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Warum bist du so?

Warum das nächste Kapi immer noch nicht da ist...siehe Kurzbeschreibung
von

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Der Anfang einer schweren Zeit

Wie in Trance saß Toshiya im Klassenzimmer und starrte Löcher in die Luft. Bei der Hitze die jetzt schon Anfang Frühling draußen herschte, viel es ihm immer schwer sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Links neben ihm saß Shinya und folgte dem Unterricht mal wieder ohne Probleme, wie immer. An der Fensterseite saßen Kyo und Kaoru, welche sich nur teilweise auf den Unterricht konzentrierten und sich zwischendurch kleine Zettel zuschoben. Der Platz rechts von Toshiya war frei. Der Einzigste freie Platz in dieser Klasse. Und er war genau neben ihm. Er bewonhte auch als Einzigster ein Doppelzimmer alleine. Das lag daran, dass sein Mitbewohner vor ca. 1 1/2 Jahren das Internat verlassen hatte. Deswegen auch der frei Platz. Das mit dem Zimmer störte ihn zwar nicht wirklich, immerhin hatte er dopplet so viel Platz. Aber immer alleine zu sein war für eine aufgeweckte Person wie ihn eine Qual. Zum Glück hatten Kaoru, Shinya und Kyo nichts dagegen wenn er sich oft in ihrem Dreierzimmer aufhielt. Immerhin kannten sie sich seit dem ersten Tag an dem sie hier waren. Sie waren gute Freunde und vor allem ihre Band Dir en grey schweißte sie eng zusammen.
 

Das Klopfen an der Tür riss nicht nur Toshiya aus seiner Trance sondern auch ihren Lehrer aus dem überaus spannenden Vortrag über Japanische Grammatik. Alle Augen wanderten in Richtung Tür. Eigentlich kam es nie vor das der Unterricht gestört wurde.
 

“Ja,” sagte der Lehrer und die Tür wurde geöffnet. Ein Schüler der Oberstufe kam hinein und ging zum Lehrer. Leise sprach er mit ihm. Der Lehere nickte kurz. “Hara Toshimasa, bitte folgen sie mir,” sagte der Oberstufler. Toshiya riss die Augen auf. Langsam stand er auf und sah unsicher in Richtung des Älteren. “Gehen sie schon Hara! Ob sie jetzt hier sind oder nicht. Aufpassen tun sie eh nicht.” Toshiya wurde rot aber Recht hatte der Lehrer ja. Er spürte die Blicke seiner Klassenkameraden als er sich in Richtung Tür bewegte. Vor allem die Besorgten seiner drei besten Freunde. “Komm,” sagte der Ältere und verließ das Klassenzimmer. Toshiya folgte ihm ängstlich. “Wo gehen wir denn hin?” “Ich soll dich zum Direktor bringen,” war die knappe Antwort. Toshiyas Herz schlug schneller. //Wieso ich? Hat er jetzt was dagegen das ich Röcke trage? Shinya trägt doch auch welche... aber er hat bessere Noten.//

“Was soll ich denn da?” “Ich weiß es nicht.” Vor dem Zimmer angekommen verabschiedete der Ältere sich und verschwand. Zögerlich klopfte Toshiya an der Tür. “Herrein!” Er betrat das Zimmer.
 

Sein erster Blick viel auf den Direktor. Der Mann mittleren Alters saß hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm saß ein Junge. Toshiya schätze, dass er ungefähr so alt war wie er selber. Seine Haare waren rot, nur am Ansatz schwarz. Kerzengerade saß er auf dem Stuhl. Er trug einen schwarzen Longsleeve, eine leicht zerrissene Jeans und schwarze Chucks. Dann viel Toshiyas Blick auf den Stapel Gepäck neben der Tür. Das alles nahm er in wenigen Sekunden wahr.

“Schön das du da bist, Hara,” sagte der Direktor “Setz dich!” Toshiya setzet sich auf den freien Stuhl neben dem Jungen. Kurz schaute er zu ihm rüber. Dieser starrte geradeaus, wirkte total desinteressiert und sein Gesichtsausdruck war monoton. Trotzdem fand Toshiya das er ziemlich hübsch aussah.
 

“Hara ich möchte Ihnen ihren neuen Mitbewohner Andou Daisuke vorstellen. Er wird auch in Ihre Klasse gehen. Andou das ist Hara Toshimasa.” Toshiya drehte seinen Kopf nach links und wollte den Neuen gerade freundlich anlächeln als er sah das dieser sich kein Stück rührte. Schnell sah er wieder nach vorne. “Hara bitte helfen Sie ihm seine Sachen ins Zimmer zu tragen. Erklären Sie ihm die wichtigsten Regeln und zeigen Sie ihm das Gelände und die Gebäude.” //Sonst noch was?// “Hai, kein Problem!” Er verabschiedete sich, stand auf und ging zu dem Gepäck, dicht gefolgt von Daisuke. Dieser schnappte sich einen großen Koffer, schwang sich einen Rucksack auf den Rücken und nahm zu Toshiyas Freude zwei Gitarrentaschen in die Hand. “Kannst du den Rest nehmen,” fragte er, sah Toshiya aber nicht an. Seine Stimme klang so monoton wie sein Gesichtsausdruck war. “Klar!” Er nahm eine Reisetasche, einen Rucksack und den Verstärker. Zusammen schleppten sie die Sachen in das Zimmer. Erschöpft stellte Toshiya sie auf den Boden.
 

Wenn man das Zimmer betrat stand man in einem kleinen Flur und sah direkt auf die beiden Fenster auf der anderen Seite des Zimmers. Rechts war die Tür zum Badezimmer, links eine Garderobe und Schuhregale. Dann kam der Hauptteil des Raumes. Er war breiter als der Flur. Rechts und links hinter den Ecken standen jeweils ein Kleiderschrank, ein Bett und ein Schreibtisch.
 

Eigentlich gehörte nur die linke Seite Toshiya aber da er ja alleine war hatte er auch den Schrank auf der rechten Seite in Beschlag genommen und das Bett und den Schreibtisch als Zwischenlager für alle möglichen Sachen.

“Welche Seite ist meine,” fragte Daisuke skeptisch, //Chaot!//was Toshiya auch verstand. Er beanspruchte ja beide Seiten aber nur auf einer hatte er Poster aufgehängt. “Die rechte,” antwortete er freundlich. “Tut mir leid das mein ganzes Zeug noch da rumliegt. Bevor ich heute zum Direktor kam wusste ich nichts von einem neuen Mitbewohner.” Hastig räumte er die Sachen aus dem Schrank, vom Bett und vom Schreibtisch, legte sie alle auf sein Bett. Daisuke begann damit den Kleiderschrank einzuräumen und Toshiya quetschte die Sachen auf seinem Bett noch in den Schrank oder in die Schreibtischschubladen.

“Sag mal Daisuke, warum hast du soviel Gepäck? Das brauchst du doch unmöglich alles!” Toshiya hatte ihn eine Weile beobachtet. Er hatte wirklich ziemlich viel Gepäck. “Doch brauch ich!” //Schon wieder so monoton. Hat der Kerl den keine Gefühle oder sowas?//
 

Nach ungefähr zwei Stunden hatte Daisuke seine Sachen alle ausgepackt und die leeren Taschen und Koffer unter dem Bett verstaut.

Dann erklärte Toshiya ihm die Zimmerputzregeln, die festgelegten Tageszeiten (aufstehen, Frühstück, u.s.w.). Danach führte er Daisuke durch die verschiedenen Gebäudetrackte. Das Schülerwohnhaus, das Lehrerwohnhaus und das Haus der Klassen- und Unterrichtsräume. Zeigte ihm das Freibad, die Sportfelder, die Wiesen und den See wo man sich in den Pausen und in der Freizeit aufhalten konnte. Die Turnhalle, den Tischtennis- und Tischfußballraum. Einfach alles. Dieses Internat hatte ziemlich lockere Regeln, welche das Leben recht angenehm machten. Die Schüler hatten trotz des Morgens-und Nachmittagsunterricht viel Freizeit in der sie auch in die Stadt fahren durften.
 

Das Mittagessen hatte Toshiya in seinem Erklärungseifer glatt vergessen.

Als der Nachmittagsunterricht begonnen hatte waren die beiden wieder in ihrem Zimmer. Toshiya lag auf seinem Bett und entspannte sich. Daisuke hängte Poster auf. Schmunzelnd sah Toshiya ihm dabei zu. “Wir haben wohl den gleichen Musikgeschmack,” bemerkte er. “Schön für dich!” Daisuke hatte sich nicht einmal zu Toshiya umgedreht und so monoton wie immer gesprochen. //Ok, entweder er ist noch ein bisschen durcheinander weil alles neu ist oder er ist so. Ich hoffe es ist aber mein erster Gedanke//

Etwas enttäuscht war Toshiya schon. Er hatte schon gehofft, dass wenn er einen neuen Mitbewohner bekommen würde, er wenigstens freundlich ist. Schmollend setzte er sich in sein Bett und beobachtete den größeren weiter. //Warum starrt der mich ständig an?//
 

Nachdem er alle Poster aufgehängt hatte ging Daisuke zum rechten Fenster und öffnete es. Kurz wühlte er in seiner Hosentasche und zog ein Feuerzeug samt Zigarettenschachtel raus. Er zündete eine an und ließ beides wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Genüsslich zog er an der Zigarette und pustete den blauen Rauch nach draußen. “Du weißt das rauchen hier verboten ist!” “Willst du mich jetzt verpetzen oder was?” Unberührt rauchte Daisuke weiter. “Quatsch! Ich rauch doch selber.” Mit diesen Worten stand Toshiya auf, öffnete das andere Fenster und zündete sich auch eine Zigarette an. “Zum Rauchen ist das Zimmer ideal,” bemerkte Toshiya “Es ist ja recht weit oben und abgelegen. Auch die hohen Bäume vorm Fenster sind gut.” Er lächelte doch Daisuke zeigt keine Reaktion. Viel Zeit hatte Toshiya mit ihm ja noch nicht verbracht aber er war von Daisukes Art jetzt schon genervt. //Gib ihm etwas Zeit. Sei weiterhin freundlich//
 

“Wollen wir gleich deine Bücher holen gehen? Danach könnte ich dir den Stundenplan geben.” Toshiya sah zu Daisuke rüber der sich gerade suchend umsah. Er schmunzelte leicht und reichte ihm seinen schönen, blauen Aschenbecher. Der rothaarige sah ihn, drückte dann seine Zigarette darin aus. Er nickte kurz und Toshiya nahm einfach mal an das es danke heißen sollte.

“Du kannst mir auch sagen wo ich die Bücher abholen kann. Ich werde das schon alleine finden.” “Ach, das ist wirklich kein Problem. Ich brauch ja nicht in den Unterricht. Was soll ich dann hier rum hocken? Komm!” Toshiya sprang von der Fensterbank und sah Daisuke auffordernd an. Dieser glitt langsam aber irgendwie elegant von der Fensterbank. Schob seine Hände in die Hosentaschen und lief neben Toshiya her.
 

Auf dem Weg zum Schulassistenten sah Toshiya ein paar Mal zu dem größeren rüber. Doch dieser würdigte ihn keines Blickes sondern starrte mit leeren Augen in die Ferne. “Du hast aber die Bücher bestellt, oder?” Stummes nicken des anderen. Toshiya klopfte an die Tür und betrat dann zusammen mit Daisuke den Raum. Freundlich sah der junge Schulassistent die beiden an. “Was kann ich für euch tun?” “Also wir wollen...,” weiter kam Toshiya nicht. Daisuke hatte sich an ihn vorbei gedrängt und begann mit ziemlich fester und monotoner Stimme zu sprechen. “Ich bin Andou Daisuke und wollte nur meine Bücher abholen. Ich bin neu auf dieser Schule.”

Der Schulassistent ließ sich die Verwunderung über den Rednerwechsel nicht anmerken. “Kein Problem. Einen Moment bitte.” Schnell bewegten sich seine Finger über die Tastatur. Dann stand er auf und verschwand im Nebenzimmer. Kurz darauf kam er mit einem Stapel Bücher wieder und drückte sie dem rothaarigen in die Hand. “An deiner Stelle würde ich meinen Namen rein schreiben. Bevor es Ärger gibt. Einen schönen Tag noch.” Daisuke verbeugte sich leicht und drehte sich dann wortlos um. Schnell lief Toshiya hinterher um die Tür aufzuhalten doch Daisuke war schneller. Mit dem Ellenbogen öffnete er die Tür und stürmte raus. Toshiya schloss die Tür und hastete dem andern hinterher. Holte ihn schnell wieder ein.
 

“Ich kann selber reden, Hara!” Aus Daisukes Tonlage konnte man nicht raushören wie er sich fühlte. Toshiya wusste aber das er sauer war. “Tut mir leid,” murmelte er und biss sich verlegen auf die Unterlippe. “Da kannst mich aber ruhig Toshiya nennen. Das machen alle.” Daisuke antwortete nicht. Er stieß die Zimmertür auf und ließ die Bücher auf seinem Bett fallen.

Toshiya kramte seinen Stundeplan hervor und reichte ihn Daisuke. Dieser schrieb ihn wortlos ab und reichte ihn mit leichtem Kopfnicken zurück. Dann verzog er sich auf sein Bett und blätterte durch die Bücher. Toshiya schnappte sich seinen Game-Boy, setze sich auch auf sein Bett und spielte.
 

Endlich klingelte es, zum Zeichen das der Nachmittagsunterricht beendet war. Erleichtert schaltete Toshiya den Game-Boy aus und ging in Richtung Zimmertür. Kurz drehte er sich nochmal um. “Ich gehe jetzt zu meinen Freunden.” Dann verschwand er. Schnell lief er die Treppen vom vierten in den zweiten Stock runter und den halben Flur entlang. Zwei mal klopfte er an die Tür. “Herrein.” Er öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Es war etwas größer als sein Doppelzimmer da ja immerhin drei Leute hier wohnten.
 

Shinya saß auf seinem Bett. Wenn man es noch als Bett bezeichnen konnte! Es viel total in dem Zimmer auf, welches wegen Kyo und Kaoru recht düster gestaltet war. Shinyas Bett war in warmen Farbtönen gehalten. Ein orangener Tüllschleier hing von der Decke um das ganze Bett herum. Im Bett lagen noch haufenweise Kissen. Kyo sagte manchmal, wenn Shinya darin schläft, sieht er aus wie eine Prinzessin. Shinya mochte nicht wenn er das sagte. Kyo und Kaoru beugten sich über eine Zeitschrift. Die drei sahen auf und lächelten ihn an. “Komm her,” sagte Shinya und deutete neben sich. Toshiya ließ sich neben ihm fallen und wurde gleich von drei neugierigen Augenpaaren angeschaut. “Was!” fragte er unschuldig obwohl er genau wusste was sie wollten. “Los sag schon!” Genervt rollte Kyo mit den Augen und bevor noch jemand was sagen konnte begann er zu erzählen. Als er geendet hatte sahen die anderen ihn mitleidig an. “Soll ich ihm mal sagen das er dich nicht so scheiße behandeln soll,” fragte Kaoru. “Ne lass mal. Vielleicht muss er sich nur erstmal an alles gewöhnen.” Toshiya wusste selber nicht ob er wirklich daran glaubte. “Auf jedenfall bleibst du erstmal schön hier,” meinte Kyo und sprang mit diesen Worten auf Toshiya. “Kyo!!” kreischte Shinya “Hör auf! Das ist mein Bett!” Kyo sah ihn verstört an und wuschelte ihm dann durch die Haare. “Meine Frisur!” Wimmernd verschwand Shinya im Bad und schloss hinter sich ab. “Toll Kyo,” maulte Toshiya “Jetzt ist er wieder sauer. Die drei lachten und kurze Zeit später kam Shinya schon wieder perfekt gestylt aus dem Bad. Er versuchte Kyo böse anzuschauen doch wie so oft gelang ihm das nicht. Das Einzigste was passiert war, dass die Anderen wieder anfingen zu lachen. “Ach komm Shin-chan,” meinte Toshiya und zog ihn auf seinen Schoß. “Mach dir nichts draus. Eigentlich haben wir dich doch alle ganz doll lieb!" Das zustimmende Nicken brachte wieder ein Lächeln auf Shinyas Lippen. “Was wollen wir denn heute noch machen?,” fragte Shinya leise. Toshiya legte seinen Kopf auf dessen linke Schulter. “Wie wäre es mit einfach nur abhängen?” Kaoru sah die anderen ernst an. “Wie wäre es wenn wir einfach mal proben gehen?” Erst grummeln dann einstimmiges Nicken.
 

Dann machten sie sich auf den Weg in die Kellerräume. Es gab drei Bands an der Schule und sie alle hatten ihren Proberaum unten im Keller. Kaoru schloss die Tür auf und machte das Licht an. Sie stimmten eine Weile ihre Instrumente und begannen dann einige eigene Songs und welche von X Japan zu spielen.

Nach den Proben setzten sie sich zusammen auf die zwei Matratzen in einer Ecke des Raumes. Kyo schloss den Schrank auf und warf jedem eine Flasche Bier zu. Alkohol ist zwar verboten aber es ist ziemlich einfach welchen reinzuschmuggeln. Solange sie nicht völlig besoffen waren und erwischt wurden war es ja ok. Es hieß, immer unauffällig zu sein. Genauso wie mit dem Rauchen. Als sie ausgetrunken hatten, räumten sie die leeren Flaschen weg und machten sich wieder auf den Weg nach oben. Die anderen sprachen Toshiya noch gut zu während sie in die Mensa liefen.
 

Sie holten sich ihr Abendbrot und setzten sich an ihren Stammtisch. Dort unterhielten sie sich über dies und das. Nach einer Weile hörte Toshiya ihnen nicht mehr zu. Er hatte gesehen wie Daisuke die Mensa betretten hatte, sich sein Essen geholt hatte uns sich an einen Tisch ziemlich weit abseits gesetzt hatte. Er beobachtete wie er langsam die Nahrung zu sich nahm. Als er noch nicht mal die Hälfte gegessen hatte, stand er auf und brachte sein Tablett wieder weg. Kyo, Kaoru und Shinya hatten Toshiyas geistige Abwesenheit auch schon bemerkt und folgten seinem Blick schon seit einer Weile. Kaoru, der neben Toshiya saß wedelte mit der Hand vor seinen Augen rum. “Toto! Bist du noch da?” Toshiya schreckte hoch und nickte leicht. “Ist er das,” fragte Kyo grinsend. Wieder nickte Toshiya. “Coole Haarfarbe,” meinte Kaoru “Ziemlich auffällig!” “Als wäre pink weniger auffälliger,” kam es etwas spöttisch von Shinya. Kaoru ließ sich dadurch nicht beirren und strich sich elegant durch seine perfekt gestylten Haare worauf die drei andern lachten. Daisuke war mittlerweile aus der Mensa verschwunden. Toshiya verabschiedete sich von seinen Freunden und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Irgendwie hatte es ihn traurig gemacht Daisuke so alleine in der Mensa sitzen zu sehen.
 

Als er fast dir Tür erreicht hatte, hört er leise Klänge einer Akustikgitarre. //Kann ja nur Daisuke sein. Er ist ja der Einzigste auf dem Gang der Gitarre spielt.// In seinen Ohren klang die Musik unglaublich schön. Aber auch sehr traurig. Zaghaft klopfte er zweimal an die Zimmertür. Wenn er zu seinen Freunden ging tat er das auch immer. So wusste sie immer wer vor der Tür stand. Daisuke konnte dies zwar nicht wissen aber Toshiya wollte ihn ja nicht erschrecken. Sofort nach dem er geklopft hatte hörte das Gitarrenspielen auf und als Toshiya das Zimmer betrat, sah er gerade noch wie Daisuke die Gitarre in der Tasche wieder an die Wand stellte. “Du spielst gut,” sagte er lächelnd zu ihm. Daisuke schüttelte nur den Kopf und verschwand aus dem Zimmer. “In einer halben Stunde musst du wieder hier sein,” rief Toshiya ihm noch hinterher. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen. //Was ist das bloss für ein Kerl?// Dann beschloss er duschen zu gehen. Er ging in ihr Badezimmer, zog sich seine Sachen aus und stellte sich unter eiskaltes Wasser. Das tat gut. Nachdem er geduscht und sich eine Boxershorts angezogen hatte, war sein Kopf wieder klar und seine Gedanken gut sortiert. Als er wieder ins Zimmer ging sah er Daisuke rauchend auf der Fensterbank sitzen. Dann krabbelte er unter seine Bettdecke. Er schlief immer in Boxershorts. Außer im Winter, dann zog er noch ein T-Shirt an. Daisuke drückte seine Zigarette in Toshiyas Aschenbecher aus, der immer noch auf der Fensterbank stand. “Stell ihn in meine oberste Schreibtischschublade,” sagte Toshiya und Daisuke tat es. Danach ging er ins Bad und duschte.
 

Toshiya lag in seinen Gedanken versunken in seinem Bett. Als Daisuke aus dem Bad kam viel Toshiya gleich auf das er einen weißen Longsleeve trug. Bei dieser Hitze wunderte ihn das schon und als er damit auch noch unter seine Bettdecke krabbelte wunderte er sich noch mehr. “Ist das nicht viel zu warm,” platze es aus Toshiya heraus. Der Angesprochene schüttelte leicht den Kopf. Für ein paar Minuten war es still. Dann klopfte es drei mal an der Tür. Toshiya sah kurz zu Daisuke rüber und sagte dann “Ja!” Die Tür wurde geöffnet und ein Lehrer schaute rein. “Alles ok hier?” Die beiden Jungen nickten und der Lehrer verschwand wieder. “Das hätte ich fast vergessen,” sagte Toshiya daraufhin “Für die nächste Zeit wird jeden Abend ein Lehrer kurz vorbeischauen und gucken ob alles ok ist. Wenn es gut läuft kommen sie irgendwann nicht mehr. Was natürlich auch Vorteile hat.” Daisuke nickte kurz und drehte Toshiya dann den Rücken zu. Langsam schliefen beide ein.
 

Now I’m here

Once more a new beginning

My next chance

To live my life better

Will I take this chance?

Maybe...

I wanna go on, on my lonely way

I don’t need anyone

They only want to hurt me

Haven’t I felt enough pain?

I don’t want to feel it anymore

Leave me alone

Everyday

Cruel nightmares

Albträume

Toshiya schlief schlecht. Ständig hörte er irgendwelche komischen Geräusche. Wie sehr er Albträume doch hasste!
 

Am nächsten Morgen wurde Toshiya von dem Geräusch des fließenden Wassers im Bad geweckt. Er gähnt, rieb sich über die Augen und streckte sich. Dann setzte er sich auf die Bettkante. Als Daisuke aus dem Bad kam wollte Toshiya ihm gerade einen guten Morgen wünschen aber der rothaarige war schon verschwunden. Leicht verzog er seinen Mund, stand dann auf und ging selber ins Bad. Nach waschen, anziehen und stylen machte er sich auf den Weg zum Frühstück in die Mensa. Er setzte sich an ihren Stammtisch aber die Anderen waren noch nicht da. Sein Essen hatte er sich auch schon geholt. Rührte es aber nicht an. Er wollte ja mit den anderen zusammen essen. Sein Blick streifte durch die Halle und dann fand er auch was er suchte. Daisuke saß wieder abseits, ganz alleine und kaute stumm sein Müsli. Dieser Anblick machte Toshiya ziemlich traurig. Er überlegte gerade ob er sich nicht zu ihm setzten sollte als seine Freunde sich zu ihm gesellten.
 

Kyo und Kaoru grinsten breit und Shinyas Gesicht war rötlich. “Was ist?” “Shinya macht wieder die Jungs verrückt,” meinte Kaoru grinsend. “Wie?” “Guck ihn dir doch mal an! Los Shin, aufstehen,” befahl Kyo ihm. Shinya sah sie an und stand dann wiederwillig auf. Toshiya begann zu lachen. “Glaub ich auch.” Shinya trug eine enge Stoffhose und dazu ein halbdurchsichtiges Rüschenhemd. Beschämt setzte er sich wieder auf seinen Platz und versuchte sein rotes Gesicht hinter seiner blonden Haarpracht zu verstecken. Toshiya zog ihn in seine Arme. “Was denn? Du siehst halt toll aus! Lass dir doch von denen nichts sagen.” Shinya murmelte etwas unverständliches und befreite sich aus Toshiyas Umarmung. Während sie aßen unterhielten sie sich über dies und das. Sie fragten Toshiya wie es denn so war sich mal wieder mit jemanden ein Zimmer zu teilen und er erzählte es ihnen. Auch von seinem komischen Albtraum von heute Nacht. Shinya meinte das es ja daran liegen könnte, dass er jetzt nicht mehr alleine in dem Zimmer schlief.
 

Nach dem Frühstück holten sie alle ihre Schulsachen aus den Zimmern und trafen sich dann im Klassenraum wieder. Daisuke stand etwas verloren vorne im Raum. Toshiya ging zu ihm. “Komm, du sitzt neben mir.” Dann lief er zu seinem Platz und setzte sich. Er deutete mit der Hand auf den freien Platz neben sich. Geräuschlos setzte Daisuke sich hin und packte seine Sachen aus. Das dabei fast alle Blicke in der Klasse auf ihn gerichtet waren schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er ignorierte sie gekonnt. Toshiya sah wie Shinya den Neuen interessiert musterte. Schließlich wollte der Blonde ja wissen mit wem sich sein bester Freund nun ein Zimmer teilen musste. Leicht stieß Toshiya Daisuke mit dem Ellenbogen an. “Hey!” Der Angesprochene drehte seinen Kopf zur Seite. Sein Blick verriet nichts. “Daisuke, dass ist Shinya, mein bester Freund. Shinya, dass ist Daisuke, mein neuer Mitbewohner.” Shinya lächelte Daisuke an aber der drehte einfach nur seinen Kopf weg und starrte auf seinen vollgekritzelten Block. Fragend sah Shinya Toshiya an. Dieser zuckte traurig mit den Schultern und seufzte leise.
 

Die Tür wurde von innen verschlossen. Der Klassenlehrer Kobayashi wurde begrüßt und alles setzten sich hin. “So, wie ihr wahrscheinlich alle schon bemerkt habt, habt ihr einen neuen Mitschüler.” Erneut wanderten alle Blicke wieder zu Daisuke. Wieder, gekonntest ignorieren. “Er heißt Andou Daisuke. Bitte seid nett zu ihm.” Kurzes Gemurmel ging durch den Raum. Dann begann der Unterricht.
 

Während des Matheunterrichts schielte Toshiya manchmal zu Daisuke rüber. Er schien wohl keine Probleme mit dem Unterrichtstoff zu haben. Alle Aufgaben löste er im raschem Tempo. Selbst Shinya war nicht so schnell und er selber hasste Mathe ja sowieso. Er konnte einfach nicht verstehen was sie machen sollten. Obwohl Shinya ihm oft bei den Hausaufgaben half und ihm alles nochmal geduldig erklärte.
 

Endlich kam die Erlösung. Es klingelte zur Pause. Gefrustet stopft Toshiya seine Mathesachen in die Tasche und schlurfte deprimiert zu Kaoru und Kyo. Shinya kam hinterher und legte einen Arm um Toshyia. “Hey, das wird schon.” “Ach, ich bin einfach zu doof für Mathe!” “Dafür kannst du andere Sachen gut!” “Ja,” sagte Toshyia spöttisch “Was denn?” Shinya wollte gerade antworten als Kyo aufsprang und Toshiya anfunkelte. “Hör auf! Dein Rumgejaule bringt dich auch nicht weiter.” Der Angesprochene senkte den Kopf. Er wusste, dass Kyo Recht hatte. Auch wenn er das nicht auf freundliche Art gesagt hatte. Es war halt Kyos Art jemanden seine Meinung mitzuteilen. Auch wenn Toshiya sein Freund war. Er nahm es ihm aber nicht übel. Dafür kannte er ihn schon zu lange. Eine Minute später saß Toshiya schon wieder fröhlich auf Kyos Tisch. “Irgendwie scheint Daisuke alle zu ignorieren,” meinte Kaoru und schaute zu dem rothaarigen rüber. Dieser saß mir gesenktem Kopf da und schrieb irgendwas. Es klingelte. Die Pause war zu Ende und alle gingen wieder auf ihre Plätze.
 

Jetzt hatten sie Japanisch und obwohl Daisuke sich nicht meldete kam er öfters dran. Seine Antworten waren kurz aber alle richtig. Kurz vor Ende der Stunde sprach Kobayashi-san ihn an. “Daisuke, du kannst dich ruhig melden! Es war doch alles richtig was du gesagt hast.” “Hai.” Es klingelte. Schnell wurden die Sachen zusammengepackt und die Schüler liefen nach Draußen. Toshyia, Shinya, Kyo und Kaoru gingen zu ihrem Stammplatz unter einen großen, schattenspendenden Baum. Dort saßen sie, alberten rum und Kao ging mit Kyo ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Lästern. Shinya saß daneben und hörte sich alles schweigend an. Toshiyas Blick streift suchend durch die Gegend. Schnell fand er was er suchte. Rote Haare waren halt sehr auffällig. Er beobachtete Daisuke wie er da saß, an einer Gebäudemauer gelehnt, den Kopf gesenkt und die Arme um seine Knie geschlungen. Seine Tasche stand neben ihm und obwohl Toshiya ziemlich weit weg saß vermutete er das Daisuke Musik hörte denn er sah ein dünnes schwarzes Kabel was von der Tasche aus unter seine Haare führte. “Man Toshiya, dann geh doch einfach zu ihm hin.” Kaorus belustigt klingende Stimme riss ihn aus dem Gestarre. Shinya und Kyo kicherten leise. Toshiya wurde leicht rot. “Da geh ich doch nicht hin! Er würde mich eh ignorieren oder wegschicken.” “Du hast es doch noch gar nicht probiert,” meinte Kaoru immer noch grinsend. “Lass mich doch in Ruhe,” grummelte Toshiya daraufhin. “Toshi!” Shinya zog den Älteren in seine Arme. “Mach dir mal kein Kopf um den. Du bist nicht der Einzigste den er so behandelt. Ich hab vorhin gesehen wie ein Paar aus unsere Klasse mit ihm reden wollten. Er hat sie einfach ignoriert und ist an ihnen vorbei gelaufen.” Toshiya seufzte. “Irgendwie frag ich mich ob er das extra macht. Er ist gestern erst gekommen aber ich hab jetzt schon kein Bock mehr auf ihn.” “Ich glaub mir würde es ähnlich gehen. Aber versuch es doch einfach wenn du magst. Vielleicht ist er ja doch ganz ok.” Kaoru schenkte Toshiya ein aufmunterndes Lächeln. Kyo hatte den rothaarigen während dem ganz Gespräch beobachtet. Er saß da wie eine Statur. Leicht schüttelte er seine Kopf und beteiligte sich an dem neuen Gesprächsthema.
 

Es klingelte wieder und die Schüler strömten zurück in die Klassenräume.

Sie hatten Geschichte und die Aufgabe war einen Text abzuschreiben. Die Lehrerin Ikaruga-san musste mit ein paar anderen Lehrern was besprechen. Deswegen bekam Kaoru die Aufgabe aufzupassen das die Klasse ruhig ihre Aufgaben erledigte. Irgendwie hatte Kaoru es bis jetzt nämlich geschafft jedes Jahr Klassensprecher zu werden. Kyo behauptete immer das er das nur geschafft hatte weil die Jungs ihn alle für extrem cool halten und alle Mädchen auf ihn stehen. Außerdem sagt er das er Kaoru niemals auch nur eine Stimme gegeben hat. Was eine Lüge war denn Kaoru hatte schon mehrmals alle Stimmen bekommen. Daraufhin hatte Kyo geschwiegen.
 

Kaum hatte die Lehrerin den Raum verlassen redete Toshiya wieder auf Shinya ein als hätten sie sich Monate nicht gesehen. “Toshiya halt deine Klappe,” keifte Kaoru. Die Klasse lachte und Toshyia schmollte. “Kao du bist gemein. Das machst du extra,” maulte er. “Natürlich, was denkst du denn?” Kaoru lächelte ihn herausfordernd an. Toshiya streckte ihm die Zunge raus und beschloss ihn für den Rest des Tages zu ignorieren.
 

Das klappte solange bis sie nach fünf Unterrichtsstunden zum Mittag gingen. Shinya hatte Toshiya genervt abgewimmelt da er das ganze Gerede nicht mehr ertragen hatte. Zu Kyo hatte Toshiya sich nicht getraut so war er einfach zu Kaoru gegangen. Seinen Vorsatz völlig vergessen, redete er einfach drauf los. Kaoru grinste ihn an:”Ach, du redest wieder mit mir!?” Natürlich hatte er bemerkt das Toshiya ihn ignoriert hatte. //Mist// “Wenn es dich stört, kann ich es auch sein lassen!” “Nein nicht,” flehte der pinkhaarige, “Ich bin doch von dir abhängig, ich würde das nicht verkraften!” Kaoru blinzelte ihn traurig an und Toshiya fühlte sich mal wieder total verarscht. Er beschleunigte seine Schritte, holte sich sein Essen und verzog sich zu ihrem Platz. Einige Minuten später gesellten sich auch dir Anderen drei zu ihm. Kaoru beugt sich zu Toshiya rüber und griff nach dessen Händen. “Toshi, es tut mir leid ja, dass war nicht böse gemeint!” Bettelnd sah Kaoru ihn an doch Toshiya drehte einfach seinen Kopf weg. Kaoru seufzte:”Toshiya bitte! Nimm nicht alles immer so ernst!” Der Angesprochene versuchte krampfhaft sein Lachen zu unterdrücken. Er konnte Kaoru einfach nicht lange böse sein. Es ging nicht. Aber er mochte es zu gerne wenn Kaoru verzweifelt versuchte ihn wieder zu besänftigen. “Och Toshiya bitte! Das kannst du mir doch jetzt nicht antun.” “Kaoru du machst dich gerade voll zum Deppen,” war Kyos trockenes Kommentar. Shinya hatte vor lauter Lachen schon Tränen in den Augenwinkeln. “Mach ich gar nicht,” grummelte Kaoru seinen besten Freund an und warf wieder einen bettelnden Blick zu Toshiya. Dieser fing an zu grinsen und schmiss sich über den Tisch um Kaoru zu umarmen und ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Nach diesem Überfall war Kaoru sichtlich erleichtert und widmete sich genüßlich seinem Essen. Genauso wie die Anderen es jetzt auch taten.
 

Nachdem sie sich durch den Nachmittagsunterricht gequält hatten verabschiedeten sie sich von einander um ihre Hausaufgaben zu machen. Außerdem hoffte Toshiya das er ein vernünftiges Gespräch mit Daisuke führen konnte. Hoffnungsvoll öffnete er die Tür. Daisuke saß an seinem Schreibtisch und schrieb. “Hey! Und, wie war denn dein erster Schultag hier so,” fragte Toshyia fröhlich. “Wie jeder andere Tag auf einer neuen Schule auch war.” Ob das jetzt positiv oder negativ gemeint war wusste Toshiya nicht. “Wo kommst du her?” “Geht dich nichts an.” Niedergeschlagen ließ Toshiya sich auf seinem Bett fallen. Aber so schnell wollte er nicht Aufgeben. //Irgendwas muss ich doch über ihn herausfinden// “Was sind denn deine Hobbys?” “Geht dich auch nichts an.” “Gibt es überhaupt was, was man über dich erfahren darf?” “Du weißt meinen Namen, dass sollte reichen.” “Ich würde aber gerne wissen mit wem ich mir ein Zimmer teile.” Langsam verzweifelte Toshiya. Er wollte ihm doch nichts böses. Er war freundlich und der rothaarige wirkte total desinteressiert und unfreundlich. “Was willst du eigentlich?” “Nur meine Ruhe. Das kann ja nicht so schwer sein.” Toshiya schnaubt wütend:” Du bist echt...” “Ein Arschloch! Habe einen miesen Charakter! Das weiß ich alles schon. Willst du noch was hinzufügen. Gerne doch! Ich hörs mir an! Wenn nicht, lass mich in Ruhe und hör auf zu nerven.” Das saß. So emotionslos hatte Toshiya noch nicht mal Kyo reden hören. Vor allem war es, seiner Meinung nach, völlig grundlos gewesen so zu reagieren. Oder hatte er es schon öfters gehört und hatte es einfach satt?
 

Niedergeschlagen setzt er sich an seine Hausaufgaben. Richtig konzerntrieren konnte er sich nicht. Immer wieder ging ihm diese Auseinandersetzung durch den Kopf. Irgendwann warf er seinen Stift genervt auf den Schreibtisch, stand auf und zündete sich eine Zigarette an. Er entspannte sich etwas aber nach der zweiten Zigarette fühlte er sich für Hausaufgaben immer noch zu aufgewühlt. Deshalb schnappte sich seinen Bass und fing an leise zu spielen. “Stört es dich?” Gleichgültiges Schulterzucken. Nach einer Weile stellte er sein Instrument zur Seite und fing an sich durch seine Mathehausaufgaben zu Quälen.
 

Die nächsten zwei Tage verliefen ähnlich. Immer noch die Albträume. Mit Shinya, Kyo und Kaoru kam er wie immer gut aus. Sie machten viel zusammen und hatten ihren Spaß. Das Verhältnis zu Daisuke veränderte sich auch nicht. Er gab auf Toshiyas Fragen keine brauchbaren Antworten, ignorierte alle Mitschüler, redete nur im Unterricht. Dort war er ziemlich gut. Es schien ihm alles sehr leicht zu fallen. Was der rothaarige am späten Nachmittag immer machte wusste Toshiya nicht. Denn diese Zeit verbrachte er lieber mit seinen Freunden.
 

Am Abend des dritten Tages nach Daisukes Ankunft ging Toshiya etwas früher auf sein Zimmer da er noch duschen wollte. Das Rauschen was aus dem Bad kam verriet ihm aber das er damit wohl noch etwas warten musste. Langsam ließ er sich auf sein Bett sinken und starrte die Wand gegenüber an. Sofort bemerkte er das sich etwas verändert hatte. An der Wand entlang hingen Bilder, die heute Morgen noch nicht dagewesen waren. Er stand auf und ging langsam zu Daisukes Bett rüber. Vorsichtig kniete er sich darauf um die Bilder vom nahem betrachten zu können. Sie beeindruckten ihn ziemlich und er fragte sich ob Daisuke sie selber gemalt hatte. Auf den meisten Bildern waren Drachen zu sehen. Er schien sie zu mögen. Sein Blick wanderte langsam weiter nach rechts und blieben an einem Bild hängen was ihn total faszinierte. Hide war drauf zu sehen. Er trug ein ziemlich aufwändiges Kostüm und Toshiya vermutete das der Zeichner es sich selber ausgedacht hatte, da er dieses Kostüm nicht kannte. Und wenn man mit Kaoru befreundet war wusste man alles über Hide. Wenn er dieses Bild sehen würde, würde er wohl davor dahinschmelzen. Toshiya fragte sich was sein Freund wohl alles für diese Bild geben würde. Kaoru vergötterte Hide und diese Bild würde ihm bestimmt sehr gefallen.
 

Das Geräusch einer zufallenden Tür ließ Toshiya erschrocken zusammen zucken. Schnell sprang er von dem fremden Bett aber es war bereits zu spät. Daisuke hatte ihn gesehen. “Was machst du da?” “Tut mir Leid, wirklich.” Er versuchte vergeblich nicht rot zu werden. “Ich wollte mir nur die Bilder angucken. Die sind toll! Hast du sie selber gemalt?” Der rothaarige nickte kurz und began dann seine Wäsche zu falten um sie morgend runter zum Waschen zu bringen. Toshiya musste lächeln. “Ich hätte nicht gedacht das du so gut zeichnen kannst. Der Hide, der ist wirklich...wow!” Daisukes Blick wanderte kurz über Toshiya. Dann krabbelte er unter seine Bettdecke. Wieder trug er einen weißen Longsleeve. Er nahm einen Manga aus seinem Regel und begann zu lesen. Toshiya vermutete das er viele hatte, da er oft lass und es immer andere waren. Nachdem Toshiya dann geduscht hatte ging er auch schlafen. Morgen war Samstag. Also ausschlafen und kein Unterricht.
 

Mitten in der Nacht wurde Toshiya wach. Wovon wusste er nicht. Er drehte sich um und wollte wieder einschlafen als er ein leises Wimmern und Schluchzen vernahm, gefolgt vom leisen Rascheln einer Bettdecke. Langsam setzt er sich auf und sah zu Daisukes Bett. Die Geräusche kammen eindeutig von ihm. Toshiya stand auf und tapste leise zu dem anderen Bett. Vorsichtig beugte er sich über ihn. Daisuke lag auf dem Rücken, so konnte Toshiya gut sein Gesicht sehen. Er erschrak sich als er sah wie Daisuke im Schlaf weinte. Dünne, rote Linien zogen sich an seiner Wange entlang. Toshiya schluckte. Er war total schockiert von dem Anblick der sich ihm bot. Daisuke war wohl doch nicht so gefühlskalt wie er immer rüber kam. Jetzt wusste er auch woher diese Geräusche kamen die er Nachts immer gehört hatte. Das waren keine Albträume, das war Daisuke! Aber warum? Warum weinte er im Schlaf? Toshiya überlegte ob er ihn wecken sollte. Aber er hatte Angst, Angst vor Daisukes Reaktion! Er würde bestimmt nicht wollen das er ihn so sieht. So schwach gegenüber seinem sonstigen Erscheinungsbild. War es schwach zu weinen? Als Junge? Nein. Wie oft hatte er selber geweint. Oder Shinya. Selbst Kaoru und Kyo hatte er schon weinen sehen. Das kam zwar selten vor aber doch geschah es. Trotzdem traute Toshiya sich nicht. Daisuke war irgendwie anders. So komisch. Langsam streckte er seine Hand aus, wollte die Tränen aus dem blassen Gesicht wischen. Konnte er das tun? Was wäre wenn Daisuke wach wird? Schnell zog er seien Hand weg und stolperte zurück in sein Bett, zog die Decke eng um sich. Was er da gesehen hatte beschäftigte ihn sehr. Lange grübelte er, bis er dann endlich wieder einschlief.
 

Obwohl ihm einige Stunden Schlaf fehlten wachte Toshiya früh auf. Acht Uhr. In einer Stunde würde es kein Frühstück mehr geben. Noch müde rieb er sich über die Augen, wuschelte sich durch die Haare und stand auf. Leise ging er zu Daisukes Bett. Betrachtete die schlafende Person vor sich. Etwas zog sich schmerzlich in ihm zusammen. Und genauso wie gestern Nacht verspürte er ein klein bisschen das Bedürftnis ihn zu umarmen. Obwohl er ihn nicht wirklich kannte. Eigentlich hatte er auch nichts gegen ihn. Daisukes ignorante Art machte ihn einfach nur total wütend. Außerdem gab er auf persönliche Fragen keine oder unbrauchbare Antworten. Wieso hatte er geweint. Irgendwie wollte er ihm helfen. Aber wie, wenn er es nicht zulässt? Er warf einen letzten traurigen Blick zu dem rothaarigen ehe er ins Bad ging um sich für den Tag fertig zu machen. Als er aus dem Bad kam sah er Daisuke mit ausdruckslosem Blick auf der Bettkante sitzen. Kurz blieb dessen Blick an Toshiya hängen der ihn sorgenvoll ansah. Dann stand er auf und ging auch ins Bad. Während Toshiya sich anzog dachte er darüber nach ob er Daisuke auf letzte Nacht ansprechen sollte. Schweren Herzen entscheid er sich dagegen.
 

Toshiya saß auf seinem Bett und grübelte wieder. Frühstück hatte er schon längst wieder vergessen. Erst das Zufallen der Zimmertür riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Daisuke hatte den Raum verlassen. Langsam stand er auf und ging in die Mensa. Dort angekommen holte er sich sein Frühstück und sah sich nach seinen Freunden um, fand aber keinen der drei. Dann aber zog jemand anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Daisuke. Er begab sich auf den Weg zu dem abgelegenen Tisch wo sein Mitbewohner wieder alleine saß. Er guckte wie immer. Völlig ausdruckslos. Mittlerweile war Toshiya an dem Tisch angekommen. “Darf ich mich zu dir setzten?” Daisuke hob den Kopf und sah Toshiya an. Dann zuckte er mit den Schultern und senkte den Kopf wieder. Toshiya legte seinen Kopf schief. Er war unentschlossen. Aber dann setzte er sich doch einfach hin und begann zu essen. Eine Weile sah er dem rothaarigen zu. Er aß ziemlich langsam und immer nur kleine Stücke. Toshiya wollte doch nur ein Gespräch. Es musste ja nicht mal lang sein aber er wollte ein kleines bisschen über ihn in Erfahrung bringen. Irgendwie musste man ihn doch zum reden kriegen.
 

“Wie lange spielst du eigentlich schon Gitarre?” Daisuke sah auf. “Ungefähr fünf Jahre.” “Das ist ja schon ne ganze Weile. Kein Wunder das du so gut spielst!” Der Andere schüttelte leicht den Kopf. “Doch ehrlich, du spielst richtig gut! Ich würde gerne mal mehr hören. Spielst du mir mal was vor?” Toshiya verstand nicht warum Daisuke meinte das er nicht gut spielen konnte. In den letzten Tagen stand er ein paar Mal vor der Zimmertür und hatte zugehört. Wenn er dann ins Zimmer gegangen war, hatte er sofort aufgehört zu spielen. “Nein, ich will das nicht.” Toshiya fand das Daisuke traurig klang. Gerne hätte er Daisuke gefragt ob er mal Lust hätte zu den Bandproben zu kommen. Aber es wäre wohl sinnlos wenn Daisuke an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelt.
 

Er sah Daisuke wieder an. “Erzähl doch mal was über dich! Bitte.” “Was denn! Es gibt nichts interessantes über mich zu erzählen.” Toshiyas Herz machte vor Freude einen Hüpfer. Diesmal hatte er ihn nicht gleicht abgeblockt. Er grinste ihn an. “Wo kommst du her,” sprudelte es aus ihm heraus. “Also geboren bin ich in Mie aber bevor ich hierher gekommen bin war ich in Morioka.” “Und jetzt, haben deine Eltern dich hierher aufs Internat geschickt?” Daisuke schwieg einen Moment ehe er antwortete. “Ja, irgendwie schon.” Toshiya zog fragend die Augenbraun hoch. “Meine alte Schule hat gesagt das ich hierher soll.” “Mmh...achso. Wie war den deine alte Schule so?” “Wie die andere auch waren.” Er sprach ziemlich leise so das Toshiya Mühe hatte um ihn zu verstehen. “So wie die anderen auch? Was meinst du damit?” Daisuke war nervös, ziemlich nervös. Aber er versuchte wie immer es zu unterdrücken. So viel wollte er gar nicht sagen. Er wischte seine feuchten Hände an der Hose ab. “Ich...bitte, ich möchte nicht drüber reden...” Seine Stimme war leise und klang gebrochen. Ganz anders als sonst, auch wenn der Gesichtsausdruck der Selbe war. “Hey,” Toshiya sprach ihn mit einfühlsamer Stimme an. “Ist ok, ich bin ja schon froh das du überhaupt mit mir gesprochen hast.” Eine Antwort bekam er nicht mehr. Wie sehr diese Gespräch Daisuke gequält hatte wusste Toshiya nicht. Er wollte doch nur vergessen, alles einfach vergessen. Aber die Erinnerungen kamen immer wieder, so sehr er sich auch dagegen wehrte, er schaffte es einfach nicht. “Ich geh dann jetzt,” sagte er leise, stand auf brachte sein Tablett weg und verließ die Mensa. Toshiya sah ihm hinterher.Ein Gespräch, ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit Daisuke. Gerne würde Toshiya wissen warum es ihm so schwer viel, über sich und vergangene Dinge zu sprechen.

Nachdem er seine Sachen weggebracht hatte machte er sich auf den Weg zum Zimmer seiner Freunde. Er klopfte. Keine Antwort. Nochmaliges Klopfen. Wieder nichts. Enttäuscht drehte er um, um in sein Zimmer zu gehen. Dann viel ihm der Proberaum ein. Schnell lief er dort hin. Bereits als er den Kellergang betrat hörte er schon das sie unten waren. Also hatte Kaoru, ihr Sklaventreiber wie Kyo ihn immer nannte, es wohl geschafft sie zum Proben zu kriegen. Grinsend betrat er den Raum.
 

Shinya bemerkte ihn als Erster und hörte auf zu spielen. Dann bemerkten auch Kaoru und Kyo seine Anwesenheit. “Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr,” meinte Kaoru mit vorwurfsvoller Stimme. Während Toshiya seinen Bass anschloss und kurz stimmte erzählte er ihnen was passiert war. Außer das, was er in der Nacht gesehen hatte. Das wollte er erstmal für sich behalten. Lieber wollte er erst mit Daisuke darüber sprechen um zu erfahren warum er das tat. Kurz kam ihm der Gedanke das der rothaarige es vielleicht selber nicht mal weiß.
 

Nachdem sie ein bischen gespielt hatten setzten sie sich zusammen auf die Matratzen. Toshiya vergriff sich mal wieder an Shinyas Haaren. Begann ihm viele kleine Zöpfe zu flechten. “Ich hatte schon gedacht der Kerl kann außer im Unterricht gar nicht sprechen,” sagte Kaoru. “Kann er aber,” erwiderte Toshiya. “Ich habe eher das Gefühl er traut sich nicht. Er ist irgendwie total komisch.” “Wie meinst du das,” fragte Shinya neugierig und hatte schon längst aufgegeben Toshiya daran zu hindern ihm diese Zöpfe zu flechten. “Naja, er spielt zum Beispiel ziemlich gut Gitarre aber er zweifelt total an seinen Fähigkeiten. Das Gleiche ist mit malen, das kann er auch richtig gut.” “Er spielt Gitarre!” Kaorus Augen begannen zu leuchten. Schon lange wünschte er sich einen zweiten Gitarristen für die Band. Aber bis jetzt hatten sie noch keinen gefunden der auch nur annähernd ihren Erwartungen entsprach. Entweder kammen die Bewerber mit den Bandmitgliedern nicht klar oder sie wollten andere Musik spielen. “Toshi, du hast doch gesagt er mag X Japan und spielt auch Lieder von denen?” “Ja.” “Bitte frag ihn doch mal ob er nicht Lust hätte mit zu den Proben zu kommen!” So begeistert hatte Toshiya Kaoru schon lange nicht mehr gesehen. Ungern wollte er ihm diese Begeisterung nehmen. Aber was sollte er denn machen? “Naja, ich hab schon drüber nachgedacht aber ich denke es hat wenig Sinn wenn er von seinen Fähigkeiten nicht selber überzeugt ist.” “Kannst du ihn nicht trotzdem mal fragen?” Kaoru klang so traurig das Toshiya nicht anders konnte als zustimmend zu nicken. Sofort war Kaorus fröhlicher Gesichtsausdruck wieder da.
 

Painfull dreams

How much I hate them!

I want flee

Don’t you see

How much it hurts?

When you ask me all these things

You don’t see or?

How long I have to act like this?

That you stop talking to me

You never would understand me

Because nobody did it before

They all thought the same about me

Would you understand my reactions

If I explain you everything

Maybe...

Nachts, wenn du schläfst

In den nächsten Tagen sprach Toshiya kaum mit Daisuke da er gar keine Möglichkeit dazu hatte. Es kam ihm so vor als würde der rothaarige ihm aus dem Weg gehen. Jeden Tag fragte Kaoru, ob er Daisuke schon wegen den Bandproben gefragt hatte und jeden Tag musste er seinen Freund wieder enttäuschen.
 

Am Freitag Nachmittag nahm Toshiya all seinen Mut zusammen um Daisuke zu fragen. Dieser saß auf seinem Bett und spielte Game-Boy. “Du Daisuke,” nervös verhakte Toshiya seine Finger ineinander “Kann ich dich mal was fragen?” Der Game-Boy wurde ausgeschaltet und zur Seite gelegt. “Klar.” Diese Antwort gab Toshiya Mut. Er trat etwas näher an das andere Bett heran. “Also...hättest du vielleicht mal Lust,...also Kaoru, Shinya, Kyo und ich spielen zusammen in einer Band und naja hättest du vielleicht mal Lust mit zu den Proben zu kommen? Weißt du, du spielst so gut und Kaoru wünscht sich schon so lange einen zweiten Gitarristen und vielleicht...” “Nein.” “Was?” Toshiya war gerade etwas verwirrt. “Warum nicht? Du könntest es doch wenigstens mal versuchen!” “Toshimasa, ich will nicht!” “Warum? Bitte sag mir doch einen Grund den ich nachvollziehen kann!” Er sprach leise, war enttäuscht. “Ich kann es dir nicht erklären, es geht nicht. Bitte hör auf zu fragen.” Es war so wie damals in der Mensa. Irgendwas schien Daisuke zu bedrücken. Aber was es war, darüber wollte er wohl nicht reden. Trotzdem schien es ihn sehr zu beschäftigen. “Ok, aber falls du doch mal Lust haben solltest, sprech mich einfach nochmal drauf an ja? Ich würde mich freuen und die Anderen auch.” Er lächelte ihn sanft an. Daisukes Blick haftete einen Moment auf dem braunhaarigen, ehe er ihn wieder abwand.
 

Schmollend verkroch Toshyia sich auf die Fensterbank und rauchte. Er zog an seiner Zigarette. Daisukes Art machte ihn verdammt wütend und er selber hatte richtig Angst irgendwann mal auszurasten. Vor sich hingrummelnd drückte er seine Zigarette aus und verließ das Zimmer. Laut knallte die Tür hinter ihm zu. Daisuke zuckte nicht mal mit den Wimpern.
 

Toshyia stapfte durch den Gang, ging die Treppen runter und klopfte an die Tür vom Zimmer seiner Freunde. Nach der Antwort ging er rein und schmiss sich geradewegs auf Kaorus Bett da Shinyas schon belegt war. Drei verwunderte Augenpaare richteten sich auf ihn. Vorsichtig stand Kyo auf und tippte ihm auf die Schulter. “Lass mich in Ruhe,” grummelte der braunhaarige. “Nix da, wenn du schlechte Laune hast kannst du gleich wieder verschwinden!” “Kyo!” Empört schob Shinya den kleinen von Toshiya weg. Danach setzte er sich auf die Bettkante und strich seinem Freund sanft über den Rücken. “Was ist denn los?” Toshiya drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die Decke an. “Kao, er will nicht.” Verwirrt blinzelte der Angesprochene bis er verstand was Toshiya meinte. “Warum?” “Ach, was weiß ich...” Kaoru seufzte enttäuscht. “Toshi, nimm dir das alles nicht zu sehr zu Herzen. Vielleicht muss er sich noch etwas eingewöhnen. Es könnte ja auch sein das du ihn einfach etwas überforderst. Du weißt selber wie anstrengend du manchmal bist.” “Ich hab mir aber wirklich Mühe gegeben normal zu sein! Nicht wie sonst manchmal.” “Du weißt aber auch nicht was vorher war, bevor er hierher gekommen ist. Vielleicht hat er seine Gründe, dass kannst du ja nicht wissen. Weißt du, bis jetzt hat er nicht ein Einziges mal telefoniert, mit niemandem geredet. Er ignoriert so gut wie alles und jeden. Ich glaube, er ist sehr einsam.” Und wie recht Shinya damit hatte, wusste keiner von ihnen. Nicht mal Shinya selber.
 

Bis zum Abend hockten sie dann noch zusammen in dem Zimmer. Dann musste Toshiya aber wieder in seins gehen. Daisuke war nicht da. Toshiya kroch unter seine Bettdecke und starrte die Bilder die Daisuke gemalt hatte an. Kurz vor Nachtruhe öffnete sich die Zimmertür leise und wurde wieder geschlossen. Das Licht im Badezimmer ging an. Nach einer Weile kam Daisuke wieder raus, legte sich in sein Bett. Bald schliefen beide.
 

Nachts wurde Toshyia wieder wach. Womit er auch gerechnet hatte. Die ganze Woche war es so gewesen, jede Nacht hatte er an Daisukes Bett gesessen und einfach nur geguckt. Nie hatte er sich getraut ihn anzufassen oder irgendwas anderes zu tun. Leise stand er auf und ging zu dem anderen Bett rüber. Vorsichtig ließ er sich auf die Bettkante nieder und betrachte das gerötete Gesicht vor sich. Zitternd streckte er seine Hand aus. Berührte sanft die Wange des rothaarigen und wischte die dünnen, nassen Linien weg. Die Haut war kühl, doch angenehm weich. Zärtlich strich er über Daisukes Wange und sah wie dessen Hände, die sich vorher noch krampfhaft in die Bettdecke gekrallt hatten, langsam davon lösten und sich entspannten. Ein kleines Lächeln huschte über Toshiyas Lippen und er strich ihm ein Paar verschwitze Haarsträhnen aus dem Gesicht. “Was träumst du da bloß für Sachen?” Innerlich fühlte Toshiya sich zerrissen, so verdammt hilflos. Es tat ihm weh Daisuke so zu sehen. Machte sich Sorgen um ihn. Aber wusste nicht wie er ihm helfen sollte. Ob er sich überhaupt helfen lassen würde? Es war so schwierig. Nichtmal seinen besten Freunden traute er sich davon zu erzählen. Warum wusste er nicht. Sein Herz drückte gegen seine Brust. Er wollte das es aufhört, konnte aber nichts gegen den Schmerz tun. Noch nie hatte er sich über eine Person, die er so wenig kannte, so viele Sorgen gemacht. Gerne würde er ihn kennen lernen aber wie er das anstellen sollte war ihm immer noch ein Rätsel. Es musste doch irgendwas geben womit man ihm zum Reden bringen konnte ! Betrübt atmete er aus, strich ein letztes Mal durch die roten Haare und legte sich dann wieder in sein Bett. Irgendwas musste er tun! Schlafen konnte er nicht. Er hasste sich dafür so feige zu sein und ihn nicht einfach wecken zu können und fragen was mit ihm los ist. Am frühen Morgen schlief er dann erschöpft ein.
 

“Toshiya! Seid wann bist du denn so still?” Besorgt sah Shinya ihn an. “Mhh? Ach nichts, ist alles ok.” Lustlos kaute Toshiya weiter auf seinem Brötchen. Sie saßen zusammen beim Frühstück. Kaoru, Shinya und Kyo hatten Toshiya schon eine ganze Weile beobachtet. Körperlich anwesend war er ja aber der Rest war irgendwo anders. “Huhu!” Wild wedelte Kyo mit seiner Hand vor Toshiyas Augen. “Was,” fauchte der braunhaarige. “Sei nicht gleich so zickig!” “Ich bin nicht zickig,” zischte Toshiya, stand auf und verließ wütend die Mensa. Drei Augenpaare sahen ihm geschockt hinterher. Seit wann rastete er so schnell aus? “Was war das den jetzt bitte,” unterbrach Kyo das Schweigen. Die beiden anderen zuckten nur mit den Schultern. “Wir gehen zu ihm,” bestimmte Shinya, stand auf und brachte seine Sachen weg. Die anderen beiden folgten ihm. Kurze Zeit später standen sie verunsichert vor Toshiyas Zimmertür.
 

Shinya klopfte, bekam aber keine Antwort. Daraufhin öffnete er einfach die Tür. Weinend lag Toshyia auf seinem Bett. “Toshi!” Erschrocken stürzte Shinya auf seinen besten Freund zu, zog dessen Oberkörper hoch und umarmte ihn. Die anderen Beiden setzten sich stumm auf Toshiyas Bett. “Bitte, hör auf zu weinen.” Toshiya sah Shinya mit geröteten Augen an und wischte sich die Tränen weg. Sanft lächelte der blonde ihn an. “Was ist los?” Toshiya schluckte. “Tut mir leid Kyo, ich wollte mich nicht mit dir streiten. Es ist nur ...ach es ist alles so blöd im Moment. So ungewohnt.” “Wegen Daisuke,” fragte Kaoru. Toshiya nickte. “Ja ...er ist so komisch. Ich weiß halt nicht was ich machen soll und das nervt mich. Und er nervt mich auch. Mit seiner Art halt... ihr wisst schon.” “Soll ich mal mit ihm reden?” “Ach Kao, was willst du denn mit ihm reden? Es gibt ja nichts zum reden weil er nicht redet. Jedenfalls nicht wirklich.” Ratlos senkte Kaoru seinen Blick.
 

Ein leises Klicken ließ sie alle aufschrecken. Ihre Blicke wanderten in die Richtung aus der das Geräusch kam. Die Tür. Daisuke stand dort, mit einem Stapel Büchern aus der Schulbücherei in den Armen. Kurz ruhte sein Blick auf den Vieren dann drehte er sich um und verließ das Zimmer. “Häh? Warum geht der denn? Ist doch auch sein Zimmer!” Verwundert sah Kyo auf die geschlossene Tür. “Weil er komisch ist,” war Toshiyas trockenes Kommentar. Shinya sprach leise auf Toshiya ein.
 

Währendessen starrte Kyo gelangweilt durch die Gegend. Kaoru sah sich in dem Zimmer um und blieb mit seinem Blick an den Bildern von Daisuke hängen. Eines davon sprang ihm sofort ins Auge. Er stand auf und kniete sich wie Toshiya vor einigen Tagen auf die Bettkante und betrachte das Bild von Hide. Nachdem Toshiya Shinya zig mal bestätigt hatte, dass alles wieder in Ordnung war, wurde er aus dessen Umarmung wieder frei gelassen. Automatisch sahen sie in Kaorus Richtung. “Was hat der denn,” fragte Shinya irritiert. “Alles um sich vergessen,” gab Kyo augenverdrehend zurück. Toshiya grinste wissend. Es war ja nur eine Frage der Zeit gewesen bis Kaoru dieses Bild entdecken würde. “Er bewundert gerade Daisukes Bild von Hide.” Shinyas Kommentar dazu war ein leises: “Oh.” Kopfschüttelnd stand Kyo auf und zog Kaoru von dem Objekt seiner Begierde weg. Dieser wehrte sich zwar aber gegen den sichtlich genervten Kyo hatte auch er keine Chance. Sehnsüchtige Blicke des pinkhaarigen wurden in Richtung Bild gesendet.
 

Kaoru fing sich schnell wieder, sah auf und lächelte die Anderen drei an. “Wie wär‘s wenn wir mal wieder ein paar DVD’s gucken?” Freudiges Leuchten in den Augen der drei und zustimmendes Nicken. Das DVD gucken war mal wieder einer der verbotenen Dinge die sie taten. Kaoru schmuggelte jedes Jahr seinen Laptop mit in die Schule und manchmal machten sie es sich dann im Dreierzimmer auf Shinya Bett gemütlich, tranken, aßen und schauten nebenbei DVD’s. “Lasst uns so um acht Anfangen,” meinte Kyo. “Habt ihr denn Alkohol?” Toshiya sah Kyo und Kaoru erwartungsvoll an. Shinya hatte ja eh keinen. Er trank nie welchen, außer sie schafften es mal ihn zu überreden. Bei den letzten Malen hatten sie aber gar nichts sagen brauchen. Zu ihrer Verwunderung hatte er freiwillig etwas getrunken. Kaoru nickte. “Kyo und ich holen nachher was aus dem Proberaum.” Der Schrank im Proberaum war ihr kleines Alkohollager. “Kao wollen wir dann noch schnell in die Mediathek?” “Ja stimmt, wäre gut. Na dann komm mein Kleiner,” sagte Kaoru übermütig und bekam dafür gleich Kyos Ellenbogen in die Rippen. Trotzdem grinste er noch und verließ das Zimmer gefolgt von Kyo.
 

“Das wird toll,” freute Toshiya sich “Komm lass uns in euer Zimmer und warten bis die Beiden wieder da sind!” Shinya nickte und stand auf. Gemeinsam verließen sie das Zimmer. Toshiya machte große Augen als er Daisuke neben der Zimmertür lesend auf dem Boden sitzen sah. “Geh schon mal vor ich komm gleich nach,” sagte er leise zu dem blonden. Dieser nickte und ging zu seinem Zimmer. Vor dem rothaarigen ging Toshiya in die Hocke. “Warum sitzt du hier?” Daisuke hob den Kopf. “Du hattest doch Besuch.” “Na und! Das ist genauso dein Zimmer!” “Ist doch jetzt egal.” “Nein! Ist nicht egal. Du kannst dich genauso wie ich in diesem Zimmer aufhalten. Egal ob meine Freund da sind oder nicht.” Daisuke sagte nichts mehr. Toshiya seufzte, blieb aber weiter vor ihm hocken. Die Bilder von den letzten Nächten schossen ihm durch den Kopf genauso wie das was Shinya gesagt hatte. “Ich glaube er ist sehr einsam.” Hatte Daisuke hier Freunde? Es kam Toshiya nicht so vor. “Was ließt du da?” Daisuke hob das Buch hoch so das Toshiya den Titel lesen konnte. “Interessierst du dich für Psychologie?” Der rothaarige nickte, stand auf, nahm die restlichen Bücher die neben ihm lagen und ging ins Zimmer. Toshiya fuhr sich mit der Hand durch die Haare, stand auf und ging zu Shinya.
 

Zusammen warteten sie bis Kyo und Kaoru wieder kamen. Grinsend huschten die Beiden ins Zimmer und sprangen auf Shinyas Bett. Dieser bekam schon wieder leichte Panik das eines seiner Heiligtümer zerstört werden könnte. Kaoru stellte seinen Laptop auf Shinyas Schreibtisch, legte eine DVD ein, krabbelte ans Bettende und lehnte sich zurück. “Kyo-Chan komm zu mir,” sagte er und breitete seine Arme einladend aus. Kyo krabbelte auf Kaoru zu und bohrte seinen Finger in dessen Bauch. “Nenn mich nicht so,” grummelte er, drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an Kaoru. Dieser schlang seine Arme um Kyo und lächelte. Toshiya setze sich neben Kaoru. Rechts neben dem braunhaarigen war die Wand. “Toshi, darf ich zu dir?” Unschlüssig stand Shinya vor seinem Bett. Kyo griff ungeduldig nach Shinyas Arm und zog ihn aufs Bett. Toshiya zog seinen Freund zu sich und so saßen sie mal wieder alle zusammen gekuschelt da, guckten DVD’s, tranken und aßen.
 

Nach Mitternacht wurde Toshiya sanft geweckt. Wann war er eingeschlafen? Verschlafen blinzelte er Kyo an. “Willst du hier schlafen?” Langsam wurde Toshiya wach. “Mhh, ne... ich geh in mein Zimmer.” “Du kannst aber ruhig hier bleiben!” “Nein,” sagte Toshiya und krabbelte aus dem Bett. Den schlafenden Shinya vorsichtig von sich runter schiebend. “Gute Nacht.” Kyo grummelte etwas unverständliches vor sich hin und Toshiya verließ das Zimmer.
 

Leise schlich er über die Flure und schaffte es ohne erwischt zu werden in sein Zimmer zu kommen. Langsam ging er auf Daisukes Bett zu und fand ihn so vor wie er es erwartet hatte. Stumm vor sich hinweinend. Das Gefühl gleich auch anfangen müssen zu weinen kam in ihm hoch. Er setzte sich auf die Bettkante und strich über Daisukes völlig verkrampften Arm. Leise seufzend beschloss er ihn jetzt einfach zu wecken. Was auch immer es war, was Daisuke da träumte musste schlimm sein. Und er schien es jede Nacht zu träumen.
 

Sanft rüttelte er an der Schulter von Daisuke doch dieser drehte ihm einfach den Rücken zu. Toshiya beugt sich über ihn, schüttelte ihn wieder. Der rothaarige drehte sich wieder auf den Rücken und riss die Augen auf. Sein Atem ging schnell und er sah panisch aus. Mit dem Handrücken wischte er über seine Augen, spürte die Nässe. Ängstlich sah er Toshiya an, richtete seinen Oberkörper auf doch wurde wieder zurück auf die Matratze gedrückt. “Lass mich,” sagte er leise mit einem Gesichtsausdruck der völlig emotionslos war. “Nein!” Toshiya war über die Festigkeit seiner Stimme selber überrascht. “Was ist los mit dir? Warum weinst du jede Nacht?” Leicht bebten die Lippen des rothaarigen. “Geh dich doch beschweren wenn es dich stört.” Toshiya schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Er streckte seine Hand aus um ihm über die Wange zu streichen doch zog sie schnell wieder zurück. Daisuke war ja jetzt wach. Außerdem wollte er ihn nicht noch mehr reizen. “Es stört mich ja nicht,” sagte er leise. “Ich mache mir Sorgen um dich. Weißt du, ich sitze schon tagelang jede Nacht an deinem Bett und habe gesehen wie du geweint hast. Man, was ist los mit dir?” “Nichts. Mir gehts gut.” “Klar! Dir gehts gut. Du redest mit niemandem, ignorierst alle, gehst einem aus dem Weg, sprichst nicht wirklich über dich. Sag mal, hast du hier überhaupt Freunde?” Es war ihm bewusst das er Daisuke besonders mit der letzten Frage sehr verletzten konnte. Daisuke hatte hier niemanden. Das wusste er. Er hatte es gesehen und andere auch.
 

Der rothaarige sah Toshyia an und drehte ihm dann den Rücken zu. Toshiya biss sich auf die Unterlippe. Er wollte Daisuke ja nicht verletzten. Dann legte er seine Hand auf die Schulter von ihm, wollte das er ihn wieder ansah. “Lass mich los!” Er zog seine Hand wieder zurück. “Jetzt rede doch mal mit mir! Ich mach mir wirklich Sorgen um dich.” Toshiyas Stimme klang vorwurfsvoll. Daisuke drehte sich wieder auf den Rücken und sah den braunhaarigen an. “Es gibt nichts worüber ich reden möchte und Sorgen brauchst du dir auch keine zu machen. Wie gesagt, mir gehts gut.” Tränen bahnten sich den Weg aus Toshiyas Augen. “Warum machst du das? Denkst du ich will dich verarschen oder so? Ich will doch nur mit dir reden. Verdammt noch mal hast du schon mal in den Spiegel geguckt? Du bist total blass und dünn! Ich will doch nur versuchen dir zu helfen!” “Lass mich in Ruhe! Ich brauche keine Hilfe!” Mit diesen Worten sprang er aus dem Bett und schloss sich im Badezimmer ein.
 

“Verdammt!” Toshiya wischte sich dir Tränen aus den Augen. Was hatte das alle nur zu bedeuten? Er zog sich seine Sachen aus und legte sich in sein Bett. Das Daisuke nach langer Zeit zitternd wieder aus dem Bad kam merkte er nicht.
 

Als Toshiya am nächsten Morgen aufwachte, schoss ihm sofort das Gespräch von letzter Nacht wieder in den Kopf. Verschlafen richtet er sich auf und rieb sich über die Augen. Etwas verwirrt schaute er zu Daisukes Bett rüber. Er saß da, mit dem Rücken an der Wand, die Arme um die Knie geschlungen und schaute irgendwo über Toshiyas Bett an die Wand. Toshiya drehte seinen Kopf so, dass er auch dahin sah wo Daisuke hinsah. Aber er konnte nichts sehen was man so anstarren konnte. Dann wanderte sein Blick wieder zu Daisuke. “Guten Morgen!” Keine Antwort. “Sehr freundlich,” fauchte Toshyia und stapfte ins Bad. //Jetzt geht dieses Ignorieren wieder los.// Zuerst ging er duschen. Dann machte er sich die Haare, schminkte sich und ging wieder zurück ins Zimmer. Unverändert saß der rothaarige auf seinem Bett. Toshyia ging zu seinem Schrank, öffnete ihn und begann in seinen Klamotten zu wühlen. Nach 15 Minuten hatte er sich dann für einen Rock und ein dazu passendes Hemd entschieden. Diese Sachen zog er dann an und verließ immer noch wütend das Zimmer.
 

Kurz bevor er die Mensa betrat bekam er einen leichten Klaps auf den Hintern. Wütend drehte er sich um. Er hasste so etwas. Nur weil er gerne mal Röcke trug und auch sonst auf etwas weiblicheren Kleidungsstyl stand hieß es nicht das man ihn gleich befummeln durfte. Ein verschmitzt grinsender Kaoru stand hinter ihm. “Du,” keifte Toshyia und trat ganz nah an seinen Freund heran. “Nur weil du schon länger keine Freundin mehr hattest und ich heute zufälligerweise einen Rock trage ist das nicht gleich eine Einladung mich zu befummeln.” “Aber wieso denn nicht,” fragte Kaoru mit einem unschuldigen Blick. Manchmal würde Toshiya ihn am Liebsten erwürgen. Als dieser dann noch seine Arme um Toshiya Hüften schlang und ihn noch näher an sich heran zog war Toshyia kurz davor es zu tun. Da er aber wusste wie sinnlos es war und Kaoru eh viel stärker als er selber war, gab er auf und legte seinen Kopf auf die Schulter des pinkhaarigen. “Du bist so nervig,” murmelte er. “Ich weiß,” antwortete Kaoru grinsend. Als Toshiya dann wieder los gelassen wurde, war seine ganze Wut auf Daisuke verschwunden. Toshiya war der Meinung das Kaoru diese Nähe einfach brauchte. Auch wenn er nicht so aussah und für die Meisten nicht so rüber kam, wollte er doch oft kuscheln. Selbst wenn er eine Freundin hatte mussten alle drei dafür herhalten.
 

Kyo und Shinya hatten das ganze stumm beobachtet. Gemeinsam gingen sie dann in die Mensa. Auf seine Freunde wirkte Toshiya zwar fröhlich aber das es in ihm momentan ganz anders aussah wussten sie nicht. Er machte sich so viele Sorgen um Daisuke. Das er ziemlich dünn und blass war, war ihm anfangs gar nicht aufgefallen. Erst in letzter Zeit, als er begonnen hatte sich immer mehr Gedanken um ihn zu machen. Was machte es ihm so schwer über die Dinge zu sprechen die ihn so sehr zu beschäftigen schienen?
 

Der Tag verging recht schnell und ehe Toshiya sich versah war auch schon Abend. Nach der angenehmen, warmen Dusche legte er sich ins Bett. Von dort aus starrte er auf den Rücken des rothaarigen der auch schon im Bett lag. Toshiya fiel in einen leichten Schlaf. Als Daisuke sich Nachts umdrehte wurde Toshiya sofort wach. Da keiner die Vorhänge zugezogen hatte viel ein bisschen Licht in ihr Zimmer. Toshiya musste lächeln. In dem schwachen Licht sah der rothaarige wirklich hübsch aus. Im Allgemeinen fand Toshiya ihn auch hübsch. Wenn er nur nicht so dünn und blass wäre und auch mal lächeln würde. Er würde ihn gerne mal lachen sehen.
 

Erst jetzt bemerkte er, dass Daisuke wieder weinte. Toshiya stand auf, ging leise zu dem Bett rüber und kniete sich davor. Es war ihm jetzt egal ob Daisuke das nicht wollte aber er ertrug es einfach nicht ihn immer so traurig zu sehen. Auch wenn er immer emotionslos guckte, wusste Toshiya das Traurigkeit dahinter steckte. Sonst hätte er keinen Grund nicht zu zeigen, wie er sich fühlte. Zärtlich strich er die Tränen weg und legte dann seine Arme um Daisukes Kopf. So, als wollte er ihn vor irgendwas beschützen. Langsam liefen Tränen seine Wangen entlang. “Daisuke,” schluchzte er “Warum redest du nicht...?” Mit einer Hand strich er über die roten Haare. Er wusste selber nicht warum Daisuke ihn so sehr beschäftigte, warum ihn das alles so mitnahm. Er konnte es sich einfach nicht erklären. Sonst hatte er sich immer nur Sorgen gemacht wenn seine Freunde Probleme oder Kummer hatten. Aber mit Daisuke war er ja nicht einmal befreundet. Er würde gerne eine Freundschaft mit ihm aufbauen aber der rothaarige schien daran kein Interesse zu haben. Das hatte er ja oft genug gezeigt.
 

Er fühlte diese Schmerzen in sich. Jedes mal wenn er Nachts bei ihm saß. Jedes mal wenn er ihn sah. Jedes mal wenn er an ihn dachte. Noch nie hatte er soviel Angst um einen Menschen gehabt. Wovor genau er Angst hatte wusste er nicht mal. Noch nie hatte er sich so viele Sorgen um einen Menschen gemacht. Gegen all diese Gedanken und Gefühle konnte er sich nicht wehren. Es machte ihn verrückt, belastete ihn sehr und deswegen war er auch wegen Kleinigkeiten so schnell ausgerastete und wütend gewesen. Er würde so gerne mit seinen Freunden über das reden was ihn so sehr beschäftigte aber er traute sich nicht.
 

Das Daisuke anfing sich zu bewegen bemerkte er nicht. Erst als er etwas zur Seite geschoben wurde merkte er das Daisuke mittlerweile wach war. Die beiden sahen sich an. “Du solltest mich doch in Ruhe lassen,” sagte Daisuek gebrochen und machte sich nicht die Mühe die Tränen weg zu wischen. Was nutze es schon. Toshiya hatte es ja eh schon gesehen. “Ich kann nicht,” kam leise über die Lippen des braunhaarigen. “Ich kann dich nicht jede Nacht weinen sehen und so tun als wäre nichts. Ich weiß ganz genau, das da was ist, was dich beschäftigt. Es tut dir weh jede Nacht davon zu träumen oder? Aber wenn du mit jemandem darüber sprichst würde es dir gut tun. Glaub mir, es bringt nichts alles in sich hineinzufressen. Das macht dich nur kaputt!” Toshiya war überrascht von seinen Worten. Sie sind über seine Lippen gekommen ohne das er vorher großartig darüber nachgedacht hatte.
 

Daisukes Blick war vollkommen auf Toshiya fixiert und das verwirrte ihn. “Bitte, guck mich nicht so an, du siehst so ...traurig aus.” War traurig das richtige Wort? Wohl kaum. Da war noch viel mehr. Es viel ihm nur schwer es in Worte zu fassen. Hass, Schmerz, Sehnsucht. Hätte er das noch erwähnen sollen? Stimmte es überhaupt oder lag er völlig falsch? Es war so schwer in den schönen, braunen Augen was erkennen zu können. Daisuke blinzelte. “Wie soll ich denn gucken,” war die leise Frage. Es klang schon fast schüchtern. Dieser Blick, wie er von unten zu Toshiya rauf schaute, wirkte eingeschüchtert. “Lächel doch mal.” Toshiya sprach sehr leise wurde aber trotzdem verstanden weil sie sich immer noch sehr nahe waren. Daisuke zog die Bettdecke bis über seine Nase. Immer noch schaute er Toshiya an. Dann antwortete er: ”Geht nicht.” “Warum?” Toshiya hob seine Hand und strich über die roten Haare. Verwundert darüber das ihm das gewährt wurde. Eine Weile schauten die braunen Augen ihn noch an ehe auch diese unter der Bettdecke verschwanden. “Schlaf gut,” flüsterte Toshiya und strich über eine Stelle auf der Bettdecke wo er Daisukes Schulter vermutete. Dann ging er langsam mit einem Lächeln auf den Lippen in sein Bett und kuschelte sich in seine Bettdecke. Wenn das mal kein Fortschritt war.
 

How long it’ll go on?

With every question I become weaker

With every night I become weaker

You don’t know what happens in my dreams

Everytime the same things

What would you think if I tell you?

I have to become stronger!

Much stronger!

How far away is my last day?

The day when I get up and think it’s enough?

I often think it

But never did something

To stop this feeling forever

Narben

Das Gefühl glücklich zu sein durchströmte Toshiya als er aufwachte. Lächelnd sah er zu dem rothaarigen dessen Haare auch das Einzige waren was man sehen konnte. Der Rest war immer noch unter der Bettdecke. Toshiya hatte extrem gute Laune wie er gerade fest stellte. Er wunderte sich. Das er Stimmungsschwankungen hatte wusste er aber so? Das war schon recht selten.
 

Übermütig sprang er aus seinem Bett nur um Daisuke die Bettdecke weg zu ziehen. Dieser drehte ihm murrend den Rücken zu und schaffte es die Decke wieder über sich zu ziehen. Schmollend schob Toshiya die Unterlippe nach vorne. Sein kindlicher Trotz kam mal wieder zum Vorschein. Er wollte das Daisuke jetzt aufstand. Er kniete sich auf Matratze und zog die Decke erneut weg. Diesmal hinderte er Daisuke aber daran sich die Decke wieder zu holen indem er seine Handgelenke einfach fest hielt. Grummelnd drehte Daisuke sich zu Toshiya. “Warum weckst du mich?” Vor Müdigkeit waren seine Augen ganz klein. Grinsend wuschelte Toshiya ihm durch die Haare. “Du stehst jetzt auf und dann gehen wir zusammen frühstücken.” “Aber deine Freunde, willst du nicht mit den zusammen frühstücken?” “Die werden das schon überleben!” Und ehe Daisuke wusste wie ihm geschah war er auch schon von Toshiya ins Bad geschoben worden. Dort stand er dann, völlig überrumpelt von dem gut gelaunten braunhaarigen. Dann machte er sich fertig. Es wäre wohl sinnlos sich im Moment gegen Toshiya zu wehren. Er merkte, dass er ihm gegenüber immer schwächer wurde.
 

Als er aus dem Bad kam durchwühlte Toshiya mal wieder total planlos seinen Schrank auf der Suche nach passender Kleidung. Plötzlich drehte er sich schwungvoll um und kam auf Daisuke zu. “Du,” er zupfte an dem weißen Longsleeve den Daisuke trug. “Warum trägst du immer so was? Ist dir das peinlich ohne?” Toshiyas Hand wurde beiseite geschoben. “Ich will es einfach.” Dann drehte er sich um, ging zu seinem Schrank und zog eine Jeans und einen weiteren Longsleeve raus. Skeptisch musterte Toshiya ihn als er die Hose und den schwarzen über den weißen Longsleeve anzog. Als Daisuke das bemerkte sah er zu Toshiya. “Du spinnst doch. Das ist doch viel zu warm!” “Mich stört es nicht,” meinte er nur. “Ich dachte du wolltest mit mir frühstücken, dann solltest du dich langsam mal anziehen.” “Ich kann mich nicht entscheiden.”
 

Schnell stürmte Toshiya ins Bad und kam ein paar Minuten später wieder raus. Gerade sah er wie Daisuke seine Zigarette ausdrückte. Seufzend stellte Toshiya sich vor seinen Schrank. Er nahm zwei Hosen in die Hand und sah verzweifelt zu dem rothaarigen. “Die oder die?” Abwechselnd hielt er beide hoch. Daisuke zeigte auf die blaue. Schnell zog Toshiya sie an. “Jetzt brauch ich noch was für oben” sagte er mehr zu sich als zu Daisuke. Dieser ging zu ihm und stellte sich neben ihn um in den Schrank zu schauen. “Darf ich,” fragte er leise. Begeistert nickte Toshiya. Zögerlich ging der rothaarige näher an den Schrank und schaute langsam durch die T-Shirts und Hemden. Nach einer Weile drückte er ihm ein buntes Hemd in die Hand. Fröhlich zog Toshiya es über. “So, wir können los!”
 

Er schloss seinen Schrank. Überschwänglich griff er nach Daisukes rechter Hand und zog ihn mit. Gerade wollte er aus der Tür stürmen als ein Ruck durch seinen Körper ging. Er taumelte zurück und sah Daisuke verwirrt an. Dieser starrte auf seinen Hand die immer noch von Toshiyas umschlossen wurde. Er biss sich auf die Unterlippe. Erst jetzt wurde ihm klar was er da tat. Schnell ließ er die angenehm warme Hand los. Bei Daisuke konnte er nicht so locker sein wie bei Shinya, Kaoru und Kyo. Keiner von ihnen hätte ihn deswegen so angeguckt. “Sorry,” murmelte er und senkte seinen Blick. “Ist doch egal.” Es klang weniger beherrscht als sonst. Trotzdem lächelte Toshiya. “Komm!”
 

Zusammen gingen sie dann in die Mensa. Daisuke beim Essen zuzusehen war echt deprimierend. Minutenlang kaute er auf einem winzigen Stück Brötchen. Dann dauerte es wieder ewig bis er den nächsten Bissen nahm. Toshiya seufzte: ”Isst du immer so langsam?” “Ja,” antwortete er als wenn es selbstverständlich wäre. “Kein Wunder das du so dünn bist. Das Frühstück wird ja schon vorbei sein wenn du die Hälfte aufhast.” “Eigentlich esse ich ja auch nicht mehr.” “Was?” Toshiya war geschockt. Noch nicht mal Shinya aß so wenig. Obwohl er kleiner und schmaler als Daisuke gebaut war. “Das ist doch viel zu wenig! Wenn du mehr isst kann das nur gut für dich sein! Außerdem wärst du dann bestimmt auch nicht so dünn und blass. Man Dai!”
 

Dai, so nannte Toshiya ihn nur ganz heimlich. In seinen Gedanken oder in seinem Tagebuch. “Dai?” Fragend zog der Angesprochenen seine Augenbrauen hoch. “Tut mir leid. Daisuke war mir irgendwann einfach zu lang. Da hab ich deinen Namen halt abgekürzt.” “Mhh... Ach so.” “Kann ich dich den so nennen?” Unsicher sah er ihn an. Das “Dai” war ihm eigentlich nur so rausgerutscht. “Du würdest es doch eh machen.” “Nein!” Toshiya war empört. “Wenn du das nicht willst mach ich das auch nicht!” “Ist mir egal. Mach es oder lass es.” Toshiya lächelte. Er hatte sein volles Selbstbewusstsein schnell wieder gewonnen. “Ok Dai. Klingt irgendwie süß!” Plötzlich fing Dai an zu husten. Er hatte sich an seinem Wasser verschluckt. “Geht‘ s?” Sein Hustenanfall verebbte. “Ja,” brachte er mit kratziger Stimme hervor.
 

Auf die Idee, dass Dai sich wegen seiner Aussage so verschluckt hatte kam Toshiya nicht. So machte er fröhlich weiter. Heute hatte er einfach zu gute Laune. “Wenn du jetzt noch ein bisschen lächeln würdest und nicht immer so desinteressiert gucken würdest, wärst du der süßeste Dai den ich kenne!” Toshiya merkte nicht das Daisuke mittlerweile völlig verwirrt da saß. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Warum sagte Toshiya solche Dinge? Merkte er nicht, wie sehr er ihn damit verletzte? Er verstand es ja noch nicht einmal. Stumm kaute er weiter auf seinem Brötchen.
 

“Oh Dai,” jammerte Toshiya “Was ist bloß los mit dir? Jetzt sag doch mal was, du bist immer so komisch.” Als der rothaarige dann Anstalten machte aufzustehen reagierte Toshiya schnell und umschloss fest Dais Handgelenk. “Lauf doch nicht immer weg! Das macht es auch nicht besser.” Er versuchte einfühlsam zu klingen. “Es ist aber einfacher,” sagte Dai leise. “Vielleicht, aber es ist nicht gut alles in sich rein zu fressen. Sprich mit jemanden darüber, wenn nicht mit mir, dann geh zu Kobayashi oder zu irgend jemand anderes. Aber mach nicht so was!” “Mhh,” machte Dai nur und zog seine Hand aus Toshiyas, blieb aber sitzen. Toshiya lächelte und wieder schwiegen sie sich an.
 

“Toshiya?” Der Angesprochene sah freudig auf. “Kann man hier irgendwo hingehen? Irgendwo wo man CD's, Mangas und Kleidung kaufen kann?” “Klar kann man das! Du musst dich nur bei einem der Hausmeister abmelden. Einer sitzt ja immer in dem Büro.” “Gut. Und wie komm ich dann hier weg? Gibt es einen Bus oder sowas?” “Also, du musst einfach den Hauptweg runter laufen bis vor dem Tor. Dann gehst du links und siehst die Bushaltestelle schon. Nach 20 Minuten fährt steigst du an der Haltestelle “Einkaufsstraße” aus. Dann bist du da. Wenn du willst kann ich ja mitkommen, dir ein paar Läden zeigen und so.” “Nein, ich möchte alleine gehen.” Und schon war er aufgestanden und verschwunden.
 

Von Toshiyas überschwänglicher guten Laune war nichts mehr übrig geblieben. Er stütze seinen Kopf auf die Hände. Dai war so kompliziert. Seine Reaktionen so merkwürdig. Mittlerweile war Toshiya verdammt neugierig geworden. Er wollte unbedingt wissen wieso Dai so war. Aber nicht nur wegen dem alleinigen Wissen, er wollte ihm helfen. Bei was auch immer, er würde helfen. Er wollte dass Dai fröhlich und glücklich ist, dass er mal lacht. Warum hatte er diese Eigenschaften nicht? Oder was hinderte ihn daran diese Eigenschaften auszuleben?
 

Dai war nach Toshiyas Meinung kein schlechter Mensch. Er konnte toll malen und zeichnen, spielte wunderbar Gitarre und war intelligent. Er hatte keine Probleme mit dem Unterrichtsstoff gehabt, obwohl er mitten im Schuljahr hierher gekommen war. Seine mündliche Beteiligung und die Klassenarbeiten hatten das gezeigt. Er war sogar besser als Shinya der eigentlich dauerklassenbester war. Wortlos, ohne ein Lächeln hatte er seine Arbeiten entgegen genommen. Mittlerweile hatten Toshiyas Klassenkameraden aufgegeben zu versuchen mit ihm zu sprechen. Er antwortete nie sondern ging einfach nur weg oder weiter. Er schien jedes Mal zu flüchten.
 

Nachdem Toshiya seine Sachen weggebracht hatte ging er in sein Zimmer. Dai zog sich gerade eine Sweatshirtjacke über und hängte sich eine Tasche über die Schulter. Wortlos ging er an Toshiya vorbei. Traurig sah er ihm nach. Den Rest des Tages verbrachte er mit seinen Freunden. Er sprach mit ihnen auch ein wenig über Dai. Aufgeben oder weiter machen war ihre Meinung dazu. Aber schon vorher war für Toshiya klar das er sich für letzteres entschied.
 

Abends saß er dann über seinen restlichen Hausaufgaben gebeugt als er hörte wie sich die Zimmertür leise öffnete. “Hey!” Lächelnd begrüßte Toshiya Dai. Dieser nickte nur, stellte seine Tasche ab, zog die Jacke aus, ging zu seinem Schrank, kramte kurz darin rum und verschwand dann im Bad. Als er nach 20 Minuten immer noch nicht raus gekommen war, machte Toshiya sich schon ziemliche Sorgen. Die ganze Zeit hatte er das Geräusch der Dusche vermisst. Vorsichtig klopfte er an die Tür des Badezimmers. “Dai? Alles ok?” Erleichterung breitete sich in Toshiya aus als er Dais Stimmer hörte. “Ja, ich beeil mich, du kannst gleich rein.” “Ok.” Hastig räumte Dai alle Sachen weg die verraten könnten was er solange im Bad gemacht hatte. Niemand sollte es wissen. Niemand durfte es wissen. Wie oft hatten sie ihn deswegen schon geärgert, ihn beleidigt und sich über ihn lustig gemacht! Und alles hatte es nur noch schlimmer gemacht. Noch einmal drehte er sich um, um zu gucken ob er nicht doch noch irgendwelche Spuren hinterlassen hatte. Nichts. Dann verließ er das Bad. Sich an dem rothaarigen vorbeischiebend betrat Toshiya den Raum.
 

Hastig packte Dai seine Tasche aus. Er wusste gar nicht mehr genau was er alles gekauft hatte. Als er diesen kleinen, bis oben hin mit Mangas voll gestopften Laden entdeckt hatte, konnte er sich kaum noch bremsen. Fast den ganzen Tag hatte er in diesem Laden verbracht. Am liebsten wäre er noch länger da geblieben. Seine neu erworbenen Schätze legte er unter sein Kopfkissen. Dann setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett und holte die kleine Schachtel mit Frühlingsrollen, die er sich auf dem Rückweg gekauft hatte, aus seiner Tasche. Sie waren sogar noch warm. Dann zog er einen der Mangas wieder unter dem Kissen hervor, begann zu lesen und aß nebenbei.
 

Toshiya musste grinsen als er sah wie Dai vertieft in seinem Manga lesend und Frühlingsrollen kauend auf seinem Bett saß. “Wo hast du die denn her?” Dai sah auf. “Was jetzt? Die Frühlingsrollen oder die Mangas?” “Wo du den Manga her hast kann ich mir schon denken.” “Hab ich vorhin bei einem Schnellimbiss geholt.” Er griff nach der Schachtel und hielt sie Toshiya hin. “Nimm dir was!” Unsicher sah Toshiya zwischen Dai und der Schachtel hin und her. “Nein danke. Ich bin froh das du überhaupt was isst. Das will ich dir jetzt nicht noch wegfuttern.” “Das ist ok. Jetzt nimm schon!” Zögerlich tat Toshiya es dann. “Danke.” Dai antwortete nicht. Er war schon wieder total in seinen Manga vertieft.
 

Toshiya lag noch eine Weile in seinem Bett und beobachtete den rothaarigen. “Gute Nacht,” murmelte er dann gähnend ehe er sich der Wand zu drehte und einschlief. Und Dai saß da, an der Wand gelehnt und lass und lass und lass.
 

Ablenkung. Sein Leben bestand fast nur aus Ablenkung. Ablenkung von Dingen die er verdrängen oder vergessen will. Lesen, lernen, malen, zeichnen und Gitarre spielen. Alles war Ablenkung die er schon jahrelang machte. Schon damals als er ein kleiner Junge war hatte er stundenlang Bilder gemalt. Sie waren zufrieden gewesen. Er war still, hatte sie nicht genervt solange sie dafür gesorgt hatten das er immer Stifte, Papier und einen Anspitzer hatte. Aber was er malte, dafür hatten sie sich nicht interessiert. Sie wollten nur das Geld haben, was sie dafür bekamen das sie sich um ihn kümmerten. Jedes mal war es so gewesen. Alle wollten nur das Geld. Für ihn, den kleinen, eingeschüchterten Jungen, hatten sie kein Interesse. Damals hatte er die Fehler noch bei sich gesucht. Heute wusste er das er keine Fehler machte sondern der Fehler war. Oder besser gesagt das Problem. Und er hatte sich damit abgefunden. Was anderes wäre ihm eh nicht übrig geblieben. Und jetzt, jetzt schien sich einmal ein Mensch für ihn zu interessieren und er wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte oder was er sagen sollte. Vielleicht hatte er es schon vergessen oder nur verdrängt. Dann müsste er es einfach wieder finden. Aber alleine würde er das nicht schaffen, dass war ihm klar.
 

Als Toshiya am nächsten Morgen durch das Klingeln seines Weckers wach wurde, staunte er nicht schlecht als er Dai immer noch lesend auf seinem Bett sitzen sah. Er setzte die Füße auf den Boden und musterte den rothaarigen. “Sag mal, hast du eigentlich geschlafen?” Kopfschütteln. “Was! Langsam glaub ich du machst das alles extra!” Toshiya schluckte. Das hatte er eigentlich nicht sagen wollen. Dieser Gedanke war spontan durch seinen Kopf geschossen und ehe er es verhindern hatte können, hatte er ihn ausgesprochen. Dai sah auf. Ausdruckslos aber irgendwie kalt wirkte sein Blick. “Alles was ich tue hat Gründe.” Toshiya senkte den Kopf. Das Dais Aussage beutend ist ahnte er nicht. Kopfschüttelnd ging er ins Bad.
 

15 Minuten später hatte er Dai dazu überredet mit ihm zusammen zu frühstücken. Sie holten ihr Essen und als sie an Toshiyas Freunden vorbei gingen warf dieser ihnen einen entschuldigenden Blick zu. Dai bemerkte ihn, blieb stehen und drehte sich zu Toshiya um. “Du musst nicht mit mir essen. Du bist doch eh jedes mal enttäuscht.” Toshiya legte den kopf schief und sah ihn fragend an. Doch Dai hatte sich längst wieder umgedreht, war weiter gelaufen und setzte sich auf einen freien Platz. Toshiya folgte ihm und setzte sich auf den freien Platz vor Dai. “Klar bin ich enttäuscht,” sagte er “Ich wünschte, du würdest dich nicht immer so verschließen. Es tut dir nicht gut und das weißt du auch. Und ob du mir glaubst oder nicht, eigentlich müsstest du es ja bemerkt haben,” fügte er noch hinzu “Ich mag dich. Auch wenn du das wohl nicht verstehen willst. Ich weiß nicht was es für Menschen waren die das nicht bemerkt haben oder bemerken wollten aber ich merke, dass bei dir so einiges nicht stimmt und ich will nicht, dass dich das noch weiter kaputt macht. Weißt du,” er strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah Dai ernst an “Ich wäre gerne dein Freund, jemand mit dem du reden kannst und jemand dem du vertrauen kannst. Auch wenn das jetzt ein bisschen komisch klingt, das sind Dinge und Wünsche die mir in letzter Zeit ständig durch den Kopf schwirren. Ich denke viel über dich nach aber ich versteh dich immer noch nicht. Wie gesagt, ich wäre gerne für dich da aber du lässt es ja nicht zu. Ich weiß nicht was ich noch machen soll!” Toshiya war wirklich verzweifelt.
 

“Es tut mir leid.” die sprach leise sah Toshiya aber direkt ins Gesicht. “Es tut mir leid, das ich dir Sorgen bereite, dich mit meiner Art nerve, dir deinen Schlaf raube. Das ich bin wie ich bin! Ich habe dir von Anfang an gesagt du sollst mich in Ruhe lassen. Du hättest es tun sollen.” Die sprach so emotionslos das Toshiya bei diesen Worten ein paar kleine Tränen über die Wange gelaufen waren. Stumm wischte er sie weg und starrte weiter in die dunkelbraunen Augen des rothaarigen. “Deine Fassade bröckelt,” murmelte er “So emotionslos dein Gesichtsausdruck auch ist, deine Augen verraten dich Daisuke. Und weißt du was ich in deinen Augen sehe,” schluchzte er und wischte sich wieder die Tränen weg. Die sah ihn weiter an. “Ich sehe Traurigkeit, Angst, Schmerz, Wut. Warum sehe ich nur negative Sachen? Warum sieht man in deinen Augen keine Hoffnung, Glück, Freude? Warum? Warum verdammt noch mal nicht?” Toshiyas Stimme war unbeabsichtigt lauter geworden. Wortlos stand der rothaarige auf, verließ die Mensa ohne sein Frühstück auch nur in irgendeiner Weise zu sich genommen zu haben.
 

Heulend schlug Toshiya die Hände vor sein Gesicht und stütze seine Ellenbogen auf die Tischkante. Ein Arm legte sich um seine Schulter und streichelte ihn sanft. “Toshi beruhig dich.” Shinya drehte ihn zu sich, zog die Hände aus Toshiyas Gesicht und strich ihm die Tränen weg. “Ist gut ja.” “Nichts ist gut,” murmelte Toshiya leise. “Jetzt beruhig dich erstmal!” Shinya zog den Stuhl auf dem Die gerade noch gesessen hatte zu sich und setzte sich hin. “Toshiya sieh mich an und rede mit mir!” Shinya nahm die Hände seines Freundes in seine und sah ihn auffordernd an. Und dann erzählte Toshiya ihm alles, alles was er bis jetzt über Die wusste und mit ihm erlebt hatte. Es tat gut, jemandem seine Sorgen um Die mitzuteilen. Shinya war schon immer ein geduldiger Zuhörer gewesen. Er unterbrach nicht einmal. Als Toshiya geendet hatte sah er Shinya an, in der Hoffnung er könnte ihm vielleicht helfen. Der blondhaarige schien nachzudenken.
 

“Toshiya, manchmal machst du dir echt zu viel Sorgen um die Menschen in deinem Umfeld. Vielleicht machst du dir ja nur unbegründete Sorgen um ihn. Vielleicht ist er ja wirklich normal, so komisch.” “Willst du damit sagen ich soll das alles ignorieren? So tun als wäre nichts! Shinya das kann ich nicht. Du hast das alles nicht mitbekommen und gesehen!” “Aber wenn er gesagt hat du brauchst dir keine Sor...” “Ja natürlich hat er das gesagt,” keifte Toshiya “So was sagt jeder der was verbergen will! Der ist nicht normal! Er hat keine Ahnung wie man mit Menschen vernünftig umgeht. Manchmal ist er total abwesend und ignorant und dann geht er auf einen zu wie gestern Morgen. Da steigt doch keiner mehr durch!” Seufzend schüttelte Shinya den Kopf. “Was willst du denn jetzt von mir hören?” “Ich weiß es doch auch nicht,” schluchzte Toshiya und lehnte seinen Kopf an Shinya Schulter. “Ich weiß im Moment gar nichts mehr. Sein ganzen Verhalten mir gegenüber verunsichert mich. Warum kann er nicht einfach ganz normal sein? Weißt du, ich mag ihn und ich wäre gerne mit ihm befreundet aber...” der Rest ging in Shinyas Bluse unter. “Woher weißt du das du mit ihm befreundet sein willst, wenn du ihn doch gar nicht kennst?” “Schon, aber ich glaube irgendwo in ihm ist ein netter, freundlicher Mensch. Ein normaler Teenager so wie wir! Nur irgendwie scheint er das nicht zeigen zu wollen.” “Und was ist wenn du ihm das alles mal erzählst?” “Hab ich doch schon! Mehr oder weniger jedenfalls.” Eine Weile saßen sie dann noch da. Shinya strich weiter über Toshiyas Kopf und dieser beruhigte sich langsam. “Na komm Toshi, wir haben gleich Unterricht.”
 

“Ich hasse es ihn so alleine da sitzen zu sehen,” murmelte Toshiya beim Mittagessen. “Dann frag ihn ob er sich zu uns setzten will,” meinte Kyo und verdrehte seine Augen. Langsam ging ihm das Thema Daisuke auf die Nerven. Wäre er an Toshiyas Stelle, hätte er dem rothaarigen schon lange klare Ansagen gegeben. Aber nein, Toshiya wollte ja niemanden verletzten. “Kyo!” Ein tadelnder blick von Kaoru lag auf ihm. Ignorierend drehte Kyo seinen Kopf weg. “Nun lass Toshiya doch,” meint er. “Du musst seinen Meinung ja nicht unterstützen aber wenigstens akzeptieren und ihr nicht so abfällig gegenüber stehen!” “Jaja, ist ja gut.” “Man, was hast du denn heute für ne Laune?” “Mhhh... Lass mich doch.” “Ach Kyo,” seufzte Kaoru und wuschelte dem blonden durch die Haare. “Komm schon, lächeln!” Übertrieben zog Kyo seine Mundwinkel hoch. Lautes Lachen am Tisch. Kaoru war glücklich. Die Stimmung war wieder etwas aufgelockert. Nach 30 Minuten Mittagspause ging es dann mit dem Unterricht weiter.
 

“Lasst uns noch ein bisschen zusammen rumhängen,” schlug Shinya nach Unterrichtsschluss vor. Ein paar Minuten später hatten sie sich zusammen an einer Tischfußballplatte im Keller eingefunden. Sie lachten viel und hatten ihren Spaß. Für eine Weile schaffte Toshiya es sogar seine Gedanken an Daisuke zu verbannen. Nachdem sie ein weiteres Spiel beendet hatten ging Shinya ein Stück von dem Tisch weg. “Ich gehe jetzt hoch und fange mit den Hausaufgaben an,” sagte er etwas beschämt. “Gut, wir kommen mit.” Kaoru griff Kyos Hand und zog ihn Richtung Tür. Lächelnd folgte Toshiya ihnen. An der Treppe verabschiedeten sie sich und gingen die Wege zu ihren Zimmern.
 

Toshiya betrat den Raum. Die war nicht da. Bevor er mit den Hausaufgaben anfangen würde wollte er sich noch kurz die Hände waschen. Sie klebten irgendwie so seltsam und das fand er ekelig.
 

Er öffnete die Tür und betrat das Bad. Erschrocken zuckte er zusammen. Er war nicht alleine im Bad. Stille. Er starrte Die ihn und Die starrte ihn an. Toshiya spürte wie sein Herz fest gegen seine Rippen schlug. Es tat weh. Ein leise Geräusch durchbrach die Stille. Die Rasierklinge war aus der Hand des rothaarigen gerutscht. Panisch stürzte er auf Die zu. Dieser saß mit blutüberströmten Unterarmen an die Wand gelehnt. “Spinnst du!” Er zog Dies Arme zu sich. Sie waren mit tiefen Schnitten übersehen. Hastig angelte er ein Handtuch von der Heizung und wischte das Blut weg. Viel brachte es nicht. Die Schnitte waren zu tief. Regungslos saß Die an der Wand, ließ alles über sich ergehen. Toshiya wurde immer hektischer. Es hörte einfach nicht auf! Das ehemals weiße Handtuch war rot. Er warf es in die Ecke und wollte sich ein neues nehmen als sein Handgelenk fest umschlossen wurde. “Hör auf,” leise drang Dies Stimme an seine Ohren, es klang so als würde er ganz weit weg sein. “Das bringt nichts. Es dauert etwas, dann wird es weniger.” Toshiyas Lippen zitterten. Er war total fassungslos. “Wie kannst du nur so was sagen,” flüsterte er und funkelte Die an. “Weißt du überhaupt was du da tust?” Seine Stimme wurde lauter. “Merkst du eigentlich noch was?” Er zerrte an Dies rechtem Arm. “Guck dir das mal an!”
 

Langsam nahm der Blutfluss ab. Dies Arme waren von unzähligen Narben übersäht. Einige waren schon recht alt, andere waren frisch oder wieder aufgerissen. Sie überkreuzten sich unzählige Male. Es sah grausam aus. Das Ergebnis jahrelanger Selbstverstümmelung. Es machte Toshiya traurig das zu sehen und teilweise zu verstehen. “Ich weiß was ich da tue und ich weiß auch wie es aussieht.” Er drehte seinen Kopf weg. Eine Weile schwiegen sie sich an.
 

“Ach Die,” sagte Toshiya und umarmte ihn sanft. Dies Stirn lag nun auf seiner Schulter. “Du bist mir eine Erklärung schuldig,” flüsterte er dem rothaarigen ins Ohr. “Man, ich dreh bald durch vor lauter Sorgen um dich. Verstehst du das Die? Du verstehst das nicht oder?” Toshiya schloss die Augen und legte seinen Kopf auf Dies Schulter. Hielt ihn weiterhin fest um ihm Sicherheit zu geben. Die sollte keine Angst haben. Toshiya war total durcheinander. Dieser Anblick von Die, wie er da gesessen hatte, die Rasierklinge tief in seinem Arm und das Blut was aus seinen Wunden geflossen war, mit einem Gesichtsausdruck der so zufrieden wirkte. So, als würde es ihm gefallen sein eigenes Blut zu sehen. Wie er Toshiya angeschaut hatte, so als würde er sagen wollen “Jetzt weißt du was los ist.” Dann war die Klinge aus seiner Hand gerutscht.
 

“Lass mich los, du tust mir weh.” Seine Stimme wirkte so kraftlos. Toshiya verstand es nicht, er war doch ganz sanft! Trotzdem ließ er Die los. Sah ihn aber an und strich ihm sanft durchs Gesicht. Wieder drehte er seinen Kopf weg. “Die hör auf damit! Es hat keinen Sinn vor mir zu flüchten.” “Lass mich einfach in Ruhe.” Toshiya war so wütend, am liebsten würde er ihm jetzt eine knallen. Seine Hand hatte er auch schon gehoben, ließ sie dann aber wieder sinken. //Gewalt ist keine Lösung. So wird er mir nie vertrauen!// “Tut mir leid Die aber jetzt kann ich es erst recht nicht mehr.” Er sah ihn an. Dann stand Die einfach auf und verließ das Zimmer.
 

Toshiya ließ den Kopf hängen, wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Er durfte nicht weinen, jedenfalls nicht jetzt. Mit zitternden Händen hob er dein Rasierklinge auf. Betrachtet sie eine Weile ehe er sie auf den Rand des Waschbeckens legte. Wie lange Die das wohl schon machte? So wie seine Arme aus sahen schon sehr, sehr lange. Aber warum hatte er angefangen? Und warum hatte er nicht damit aufgehört? Hastig wusch er das Blut von seinen Händen. Die Handtücher ließ er erstmal liegen. Langsam ging er ins Zimmer. Die saß auf seinem Bett und umwickelte einen seiner Arme gerade mit einem Verband. Die Ruhe und Entspannung die Die dabei ausstrahlte tat Toshiya weh. Wie konnte man nachdem man so was getan hatte nur so drauf sein? Ohne zu fragen ließ er sich neben Die aufs Bett fallen. Der rothaarige bemerkte es zwar, tat aber nichts außer sich seinen anderen Arm zu verbinden.
 

Irgendwann rutschte das Ende des Bandes immer wieder aus seiner Hand. Toshiya sah zu wie Die es mit zitternden Händen immer und immer wieder versuchte. Jedes scheitern brachte ihn noch mehr zum zittern. Daraufhin erbarmte Toshiya sich, hielt Dies Hand fest und schob sie zur Seite. Schweigend machte er dort weiter wo der rothaarige aufgehört hatte. Kurze Zeit später war er fertig, krempelte dann noch die Ärmel wieder runter. Dünne rote Linien waren auf dem Stoff, dort wo Dies Unterarme lagen. Jetzt verstand Toshiya es endlich. Deshalb trug Die immer diese weißen Longsleeves. Entweder zum schlafen oder unter den Sachen die er tagsüber anhatte. Er hatte nicht gewollt das jemand sieht was er tat. Toshiya fühlte sich immer hilfloser. Er wusste nicht was er machen sollte oder ob er überhaupt was machen sollte. Aber er musste doch was machen, so konnte das nicht weiter gehen.
 

Plötzlich stand Die auf, ging zu seinem Schrank, zog einen weiteren weißen Longsleeve raus und verschwand im Bad. Ein paar Sekunden später kam er wieder raus. Hatte einen sauberen Longsleeve an und legte den blutigen zu seiner Wäsche die gewaschen werden musste. Dann ließ er sich neben Toshiya auf sein Bett fallen. Er war angespannt und drehte an dem Ring rum den er an seinem Finger trug. Starrte dabei unablässig auf seine Knie. Toshiya drehte seinen Kopf zu Die. Sah ihn an. Minutenlang. Wartete auf eine Reaktion. Doch Die tat nichts außer weiter an seinem Ring zu drehen. Selbst als er ihn ansprach reagierte er nicht. Irgendwann griff er einfach nach Dies Hände, umschloss sie fest. Erst jetzt sah der rothaarige ihn an. “Lass mich los,” flüsterte er. Toshiya antwortete mit fester Stimme: “Dann rede mit mir!” Die sah ihn an... und dann nickte er.
 

Toshiyas Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. “Gut,” sagte er leise, “Dann fang mal an.” Die ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen und sah Toshiya an. Dieser zog seinen Beine aufs Bett und setzte sich im Schneidersitz auf Dies Kopfhöhe. “Ich... ich weiß gar nicht was ich überhaupt erzählen soll. Außerdem würdest du es eh lächerlich finden.” Die Gewissheit, die in Dies Stimme lag störte Toshiya. “Warum? Warum glaubst du ich würde es lächerlich finden?” “Wieso du?” Dies Stimme zitterte leicht. “Wieso sollest ausgerechnet du es nicht lächerlich finden?” “Ich weiß nicht,” sagte Toshiya verunsichert. “Du musst es mir doch erstmal erzählen!” Kurz strich Die mit der Hand durch sein Gesicht und ließ sie dann schlaf neben seinen Körper fallen. “Ich weiß trotzdem nicht wo ich anfangen soll...” “Am besten da, wo du denkst wo alles angefangen hat.” Sanft begann Toshiya durch die roten Haare zu streichen. Die rollte seine Augen nach oben, senkte seinen Blick aber schnell wieder. “Gut,” sagte er dann. “Ich will aber nicht so viel erzählen. Ich mach es kurz.” Toshiya nickte. War froh das Die überhaupt reden wollte. “Bitte, deine Hand.” Wieder klang seine Stimme unsicher. Etwas enttäuscht zog Toshiya seine Hand weg. Die fing an zu erzählen und sah dabei die ganze Zeit die Zimmerdecke an.
 

“Meine Geburt ist mir bis heute noch ein Rätsel. Ich weiß nicht warum meine Eltern ein Kind wollten. So früh wie möglich kam ich dann zu einer Pflegefamilie. Sie adoptierten mich nicht, sie sollten sich nur um mich kümmern. Lange war ich nicht da, war ihnen zu anstrengend. So ging es einige Jahre. Ich weiß gar nicht mehr genau aber ich glaube ich war in vier oder fünf Familien. Alle wollte nur das Geld haben. Meine Eltern zahlten gut. Ihnen gehört eine große Firma, das wichtigste in ihrem Leben. Als ich dann Schulpflichtig wurde, schickten sie mich auf ein Internat. Damals war ich sechs. In diese Jahren sind viele Dinge geschehen die mich ziemlich fertig gemacht haben. Ich war noch nicht mal wirklich da und hatte schon dafür gesorgt das keiner was mit mir zu tun haben will. Kurz bevor ich dann geflogen bin hab ich wohl angefangen mich zu ritzen. Damals war ich zehn. Ich kam von dem Internat in Kobe nach Sapporo auf anderes ein Internat. Dort lief es nicht wirklich anders ab. Als ich vierzehn war haben sie mich auch da rausgeschmissen. Mit elf ist die ganze Ritzerei schlimmer geworden. Dann haben sie mich nach Morioka geschickt. Es war ein etwas anderes Internat als die anderen beiden und dieses hier. Trotzdem geschahen die gleichen Dinge wie in den Jahren vorher. Und nun, bin ich hier.”
 

Die starrte die Decke immer noch an. Geduldig hatte Toshiya zugehört. Aus Angst, wenn er unterbrechen würde, das Die ganz aufhören würde zu erzählen. Viele Fragen schluckte er fürs erste hinunter. “Du warst vorher auf drei Internaten,” fragte er ungläubig. “Ja verdammt,” seine Stimmer klang auf einmal sehr wütend. “Ich war auf drei Internaten und hab es geschafft von jedem zu fliegen! Schafft auch nicht jeder!” Seine Stimme war voller Sarkasmus. “Und meine Eltern hat es einen Scheißdreck interessiert! Brav zahlen sie Schulgeld und Geld für die Lernmaterialien. Ich krieg sogar Taschengeld!” Aber weißt du, Geld ist das Einzige was sie haben. Die glauben wohl damit können sie gute Eltern sein. Wenn sie mir soviel Geld geben das ich gar nicht weiß was ich damit alles machen soll! Die haben keine Ahnung von mir. Die haben keine Ahnung wer ich bin , was ich bin, wie ich bin. Warum ich verdammt noch mal so bin wie ich bin!”
 

Seine Stimme war immer lauter geworden. Toshiya hatte das Gefühl, dass das was Die ihm erzählt hatte ihn schon lange belastete. Er schien seine Eltern wirklich zu hassen. Wären seine so, würde er es wohl auch tun. Dies Brust hob und senkte sich schnell. Wieder strich er sich mit der Hand durchs Gesicht. Seine Augen waren leicht gerötet. Toshiya rechnete damit das Die gleich anfangen würde zu weinen. Er tat es aber nicht. Er selber unterdrückte seine Tränen krampfhaft. Er wollte nicht weinen. Es würde Die doch nur entmutigen wenn er es tun würde. “Beruhig dich,” sagte er leise und griff nach Dies Hand, strich über den Handrücken.
 

Lange blieben sie einfach nur da. Unablässig hielt Toshiya Dies Hand fest und bemerkte gar nicht wie dieser erschöpft eingeschlafen war. Darüber geredet zu haben hatte ihn viel Kraft gekostet. “Die? Die!” Er reagiert nicht. Matt lächelte Toshiya. Strich über Dies Haare, sie waren so schön weich. Er faste sie gerne an. Eine Weile blieb er noch bei ihm sitzen ehe er dann aufstand und das Zimmer verließ.
 

Ziellos lief er durch die Schule. Das war alles zu viel für ihn. Weinend lief er nach draußen. Setzte sich an die Gebäudemauer gelehnt hin und vergrub sein Gesicht in den Händen. Womit hatte Die das alles verdient? Es war so unfair. Dann beschloss er zu seinen Freunden zu gehen. Er musste jetzt über alles reden. Sonst würde er das nicht mehr aushalten. Und das tat er dann auch.
 

I’m the problem

I’m so confussed

Everytime confused

What should i say?

What should i do?

Why you are so worried about me?

I don’t wanna sleep

I don’t wanna dream

I’m so afraid of my dreams

You’re disappointed

I can see

It’s scary how much you know, without telling you

Now you know some of my secrets

Deep scars on my arms...

It looks so horrible

But I’m used to see it

My blood, I love to see how it runs over my body

Berührungen

Hier ist das nächste Kapi. Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Ich hab immer noch das Gefühl die Geschichte nicht so rüberbringen zu können wie sie in meinen Gedanken ist. Vielleicht liegt es aber auch daran das ich die Geschichte kenne. Ich weiß es nicht.

Aber ich hoffe euch gefällt dieses Kapi.

Vielleicht ist euch aufgefallen das zwischendurch, vorallem in Toshiyas Gedanken, viele Fragen auf Die bezogen auftauchen. Sowie einige Sätze die auf Dies Vergangenheit hindeuten sie aber nicht genauer beschreiben. Das alles wird im laufe der Geschichte aber noch klar werden. Also wenn ihr sie zu Ende lest.

Das wars dann von mir.

Bitte schreibt mir Kommis!
 

Eine Sache noch zum Schluß, ich widme dieses Kapi jetzt mal jemanden nämlich Yi. Warum weiß sie, denk ich mal, hoff ich. Eigetnlich wollte sie mich ja heute anrufen...*Yi anfunkel*
 


 

Berührungen
 

In den nächsten Tagen war Die sehr ruhig, wirkte oft abwesend. Oft sah Toshiya ihn einfach nur da sitzen und auf einen unbestimmten Punkt im Raum starren. Sprechen tat er auch nicht viel. Ab und zu aßen sie zusammen, sprachen über allgemeine Dinge. Toshiya traute sich nicht mit ihm über seine Probleme zu sprechen. Er hatte Angst ihn zu verletzten. Nachts saß er manchmal noch an Dies Bett. Dann, wenn er von den Geräuschen wach wurde. Die schien wohl einige Nächte schlaflos zu verbringen. Oft sah er ziemlich müde aus und wirkte geschwächt. Toshiya vermutete das Die Angst hatte zu schlafen um nicht wieder irgendwelche Dinge zu träumen die ihn belasteten. Jedes mal wenn Toshiya nachts bei ihm war, ihm durchs Gesicht strich oder seine Hand nahm, merkte er wie der rothaarige sich beruhigte und entspannte. Wenn er Die so zu einem angenehmen Schlaf verhelfen konnte, würde er es weiter tun. Aber immer noch machte er sich Sorgen um ihn. Automatisch lag Toshiyas Blick oft auf Dies Unterarmen. Immer wieder tauchte das Bild von den blutüberströmten Unterarmen in seinem Kopf auf. Aber wenn Die darin die einzigste Möglichkeit sah seinen Schmerz zu verarbeiten konnte er nichts tun. Die würde wohl kaum aufhören wenn er ihn darum bitten würde.
 

An einem Mittwochnachmittag saß Toshiya mal wieder mit Shinya in seinem Zimmer und ließ sich von ihm Mathe erklären. Nachdem seine letzte Mathearbeit mal wieder grottig gewesen war, musste er sich jetzt anstrengen. Er wollte das Schuljahr nicht wiederholen. Mathe war zwar sein schwächstes Fach aber in anderen Fächern hatte er auch noch Probleme.
 

Völlig geschafft viel Toshiya nach der Dusche in sein Bett. Grummelnd drehte er sich auf den Bauch und schob die Arme unters Kopfkissen. Dann sah er lächelnd zu Die. Dieser lag so auf seinem Bett das er Toshiya eigentlich auch sehen müsste. Nach einer Weile bemerkte Toshiya aber das der rothaarige mal wieder in seinen Gedanken vertieft schien.
 

“Was ist?” Nun hatte Die ihn doch bemerkt. Toshiyas Blick hatte ihn sehr verunsichert. “Nichts,” meinte der braunhaarige grinsend. “Ich guck dich doch nur an.” Toshiya war schon merkwürdig. “Warum?” “Du bist hübsch, ich gucke gerne hübsche Menschen an.” “Ich bin nicht hübsch,” murmelte Die leise. “Doch! Du bist leider nur etwas zu dünn und zu blass.” “Ich habe unzählige hässlich Narben auf meinen Armen und...und sonst bin ich auch hässlich.” Toshiya schwieg einen Moment. “So hässlich kannst du dich gar nicht finden!” “Warum?” “Wenn du dich hässlich finden würdest, würdest du nicht so figurbetonte Kleidung anziehen , dich Schminken und dir die Haare so auffällig färben.” “Das mit der Kleidung und der Schminke gefällt mir halt und das mit meinen Haaren,” er schien nach den richtigen Worten zu suchen, “War sowas wie ein Unfall.” Toshiya musste lachen. “Ein Unfall! Erzähl,” forderte er amüsiert. “Ich möchte nicht drüber reden.” “Na gut. Trotzdem finde ich dich hübsch. Ist ja meine Meinung, du musst sie ja nicht mit mir teilen.” “Werd ich auch nicht.” Es klang nicht abwertend. Einfach nur wie einen normale Aussage.
 

Am nächsten Tag saß Toshiya alleine mit Die am Tisch im Unterricht. Auch Kaoru saß alleine. Shinya und Kyo waren krank.
 

Dann war es Zeit fürs Mittagessen. Toshiya folgte Kaoru da er mit ihm zusammen essen wollte. Gemeinsam gingen sie zu einem Tisch. Kurz bevor sie sich setzten blieb Toshiya stehen. “Ich komm gleich wieder Kao!” Damit drehte er sich um und ging zu Die der gerade auf dem Weg zu seinem Stammplatz allein und abseits war. “Die!” Er lief etwas schneller. “Die! Warte mal!” Er kam vor Die an. “Bitte, komm mit. Setz dich zu mir und Kao.” Die sah ihn an und nickte dann stumm. Toshiya freut sich. Dann gingen sie zusammen zu dem Tisch an dem Kaoru saß. Erwartungsvoll sah der pinkhaarige beide an. Fröhlich ließ Toshiya sich auf einen Stuhl fallen. Mit einem leisen “Hi.” und einem kurzen Blick setzte Die sich neben Toshiya. “Hi,” sagte auch Kaoru und sah Toshiya ungläubig an. Dieser verstand den Blick seines Freundes sofort. Grinste ihn stolz an.
 

Eine Weile schwiegen sie bis Kaoru dann endlich was sagte. “Und du spielst wirklich so gut Gitarre wie Toshiya immer sagt?” Es war etwas provokant und Kaoru spürte sofort den bösen Blick den Toshiya ihm zuwarf. Der braunhaarige hatte Angst das Die wieder weglaufen würde. Kaoru war so neugierig. Er musste Daisuke einfach spielen hören. “Ich spiele, aber nicht gut.” “Ach Die! Jetzt hör doch mal auf damit! Ich sag du spielst gut und immerhin spiele ich mit einem sehr talentierten Gitarristen in einer Band.” Kaoru musste bei Toshiyas Worten leicht schmunzeln. Die schüttelte seinen Kopf. Leicht genervt verdrehte Toshiya seine Augen worauf Kaoru schallend lachte. Etwas verwirrt sah Die auf den lachenden ehe er seinen Kopf wieder senkte.
 

Langsam beruhigte Kaoru sich wieder. Toshiya kam sich mal wieder total verarscht von ihm vor, was Kaoru natürlich merkte. “Toshiya, nicht schmollen!” “Wenn du dich über mich lustig machst!” “Ich hab mich nicht über dich lustig gemacht! Kleine Zicke!” “Kao! Ich bin keine Zicke!” “Nein, natürlich nicht!” Ironie pur. Erstaunt sah Die zu den beiden. Toshiya konnte also auch anders sein. Er saß schmollend da, hatte die Unterlippe vorgeschoben, sah Kaoru mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Augenbrauen an. Kaoru lachte wieder. “Hey Daisuke! Versucht er dich mit diesem Blick auch immer zum reden zu bringen?” Die sah zu Toshiya der Kaoru noch unverändert ansah. “Nein,” meinte er kopfschüttelnd “Ich glaub er weiß das es nichts bringen würde.” Kaoru lächelte Daisuke an dann seufzte er. “Aber er weiß was er so bei mir erreicht. Also Toshi,” er wandte seinen Blick zu dem braunhaarigen “Was muss ich tun?” Innerlich freute Toshiya sich. Manchmal war es wirklich leicht mit Kaoru. “Küsschen,” meinte er dann und tippte sich mit dem Finger auf die Lippen. “Das damals schien dir echt gefallen zu haben,” meinte Kaoru kopfschüttelnd und ging zu Toshiya um den Tisch. Dann beugte er sich zu ihm runter und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Als er sich von ihm löste grinste Toshiya und Kaoru war froh das er es tat. Er konnte es nicht ab Toshiya unglücklich oder schmollend zu sehen. Die hatte die ganze Szene beobachtet. Toshiya verwirrte ihn immer wieder auf ein neues.
 

“Geschockt,” fragte Kaoru verschmitzt grinsend als er Daisukes Blick gesehen hatte. Hastig schüttelte er seinen Kopf. “Ist normal bei uns. Toshiya braucht ganz viel Liebe, er gibt es aber nur selten zu!” “Wenn du so weiter machst wirst du mich heute noch öfters küssen müssen,” meinte Toshiya provokant. Kaoru streckte ihm die Zunge raus und setzte sich wieder auf seinen Platz.
 

Dann ging der Unterricht weiter.
 

Danach sahen Kaoru und Toshiya bei Shinya und Kyo vorbei, da die beiden noch immer im Krankenzimmer lagen. Nach einer Weile wurden sie dann aber von der freundlichen Krankenschwester rausgeschmissen, die sich leider auf keine Diskussionen einließ.
 

Gelangweilt schlenderten sie über die Flure. “Kao, kommst du mit meinen Bass ins Zimmer zu bringen?” “Wieso das denn?” “Wir können im Moment doch eh nicht proben. Dann setz ich mich halt in mein Zimmer und spiel ein bisschen.” “Ach so. Hast du denn noch deinen Verstärker oben?” “Natürlich, ich brauch doch unten keine zwei.” Toshiya hatte zwei Verstärker. Einer stand normalerweise im Proberaum und der andere in seinem Zimmer. So brauchte er nur sein Instrument von Raum zu Raum tragen. “Na gut.” Zusammen gingen sie dann in ihren Proberaum. Toshiya nahm seinen Bass und sie gingen in sein Zimmer. Er legte das Instrument aufs Bett und sah Kaoru zu wie er am Fenster saß und sich eine Zigarette anzündete. Aus Langeweile gesellte er sich dann zu ihm und raucht auch.
 

“Und, wie läufts?” “Hä! Wie läuft was?” Irritiert sah er seinen pinkhaarigen Freund an. “Na mit dir und Daisuke!” “Spinnst du! Da läuft nichts!” “Na gut, dann nicht,” sagte er und grinste frech. “Mach so weiter und ich will noch einen Kuss.” “Kannst du haben.” Damit sprang Kaoru von der Fensterbank und stellte sich neben Toshiya. “Du weißt das solche Aktionen deinem Frauenheld-Image schaden!” “Erstens sieht es ja im Moment keiner und zweitens läufst du doch teilweise wie ne Frau rum.” Toshiya funkelte ihn böse an. Lächelnd strich Kaoru ihm über die Wange und gab ihm wieder einen Kuss auf die Lippen. Genau in diesem Moment kam Die ins Zimmer, was sie aber nicht bemerkten. Kaoru löste sich wieder von Toshiya und dieser sah gerade noch wie Die mit gesenktem Kopf im Bad verschwand. Er biss sich auf die Lippe und sah Kaoru an. “Was?” “Er hat uns gesehen.” “Na und,” lachte der pinkhaarige “Ist doch egal.” “Mhh...” “Na ich geh dann mal. Muss noch etwas aufräumen sonst dreht Shinya mir noch den Hals um wenn er wieder gesund ist.” “Tut er das?” “Du weißt wie sehr er Unordnung hasst.” “Ja,” meinte Toshiya grinsend. “Dann viel Spaß!” “Danke,” grummelte Kaoru und verließ das Zimmer.
 

Die war Toshiyas Meinung nach wieder viel zu lange im Badezimmer. Er hüpfte von der Fensterbank und klopfte an die Tür. “Die! Tust du es schon wieder,” fragte er ängstlich. “Nein, du kannst reinkommen wenn du möchtest.” Kurz überlegt er, dann betrat er das Bad. Die saß auf dem Rand der Badewanne und wickelte sich neue Verbände um die Arme. Als Toshiya reingekommen war hatte er kurz aufgesehen. Langsam ging der braunhaarige auf ihn zu. Griff nach Dies rechten Arm und zog diesen zu sich. Mit den Fingerspitzen strich er über die vernarbte Haut. So uneben, so kaputt, viele verkrustete Stellen. Die schaute auf seinen Knie. Fasziniert berührte Toshiya weiter die Haut. Wie konnte ein Mensch sich nur solche Verletzungen zufügen? Ohne mit den Wimpern zu zucken sich so tief in die eigene Haut schneiden? Spürte er überhaupt noch die Schmerzen in dem Ausmaß wie man es eigentlich müsste?
 

“Die...” Toshiya ließ seinen Arm los und umarmte ihn einfach. Dies Kopf lag an seiner Schulter. Sanft strich seine Hand über Dies Nacken. Toshiyas Inneres zog sich einige Male schmerzhaft zusammen. “Die, ich habe echt Angst um dich. Ich will nicht das du dir irgendwas antust.” Er holte tief Lust. “Ich hab dich lieb Die...”
 

Er saß da, verstand Toshiyas letzten Worte nicht. Warum sagte Toshiya so etwas? Er wollte dem braunhaarigen nicht wehtun, wollte ihn nicht traurig oder weinend sehen. Aber wenn Toshiya sich weiter mit ihm beschäftigt, wenn er nicht darauf hören wollte das er ihn in ruhe lassen sollte, konnte Die nichts tun. Warum war Toshiya nur so stur?
 

Toshiya bewegte seinen Oberkörper ein Stück von Die weg und sah in das Ausdruckslose Gesicht. Seine Arme lagen aber immer noch um Dies Nacken.
 

“Du verstehst das nicht oder? Das was ich zuletzt gesagt habe.” Die schüttelte seinen Kopf. “Musst du auch nicht. Nimm es einfach so hin.” Leichtes Nicken. Schweigen. “Sowas hat vorher niemand zu dir gesagt oder?” “Nein,” sagte er leise. “Das tut mir so leid. Ich versteh das einfach nicht. Was für Menschen bist du früher bloß begegnet die dich zu dem gemacht haben der du heute bist?” “Frag lieber nicht.” “Aber wenn du irgendwann mal drüber reden möchtest, dann kannst du zu mir kommen.” “Ja...”
 

Toshiya strich durch Dies Haare, sah ihn weiter an. Dann hockte er sich vor ihn und wickelte den Rest der Verbände um Dies Arme. Als er fertig war griff er seine Hand und zog ihn auf die Beine. Unsicher tapste er hinter Toshiya her der gerade das Bad verließ. Er suchte seinen Zigaretten, öffnete ein Fenster und zündete sich eine an. Toshiya beobachtete ihn dabei.
 

Die wirkte so abwesend. Sein Blick hing irgendwo in der Ferne. Gelangweilt legte Toshiya sich auf dem Bauch auf sein Bett. Steckte die Stöpsel in sein Ohr und hörte Musik. Entspannt schloss er die Augen. Nachdem Die seine zweite Zigarette geraucht hatte ging er ins Bad. Wusch die blutigen Verbände aus.
 

Seine Gedanken waren so wirr. Er hatte Angst! Was würde passieren wenn er Toshiya vertraut? Würde Toshiya ihn enttäuschen? Dann würde er noch tiefer fallen als er schon gefallen ist. Er hatte Angst vor sich selbst, war verzweifelt. Sollte er es versuchen in der Hoffnung das alles gut geht oder kein Risiko eingehen? Letzteres würde eines Tages Folgen haben. Es hätte schon längst zu Ende sein können aber sein Körper hatte sich damals dagegen gewehrt. Würde er es wieder tun oder würde er beim nächsten Mal aufgeben? Nervös krallte er die Fingernägel in seine verwundeten Arme. Er traute sich nicht die Rasierklinge zu nehmen. Toshiya würde wieder weinen wenn er es sieht und das wollte er nicht. Er wusste, das bevor er in sein Leben getreten war, Toshiya meistens fröhlich und glücklich war. Und jetzt, jetzt machte er sich Sorgen um ihn, weinte viel und war traurig weil er dem rothaarigen nicht helfen konnte. Mit zitternden Armen stütze er sich auf dem Waschbeckenrand ab. Warum, warum konnte er nicht einmal was tun wovon er ganz tief in sich drin überzeugt war das es richtig ist und besser als das was er jetzt tat? Irgendwo war er überzeugt davon das Toshiya ihn nicht verletzten würde. Wenn das seine Absicht wäre würde er sich doch gar nicht mit ihm abgeben wollen. Aber diese Überzeugung wurde von Gedanken durchzogen die dagegen sprachen. Die Aussage “Er ist wie alle anderen” kämpfte gegen die Aussage “Er mag dich doch. Du bist ihm wichtig” an. Er hatte das Gefühl sein Kopf würde vor lauter Gedanken platzen. Er sackte auf die Knie und schlang seinen Arme um seinen schmalen Körper. Krallte die Fingernägel in den Stoff seines Oberteils. Er wollte nicht zittern, durfte nicht schwach sein. Lange saß er so da. Seine Finger taten weh vor Anstrengung. Aber solche Schmerzen hatte er gelernt zu ignorieren. Wenn er wollte spürte er sie nicht.
 

Irgendwann stand er auf, ging zurück ins Zimmer und schmiss sich auf sein Bett. In den letzten Tagen war er immer so kraftlos was daran lag das er es einfach nicht schaffte seine Gedanken zu verdrängen. Sein Blick viel auf die Uhr und sofort erwachte er aus seinem Dämmerzustand. Langsam richtete er sich auf und rieb mit der Hand kurz über sein Gesicht. Dann stand er auf und tippte Toshiya leicht an die Schulter. Der braunhaarige drehte sich zu ihm um und zog die Stöpsel aus seinen Ohren. “Willst du kuscheln,” verschmitzt grinste er Die an. Dieser geriet für einen Moment komplett aus der Fassung. Dann schüttelte er den Kopf. “Nein, ich wollte dir eigentlich nur Bescheid sagen das es Abendbrot gibt.” Toshiyas Blick schoss zur Uhr. “Ohh...danke!” Dann stand er auf und streckte sich kurz. “Na dann, lass uns mal los.” “Nein, ich hab keinen Hunger.” Toshiya sah ihn traurig an. “Ach Die du musst doch was essen!” “Ich mag wirklich nicht.” Toshiya seufzte leise. “Ich könnte dir aber was mit hochbringen falls du nachher doch was möchtest.” “Nein ist gut. Ich möchte auch nachher nichts.” Toshiya nickte nur und verließ das Zimmer.
 

Die saß noch eine Weile einfach da ehe er seine Akustikgitarre nahm, sich wieder aufs Bett setzte und spielte. Nur für sich, wie immer. Toshiya behauptete zwar er war gut aber das konnte doch nicht stimmen wenn ihn damals alle ausgelacht hatten. Sie hatten sogar vor seinen Augen seine erste Gitarre kaputt gemacht. Mit den Füßen hatten sie draufgetreten. Wenn er daran dachte hörte er immer noch das Geräusch des brechenden Holzes. Langsam glitten seine Finger über die Seiten. Leise, traurige Klänge schallten durch das Zimmer. Selbstgeschriebene Stücke. Er war so vertieft in sein Spiel, bekam gar nichts mehr mit was um ihm geschah. Erst nach einer Weile bemerkte er die tiefen Klänge eines Basses.
 

Dies Herz fing schnell an zu schlagen. Ganz langsam hob er den Kopf und senkte ihn sofort wieder als er Toshiya auf seinem Bett sitzen saß. Den Bass auf seinen Schoß. Er schluckte. Warum sagte Toshiya denn nichts? Die schaffte es nicht aufzuhören. Also spielte er einfach weiter. Dann würde er halt lachen. //Mir doch egal// Er belog sich selbst. Wenn Toshiya lachen würde. Würde er nicht anders können als sich eine Rasierklinge zu nehmen und sie sich über den Arm zu ziehen. Er schluckte, konzentrierte sich wieder auf sein Spiel. Toshiya saß ihm direkt gegenüber. War total überrascht gewesen als Die nicht aufgehört hatte zu spielen als er das Zimmer betreten hatte. Er schien es nicht einmal bemerkt zu haben. Er hatte sich dann einfach seinen Bass genommen und war mit eingestiegen. Versuchte sich Dies Tempo anzupassen und eine Melodie zu finden die zu dem Stück passte.
 

Es machte ihm Spaß zusammen mit Die zu spielen. Er suchte seinen Blick, fand ihn aber nicht da dieser nur auf seine Finger schaute. Er wollte Dies Augen sehen. Wissen ob in diesem Moment immer noch so viel negatives da war. Wieder sah er Die an. Spielte weiter. Und irgendwann, irgendwann hob Die seinen Kopf und sah Toshiya an. Aufmunternd lächelte Toshiya ihn an und Die...lächelte zurück. Ein ganz kleines bisschen nur aber er hatte gelächelt. Glücksgefühle durchströmten Toshiya, sein Herz raste. Dies Lächeln war so wunderschön gewesen. Er würde viel dafür geben um es noch einmal zu sehen. Wieder sah Die nur auf seine Finger.
 

Dann verstummte der Bass. Die sah nicht auf, traute sich nicht, spielte einfach weiter bis seine Gitarre verstummte. Vorsichtig nahm Toshiya das Instrument aus Dies Händen und legte es zur Seite. Ängstlich sah er Toshiya an. Doch er bekam von ihm ein sanftes Lächeln. Er wusste gar nicht mehr was er denken sollte. Wieder sah Die auf seine Knie. Toshiya legte seine Arme auf Dies Knie und sah ihn an. Jetzt wusste der rothaarige gar nicht mehr wo er hinschauen sollte.
 

“Mach das noch mal,” sagte Toshiya und lächelte ihn immer noch an. “Was soll ich noch mal machen?” Warum sprach Die immer so leise? “Du hast eben gelächelt Die. Mach das noch mal!” “Was?” Ungläubig sah er Toshiya an. “Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Es stimmt! Und es steht dir!” “Aber ich hab doch gar nicht...” Laut fing Toshiya an zu lachen. Dieser verwirrte Blick ließ Die so niedlich aussehen. Er schlang seinen Arme um Dies Oberkörper und lehnte seinen Kopf gegen dessen Bauch. Nun kniete er zwischen Dies Beinen.
 

Die saß da, wusste nicht was er machen sollte, wo er seine Hände hintun sollte. Hatte er wirklich gelächelt? Aber wieso? Es hatte sich zwar irgendwann gut angefühlt, einfach nur da zu sitzen und stumm mit Toshiya zusammen zu spielen. Und seit Ewigkeiten hatte er mal wieder ein klein wenig Wärme in seinem Körper gespürt. Sich wohl und frei gefühlt aber war das ein Grund zum Lächeln gewesen? Ohne das er es bemerkt hatte? Anscheinend schon. Seit er Toshiya kennen gelernt hatte war soviel positives und negatives passiert das es ihm schwer viel alles zu verarbeiten und zu verstehen. In seinem ganzen Leben war er noch nie so verwirrt und durcheinander gewesen wie jetzt.
 

Toshiya hielt ihn weiter fest. Er hatte das Gefühl weinen zu müssen. So glücklich hatte ihn diese Lächeln gemacht. “Und ich dachte schon du bist gar nicht fähig dazu.” Der rothaarige wusste nicht was er darauf antworten sollte. Sein Körper war fähig dazu. Er hatte alles was man zum Lächeln brauchte. Nur sein Kopf, der war jahrelang nicht fähig dazu gewesen. Wie auch? Nach all dem was passiert war... Er hätte die lustigsten Komödien sehen können, den lustigsten Witz hören können. Nicht mal die Andeutung eines Lächelns wäre da gewesen. Und dann traf er Toshiya und er schaffte es ihn innerhalb kürzester Zeit dazu zu bringen. Das war so verrückt!
 

Toshiya spürte wie Die ruhig atmete. Sanft strich er mit einer Hand über seinen Rücken. Er roch so gut. Und diese Erkenntnis erschrak Toshiya. Langsam löste er sich wieder von Die, legte die Unterarme auf Dies Oberschenkel, sah ihn an und lächelte verlegen. Die sah ausdruckslos auf Toshiya. Er stand auf uns setzte sich neben den rothaarigen, faltete seine Hände und starrte sie an. Die sah auf einen unbestimmten Punkt über Toshiya Bett. “Ich bin glücklich, Die.” Er sah ihn an. Seine Augen waren verschleiert, er war in seinen Gedanken vertieft. “Ich glaube, ich auch...irgendwie...” Toshiya rückte näher an Die ran, sodass sich ihre Beine berührten.
 

Dann legte er seinen rechten Arm um Dies Schulter, zog ihn zu sich. Langsam hob er seine Hand um durch Dies roten Haare streichen zu können. Solange bis er Dies Kopf auf seiner Schulter spürte. Vereinzelte Tränen liefen über Toshiyas Wangen. Er fühlte sich so zerrissen. Die war so lieb. Womit hatte er das verdient? Was war auf den anderen Schulen passiert? Was sind die Gründe dafür das er so ist? Die sollte wieder lächeln. Er will ihm beibringen wie. Er wird es wohl erst wieder lernen müssen. Bestimmt gab es Zeiten in denen er gelacht hat, wie jeder andere Mensch. Aber wer würde nach all den Sachen, von denen Toshiya bis jetzt nur ein winziges bisschen wusste, frei lächeln? Ohne das es falsch war? Toshiya wusste das Dies Lächeln wohl das ehrlichste war was er kannte.
 

Er drehte sich zur Seite. Lehnte sich mit der Stirn an Dies Kopf. Er atmete den Geruch von Dies Haaren ein. Und Die saß da, verstand nicht wie er es schaffte soviel Nähe zuzulassen und es tat kaum weh! Toshiya würde ihm bestimmt nichts tun. Er war so nett, freundlich und hilfsbereit. Aber trotzdem hatte er Angst, Angst vor den Dingen die in letzter Zeit geschehen waren. So nah wie Toshiya hatte er noch niemanden an sich heran gelassen. Der braunhaarige war so hartnäckig gewesen das es ihm immer schwerer gefallen war ihn abzuweisen. Und jetzt saß er hier. Toshiyas Arm lag um seine Schulter und sein Kopf auf Toshiyas Schulter. Es fühlte sich so richtig, so gut an. Konnte er nicht ewig so sitzen bleiben, alles um sich herum vergessen und diese Nähe und diese Gefühle die ihn durchströmten genießen? Ja, er genoss die Nähe! Wann hatte ihn jemand das letzte Mal so umarmt? Nie, es war das erste Mal. Er schloss seine Augen. Er konnte es gefahrlos tun. Toshiya würde ihm nichts tun! Wieder driftete er mit seinen Gedanken in die nahe Vergangenheit. Dinge die Toshiya gesagt hatte schossen ihm so oft in letzte Zeit durch den Kopf. Und etwas blieb immer wieder hängen, ließ ihn nicht los seit dem Toshiya es gesagt hatte. Sollte er es versuchen? Sollte er vertrauen? Konnte er es überhaupt noch. Weitere solcher Gedanken verbot er sich einfach.
 

“Toshiya?” Dies leise Stimme riss den braunhaarigen aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah Die von der Seite aus an. Der rothaarige sah die ganze Zeit auf seine Knie während er sprach. “Also, du hast doch letztens gesagt, dass du gerne mit mir befreundet sein möchtest...” “Ja, hab ich und es ist auch immer noch so.” “Gut, also mhh...weißt du, du hast mir in letzter Zeit soviel gegeben, ich glaub das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich...ich hab alles noch immer nicht ganz begriffen. Und naja, wir könnten es vielleicht mal versuchen. Ich weiß nur nicht ob ich das kann.” Toshiya hatte Mühe ihn zu verstehen. Er hatte so leise und undeutlich gesprochen. Trotzdem war er sich sicher das er verstanden hatte was die ihm sagen wollte.
 

Er drehte seinen Oberkörper zur Seite und legte auch seinen anderen Arm um Die, zog ihn ganz nah an sich heran. “Ich würde mich wirklich freuen wenn du es versuchen würdest. Du brauchst keine Angst haben, ja!? Ich werde dich nicht enttäuschen.” Er küsste ihn sanft auf die Stirn und strich über seinen Rücken. “Danke.”
 

Es fühlte sich so gut an, er war so erleichtert. Es war ein so schönes Gefühl, selbst der Kuss störte ihn nicht obwohl er eigentlich große Abneigung gegen solche Berührungen hegte. Genauso wie die Umarmung. Er mochte es, obwohl er auch dagegen eigentlich etwas hatte. Er hasste Berührungen von anderen Menschen da sie zum größten Teil mit Schmerzen verbunden gewesen waren. Aber Toshiya war von Anfang an so anders gewesen. So lieb, so anders als alle anderen vor ihm. Es wäre schön Ewigkeiten hier sitzen bleiben zu können.
 

Nie vorher hatte er irgendwelche Freunde gehabt. Die Kinder in den Familien in denen er vorher gelebt hatte, waren nicht mit ihm klar gekommen. Jedes mal hatte er versucht mit ihn zu spielen oder andere Sachen mit ihnen zu tun. Aber sie hatten ihn nicht gemocht. Sie hatten nicht verstanden das ihre Eltern jetzt noch jemanden bei sich haben um den sie sich kümmern mussten. Wobei sie es eh nie wirklich getan hatten.
 

“Die! Lass uns morgen was zusammen machen, ja?” “Was denn,” fragte er nachdem Toshiya ihn aus der Umarmung freigelassen hatte. “Wir gehen zusammen in die Stadt, haben Spaß. Ich will dich so gerne noch mal lächeln sehen.” “Aber wer weiß ob ich noch mal...” “Dafür werd ich schon sorgen,” war Toshiya überzeugt. Irgendwie muss er es schaffen. “Ok,” sagte Die und nickte noch. “Fein! Ich freu mich schon!” “Ich... mich auch.” Toshiya lächelte, strich Die noch mal über den Kopf und ging dann duschen.
 

“Und ihr geht also heute Nachmittag in die Stadt.” Kaoru, Toshiya und Daisuke saßen zusammen beim Mittag. Shinya und Kyo waren immer noch krank. “Ja,” meinte Die. “Pass bloß auf, leih Toshi kein Geld, egal wie er dich anguckt. Du willst gar nicht wissen wie viel Schulden er noch bei uns hat!” “Kao!” Leises und fieses Kichern des pinkhaarigen. “Hör auf sowas zu erzählen,” keifte Toshiya und schmiss Kaoru mit den letzten Krümeln seiner Pizza die noch auf seinem Teller lagen ab. Kaoru duckte sich unter dem Tisch. “Ich sag doch nur die Wahrheit!” Stumm sah Die den beiden zu. Toshiya warf Kaoru solange mit den Krümeln ab bis er keine mehr fand. Dann tauchte Kaoru aus seinem Unterschlupf wieder auf, grinste immer noch. “Schmollst du jetzt wieder?” Toshiya funkelte Kaoru böse an, “Ja,” gab er schnippisch zurück. Kaoru warf ihm eine Kusshand zu. “Hab dich auch lieb Süße!” Weitere funkelnde Blicke wurden zu Kaoru gesendet.
 

“Ihr seid ganz schön kindisch,” bemerkte Die. “Na und,” meinte Toshiya und strahlte den rothaarigen an, “Das würde dir auch mal gut tun.” “Stimmt,” meinte Kaoru und rieb sich mit zwei Fingern unterm Kinn. “Dann würdest du auch mal lachen.” “Mhh...,” machte der rothaarige nur. “Kao, ich hab ihn gestern lächeln gesehen,” meinte Toshiya und ein sanftes, zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen. “Echt! Mach mal!” Ruckartig hatte Kaoru sich zu Die gedreht. “Kao nicht,” sagte Toshiya energisch als er sah wie Dies Blick verschlossen geworden war und er seinen Kopf gesenkt hatte. “Sorry,” murmelte der pinkhaarige daraufhin.
 

Nachdem sie auch den Nachmittagsunterricht hinter sich gebracht hatten waren Die und Toshiya in ihr Zimmer gegangen, packten ihre Sachen für die Stadt und zogen sich Jacken und Schuhe an. Zusammen gingen sie dann runter, meldeten sich beim Hausmeister ab und gingen zur Bushaltestelle. Sie mussten noch einige Minuten warten, deshalb setzten sie sich auf die Bänke.
 

Toshiya grinste Die an. “Was ist?” “Ich freu mich halt!” “Warum?” “Na weil ich mit dir in die Stadt gehe! Weißt du, ich war gestern wahnsinnig glücklich.” Die sah Toshyia einen Moment lang und lächelte wieder ein ganz kleines bisschen. Glücklich strich Toshyia dem rothaarigen über den Kopf. “Irgendwie hab ich das Gefühl du denkst ich bin so ein Streicheltier.” “Nein,” sagte Toshiya gedehnt. “Ich finde deine Haare toll und ich hab dich lieb. Bei den anderen drein darf ich das auch.” Das stimmte zwar nicht so ganz denn eigentlich konnte er nur bei Shinya gefahrlos in den Haaren rumwühlen aber das übersah er bequemerweise. Die sagte nichts mehr und dann kam der Bus. Sie bezahlten und setzten sich nebeneinander.
 

“Wo möchtest du denn so hingehen?” “Also,” sagte Toshiya überdreht “Ich würde gerne ein bisschen nach Klamotten und Schminke gucken und dann noch nach CD’s oder so. Und du?” “Mir ist es egal.” “Ach Die! Du musst doch wissen was du willst!” “Ich such im Moment aber nichts bestimmtes.” “Mh...ok.” Sie schwiegen.
 

“Sag mal stimmt das, dass du so viele Schulden bei den anderen hast?” Toshiya zog eine Schnute. “Ja schon, aber hier gibt es so viele tolle Sachen! Und ich liebe Klamotten halt.” Auf seinen Lippen kauend sah er Die an.
 

“Und Kaoru, seid ihr zusammen?” Erschrocken riss Toshiya seine Augen auf. “Was! Ich und Kao, niemals!” Toshiya fing an zu lachen. “Ich will vernünftige Beziehungen haben, keine Eine-Woche-Fick-Beziehung!” “Solche Beziehungen hat er?” “Kao kann jede haben und wenn er will tut er das auch. Aber nach einer Woche hat er meistens keine Lust mehr auf den ganzen Beziehungskram und macht Schluss. Und die Mädchen sind so blöd und fallen alle auf ihn rein. Bis jetzt hat ihn noch keine abblitzen lassen.” “Oh, tut mir leid wenn ich gedacht habe ihr währt zusammen aber als ich gesehen hab wie ihr euch geküsst habt dachte ich das halt.” “Ist nicht schlimm. Ist ja normal das du sowas denkst. Ab und zu knutschen wir halt alle mal ein bisschen rum , nichts ernstes.”
 

Der Bus hielt und beide stiegen aus. Dann zog Toshiya mit Die über zwei Stunden durch alle möglichen Läden und lud ihn danach in ein Café ein.
 

Sie legten ihre Jacken über die Stuhllehne und bestellten sich jeder ein Glas Cola. Ohne Die zu fragen bestellte Toshiya dann noch zwei Stück Kuchen. Als ihre Bestellung ankam bedankte sich Die höflich bei Toshiya und dieser war total glücklich. Er hatte viele schöne Sachen gekauft und jetzt saß er mit Die in einem Café und sie waren Freunde. Dann setzte er das Gespräch aus dem Bus fort.
 

“Und, hast du schon mal jemanden geküsst oder jemand dich?” Eigentlich glaubte Toshiya die Antwort zu kennen aber vielleicht irrte er sich ja doch. Dies Blick war wieder verschlossen geworden. “Nein, da war nichts.” Wie so oft heute zog Toshiya eine Schnute. “Man...das ist alles so doof. Ich wünschte du hättest es besser gehabt.” “An der Vergangenheit kann man jetzt nichts mehr ändern. Aber könnten wir nicht über etwas anderes reden?” “Klar!” Und das taten sie dann auch. Toshiya schaffte es das noch einige kleine Lächeln auf Dies Lippen lagen und das machte ihn unglaublich glücklich.
 

Am Abend lag Toshiya noch lange wach. Die schlief schon längst, zum Glück. Der Tag lief in einer endlosen Wiederholung durch seinen Kopf. Ein leichtes Kribbeln ging durch seinen Körper. Es war soviel passiert. Gestern und heute. Es musste Die viel Überwindung und Kraft gekostet haben, diese Nähe, diese Worte, einfach alles.
 

Er stand auf, setzte sich auf Dies Bettkante und sah ihn liebevoll an. Mit dem Zeigefinger strich er über Dies Gesicht. Er sah so wunderschön friedlich aus, auch wenn Toshiya wusste das es in Die kein bisschen friedlich war. Er beugte sich etwas weiter zu ihm runter um ihn noch besser sehen zu können. Sein Gesicht war so hübsch. Er schaute ihn so gerne an. Wenn er seine Augen offen hatte waren sie so schön dunkel braun und man konnte, wenn er sich nicht geschminkt hatte, wunderbar seine asiatische Augenform sehen. Und sie konnten so ausdrucksstark sein wenn er es zuließ. Seine Lippen waren so wunderschön. Blass wie der Rest seinen Gesichts. Mit den Fingerspritzen strich er drüber. Sie waren trocken und rau. Plötzlich spürte er den starken Wunsch Dies Lippen mit seinen zu berühren und ihn zärtlich zu küssen. Mit rasendem Herz wich er erschrocken zurück. Stolperte in sein Bett und zog die Decke um sich. //Verdammt// Er wusste nicht woher plötzlich dieser Wunsch kam aber es hatte ihn so sehr erschrocken. Er durfte solche Gedanken nicht haben, nicht mit Die. Die würde es doch nicht verstehen.
 

Nach einer Weile hatte er sich dann eingeredet das er diesen Wunsch nur hatte weil Die ihm im Gegensatz zu sonst so nah und frei gewesen war.
 

Er hatte schon den Wunsch Die nahe zu sein aber so nahe? Würde Die überhaupt verstehen wenn jemand ihn liebt? Wenn er vorher nie geliebt worden war? Diese Frage beschäftigte Toshiya jetzt ziemlich. Wie wäre es wenn Die geliebt wird oder selber lieben wird? Kann er überhaupt lieben? Toshiya wünschte es sich sehr. Nicht um für sich irgendwelche Vorteile zu haben sondern damit es Die besser ging. Würde er eine Freundin oder einen Freund haben wäre er bestimmt glücklicher.
 

Er kuschelte sich in seine Decke und schlief endlich ein.
 


 

You hold me in your arms

And I feel no pain

Why?

I laugh

But I don’t know why

You said you like my smile

And I feel happy

Somehow

And don’t feel the pain

I thought I would feel if someone comes so near

My ugly body

So much scars

Why you are crying

I’m so confused of your reactions

Should I ask why you do it?

Friendship...



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von: abgemeldet
2007-06-23T19:28:52+00:00 23.06.2007 21:28
ui ui!!! ich finde denn ff so toooolllllllll!!!! ich mag deine darstellung von den fünf>x<

ich hoffe du schreibst bald weiter!!!

sag mir bescheid wenn es nicht viele umstände macht^^
Von:  UmbrellaXD
2007-06-02T20:41:16+00:00 02.06.2007 22:41
Humm...also ich bin sher interessiert, wenn es weitergeht und hoffe deswegen schnellst möglich auf ein neues chap XDDDDDDDDD
Wär lieb, wenn du dann bescheid geben könntest ^^~
Von: abgemeldet
2007-05-20T00:43:59+00:00 20.05.2007 02:43
*daumen hoch*
klasse hab sie mir mal letztens durgelesen und find sie klasse der stil ist genial un die idee soweit gefällt mir un ich finde die mal in so einem lichtblick zustellen das er der unahbare, einsame aber auch desinteressierte ist...find ich gut weil das auch mal was anderes ist irgendwie... *grins* naja joa hoffe mal das es bald weiter geht...bin scho gespannt *kicha* ^^
Von: abgemeldet
2007-03-05T16:53:40+00:00 05.03.2007 17:53
It's soooooooo cute *fiep* Und sorry, dat ich nicht angerufen hab...ich finde es sooo süß. Totchis Stimmungsschwankungen sind fast so wie meine...*räusper* Kann es sein, dass Kao irgendwie komisch ist? Sooooooo besitzergreifend xD MEIN toto, fass ihn nicht an...oO Mehr morgen, kann nicht schreiben und reden!! *knuddelz*
Von: abgemeldet
2007-03-04T20:26:04+00:00 04.03.2007 21:26
so ich hab mir vorgenommen alles was hier steht zu übertrumpfen! *hähähä*
also dann mal los:
supi, dupi, mega toll, geil, super, unbeschreiblich, spannend, interessant, fesselnd, zwingt ein' zum weiter lesen, macht süchtig, so schööön traurig, was zum weinen, manchmal zum grinsen, (mist so langsam gehn mir die wiewörter(herr helmer würde mich killen) aus!), dunkel, verwirrend und zu gleich einleuchtend/erleuchtend, gute ablenkung, unverwechselbar, ... so wenn mir noch was einfällt schreib ich noch ein komi! :0) Jule
Von:  maJinMa0
2007-03-04T14:18:05+00:00 04.03.2007 15:18
woah~
total toll ^-^
*plüsch*
ich mag deinen schreibstil wirklich sehr
danke fürs bescheid sagen^^
bitte schreib schnell weiter ich bin schon echt gespannt was noch so passiert...
Von: abgemeldet
2007-03-03T23:11:31+00:00 04.03.2007 00:11
YEAH!! jetz schaff ich es endlich meinen comment abzugeben ^-^v

also ich fand das total niedlich vorallem am schluss als toto den wunsch hatte Die zu küssen <33
soo niedlich ^^

aaah und du schreibst soo toll...das wollte ich schon ima ma sagen ^-^
also ich freu mich schon aufs nächste kapi <33
&& danke dassu mir imma bescheid sagts :]
Von: abgemeldet
2007-03-03T15:35:01+00:00 03.03.2007 16:35
Nach langer Zeit ein neues Kommi von mir ^^
Ich find das Pitel ziemlich gelungen, da die Freunschaft/ Beziehung sich nicht zu schnell oder zu langsam entwickelt. Jetzt kann man natürlich drüber streiten, ob der Anflug Toshiya's Die zu küssen zu früh war. Find ich allerdings nicht so schlimm, da Toshiya sich selbst davon abhält und es eigentlich von Anfang an klar ist, dass er sich in Die verliebt hat.

Bedenklich find ich allerdings, dass Die es zulässt, dass Toshiya seine Narben etc. berührt. Die Meisten wehren sich dagegen. Zudem wird die 3. Person Singular in Präteritum von fallen nicht mit v geschrieben sondern mit f.

LG Nariaki
Von: abgemeldet
2007-03-03T13:21:27+00:00 03.03.2007 14:21
Das Kapitel ist weirklich shc;n geworden! ich find den englischen text am Ende sehr treffend!!! Super!
Von:  MikaChan88
2007-03-03T12:24:29+00:00 03.03.2007 13:24
is echt total super worden!!!
echt süß!
mach bitte ganz schnell weiter, bin schon total gespannt wie es weiter geht!!! ^-^

cu,
MikaChan


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