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Verwechslungsspiel

von

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Trügerische Ruhe

Kiru war überrascht, wie angenehm die nächtliche Ruhe auf ihn wirkte. Das Geschrei der Männer war ihm immer noch im Ohr. Eigentlich wollte er nur weg. Doch die starke Hand, die seine eigene fast zu zerdrücken drohte, ließ ihn nicht los. Er biss sich auf die Zähne, um den Schmerz nicht mehr zu spüren. Innerlich tobte in ihm ein Kampf. Wie machtlos hatte er sich dem Gefangenen gegenüber gefühlt, wie machtlos fühlte er sich jetzt? Die Antwort wollte Kiru nicht wahrhaben. Diese Frage hatte man ihm in der Polizeischule nie gestellt. Er fühlte sich so minderwertig, wenn er daran dachte, seine Kollegen ins Messer laufen gelassen und selbst nur wegen seiner eigenen "Niedlichkeit" überlebt zu haben. Wie verfluchte er es doch, immer nur von außen beurteilt zu werden. Wie verhasst war ihm die Tatsache, aufgrund körperlicher Schwäche niemals zur Special Force gehören zu können! Sein Gedankenstrom wurde jäh unterbrochen. "Sekkai-kun! Hey! Steig schon ein!"

"Wie? Ist...ist gut!" Schnell kam Kiru der Forderung nach und stieg in den Wagen seines Retters. Es fiel ihm auf, dass die hinteren Fenster allesamt verspiegelt waren und das Auto selbst wohl durchweg aus kugelsicherem Material. "Noch nie einen Einsatzwagen gesehen?", fragte der Agent fast spöttisch. "Ich..äh...nein." "Und das ist sogar nur ein kleiner..." Der Mann musste lachen, weil Kiru ein Gesicht wie ein kleiner Junge machte, der ein neues Spielzeug untersuchte. "Wohin fahren wir?", fragte der junge Polizist nach einer Weile. Er betrachtete den Agenten. Da sie gerade durch einen Tunnel fuhren, wurde sein Gesicht in regelmäßigem Abstand von orange farbenen Licht erhellt. "Vorerst in meine Wohnung, bis wir was besseres gefunden haben." "Wieso?" Der Blick des Fahrers wurde ernst. "Hör zu, Kleiner. mein Bruder ist ein Massenmörder und Vergewaltiger. Wenn er sich erst mal ein neues Opfer gesucht hat, wird er es auch wiederfinden. Du bist in höchster Gefahr. Und dein Kollege Kumiya wahrscheinlich auch." "Aber Kumiya-san hat Familie! Wenn er es auch auf sie abgesehen hat?" "Hm? Wenn´s dich beruhigt, kann ich ja mal meinen Kollegen fragen." Mit diesen Worten hantierte der Agent an seiner Freisprechanlage herum: "Takahashi? ----- hier. Erkundige dich mal, ob die Familien der Opfer unter Polizeischutz

stehen, speziell die Familie von Hyde Kumiya!" Vom anderen Ende war nur ein Rauschen zu hören, dass man aber gut und gerne als: "Geht klar!" interpretieren konnte. Einige Augenblicke später war der Agent am anderen Ende schon wieder zurück. "Die sind alle unter Polizeischutz, Chef. Die Frauen hat es ganz schön mitgenommen. Aber was soll´s, Tokyo ist eben kein sicheres Pflaster." "In Ordnung Takahashi. Ich melde mich morgen früh wieder, wenn nichts anderes mehr ansteht." "Gut. Schlafen Sie gut, Chef!" *klick* "Hm-dazu werde ich gar nicht kommen...", brummelte der Agent sich in den nicht vorhandenen Bart. "Was gedenken Sie nun zu tun, ------san?", fragte Kiru vorsichtig. "Oh, nicht so förmlich, Kleiner!", zwinkerte der Agent dem Jungen zu, "Nenn mich ruhig Hyde, schließlich werden wir noch eine Weile miteinander zu tun haben." "Hyde - san?", fragte Kiru, nun gänzlich verunsichert. "Jupp, das ist mein Vorname. Lass das -san ruhig weg."

"Wenn Sie meinen..." "Du!" "Hm?" "Ich sagte, du sollst mich duzen, damit wir ein Problem weniger haben!" "O.k.", antwortete Kiru kleinlaut. Er hatte noch nie erlebt, dass ihn ein Vorgesetzter dazu anhielt ihn wie einen Gleichberechtigten, ja nahezu wie einen langjährigen vertrauten Freund zu behandeln. Den Rest der Fahrt schwieg er.
 

Als sie in einer noblen Gegend ankamen, wurde Kiru hellwach. So kannte er T okyo gar nicht. Nie im Leben hätte er die Möglichkeit gehabt, in einem seiner Einsätze hierher auszurücken, gechweige denn in seiner Freizeit. Sie parkten in einer vierstöckigen Tiefgarage, dessen dazugehöriges Hochhaus er auf 20 Stockwerke schätzte. Mit der Pistole im Anschlag stieg Hyde aus. Mit einer vorsichtigen, aber dennoch kraftvollen Art stieß er die Beifahrertür auf, um Kiru aussteigen zu lassen.

Den ganzen Weg zum Fahrstuhl sah sich Hyde nach möglichen Gefahrenquellen um. Zum Glück fand er keine. Die Fahrstühle zu den oberen Etagen waren nicht direkt miteinander verbunden, weshalb sie ein paar Mal umsteigen mussten. Kiru nahm an, dass das gesamte Haus erdbebensicher erbaut war. Sie fuhren direkt in das oberste Stockwerk, nachdem Hyde einen Code eingegeben hatte. Als Kiru aus dem Fahrstuhl stieg, traute er seinen Augen nicht. "Wow!", entfuhr ihm seine Begeisterung. "Oh, verstehe. Du warst noch nie in einem Penthouse?", fragte Hyde leicht belustigt. "Nein. Aber, wie kannst du dir das mit einem Agentengehalt leisten?" "Sagen wir mal so-durch einen spendablen Ernährer?", zwinkerte er dem Jungen zu. "Sieh dich ruhig um, los trau dich!", forderte er ihn auf. Kiru traute seinen Sinnen nicht. Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Nicht nur, dass er den todgefährlichen Angriff eines Kriminellen überlebt hatte, jetzt stand er auch noch in der Wohnung seines scheinbar überaus wohlhabenden Bruders. "Aber, warum arbeitest du überhaupt noch für die Special Force, wenn du hier alles hast?", fragte er, nachdem er sich die Wohnung über den Dächern Tokyos etwas genauer angesehen hatte. "Hm-Du bist gut. Verbringe ein paar Tage allein und einsam in diesen Mauern, dann verstehst du, was ich meine. Es ist langweilig, ständig und überall vom wahren Leben abgeschirmt zu werden. Und außerdem, wie sonst sollte ich meinen Bruder zur Srecke bringen?", berichtete Hyde schwermütig. "Ich glaube, ich verstehe...", murmelte Kiru. "Ist ja auch nicht so wichtig-los ab ins Bett!", forderte Hyde und deutete auf ein Bett am anderen Ende des riesigen Raumes. "Ach, eh ich es vergesse, die Dusche ist 4 Meter daneben, frische Sachen kannst du dir vom Stuhl nehmen. Ich glaub` aber nicht, dass die dir passen dürften.", fügte er mit einem Lächeln hinzu. Kiru war überrascht, wie sehr Zwillingsbrüder sich voneinander unterscheiden können. Das sanfte und ehrliche Lächeln des Agenten war so viel angenehmer als der vulgäre Ausdruck im Gesicht seines Peinigers. Er hoffte insgheim, dem Mann nie wieder über den Weg zu laufen. Aber es wurde ihm klar, dass dies in seiner jetzigen Situation unumgänglich war.
 

Als er unter der Dusche stand, kamen alle Bilder des Abends zurück. Warum waren er und alle anderen aus seiner Dienststelle so nachlässig gewesen? Warum hatten sie nicht Verdacht geschöpft, als sich der mehrfache Mörder so freiwillig stellte? Kiru wollte nicht länger die ewigen Fragen und Selbstzweifel ertragen. Das Wasser, das in den Abfluss lief, glich seiner Situation. Er war genauso hilflos wie das Wasser, dass durch die Schwerkraft gezwungen wird, in einem Strudel stetig nach unten zu fließen.
 

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13.07.06



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  RockCherry
2007-06-22T15:45:39+00:00 22.06.2007 17:45
ich find deine ff voll klasse....hoffe das du sie gaaaaaaaaaaannz schnel weida machst ^.~
Von:  Kei_Hiwatarie
2007-03-15T13:07:02+00:00 15.03.2007 14:07
Ich find die FF gut und hoffe, dasdu schnell weiterschreibst *g* naja, was kann ich noch sagen,außer dass sie mir ausgerechnet während ner Matheabeit über zwei Stunden im Kopf rumspuckte? Dumme Sache nech
By ^^
Von:  Shunya
2007-03-11T23:30:41+00:00 12.03.2007 00:30
Deine Fanfic ist gar nicht mal so schlecht. ^-^
Ist was tolles für Fake-Leser. Auch wenn ich während der Geschichte doch öfters am Überlegen war, ob Kiru wirklich schon volljährig ist. So wie der sich benommen hat. >.<


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