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Neue Katastrophen im Hause Kaiba

Fortsetzung zu "Die Familie Kaiba und andere Katastrophen"
von

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Ray

Wenn sie gehofft hatte, ihre Eltern würden sie nach dem Schrecken des letzten Abends schonen, hatte sie sich getäuscht. Tea hatte ihrer Tochter beim Frühstück eröffnet, dass sie heute Yugi mit seiner Familie besuchen würde und von ihr erwartete, dass sie mitkam, um ihre Taufpatin mal wieder zu sehen. Dagegen hatte sie im Prinzip nichts, wenn man davon absah, dass sie sich Schöneres vorstellen konnte, als den Samstag mit einem dieser dämlichen Besuche zu verbringen, die sie sowieso hasste – sie mochte Serenety und Yugi, und war eine ganze Weile in deren Sohn Atemu verliebt gewesen, obwohl der ein Jahr jünger war als sie. Was sie wirklich störte, war die Aussicht, wieder einmal auf ihre „beste Feindin“ Yurika zu treffen, Atemus Cousine. Deren Eltern Joey und Mai würden natürlich wie bei jedem dieser Treffen anwesend sein und höchstwahrscheinlich ihre Tochter mitbringen. Wenn man sie gefragt hatte, was Rowena an Yurika nicht mochte oder umgekehrt, die beiden hätten wahrscheinlich keine Antwort geben können. Es war einfach so, dass sie sich, genau wie ihre Väter, nicht ausstehen konnten – sehr zu Setos Genugtuung und egal, wie sehr Tea auf ihre Tochter einredete. Und jetzt sollten sie sich wiedersehen.
 

Die Stimmung im Haus war gespannt. Offenbar war etwas zwischen ihren Eltern vorgefallen, aber Rowena hütete sich zu fragen, was. Während sie in ihrem Zimmer auf Tea wartete, die ja irgendwann kommen musste, um ihr zu sagen, dass es losging, horchte sie auf den gedämpften Streit, der durch die Wände drang. Ihre Eltern stritten sich nicht gerade selten, dafür aber meistens nur kurz, selten länger als ein, zwei Tage. Trotzdem hatte sich die Dreizehnjährige noch nicht daran gewöhnen können und bezweifelte, dass sie es jemals tun würde. Meist war Seto der, der zuerst an die Decke ging, aber Tea schien dann auch meist nicht geneigt, ihn einfach beruhigen zu wollen. Es lag nicht in ihrer Natur, einfach nachzugeben, und obwohl meistens sanft, konnte sie bei solchen Gelegenheiten regelrecht zur Furie werden. Nur eines war noch schlimmer als zu hören, wie die Beiden sich anschrieen: die verletzte Stille, die sich danach regelmäßig für ein paar Stunden über das Haus legte, so dass weder Rowena noch einer der Angestellten viel zu sagen wagte. Bis jetzt hatten sich die Beiden immer wieder versöhnt, trotzdem wurde ihre Tochter jedes Mal nervös. Sie wusste nicht genau, was vor ihrer Geburt vorgefallen war, aber offenbar hatte es gereicht, um ihre Eltern zur Scheidung zu bewegen. Sollte das wieder passieren – was würde dann aus ihr werden? Schlimmer noch, was sollte aus Tea und Seto werden? Aus den wenigen Gesprächsfetzen, die sie aufgeschnappt hatte, hatte sich Rowena ihr eigenes Bild gemacht, und die Schlüsse, die sie gezogen hatte, gefielen ihr nicht: Tea hatte versucht, sich – und ihre noch ungeborene Tochter – umzubringen. Und Seto... sie wusste nicht, was er die ganze Zeit getrieben hatte, aber etwas Gutes war es sicher nicht gewesen. So, wie sie ihn kannte, war er nicht immer gewesen. Das hatte ihr jeder, der ihn vor seiner Ehe gekannt hatte, bestätigt. Er war nicht der Typ, der seinem Leben ein Ende setzen würde, aber seines ruhigen, ausgleichenden Pols beraubt, würde er vielleicht wieder in die alte Kälte verfallen. Nein, solche Eltern wünschte sie sich nun wirklich nicht.
 

„Was spricht dagegen, wenn ich wegfahre? Es ist doch nur für einen Tag!“

Diesen Einwand hatte sie heute schon öfter gebracht, aber wie immer keine rechte Antwort darauf bekommen.

„Du hast dich erst letzte Woche mit diesen Verlierern getroffen! Müsste das jetzt nicht eine Weile reichen?“

Setos Stimme war etwas heiser vom Schreien und langsam schien er des ganzen Streitens müde zu werden. Trotzdem war er natürlich nicht bereit, nachzugeben. Genauso wenig wie Tea.

„Du bist nicht mein Vormund oder sonstwas! Wann und wo ich mich mit meinen Freunden treffe, ist ganz allein meine Sache! Ich lade sie schon nicht hierher ein, aus Rücksicht auf dich, aber du kannst mir nicht verbieten, sie zu besuchen!“

Mit vom Streit geröteten Wangen sah Tea ihren Mann an. Sie liebte ihn und würde ihn für nichts auf der Welt aufgeben – aber auf diese Auftritte könnte sie wirklich verzichten.

„Im Übrigen bin ich spät dran. Ich gehe jetzt.“ fuhr sie fort und verließ das Zimmer. Seto starrte ihr fast ungläubig hinterher. Außer seiner Familie – und diesem elenden Pack, das Tea ihre Freunde nannte, dem er aber lieber aus dem Weg ging – wagte niemand, ihm zu widersprechen, in der Firma schon gar nicht, und trotz der reichlichen Übung war es nicht leicht, damit umzugehen. Immer noch innerlich aufgewühlt und gereizt, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück. Die Arbeit würde ihn hoffentlich ablenken.
 

„Lass uns gehen.“ Das Gesicht ihrer Mutter war versteinert. Kein besonderer Ausdruck, und genau daraus konnte wohl jeder, der sie kannte, lesen, was vorgefallen war. In solchen Fällen ZEIGTE Tea nicht, dass es ihr schlecht ging. Aber man merkte es. Bis jetzt hatte allerdings weder einer ihrer Freunde noch Rowena ein Mittel gefunden, sie wirklich aufzumuntern. Man musste einfach abwarten, bis sie wieder fröhlicher wurde – oder auch nicht. Also nickte das Mädchen nur und folgte Tea nach draußen. Deren kleiner, gelber Smart stand schon vor dem Tor, sie weigerte sich nach wie vor, mit einem der großen Autos zu fahren, wenn es nicht unbedingt nötig war. Schweigend fuhren sie los, und kamen genauso schweigend an. Teas Hände waren so fest um das Lenkrad geklammert, dass ihre Knöchel regelrecht weiß waren. Aber kaum waren sie auf den Hof vor Yugis Laden gefahren, hellte sich ihre Miene etwas auf. Die Wheelers waren offenbar auch gerade erst angekommen und standen noch zusammen mit ihren Gastgebern vor der Tür, allerdings war von Yurika weit und breit nichts zu sehen. Während ihre Mutter hinüber ging und ihre Freunde begrüßte, begann Rowena, sich langsam auf einen erholsamen Nachmittag einzustellen – vielleicht würde ja doch alles nicht so schlimm kommen.

Oder aber noch schlimmer. Denn kaum hatte sie ihren Gedanken zu Ende geführt, kam der Gegenstand ihres Hasses auch schon übermütig lachend aus dem Haus gelaufen, rückwärts, gefolgt von Atemu, der sich allerdings für eine normale Gangart entschieden hatte. Und zwischen den Beiden sprang – ein Schaf. Na gut, ein Lamm. Jedenfalls trug es eine Glocke an einem scheußlichen lila Band um den Hals und versteckte sich hinter Yurika, sobald es die Neuankömmlinge bemerkt hatte. Rowena runzelte die Stirn und sah für einen Moment aus wie die perfekte weibliche Ausführung ihres Vaters, während das jüngere Mädchen alles tat, um die Szenerie „Seto und Joey, die beiden Streithähne – weiblich“ zu vervollständigen. Atemu musterte sie kurz und entschied dann, dass es im Haus wohl gemütlicher sein würde, sobald hier draußen die Zickereien losgingen, bevor er den Erwachsenen nach drinnen folgte. Rowena brach zuerst das Schweigen. „Anscheinend hast du dir ein Haustier zugelegt, das deinem Intellekt würdig ist. Gratuliere, war sicher nicht einfach.“

„Ach, halt doch die Fresse, du kleiner Snob!“ fauchte die Elfjährige zurück, „dir passt nur nicht, dass ich etwas habe, was dein Vater dir niemals ins Haus lassen würde!“ Rowena grinste. „Du glaubst im Ernst, das wäre ein Problem? Dann bauen wir eben an.“ Sie mochte es nicht, mit ihrem Reichtum anzugeben, aber wenn Yurika es so darauf anlegte...
 

Yugi warf einen Blick durch die Glastür und seufzte. „Sieht nicht so aus, als ob die Beiden bald kommen würden. Lasst uns einfach schon mal mit dem Kuchen anfangen, wenn sie nicht wollen...“ Er fuhr sich mit der Hand durch seine wie eh und je abstehenden Haare und stieß die Tür in den hinteren, den privaten Bereich des Hauses auf. Außer seiner Frisur war aber kaum etwas an ihm so geblieben wie in seiner Schulzeit: Er war in die Höhe geschossen, wenn er auch immer noch einen guten Kopf kleiner war als die meisten seiner Freunde und seine Frau nur aufgrund seiner abstehenden Haare überragte. Statt der vielen Gürtel und seiner obligatorischen Schuluniformenjacke trug er nun Jeans und kurzärmlige Hemden und seine Augen hatten ihre alte Unschuld bis zu einem gewissen Grad verloren. Alles in allem, glich er eher seinem verlorenen Alter Ego – obwohl er sich manchmal nicht so sicher war, ob der Pharao wirklich „verloren“ war. Außer mit Serenety hatte er mit niemandem darüber gesprochen, aber Atemu legte fast genau das Verhalten des Geistes an den Tag, nachdem ihn seine Eltern benannt hatten – ruhig, selbstsicher, verantwortungsbewusst und manchmal schon fast zum Predigen neigend. Nur für Duel Monsters zeigte er keine allzu große Begeisterung, obwohl er die Regeln natürlich beherrschte. Lieber spielte er mit ein paar Schulkameraden Basketball oder verbrachte den Nachmittag vor seiner Spielkonsole, als im Kopf hunderte von Kartenstrategien abzuwägen und nach der Besten zu suchen.
 

Die Freunde hatten sich gerade gesetzt, als ein verspäteter Gast ins Zimmer schneite. Rebecca Hawkins, ein Energiebündel wie immer und sich Staub von den Kleidern klopfend. „Tut mir Leid, Leute, ich hatte noch im Archiv zu tun und dann wollte mein Wagen nicht anspringen... ich sollte mir endlich einen Neuen kaufen, aber ihr wisst ja, das wenige, das der Staat mir zum Leben lässt, geht für Ausrüstung drauf.“ Sie lachte. Keiner der Anderen wunderte sich darüber, ihre Freundin hatte sich oft genug darüber beklagt, dass sie als freischaffende Programmiererin immer auf dem neuesten Stand der Technik bleiben musste, was meistens Unsummen verschlang. Sie nickte Tea zu. „Manchmal beneide ich dich. Kaiba legt dir doch sicher alles zu Füßen, was?“ Das hätte sie nicht sagen sollen. Teas Miene verdüsterte sich. „Wenn du unbedingt einen Mann willst, der eigentlich eher mit seiner Firma verheiratet ist und der dich oft genug behandelt, als wäre er dein Erziehungsberechtigter – gut, dann beneide mich.“ Ihre Freunde sahen sie entgeistert an. War das noch die selbe Tea, die sonst bereit war, Seto in jeder, aber auch wirklich JEDER Situation in Schutz zu nehmen? Serenety öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber unterbrochen. „Äh... Bruder? Schwester?“ Etwas verlegen grinsend schob sich ein blonder Junge in den Raum. Er hatte leuchtend grüne Augen, sah ansonsten aber aus wie eine jüngere Ausgabe von Joey: Die selbe wirre Frisur, die selbe Haltung, eine Hand in der Hosentasche, die andere an einer Box an seinem Gürtel, die wohl Duellkarten enthielt. Joey grinste. „Mädels?“ fragte er mit einem Blick auf Tea und Rebecca, „Darf ich euch unseren Bruder Ray vorstellen?“ „Bruder...?“ echote Tea. „Ich dachte, eure Eltern seien geschieden.“ Fragend sah sie zu Serenety. Die nickte. „Unsere Mutter hat wieder geheiratet, direkt nachdem ich nach Domino gezogen war. Wir wussten auch nichts davon... bis er gestern hier aufgetaucht ist.“
 

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An dieser Stelle muss ich mich noch dringend bei Fiktionier bedanken! Sie hat mir für das erste Kapitel ihren Nick geliehen und ich habe mich nicht bedankt... >.< Ich bin eine schreckliche Freundin! Stephie, verzeih mir!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-06-10T11:49:40+00:00 10.06.2006 13:49
Super, dass du meine Namen nimmst! *freu*
Ich hoffe, ich kann dir auch weiterhin helfen, wenn du was brauchst!!!

Zum Kappi:
Ich finde die Stelle so witzig, wo klein-Yami sich ins Haus verzieht, um dem Gezicke der Mädchen zu entkommen!!!!
*lacht*
Ich sage nur, Typisch Kerl!!
Ich finde es auch etwas schade, dass es so aufgehört hat *weiterlesen will* aber ich hab ja ein Sonderrecht und darf wieder Vorlesen...Hoff ich zumindest! *hofft*
Naja, ich bin jedenfalls schon wieder super gespannt, was du mit Ray vorhast und wie du ihn einbaust!!

PS: Sag mir a)wieder bescheid, wenn ich vorlesen soll und b) wenn das kappi dann on ist!!! Bittedankeschön!^^

_Chie_
Von:  ayak
2006-06-09T20:46:55+00:00 09.06.2006 22:46
Du bist fiiiiiiieeees!

*schmoll*
Wie gemin, jetzt habe ich mich so daruaf gefreut das es weitergeht, aber nein, dann halt nicht.
Sowas gemeines.

Nun gut, das was ich gut finde ist folgendes:
einmal das du Tea und Seto in eine StreitSzene eingebaut hast und das Tea, eigenartigerweise, als Siegerin hervorgeht. Nun ja, was ich noch gut fand i´st, das du einen vollkommen neuen Charakter miteingebracht hast und dass das noch alles etwas mysteriös ist, wo er herkommt, wie es zustande kommt, das er erst jetzt auftaucht usw.

Aber das wirst du bestimmt noch erläutern...

Was ich nicht gut fand, und das wird mir denk ich mal nicht als einzige so gehen, das du genau an dieser Stelle aufhören musstest, aber das ist dein Bier.

Bis bald
deine sunny


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