~Destiny~
„Hörst du mir etwa nicht zu, du Drecksbastard??“ Wieder stand er vor ihm… wie so viele Male zuvor. Und wieder würde es gleich enden: Er würde ihn bis auf die Knochen erniedrigen, ihn vielleicht auch schlagen und schließlich wieder in diesem spärlichen Zimmer hier liegen lassen, in welchem bei Nacht nur die flackernde Glühbirnen einen kleinen Lichtkegel spendete.
„Bakura... Ich bitte dich… Lass mich…“ Seine Stimme war flehend und unbedeutend dünn, kaum hörbar. Er zuckte zusammen, als er eine flache Hand auf sich zukommen sah. „Wie verzweifelt bist du eigentlich, dass du betteln musst?“ Er ließ von ihm ab und wand sich mit einem kühlen Grinsen um.
Ryou lag zerzaust und ängstlich in einer Nische neben der brüchigen, halb kaputten Kommode. Sein Blick war leer und ausdruckslos, ohne einen Laut starrte er zu Boden und regte sich nicht. Bakura lehnte sich an die Wand gegenüber und schaute triumphierend zu dem Häufchen Elend herab. „Du bist es selber schuld, Kleiner! Es könnt dir viel angenehmer sein, wenn du gleich das tun würdest, was ich von dir verlange! Und dieses Mal war das echt machbar! Ich wollte nur einen Kuss… einen kleinen unschuldigen Kuss, aber du musstest dich ja zieren!“ Sein Grinsen entstellt sein Gesicht immer mehr zu einer Angst einflößenden Fratze. Die spitzen Eckzähne blitzten zwischen den blutleeren Lippen hervor und aus seinen Augen sprach der Wahnsinn. Sein Lachen klang in Ryous Ohren wie der Schrei eines Falken, der sich seiner Beute gewiss auf die Erde hinabstürzt.
Es geschah, wie Ryou es befürchtete. Bakura nahm ihn an den Haaren, zerrte ihn zu sich hinauf und sprach herablassend weiter. „Jedes Mal aufs Neue spielst du das kleine Unschuldslamm… Ich hab so was von keinen Bock mehr auf dein Gejammer! Aber soll ich dir was sagen?“ Seine Augen formten sich zu glühenden Schlitzen , die ein Ausweichen des Blickes unmöglich machten. „Immer, wenn ich dich zum Schreien bringe, immer, wenn du bettelst ich soll von dir ablassen… fühle ich unglaubliche Befriedigung! Es gefällt mir dich leiden zu sehen… Ich liebe es! Es entzückt mich wenn du dich im Schmerz windest… Es macht mich gerade zu an!“ Er drückte Ryou mit einem kurzen Ruck gegen die Wand und hielt ihn an den Handgelenken fest. „Was hälst du von einem kleinen Schäferstündchen…? Vielleicht verzichte ich dann heute mal darauf dir noch mehr Schmerzen zuzufügen, obwohl ich weiß, wie sehr du das genießt!“ Seine Hand glitt unter Ryo's Hemd und in seinem Gesicht spiegelte sich die Qual wider, die er empfand, das Entgleiten der Kraft aus seinem Körper, was ihn nicht einmal mehr Luft nehmen ließ. Ein Schwindelgefühl überkam ihn. Und doch war alles so vertraut. Diese Angst hatte er immer, selbst wenn Bakura nicht in seiner Nähe war, was selten vorkam. Doch dann saß Ryou oft Stunden lang allein in einer Ecke und flehte zu Gott, dass es aufhört. Dass ER aufhört ihn so zu quälen. Wenn er wenigstens den Grund wüsste. Er wollte nicht mehr leiden… Er wollte sich nicht mehr die Schuld dafür geben müssen, dass er schwach war und deswegen gequält wurde, was er unaufhörlich tat. Welche Leiden würden wohl Bakura so fesseln, dass er diesen gnadenlosen Hass empfand? Ohne ihn blieb sein Körper zwar unversehrt, doch trotzdem spürte er ohne sein anderes Ich tiefe Einsamkeit. Er konnte es sich nicht erklären. Wieso hatte dieser Mensch solche Macht über ihn?
Er wäre gern weggelaufen, aber er konnte nicht. Ihn ließ das Gefühl nicht los, dass er Bakura alleine ließ. Also warum weinte er? Wieso jammerte er über Schmerzen, wenn er sie doch für ein reines Gewissen gern ertrug? Dafür, dass er Bakura als Marionette diente und ihn verzweifelt versuchte glücklich zu machte. Er tat ihm weh. Körperlich sowie auch seelisch. Also wieso konnte er ihm treu sein? Er kannte die Antwort selbst nicht und vielleicht würde er nie eine bekommen. Alleine die Tatsache, dass Bakura es nie fertig brachte ihn umzubringen, ließ ihn die Hoffnung nicht aufgeben, dass er ein Gewissen hatte. Wenn auch nur ein unbedeutend kleines, aber vielleicht war es vorhanden. Und vielleicht konnte er es einfach nicht, weil Ryou ihm insgeheim wichtig war.
Selbst in Situationen wie diesen, konnte er Bakura nicht hassen. Auch nicht, wenn er ihn so anschaute wie jetzt, mit aller aufgestauten Wut die in ihm war. Es ging nicht. „Du wehrst dich gar nicht mehr! Entwickelst langsam wohl Gefallen daran, was? Kleiner Masochist! Dabei hab ich dir doch gerade erst gesagt, dass mir dein Schreien Gefallen bringt!“ Er drückte dem kleineren einen lieblosen Kuss auf seinen leicht geöffneten Mund. Ryou nahm es kaum wahr. Er war wie in einer Art Trance gefangen. Er hörte so viele Stimmen in seinem Kopf, alle schrieen „Wieso? Warum?“ Und nachdem Bakura seine Lippen von ihm löste hob er langsam den Kopf, schaut ihm mit leblosem Blick in die Augen. Er fasste in Worte, was in seinem Kopf vorging, was er fühlte, wenn er es zuließ. „…Warum…?“ Nie zuvor hat er es gewagt, dieses kleine, für viele Menschen so unbedeutende Wort auszusprechen. Und wieso er es jetzt tat konnte er sich selbst kaum erklären. Zumal er sich keine Antwort versprach. Höchstens einen Schlag ins Gesicht. Wie konnte er auch wagen nur annähernd den Mund für ein Wort zu öffnen, das Bakura doch so offensichtlich kritisieren würde? Es war Dummheit, es war Achtlosigkeit, hervorgerufen von wirren Illusionen dem Treiben ein Ende zu setzen oder eine Begründung zu finden. Seine Geistesabwesenheit rechtfertigte den Ausspruch nicht im Geringsten und das wusste er. Und wenngleich er sich über eine Strafe bewusst war, empfand er fast schon Schuld, dass er gefragt hatte. Das war nicht sein Recht. Nicht in Bakura's Gegenwart. Und bei dem Gedanken kam er langsam wieder zu sich, wenn auch nur bedingt, denn das Schwindelgefühl ließ nicht gänzlich von ihm ab.
Er versuchte Bakura’s Blick einzuordnen, doch es gelang ihm nicht. „Das fragst du wirklich?“ War es Entsetzen? Er schlug Ryous Kopf gegen die harte Wand. Mit einem dumpfen Laut schlug er auf. Der Junge biss kurz die Zähne zusammen um das bisschen Scherz, das er noch fühlen konnte gänzlich zu vermeiden, unfähig einen Ton von sich zu geben. „Bist du taub?! Ach, wie könnt ich nur erwarten, dass solcher Abschaum wie du, der den Dreck im Weg nicht wert ist, mir folgen könnte?“ Er kam Ryous Gesicht bedrohlich nahe. „Weil es mir gefällt, wenn du den Verstand verlierst! Dein blödes Gesicht mit den leeren Augen macht mich richtig happy!“ Ich reiße dir ganz langsam und genüsslich die Seele aus dem Leib!“ Oh, das hörte Ryou doch schon tausende Male zuvor. Und das war es nicht, was er erneut erfahren wollte. Er wollte endlich verstehen wieso Bakura diese endlose Wut empfand. Er musste selbst wohl sehr leiden. So furchtbar leiden, dass Ryous Schmerzen nur ein Nadelstich dagegen waren. Aber nein, das konnte nicht sein. Ein solches Monster wusste nichts von Leid. Sein Blick sprach Bände über Hass, Neid, Eifersucht, aber nicht im Geringsten über Schmerz oder Leid. Diese kalten Augen hatten nie eine Träne vergossen, in diesem Leben nicht und auch in keinem Leben davor.
Bakura drückte sein Opfer an sich als hätte er fast schon Furcht es könnte ihm entkommen. Seine Hand glitt zwischen Ryous Beine, die ängstlich zusammenzuckten. Es war wohl wieder so weit. „Komm mir bloß nicht mit der Mitleidstour. Und glaub ja nicht, dass dein verzweifelter Blick zieht!“ Er kratzte mit seinen kurz gewachsenen Fingernägeln über den mit etlichen Wunden versehenen Rücken. „Ich hol mir bloß was ich will! Du bist für mich nur Mittel zum Zweck. Wenn ich mein Scheiß Dasein auf der Welt schon fristen muss, dann wirst du es mir gefälligst so angenehm wie möglich gestalten. Und das machst du bis jetzt ja ganz gut.“ Er drückte die eine Hand gegen den Hals des Jungen, mit der anderen öffnete er langsam, fast schon vorsichtig den Knopf der Hose, als bestünde die Möglichkeit, er könnte etwas zerreißen.
Ryous Augen füllten sich mit Tränen. Er wollte doch gar nicht anfangen zu heulen. Er hatte es gerade erfolgreich geschafft sich von dieser Welt zu lösen und zu verdrängen was in ihr passierte. Er hatte sich doch abgeschottet von seinen Gefühlen, die ihn nur verletzen würden, wenn er sie jetzt zuließe. Und doch liefen ihm salzige Tränen die Wange hinunter und tropften auf den Arm, der bis zu seinem Hals führte und ihn daran hinderte Luft zu nehmen und somit daran, zu Schluchzen. Einfach bloß stumme Tränen, vergossen aus einem Grund, den er selbst nicht kannte.
Bei dem Anblick der kleinen Tropfen, die seinen Arm hinunterrannen, verhärtete sich Bakuras Blick. „Ständig am Heulen der kleine Stricher! Typisch für dich! Du brauchst wohl noch etwas mehr Aufmerksamkeit, was? Die sollst du haben!“ Ohne weitere Rücksicht auf Verluste riss Bakura dem Jungen die Hose vom Leib und mit einer schnellen Handbewegung auch die Unterhose. Erneut glitt er mit seiner Hand zwischen die Schenkel des Kleineren, welcher nur eine Sekunde die Augenbrauen zusammenzog. Die Knöpfe des Hemdes riss er mit einem Mal ab und weiter kümmerte er sich nicht um das Oberteil, das nun nur noch unbedeutend wenig von Ryous Körper verdeckte. Er löste seine Hand von dem schmalen Hals und der Junge drohte fast in sich zusammenzusacken, wenn Bakura ihn nicht in der nächsten Sekunde mit dem Arm umschlungen hätte um den Fall abzufangen. Mit der freien Hand öffnete er sogleich seine eigene Hose und zog sie ein Stück nach unten.
Ryou war auch diese Prozedur bereits bekannt. Es war für ihn jedoch keine Form der höchsten Verachtung mehr. Viel mehr eine Art Ritual, das Bakura wieder ruhig stimmen würde und ihm selbst wieder den Freiraum ließ sich begrenzt in der Wohnung zu bewegen, solange Bakura es duldete. Schmerzen kannte er nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Nein, viel eher zeichnete sich ein Lächeln auf seine Lippen, das die vertraute Gewohnheit der Erniedrigung willkommen hieß. Er spürte Bakuras Erregung durch den eigenen Blick. „Du bist wirklich zum Anbeißen, wenn du verzweifelt bist!“ Er näherte sich Ryous Gesicht und fuhr die Bahn seiner Tränen mit der Zunge nach, drückte ihm wieder einen Kuss auf die Lippen. Fordernd, fast schon leidenschaftlich, aber letztlich doch nur in Anbetracht der Befriedigung die er bereit war sich mit allen Mitteln zu verschaffen. Er löste seine Lippen und glitt mit der Zunge an Ryous Hals hinunter, über sein Schlüsselbein, seine Brust und hielt bei seinem Bauchnabel kurz inne. Ryou atmete schwer. Er konnte sich nicht erklären, wieso sein Körper sich immer mehr nach dem sehnte, was er eigentlich mit Pein verbinden sollte. Oder war es eher die Sehnsucht nach der Stille die danach folgte? Er wünschte es sich wirklich, dass Bakura ihn nahm, ja, er wollte es aus tiefstem Herzen. Sein Verlangen nach zärtlichen Berührungen, nach Liebkosungen und süßen Worten verschlang seine Angst und trieb seinen Geist fast in den Wahnsinn. Selbst wenn er zuvor Schmerzen ertragen musste. Und auch wenn es aus Verachtung geschah, es würde geschehen und sich in seine Erinnerung einbrennen. Wenn auch nicht als das, was er sich so wie verrückt wünschte. War es Abhängigkeit von Bakura, dass er es über sich ergehen ließ? Dass er sich selbst belog um an das Leben zu glauben? Er hatte so oft daran gedacht, es sich zu nehmen, aber er brachte es nicht fertig. Vielleicht waren es sogar Gefühle, die ihn daran hinderten. Gefühle, die verschlossen gehörten, weil sie Wahnsinn bedeuteten. Man konnte unmöglich Mitgefühl für Bakura empfinden, und dachte Ryou wohlmöglich daran, dass er ihn liebte? Kaum eine andere Erklärung ließ sich finden um seine Emotionen zu verstehen. Diese Momente waren fast schon zärtlich. Ryou empfand sie als solche zärtlichen Begegnungen und umso mehr brannte sein Körper und verlangte nach Bakura.
Die einzigen Minuten und Sekunden, in denen die Welt kurz still stand und es nur die beiden gab, in denen der Junge für sein anderes Ich alles bedeutete. Dann vergaß Ryou die Qual und die Verzweiflung. Nur aus diesem Grund, wegen dieser Hingabe konnte er sie ertragen. Es war ein Widerspruch zu allem, was er zuvor fühlte. Und aus dem anfänglichen Ritual, das Bakura für einige Stunden zähmte, wurde ein Akt, den Ryou genoss, weil er hoffte, dass Bakura nur eine Sekunde lang den Anflug von Sehnsucht nach dem Jungen vernahm. Einen Funken Liebe in dem Moment, in dem er auf dem Zenit seiner Befriedigung befand, die er glaubte erzwingen zu müssen.
Bakura blicke von Ryous Bauchnabel zu ihm auf und grinste verführerisch bedrohlich. „Ich wusste doch, dass du kurz davor bist den Kopf zu verlieren! Du willst mich spüren. Nur schade, dass ich dir sinnlos Hoffnungen mache. Du weißt doch, dass ich danach keine Verwendung mehr für dich hab! Und trotzdem bist du verrückt nach mir… Irgendwie krank, findest du nicht?“ Mit diesen Worten zog der hämische Blick zwischen Ryous Beine und dorthin verschwand auch Bakura’s Gesicht.
Der Junge verengte die Augen zu schmalen, machtlosen Schlitzen, die in Tränen getränkt seinem vor Leidenschaft rasenden Herzen widersprachen. Seine Wangen brannten vor Erregung und sein Atem wurde schneller. Er brachte keinen Ton heraus, nicht einmal ein leises Stöhnen, das seinem Verlangen hätte Kund tun können.
Wortlos erhob sich Bakura wieder und presste den Kleinen erneut gegen die kalte Wand, die auf Ryous Rücken Gänsehaut hinterließ. Seine Gedanken waren nur noch auf Bakura konzentriert. Er wusste, dass danach alles wieder sein würde wie zuvor, aber daran wollte er jetzt noch nicht denken. Nicht in diesem Moment, in dem das Ritual seinen Höhepunkt erreichen sollte. Es war eine Fusion, eine Verschmelzung seines eigenen Körper mit dem seines anderen Ichs. Sie würden wieder „Eins“ werden, wenn auch nicht auf Dauer, aber Ryou reichte es um weiter zu überleben.
„Los, schrei schon für mich!“ Mit diesen Worten und einem Ruck begann dieser Höhepunkt den Ryou so ersehnte. Er schrie auf, mit einer rauen, belegten Stimme, kniff die Augen einen Moment zusammen und atmete laut unter Bakuras Bewegungen. Es versetzte ihn in eine Art Extase die unbeschreiblich war und die er vermisste hat. Beide steigerten sich mehr und mehr in diese Form der Willenlosigkeit hinein und ihr Atem und Stöhnen verschmolz zu einem Geflecht aus Befriedigung, welches seinen Gipfel in einem innigen Kuss fand, der das Schreien beider zurückhielt und sie danach nach Luft schnappen ließ.
Sie verharrten schnaufend einige Augenblicke in dieser Position, bis sich Bakura’s Blick wieder mit dem alten Ausdruck der Verachtung füllte. Er nahm Ryou an dem Kragen seines Hemdes, hauchte ihm einen unbedeutenden Kuss auf die Lippen und warf ihn wie ein kaputtes Spielzeug zur Seite. Er fasste seinen Atem und schloss seine Hose mit dem Hinaufziehen des Reißverschlusses. Sein Blick wanderte zu der Gestalt die reglos am Boden lag, die Augen, leer, in die Ecke des Zimmer blickend. Dieses Mal ging es schnell vorüber. Dem Jungen blieb kaum Zeit es richtig zu erleben. Doch er wusste, dass er seinen Dienst getan hatte. Das Zittern seiner Glieder zeugte von dem Blitz, der ihn durchfuhr, als er realisiert hatte, dass alles vorbei war. Er atmete noch immer schwer und sein Hemd verdeckte nur spärlich den geschundenen Leib. Ein unbeschreiblicher Druck lastete auf seinem Gehör und er spürte nur entfernt Schmerzen, geschweige denn den Sturz. Seine Haare fielen vereinzelt über die Druckstelle an seinem Hals. Ein weiteres Mahl das er vor sich selbst verstecken musste um es zu vergessen. Er hörte wie Bakura auf ihn zukam. Bei dem Klang jedes einzelnen seiner Schritte brach Ryou Herz ein Stückchen mehr.
„Ich hab’s dir doch gesagt…“ Er beugte sich hinunter und hob Ryous Kinn an. „Ich werde dir langsam und genüsslich die Seele aus dem Leib reißen.“ Sein Blick war ernst und durchdringend. „Du wirst so lange leiden bis du den Schmerz fühlst, den ich seit Jahrtausenden in meiner Erinnerung mit mir herumtrage. DU wirst mir den Inhalt für das Loch in meiner Brust geben… Du bist noch immer voller Leben, dein Herz ist aus Gold und bringst es nicht fertig mir Hass entgegen zu bringen. Deswegen kann ich mit dir machen was ich will. Ich werde deine Seeligkeit mit meiner Sünde beschmutzen und zusehen wie du ganz allmählich daran scheiterst nach einer Antwort zu suchen.“ Sein Lachen durchdrang Ryous Gehör und mit diesen Worten ließ Bakura von ihm ab und erhob sich. Seine Schritte führten zur Tür, doch ein letztes Mal drehte er sich um, blickte so finster und bösartig dass es jedem anderen das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. „… Du widerst mich an… Ich hasse dich!“ Er öffnete die Tür und verließ das kümmerliche Zimmer mit dem Zuschlagen der alten Holztür.
Obwohl Ryou dachte, dass er nicht mehr weiter zerbrechen könnte, zerrissen ihm Bakuras Worte das Herz im Leibe erneut. Er begann in unaufhörliches Heulen zu verfallen. Seine Tränen rannen wie ein Wasserfall und fielen auf den kalten Fliesenboden auf dem er halb nackt lag. Wie gerne hätte er sich aufgerichtet und wäre aus dem Fenster, welches vom Wind klapperte, in die Tiefe gesprungen, doch das Weinen verschlang sämtliche Kraft, die ihm noch geblieben war. Und es hörte nicht auf. Er hasste sich selbst so sehr, dass er es nicht beenden konnte. Er hasste sich selbst für die Momente in denen er Bakura so sehr wollte. Er hasste sich für all die Hoffnung die er sich Tag für Tag einzureden versuchte. Und letztlich hasste er sich für die Tatsache, dass er all das nicht aufgeben könnte.
Bakura tat gut daran ihn so zu quälen. Er hatte es wohl verdient. Für so eine schwache, jämmerliche Gestalt wie Ryou es war, gab es keine angemessenere Strafe. Ihn zu quälen war nur recht, der Tod wäre nur eine Erleichterung!
Der Junge wollte nicht erneut im Selbsthass versinken, doch es war die einzige Möglichkeit sein Schicksal zu akzeptieren… Denn es würde sich nicht ändern… Es würde sich niemals ändern… Er würde weiterhin schweigend die Pein ertragen und von den kleinen Hoffnungen leben, die er sich selbst vormachte. Solange, bis Bakura ihn vielleicht doch irgendwann töten würde. Ganz aus Versehen, stumm und leise, bei einem weiteren Ritual.
Nun lag Ryou da… er hätte sich gewünscht, dass Bakura zurückkäme, um seine Einsamkeit zu stillen. Sein Lächeln war nur noch eine Erinnerung, die erst dann wiederkehren durfte, wenn Bakura es zuließ, dachte er. Doch dann konnte er sich nicht daran hindern unter all den Tränen ein Lächeln zuzulassen. Er öffnete den Mund für einige flüsternde Worte, bevor er die Augen schloss und sich leise in den kalten Schlaf weinte:
„…Ich… wusste doch… dass du leidest….“