn überhaupt?"
Alain starrte dem Anderen verblüfft hinterher. Er gestand sich selbst nicht ein,
wie sehr ihn die Worte des Studenten getroffen hatten.
"Bin ich ein schlechter Mensch, nur weil ich nicht weiß, was Liebe ist?", sprach
er erst leise in den Raum. Dann hob er seine Stimme: "Ich tu das auch nicht,
weil mir das besonders Spaß macht! Ich tu das um zu überleben, du Idiot!"
Alain ließ sich auf einen Stuhl sinken und stützte den Kopf auf die Hände.
"Ich dachte, wir könnten Freunde werden... aber das war wohl zu viel verlangt!"
Trotzig fasste er für sich einen Beschluss: Er würde nicht zu Caspar
zurückgehen. Und er würde Weihnachten auch nicht bei dessen Mutter verbringen.
"Dann feier doch mit deiner Milchpampe!", schrie er den schlechten Van Gogh
Kunstdruck an. Er hatte es nicht nötig, sich die Tatsache, dass er dem anderen
irgendwas schuldig war, dafür, dass er bei ihm wohnen durfte, immer wieder aufs
Brot schmieren zu lassen.
Auch wenn der andere jetzt noch glaubte ihn zu lieben, irgendwann würde die
Einsicht folgen, und dann _würde_ er einfordern was ihm zustand.
/Ich hätte ihn nie so nah an mich ran lassen dürfen./
Als er den Kopf hob und aufstand war er wieder völlig hinter der Maske des
leicht unterkühlten Strichers verborgen. Und er würde sie nicht wieder ablegen.
Mit blau gefrorenen Lippen und Fingern kletterte er über die alte, kaputte
Küchenzeile ins Innere seiner "Wohnung", entschlossen jetzt ein Bad zu nehmen
und sich dann mit einem guten Buch die Zeit bis zur Arbeit zu vertreiben. Aber
als er dann frierend vor der schon wieder zugefrorenen Wanne stand verging ihm
die Badelust.
Eine Weile stand er nur da und betrachtete sein Spiegelbild im Eis. Als er
Franklins Salon verlassen hatte war er vor Stolz auf die schöne Frisur fast
geplatzt, jetzt wandte er sich angewidert ab.
/Er hat Recht: Egal wie schön Frank meine Haare herrichtet, sie werden immer ein
Teil des wertlosen Strichers bleiben. Warum habe ich mir von dem Kerl einreden
lassen, ich wäre mehr wert, als ich an Lohn verlange... ich bin es nicht!/
Langsam drehte er sich um, kroch in seiner Höhle, in der immer Dunkelheit oder
Dämmerung herrschte, und warf sich auf seine Matratze, die Feder einfach
ignorierend, die sich durch den dünngewetzten Stoff in seinen Rücken grub. Die
Kerzen lagen unangerührt in ihrer Ecke.
Wie lange er einfach nur stumm in einer Ecke lag und die Wand anstarrte wusste
er nicht. Plötzlich richtete er sich auf, griff sich ein Messer und verließ
schnell den Schutz seiner Höhle.
Auf dem Eis vor der Wanne rutschte er aus und fiel auf die Knie, blieb vor dem
Metallbottich hocken.
Wild entschlossen griff er das Messer fester. Tränen tropften auf die
Wasseroberfläche wo sie, wie der Rest der Flüssigkeit, erstarrten. Schnell, so
dass er keine Zeit hatte sich das genauer zu überlegen, hob er die Klinge. Er
wusste, wenn er nicht schnell handelte würde er es wieder nicht tun.
Hastig hob er das Messer in seinen Nacken, packte die Haare, die locker über
seinen Rücken fielen, und schnitt sie ab.
Zweimal tief durchatmend sah er auf das dicke Büschel der langen, nachtschwarzen
Haare hinab. Dann machte er sich auf die Suche.
Eine Weile trat er unschlüssig auf der Stelle, die Hand kurz vor Caspars Klingel
schweben lassend. Zögernd drückte er eine Klingel, allerdings die neben der von
Caspar.
"Craws?", erklang die Stimme einer Frau unbestimmbaren Alters in der
Gegensprechanlage.
"Entschuldigen Sie, aber ich muss zu Mr. Blackwell, hab aber meine Schlüssel
zuhause liegen lassen..."
Die Frau schaltete die Sprechanlage wortlos ab.
Alain wollte schon wieder enttäuscht weggehen, als das leise Summen des
Türöffners erklang.
Hastig rannte er die Stufen zu Caspars Wohnung hoch, dass sein Hemd hinter ihm
herflatterte.
Überhastet ließ er sein Gepäck fallen und stapfte dann langsam die schönen
Holzstufen wieder herunter, die Wärme des Treppenhauses genießend. Zögernd sah
Alain noch einmal zu der geschlossenen Tür zurück.
Da lag sein Päckchen auf Caspars Schwelle: Das T-Shirt von Caspars Freundin, die
Jacke von Virginia, die Dose Pillen und ein Bund Haare, zusammengehalten von
einem Stück Absperrband. Daneben hatte er einen Zettel gelegt.
Es hatte Alain fast eine Stunde gekostet, den Brief auf das, aus einem seiner
Groschenromane gerissenen, Papier zu schreiben, wobei er mühsam die Worte und
Buchstaben abgemalt hatte:
"Stimt, ich weis nicht was liebe ist! Aber was ich weis reicht um zu überleben!
Ich kome alleine zurecht! Kom nie wider zu mir nach hause!!
Grüs deine mum und sag es tut mir leit!
der kleine stricher"