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Frei sein

von

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Kann ich frei sein?

Gefühlsleere, eisblauen Augen starrten das Feuer an, das schon seit Stunden loderte. Es waren Augen, die schon alles durchgemacht hatten. Schmerz, Verzweiflung, Angst, Einsamkeit, Grauen, Hass, Tod ... doch was mussten diese wunderschön eisblauen leuchtenden Augen noch durchmachen.

Ich führte meine Hand zu meiner Wange und schmiegte mein Gesicht an diese. Als würde ich mich nach einer Berührung sehnen. Mein Blick war immer noch auf den lodernden Haufen gerichtet, ein leerer, gefühlsloser Blick. Ich schloss kurz die Augen und ließ meine Hand wieder sinken. Wie tief war ich bereits gesunken.

Ich drehte mich auf dem Absatz herum, streifte mir mit einer Hand meine braun schimmernden Haare nach oben und setzte mir den Motorradhelm auf. Er glänzte silbrig, als ich auf das schwarze Motorrad stieg das neben mir stand und den Motor anwarf. Mein letzter Blick galt dem Feuerhaufen, bevor ich gen Sonnenuntergang fuhr und am Horizont verschwand.
 

Der Wind, den ich spürte und das Gefühl endlich frei zu sein, alles hinter mir gelassen zu haben, es war nur Schein. Ein Betrug, doch was sollte ich dagegen machen. Ich hätte mich von der einen Sekunde auf die andere einfach umbringen können, doch hätte dies meine Probleme gelöst? Mein Schmerz und die Verzweiflung wären geblieben, lediglich das Gefühl, dass ich nichts mehr falsch machen könnte, wäre da und erfüllt.

Auf dem riesigen Parkplatz am Ende der Stadt, den ich die ganze Zeit angesteuert hatte, bremste ich ab und drehte das Fahrzeug um neunzig Grad. Ich schlidderte ein paar Meter, wirbelte etwas Staub auf, bevor ich endlich zum stehen kam. Ich musste fast meine gesamte Kraft aufbringen um das Motorrad abzustützen, bevor ich es abstellen konnte. Ich öffnete meinen Helm und zog ihn von meinem Kopf, wobei das lange braune Haar, welches ich die ganze Fahrt über unter dem Helm verborgen hielt, herausfiel und im Licht schimmerte.
 

"Da bist du ja Yoe!" Ein Mann stand mir gegenüber, seine Haut war kreidebleich und sein langes rabenschwarzes Haar hing ihm im Gesicht. "Ja hier bin ich Juan!" Ich ging zu ihm und öffnete die schwere Lederjacke. "Wieder eine kleine Spazierfahrt?" Ich schüttelte den Kopf. "Ein Auftrag!" "Mord?" Ich schüttelte erneut den Kopf. "Kein solcher Auftrag, ich hatte noch etwas zu erledigen. Ein Auftrag von mir!" Er schwieg, da er nicht weiter in meine Privatsphäre eingreifen wollte. "Du weißt dass wir uns heute mit dem Boss treffen. Komm ja pünktlich!" Ich nickte. "Ich weiß wie er reagiert, wenn ich zu spät komme. Aber ich werde noch etwas meine Zeit totschlagen. Mit dir ist es immer so langweilig!" Ich drehte mich herum, legte meinen Kopf nach hinten und lächelte Juan an. "War nicht so gemeint!" Ich schwang mich auf mein Motorrad und legte den Helm in den Koffer, den Juan für mich hinten am Motorrad angebracht hatte. "Bis nachher dann. Eine Stunde?" Juan nickte und zog mit seinen Lippen eine Zigarette aus einer grau-schwarzen Schachtel. "Komm lieber etwas früher!" Er zündete sich den Klimmstängel an und ging den Weg entlang, der zurück in die Stadt führte.
 

Ich jedoch wendete mein Fahrzeug und fuhr Richtung Wald. Den Helm wollte ich einmal nicht aufsetzen. Das Gefühl frei zu sein! Das war es was ich suchte. Der Wind wehte meine Haare nach hinten und blies durch meine Klamotten. Es war das Gefühl frei zu sein, so frei wie der Wind, einfach tun und lassen zu können was ich wollte. Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen, doch dies sollte mir zum Verhängnis werden. Als ich sie wieder öffnete bemerkte ich, dass ich auf die andere Fahrbahn geraten war und ein LKW direkt auf mich zufuhr. Ich riss den Lenker herum, doch es war bereits zu spät. Der Lastkraftwagen erfasste das Hinterrad meiner Maschine und schleuderte mich zur Seite. Als ich bemerkte, dass die Maschine sich überschlagen würde, ließ ich sie sofort los. Ich knallte mit dem Rücken auf den Asphalt und meine Maschine schlidderte mehrere Meter über die Straße, bevor sie in einem Graben neben mir landete. Der Schmerz der meinen Körper durchfuhr und das schmerzhafte Stechen in meinem Rücken waren beide unerträglich. Ich krümmte mich, wobei das Stechen zunahm. Ich sah zum Himmel und dachte mir, dass ich es endlich geschafft hatte. Ich hatte das Gefühl kennen gelernt frei zu sein. Doch jetzt, hatte ich es so leicht wieder weggeschmissen. Ich schloss meine Augen, da ich nicht mehr die Kraft dazu hatte sie offen zu halten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caro-kun
2008-10-12T10:46:16+00:00 12.10.2008 12:46
Donnerwetter *beeindruckt is*
Die Geschichte scheint wirklich spannend zu werden *g*
Du schreibst auch irre gut.



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