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Nuranma

Aenas zieht mit ein paar seltsamen Leuten los
von

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Kapitel 5

Rojizo war ohne zu zögern, mit dem Kopf zuerst in den Fluss gesprungen und mit dem Strom hinter Sultan hergekrault. Es war wirklich sehr kalt, schon nach einpaar Sekunden spürte er seine Oberschenkel nicht mehr. Trotzdem hielt er kurz inne, um sich nach seinen Gegnern umzudrehen. Narbengesicht stand am Ufer und starrte ihm nach, sein Mantel hatte große Brandlöcher und seine Stiefel rauchten noch. Hinter ihm kam der Rest der Truppe heran und er schlug wütend nach dem Erstbesten, der in seine Reichweite kam, dann wandte er sich wieder dem Wasser zu, rührte mit der Faust in der Luft herum und schrie: „Ich werde dich schon kriegen! Verlass dich drauf!“ Der Magier hob den rechten Arm und winkte, drehte sich dann um und paddelte weiter den Fluss hinab. Wütend schleuderte der Soldat seinen Mantel auf die Erde und schnaubte.
 

Immer wieder hatte Aenas sich umgedreht um nach seinem Freund zu sehen und jedes Mal war er enttäuscht worden. Er und Micon schwiegen. Sultan schien die extrem niedrige Temperatur des Wassers nicht zu kümmern, denn er schwamm einfach immer weiter, so weit bis die Swar an Breite zunahm und schließlich in den Swar-See (hier waren die Entdecker mal wieder sehr kreativ in der Namensgebung gewesen) mündete. Erst jetzt wurde die große Echse langsamer, paddelte ans Ufer und krabbelte endlich aus dem Wasser. Das lange, helle Haar des Halbelben klebte an dessen Rücken, Brust und Gesicht und auch seine Kleidung war klatschnass geworden. Um den See herum lagen tonnenweise kleine Steine und angeschwemmtes Holz.

Den See überzog eine dünne Eisschicht, welche wahrscheinlich nur aufgrund des ständig zufließenden Wassers nicht dicker und fester geworden war.

Aenas betrachtete das glitzernde Wasser noch eine Weile, bevor er über den Kies bis zu den verschneiten Hügeln weiter oben kraxelte.

Obwohl sein Cousin sich sichtlich darum bemühte ein wenig Haltung zu bewahren und nicht loszuschlottern vor Kälte, konnte er trotzdem dann und wann das aufeinanderschlagen seiner Zähne hören.

Der Waran schlängelte sich vor ihnen über die ziemlich dürftige Straße, welche sie schon kurz nach ihrer Ankunft entdeckt hatten und blieb immer mal wieder kurz stehen. Vielleicht um sich zu vergewissern, dass die Richtung stimmte, vielleicht aber auch um auf Aenas und Micon zu warten. Wenn das Sonnenlicht schon am Swar-See langsam abgenommen hatte, so würde es jetzt wohl kaum noch eine halbe Stunde dazu ausreichen überhaupt noch irgendetwas zu erkennen als seine eigene Hand oder die Füße, denn der Mond war unter den tiefhängenden Wolken kaum zu sehen. Als die erste Schneeflocke auf die Schulter des jungen Elfen fiel bemerkte er sie kaum, doch bald begann der Schnee in eisigen, scharfen Windböen durch ihre Kleidung zu fahren. Endlich brach Aenas das unangenehme Schweigen, das schon so lange über der kleinen Gruppe lag. „Kannst du nicht einmal etwas tun, was es nicht noch schlimmer macht?!“, brüllte er und schlug sauer nach einer Schneeflocke, welche ihm entgegen schlug.

Dabei rutschte er auf dem gefrorenen Matsch aus und schlug der Länge nach auf die Erde.

Ungerührt ging Micon an ihm vorbei. „Du solltest etwas dagegen tun, Ane.“, sagte er und legte noch an Tempo zu um zu Sultan aufzuschließen. Schnell rappelte sich der Jüngere auf und rannte ihnen nach. „Was meinst du?“, fragte er und vergrub seine Hände in den viel zu langen Ärmeln seines Pullovers. Schmerzhaft erinnerte der rote, warme Stoff ihn an Rojizo, der jetzt vielleicht in der Gefangenschaft der Soldaten, oder sogar tot war.

„Gegen deine Wutausbrüche.“, antwortete Micon und schlug den Kragen seiner Jacke erneut hoch. „In gewissen Situationen ist so etwas gefährlich, wenn du ihm tatsächlich eine Hilfe sein willst, dann musst du das in den Griff bekommen.“ „Ich habe keine Wutausbrüche!“, stellte Aenas klar und quetschte sich zwischen Sultan und Micon vorbei, grummelte dabei säuerlich vor sich hin und warf seinem Verwandten einen vernichtenden Blick zu.

Dieser lächelte sanft. „Er ist noch ein richtiges Kind.“, dachte er und beobachtete ihn dabei, wie er versuchte sich noch tiefer in seinem Pulli einzugraben. „Kinder haben in einem Krieg eigentlich nichts verloren...“ Traurig dachte Micon an seine Schwester. „...und Frauen erst recht nicht.“

Das Wetter schien sich gegen sie verschworen zu haben, das heftige Schneetreiben ähnelte immer mehr einem Schneesturm und besonders Aenas hatte seine Schwierigkeiten damit fertig zu werden. Die meiste Zeit über hatten sie die Swar, die auf der anderen Seite des Sees neu entsprang, in ihrem Sichtfeld halten können, doch jetzt wich die baufällige Straße allmählich nach Süden ab. Sie folgten ihr trotzdem, eigentlich liefen sie die ganze Zeit dem übergroßen Reptil hinterher. Ein oder Zwei mal verloren sie es wegen dem dichten Schneefall aus den Augen, doch jedes Mal war Sultan wieder zurückgekommen um sie eine Weile vor sich her zu schieben und sie dann, nach dem dritten Male zu tragen. So fest wie er konnte hatte sich der junge Elf an die schuppige Haut ihres Reittieres gepresst und es war ihm schier endlos lang vorgekommen, bis er plötzlich weder den scharfen Wind, noch die kalten, nassen Flocken des Schnees mehr spürte.

Müde hob er den Kopf und blinzelte ins Zwielicht der kleinen Höhle.

„Wo sind wir?“, gähnte er und zog seine Schuhe aus.

Während er sie warm rieb nahm Micon diesen Ort ein wenig genauer unter die Lupe.

Die Höhle war eigentlich nur ein besonders geräumiges, tiefes Erdloch, dessen Eingangstunnel durch Äste und kleine Büsche versteckt war.

Zwischen diesem Tunnel und der gut vier Quadratmeter großen Höhle hing ein schwerer, matsch-grüner Vorhang und links, auf der Erde lagen Decken, Kissen und ein paar alte Matratzen. Micon ging in die Hocke und inspizierte einen verdächtig aussehenden Stein. Behutsam tippte er mit den Fingerkuppen dagegen, bevor er die Klinge seines Schwertes dazwischen schob und den Stein aushob. Anschließend fasste er in das dunkle Loch und zog einige Schriftrollen, Land- und Seekarten, Kerzen, einen Feuerstein und ein unvollständiges Kartenspiel heraus. Irgendwo dazwischen hatte noch ein kleines, vergilbtes Notizbuch herumgemodert, welches er aufschlug. Es dauerte keine drei Minuten, bis er wusste, wo sie sich hier befanden. In dem Buch waren eine Menge Notizen und grobe Skizzen von Menschen oder anderen Wesen zu sehen. Als er aufstand und damit zu Aenas hinüber ging, fiel ein kleines Bild heraus und segelte in den Schoß des jungen Elfen.

Neugierig betrachtete dieser das Bild, lies den Blick einen Moment lang durch den unterirdischen Raum wandern und drehte es dann seinem Cousin zu. „Der kleine Junge sieht genauso aus wie Rojizo, findest du nicht?“

Auf dem Bild war ein kleiner, rothaariger Junge zu erkennen, der zwischen einem rotbärtigem, stolz wirkenden Mann, einer rothaarigen Frau und einem ebenfalls rothaarigem Mädchen stand. Die Hände hatte er auf die Schultern eines vielleicht fünfjährigem, natürlich auch rothaarigen Jungen gelegt. Sie wirkten alle sehr gefasst und steif, ganz so wie auf einem Familienportrait der Adeligen und Reichen. „Obwohl der andere auch so ähnlich aussieht...“, ergänzte er und sah das Bild wieder nachdenklich an. „Ja die zwei sehen sich verdammt ähnlich.“, stellte Micon fest und zog seinen nassen Pullover aus. Sultan hatte sich an der rechten Wand zu einem bläulich-grünen Klumpen zusammengerollt. Aenas glitt sich mit dem Handrücken über den Mund und blinzelte, er war tatsächlich verdammt müde.

Auch Micon, der lange, anstrengende Wanderungen gewöhnt war, war sehr erschöpft. „Ich bin total alle.“, rief Ane und warf sich auf die Matratzen. Umständlich wühlte er sich aus seinen Kleidern und rollte sich einpaar Mal in eine grau-braune Decke ein. Schon als Micon sich neben ihn setzte und die Stiefel auszog, schnarchte der Junge friedlich vor sich hin. Trotz seiner Müdigkeit konnte Micon nicht schlafen. In Gedanken versunken lag er auf dem Lager und starrte an die erdige Höhlendecke. Seine Finger tasteten über die Klinge seines Doppelschwertes.

Er umfasste den Griff der Waffe und federte hoch.

Nachdem er sich wieder vollständig angezogen hatte, verließ er die Höhle und lugte vorsichtig hinaus. Außerhalb ihres Unterschlupfes hatte der Schneesturm nachgelassen.

Gleichmäßig rieselten, kleine, weiße Schneekörnchen von Himmel. Müde lehnte er sich gegen die Eingangswand und sah dem Schnee zu, wie er von den Sternen hinunter auf die Erde fiel.

„Ob er tot ist?“, schoss es ihm durch den Kopf. „Wer wird denn dann den Dämon aufhalten?“

Der Elb seufzte und stellte fest, dass Rojizo einen wirklich scharfen Körper gehabt hatte.

„Schade das er nicht auf mich gestanden hat.“, überlegte er. „Wirklich schade...“
 

Erst, als er dem Blickfeld der Männer entkommen war, schwamm Rojizo Richtung Ufer.

Es war unheimlich mühsam gegen die Strömung anzuschwimmen, sodass es eine Weile dauerte, bis er sich an Land ziehen konnte. Dabei unterstützte ihn der seit ungefähr zehn Minuten tobende Schneesturm auch nicht gerade. Nach Luft ringend und zitternd lag er zuerst ein paar Sekunden auf dem Bauch, bevor er sich entschied, lieber nicht hier im Schneegestöber liegen zu bleiben und zu erfrieren. Ruckartig stemmte er sich hoch und versuchte die Orientierung wieder zu erlangen. Zuerst irrte er wie betäubt über das Grasland, dann stolperte er über irgendetwas und spürte einen dumpfen Schmerz in seinem rechten Bein. Gequält versuchte er nach seinem Bein zu sehen, rotglühendes Blut färbte sein rechtes Hosenbein noch dunkler schwarz. Kurz, nachdem er einen metallenen Gegenstand ertastet hatte, fegte ihm eine heftige Sturmbö auf den Rücken.

Für einen Moment schloss er die Augen, um sich zu fassen und zu beruhigen, dann atmete er noch einmal tief durch und versuchte sich aufzuraffen.

Mit einem leisen Schmerzschrei sank er zurück. Völlig fertig probierte er es erneut, kam auf die Füße und humpelte voran.

Bei jedem Schritt schien der Schmerz neu zu explodieren, die steifgefrorene Kleidung bot kaum noch Wärme und Rojizo erkannte, wie leichtsinnig es gewesen war einfach in das eisige Wasser zu springen – wenn er nicht bald einen Unterschlupf fand, dann würde er diesen Fehler wahrscheinlich nie wieder gut machen können.
 

Fynn hatte gegen Mitternacht die Kneipe verlassen.

So rasch es der Schneesturm zuließ, lief sie über das knubbelige Kopfsteinpflaster und verließ das Dorf. Der Weg zu ihrer Hütte war nicht besonders weit, doch heute benötigte sie fast zwanzig Minuten, sodass sie heilfroh war als sie an ihrer Türe angelangt war.

Schnell öffnete sie, trat ein und verriegelte sie wieder.

Müde wischte sie sich den Schnee vom Mantel und hing diesen an der Tür an einen Haken, dann wollte sie Feuer im Kamin machen, doch sie konnte die Zündhölzer nirgends finden.

„Ich muss sie hinterm Haus, bei den Holzscheiten vergessen haben“, dachte sie und durchquerte das kleine Zimmer, zog die Hände weit in die Hemdärmel hinein und öffnete die Tür.

Eisiger Wind wehte ihr entgegen, allerdings hatte der Sturm stark abgenommen, sodass es zu ertragen war.
 

Rojizo taumelte in derselben Zeit völlig blind durch den Schneesturm.

Seine Finger klammerten sich fest um seinen Stab und das Atmen wurde langsam sehr schwer.

Plötzlich knickten seine Knie ein und er stürzte zu Boden. Der Magier versuchte gar nicht erst aufzustehen, er war viel zu müde, so verdammt müde...
 

Die Streichhölzer lagen tatsächlich hinter dem Haus.

Hastig griff sie nach der kleinen Holzschachtel und wollte eigentlich so schnell wie möglich zurück ins Haus, doch anstatt dessen stolperte sie unerwartet über irgendetwas und legte sich der Länge nach in den Schnee. Überrascht beugte sie sich über den Körper eines Mannes.

Sein Haar war genau wie eigentlich der ganze Rest seines Körpers mit Schnee und Eis bedeckt.

Fynn hatte ehrlich Mühe ihn an den Handgelenken um ihre Hütte herum und über die Schwelle zu ziehen, doch vor ihrem Bett kapitulierte sie.

So errichtete sie ein provisorisches Lager neben demselben.
 

Als der Magier erwachte, war das erste was er wahrnahm ein ruhiges, regelmäßiges Atmen.

Unter Schmerzen setzte er sich auf und starrte einen Moment in die Dunkelheit, um seine Augen an das wenige Licht zu gewöhnen. „Scheiße“, dachte er und bewegte seine Beine ein wenig.

„Wie konnte ich nur so grunddämlich sein!“ Unglücklich stierte er in die Düsternis, er machte sich Sorgen um seine beiden Kumpanen. „Hoffentlich passt Sultan gut auf sie auf...“

In diesem Moment vernahm er das Rascheln einer Decke, drehte sich in die Richtung des Geräusches und tastete mit der Hand durchs Dunkel.

Er war nicht da! Seine Waffe war weg!

Umständlich krabbelte er zu dem klobigen Tisch, welcher sich tiefschwarz aus der Dunkelheit hervorhob und zog sich daran hoch. Vorsichtig arbeitete er sich bis zu einem der Fenster voran und schob den Vorhang beiseite. Draußen hatte es nun aufgehört zu schneien, der Himmel war wolkenbehangen, der kleine Ort total zugeschneit und die zahlreichen Felder waren ebenfalls mit einer dicken, makellosen Schneeschicht bedeckt. So leise wie er es schaffte krückte er zur Tür und zog an ihrem Türknauf – just in diesem Augenblick knallte ihm mit lautem Geschepper und einen nasskalten Watsch ein Blecheimer voller Wasser auf den Kopf. Benommen wischte er sich mit beiden Händen das kalte Wasser vom Gesicht und starrte kurz darauf in ein paar atemberaubende rehbraune Augen. Dies verschlug ihm die Sprache, er konnte sie einfach nur anstarren. Unwirsch meinte die Besitzern dieser Rehaugen: „Wo will man denn hin um diese Zeit, hm?“ „Ra –ra –raus...“, stammelte Rojizo. „Wegen dem, na wegen, ich meine...“

Sie runzelte die Stirn. Jetzt erst hörte er auf sie so anzustieren, atmete tief durch und antwortete dann: „Ich habe Draußen etwas verloren, was für mich von großer Bedeutung ist.“

„Hm.“, machte sie. „Ist es so wichtig, dass du die paar Stunden bis Morgen nicht ohne auskommst?“ „Ja“, sagte Roji ernst und bemühte sich relativ sicher wieder auf die Füße zu kommen. „Es ist sehr wichtig.“

Steif verließ er ihre Hütte und wandte sich nach rechts, machte ein paar Schritte um das Gebäude herum und betrachtete suchend das umliegende Gelände.

„Es dauert Tage alles abzusuchen, vielleicht ist es bis dahin schon längst gefunden worden.

Wer weiß, ob du es nicht schon vorher verloren hast? Weshalb hast du überhaupt klatschnass im dicksten Blizzard neben meinem Haus rumgelegen? Warst du etwa schwimmen?!

Und dann einfach wieder so mir nichts dir nichts abzumarschieren! Ohne meine äußerst selbstlose Rettung wärest du schon lange zu einem einzigen, fleischigen Eisklumpen erstarrt, du hättest wenigstens...“

„Halten sie bitte für einen Moment die Klappe!“, fuhr der Magier sie an.

Augenblickliche Stille.

„Bitte ich muss mich ganz auf die Suche konzentrieren, wenn sie möchten, dann könnten sie mir helfen, indem sie einfach nach einem roten Leuchten Ausschau halten, denn ich kann momentan aus gesundheitlichen Gründen nicht gleichzeitig suchen und finden, also?“

Die überaus schöne junge Frau beantwortete seine Frage mit einem kurzen, abgehackten Nicken. Dennoch stand die Verwirrung ihr ins Gesicht geschrieben.

Entnervt schloss er die Lider und entspannte sich. Sorgsam beruhigte er Herz und Atmung, atmete tief ein und verlangte seiner Kehle einen tiefen, sauberen Ton ab.

Zuerst hielt er diesen Ton, dann lies er ihn schwanken und fesselte die Töne mit dünnen Ausläufern seiner Seele, welche von ihrem Kern aus in Abermillionen von rötlich glühenden Fäden aus seinem Körper austrat. Schließlich sang er den Namen seiner magischen Waffe, begann die kurze Melodie immer wieder von Vorn, schickte sie weit über die Felder und Bäume hinaus um sie zu finden.
 

Fynn begriff im Grunde gar nicht, was sie da erlebte.

Der junge Mann hatte begonnen zu singen, er sang ein Lied, welches ihr einen heißen Schauder über den Rücken laufen lies. Hatte er etwa das gemeint, als er sagte er würde suchen?

Unwillig löste sie den Blick von ihm und lies ihn stattdessen über die Wiesen streifen.

Vorerst bemerkte sie nichts, immer wieder suchte sie die Felder nach dem roten Leuchten ab, von welchem er gesprochen hatte.

Sein Lied wurde lauter, eindringlicher.

Ungläubig glotzte sie auf einen roten, glimmenden Fleck, welcher sich langsam aber sicher vom weißen Schnee abzuheben begann.

Der Mann schwankte für einen kurzen Moment und sie raste einfach querfeldein und packte nach dem Licht. Ihre Finger schlossen sich um das Metall des Stabes, zu ihrer Überraschung war es lauwarm. Frierend presste sie ihn an ihre Brust und flitzte zurück zu dem seltsamen Sänger, dessen Lied verstummt war, als sie das Metall berührt hatte.
 

Liebevoll nahm er ihr den Stab aus den Händen und schmiegte ihn an sich.

Rojizo fühlte sich nun viel weniger verloren und ratlos.

Zwar war er bis auf seine Reserven erschöpft, jedoch konnte er seine beiden Chaoten nun viel leichter wiederfinden. Morgenfrüh würde er sich erst einmal komplett neu einkleiden und sich in aller Ruhe auf die Weiterreise vorbereiten.

Sanft lächelte er der Frau in die Augen. „Danke für deine Hilfe.“, sagte er leise.

Ohne diesen Stab hatte er sich ihr völlig ausgeliefert gefühlt. Ihre Reize hatten gedroht ihn zu überfluten, jetzt war er viel beherrschter, was nicht hieß, dass er sie nicht wollte, er würde sich nur zusammenreißen.“ Sie war nicht zu dünn, hatte die richtige Figur und die schönsten Augen, die er seit langen gesehen hatte. Ihre blonden Locken waren zerzaust und reichten bis knapp über die Schulten.

„Gehen wir doch rein.“, schlug sie vor und erwiderte sein Lächeln zaghaft. „Es ist viel zu kalt hier Draußen.“

So gingen sie zurück in die Hütte, in der es aber auch recht kühl war. „Frieren sie nicht?“, wollte er wissen und glitt mit den Händen über ihre Oberarme. Unruhig entfernte sie sich, hängte ihren Mantel an die Tür und verneinte. „Es geht schon, danke.“ „Ich könnte Feuer machen, wenn sie möchten oder ich wärm sie ein bisschen.“, schlug er vor. Ihr Gesicht veränderte sich. Aber es wurde nicht weiß vor Schreck oder rot vor Scham oder Wut, nein es glich einer gefühlslosen Maske.

Bestürzt senkten sich seine Mundwinkel. „Verzeihen sie.“, bat er. „Es sollte ein Scherz sein.“

Die blonde Schönheit lächelte knapp und verschwand unter ihrer Bettdecke.

Eigentlich hätte sie gedacht er wäre anders, doch die Männer schienen alle ähnlich zu sein.

Wenigstens würde sie Arno entwischen, wenn sie ihn zu sich einlud.

„Wenn sie wollen, kommen sie doch morgen ins Wirtshaus Zum roten Vorhang."



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