Gefangen
Kapitel 1: ~Gefangen~
„Verdammt!“ zischte er vor sich hin. Mit der Faust schlug er neben sich auf den Boden. Den Schmerz ignorierte er einfach.
Mit angezogenen Beinen saß der junge Dämon in der hintersten Ecke seines Gefängnisses. Sein silbrig, weißes Haar hing ihm ins Gesicht. Es war feucht, wie seine zerrissenen Kleider auch. Dieser enge Raum, die Feuchtigkeit und Kälte hier unten, alles war ihm zu wider und dennoch: Er konnte hier nicht weg.
Wo genau er sich befand und wie lange er schon hier war wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht schon zwei oder sogar drei Tage. Das war schwer zu sagen bei dem ständigen Dämmerlicht. Richtig hell war es hier eigentlich nie geworden. Und wen sollte er schon fragen, die Wachen vielleicht, die in regelmäßigen Abständen mal vorbeikamen um zu sehen ob er noch da war? Oder besser gesagt ihn einfach nur angafften, weil er anders aussah als sie selbst. Nein, das wollte er auf keinen Fall. Die Wachen sollten nicht länger wie nötig auf ihn sehen. Er hasste es, nicht umsonst saß er zusammengekauert ganz hinten in der Ecke, wo es am dunkelsten war.
„Warum bist du nur mitgegangen, Keika?!“ murmelte er vor sich hin. Na toll, jetzt sprach er schon zu sich selbst. Er ließ sich die letzten Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern wie er hier her gekommen war. Doch das Letzte was er noch wusste waren der stechende Schmerz und dann die Dunkelheit um ihn herum. Danach kam nichts mehr... er war hier wieder wach geworden.
Keika seufzte leise. Hätte er sich doch nie darauf eingelassen mit einer Gruppe anderer Dämonen das Himmelreich anzugreifen. Gut, er war nur mitgegangen, weil die anderen ihn überredet hatten und meinten ihn zu brauchen, wegen seiner medizinischen Kenntnisse. Aber die hatten ihnen auch nicht viel gebracht. Bereits in der Menschenwelt wurden sie von einigen Truppen der Himmelskämpfer abgefangen. Die Anderen waren viel stärker gewesen als er erwartet hatte. Eigentlich war es von Anfang an aussichtslos gewesen. Die Meisten waren wohl umgekommen. Genau wusste Keika es nicht. Immerhin war er ziemlich zu Anfang von irgendwas hartem am Kopf getroffen worden und danach musste er wohl bewusstlos gewesen sein.
Immerhin tat sein Kopf nicht mehr weh. Das war aber auch das einzig Positive was ihm im Moment einfiel. Er wollte nur raus hier. Weg, aber das war eh unmöglich. Selbst wenn es ihm gelingen sollte das Gitter vor seiner Zelle kaputt zu kriegen, so gab es immer noch den Bannkreis, der um ihn lag. Das es einen gab hatte er schon schmerzhaft erfahren, als er durch das Gitter gegriffen hatte.
Er lehnte sich zurück an die Wand und schloss die Augen. Langsam hatte er die Hoffnung aufgegeben hier je wieder rauszukommen. Wo sollte er auch hin. Zurück zu den Dämonen? Da würden sie ihn auslachen und verstoßen. Und in der Menschenwelt war er auch zu auffällig, obwohl es dort ein Mädchen gab, welches ihn schon öfter versteckt hatte, als es ihm gelungen war unauffällig in die Menschenwelt zu kommen und sich dort ein wenig umzusehen. Lili...
Ja sie hatte ihm viel erzählt über die Himmelswelt und ihre Bewohner. Das alles klang so anders als das, was man in der Dämonenwelt hörte... Seitdem hatte Keika den Wunsch verspürt sich dort einmal umzusehen, im Himmelreich. Vielleicht war das auch ein Grund warum er mit in den Kampf beziehungsweise seinen Untergang, wie es im Moment aussah, gezogen war... Er wollte nur ein einziges mal dorthin...
Das Geräusch von Schritten riss ihn aus seinen Gedanken. Sie waren schon recht nah und jeder einzelne Schritt hallte von den Wänden wieder. Wahrscheinlich wieder einer der Wachleute, oder doch zwei. Jedenfalls unterhielten sie sich. Aber warum interessierte er sich eigentlich dafür??
Keika senkte den Kopf. Nun verdeckte sein langes Haar sein ganzes Gesicht. Er wollte sie nicht sehen müssen, wie sie ihn anstarrten. Die Blicke voller Verachtung... Wieder schloss er die Augen. Er wollte nichts sehen, auch wenn das schon durch diese ständige Dunkelheit so gut wie unmöglich war.
Das Hallen der Schritte hörte plötzlich auf. Aber die Stimmen konnte man deutlich hören. Sie dürften direkt vor ihm stehen, vor seinem Gefängnis. Keika sah nicht auf. Er kauerte sich noch mehr in die Ecke. Ihm war kalt. Er raffte seine zerrissenen Kleider zusammen, in der Hoffnung, das ihm wärmer werden würde, aber eigentlich brachte es nichts. Fröstelnd saß er da und wartete... wartete, dass die beiden Stimmen wieder verschwanden. Es dauerte eine Weile bis wieder Schritte zu vernehmen waren. Sie gingen weiter, endlich... Anscheinend hatten sie über ihn gesprochen. Jedenfalls vermutete er das. Genau zugehört hatte er nicht, ihm war eigentlich klar, dass sie über ihn gesprochen hatten.
Nun war er wieder alleine...
„Hey schläfst du??“ Keika schreckte hoch. Es war eine warme freundliche Stimme... das erste Mal, dass ihn hier jemand freundlich ansprach und nicht im barschen Befehlston. Das jemand gekommen war hatte er nicht bemerkt. Vorsichtig hob er den Kopf und blickte in die Richtung aus der die Stimme kam. Irgendwie interessierte ihn doch, wer da war. Es war eine der beiden Stimmen, die er vorhin noch gehört hatte. Ein Wächter also?? Keika blinzelte. Licht... zunächst erkannte er nur schwarze Umrisse. Seine Augen waren nicht mehr daran gewöhnt, so lange wie er schon hier im Dunkeln saß... Langsam wurde alles deutlicher. Ein junger Mann, mit einer Laterne neben sich, hockte vor dem Gitter und sah ihn interessiert an. Er hatte schwarze Haare, etwa schulterlang, und er trug eine Uniform. Trotzdem sah er anders aus als die Wachleute. Die Uniform war ganz anders... jedenfalls soweit Keika das beurteilen konnte. Der Andere lächelte, was Keika irgendwie irritierte. Er musterte diesen Unbekannten skeptisch. Irgendwie kam ihm sein Gesicht bekannt vor, aber woher ??
„Du bist ja doch wach, ich hab dir was mitgebracht.“ sprach der Schwarzhaarige weiter. Jetzt war Keika vollends verwirrt. Was wollte der eigentlich?? Ihn veralbern?? Er wandte sich Richtung Wand ab. Das war ihm doch zu doof. „Dir ist sicher kalt. Die Fetzen die du noch trägst sind sicher nicht besonders warm, zumal ist es hier immer recht kühl.“ Der Andere schob ein graues Bündel durchs Gitter. Von Keika kam keine Reaktion. Er starrte die Wand an und sagte kein Wort. Woher wollte der eigentlich wissen wie es hier war?? Jedenfalls sah er nicht so aus, als hätte er hier schonmal ein paar Tage verbracht. „Sehr gesprächig scheinst du nicht zu sein“, der Dunkelhaarige seufzte leise. Was für ein Blitzmerker. Warum sollte Keika auch mit ihm reden. Viel bringen würde es ihm wohl nicht. Lieber wartete er schweigend auf sein Ende.
„Die Wächter meinten du würdest nicht essen...“ wieder sprach der Fremde. Sein Blick fiel auf die Reisschale, die unangerührt am Gitter stand. Jetzt reichte es vollends. Konnte der Typ ihn nicht einfach in Ruhe lassen?? Es war alleine seine Sache was er hier tat und was nicht. Endlich sah er den Anderen wieder an, warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Allerdings zeigte der sich davon wenig beeindruckt. Ein Schulterzucken war die einzige Reaktion von seiner Seite her. „Vielleicht hast du ja morgen bessere Laune...“ Er stand auf und ging, begleitet von einem kurzen Zischen Keikas. Wieder hallten die Schritte von den Wänden, sie wurden immer leiser und mit ihnen verschwand auch der Lichtschein.
Als Keika sicher war, das der Andere weit genug weg war krabbelte er vorsichtig zu dem grauen Bündel. In der Dunkelheit war es schwer zu finden und er musste eine ganze Weile um sich tasten, bis er es fand. Es war weich und trocken, nicht feucht wie alles andere hier. Eine Tuch vielleicht... Keika breitete es aus. Wohl er eine Decke. Ihm war immer noch kalt. Trotzdem war er unsicher die Decke zu nehmen. War es nicht ein Zeichen von Schwäche auf das Mitleid eines Fremden angewiesen zu sein?? Eine Zeit lang saß er einfach davor, unschlüssig was er tun sollte. Er haderte recht lange mit sich, bis der Gedanke, wenigstens nicht mehr ganz so zu frieren wie jetzt, siegte. Vorsichtig nahm er die Decke, als ob sie etwas sehr kostbares wäre. War sie das nicht auch in gewissem Sinne?? Er wickelte sie um sich und verzog sich wieder in seine Ecke.
Es war angenehm, auf jeden Fall besser als vorher. Er zog die Decke enger um sich, kuschelte sich hinein. Vielleicht sollte er diesem Soldaten oder Wächter, oder was auch immer der Schwarzhaarige war, doch nicht ganz so abweisend gegenüber stehen. Nächstes mal, dachte Keika sich, aber würde er ihn überhaupt noch mal zu Gesicht bekommen?? ... Bestimmt, hatte dieser nicht irgendetwas von „morgen“ gesagt?? Vielleicht gab es ja doch ein kleines bisschen Hoffnung für ihn, nur ein kleines Bisschen...~ Mit diesem Gedanken schlief er ein.
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So das war Kapitel 1.
Ich hoffe ich bekomme wenigstens einen einzigen Kommentar...
Ich weiß, dass es nicht so gut ist. Meine Qualitäten als Autorin schätze ich nicht besonders hoch ein, dennoch wollte ich es mal ausprobieren und ihr müsst drunter leiden ^^°. Vielleicht hat ja wer Verbesserungsvorschläge für mich.
