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Travel to the USA

Ronnie's Zeit im amerikanischen Gefängnis
von

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Jessalyn

Am späteren Nachmittag hatte ich ein wenig gezeichnet. Ich hatte die Frau von nebenan skizziert, wie sie gerade ihre Schüssel an die Wand warf. Das war das einzige Motiv, das mir auf die Schnelle eingefallen war. Da kamen wieder einige Leute den Gang entlang. Ich hörte Schlüsselgeklapper und Gemurmel. Da kamen sie auch zu mir.
 

Einer der Beamten schaute mich fragwürdig an: „Na kommen Sie schon“, sagte er und machte mir mit einer Kopfbewegung klar, dass ich zur Tür kommen sollte. Also ging ich hin, während er mich immer noch ansah: „Ach so“, sagte er plötzlich, „Sie sind ja neu. Es ist Hofgang angesagt. Zwei Stunden.“

Ich nickte verständlich und kam zur Tür. Er öffnete, legte mir aber Handschellen an. Dann führte er mich runter in den Hof und nahm mir die Handschellen wieder ab. „Bis nachher“, sagte und schien mich tatsächlich freundlich anzulächeln. Ich lächelte zurück und nickte. Da plötzlich lachte er auf, schüttelte den Kopf und murmelte etwas Unverständliches. Ich wusste nicht was das sollte, drehte mich um und stand einer Frau gegenüber.
 

„Frischfleisch“, sagte diese mir ins Gesicht. „Sehe ich aus wie ein Hackbraten?“, fragte ich, während ich ihr fragend in die Augen starrte. „Mädel, du hast noch viel zu lernen. Hier bin ich der Boss, kapiert?“, sagte sie ernst und energisch. „Ja, Sir...oder Madame, verzeiht“, meinte ich, nahm die Hand zur Stirn und musste kurz darauf losprusten. Nur schien Madame nicht sehr begeistert. Sie packte mich fest am Arm und flüsterte mir zu: „Pass bloß auf.“ Dann drehte sie um und ging. Ich sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Da kam eine andere Frau auf mich zu. Sie betrachtete mich von oben bis unten, dann schien sie zufrieden und sprach mich an: „Ich heiße Jessalyn und du?“ „Wer will das wissen?“, meinte ich skeptisch, wie ich von nun an beschloss, allen gegenüber zu sein. „Ich wusste nicht, dass Sie blind sind, Fräulein...Verzeihen Sie mir“, antwortete sie die Augenbrauen hochziehend. Sie wollte sich gerade umdrehen und gehen, als ich ihr meine Antwort gab: „Ronnie. Ich heiße Ronnie.“
 

Da drehte sie sich auch schon wieder um: „Hy, Ronnie. Du solltest dich vor >Madame< in Acht nehmen. Nicht die freundlichste Zeitgenossin. Wen sie nicht mag, der bekommt es zu spüren...körperlich. Glaub mir, ich bin schon länger hier.“ „Na, wenn du das sagst...“, meinte ich immer noch skeptisch. „Ich kann dir helfen“, fing sie an. „Danke, aber sehe ich so hilflos aus? Es geht schon. Ich bin schon mit so einigen anderen Schlägern klargekommen“, meinte ich leicht genervt von der "ich kann dich beschützen"-Nummer und wandte mich ab.
 

Einige Zeit später beschloss ich, einmal zu dem Brunnen zu gehen, den ich vom Fenster aus gesehen hatte. Er war auf der linken Seite des Hofes, wie ich mich erinnerte. Also machte ich auf den Weg. Da kam er auch schon in Sicht. Begeisterung stieg in mir hoch, als ich sah, dass eine gewisse Jessalyn es sich schon auf einer der Bänke gemütlich gemacht hatte. Ich entschloss mich schließlich trotzdem, mich zu ihr zu setzen. „Ich sitze gerne hier. Kaum jemand kommt sonst her. Scheint mir, wir haben in diesem Fall denselben Geschmack“, begrüßte sie mich. „Kann sein“, meinte ich darauf und setzte mich ihr gegenüber. „Warum bist du hier?“, wollte sie wissen. „Also hier bin ich eigentlich durch einen Glücksfall“, antwortete ich, was sie allerdings nicht wirklich verstand und mich daher recht seltsam ansah. „Also, ich für meinen Teil würde lieber hier raus. Vielleicht komm ich das auch bald. Ich sitze nur in Untersuchungshaft. Ich wurde beschuldigt, meinen Mann umgebracht zu haben“, erzählte sie. „Also ich bin nicht freiwillig hier; nur hier in diesem Gefängnis bin ich durch einen Glücksfall, meinte ich. Ich war vorher in Australien“, erklärte ich. „Ich glaub es nicht! Da hab ich meine Kindheit verbracht. Ist das nicht unglaublich? Aber warum bist du freiwillig hierher gekommen?“, stellte sie fest. „Na ja, das hab ich mich eigentlich auch schon gefragt. Ich hatte mir soviel davon versprochen, hierher zu kommen. Ich hatte mir alles besser vorgestellt. Eigentlich war meine Lage in Australien wirklich nicht mehr zu verschlimmern, glaub mir.



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