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Jäger der Finsternis

von

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Kapitel 4

Da werde ich ja ganz rot! ^//^ Danke, danke für dieses Lob.

Da muss ich doch gleich mal wieder ein neues Kapitelchen für dich hoch laden. Ich freue mich ja schon jetzt sooooooooo darauf, was du dazu sagst!

Na ja, die Handlung, sie ist wenig vorhanden, meiner Meinung nach, aber egal. ^^
 

Ach ja, ich weiß nicht, ob ich dein Kommentar falsch verstanden habe, Jenki, aber bevor hier noch Missverständnisse passieren.

Lupin, der Vampir, der die arme Novizin gebissen hat, ist aus der Kirche gelohen und zu seinem alten Meister Luzifer, dem Forscher *lol*.

Redfort tauscht erst in diesem Kapitel auf. ~.~ Allerdings ist er hier noch eher auf Sparflamme...
 

Dann Wünsche ich noch viel Spaß, Jenki! ^o^
 

Kapitel 4
 

Noch bevor sich der Regen in seiner vollen Macht über der Stadt ergossen hatte, legte sich eine Tod verratende Stille in die Räume und Gänge der Villa. Die noch nicht ganz herabgebrannten Kerzen waren erloschen und die Vorhänge gänzlich geschossen.
 

Der schwarze Mantel lag achtlos vergessen auf dem steinernen Boden, um sich herum seine Lache aus Wasser verbreitend. Das Hemd zierte nicht weit davon entfernt mit einer nicht minder kleineren Flut die kalten Steine, sich in der Gesellschaft noch anderer Kleidungsstücke befindend.

Sie lagen verstreut im ganzen Raum, zeugten nur von einem allzu bekannten Geschehen, doch verschwiegen sie das übrige. Erst der langsam verblassende feuchte Schimmer an den Wänden, die Abdrücke und Schlieren mit ihrem rötlichen Glanz erzählten von der Brutalität.
 

Eine todesgleiche Stille erfüllte die Luft, abgestorben und alt war diese, für menschliche Lungen kaum zum Leben genügend. Sie ließ das Bild erstarren, hielt es in diesem Augenblick fest und fügte eine kalte Leere in den fast von jeglichen Gegenständen freien Raum.

Nur matt leuchteten die silbernen Beschläge des schwarzen Sarges auf, der völlig verloren, tief versunken in dieses leblose Bild zurück gedrängt an der Wand stand. Er stand auf seinem festen Unterbau, stabil und schon fast zu robust für die feine Maserung des schwarzen Ebenholzes.
 

Auch auf ihr waren die langsam trocknenden Spritzer und Flecken deutlich zu sehen. In einem kleinen Rinnsal zog sich das Blut an einer der Seiten hinunter und versank in dem kaltem Bett seiner selbst auf dem Steinboden.
 

Ein finsteres Lächeln zog sich über die schmalen Lippen. Auf ihnen glänzte noch ein schwacher Schein der blutigen Ereignisse.

In den goldenen Augen lag die Anzüglichkeit der Stille, das, was sie verschleierte, stumm und blind in sich verschluckte und ein Bild des Grauens heraufbeschwor. In ihnen brach sich des Funkeln der roten Flüssigkeit, die in fortwährender Bewegung an die gläsernen Ränder ihres Gefängnisses schwappte.

Wie flüssige Rubine schwamm sie träge in dem kristallenem Glas, ohne Bedeutung, ohne Sinn, einfach nur zum Genuss.
 

Behutsam setzte er das Glas an die Lippen, sog unbewusst dabei den schweren Geruch ein und ließ den roten Saft langsam über seinen Gaumen laufen. Er hielt ihn noch einen Moment gefangen, bevor er ihn tief hinunter seine Kehle stürzte.
 

Wieder huschte sein Blick zu dem schwarzen Sarg. Jetzt musste er sich doch eine andere Schlafstätte suchen. Ein süffisant makaberes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Es war schon lange her, das er sich so gut amüsiert hatte.

Zufrieden lehnte er in der Tür, betrachtete die Überbleibsel dieser Orgie und zum ersten Mal seit Tagen spürte er diese Ausgeglichenheit in sich. Wieder nahm er einen Schluck aus dem dünnen Glas. Kurz fuhren seine Augen die Konturen nach, das Glockenkelch artige Glas, der zierliche Stiel und schließlich der Runde sich nach außen hin erstreckende Fuß.
 

Es schien ein Glas wie jedes andere, eines von Tausenden zu erhaschenden Gläsern, die in jedem guten Haus zu finden waren. Doch da war noch etwas anderes. Etwas, dass sich in den klaren Formen widerspiegelte, sich scheinbar tief in das Glas selbst eingeprägt zu haben schien. Da war dieses gewisse Etwas!
 

Mit einem verhaltenem Lächeln erinnerte er sich an das, was in seinen Gedanken immer wieder zurückehrend von diesem Etwas zeugte. Dieser Moment, in dem nicht der dunkle rote Wein hineingeflossen war. Der leere Herzschlag in dem er mit seinen von Gier und Sehnsucht gefüllten Augen etwas anderes hatte hinein laufen sehen.

Es war an der zierlichen gläsernen Wand herab gelaufen, hatte sich tief in den Kelch hinein geschmiegt und war stetig schwappend immer höher gestiegen. Fahles Licht hatte sich in den flüssigen Robinen gebrochen, sich mit den Lichtsplittern des Glases in einen wahren Kronenschein gehüllt.
 

Blut! Es war Blut gewesen. ....

Es war immer Blut. Ganz egal, um was es sich auch immer drehte, den im Entergebnis ging es bei ihnen doch nur um Blut.

Aber um was für Blut! Er leckte sich in stillem Gedenken über die feuchten Lippen. Oh ja, es war wahrhaft königlich gewesen. Dianas Blut hatte einst einmal Licht in sich brechen lassen. Viktoria... Er konnte noch jetzt den rauen und doch so bitter süßen Geruch vernehmen.
 

England hatte schon herrliche Königinnen gehabt. Regentinnen. Wenn er da jetzt an Camilla dachte. Etwas in ihm zog sich zusammen. Noch schlimmer, an ihren Mann!

Ungewollt entfloh Luzifer ein tiefes Grollen.

Letztendlich war es ihm egal, ob seine Opfer männlich oder weiblich waren. Er hatte da schon so manchen vorzüglichen Jüngling vernascht, aber ....

Das konnte er sich nicht weiter ausmalen. Genauso schlimm war dieser Bush. George W. Bush. Angewidert schloss er die Augen, lehnte sich gänzlich zurück und ließ seinen Kopf an den Türrahmen stoßen.

Nein. Nicht einmal wenn er ein Jahr nichts mehr getrunken hätte, würde er einen dieser MÄNNER berühren. Da gab es noch mehr dieser .... Bastarde! Gerhard Schröder... so hieß er doch?

Unsicher blinzelte er. Nicht nur hier in Europa, auch dort hinten, da in diesem Wüstenkaff.... Hm, nein, er konnte sich nicht mehr an die Führer erinnern, nicht mehr an ihre Namen und nicht mehr an ihre Gesichter. Sie mussten in der letzten Zeit, die vergangenen drei bis vier Jahre, ständig im Fernsehen gewesen sein....
 

Seufzend stieß er sich ab. Dieser Irakkrieg. Überflüssig, Verschwendung von Leben, mehr war es in seinen Augen bisher nicht gewesen.

Allerdings musste er sagen, hatte er sich auch in den letzten Jahren nicht mehr viel mit der Außenpolitik beschäftigt. Eigentlich stand ihm so ein Urteil gar nicht zu, er hatte kein Recht darauf, ohne zu wissen, so etwas zu behaupten.

Na ja, es waren seine Gedanken, Alexa hatte ihre eigenen und ihre Meinung kannte er. Langsam führten ihn seine Schritte zu dem offen stehendem Sarg und sein Blick huschte hinein.
 

Lupin war völlig fertig. Er lag regungslos in einem tiefschwarzen Schlaf gefangen in der Ruhestätte, die Luzifer sich eigentlich für diese Nacht gesucht hatte. Auf dem kräftigen Körper waren blutige Striemen gezogen, erst kürzlich von scharfen Fingernägeln gerissen. Überall auf der nackten Haut waren sie, die Beweise dieses kleinen erregenden Spieles.

Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ er den Decken zurück auf die hölzerne Ruhestätte gleiten und versank für einen toten Herzschlag lang in den Erinnerungen des eben Geschehenen.

Es machte ihm doch immer wieder Spaß, den temperamentvollen Vampir zu verführen, ihm seine Grenzen ständig aufs Neue zu zeigen und dabei ausnahmslos all seine Macht gebrauchen zu können. Das konnte er sowieso viel zu selten.

Es war schon schlimm, ein so mächtiger Vampir ging am Ende kläglich zu Grunde, seine Sinne und Fähigkeiten verkümmerten, nur weil er sie nicht oft genug einsetzen konnte. Wann in Teufelsnamen war den der letzte Krieg gewesen?
 

Gedankenverloren nahm er einen weiteren Schluck Wein und lauschte in die Stille. Es musste 500 oder 600 Jahre her sein. Oder länger?

Hm, grübeln wand er sich ab und verließ den Raum. Er konnte nicht mehr sagen, wann er gewesen war, dieser Vampirkrieg!

Sollten die Menschen doch ruhig glauben, dass dieser Krieg im Irak, die ganzen Foltereien in diesem berüchtigtem Gefängnis schlimm wären. Da konnte er doch nur lachen. Ein Krieg unter Vampiren war mit das Grausamste, was es auf dieser Welt gab!
 

Bedrückt stellte er das Glas neben sein Experiment, seine goldenen Augen ruhten auf dem Fetus. Er hatte nur schleierhaft mitbekommen, dass er sich wieder in sein Labor begeben hatte. Seine Gedanken hingen immer noch in diesem Kampf fest. Er war so unvorstellbar für Menschen, den einen Toten zu töten ohne ihn zu töten, ....

Ein Spiel mit dem Schmerz....

Mehr noch, ein Spiel in aller höchster masochistischer Manier, nur noch vom puren Sadismus darin übertroffen.
 

Blutige Bilder huschten vor seinen geistigen Augen im Wechsel vorbei, längst vergessene Gefühle stiegen ihn ihm auf.
 

Vampire gierten nicht nach dem Tod, sie verkörperten den Tod!!!
 

Ein Satz mit dem kaum noch einer etwas anzufangen wusste. Denn das, was er jetzt empfand, war schlimmer, als alles Menschen Gedenken. Seine goldenen Augen quollen leicht aus den Höhlen hervor, von einem blutigen Rot überschwemmt.

Seine Hände verkrampften sich, ballten sich zu Fäusten und schlugen die scharfen Nägel gnadenlos in sein eignes Fleisch. Dröhnend donnerte sein lebloser Herzschlag in ihm wider, zog ein stechender Schmerz seine Innereien zusammen.

Wie brennendes Feuer pulsierte das Blut in seinen Adern, raste mit atemberaubender Geschwindigkeit durch seinen Körper und wurde schmerzlich in jedes Organ gepresst.
 

Die glühenden Augen brachten die Luft in Bewegung, die Magie, die in ihm versiegelt war, sprengte ihr Gefängnis, die weißen Haare erhoben sich in einem aufkommendem Zug. Krampfhaft öffnete sich sein Mund, die glänzenden Zähne schienen mit einem matten Schimmer behaftet.

Immer länger wurden die vier Eckzähne, bis sich ein gewaltiger Schrei aus seiner Kehle entriss und mit einem explosionsartigem Magiestoß alles um den Vampir herum hinweg fegte.
 

Blutige Tränen rannen, die Haut unter sich verbrennend, die Wangen herunter. Alle Muskeln spannten sich, nahmen das Doppelte zu und die kräftigen Nägel bohrten sich durch die Handflächen.
 

Seine Augen spiegelten die abgrundtiefe verzehrende Gier nach dem Kampf wieder. Eine ungenutzte Macht zu besitzen, befriedigte nicht. Die Anspannung legte sich mit Schmerz und beißender Freude in seinen Körper, drang nicht wirklich in seinen Verstand vor und hallte hohl in einer Leere nach, die sich in seine verschwimmenden Gefühle mischte.

Er wollte es spüren, diese verletzenden Wunden, die sie damals in seinen Leib geschlagen hatte. Die helle Haut spannte sich über die quellenden Sehnen und Muskeln, zerriss an einigen Stellen und legte das feurigrote Fleisch darunter frei.

Mit ihren scharfen Zähnen hatte sie seine Zunge zerbissen, ihre Nägel hatten sich tief in die Fasern seiner Arme geschnitten und sie durchtrennt. Er wollte es wieder spüren. Ihre Kälte auf seiner Haut, das glühende Blut dieser Königin, dass seine Hände verzehrte, wenn er sie in ihren Bauch bohrte und ihr die Gedärme zu zerreißen drohte.

Ihre sinnliche Stimme, die sich höhnisch in seinen Ohren brach, sich siegessicher, ihn auf den schlammigen Boden drückend den eigenen Bauch aufgerissen, den Kopf nur noch von ihrer Wirbelsäule auf den Schultern gehalten.
 

Nichts von dem, was ihn umgab, nahm er in diesem Moment wahr, sah nur die verheißungsvollen Augen vor sich aufglimmen, tief in seine Erinnerungen eingegraben.

Da war nur noch das, was einst gewesen, das, was ihn nun selbst gefangen nahm in einem Rausch der sich nicht mit der Gier nach Blut messen musste. Dieser heiße Wahn, der ihn gänzlich ausfüllte, alle klaren Gedanken verdrängte und nur noch einen tiefen Schlund hinterließ.
 

Er sah ihren schlanken Körper sich windend auf der Erde, unter schieren Qualen die aufgebrochenen Rippen wieder zusammen pressend. Die dunkelbraunen Haare im Schlamm wie ein Schleier um sie liegend, die helle zarte Haut mit feuchter Erde verschmiert.

Noch in diesem Augenblick vergruben sich ihre langen Reißzähne in seinem Fleisch, der Glanz des Mondes brach sich in seinen einst einmal weißen Strähnen, nun vom Ringen dreckig zerzaust. Er konnte sie nicht abschütteln, ihre mittlerweile Fleischlosen Finger gruben sich mit den fünf Zentimeter langen Nägeln tief in seinen Leib, zerrissen Sehnen und Stoff, der nur noch selten die kämpfenden Körper verdeckte.

Ihre Kehlen zerfleischt, die Bäusche aufgerissen und die Gesichter fast bis zur Unkenntlichkeit verkratzt, die offenen Wunden mit Dreck verschmiert, standen sie nur wenige Meter von sich entfernt, und mit dem Blecken ihrer teils gesplitterten Zähne griffen sie erneut an.

Knochen brachen, schwarzes Blut spritzte, tropfte auf den nassen Boden und mischte sich mit dem der anderen.
 

Hunderte. Tausende. Ihre Schreie erfüllten die dunkle Nacht, ihre Stimmen, heiser und keuchend, nur noch Erinnerungen, die Stimmbänder längst vom Gegner zerfetzt. Ihre Leiber schlugen gegeneinander, Zähne und Klauen gruben sich in totes Fleisch, heißes Blut floss.

Sämtliche Knochen gebrochen, nichts weiter als wankende bestialisch zerfleischte Leichen. Sie griffen erneut an...

Sie waren nichts weiter als Knochendurchzogene Fleischreste, aber ihr Kampf hörte erst auf, wenn ihre Leiber in Stücke zerrissen, ihre Seelen erblindet und aller Lebensfluss versiegt war.

Das war der Kampf der Toten!

Das war ein Vampirkrieg!
 

Ohne es zu begreifen schlug er tiefe Furchen in den Stein, verzweifelt nach Erlösung suchend, doch nichts konnte dieses Verlangen stillen. Unter seiner Stimme bebte der Boden, doch er selbst konnte sie nicht vernehmen.

Brennend drang seine Seele wie kochende Säure in seinen Körper ein, schien alles darin aufzulösen und in eine brodelnde zähne Masse zu verwandeln. Dieser verzehrende Schmerz nur dadurch getilgt, sich darin zu verlieren, ihn anderen zuzufügen und selbst auf masochistischste Weise darunter zu leiden.
 

Eine Freude, die die wenigsten Vampire noch verstanden. Zitternd sank er an der Wand hinunter, seine Klauen rissen tiefe Furchen in das Gestein und krampfhaft zog er sich zusammen. Zitternd und von Kälteschauern ergriffen.

Seine glühenden Augen erkannten nicht, was sie sahen. Tief sog er die modrige Luft in seine brennenden Lungen, versuchte seinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
 

Nur dumpf drang in sein Bewusstsein ein, was hier gerade passierte. Er hatte sich diesem Gefühl, dieser unstillbaren Sucht hingegeben. Keuchend kniff er die goldenen Augen zusammen und lauschte auf seinen bebenden Puls.

Die geröteten Wangen waren immer noch von dem glühendem Blut zerfurcht und seine Hände hatte er selbst durchbohrt. Die aufkommende Stille begann seine aufgewühlte Seele zu erdrücken und legte eiserne Ringe um seinen Körper. Er hatte wirklich....
 

Erschöpft sank er zusammen, gab dem nächsten berauschendem Gefühl nach und ließ sich in eine schwarze Unendlichkeit versinken, die in vollends gefangen nahm.
 


 

Seine saphirgrünen Augen lagen verklärt auf ihrem geschundenen Leib. Die unendlich erscheinende Leere seiner Seele ließ das klägliche Pochen seines Herzens dröhnend in seinem Kopf widerhallen. Es war seine Schuld.
 

Blut lief über seine Lippen, die Linke tief im schwarzen Überwurf vergraben, den wollenden Stoff fest auf seine aufgerissene Wunde pressend. Er hätte es wissen müssen.

Das, was ihr zugestoßen war, konnte er nicht entschuldigen, niemand konnte das!

Langsam ließ er sich neben sie auf die Knie sinken, mit der Rechten leicht einige Strähnen des Feuerroten Haares aus dem bleichen Gesicht streichend. Er zitterte.

Ihr Hals war auf der rechten Seite schwer verletzt, die Abdrücke der mächtigen Kiefer nur noch undeutlich zu erkennen.
 

Nur ihr silbernes Kreuz lag noch auf ihrer Brust.
 

Vorsichtig drückte er seine Finger gegen ihre noch unverletzte Arterie und spürte die Angst in sich immer stärker werden. Sie durfte nicht.

Und sie war nicht.
 

Erschrocken weiteten sich seine Augen, ein leises Prusten entkam ihrer Kehle. Entsetzt zog er seine Hand zurück, gefesselt hing sein Blick an ihrer Wunde. Die dunkelnden Ränder zogen sich zusammen, verloren ihre schwärzliche Farbe und fügten sich wieder zusammen. Sehnen und Fleisch breitete sich unter einer neu gespannten Haut aus.
 

Er konnte förmlich sehen, wie sich immer mehr Blut durch ihre Adern presste, freudig durch ihren jungen Körper schwemmte und ihr eine lebendige Farbe schenkte. Was...? Konnte es angehen, dass..... ? Er schluckte.

Ihre Brust hob und senkte sich in einem immer deutlicherem Rhythmus. Unbewusst erhob er sich, ließ den Blick um sich schweifen und blieb schließlich unter der Kanzel hängen, wo das schwarze Gewand der Novizin zerrissen auf dem Boden lag.

Mit schweren Schritten bewegte er sich dorthin, griff danach und drehte sich wieder zu der jungen Frau um. Dem jungen Mädchen.... Vorsichtig, als er wieder neben ihr kniete, schlang er den wollenden Stoff um ihren zitternden Leib und wartete.
 

Es gab nur eine Erklärung für das hier! Der Regen prasselte gegen die bunten Glasfenster und wie eine leise Melodie zog sich dieses Geräusch durch die kleine Kirche. Die Kerzen waren fast alle ausgebrannt, das spärliche Licht zog sich über den kalten Boden und erhellte die ersten Reihen und den Altarplatz, aber erreichte die Kanzel und alles unter ihr nicht mehr.

Lang zogen sich die Schatten und eine erdrückende Stille legte sich in die aufflammende Dunkelheit. Seine Augen fuhren die Konturen ihres Halses immer wieder nach. Er war vollständig verheilt.
 

Es dauerte. Er wartete. Kerze um Kerze erlosch. Schließlich umgab ihn nur noch die ungebrochene Finsternis. Das Rauschen des Regens, sein Prasseln an die Scheiben erfüllte die kalte Luft.

Und ihr Atem. Nur ganz leise. Kaum zu vernehmen, aber er war zu hören. Immer wieder strich er sich durch die blonden Haare, die in Strähnen bis zu seinen Schultern fielen. Er hatte sich ein wenig beruhigt, seine eigenen Atemzüge waren langsamer und tiefer geworden.

Doch der Schmerz seiner Wunde raubte von Minute zu Minute mehr lebendige Farbe aus seinem Gesicht, von seiner Haut.

Sein Blut war längst durch den schwarzen Stoff gesickert und feucht glänzte die grobgewebte Wolle. Er konnte es nicht sehen, die Dunkelheit verschluckte sie. Doch er konnte es spüren, fühlte deutlich wie sich das kühle Blut an seine Haut schmiegte, seine Finger verschmierte, während er weiterhin den Stoff gegen die offene Wunde drückte.
 

Er hatte eine tiefe Verletzung an der linken Seite seines Bauches. Nur knapp war er dem finsteren Labyrinth aus Gängen der Katakomben entkommen, in das ihn Luzifer verschleppt hatte. Sein Dolch war es gewesen, der zum Dank die Kehle des Vampirs geteilt hatte.

Stumm floss ein Gebet über seine aufgeschürften Lippen, seine Brüder hatten es nicht überlebt. Die Äbtissin hatte ihm berichtet, dass keiner von ihnen zurück gekehrt war. Keiner!
 

Eine Träne suchte sich ihren Weg durch Blut und Schweiß, rann langsam seine Wange herunter und stürzte Richtung Boden. Doch sie verlor sich irgendwo in den Fasern des Stoffes, erreichte nie ihr ersehntes Ziel. Dieser Bastard!

Er spürte eine verbotene Freude, bei dem Gedanken an den endgültigen Tod des Vampirs. Rache, dass wollte er. Wie viele mussten schon sterben, um die Gelüste dieses Monsters zu stillen? Wie viele waren schon seinen Launen zum Opfer gefallen?

Er war ein Vampir, er kannte keine Gnade, er kannte...
 

Verzweifelt biss sich der Oberpriester auf die Unterlippe. Du sollst nicht lügen!

Ich habe gelogen, in diesem Augenblick.

Er konnte das nicht sagen, Luzifer kannte Gnade! Er kannte Liebe!
 

Seine Hand verkrampfte sich über der blutenden Wunde und innerlich niedergeschlagen kniff er die Augen zusammen. Er jagte diesen Vampir seit so langer Zeit, wenn jemand die Wahrheit kannte, dann er!

„Vergib mir, Herr, aber auch die Wesen, die sich von die abgewandt haben, die, die ich in deinem Namen aus dieser, deiner, Welt tilge, haben die Gefühle, die du ihnen gabst, nicht vergessen! Vergib mir!“

Seine Stimme war nur ein dumpfes Flüstern. Es hallte von den hohen Wänden nicht wider, verlor sich in der Stille, die mit dem Prasseln des Regens erfüllt war.
 

Verzweifelung und Zorn kämpften in seinen Gefühlen, bis ihn etwas zurück rief. Ein leises Keuchen, eine schwache Bewegung. Die saphirgrünen Augen huschten zu dem jungen Mädchen und obwohl er in dieser Nacht mit ihnen ihr Gesicht nicht erkennen konnte, wusste er, dass sie zu sich kam.

Er konnte förmlich die leichte Regung ihrer Mundwinkel sehen, das Zucken ihrer Lider und das wage Kräuseln ihrer Stirn. Es war ihm, als spürte er, wie ihre Hände vorsichtig mit den Fingerkuppen den Stoff fühlten, der sie vor der Kälte des Bodens beschützen wollte.
 

„Der Herr war bei dir!“ Ruhig legten sich diese Worte in die Dunkelheit. Er wusste nicht, was er ihr sonst sagen sollte, um ihre Angst zu lindern. Diese Erfahrung musste schrecklich gewesen sein. Er hörte, wie sie erschrocken die Luft anhielt und langsam wieder ausstieß.

Das Geräusch des bewegten Stoffes drang an seine Ohren und vorsichtig streckte er seine rechte Hand nach ihr aus. „Es ist weg.“
 

Kurz zuckte sie unter seiner Berührung zusammen, doch schnell begriff sie, wer da neben ihr saß. Ihre linke Hand bahnte sich einen Weg aus dem Gewühl des Gewandes und griff nach seiner. Ihre Angst verschwand, als sie die seine ergriffen hatte, doch Verwunderung und Verirrung verklärten ihren Blick in dieser Lichtlosigkeit.

Mit ihrer Rechten strich sie langsam über ihren Hals, er war verheilt. „Pater, was ist hier geschehen?“
 

Behutsam legten sich seine Finger um ihre Hand und hielten sie schützend fest. Als wäre es eine sichere Brücke in dieser Finsternis, die sie verband.

„Ich weiß nicht, ob es der richtige Augenblick ist, und ich weiß auch nicht, ob es die richtige Antwort ist.“ Er wählte seine Worte sorgsam aus, wusste nicht recht, wie er seine Gedanken erklären sollte. Er musste sich auf sein Gefühl verlassen, doch dass schien gerade ihn zu verlassen. Auffordernd drückte sie seine Hand, so gut es ging, und lauschte.

„Du bist hier im Heiligtum Gottes auf dieser Welt, du hast dir deinen Weg gesucht und willst dem des Herren folgen. Er hielt sein schützende Hand über dich, nahm all den Schmerz und die Schande von dir, die dir seine verstoßenen Kinder antaten.“
 

Die raue Stimme legte sich in ihre Ohren, die Worte drangen nur langsam zu ihr durch. Es dauerte, bis sie ihre Bedeutung verstanden hatte. Den Mann neben ihr hatte sie erst einmal zuvor in ihrem Leben gesehen, sie wusste nur sehr wenig über ihn selbst, von seinen Taten hatte sie gehört.
 

Bedächtig erhob sie sich, schlang ihre zerrissene Kluft um sich und half dem Blonden aufzustehen. Sie stützte ihn, als wüsste sie von der blutigen Wunde an seinem Bauch und während sie ihn aus dem Finsteren der Kirche in einen Gang zum Kloster führte, brach ihre flüsternde Stimme die Stille des Regens.
 

„Pater, ich werde keine Nonne werden. Ich werde dem „Orden des Flammenden Schwertes“ beitreten und ihn jagen, bis ans Ende der Welt!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-06-17T20:03:57+00:00 17.06.2010 22:03
Joah, ich habs doch ehrlich mal geschafft, das Kap endlich bis zum Ende zu lesen *lach*
Und ich muss wieder sagen, dass ich total baff bin!
Also zuerst mal zur Beschreibung des Ortes, an dem sich anscheinend ein Blutbad abgespielt hat. Ich fand das sehr gut beschrieben, ich hatte echt dieses kahle Zimmer mit den teils blutbeschmierten Wänden und dann diesen schwarzen Sarg vor Augen! Mir lief es praktisch den Rücken runter, respekt!
Die Politikerkritik hatte ich dir glaube ich schon mal so gesagt, aber noch mal fürs Protokoll: Ich würde auch nie Schröder, etc. trinken wollen, das muss ja ekelhaft sein >______________< dennoch fänd ich es genial, wenn du diese Vulkanwolke mit einbringen würdest ;P
Mein nächster Punkt ist eher eine Frage, denn ich weiß gerade echt nicht, wer diese Alexa ist ._. sicherlich ist das eine alte Bekannte von Luzifer und Lupin, doch so richtig konnte ich sie mir nicht vorstellen, auch wenn sie während dieses Krieges ja mit Luzi gekämpft hat (oder irre ich mich da?!).
Na ja auf jeden Fall hast du den Spruch: „Vampire gierten nicht nach dem Tod, sie verkörperten den Tod!!!“ wirklich super beschrieben, die bisherige Kampfhandlung schien mir wirklich schrecklicher und besonders masochistischer als jeder Tod!!! Dennoch fand ich es interessant zu lesen, wie sie trotz gravierender Wunden (hatte die eine zum Schluss nicht nur noch Knochen als Hände?) dennoch weiterkämpften, nur um ihren innerlichen Begierden Herr zu werden!
Bei diesen Begierden ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sich Luzifer selbst stark verletzt, wenn er nur an den Kampf zurückdachte!! Ich selbst, muss ich zugeben, hatte am Ende dieses Abschnittes auch wirklich voll die Blutlust (auch wenn ich mir natürlich nicht wehtu!!!). xD

So dann gabs ja einen Schnitt und wir kamen mal wieder in meine „geliebte“ Kirche xD
Na ja was soll ich sagen, ich find es immer wieder unterhaltsam, wenn diese Priester und Nonnen um ihr Leben bangen, nur fand ich das arg seltsam, als sich diese Frau wieder aufrappelte und ich hatte auch echt überlegt, ob die nicht auch ein Vampir war, aber wie der Oberpriester schon feststellte, war es „Gottes Schutz“ gewesen, bla bla~~
Na ja… dennoch find ich das irgendwie beeindruckend, wie du immer diese akzentuierte Wortwahl für Priester, etc. findest, ich könnte so ne geschnulzte Rede nicht schreiben *lach*

Nun ja kommen wir zum Ende: Insgesamt ein sehr interessantes Kapitel und es tut mir echt schrecklich leid, dass das nun so lange gedauert hatte, aber du weißt ja, wie das ist, ne^^
Ich bin echt gespannt, was dieser Orden des flammenden Schwertes ist… ist das vilt der Orden Redfords? (<--- hieß der so?)
Na ja bin mal gespannt, *knuff* weiter so!
Lg deine Uchi
Von: abgemeldet
2007-01-08T17:43:47+00:00 08.01.2007 18:43
Ich bin von den Vampirkriegen ebenfalls begeistert. Wäre schön, wenn so etwas zufällig auch mal in dieses FF kommt *smile*
Ich freu mich schon darauf, wie es weitergeht. Mal gespannt, was die Frau.. das Mädchen noch vorhat. Und interessieren würde mich auch, wie es mit dem Namenlosen weitergeht ^^

Würde mich freun, wenn du mir ebenfalls eine ENS schicken könntest, wenn es weitergeht *grins*
Danke schonmal

^v^aye^v^
Von: abgemeldet
2007-01-08T15:19:36+00:00 08.01.2007 16:19
Jaaaaaa~
Boah... war das wieder ein hammerkap~
Vor allem der Anfang - der Part mit Luzifer~ Man war das der Hammer. Ich fands witzig, dass du so unser derzeitigen großen politiker da mit erwähnst. Das gibt der Story was Autenthisches. Sehr gut~
*nick*
Den Vergleich zwischen normalen Kriegen und einem Vampirkrieg war sehr gelungen. Du hast gut beschriebe, wie ein Vampir Kiriege erlebt und wie es ein mensch tut. Schätzt das wäre dann wohl Ansichtssache, aber die grausamen Schilderungen haben mich mitgrissen. ich steh auf solche Sachen~
*nick*

Joa.... und der Entschluss der ja nun Exnonne hat mich durchaus neugierig gemacht auf mehr, also weiter~
Lass mich net so lange warten~
*jetzt schleichwerbung machen geht*
So kann es doch net weitergehen~ Ich mag den part des Alleinunterhalters net^^
*lol*
Man liest sich~ *freu*

gruß jenki


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