Zweiter Teil - ...und vielleicht auch in einem Rest von gestern!
Zweiter Teil
...und vielleicht auch in einem Rest von gestern!
19
Rod stieß einen mehr oder weniger genervten Seufzer aus, der Farin und Bela dazu brachte ihren Bassisten verwundert anzuschauen. Aber nur kurz bis Rod wieder ignoriert und sie sich mit sich selbst bzw. dem jeweils anderen beschäftigten.
Es war ja schon immer problematisch wenn ein Mitglied einer Band verliebt war und auf Wolke 7 schwebte, jede Band macht das früher oder später mal mit: Plötzliche Unkreativität auf Grund veränderter Prioritäten, Verschlechterung der Instrumentalkunst wegen vergessenem Üben usw.
Aber wen gleich zwei Mann, einer drei Mann Combo, verknallt waren und denn noch ineinander, dann funktionierte gar nichts mehr.
Das schlimmste war, dass ihre Versöhnungsnacht bereits Monate her war, die Beiden sich aber immer noch wie frisch Verliebte benahmen, die sich gerade erst kennengelernt hatten (und man konnte wirklich nicht sagen, dass das der Fall war!).
„Jungs!“
Die Beiden sahen Rod wieder an.
„Ihr benehmt euch wie Kleinkinder! Nein, Farin kein aber!“
Der Gitarrist, der gerade Luft geholt hatte um einen Einwand einzuschieben, schloss wieder den Mund. Ja, obwohl es nicht Rodrigos Art war schnell aufbrausend zu werden, regte er sich gerade tatsächlich auf und das schlimmste war, dass seine beiden Bandkollegen nichts besseres zu tun hatten, als ihn und sich gegenseitig anzulächeln.
Bela sah Farin an und flüsterte, laut genug damit Rod es unbedingt hörte „Rod ist irgendwie süß wen er sich so aufregt.“ Und Farin strahlte „Ja, oder!“
Der Chilene funkelte sie nur böse an, aber sie nahmen ihn trotzdem nicht ernst.
Dieses rumgeturtel und diese Unaufmerksamkeit wäre ja nicht so schlimm, wenn sie nicht gerade ein neues Album aufnehmen würden.
Uwe Hoffman, ihr Produzent, hatte sie nur mit einem ratlosen Lächeln betrachtet. Aber er wusste was Rod so mißfiel: Bela kam aus dem Takt, Farin verspielte sich und das Singen war eine mittlere Katastrophe, welche aber von allen Dreien noch am Besten funktionierte!
„Farin hast du dir vielleicht gerade mal die Aufnahmen angehört?“, fragte Rod ruhig aber etwas unheilvolles schwang in seiner Stimme mit, er setzte sich.
Farin nickte mit Unschuldsmiene.
„Und?“
„Wie, was und?“ Rod wusste nicht recht ob a) es Farin tatsächlich nicht aufgefallen war oder b) er ihn nur aufziehen wollte.
„Farin du klingst, als hättest du zum ersten Mal eine Gitarre in Händen gehalten!“
„Okay ich streng mich an – wir könnt’s ja noch mal machen!“
Toller Vorschlag! dachte Rod und hoffte wirklich, dass es klappen würde...wenigstens ein bißchen. Er fühlte sich ehrlich gesagt nicht besonders gut.
Wenigstens litten die Beiden ihn dieser Phase ihres Lebens nicht an Kreativitäts Verlust. Nein ganz im Gegenteil, es schien als würden sie sich gegenseitig die Texte um die Ohren schlagen – na wen man sonst nichts zu tun hatte. Von Farin war man das ja schon gewöhnt aber doch nicht von Bela! Der Wahrheit zuliebe muss man auch sagen, dass unter dem was die Beiden in dieser Zeit ins Studio brachte sehr viel unbrauchbares Zeug von der Art „ich liebe dich – du liebst mich – aber der da mich nich’“
Zwei mehr oder weniger Erfolg glänzende Stunden später kam den der Vorschlag für heute Schluß zu machen, überraschenderweise von einem Herr Felsenheimer und einem Herr Vetter.
Die Sonne würde bald unter gehen und es war unangenehm kühl, so dass sie sich beim hinausgehen als erstes die Jacken enger um den Körper schlungen.
Dort wo am Tage die Sonne nicht hingeschienen hatte, waren noch kleine Inseln aus weißen, manchmal grauen oder bereits verdreckt braunen Schnee der bald weggetaut sein würde. Sie verabschiedeten sich voneinander, Farin und Bela fuhren zusammen.
Als währe es immer das natürlichste auf der Welt gewesen. Bei dem Gedanken schüttelte Rod leicht den Kopf während er mit der rechten Hand in seiner Hosentasche nach seinem Autoschlüssel suchte.
Ein leichter Schatten legte sich auf Rod‘s Gesicht als es die Fahrertür aufschloß.
© Blasted