Ich stehe am Fenster: Es ist Winter.. .
Wie die Zeit vergeht. So schnell, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie lange es jetzt schon her ist, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Wir waren jung. Akira...mein bester Freund. Ein Freund, der mir immer geholfen hat. Egal wie schlecht es mir ging, er war immer für mich da.
Aber eines Tages, bekam ich diesen Brief:
Lieber Yuu,
Ich muss dir leider mitteilen, dass ich wegziehen werde. Meine Mutter hat Arbeit gefunden, doch nicht in dieser Stadt. Ich weiß nicht wohin wir fahren. Sie will es mir nicht verraten. Ziemlich dumm, oder? Jetzt kann ich dir nicht mal etwas zur Erinnerung geben. Denn wenn du diesen Brief liest, bin ich schon längst weg. Es kam alles so plötzlich.
Ich vermisse dich jetzt schon. Ich rate dir, vergisst du mich, gibt es Ärger!
Also, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder! Bestimmt!
Dein Akira
Ich glaube, dass es jetzt schon mindestens 10 Jahre her ist. Ich bin erwachsener geworden. Habe neue Freunde. Ja, neue Freunde, aber dich kann ich nicht vergessen. Wie konntest du das behaupten? Diese schönen Schneeengel, die wir im letzten gemeinsamen Winter gemacht haben.
„Schneeengel leben ewig, auch wenn sie unsichtbar werden“, hast du dabei gesagt. Diese Worte hallen die ganze Zeit über in meinem Kopf. So kommt es mir vor, dass ich noch genau weiß, wie deine Stimme klang. Doch in diesen 10 Jahren war sie nur eine Illusion. Kein Sterbenswörtchen kam von dir! Kein einziger Anruf, keine Mail, kein Brief!
Ich habe Angst. Ich weiß nicht, was mit dir ist. Hast du mich etwa vergessen? Geht es dir gut? Ich weiß es verdammt nochmal nicht! Akira!
*Klingel* Urplötzlich werde ich aus meinen Gedanken raus gerissen.
Oh, es klingelt. Wer mag das wohl sein? Ich öffne die Tür und schon höre ich eine vertraute Stimme.
„Aoi! Konban wa! Wie geht es dir? Wir haben dich ja seit einer Woche nicht mehr gesehen!“
Kai, Uruha und Ruki sind da. Ja, das sind meine neuen Freunde.
„Konban wa! Hai, mir geht es gut, wie immer! Hatte nur viel zu tun. Gomen, dass ich mich nicht gemeldet habe!“ Ich lüge. Ich lüge sie wirklich oft an. Aber was soll ich machen? Ihnen von ihm erzählen?! Ihnen sagen, was mich bedrückt?! Nein, das wäre doch wirklich kindisch. Wer denkt schon an einem Typen, der sich seit über 10 Jahren nicht gemeldet hat?!
„Können wir rein kommen?“ „Natürlich“, erwiderte ich Kais Frage. Ich freue mich, wenn er kommt, denn sein Grinsen ist echt ansteckend. Dann fühle ich mich meist besser.
Kai, Uruha und Ruki haben es sich schon auf meinem Sofa gemütlich gemacht. Zusammen sind sie echt drollig. Sie sind immer gut drauf und machen jeden Scheiß mit. Führen sich manchmal wie kleine Babies auf. ... Oh nein, jetzt zanken sie sich schon wieder. Ich geh mal lieber in die Küche und hole ihnen etwas zum Knabbern, ehe sie sich gegenseitig auffressen. ...
„Kai, nimm' deinen Fuß aus meinem Gesicht! Das ist echt eklig!“
„Aber Uruha! Die hab ich heute Morgen erst gewaschen!
„Kai, sowas macht man nicht!“
„Ruki, halte dich da gefälligst raus! Das ist meine Sache, was ich mit meinen Füßen anstelle!“
Das ist ja mal wieder typisch. „Hier habt ihr was zum Knabbern und Kai, lass bitte die Füße aus Uruha's Gesicht. Außerdem machst du mein Sofa ja ganz dreckig!“
„Naaa, Aoi, wenn du dich schon so aufregst, kannst du ja auch von deiner anstrengenden Woche erzählen. Wir haben dich nämlich vermisst“, entgegnete Kai, mal wieder mit einem fetten Grinsen.
Ich setze mich auf meinem Sessel, welcher gegenüber dem Sofa steht und hole tief Luft.
Fortsetzung – Teil 2
„Etoo...“.
Meine Güte, wie soll man denn da ernst bleiben, wenn...wenn die Drei wie die Hühner auf der Stange sitzen und versuchen interessiert auszusehen?! Aber ich bin ganz schön überrascht, sie so „erwachsen“ zu sehen. Kompliment, Jungs!
„Anoo...“.
Sie sehen aus wie...........Uhu-Eulen. Ahhrgh, hört auf!
„Das war so...“.
„Ja?, wie war was?! Aoi, drucks hier nicht rum, sondern sag was Sache ist!“. Ruki scheint wohl angenervt zu sein? Hat seine Freundin ihn verlassen? Seltsam.
„Ruki, gomen, aber..“.
Ein „Mucks“, noch ein „Fiep“, ... okaaay keiner kann es mehr unterdrücken! LOL!
Vor lauter Lachen läuft Uruha ein bisschen Spucke aus dem Mund und Ruki kann sich gar nicht mehr halten und hustet sich schon halb die Seele aus dem Leib. Kai, mittlerweile rot angelaufen, gibt mir gewisse Andeutungen, was so viel wie „Guck mal Ruki und Uruha, perfekt!“ heißen soll.
Naja, ehrlich gesagt, hätte es mich sehr gewundert, die Drei für eine ganze Minute ruhig zu sehen. Das wäre ziemlich unnormal. Aber Kai.., er meint schon längere Zeit, dass Ruki und Uruha ein perfektes Paar abgeben würden. Wenn er meint!? Aber ich stehe nicht sonderlich auf Schwule. Wenn ich nur daran denke, falls die Beiden zusammen kommen und ich sie bei mir zu Hause in der Küche rummachen sehe. Bloß nicht!...
..............
Moment mal, ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich dazwischen gehen muss, bevor noch das Ungewollte zum Geschehenen wird!
„Hey Uhu!“. Ups.
Oh nein, jetzt glotzen alle.
Seltsam, wenn plötzlich alles still ist, jeder so stehen bleibt, wie er war und nur die Köpfe sich in meine Richtung drehen.
Oh Gott!
Am liebsten würde ich ja im Erdboden versinken und nicht nur weil Uruha in Sachen Spitznamen sehr Eigen ist, sondern auch weil, na weil....
weil Ruki grade wohl mein Pornoheftchen genommen hat und es mit seiner rechten Hand in die Lüfte hält, da er anscheinend Uruha damit schlagen wollte!!!
All ihre Blicke wandern in Richtung P..P-Pornoheftchen und ....stellen erst jetzt fest, was das ist.
„Ähm, das ist nicht meins, das ist Aois!“, kam es bei Ruki wie aus der Pistole geschossen und grinst mich an. Na toll.
Bekannte, mysteriöse, grinsende Stille. .........
Plötzlich bekomme ich im Rücken einen stechenden Schmerz und werde auf den Boden geworfen. Über mir sehe ich einen schadenfrohen Uruha, der mich versucht zu erwürgen. Was geht mit dem denn ab? .. Hehe, nichts. Zum Glück ist das nur Spaß, aber im Dunkeln möchte ich ihm nicht begegnen. Er ist so groß. Perfekt für Ruki.
Oh nee, jetzt fange ich damit auch noch an. Blöder Kai!
„Ahhhhhhhhhhh! Hör auf, hör auf, bitte, bitte!“. Jetzt werde ich auch noch von den andern beiden angegriffen. Mit Kitzelattacken!
„Wie bitte? Ich habe taube Ohren“.
„Kaaaaai! Ich kann nicht mehr!“
„Wir hören auf, sobald wir wissen, woher du dieses tolle Pornoheftchen hast! Los! Hop hop! Lass es krachen!“
„Vom Kiosk nebenan, aber jetzt hört auf! Biiitte!! Ruki! Ich habe es dir doch gesagt!“
„Okay, Kai, hör auf. Für Uruha bin ich nicht zuständig“ Kreischend laufen Kai und Ruki aus der Wohnungstür. Ich vermute zum Kiosk... Ich hoffe, die stellen nichts Dummes an! Anoo, da war doch noch was?! Da! Dieser stechende Schmerz! Uruha! Aber diesmal massiert er meine Schultern. Wenn ich genau überlege, tut das richtig gut. Aber Entspannen kann ich nicht....
Er lächelt mich an. Und immer wenn er das macht, hat er was vor. Zusätzliches Massieren heißt nichts Gutes. Ich ahne Schlimmes.
„Du Aoi? Kann ich dich mal was fragen?“
„Ähm, klar“, erwidere ich etwas unsicher.
„Wie findest du Ruki?“
„Wie soll ich ihn denn finden? Wahrscheinlich ist er am Kiosk“
Das kann ja noch heiter werden. Ich habe es befürchtet.
„Hey, du weißt, wie ich das meine!“
„Uruha, nein, weiß ich nicht!
„Na, ach Aoi...“
Oh, irgendwie mag ich es nicht, wenn er so traurig guckt...
„Wenn du meinst, dass ich auch das meinen könnte, was du meinst, dann werde ich es wohl meinen.“
Ein kleines Grinsen überfährt Uruhas Lippen, welches leider schnell wieder verfliegt.
„Uruha, gomen nasai. Kann es vielleicht sein, dass du in Ruki verliebt bist?“
„Was? In Ruki verliebt?! Quatsch! W-warum sollte ich in Ruki v-ver......“
„Also meine ich doch nicht das, was du meinst. Ich weiß es nicht!“
Er hat aufgehört zu massieren.
„Aoi...du hast Recht. Ich halte das langsam nicht mehr aus.“
„Mein Uru, bist du dir da wirklich sicher?
Naja, ich gebe es nicht gerne zu, aber Kai hat schon länger das Gefühl, dass zwischen euch beiden ein Funken schwirrt. Und jetzt weiß ich es auch...
„Kai... wie peinlich. Aber, wenn es so offensichtlich erscheint, was wird Ruki darüber denken?“
„Frag ihn“
Bong, mein armer Kopf.
„Bist du bescheuert?! Das kann ich nicht! Außerdem hat er eine Freundin!
Anoo, gomen, meine Hand ist ausgerutscht“
„Schon gut, aber Kai meinte, zwischen euch BEIDEN besteht eine Verbindung. Ruki kann das Gleiche fühlen wie du! Und wenn du ihn nicht fragst, wirst du ewig in deiner Unwissenheit hocken!“
Stille..........
„Bum Bum Bum!“, hämmert es an der Tür.
„Aha, Kai und Ruki sind bestimmt zurück!“ Vorsichtig mache ich die Tür auf und schon spraddelt Kai um mich herum: „Wir haben 'nen Porno, wir haben 'nen Porno!“
Entsetzt versuche ich Kai zu entweichen und erhasche einen kurzen Blick auf Ruki, der nicht ganz so begeistert zu sein scheint, wie sein Kumpel. Jetzt kommt Kai wieder angehopst und flüstert mir was zu:
„Keine Sorge wegen Ruki. Wir haben uns über Uruha ausgesprochen. Ruki ist grade in einer sehr schwierigen Phase.“ Grinsend tanzt er in der Küche weiter.
Warum ist er so fröhlich, aber Ruki nicht?! Urplötzlich steht Uruha neben mir und nickt leicht.
„Ruki?“, ertönt es aus Uruhas Mund.
„Hai?“ Er hebt den Kopf, wagt es aber nicht in Uruhas Augen zu sehen.
„I-ich möchte dir, ähm, sagen, dass,...dass, najaa,...dass ich dich liebe. Ich weiß, dass diese Liebe nicht normal ist, aber was soll ich machen? Ruki..“
Stille........
Wenn ich in Kais Gesicht gucke, wird mir langsam schlecht vom Dauergrinsen. Dabei mag ich es sonst doch so.
Mit einem Mal hält Ruki seine Hände vor das Gesicht und rennt wieder aus der Tür nach draußen.
Ich mache mir Sorgen. Was ist hier eigentlich los?
Uruha rennt ihm nach und auch Kai will, aber ich greife mir seinen Ärmel: „Lass die Beiden erst einmal alleine“ Und er nickt mir einverstanden zu. Ich habe das Gefühl, dass selbst er nicht mehr weiß, was sich hier abspielt.
(In diesem Kapitel hab ich irgendwas mit den Punkten .....^^)
