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Dieses Leben

Leben - Lieben - Leiden
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben, es ist Jahre her, seit ich mich hier gemeldet habe. Aber auch nach all der Zeit, liegt mir diese Geschichte immer noch am Herzen und ich möchte sie zu Ende bringen. Sicherlich hat sich in den Jahren viel verändert und ich gebe zu, dass ich erstmal wieder richtig "rein kommen" muss. Auf meiner Festplatte habe ich ebenso seit Ewigkeiten das letzte Kapitel hochladebereit liegen. Aber ich will versuchen, es richtig zu Ende zu bringen.
Seht dieses Kapitel als Versuch. Ich selbst finde es recht holprig. Trotzdem hoffe ich, dass es dem ein oder anderen Leser vielleicht ansatzweise gefallen könnte.
Genug der Worte, viel Vergnügen beim Lesen! Komplett anzeigen

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Es begann an einem warmen Frühlingstag

Hallo erstmal!

Hier haben wir das erste Kapitel zu meiner Shojo-ai FF. Es ist das erste größere Projekt dieser Art, welches ich schreibe und bei Mexx hochlade. Die Geschichte liegt mir ziemlich am Herzen, weil es einen ernsteren Hintergrund verfolgt (auch wenn ein paar meiner FFs auch schon realtiv ernst waren). Zudem verfolgt sie mich schon seit längeren, wurde aber durch das gehörte Lied noch einmal intensiviert. Diese Projekte liegen mir immer besonders am Herzen, da ich sie gern genauso schreiben möchte, wie sie in meiner Vorstellung existieren, was mir meist auch in etwa gelingt.

Gerade, weil mir die FF so am Herzen liegt, hoffe ich auch, dass sie den Lesern gefallen wird. Deshalb wünsche ich euch allen an dieser Stelle viel Spaß beim Lesen.
 


 

Kapitel 1

Es begann an einem warmen Frühlingstag
 


 

Alles was lebt, muss eines Tages aus dem Leben gehen.

Wann?

Das weiß niemand…

Aber

,…wenn man es wissen würde,

wäre es dann nicht noch schlimmer zu sterben?...
 


 

Alles deutete darauf hin, dass es ein wunderschöner Tag werden würde. Die Sonne schien sanft auf eine wunderschöne Allee, die mit Kirschbäumen gesäumt war, welche in all ihrer Pracht erblühten. So mancher blieb an ihnen stehen und betrachtete diese Schönheit der Natur voller Erfurcht.

So erging es auch einem Mädchen. Heute war ihr erster Tag an ihrer neuen Schule. Eigentlich hatte die Schülerin ja mit ihrer besten Freundin gehen wollen, aber wie so häufig hatte diese mal wieder verschlafen.

Als sie die Allee erreichte, blieb die Person mit dem langen schwarzen Haar, das ihr im geflochtenen Zustand über der Schulter hing, stehen. Ein leichter Wind kam auf, einige Blütenblätter wirbelten herum, sodass sich die Schwarzhaarige kurz in einem Blütenmeer wieder fand, dann war alles wieder vorbei.

„Hey, Chikane! Warte doch mal!“ Das Mädchen drehte sich um. Kühl lächelte sie, schüttelte leicht den Kopf, als sie ein braunhaariges Mädchen auf sie zu rennen sah.

„Guten Morgen, Reika-chan. Du bist ziemlich spät“, murmelte Chikane.

Die Angesprochene lachte allerdings nur, legte den Arm versöhnlich um ihre Freundin, als sie entgegnete: „Nun hör aber auf, Chikane-chan! Du kennst mich doch. Außerdem werden sie uns an unserem ersten Tag schon nicht gleich den Kopf abreißen, wenn wir ein, zwei Minuten zu spät kommen.“

„Aber es macht keinen guten Eindruck“, argumentierte nun wiederum die Schwarzhaarige.

„Keine Sorge! Wenn’s Stress gibt, dann hol ich uns dort schon noch raus!“ Reika lachte. Chikane schenkte ihrer besten Freundin nur ein warmes Lächeln.

Das war nun einmal Reikas Art. Sie war schon immer so gewesen, sogar im Kindergarten. Seit jener Zeit waren die beiden Mädchen unzertrennlich. Die Freundschaft ging sogar so weit, dass Reika extra die Schule wechselte, um Chikane weiterhin zu unterstützen. Auch wenn Chikane es nie gesagt hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie tun würde, wusste die Braunhaarige doch instinktiv, dass die Schwarzhaarige sie brauchte, um einige Tage zu überstehen.

Bei den beiden konnte man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sie gegensätzlicher nicht hätten sein können. Während Chikane so gut wie nie zu spät kam und die Welt sehr pessimistisch betrachtete, machte sich Reika nie viel daraus, wenn sie mal fünf Minuten zu spät dran war und sah die Welt von ihren schönsten Seiten. Der Ausspruch, dass sich Gegensätze anzogen, war allerdings bei diesen beiden völlig zutreffend. Obgleich kleinere Streitigkeiten bei solch unterschiedlichen Ansichten, wie bei den beiden, vorprogrammiert waren, akzeptierten sie doch beide die Schwächen des jeweils anderen und konnte sich ein Leben ohne einander kaum mehr vorstellen.

Fröhlich plapperte Reika auf Chikane ein, als diese auf einmal aufhorchte. Da war eindeutig ein Motorengeräusch. Die beiden Mädchen hatten die Kirschbaumallee gerade passiert und sahen schon das große Schulgebäude in greifbarer Nähe, als sich ihnen ein Motorrad näherte.

Chikane sah das Motorrad kommen, beobachtete den Fahrer, den sie unter dem Helm kaum erkennen konnte. Doch für den Bruchteil einer Sekunde sah auch der Fahrer zu den beiden und kurz begegneten sich die Blicke der beiden.

Für einen Moment nur schien die Welt still zu stehen, dann war der Motorradfahrer auch schon wieder weg, fuhr in Richtung Schule.

Wie gelähmt stand Chikane auf dem Weg, starrte dem Motorrad hinterher. Reika fasste sie an der Schulter und schüttelte sie leicht. „Erde an Chikane. Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, dann müssen wir weiter.“

„Was?“ Chikane erschien es, als wäre sie gerade in einer ganz anderen Welt gewesen und nun aus dieser herausgerissen worden.

Sie gab einen ziemlich witzigen Anblick ab, als sie so da stand und nicht zu wissen schien, wo sie war. „Na komm schon! Träumen kannst du später auch noch. Jetzt lass uns erstmal zur Schule gehen“, gab Reika lachend von sich.

Die beiden Mädchen wussten nicht, was die Person auf dem Motorrad noch für einen Einfluss auf Chikanes Leben haben würde.
 

Das Motorrad kam auf dem Schulhof zum Stehen. Der Fahrer stellte es ab, dann nahm er den Helm ab. Spätestens jetzt wusste jeder, dass es sich hier nicht um einen Fahrer, sondern viel mehr um eine Fahrerin handelte.

Das Mädchen mit dem blondierten Haar schüttelte ihren Kopf, damit ihre Haare wieder richtig saßen. Dann ging sie auf das Schulgebäude zu. Langsam, sich der Blicke der Jungs und auch Mädchen an der Schule bewusst, schritt sie auf den Haupteingang des großen Gebäudes zu.

Immer wieder ertönte ein: „Guten Morgen, Sei-san.“ Einige Jungs fügten statt dem „-san“ ein verniedlichendes „-chan“ an ihren Namen. Sei lächelte nur kühl, hob ab und an die Hand. Ab und an gab sie ein „Guten Morgen, Jungs“ von sich. Trotzdem hätte sie nie einen von diesen Typen haben wollen. Sie waren langweilig, zu einfach zu erreichen und viel zu durchschaubar für ihren Geschmack. Die Blondhaarige suchte nach einer Herausforderung und die würde sie bei diesen Leuten nicht finden.

Gerade wollte sie das Gebäude betreten, als hinter ihr eine ihr nur all zu vertraute Stimme meinte: „Guten Morgen, Sei-chan.“ Sofort drehte Sei sich um. Entgegnete sanft lächelnd: „Guten Morgen, Kyo-kun.“ Ein hoch gewachsener Junge stand vor ihr und lächelte ein Lächeln, bei dem jedes andere Mädchen weiche Knie bekommen hätte.

Kyo war Seis Sandkastenfreund. Bis vor kurzem waren sie noch das Traumpaar der Schule gewesen. Doch vor einiger Zeit hatten die beiden sich getrennt. Keiner kannte den Grund dazu. Ein Streit konnte der Meinung aller nach, nicht der Grund dafür gewesen sein, sonst würden sie gewiss nicht immer noch so herzlich miteinander umgehen.

„Und, wie war dein Wochenende?“, wollte Kyo wissen.

„Ging schon. Es gab mal wieder Stress zu Hause, weil ich zu lange draußen war. Aber was soll’s! Schließlich bin ich nur einmal jung“, antwortete Sei grinsend und streckte sich genüsslich.

„Stimmt es eigentlich, dass heute zwei Neue zu euch in die Klasse kommen sollen?“, fragte Kyo weiter.

Doch die Blonde zeigte deutlich ihr Desinteresse daran, als sie mit den Schulter zuckte und murmelte: „Schon möglich. Ist mir aber eigentlich auch egal. Werde ich ja dann schon sehen.“

Dann trennten sich die Wege der beiden Freunde. Sie waren in verschiedenen Klassen. Noch leicht müde, dadurch, dass sie in der letzten Nacht kaum geschlafen hatte, ging Sei ins Klassenzimmer.

Kurz ließ sie den Blick schweifen. Jeden Morgen dieselben Gesichter, echt langweilig, dachte Sei für sich, dann setzte sie sich hin. Sei machte es sich gemütlich auf ihrem Stuhl, in sofern das möglich war, als eine weitere Mitschülerin das Klassenzimmer betrat.

Ihr Name war Shimako. Mit ihr hatte Sei so gut wie noch nie ein Wort gewechselt. Das Mädchen war schüchtern bis zum geht nicht mehr und sie und Sei trennten alles in allem Welten. Trotz allem war es nicht unbemerkt von der Blonden geblieben, dass die schüchterne Braunhaarige mit dem Pferdeschwanz, sich in letzter Zeit zusehends um Shin bemühte.

Wie jeden Morgen saß der an seinem Fensterplatz und steckte seine Nase in irgendeinen Schinken mit Sachen, die einen normalen Teenager, nach Seis Ansicht, nie interessieren würden.

Shin sah relativ gut aus, aber er war sehr distanziert von den anderen. Ihn interessierten nur seine Bücher und seine Noten. Es hieß, dass er oft wie ein Verrückter für die nächste Prüfung büffelte, um möglichst gut abzuschneiden und dann bessere Chancen in seiner Zukunft zu haben.

Zudem konnte er sehr berechnend sein, weshalb ihn die anderen zusehends mieden. Nur Shimako schien das noch nicht bemerkt zu haben oder bemerken zu wollen. Unsicher setzte diese sich auf den Platz neben Shin, der ihr am ersten Schultag zugeteilt wurden war. „Gu…guten Morgen, Shin-kun“, flüsterte sie.

Sei beobachtete das Ganze. Eigentlich war es jedes Mal das Gleiche. Shimako wünschte Shin unsicher einen guten Morgen, während Shin es noch nicht mal für nötig hielt, von seinem Buch aufzusehen, um Shimako ein „Morgen“, zu entgegnen. Sollten diese beiden früher oder später doch zusammen kommen, dann würde es in ihrem Haushalt wohl ziemlich still werden.

Bei dieser Vorstellung konnte Sei sich ein Kichern nicht verkneifen. Wenn sie sich die beiden so am Küchentisch beim Frühstück vorstellte. Shimako scheu wie ein Reh Shin gegenüber sitzend, der hinter einer riesigen Zeitung versteckt war und jeden Artikel las, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Ja, das hatte durchaus irgendwie was Komisches, dachte sich Sei.

„Worüber lachst du denn schon wieder, Sei?“, unterbrach eine Mädchenstimme im nächsten Moment Seis Gedankengänge.

Ohne Frage war das die Stimme von Hina. Auf ihre Art die Oberzicke der Schule und nirgends wirklich gern gesehen, aufgrund ihrer relativ abgebrühten Art, hatte da Mädchen in der zwei Jahre älteren Kotori eine wahre Freundin gefunden, welche sie liebevoll O-nee-san nannte.

„Ich hab kein Bock auf eine deiner dämlichen Bemerkungen am frühen Morgen, deshalb werde ich dich nicht daran teilhaben lassen und dir sagen, worüber ich lache“, entgegnete Sei schnippisch.

Hina verzog nur leicht das Gesicht, strich sich das rötliche, kurze Haar zurück und ging an ihren Platz. Sie war heute noch schlechter drauf als sonst, denn Kotori war nicht da und es gab nichts, was sie mehr hasste, als sie kurz vor dem Unterricht nicht wenigstens für einen Augenblick sehen zu können. Sie fühlte sich dann immer merkwürdig schlapp und lustlos.

Shimako wartete währenddessen immer noch darauf, dass Shin etwas entgegnete. Ihr rutschte das Herz fast in der Hose, als er sie wirklich anschaute, als er, für seine Verhältnisse sehr freundlich, auch einen guten Morgen wünschte. Sofort begann Shimako zu strahlen und Shin widmete sich wieder seinen Büchern.

Dies alles geschah unbemerkt von den anderen. Es war nur ein Augenblick und vermutlich hätte niemand diesem Ereignis eine besondere Bedeutung gegeben, aber für Shimako hatte es Bedeutung. Sie hatte das Gefühl, endlich von Shin bemerkt worden zu sein.

Dann klingelte es. Alle Schüler fanden sich auf ihren Plätzen ein. Langsam wurde es ruhig.
 

Reika und Chikane standen währenddessen vor dem Lehrerzimmer und warteten auf ihre neue Klassenleiterin. Diese stellte sich als nette junge Frau, Ende zwanzig heraus und führte die beiden, nach dem Stundenklingeln zu ihrem neuen Klassenzimmer.

Es blieb nicht unbemerkt von Reika, dass ihre beste Freundin immer kleiner wurde, je näher sie dem Klassenzimmer kamen. Aufmunternd ergriff sie die Hand ihrer Freundin und drückte diese sanft.

Chikane sah leicht verunsichert zu ihrer Freundin auf, welche sie aufmunternd anlächelte. „Es wird schon alles gut gehen, glaub mir. Zusammen schaffen wir das schon“, flüsterte die Braunhaarige ihr zu. Als sie beim Klassenzimmer angekommen waren und rein gebeten wurden, murmelte sie ihrer schwarzhaarigen Freundin noch zu: „So und nun Schulter zurück, Blick nach geradeaus gerichtet und keine Angst zeigen!“ Dann schob Reika sich und Chikane schon hinein.

Dort vorn beim Lehrertisch zu stehen und den anderen präsentiert zu werden, war beiden irgendwie unangenehm. Die Lehrerin stellte die beiden Mädchen ihrer Klasse vor, erzählte etwas über sie und gab ihnen dann endlich die Erlaubnis, sich zu setzen.

Chikane bekam den freien Platz neben Sei zugeteilt, der sich af der vorletzten Reihe befand, Reika saß vor ihr. Als Chikane sich neben Sei setzte, fiel dieser zuerst ihr melancholischer Blick auf und dann glaubte sie zu meinen, dass dies das Mädchen war, an dem sie vorhin vorbeigefahren war.

Sei lächelte und meinte: „Hi, ich bin Sei!“

Chikane sah sie etwas unsicher an, murmelte darauf: „Freut mich, ich bin Chikane.“

„Ich weiß…“, grinste Sei. Gerade wollte sie noch etwas sagen, als die Klassenleiterin meinte: „Sei, das reicht jetzt! Du kannst auch in der Pause neue Kontakte knüpfen!“

„Ja, ja, ich weiß, ich weiß…“, entgegnete Sei nur lässig.

Unauffällig musterte Chikane die Blonde neben sich. Wie sie dasaß und einen auf völlig cool machte. Sie wirkte völlig entspannt, obwohl sie gerade von der Lehrerin zur Ordnung gemahnt wurde, schien ihr das völlig egal zu sein.

Das konnte ja heiter werden!

Nun begann der Unterricht. Die Bücher wurden vorgenommen. Sei rutschte leicht an Chikane heran und meinte: „Du kannst gern mit in mein Buch sehen, Chi-chan.“

Überrascht sah die Schwarzhaarige ihr Gegenüber an. Warum gab sie ihr einen Kosenamen, wo sie sich doch kaum kannten? Das gehörte sich einfach nicht! Aber wenigstens war sie freundlich und so äußerte sie Chikane zunächst nicht weiter dazu, das hatte später auch noch Zeit.

Den Unterricht über, wandte Sei ihren Blick immer wieder unauffällig zu Chikane. Ihr Blick blieb unverändert, wirkte weiterhin traurig. Was gab es nur, was dieses Mädchen so sehr bedrückte?

Sei setzte ihren Ellbogen auf dem Tisch auf, legte ihr Kinn auf ihre Hand und betrachtete das Mädchen neben sich nun offensichtlicher. Der Schwarzhaarigen war dies deutlich unangenehm. Sie sah nach oben und fragte: „Was ist denn?“

„Ich habe mich gefragt, warum du die ganze Zeit so traurig dreinschaust. So furchtbar ist es hier ja nun wirklich nicht!“

Verwundert sah Chikane Sei an. Vielleicht hätte sie etwas erwidert, wenn in jenem Moment nicht die Stimme der Lehrerin erklungen wäre, welche sich an Sei wandte und diese vor die Tür schickte, da sie ihrer Meinung nach den Unterricht gestört hatte.

Sei ging aus der Tür, Chikane sah ihr hinterher und es herrschte allgemeiner Tumult.

Sogar der sonst so strebsame Shin sah auf. Doch dies tat er keins Falls, um der Blonden nachzusehen. Nein, denn das gehörte mittlerweile ja schon zur Tagesordnung. Unauffällig sah er Shimako an. Dann stupste er sie leicht mit seinem Stift an und schob ihr eine Karte zu.

Shimako sah zunächst Shin an, der schon wieder in sein Buch vertieft zu sein schien, jedoch innerlich auf eine Reaktion seiner Banknachbarin wartete. Als von Shin keinerlei Reaktion kam, sah das Mädchen auf den Tisch. Dort lag eine recht unscheinbare Karte. Shimako meinte, dass ihr Herzschlag für einige Sekunden aussetzte, als sie wahrnahm, dass dies nicht irgendeine Karte, sondern eine Geburtstagskarte für sie war.

Erstaunt sah sie Shin direkt an. Dieser erwiderte kurz ihren Blick, Shimako meinte darin eine gewisse Anspannung zu sehen, die von ihm abfiel, als sie ihn dankbar anlächelte, bevor er sich wieder seinem Buch und den Unterricht widmete.

Nur zu gern hätte die Braunhaarige sich sofort bei dem stillen Jungen, mit dem kurzen dunklen Haar bedankt, doch sie schwatzte nicht im Unterricht und musste wohl oder übel bis zur Pause abwarten.

Und diese kam, nach endlos langer Zeit, wie es Shimako erschien. Kaum hatte es geklingelt, strömten die Schüler auch schon aus dem Klassenzimmer. Nur wenige blieben drinnen. Unter anderem Chikane, Reika, Shimako und Shin. Entgegen ihrer Art gesellte sich auch Sei wieder nach drinnen.

Sie rückte sich ihren Stuhl zurecht und setzte sich wieder.

„Sorry…“, gab Chikane kleinlaut von sich.

„Sorry? Weswegen denn?“

„Weil du wegen mir den Rest der Stunde draußen verbringen musstest.“

Sie begann zu lachen, sodass Reika sich zu den beiden umdrehte und diese perplex ansah.

„Lachst du jetzt etwa Chikane-chan aus?“, wollte Reika wissen. Wenn Sei das wirklich tat, dann hatte sie ein folgenschweres Problem mit der Braunhaarigen. Niemand lachte ihre beste Freundin einfach so aus.

Doch die Blonde winkte nur ab: „Nein, nein…ich lache nur über ihre Bemerkung.“ Es dauerte eine Weile, bis Sei sich beruhigt hatte und erklärte: „Für mich ist es ganz normal, die Stunde mal vor der Tür zu verbringen. Unser liebes Fräulein Klassenleiterin hat einfach was gegen mich. Aber was soll’s! Also, zerbrich dir mal nicht dein hübsches Köpfchen über solche Dinge. Das geht schon in Ordnung, Chi-chan!“

Stille.

Reika starrte Sei verwundert an, Chikane schwieg peinlich berührt, Sei lächelte ruhig vor sich hin. Dann, auf einmal, streckte Sei die Hand nach der Schwarzhaarige aus. Chikane bemerkte dies und kniff die Augen zusammen. Kurz fühlte sie Seis Hand auf ihrem Kopf, dann sah sie wieder auf. Die Blonde hielt nun ein Blütenblatt zwischen den Fingern. „Das hattest du in den Haaren, Chi-chan…“

Nun erwachten auch in Reika wieder die Lebensgeister: „Ha…hast du Chikane-chan gerade Chi-chan genannt?“

„Klar, darf ich etwa nicht?“, entgegnete Sei, als wäre es das Normalste auf der Welt.

„Nein! Schließlich kennst du sie kaum!“

„Aber Chikane ist so furchtbar lang. Chikane-san ist noch länger. Außerdem klingt Chi-chan doch irgendwie süß, oder, Chi-chan? Hast du etwas dagegen?“

Seis Stimme hatte einen warmherzigen Klang. Die Schwarzhaarige erschauderte leicht. Das Mädchen wusste nicht, wie sie antworten sollte. Sie wollte auf keinem Fall negativ auffallen. Dann schüttelte sie als Antwort nur leicht den Kopf.

„Aber Chikane-chan!“, wandte Reika ein. „Das gehört sich doch nicht.“

Verunsichert sah das Mädchen ihre Freundin an. „Ach, weißt du…das geht schon in Ordnung…Sei-san meint es ja bestimmt nicht böse…“

„Siehst du!“, triumphierte Sei über Reika.

„Du hast echt keinen Funken Anstand!“, meinte diese und schon waren die beiden in einen leichten Streit verwickelt, der allerdings eher der Belustigung der Allgemeinheit diente, als einen ernsteren Grund zu verfolgen.
 

Shimako beobachtete das Ganze still schweigend.

„Das ist doch idiotisch“, erklang auf einmal Shins Stimme hinter seinem Buch hervor. Sofort wandte sich die Braunhaarige ihm zu. „Wie meinst du das, Shin-kun?“

Dieser sah nun von seinem Buch auf, beobachtete die drei Mädchen und murmelte: „Findest du es nicht kindisch, sich wegen einer Silbe an einem Namen zu streiten?“

„Na ja, ich würde es nicht unbedingt machen, aber…“, Shimako lächelte, als könnte sie den Streit nachvollziehen, „Die Drei scheinen Spaß zu haben….“

Kurz darauf schwiegen beide, bis Shimako das Wort ergriff: „Ach, übrigens, Shin-kun…“

„Ja, was ist denn?“, hakte dieser nach, der immer noch die kleine Gruppe musterte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er diese Chikane irgendwoher kannte. Dunkel erinnerte er sich daran, dass er mit einem Mädchen dieses Namens in den Kindergarten gegangen war. Doch diese sorglosen Zeiten waren vorbei und wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sie plötzlich auf genau die Schule wechselte, die er besuchte.

Das braunhaarige Mädchen räusperte sich kurz, Shin sah sie abwartend an, bemerkte, dass sie nach seinem Blick suchte, welchen sie bald darauf fand und festhielt. „Danke, Shin-kun, dafür, dass du an meinen Geburtstag gedacht und mir diese Karte geschenkt hast.“

Der Junge kam sich etwas überrumpelt vor, steckte die Nase verlegen in die Bücher, bevor er entgegnete: „Die haben uns jetzt fast jedes Jahr zusammengesetzt. Da ist es ja wohl nichts, wenn ich an deinen Geburtstag denke.“

„Für mich schon, Shin-kun…“, flüsterte Shimako, glücklich lächelnd.

Shin erwiderte nichts. Er konnte es nicht. Er wusste mit solchen Situationen nicht umzugehen. Hätte Shimako ihm jetzt erklärt, wie sehr sie ihn liebte, dann hätte er ihr im sachlichen Ton erklärt, dass er nicht an einer Beziehung interessiert sei, jedoch nichts gegen eine Freundschaft hatte, so, wie er es bei den anderen Mädchen getan hatte.

Doch Shimako, das stille Mädchen, welches Jahr für Jahr an seiner Seite gesessen und ihn nie gestört hatte, war irgendwie anders. Er mochte sie und in seinem Denken hätte sie schon eine gute Partie abgegeben, doch momentan wollte er sich nur auf die Schule konzentrieren. Alles andere wurde dabei nebensächlich und wurde vermieden, so weit es sich vermieden ließ.

Entgegen seiner Art begann er ein belangloses Gespräch. „Und, was unternimmst du zur Feier des Tages?“

Da erkannte er, wie sich Shimakos Blick trübte, als sie antwortete: „Gar nichts. Es ist niemand da, mit dem ich etwas unternehmen könnte. Ich werde zu Hause bleiben und mich irgendwie beschäftigen. Schließlich ist es letzten Endes doch nu ein Tag, wie jeder andere.“

Als Shimako so da saß, mit diesem traurigen Blick, da regte sich etwas in Shin. Etwas tief in ihm wollte nicht, dass sie so traurig war, ihren Geburtstag allein verbrachte. Zwar kostete es ihn einige Überwindung, aber er tat es einfach: „Wenn du willst, dann können wir ja nach der Schule etwas gemeinsam unternehmen. Niemand sollte seinen Geburtstag allein verbringen.“, nuschelte er, eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht.

Shimako erging es da nicht anders. In ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Seit Jahren hatte sie gehofft, dass so etwas passieren würde. Seit sie Shin damals im Kindergarten kennen gelernt und sich in den Jahren darauf nach und nach in ihn verliebt hatte, obwohl er sie lange Zeit gar nicht wahr zu nehmen schien.

„Gerne“, hauchte sie nur zur Antwort.
 

Der Streit zwischen Reika und Sei hatte sich längst geklärt und die Blonde hatte schweigend verfolgt, was da zwischen den beiden, zwischen Shin und Shimako geschah. Auch, wenn sie nicht unbedingt so wirkte, war Sei doch eine feinfühlige Beobachterin und konnte anhand der Blicke und des glücklichen Lächelns von Shimako recht gut erkennen, was da vor sich ging. Hatte Shin sich also doch endlich zusammengerissen.

„Was beobachtest du denn da so gespannt, Sei?“, fragte Reika, die vermied, irgendeine Silbe an den Namen der Blonden zu hängen.

Diese gab ihr das Zeichen leiser zu sprechen. Dann winkte sie die Reika und Chikane etwas an sich heran und erklärte ihnen die Angelegenheit: „Also, das Mädchen, dass da drüben sitzt, bemüht sich seit einiger Zeit sehr um den Jungen neben ihr. Das Mädchen heißt Shimako und ist schüchterner, als jede andere Person, die ich kenne. Okay, anscheinend bist du auch so ähnlich, Chi-chan.“; warf Sei mit einem Augenzwinkern ein, bevor sie fort fuhr: „Shin, der Junge neben ihr, hat allerdings nur das Lernen im Kopf und hat die arme Shimako gar nicht bemerk zu haben. Aber wenn ich es richtig erkannt habe, dann scheint zwischen den beiden jetzt doch noch eine Annäherung stattzufinden. Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht. Wenn Shin nur halb so schüchtern ist, wie Shimako, dann kann das lustig werden.“

„Bist du nicht etwas gemein den beiden gegenüber, Sei-san?“, wandte sie dich Schwarzhaarige, an ihre neue Klassenkameradin.

„Eigentlich nicht.“, war die einzige Antwort, die sie darauf bekam.

Damit war das Gespräch erst einmal beendet. Bald darauf klingelte es, die restlichen Schüler betraten wieder das Klassenzimmer. Hina schien nun fröhlicher, was sie auch tatsächlich war, denn Kotori war wieder da, sie war nur beim Arzt gewesen. Nun sah die Welt für so ziemlich alle Beteiligten schon wieder wesentlich rosiger aus.
 

Den Rest des Tages ereignete sich nichts Nennenswertes. Die Stunden vergingen mal schneller und mal langsamer. Gegen 15.00 Uhr war es allen endlich möglich, die Schule zu verlassen.

„Das war vielleicht ein Tag!“, meinte Reika, während sie sich genüsslich streckte.

Wie sie es gewohnt waren, machten sich die beiden Mädchen gemeinsam auf den Heimweg. Dann, bei einer Abzweigung blieb Reika stehen.

„Was ist denn, Reika-chan?“, begehrte Chikane zu wissen.

„Hab leider noch einen Termin und da muss ich jetzt hier lang. Du findest den Weg doch bestimmt allein, nicht wahr? Sorry, dass ich nicht eher was gesagt hab, hab’s total vergessen.“

„Schon klar. Dann bis morgen, Reika-chan.“, murmelte Chikane, der es gar nicht gefiel, den Weg nach Hause allein anzutreten. Allein erschien ihr dieser Weg viel länger, als in Begleitung Reikas.

Seufzend wollte sie gerade weitergehen, als ein Motorrad neben ihr hielt und eine Frauenstimme fragte: „Soll ich dich mitnehmen, Chi-chan?“
 


 

Das war jetzt erstmal das erste Kapitel. Ich bin wie immer gespannt auf eure Meinung und würde mich über Kommentare eurer Seits sehr freuen.

Bis dahin.

Ciao Steinbock

Kontaktaufnahme

Hallo erstmal!
 

Hier ist schon wieder das zweite Kapitel zu meiner FF "Dieses Leben". Zudem ist es momentan mein Lieblingskapitel. Ich mag die Strandszene.
 

An dieser Stelle bedanke ich mich natürlich auch für die Kommentare *verbeug* und wünsche euch jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 2

Kontaktaufnahme
 


 

Chikane sah neben sich. „Sei-san?“, fragte sie, „Bist du das?“

Die Angesprochene nahm den Helm ab und antwortete: „Sieht wohl so aus, was?“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Was ist nun? Soll ich dich mitnehmen, oder nicht?“

Die Schwarzhaarige überlegte. Sollte sie sich wirklich auf dieses Ding setzen und das riskieren, zu verunglücken? Andererseits, früher oder später musste sie eh sterben und wenn sie es nicht wusste, konnte sie es im Endeffekt auch nicht mehr ändern.

„Von der Sache her schon“, begann das Mädchen.

„Aber?“, hakte die Blonde nach.

„Aber dann wäre ich viel zu schnell zu Hause.“

Überlegen grinste Sei nur. „Wer hat denn gesagt, dass ich dich nach Hause schaffen will? Warst du schon am Meer? Egal! Lass uns dort hinfahren! Ich will mehr über dich erfahren!“

„Aber…“, wollte Chikane einwenden, doch Sei ließ nicht mit sich reden. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, jetzt würde sie das auch durchsetzen. Und bevor Chikane sich versehen hatte, saß sie schon mit auf dem Motorrad, einen Helm auf dem Kopf und ließ sich von Sei zum Meer fahren.
 

Etwas später fand Shimako sich mit Shin in der Stadt wieder. Den Weg dorthin hatten die beiden kaum miteinander geredet. Shimako, weil sie einfach zu schüchtern war, Shin, weil er einfach keine Lust auf Smalltalk gehabt hatte.

Vor dem Kino angekommen, blieben die beiden stehen und Shin murmelte: „Da wären wir.“

„J…ja…“, gab Shimako kleinlaut von sich.

Entgegen seiner Art lächelte Shin das Mädchen aufmuntern an: „Dann sollten wir mal reingehen. In welchen Film willst du?“

Shimako lief neben Shin her, lauchte seinen Worten und sah sich die verschiedensten Filmplakate an. Wäre sie allein gewesen, hätte sie sich zur Entspannung einen Liebesfilm angesehen, aber da würde Shin bestimmt nicht mitspielen. Es brauchte etwas mit Tiefgang, aber was?

Als Shimako ewig nicht auf Shins Frage antwortete, sah auch dieser sich genauer um, tippte dann leicht Shimako an, um auf ein Plakat zu deuten: „Wie wäre es damit?“ Auf dem Plakat konnte Shimako erkennen, dass es sich um eine Art Drama handelte. Genau das, was sie von Shin erwartet hatte.

„Okay, lass uns da reingehen.“

Während Shin sich um die Karten kümmerte, besorgte Shimako das Popcorn und die Getränke. Ihr Herz raste, ihre Hände zitterten und das nur, weil sie in wenigen Minuten für gut zwei Stunden in einem dunklen Saal würde neben Shin sitzen können.

Lautlos folgte Shimako dem schwarzhaarigen Jungen in eine der mittleren Reihen, von denen man aus die beste Sicht hatte. Shimako war so unruhig, dass sie fast die Getränke verschüttet hätte, als sie sich zu Shin gesellte.

Nach einiger Zeit wurde der Saal dunkel, das allgemeine Gemurmel verebbte, der Film begann. Schweigend sahen ihn sich die beiden an. Shins Arm ruhte auf der Armlehne zu Shimakos Rechten. Die Hälfte der Lehne war frei, so, als würde Shin nur darauf warten, dass Shimako ihren Arm dort platzieren würde.

Leicht schüttelte das schüchterne Mädchen über sich selbst den Kopf. Das war ein Wunschtraum und würde es auch immer bleiben. Vermutlich tat Shin dies ohne groß darüber nachzudenken. Aber trotzdem, sollte sie nicht doch versuchen…?

Die Hälfte des Films über stellte sich die Dunkelhaarige diese Frage. Bei der Vorstellung dieser Handlung wurde ihr heiß und kalt. Um auf andere Gedanken zu kommen, griff Shimako nach dem Popcorn, aber anstatt dieses in den Händen zu halten, war da etwas anderes.

Irritiert verharrte Shimako. Das war eindeutig eine Hand! Shins Hand! Irgendwie war es ihr nicht möglich, sie wieder loszulassen. Shin musterte sie verwundert von der Seite. Was hatte sie nur?

Doch, obwohl das Ganze ungewohnt war, fühlte sich diese Berührung doch sehr angenehm an. Kurz schnappte er sich mit der anderen Hand noch etwas Popcorn, dann lehnte er sich wieder zurück. Zog jedoch Shimakos Hand mit sich und umfasste diese sanft, während er den Arm wieder auf der Armlehne ablegte.

Deutlich spürte Shimako, wie ihr das Blut in den Kopf zu schießen schien. Unschlüssig betrachtete sie Shin in der Dunkelheit des Kinosaals. Er verfolgte den Film, als ob nichts wäre. Irgendwie übertrug er dadurch eine gewisse Ruhe auf Shimako, die sie genau in jenem Moment benötigte, um wieder halbwegs klar denken zu können.

Unendlich vorsichtig ging sie auf Shins Aktion ein und verhakte langsam ihre Finger mit den seinen. Den Rest des Films über, passierte nichts weiter Besonderes. Schweigend hielten die beiden Händchen, während sie die Handlich des Filmes kaum mehr wahrnahmen, weil der jeweils andere nun intensiver als je zuvor vorhanden zu sein schien.
 

Als ihre Mitschüler bereits den Nachmittag genossen, saß Hina noch allein in der Schulbibliothek. Wartend blätterte sie in verschiedensten Büchern, machte ein paar ihrer Hausaufgaben und blickte abwechselnd sehnsuchtsvoll von ihrer Uhr aus dem Fenster heraus.

Es war wirklich ein ungewöhnlich schöner Tag.

In der Stille der leeren Schulbibliothek war deutlich zu hören, wie sich die Tür öffnete. Die Rothaarige sah in die Richtung der Tür. Zwischen den Bücherregalen konnte Hina eine achtzehnjährige Person erkennen. Langes, kastanienbraunes, leicht feuchtes Haar, umgab das schlanke, intelligent wirkende Gesicht. Der Blick der Person war suchend.

Kurzer Hand stand die Sechzehnjährige auf, rückte ihren Stuhl ran und erwarb somit die Aufmerksamkeit der Braunhaarigen auf sich. Sanft lächelnd ging sie auf Hina zu, die gerade eines der Bücher im Regal verstaute.

Gleich, nachdem sie dies erledigt hatte, drehte Hina sich um und fiel der Braunhaarigen in die Arme. Sofort erfasste die Rothaarige eine Welle des Glücks, als eine Hand sanft über ihr Haupt fuhr.

„Tut mir Leid, dass du so lange warten musstest. Heute gab es viel zu tun in der AG“, entschuldigte sich eine sanfte Frauenstimme.

Hina kuschelte sich noch etwas an sie: „Schon in Ordnung, Hauptsache ist, dass du jetzt da bist, O-nee-san.“

„Du sollst mich doch nicht immer so nennen. Ich bin nicht deine Schwester, das wissen wir beide, du und ich. Und du bist doch langsam alt genug. Zumal, ich ja bald auch nicht mehr da sein werde.“ Die Braunhaarige lächelte wehmütig. „Ich will wenigstens einmal, dass du mich beim Namen nennst, Hina-chan. Nenn mich doch wenigstens einmal Kotori.“

Ich kann’s aber nicht! Denn dann, würde ich dir noch etwas ganz anderes sagen müssen! Dieser Gedanke schoss Hina durch den Kopf. Ihre wahren Gefühle kannte niemand. Dieses tiefe Gefühl, dass sie immer dann fühlte, wenn sie mit der Braunhaarigen zusammen war, davon wusste noch nicht einmal Kotori. Und deshalb konnte sie sie auch nicht beim Namen nennen. Dann wären ihre Gefühle nämlich mit einem Schlag nur so aus ihr herausgesprudelt.

„Bitte, sag so etwas nicht, O-nee-san.“, murmelte Hina geknickt, als sie sich leicht von Kotori wegdrückte und betrübt zu Boden sah.

„Aber du weißt, dass es so ist. Wir können es nun mal nicht ändern, dass meine Zeit an dieser Schule bald vorbei ist. Und dann werde ich eine Universität besuchen.“

„Ich will das nicht hören! Ich will es nicht von dir hören! Ich will noch nicht mal daran denken müssen, wie es sein wird, wenn du…wenn du…“ Hina war den Tränen nahe, auch wenn sie ihre Augen verbarg, so verriet ihre Stimme mehr als genug, über ihre Gefühle, wenn sie an jenen nahenden Abschied dachte.

Liebevoll legte Kotori einen Arm um das Mädchen. „Bitte, wein jetzt nicht, Hina-chan. Tränen stehen dir nicht und noch ist es schließlich nicht so weit. Lass uns dieses letzte Jahr miteinander genießen!“ Die Stimme der Achtzehnjährigen war aufbauend, doch sie hing ihren Gedanken nach. Kotori hatte ihre ganz eigenen Gründe, weshalb sie von Hina nicht mehr als O-nee-san bezeichnet werden wollte. Gründe, die viel tiefer in ihrem Herzen steckten, als Hina je glauben würde.

„Lass uns jetzt gehen! Der Tag ist zu schön, um ihn drinnen zu verbringen“, flüsterte Kotori ach einer Weile behutsam. Zustimmend nickte Hina und gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg.
 

Der Nachmittag ging voran. Sei und Chikane verbrachten ihn am Strand. „Es ist wunderschön hier“, hauchte Chikane, als sie am Meer angekommen waren und sie die unendliche Weite dieser gigantischen Naturmacht sehen konnte.

„Also, und jetzt, erzähl was von dir!“, forderte Sei, nachdem die beiden eine Weile am Strand entlang gewandelt waren und sie sich hatte in den Sand fallen lassen.

„Ich wüsste nicht, was es über mich zu erzählen gäbe“, gab die Schwarzhaarige nur geistesabwesend zurück.

„Vermutlich unendlich vieles! Allen voran, warum dein Blick die ganze Zeit über so furchtbar traurig ist.“ Sei hatte sich auf den Bauch gerollt und sah die neben ihr sitzende Chikane direkt an. Beider Blicke begegneten einander und schienen aneinander festzukleben.

Erst nach einiger Zeit gelang es Chikane, sich davon loszureißen und wandte ihren Blick wieder in die Ferne, zum unendlichen Blau des Meeres. „Jeder hat seine Geheimnisse, nicht wahr? Sieh das Wissen um meinen Blick als eben mein Geheimnis an.“

Tief seufzte die Blonde. „Du sprichst in Rätseln, Kleines“, murmelte sie, mehr zu sich selbst, als zu ihrem Gegenüber. Irgendwann richtete sich Sei dann auf, rutschte etwas an die Schwarzhaarige heran und fragte: „Kannst du mir dann wenigstens von deinen Träumen erzählen? Vielleicht komme ich ja dann selbst auf dein Geheimnis.“

Seis Stimme hatte einen merkwürdigen Ton angenommen, der Chikane eine Gänsehaut den Rücken herunter rennen ließ. „Wenn du unbedingt willst, dann erzähle ich dir eben von meinen Träumen“; entgegnete Chikane. „Wahrscheinlich sind sie nicht besonders aufregend. Meine Träume sind Dinge, wie die wahre Liebe kennen zu lernen, die noch nicht mal der Tod beenden kann. Außerdem würde ich so unendlich gern einmal Australien sehen und nicht zuletzt träume ich von einem langen und erfüllten Leben.“

Seufzend ließ sich Chikane in den weichen Sand fallen, fühlte den Blick der Blonden auf sich ruhen, bevor sie fort fuhr, während sie zum Himmel aufblickte und die Möwen beobachtete. „Und wenn ich wieder auf diese Welt kommen sollte, dann möchte ich eine Möwe sein, die frei über das Meer fliegt und weiß, was hinter dem Horizont liegt.“

„Das sind also deine Träume, ja?“ Auch Sei sah zum Himmel, betrachtete die Möwen, die am Himmel kreisten. „Aber warum eine Möwe? Wenn ich ein Tier wäre, dann wenn schon ein Adler oder noch besser ein Wolf. Wild und frei will ich sein!“

„Mir würde es völlig ausreichen, frei zu sein!“, flüsterte Chikane vor sich hin träumend.

„Bist du jetzt etwa nicht frei?“, wollte Sei wissen.

„Nein, ich bin in einer Art Käfig gefangen, der sich nur schwer beschreiben lässt, wenn es denn überhaupt möglich ist, ihn zu beschreiben.“

„Hm“, Chikane lag noch immer neben Sei im Sand, als diese zum Himmel sah und meinte: „Also, fassen wir mal zusammen. Du würdest gern mal Australien sehen, was durchaus machbar ist. Und wenn du wirklich ein langes, erfülltes Leben haben solltest, wirst du dann nicht auch die wahre Liebe kennen lernen?“

Sanft beugte sich Sei zu Chikane herab, ihr Atem streifte die Wange der Schwarzhaarigen, die mit einem Mal die Augen öffnete und sofort den Blick Seis auffing. „Ich habe gesagt, dass ich sie kennen lernen möchte, aber ich weiß, dass es sie in diesem Ausmaß nicht gibt. Und wer weiß schon, wie lange er lebt oder nicht? Vielleicht bin ich in einem Jahr um diese Zeit schon längst tot. Wer weiß das schon?“

Sofort richtete sich Sei auf. „Jetzt hör mal! Solche makabren Scherze macht man nicht, das bringt nur Unglück. Und überhaupt, warum glaubst du nicht an die wahre Liebe? Für jeden gibt es irgendwo auf der Welt doch so einen Menschen, man muss ihn nur finden!“

„Und wenn wir diese große Liebe nie finden, obwohl wir die ganze Welt und überall nach ihr gesucht haben? Was dann? Diese Wahrscheinlichkeit ist erschreckend gering, findest du nicht?“ Traurig seufzte Chikane.

Vermutlich werde ich dieser Person in meinem Leben nicht mehr begegnen. Wer weiß schon, wie viel Zeit ich nun wirklich noch dafür zur Verfügung hab? Aber vermutlich ist es nicht mehr sehr viel!, dachte sie, bevor sie im sachlichen Ton fort fuhr: „Meiner Meinung nach, gibt es so etwas wie „wahre Liebe“ nicht auf dieser Welt. Das ist etwas, was sich die Menschen vor hunderten von Jahren ausgedacht haben, in ihrer Angst, vor dem Alleinsein, brauchten sie etwas, woran sie glauben und was ihnen die Angst vor dem Alleinsein nehmen konnte. Mehr ist die Liebe nicht in meinen Augen. Ein Ammenmärchen, geschaffen vor hunderten von Jahren.“

Ein Wind kam auf, der mit dem Haar der beiden Sechzehnjährigen spielte, bevor er von dannen ging. In Sei wuchs eine merkwürdige Wut, gemischt mit tiefer Trauer.

Wie kann sie so etwas Wichtiges im Leben eines jeden Menschen, auf so eine Art mit Füßen treten?, ging es der Blonden durch den Kopf.

Bereits im nächsten Moment warf sie Chikane rücklings um. Nun lag die Schwarzhaarige unter der Blonden. Chikane hatte die Augen vor Überraschung weit aufgerissen, ihr Herz raste, während Sei gar nicht zu bemerken schien, wie merkwürdig diese Situation war.

„Wie kannst du nur so verachtend über so ein wichtiges Gefühl sprechen? Hast du schon mal darüber nachgedacht? Ich sage dir, Chikane“, die Schwarzhaarige zuckte zusammen, als Sei ihren Namen so hart aussprach, „Ich werde dir noch beweisen, dass es so etwas wie „wahre Liebe“ wirklich gibt! Ich werde sie dir zeigen!“

Auf einmal schien auch Sei aufzuwachen. Nun raste auch ihr Herz, als sie sich in dieser Haltung über Chikane wieder zu finden schien.

Der Schreck in Chikanes Augen war Verwunderung gewichen, als Sei die letzten Worte gesprochen hatte. In ihrem Kopf schien sich auf einmal alles zu drehen. Wenn man genauer über die Worte nachdachte, dann hörte sich das an, als ob…

Das war verrückt!

Schweigend sahen sich die beiden Mädchen einfach nur an. Beide hingen sie in gewisser Weise ihren Gedanken nach, die sich in eben jenem Moment nur um die jeweils andere drehte.

Langsam richtete Sei sich auf. Unschlüssig legte sie eine Hand in ihren Nacken, sah leicht beschämt zu Boden, schielte jedoch immer wieder zu der Schwarzhaarigen, die sich langsam und sichtlich verwirrt aufrichtete.

Unsicher begann Sei zu lachen. „Ziemlich verrückt, was? Ich meine, so wie ich das gesagt hab, da könnte man glatt meinen, dass ich…na ja…“ Sei verstummte. Sie hatte wieder genug Mut, um Chikane direkt anzusehen.

Diese hatte die Augen geschlossen, als sie Sei half: „Schon klar, wie du das gemeint hast. Wenn das einer gehört hätte, könnte man meinen, dass wir aufeinander stehen. Das meinst du doch, nicht wahr? Aber so war es natürlich nicht gemeint. Ist ja auch klar. Schließlich sind wir beide Mädchen und das wäre völlig…völlig…“

„Verrückt, nicht wahr? Ja, verrückt wäre es! Ich meine du und ich? Beide Mädchen! Das ist ja gegen jegliche Natur!“

„Ganz genau. Das kommt zwar vor, aber bei uns ja nicht. Schließlich sind wir normal, nicht wahr?“ Chikane kniff die Augen zusammen, bemühte sich bei diesen Worte zu lachen, was jedoch nur ihre eigene Unsicherheit zeigte.

„Ja, ganz genau. Total normal!“ Da begann Sei auf einmal zu überlegen. „Aber, sag, Chi-chan, was ist eigentlich schon normal?“

Sei hatte das Gefühl, ihr Herz würde zerspringen, als sie ihrem Gegenüber diese Frage stellte. Chikane jedoch erging es nicht viel besserer. Ihr Herz schlug so heftig und vor allem laut in ihren Ohren, dass sie sich wundere, dass diese nicht von der schönen Blonden bemerkt wurde.

All ihren Mut zusammenfassend, erwiderte sie nun wieder Seis Blick, als die Schwarzhaarige äußerlich ruhig erwiderte: „Ich weiß nicht, was normal ist, Sei-san. Aber ich hab das Gefühl, dass dies hier alles andere, als normal ist.“

Eine erneute Schweigephase trat ein, in welcher die beiden Mädchen wieder ihren Gedanken nachhingen. Eine Frage hing in der Luft und belastete die beiden Sechzehnjährigen sehr.
 

Was ist eigentlich normal?
 

Leise lächelnd murmelte Sei zu Chikane: „Chi-chan, mein Herz rast so doll.“

Leicht verwundert zog Angesprochene eine Augenbraue hoch, bevor sie, ebenfalls lächelnd erwiderte: „Meins auch, Sei-san.“

„Kannst du nicht das blöde „-san“ an meinem Namen weglassen?“

„Möchtest du, dass ich es weglasse?“

„Ja…“

Die Beiden lächelten sich zu, wieder wehte der Wind und spielte mit ihren Haaren.

Eine zutiefst befriedigende Ruhe lag auf einmal in der Luft.

Äußerlich ruhig waren die Sechzehnjährigen zwei Dinge zugleich: Aufgeregt und ruhig.

Ein merkwürdiges Gefühl tobte in ihnen, dass sich nicht beschreiben ließ. Man musste selbst in dieser Situation sein, es selbst fühlen, um zu wissen, wie es sich anfühlt.

„Wir sollten langsam gehen. Die Sonne wird bald untergehen“, murmelte Sei, scheinbar ohne wirklich zu wissen, was sie da sagte.

„Ich weiß, aber ich will noch nicht gehen, Sei“, erwiderte Chikane.

„Ich auch nicht. Aber wir müssen! Wir können hier nicht ewig bleiben, Chi-chan.“

„Aber was hindert uns denn daran, Sei?“
 

Mittlerweile war der Film vorbei, den sich Shimako und Shin angesehen hatten. Die ganze Zeit über hatte Shin, zu Shimakos Verzücken, die Hand des Mädchens an seiner Seite gehalten. Er hatte es selbst genossen.

Als die beiden aus dem Kino heraustraten, sah Shin auf seine Uhr.

„Wir sollten uns langsam auf den Weg nach Hause machen, meinst du nicht, Shimako-chan?“ Das „-chan“, dass er an Shimakos Namen angehangen hatte, kam sichtlich zögerlich, trotz allem errötete auch Shimako über diese Aussage.

„Wäre wohl besser. Das war echt ein schöner Tag heute, also dann bis…“, wollte Shimako sich gerade verabschieden, als sie Shins verwunderten Blick erkannte. „Was hast du?“, hakte die Braunhaarige nach.

„Glaubst du wirklich, dass ich dich allein nach Hause schicke?“, wollte dieser nur wissen.

„Du willst mich nach Hause schaffen?“ Shimako schien überrascht.

„Natürlich.“

Shins Augen hatten einen merkwürdigen, sanften Glanz in den Augen, den Shimako nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Dieser Blick ließ ihr Herz schneller als zuvor rasen, zudem noch die Tatsache, dass der dunkelhaarige Junge noch immer ihre Hand hielt. Shimako glaubte schon, dass ihr Herz zerspringen würde.

Mit einem sanften Ruck und den Worten: „Lass uns gehen.“, machte sich Shin gemeinsam mit Shimako auf den Heimweg.

Dies tat er nicht ganz ohne Eigennutz, denn er wollte noch etwas ihre warme, zierliche Hand halten, noch etwas in ihrer Nähe verweilen, die er zusehend genoss. Der Dunkelhaarige dachte nicht im Entferntesten daran, Shimakos Hand loszulassen, bis sie bei ihr zu Hause angekommen wären.

Zunächst ließ sich Shimako etwas hinterher ziehen. Dass Shin immer noch ihre Hand hielt verunsicherte sie, hatte sie doch geglaubt, dass er dies maximal bis zum Ende des Films tun, sie dann jedoch schlagartig loslassen würde.

Als sie an einer Fußgängerampel warten mussten, sah Shin Shimako an und fragte: „Was ist los mit dir? Du bist so schweigsam. Stimmt irgendetwas nicht?“

Shimako errötete leicht, als sie mit der freien Hand, auf die andere deutete, die Shin noch immer hielt. Leise fügte sie zu dieser Bewegung hinzu: „Du hältst noch immer meine Hand.“

Shin lächelte leicht verwundert, als er Shimako, so verlegen wie sie war, betrachtete. Er würde ihre Hand jetzt nicht hergeben.

„Stört es dich?“, wollte er wissen.

„Eigentlich nicht“, entgegnete das Mädchen scheu.

„Na dann ist doch alles in Ordnung, nicht wahr?“

Shin lachte, ein aufrichtiges Lachen, dass Shimako noch nie gehört hatte. Sie kannte ihn nur sehr ernst, zumindest, seit sie auf der High School waren. Innerlich zutiefst befriedigt und mit einem süßen Lächeln auf den Lippen, das ein Mädchen nur dann bekommt, wenn sie im Einklang mit sich und der Welt Zeit mit ihrem Liebsten verbringen kann, setzte sie, Hand in Hand mit Shin, ihren Weg nach Hause fort.

Shimakos Haus rückte bereits in sichtbare Nähe, als das Mädchen auf einmal stehen blieb und Shin sie aus diesem Grund leicht entgeistert ansah. „Was hast du denn auf einmal? Sind wir hier falsch?“

Die Braunhaarige schwieg.

Shin verstand nicht so recht.

Was hatte sie denn nur auf einmal.

„Nun sag schon, was los ist, Shimako!“, drängte er sie.

Leicht schüttelte das Mädchen den Kopf, ließ plötzlich Shins Hand los und fiel ihm dann plötzlich in die Arme. Über diese Reaktion staunte Shin nicht schlecht.

Zunächst stand er nur wie angewurzelt da, überwältig von dem gerade Geschehenen und seinen eigenen Gefühlen, die in Verbindung damit auftraten. Augenblicklich begann sein Herz zu rasen, sein Hirn arbeitete akribisch, um auf eine Lösung zu kommen, wie diese Situation zu handhaben sein.

Doch dann hörte Shin zum ersten Mal seit scheinbar unendlich langer Zeit wieder auf sein Bauchgefühl. Dieses riet ihm, auf die Umarmung des ruhigen Mädchens, dass es geschafft hatte von ihm bemerkt und von seinem Herz auf eine ganz eigene Art begehrt zu werden, einzugehen.

Langsam und zärtlich schloss er die Arme um ihren zierlichen Körper, atmete dabei tief ihren Duft ein und bemerkte, wie sich Shimako an ihn zu klammern schien, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte.

Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, Shin-kun! Aber ich kann es dir einfach nicht sagen, bitte verzeih., gestand die Braunhaarige ihrem Schwarm in Gedanken. Obwohl sie wusste, dass er es nicht wahrnehmen konnte, befreite es ihr Herz doch etwas von der zu tragenden Last.

Die Welt schien still zu stehen, als die beiden sich in den Armen lagen und einander Nähe genossen.

Nach einiger Zeit raunte Shin Shimako zu: „Du solltest jetzt langsam reingehen, sonst verkühlst du dich noch.“

Tatsächlich war es recht frisch geworden, doch so lange sie in Shins Armen lag, hatte Shimako es nicht bemerkt oder zumindest nicht bemerken wollen, da die Kostbarkeit dieses Augenblicks für sie so kostbar war, dass sie sie nicht hergeben wollte, um keine Preis der Welt.

Leicht stützte Shimako sich von Shin ab. Beide waren errötet, als sie murmelte: „Bestimmt hast du Recht, Shin-kun.“ Langsam ging sie ein paar Schritte auf ihr Haus zu. Shin sah ihr nach. Sein Herz machte einen Hüpfer, als Shimako sich noch mal zu ihm umdrehte, ein Lächeln auf den Lippen, dass ihm die Sprache verschlug und sie sagte: „Danke für diesen wunderschönen Abend, Shin-kun. Das war das schönste Geburtstagsgeschenk, dass ich je bekommen habe.“

„Wir können das gern jederzeit wiederholen, Shimako-chan.“, entgegnete er sanft. Shin wartete noch, bis Shimako im Haus verschwunden war, bevor er sich selbst auf den Nachhauseweg machte.
 

Hina ihrerseits hatte den Tag mit Kotori verbracht. Nun saßen sie gemeinsam auf einer Bank an einem kleinen Spielplatz. Hina erzählte und lachte viel. Kotoris Herz erfüllte dies mit einer tiefen Wärme. Doch auch mit Schmerz. Solange sie für Hina nur eine Art Schwester war, waren alle anderen Gefühle, die sie dem Mädchen gegenüber hegte, völlig unnötig. Solange sie ihre „Schwester“ war, durfte sie so nicht fühlen.

Und doch wurde ihr Herz von mal zu mal schwerer, sehnte sich mehr nach den Umarmungen, mit denen Hina die Achtzehnjährige so schon mehr als genug verwöhnte.

Hina beendete gerade ihre Erzählung mit einem: „Deshalb hab ich dich auch so lieb, O-nee-san!“ Da konnte Kotori auf einmal nicht anders.

Ihr Äußeres verriet wie eh und je nichts darüber, wie es in ihr aussah, doch Hina bemerkte an dem ernsten Blick der Braunhaarigen, dass etwas nicht stimmte.

„Was hast du, O-nee-san?“

„Ich muss dich etwas fragen. Was bin ich für dich in deinen Augen? Was fühlst du für mich, Hina-chan?“

Augenblicklich begann Hinas Herz zu rasen. Wie sollte sie nun antworten?
 


 

Das war dann auch schon das zweite Kapitel. Und, wie fandet ihr es? Wie immer bin ich gespannt auf eure Meinung, also schreibt mir doch bitte einen Kommentar, wenn ihr es bis hierher geschafft habt.

Dann bis zum nächsten Kapitel.

Ciao

Steinbock

O-nee-san

Hallo!

Hier ist auch schon wieder das neue Kapitel zu meiner FF. Ich mag dieses Kapitel irgendwie, die Geschichte ist so schön...na ja...ich will nicht spoilern, bevor ihr es gelesen habt. Nur eines vorweg: Ich mag die Geschichte mit der Muschel... Wie immer danke für die Kommentare und viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 3

O-nee-san
 


 

„Äh…also…ich…“ Hina fühlte sich augenblicklich hilflos. Kotori war auf einmal so anders als sonst. Genau das machte dem Mädchen Angst.

„Sag schon, was ich für dich bin!“, forderte Kotori nun, selbst von sich und der Aggressivität, die in ihrer Stimme lag, überrascht. „Bin ich für dich nur eine Art große Schwester oder ist da mehr? Oder zumindest etwas anderes?“

Das rothaarige Mädchen fühlte sich augenblicklich nicht mehr dazu in der Lage, der Achtzehnjährigen in die Augen zu sehen. Sie zitterte, innerlich allerdings nur, nicht äußerlich. Längst hatte sie sich abgewöhnt diese Art von Schwäche zu zeigen.

Lange Zeit saß Hina einfach nur schweigend da. Was soll ich ihr nur antworten? Was will sie von mir hören? Will sie hören, dass sie für mich nur eine Art große Schwester ist? Oder etwas anderes? Soll ich denn wirklich ehrlich sein? Dadurch mache ich es uns beiden doch nur unnötig schwer! All diese Gedanken schossen dem rothaarigen Mädchen durch den Kopf. Es war so unendlich schwer zu entscheiden!

„Versteh mich bitte nicht falsch, Hina-chan. Ich erwarte nichts von dir. Du kannst mir keine richtige oder falsche Antwort geben, denn ich selbst kann nicht sagen, was richtig oder falsch ist. Aber wenn ich an eine Universität gehe und dann so weit weg sein werde, von allem,…“, Kotori stoppte kurz, der Gedanke an einen Abschied machte auch sie nicht glücklicher, aber was gab es schon für andere Möglichkeiten für sie? Dann für sie fort: „Wenn ich von allem getrennt sein werde, was mir lieb und teuer ist, will ich wissen, was ich für dich war, was ich jetzt in diesem Moment für dich bin, Hina-chan…“

Hina unsicher von der Seite musternd, legte sie sanft ihre linke Hand auf die rechte von der Sechzehnjährigen. Diese hatte noch immer den Blick abgewandt. Innerlich schalt sich Kotori selbst, für die Frage, die sie gestellt, die Worte, die sie gesprochen hatte. Aber sie brauchte einfach Klarheit. Es konnte nicht ewig so weiter gehen!

„Was für eine Antwort soll ich dir geben, O-nee-san, wenn du noch nicht einmal selbst weißt, was du dir zu hören erhoffst?“, fragte Hina nach einer Weile mit leiser Stimme.

„Sag mir einfach die Wahrheit, mehr will ich nicht.“, entgegnete Kotori.

„Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Außerdem, es ist doch wesentlich einfacher mit einer Lüge zu leben, die man tausende von Malen gehört hat, als eine Wahrheit, die man zum ersten Mal hört und so hinnehmen muss, wie sie ist. Das kann einen innerlich zerreißen!“

Kotoris Griff um Hinas Hand verfestigte sich. „Warum kannst du mir nicht einfach sagen, was du fühlst?“, wollte sie wissen.

Weil ich es selbst nicht so genau weiß, O-nee-san. Alles, was ich weiß, ist, dass ich dich nicht verlieren will. Und wenn ich dir die Wahrheit sage, dann werde ich dich irgendwann verlieren und der Verlust würde mein Herz vollends brechen!, antwortete Hina in Gedanken. Doch sie war zu schwach, um dies in der Wirklichkeit zu sagen.

Nein, das konnte sie wirklich nicht. Daher entschied sie sich für eine andere Antwort, die sie als einfacher und für beide als besser zu ertragen empfand: „Wenn du die Wahrheit unbedingt hören willst, obwohl du sie eigentlich schon kennst, dann hör jetzt gut zu.“

Die Rothaarige machte eine bedeutungsschwangere Pause, während die Braunhaarige sie abwartend ansah. Was würde sie für eine Antwort erhalten?

„Du bist ein bleibst für mich meine geliebte O-nee-san, die immer für mich da ist, wenn ich sie brauche und die ich nie mehr hergeben werde. Nicht mehr und nicht weniger bist du für mich, O-nee-san!“ Hina hatte sich zu Kotori gedreht und ihr das freudestrahlend mitgeteilt. „Eigentlich solltest du das ja schon wissen, oder etwa nicht?“, fügte sie etwas später noch hinzu.

Kotori sah das Mädchen einfach nur an. In ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Eine Schwester war sie für sie, nicht mehr und nicht weniger! Wie konnte ich mir nur einbilden, dass da mehr wäre, als diese Zuneigung! Wie konnte ich meinen, dass sie mich…dass Hina-chan mich… Die Achtzehnjährige brachte ihre Gedanken nicht zu Ende. Zu schmerzhaft wäre diese Erkenntnis gewesen. Sie hatte doch wirklich gehofft, dass da mehr wäre, wo sie sich sicher war, dass es nie mehr geben würde.

„O-nee-san, was hast du?“, hakte die Rothaarige nach. Das Mädchen hatte an Kotoris Blick erkannt, dass etwas nicht stimmte. Doch selbst, wenn sie Kotori, unbewusst zwar, verletzt hätte, war es so doch immer noch einfacher für alle Beteiligten, oder etwa nicht?

Außer ihren scheinbar erschrockenen Gesichtsausdruck reagierte Kotori lange Zeit nicht auf Hinas Frage. In ihrem Kopf drehte sich alles, er schien bald zu platzen, voll von all den Gedanken, die Kotori allein wegen Hina hatte.

„O-nee-san?“ Leicht zitternd legte die Sechzehnjährige ihre freie Hand auf die von der Achtzehnjährigen. Diese stand unvermittelt auf. Verwundert sah Hina zu der jungen Frau auf. Da stimmte etwas ganz und gar nicht.

„Ich verstehe schon, Hina-chan. Ich bin für dich eine Art Ersatz für deine Schwester und genieße dadurch dein vollstes Vertrauen, nicht wahr? Ein Vertrauen, dass du sonst niemandem auf der Welt entgegenbringst. Mehr…ja…gar tiefere Gefühle brauche ich mir nicht erhoffen, nicht wahr? Aber es ist gut so…So, wie es ist, ist es gut.“ Das braune Haar verdeckte das Gesicht der jungen Frau, sodass Hina an ihren Augen nicht ablesen konnte, was gerade in Kotori vor sich ging. Doch eigentlich reichte der Klang ihrer Stimme schon völlig aus.

Gerade als Hina aufstand, sich Kotori noch etwas näherte, um sie in den Arm zu nehmen, so, wie sie es schon so oft getan hatte, ging die Braunhaarige einen Schritt von ihr weg. „Wir sollten nach Hause gehen, es ist spät“, murmelte Kotori nur, mehr zu sich selbst, als zu der Rothaarigen.

„Ja, du hast bestimmt Recht…“ Hina spürte die gedrückte Stimmung, die in der Luft lag. Dies bereitete ihr ein Unbehagen. Noch mehr Unbehagen bereitete ihr nur Kotoris Art, wie sie sich gab. Krampfhaft schien sie zu versuchen, so wie immer zu sein, als sie Hina nach Hause begleitete. Dies jedoch gelang ihr überhaupt nicht.

Zum ersten Mal, seit sie Kotori kennen gelernt hatte, war Hina froh, sich bei ihrem Haus angekommen, von der Achtzehnjährigen trennen zu müssen. Der Abschied fiel sehr unterkühlt aus. Nicht wie sonst wartete Kotori, bis Hina im Haus angekommen war und das Licht in ihrem Zimmer eingeschaltet hatte. Sie ging einfach, noch bevor Hina überhaupt richtig im Haus war.

„Hina-chan, schön, dass du wieder da bist“, wurde das Mädchen von ihrer Mutter begrüßt. „Das Essen ist so gut wie fertig. Sei so gut und deck den Tisch, ja?“

Tonlos machte sich Hina an die Arbeit, deckte den Tisch, so wie sie es fast jeden Abend tat. Zu Hause war alles so wie immer…fast so wie immer. Denn dieses „immer“ konnte man eigentlich nur auf die vergangenen zwei Jahre beziehen, nicht auf die davor. Denn damals war alles anders gewesen. Einfacher und fröhlicher…damals war sie noch da gewesen. Damals hatte sich Hina nicht so allein und verlassen in ihrem Zimmer gefühlt, denn sie war es nicht gewesen.

Lustlos stocherte Hina in dem Essen herum. Den besorgten Blick ihrer Eltern bemerkte sie zwar, doch zwischen ihnen und ihr schien eine merkwürdige, neblige Wand zu stehen, an diesem Abend. Hier unten in der Küche hielt es das Mädchen einfach nicht mehr länger aus!

„Ich geh in mein Zimmer, hab noch was für die Schule zu erledigen“, gab sie nur müde von sich, dann war sie auch schon die Treppen hoch in ihrem Zimmer verschwunden. Die Tür abgeschlossen.

Die Rothaarige wollte jetzt einfach allein sein, ihre Ruhe haben, ihren Gedanken und Erinnerungen nachhängen. Mehr wollte sie jetzt nicht.

Das kleine Lämpchen auf ihrem Schreibtisch brannte, wie an so ziemlich jeden Abend zuvor. Hina setzte sich an eben jenen. Dann öffnete sie eine Schublade. Verschiedene Blöcke und Hefte nahm sie aus diesem heraus, bis das Schubfach fast leer war. Zielgerichtet griff sie nach einem kleinen Päckchen, das als einziges noch darin lag.

Sorgsam legte sie es auf den Schreibtisch und öffnete es daraufhin. Für jeden anderen wäre der Inhalt des Päckchens wertlos gewesen, unnötiger Plunder, der vermutlich weggeschmissen worden wäre. Für Hina allerdings war es ein Schatz, in seiner Kostbarkeit für sie einfach unersetzbar. Hier waren so viele Erinnerungen an ihre Schwester, dass sie sie nicht zählen konnte.

Bilder, als sie noch ganz klein gewesen waren, am Meer, im Zoo, im Freizeitpark; dann Postkarten von Klassenfahrten; Briefe, die sie Hina vor langer Zeit geschrieben hatte, mit dieser schön geschwungenen Schrift, die Hina so liebte. Und dann die vereinzelten Souvenirs. Da waren Schlüsselanhänger, Buttons und eine Kette. Eine Muschel hing daran. Ihre Schwester hatte sie ihr damals geschenkt, als sie gemeinsam mit ihren Eltern am Meer gewesen waren.

Hina war es, als könnte sie noch immer die warme Stimme ihrer geliebten Schwester hören, als diese ihre damals erklärt hatte: „Zu dieser Muschel gibt es auf der Welt ein einziges Gegenstück. Wenn du das findest, dann hast du auch deine große Liebe finden. Du musst die Muschel nur immer tragen, dann wird sie dir Glück bringen und irgendwann wirst du dann einen Menschen finden, der dir wichtiger ist, als alles andere auf der Welt!“

„Auch wichtiger als du?“, wollte Hina damals wissen.

„Ja, auch wichtiger als ich. Drück mir aber bitte die Daumen, dass ich dann auch so jemanden finde, ja?“ Lachend hatte Hinas Schwester das damals von sich gegeben und ihrer kleinen Schwester mit einem Augenzwinkern durchs Haar gewuschelt.

Damals mussten die beiden etwa neun und elf Jahre alt gewesen sein. Der Tag damals war so schön, er war tief in Hinas Gedächtnis eingedrungen, sie erinnerte sich noch an nahezu jede Einzelheit dieses Tages.

Mit dem Finger wischte sich Hina eine vereinzelte Träne aus dem Auge. So schön, wie diese Erinnerungen auch waren, so schmerzvoll waren sie auch jedes Mal aufs Neue für Hinas Seele.

Fünf Jahre später dann, sprach Hinas Schwester das Mädchen unvermittelt und mitten in der Nacht auf diese Muschel an. Die beiden teilten sich ein Zimmer zu jener Zeit.

„Hina-chan, kannst du dich noch an die Muschel erinnern, die ich dir damals geschenkt habe?“, wollte sie wissen.

„Natürlich! Ich hab sie auch noch. Warum fragst du, O-nee-san?“

„Ich hab damals auch eine gefunden und mir eine Kette daraus gebastelt, weißt du? Ich hab dich damals ja auch darum gebeten, mir die Daumen zu drücken, dass ich auch das Gegenstück zu der Muschel finde.“

„Ja, ich erinnere mich noch daran! Aber warum sprichst du mich jetzt darauf an?“ Hina hatte sich in der Dunkelheit auf den Bauch gerollt. Es war Herbst, draußen tobte ein ziemlicher Sturm, ein paar Äste klopften gegen das Fenster.

„Weißt du, Hina-chan, als ich heute die Kette tragen wollte, habe ich gesehen, dass ein ganz feiner Sprung in der Muschel ist. Ich dachte mir nichts weiter dabei, aber beim Anlegen ist sie plötzlich zersprungen. Das hat mich gewundert. Deiner Muschel scheint das ja nicht passiert zu sein. Wer weiß, vielleicht bin ich ja jetzt vom Unglück verfolgt und finde gar nicht die wahre Liebe.“ Die Stimme des Mädchens war merkwürdig, der Klang hatte etwas endgültiges, als hätte sie sich bereits jetzt mit allem, was auf sie zukommen würde, abgefunden.

„Was sagst du denn da, Aya-chan! So was darfst du noch nicht mal denken! Du kannst doch auch meine Kette haben. Dann schenkt die Muschel eben uns beiden Glück!“

„Das geht nicht“, hatte Aya damals erklärt, „Es ist deine Muschel und die kann auch nur dir allein Glück bringen.“ Ein tiefes Seufzen war darauf zu hören. „Aber vielleicht hat das Zerbrechen der Muschel ja auch gar keine Bedeutung gehabt und ich sollte mir keine unnötigen Sorgen machen. Es wird schon nichts passieren, nicht wahr, Hina-chan?“

„Natürlich nicht! Warum sollte dir auch etwas passieren, Aya-chan? Nur wegen einer Muschel! Ist doch alles nur Aberglaube!“, stimmte Hina ihrer Schwester in jener Nacht zu.

Als beide sich schlafen legten, murmelte Aya noch: „Ich hab dich lieb, Hina-chan.“

Worauf Hina entgegnete: „Ich dich auch, O-nee-san.“

Danach waren die beiden eingeschlafen. Dies sollte das letzte Gespräch sein, dass Hina in ihrem Leben mit Aya führen sollte. Der nächste Tag zerbrach ihre heile Welt für immer. Als Hina am darauf folgenden Tag nach Hause kam, lag Aya bereits im Krankenhaus. Ein Unfall, aus einer kleinen Unachtsamkeit heraus entstanden, forderte ein schweres Opfer. Aya starb noch in derselben Nacht.

Von diesem Tag an wurde es still und erst in dem einst so fröhlichen Haus. Ohne Aya fehlte einfach etwas. Das Zimmer war auf einmal unheimlich groß, die Stille im Haus kaum mehr zu ertragen.

Dies veränderte Hina, zum Leidwesen aller zu ihrem negativen hin. Das rothaarige Mädchen wurde nach außen hin kalt, regelrecht gefühllos. Sie kapselte sich von der Außenwelt ab, kam manchmal nachts nicht nach Hause, weil sie es vorzog sich in der Stadt die Nacht um die Ohren zu schlagen. Schlaf fand sie so oder so keinen. Mit der Zeit gewöhnte sie sich auch an immer wieder den Unterricht zu schwänzen.

Als sie eines Tages doch ging, schließlich wollte sie nicht unbedingt sitzen bleiben und so schnell wie möglich aus diesem „Gefängnis“ heraus, begegnete ihr Kotori. Hina wollte sich gerade auf den Weg nach Hause machen, als sie auf einmal gerufen wurde.

„Hey, warte doch mal!“

Sichtlich genervt drehte sich Hina um. Wer wollte denn jetzt etwas von ihr? Freunde hatte sie hier doch nicht wirklich welche. Wozu auch?

Und da war sie auf einmal. Ein braunhaariges Mädchen, sechzehn, vielleicht sogar siebzehn Jahre alt, dass auf sie zu gerannt kam. „Hier, das hast du gerade verloren.“ Die Braunhaarige streckte ihr die geöffnete Hand entgegen.

Verwundert sah Hina zuerst das Mädchen, dann den Gegenstand in ihrer Hand an. Das war ihre Kette! Ihr wertvollster Besitz und beinahe hätte sie ihn verloren! „D…danke…“, meinte Hina nur perplex, nahm die Kette entgegen und drückte sie an sich.

„Die Kette scheint dir ja viel zu bedeuten.“, stellte die Fremde fest.

„Ja, das tut sie auch“, entgegnete Hina, merkwürdig ruhig. So kannte sie hier an der Schule eigentlich keiner.

„Darf ich fragen warum? Ist dir die Person so wichtig, die sie dir geschenkt hat?“, hakte die Fremde nach.

„Ich weiß zwar nicht, was dich das anginge, aber die Person, die mir diese Kette einst geschenkt hat, war mir wichtiger, als alles andere auf der Welt!“

„War?“ Die Fremde schien nicht zu verstehen.

„Ist egal! Kümmere dich nicht weiter drum! Dir kann es doch egal sein!“, wehrte Hina auf einmal ab, verfiel in ihre alte Haltung. Niemanden zu nahe kommen lassen, niemanden zum Freund haben. Das alles bereitet nur unnötige Schmerzen!

Hina wollte gehen, doch die Braunhaarige kam ihr nach. „Es ist mir aber nicht egal“, wandte diese ein.

„Und warum nicht?“

„Du wirkst immer so furchtbar traurig, auch wenn du dich so stark gibst! Dir fehlt bestimmt ein Freund, mit dem du…“

„Ich brauche keinen Freund!“, fiel ihr Hina mit einem Mal ins Wort, wohl wissend, dass diese Fremde mit ihrer Aussage eigentlich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, „Ich brauche niemanden! Lass mich einfach allein und kümmere dich um deinen Kram!“

Dann rannte Hina. Sie rannte und rannte, ließ das braunhaarige Mädchen hinter sich, wollte einfach nur allein sein und endlich vergessen, was geschehen war. Hina wollte einfach nur allein sein! Denn wenn man allein war, konnte man auch nicht mehr verletzt werden. Zumindest nicht psychisch.

Lange Zeit lief sie durch die Stadt. Selbst als es schon dunkel war, streifte sie durch die Gassen, hing ihren Gedanken nach.

„Wen haben wir denn da?“, erklang auf einmal eine kalte Stimme.

„Du solltest zu dieser Zeit aber nicht mehr hier in den Gassen rum rennen, Hina“, gab eine weitere Stimme von sich. Beide gehörten sie Mädchen.

„Aber wenn du schon mal da bist, können wir ja gleich unsere Rechnung begleichen, findest du nicht?“ Eine dritte Stimme stellte diese Frage. Hina waren diese nur allzu vertraut. In den letzten Wochen hatte das Mädchen sich in den Gassen der Stadt mehr Feinde als nötig gemacht.

„Lasst mich in Ruhe!“, forderte sie nur.

„Wenn du in Ruhe gelassen werden willst, hättest du dich nicht mit uns anlegen sollen!“ In der Dunkelheit konnte Hina das blonde Haar der Person erkennen, die sie ansprach. Das der beiden anderen war in selber Weise geschnitten und gefärbt.

Früher oder später hätte diese Konfrontation mit diesen Dreien ja kommen müssen. Aber sollten sie nur kommen! Hina würde nicht wegrennen, diesem Kampf würde sie erst Recht nicht aus dem Weg gehen.

„Dann kommt doch her und redet nicht nur! Lasst euren Worten Taten folgen, ich werde vor euch nicht fliehen!“, gab Hina herausfordernd von sich. Ihrer Ansicht nach hatte sie nichts mehr zu verlieren. Was machte es da noch für einen Sinn weg zu laufen?

Die Drei gingen auf die Herausforderung ein. „Sag später ja nicht, dass wir dich nicht gewarnt hätten!“

Die Gasse, in welcher sich die vier Kontrahenten befanden, war düster, kaum passiert, zu dieser Zeit schon gar nicht. Hier würde sich in dieser Nacht keiner mehr lang wagen. Genau der richtige Ort, um alte Rechnungen zu begleichen.

Eine der Drei stürmte unvermittelt auf Hina zu. In der Dunkelheit war es schwerer denn je einzuschätzen, was der Gegner nun tun würde. Die Art des Angriffs war nahezu unvorhersehbar. Anfänglich konnte Hina noch ausweichen oder abblocken. Dann trafen die ersten Faustschläge ihr Gesicht. Irgendwann spürte sie warmes Blut von ihrer Augenbraue herabfließen. Ihr Blick verschlechterte sich dadurch noch mehr.

Ein weiterer Schlag traf sie, nun in die Magengegend. Hina sackte zusammen, spürte, wie sie getreten würde. Krümmte sich zusammen, um die Angriffsflächen zu verkleinern, die empfindlichsten Regionen zu schützen.

Auf einmal spürte die Rothaarige, wie ihre Peiniger von ihr abließen. Sie hörte etwas wie: „Mist, da kommt jemand! Hauen wir ab!“ Die Schritte der Drei verhallten, aber es trat nicht die Stille ein, die Hina erwartet hatte. Stattdessen waren wieder Schritte zu hören, aus einer anderen Richtung nun, die auf sie zukamen.

Irgendjemand hockte sich zu dem erschöpften Mädchen. „Hey, kannst du, aufstehen?“

Hina hatte die Augen geschlossen, die Stimme kannte sie irgendwoher. „Ich…ich glaub schon…“, brachte die damals Vierzehnjährige hervor. Dann drehte sie sich etwas, sodass sie auf den Knien saß, um besser aufzustehen. Allein gelang es ihr allerdings nicht.

„Warte, ich helfe dir.“ Hina spürte, wie sie gestützt würde. Ihre Beine fühlten sich merkwürdig schlapp an, das Gehen fiel ihr schwer und gelang nur unter Schmerzen. Aber jetzt war sie in Sicherheit. Vorerst zumindest.

Als sie aus der Gasse heraustraten und das Licht der Straßenlampen sie wieder erreicht, kniff Hina kurz die Augen zusammen, dann sah sie hinauf zur Seite, um auszumachen, wer sie da gerettet hatte.

„Du?“, fragte sie nur verwundert, als sie in ihrer Retterin das Mädchen vom heutigen Nachmittag erkannte.

„Ja, ich. Aber sag jetzt nichts mehr. Ich bring dich erstmal nach Hause.“

Schweigend ließ sich Hina nach Hause bringen. Ihre Eltern waren entsetzt vom Aussehen ihrer Tochter und doch dankbar, dass dem Mädchen geholfen wurde. Das bekam Hina noch mit, bevor sie ohnmächtig wurde.

Als die Vierzehnjährige erwachte, fand sie sich in einem Krankenhaus wieder, durch dessen Fenster die Sonne schien. Ihre Mutter saß an ihrem Bett. Überglücklich darüber, dass ihre Tochter endlich wieder erwacht und auf dem Weg der Besserung war.

„Dort draußen wartet Besuch auf dich. Möchtest du sie gern sehen?“

„Wen?“ Hina konnte sich nicht vorstellen, wer sie besuchen sollte.

Doch die Frage erübrigte sich. Gleich darauf trat ein braunhaariges, etwa sechzehnjähriges Mädchen herein, welches einen recht verunsicherten Eindruck auf Hina machte. „Na, geht es dir wieder besser?“, wollte sie wissen, als sie sich an Hinas Bett gesetzt hatte.

„Ja…und das nicht zuletzt dank dir…“, gab Hina kleinlaut von sich.

„Das geht schon in Ordnung, Hina-chan…“, meinte ihre Retterin.

Als sie das „Hina-chan“ hörte, sah Hina augenblicklich zu dem Mädchen, und durch das Sonnenlicht und die merkwürdige Stimmung die herrschte, sah die Braunhaarige, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, ähnlich aus, wie Aya.

„O-nee-san…“, wimmerte Hina da auf einmal, heiße Tränen liefen über ihr Gesicht. Und mit einem Mal warf sich Hina, unter Schmerzen, denen sie keine Beachtung schenkte, in die Arme der Braunhaarigen. Diese schloss einfach sanft ihre Arme um das wimmernde Mädchen, strich ihr mit einer Hand zärtlich über den Kopf. „Ich hab von deiner Schwester gehört. Und das tut mir sehr Leid, glaub mir. Mein Name ist Kotori und ich weiß, dass niemand deine Schwester ersetzen kann, aber…wenn du willst…dann werde ich versuchen, auf eine ähnliche Art für dich da zu sein, wie es deine Schwester war…“

„Aber…warum?“, schluchzte Hina in Kotoris Arme.

„Weil ich dich nie mehr so traurig sehen will. Ich bin mir sicher, dass dir ein Lächeln viel besser steht, Hina-chan.“

Von da an war der Pakt besiegelt gewesen. Hina hatte Kotori immer alles erzählt und langsam hatte sie auch wieder gelernt zu lachen. Doch dann, vor einiger Zeit, da war da auf einmal noch etwas anderes als dieses Gefühl der Freundschaft. Mit der Zeit musste sich Hina eingestehen, dass aus dieser Freundschaft eine Art Liebe gegenüber Kotori geworden war. Eine Lieb, die zwar verrückt war, weil sie einem Mädchen galt und die vermutlich niemals erwidert werden würde. Aber trotz alledem mit einem so angenehmen Gefühl, dass Hina es nicht mehr missen wollte.

Nun jedoch, schien sie alles durch ein paar wenige Worte zerstört zu haben und dieser Gedanke belastete Hina so sehr, wie damals Ayas Tod. Der Gedanke ließ Hina die Nacht kein Auge zumachen. Dementsprechend gereizt und unruhig machte sie sich am nächsten Tag auf den Weg zur Schule, hoffend, dass Kotori ihr verzeihen konnte.
 


 

Das war es dann auch schon wieder für dieses Kapitel. Ich finde es irgendwie schön traurig und ich hoffe doch sehr, dass es für die Leser verständlich war. Wie immer würde ich mich sehr über Kommentare freuen. Dann bis zum nächsten Kapitel.

Ciao

Steinbock

Gruppenarbeit

Hallo meine lieben Leser!

Hier habe ich mal wieder ein neues Kapitel für euch. Es hätte schon längst hochgeladen werden können, aber irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass ich das schon getan hätte (ja, ja, Alzheimer lässt grüßen und das mit gerade 16 -_-°) Na ja, ich hoffe mal, dass ihr mir das verzeihen könnt und bedanke mich wie immer für die lieben Kommentare.

Viel Spaß jetzt beim Lesen!
 


 

Kapitel 4

Gruppenarbeit
 


 

Wie üblich waren viele auf dem Weg zur Schule. Viele gähnend und noch im Halbschlaf, einige über die neueste Mode tratschend und lachend. Irgendwo zwischen all den ganzen Schülerinnen und Schülern waren auch Chikane und Reika.

Chikane erschien ihrer Freundin merkwürdig benommen. Sie schien in den Gedanken gar nicht bei der Sache zu sein. Irgendetwas stimmte doch da nicht.

„Was ist heute los mit dir, Chikane-chan?“, fragte Reika, deutliche Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

Die Schwarzhaarige schien aufzuschrecken. „Was…äh…nichts, mach dir keine Sorgen Reika-chan!“

„Bist du dir auch sicher?“ Reika blieb beharrlich.

„Es gibt echt keinen Grund sich Sorgen zu machen. Hab nur schlecht geschlafen letzte Nacht. Mach dir darüber keinen Kopf!“, forderte Chikane ihre Freundin lächelnd auf.

Doch diese sah sie nur an, musterte sie mit diesem ganz bestimmten besorgten Blick, den Chikane seit ihrer Kindheit von Reika kannte. „Damit hat es auf keinem Fall etwas zu tun, glaub mir. Mir geht es gut…wenn man das denn so sagen kann…“ Die letzten Worte waren nicht mehr als ein leises Murmeln, doch die Braunhaarige verstand es ohne weiteres. Die beiden Mädchen waren in den Jahren, die sie miteinander verbracht hatten, eine Art eingespieltes Team geworden.

„Aber wenn was ist, dann würdest du es mir doch sagen, oder, Chikane-chan?“

„Na klar! Aber jetzt hör endlich auf damit! Der Tag heute ist so schön, warum sich da Gedanken über Nichtigkeiten machen! Und jetzt komm schon oder willst du zu spät kommen?“

Die Freundinnen waren während des Gesprächs stehen geblieben und hatten dadurch etwas Zeit vertrödelt. „Ich hab heute eh keinen Bock auf Schule. Schon gar nicht auf diese merkwürdige Blonde neben dir.“, maulte Reika genervt, die Arme hinter dem Kopf verwinkelt.

„Du meinst Sei? Was hast du denn gegen sie?“

„Ich mag nicht, wie sie mit dir umgeht. Sie tut so, als ob sie dich schon seit sonst wann kennen würde. Und dann noch dieses…“

„Chi-chan!“ Ein Ausruf unterbrach Reika. Er kam von der Straße, genauer gesagt von einer gewissen blonden Person auf ihrer Maschine. „Guten Morgen, Chi-chan. Reika.“ Sei sah Reika mit einem gewissen abschätzenden Blick an. Anscheinend beruhte die Abneigung gegeneinander auf Gegenseitigkeit.

„Morgen, Sei.“, gab Chikane nur lächelnd zurück, schwieg dann allerdings, wie auch Sei, die ihren Blick zu Boden gesenkt hatte. Das, was gestern geschehen war, heftete beiden noch an. Dieses merkwürdige Gefühl, die Worte, die sie ausgesprochen hatten, welche hätten nie erklingen dürfen. Diese Dinge hatte sowohl der Schwarzhaarigen, als auch der Blonden eine schlaflose Nacht beschert.

Doch beide hatten sie unterschiedlich bewältigt. Während Sei einen Großteil der Nacht damit verbracht hatte, auf ihrer Maschine durch die Gegend zu rasen, um sich irgendwie von diesem merkwürdigen Gefühl abzulenken, hatte Chikane sich still an ihren Schreibtisch gesetzt, ihre Gedanken aufgeschrieben und versucht diese zu ordnen.

Mit Misstrauen beobachtete Reika das Geschehen, dann griff sie nach Chikanes Arm und zog sie mit sich voran, mit den Worten: „Komm, Chikane-chan. Wir kommen sonst noch zu spät und das wollen wir doch nicht!“

„Warte doch, Chi-chan. Ich könnte dich doch auch mitnehmen!“, rief Sei ihnen hinterher.

Die Angesprochene drehte sich leicht, während Reika nicht von ihr abließ und sie weiter zog und antwortete nur: „Nicht nötig, Sei! Wir sehen uns dann später.“

Den Helm zwischen den Händen haltend sah Sei den beiden Mädchen hinterher. Und irgendwie bekam sie miese Laune, als sie auf so eine merkwürdige Art und Weise abgewimmelt wurde. Wenn nur diese Reika nicht wäre!

Die Blonde setzte sich ihren Helm wieder auf. Vielleicht würde sie Chikane heute wieder nach der Schule abfangen können. Das hoffte sie zumindest inständig, wollte es wiederum auch nicht. Viel war gestern zwischen ihnen gesagt worden, als sie am Strand saßen, aber es gab noch viel mehr, was unausgesprochen blieb. Und gerade davor fürchtete sich Sei. Vor diesem merkwürdigen Gefühl, vor dem Unausgesprochenen, von dem sie sich sicher war, dass sowohl Chi-chan, als auch sie es kannten. Aber das sollten sie lieber vergessen. Für alle Beteiligten wäre dies wohl immer noch das Beste.
 

Zur selben Zeit stand Hina schon seit einer halben Stunde vor dem Schultor. Sie wartete, wartete auf Kotori. Wollte wissen, was nun war. Ob sie sie nun hasste oder ob alles beim Alten geblieben war.

Inständig erhoffte sie sich letzteres. Ohne Kotori, das konnte sie sich schon fast nicht mehr vorstellen. Es gab eine Zeit, bevor sie Kotori kannte, da hatte ihr nichts gefehlt. Sie war glücklich, hatte noch ihre Schwester.

Dann ging alles abwärts, nach dem Tod ihrer Schwester und dann erschien plötzlich Kotori und half ihr wieder auf. Machte sie wieder zu einem Menschen, ließ Hina das Leben wieder genießen. Am meisten, wenn sie einfach nur beisammen waren.

Doch wie sollte das gehen? Wie hätte Hina Kotori jemals sagen können, was sie empfand? Wie tief ihre Gefühle für sie waren, erschreckend tief. Diese Gefühle einem Mädchen gegenüber zu hegen war nicht normal. Vermutlich wäre es doch nur eine jugendliche Phase des Ausprobierens, sagte sich Hina jeden Morgen, wenn sie aufstand und Kotori zu einem ihrer ersten Gedanken zählte.

Schon fast hatte Hina den Gedanken, Kotori heute zu sehen, aufgegeben, als plötzlich eine hübsche junge Frau auf das Schultor zukam. Augenblicklich spürte das Mädchen, wie das Herz in ihrer Brust unruhig zu rasen begann. Das kastanienbraune Haar der Achtzehnjährigen wurde leicht vom Wind umspielt.

Auf Hina machte sie einen nahezu perfekten Eindruck, eine Schönheit, ohne jegliche Mängel schien auf sie zuzugehen.

„Gu…guten Morgen, Kotori.“, gab die Rothaarige zügig von sich.

Dasselbe Lächeln wie immer, dieselbe beruhigende, liebevolle Stimme, als Kotori den morgendlichen Gruß entgegnete.

Und doch, irgendetwas war anders. So sehr sich Kotori auch bemühte, die gewöhnliche Fassade nicht bröckeln zu lassen, Hina das Gefühl zu geben, dass alles okay sei, irgendetwas stimmte nicht. Das sagte der Rothaarigen ihr sechster Sinn. Sie wusste nur nicht was.

Etwas an ihrem Blick. Kotori schien sie anders anzusehen, als früher. Statt der stets gewohnten Freundlichkeit, schien ein leichter Trauerschleier den sonst so freudigen Glanz ihrer Augen zu verschleiern.

Tatsächlich war Kotori nach allem andern als nach Lachen. Sie war traurig. Gestern…dieses Gespräch. Irgendwie hatte sie sich mehr erhofft. Die Braunhaarige war sich so sicher gewesen, dass…dass da in Hinas Blick mehr für sie gewesen war, wenn sie ihr in die Augen gesehen hatte, als nur eine gewöhnliche Freundschaft.

Doch gestern musste sie erfahren, dass dem nicht so war. Was hatte sie sich auch eingebildet? Für Hina war sie schlichtweg ein Ersatz für ihre große Schwester. Ein starkes Band war zwischen ihnen, das nicht so leicht zerreißen könnte, dachte Kotori früher.

Doch ihre Gefühle der Rothaarigen gegenüber hatten sich verändert, waren intensiver, tiefer geworden. So bekam das Band seine ersten Risse. Und durch diese Aussage von Hina am vergangenen Tag hatte sich alles noch verschlimmert. Das Band war nun bis zum Zerreißen gespannt.

Unsicher fragte Hina: „Was ist los mit dir, Kotori?“ Sie hatte Angst. Das Gefühl, dass etwas anders war nagte an ihr, versetzte sie in eine merkwürdige innere Unruhe. Was war das nur? Was war vorgefallen? Hatte sie gestern vielleicht alles kaputt gemacht durch ihre Aussage, die, nun ja, sagen wir nicht ganz der Tatsache entsprach?

Doch die Braunhaarige bemühte sich, schüttelte leicht den Kopf und entgegnete mit einem Lächeln, von welchem sie hoffte, dass es aussah wie das, was sie stets für Hina übrig hatte: „Nein, nein, mach dir keine Sorgen, Hina-chan. Es ist alles in bester Ordnung, glaub mir.“

Verwundert zog die Rothaarige eine Augenbraue hoch. „Das stimmt nicht“, stellte sie murmelnd fest. „Irgendetwas ist los mit dir. Und wenn du wegen gestern so bist…dann…dann…“ Die Jüngere suchte vergebens nach Worten. Hilfe suchend sah sie die Ältere an und gab darauf einfach nur von sich: „Es tut mir Leid, wenn ich deine Erwartungen enttäuscht habe, aber…aber…“ Ein weiteres Mal fehlten ihr die Worte.

„Denk nicht weiter darüber nach. Vergiss es einfach. Das Gespräch hat es nie gegeben, zwischen uns hat sich nichts geändert.“, versuchte Kotori das Mädchen vor sich zu beruhigen. Dabei klang ihre Stimme aggressiver, als sie es gewollt hatte. Ihr rothaariges Gegenüber schien leicht zu erschrecken.

Still sahen sich die beiden an. Zur selben Zeit suchten sie nach den passenden Worten für diese Situation, die doch keine finden konnte. Alles, was sie wollten war, dass es wieder so sei wie früher, vor diesem gestrigen Gespräch. Die Beklemmung war den Mädchen anzumerken. Doch das, was geschehen war, konnte man nicht mehr ändern. Und früher oder später hätte Kotori Klarheit finden müssen, auch wenn es nicht die erhoffte Klarheit war, die ihr zuteil wurde, so vereinfachte Hinas gestrige Aussage doch einige Entscheidung in Bezug auf ihre Zukunft.

Der Schulhof leerte sich langsam. Immer mehr Schüler traten in das Schulgebäude. „Der Unterricht beginnt bald. Wir sollten rein gehen…“, bemerkte Kotori vorsichtig, den Blick nicht von Hina abwendend. Diese nickte nur. „Ja, du hast Recht. Dann…bis später…vielleicht…“ Hinas Stimme war bei den letzten Worten nicht mehr als ein Flüstern. Danach trennten sich beide, strömten zwischen all den anderen Schülern in ihre Klassenzimmer, um stillschweigend und mit dem Kopf voller Fragen, am Unterricht teil zu nehmen.
 

Shin und Shimako waren wie immer pünktlich da. Als die beiden sich zufällig am Schultor begegnet waren, nur vereinzelte Schüler hatten das Schulgebäude bereits erreicht, blieben sie einen Moment stehen und starrten sich an. Der gestrige Tag war für beide angenehm gewesen, das, was geschehen war, ließ Shimakos Herz noch immer unruhig schlagen, wenn sie nur daran dachte, Shin erging es nicht viel anders. Auch wenn er, im Vergleich zu der jungen Braunhaarigen, wesentlich ruhiger mit der Situation umging.

Sanft lächelte der Junge sein Gegenüber nach einer Weile an und gab leise von sich: „Guten Morgen, Shimako-chan.“ Augenblicklich breitete sich auf Shimakos ganzen Körper eine Gänsehaut aus, wohlige Schauer rannen über ihren Rücken, ihr Herz begann fast schon panisch zu rasen, als sie, deutlich verunsicherter als vorher, erwiderte: „Guten Morgen, Shin-kun.“

Mehr als diese paar Worte hatten sie seitdem jedoch nicht gewechselt. Auch, wenn jeder von ihnen gern mit dem anderen gesprochen hatte, ihnen fehlten einfach die Worte. In Konversation miteinander waren sie ungeübt. Worüber mit dem jeweils anderen reden, wenn man ihn doch, trotz der Tatsache mehrere Jahre neben ihm gesessen zu haben, kaum kannte? Das war ein Unding.

Und so blieben sie stumm nebeneinander sitzen, so wie an jeden anderen Tag auch. Aber da war etwas anderes, was kaum unbemerkt bleiben konnte: Eine gewisse Spannung zwischen den beiden, die Funken zu sprühen schien.
 

„Nun sag schon, was mit dir los ist, Chikane-chan!“ Reika hatte sich zu ihrer Freundin umgedreht und nicht mehr damit aufgehört sie nach dem gestrigen Tag zu fragen. Da war etwas geschehen, das stand außer Diskussion, aber, dass sie nicht wusste, was es war, machte Reika fast wahnsinnig.

„Ich sagte doch schon, dass nicht ist…“, entgegnete die Schwarzhaarige weiter hin ruhig. Das, was zwischen Sei und ihr vorgefallen war, konnte sie ihr unmöglich mitteilen. Das war alles viel zu konfus.

„Egal, was es ist, du kannst es mir erzählen. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst, Chikane-chan…“, gab Reika flüsternd von sich. Sie schien sich ernstliche Sorgen zu machen, ihr Blick sprach da ganze Bände.

„Es ist nichts passiert. Ich war nur mit Sei am Meer, nichts weiter. Vielleicht haben mich diese ganzen Umstellungen einfach etwas überrannt. Das geht schon wieder, glaub mir.“ Mehr als die Wahrheit konnte Reika ja nicht von ihr verlangen, so hoffte Chikane zumindest.

„Da ist doch noch mehr gewesen, als dass ihr nur am Meer gewesen seid! Gib’s zu, Chikane.“

„Es gibt nichts zuzugeben, Reika. Weil nicht mehr gewesen ist!“, mischte sich nun eine Dritte in das Gespräch eingemischt. Kurz. Bevor die Lehrerin eintraf, hatte sie das Klassenzimmer betreten und Chikane dadurch ganz schön aus der Patsche geholfen. Zumindest vorerst hatte sie ihre Ruhe vor lästigen Fragen. Der Unterricht begann und da würde Reika bestimmt nicht negativ auffallen, auch, wenn sie diese ganze Angelegenheit etwas lockerer sah, als Chikane. Wegen einmal schwatzen, würde einem schon nicht gleich der Kopf abgerissen.

„Danke, du hast mir echt geholfen…“, flüsterte Chikane der Blonden neben ihr zu.

„Schon okay, Ehrensache“, gab diese zurück, sah sie dabei lächelnd an und für einen Moment begegneten sich die Blicke der beiden. Nur kurz schienen sie aneinander zu haften. Dann war alles schon wieder vorbei und sofort war die Anspannung vom gestrigen Tag wieder da und lastete auf den Schultern der Mädchen.

Schweigend lauschten sie den Worten der Lehrerin, welche da waren: „Heute gebe ich euch eure Aufgabe auf, die ihr bis zur nächsten Woche zu erledigen habt. Ihr werdet euch in Zweiergruppen zusammentun und in diesen jeweils über Jugendprobleme berichten. Ihr habt dafür eine Woche Zeit. Bemüht euch darum, dass ihr die Aufgabe gründlich erledigt. Die Bewertung eurer Arbeit wird sehr ausschlaggebend sein.“

Alle waren sofort putzmunter. Eine allgemeine Unruhe begann im Klassenzimmer. Die Frage, wie die Gruppen aufgeteilt worden und ähnliche Dinge wurden besprochen. „Paare bilden jeweils diejenigen, die nebeneinander sitzen. Reika, Hina, da ihr beide allein sitzt, werdet ihr zusammen eine Gruppe bilden.“, erklärte die Lehrerin weiter.

Weder Reika noch Hina schienen erfreut darüber. Während Reika gehofft hatte, mit ihrer besten Freundin zusammenarbeiten zu können, wäre es Hina am liebsten gewesen, allein arbeiten zu können, vielleicht mit etwas Hilfe von Kotori, aber doch nicht mit einer der beiden Neuen zusammen.

Unsicher sah Chikane zu Sei. Warum musste das Schicksal gerade jetzt so unbarmherzig sein? Gruppenarbeit, das bedeutete zwangsläufig allein mit Sei etwas zu erarbeiten. An und für sich nichts weiter Tragisches, die Schwarzhaarige war durchaus teamfähig, aber die Vorstellung allein mit Sei zu sein, mit all diesen wirren Gefühlen in ihr, das machte sie doch etwas unsicher. Wie sollte das Ganze nur enden? Und warum schien Sei dieser Gedanke gar nicht zu stören? An ihrem Gesicht war nichts davon zu erkennen, dass ihr die Vorstellung einer Gruppenarbeit irgendwelches Unbehagen bereitete. Die Schwarzhaarige kannte die Blonde noch nicht gut genug, um zu wissen, dass Sei in dieser Hinsicht ein Meister der Selbstbeherrschung war. Ihrem Gesicht war selten zu entnehmen, was sie gerade dachte, was ihr wiederum einen gewissen Reiz verlieh.

Auch Shin und Shimako schienen vor den Kopf gestoßen zu sein. Unsicher lächelnd sah Shimako ihren Mitschüler an und murmelte: „Das Schicksal beharrt wohl darauf, dass wir Zeit miteinander verbringen, was?“

Shin lächelte ebenso, wollte der Braunhaarigen jedoch ihre Unsicherheit und Verlegenheit nehmen, weshalb er antwortete: „Scheint wohl so, aber mich stört es nicht gerade. Besser, als mit irgendeinem Idioten in eine Gruppe eingeteilt zu werden.“

Verlegen, aber sichtlich glücklich lächelte Shimako Shin an. Er blieb ruhig, wenigstens lächelte sie. Es war das Letzte, was er wollte, dass sie sich unnötige Gedanken wegen dieser Gruppenarbeit machte. Würde schon schief gehen.

Unruhig trommelte Sei mit den Fingern auf dem Tisch herum. Was würden sie wohl für ein Thema bekommen? Jugendprobleme, das konnte fast alles sein: Drogen, Schulstress, Alkohol, Liebe, Beziehung, Beziehungen, die so eigentlich nicht sein dürften. Genervt von sich selbst schüttelte Sei leicht den Kopf. Warum machte sie sich darüber Gedanken? Nur wegen diesem Gespräch am gestrigen Nachmittag? Das hatte doch wirklich nichts zu bedeuten, absolut nichts, sie war nicht so. Sie war normal.

Nervös sah sie zu Chikane. Ihr Blick war von einer gewissen Melancholie verhangen, wie immer. Irgendwie gab ihr das eine ganz bestimmte Note, etwas, wodurch sie sich in Seis Augen stark von den anderen unterschied. Plötzlich wandte Chikane sich Sei zu. Verlegen lächelte die Blonde, fragend erwiderte die Schwarzhaarige den Blick.

„Bist du nervös?“, fragte Chikane einer plötzlichen Eingebung folgend flüsternd.

„Irgendwie schon, weiß auch nicht, warum…“, antwortete Sei wahrheitsgemäß.

„Man könnte meinen, dass du fürchtest, mit mir allein zu sein“, die Lippen den Sechzehnjährigen um spielte ein scheues Lächeln, „Glaubst du etwa, dass ich über die herfallen werde?“ Ein leises Lachen ihrerseits.

Sei blieb ernst. Sie verzog keine Miene, um auch nur den Ansatz eines Lächelns zu zeigen. „Wir werden sehen“, murmelte sie nur auf eine merkwürdige Art, die auf ihr Gegenüber irgendwie bedrückend wirkte.

Nach und nach ging die Lehrerin durch die Reihen und teilte kleine Zettel aus, auf denen die jeweilig vergebenen Themen standen. Unsicher griff Chikane nach dem Zettel, als dieser auf ihren und Seis Tisch gelegt wurde. Fragend sah sie die Blonde an, diese schüttelte den Kopf: „Heben wir uns die Überraschung für später auf.“
 

„Und, was ist unser Thema?“ Nachdem das Klingeln der letzten Stunde verhallt war, hatte sich Hina auf den Weg zu Reikas Platz gemacht, um von ihrem Gruppenmitglied zu erfahren, was sie denn nun ausarbeiten mussten.

Reika sah die Rothaarige an. „Irgendwas von wegen, wie Jugendliche heutzutage mit Verlust und Trauer umgehen“, antwortete die Braunhaarige, während sie ihre Schulsachen in ihrer Tasche verstaute.

„Na ganz toll“, stöhnte Hina auf. Dies war das letzte Thema, was sie bearbeiten wollte. Sie hatte die Nase voll von Verlust und Trauer. Das nagte so schon tagtäglich an ihr.

Die Braunhaarige überhörte das Seufzen einfach. Egal, weshalb ihre Partnerin dies tat, es ginge sie nichts an und es interessierte sie auch nicht besonders. Zumindest gab sie das nicht zu, denn wie so häufig in ihrem Leben nagte eine gewisse Neugier an ihr. „Wann wollen wir damit anfangen?“, fragte Reika ganz nebenbei.

„Weiß auch nicht. Hast du heute Zeit, dann könnten wir uns schon immer einen kurzen Überblick verschaffen, wenn du willst. Ich muss nur noch kurz in die Bibliothek, was abgeben. Dann könnten wir los.“, schlug Hina vor, Desinteresse schwang in ihrer Stimme.

„Klingt gut. Kommst du mit zu mir, ist nicht so weit weg von der Schule“, ging nun Reika zögerlich auf das von beiden Seiten lustlos geführte Gespräch ein, woraufhin Hina nur nickte.

„Reika-chan, kommst du?“ Chikane war zu ihrer Freundin getreten.

„Tut mir Leid, Chikane-chan, heute nicht. Hina und ich haben uns entschlossen gleich heute mit der Aufgabe zu beginnen. Wir müssen noch in die Bibliothek dafür.“ Verlegen lächelte Reika, irgendwie tat es ihr Leid, ihre Freundin schon wieder versetzen zu müssen, denn sie konnte sich gut vorstellen, dass Chikane nicht gerade glücklich darüber war, auch wenn sie sich um ein Lächeln bemühte.

„Ist gut, dann bis morgen. Ich geh dann mal“, gab die Schwarzhaarige nur noch von sich, bevor sie aus dem Klassenzimmer verschwand. Gerade wollte sie das Schultor passieren, als sie Seis Stimme nach ihr rufen hörte. „Warte doch mal, Chi-chan!“

Die Angesprochene drehte sich um, augenblicklich trat Schweigen ein, als die Blonde vor ihr stand. „Äh…ich glaub, ich muss mit dir reden…“, meinte diese stockend. Abwartend sah Chikane sie an. „Da fällt mir ein, wir haben noch gar nicht nachgesehen, was auf dem Zettel steht!“, fiel der Dunkelhaarigen auf einmal ein und sie kramte in ihrer Tasche danach.

„Sehen wir es uns am Strand an!“, beschloss Sei einfach nur knapp, warf Chikane einen Helm zu und fuhr mit ihr los, ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, das sie schwer einschätzen konnte. Dieses Kribbeln, diese Nervosität, als sie fühlte, wie Chikane sich vorsichtig an ihr festhielt. Sei versuchte es auszublenden, die ganze Fahrt über, aber richtig gelingen konnte ihr das nicht.
 

Schweigend wanderten sie durch den Sand, es stürmte leicht, die Wellen schwappten immer wieder nahe an die beiden Schülerinnen heran. Nach einer Weile setzten sie sich in den Sand, genauso wie am Tag zuvor.

„Also,…wegen gestern…“, begann die Blondine zögerlich, wobei sie gar nicht bemerkte, dass Chikane den Zettel aus ihrer Tasche hervorzog und diesen langsam auseinanderfaltete. Leicht überrascht über das ihnen zugeteilte Thema weiteten sich ihre Augen kaum merklich.

„Ich fand den gestrigen Nachmittag ziemlich schön...“, ging Chikane ruhig auf das Gespräch ein. „Obwohl unser Gespräch…“, unschlüssig fuhr sie sich durchs Haar, „aus einem mir unbekannten Grund hat’s mich die ganze Nacht wach gehalten.“ Verlegene Röte zierte ihr Gesicht, als sie diese Worte aussprach.

„Mich auch“, erwiderte Sei, ihre Stimme klang merkwürdig rau, ihre Augen fixierten Chikanes Profil.

„Sollten wir es vergessen?“

Das Gespräch schien ähnlich abzulaufen, wie am vorherigen Nachmittag.

„Das würde uns auch nicht helfen. Wir würden es nicht vergessen können und es würde uns nur belasten…“, murmelte Sei, mehr zu sich selbst, „…aber hör mal, ich bin normal, ich mag dich, okay? Aber ich bin nicht so, dass ich…dass ich…“

Sei brach ab, als sie den Blick ihrer Partnerin sah. Er ging ihr durch Mark und Bein, ließ sie verstummen, ihre Knie weich werden, ihr Blut unruhig pulsieren.

„Ich kann mich nicht erinnern, diese Sache angezweifelt zu haben“, sagte Chikane im sachlichen Ton. „Ich hoffe mal, dass du trotzdem mit unserem Thema klar kommst.“ Die Schwarzhaarige überreichte ihrem Gegenüber den Zettel, kurz berührten sich ihre Hände. Dann faltete Sei den Zettel auseinander und las ihr Thema. Irgendwie schockte es sie. „Liebe auf die falsche Weise? Gleichgeschlechtliche Liebe bei Jugendlichen“, las sie leise vor.

„Schräg, was?“ Chikane sah in die Ferne.

„Total“, entgegnete Sei nur, ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.

„Glaubst du, dass es falsch ist, wie es auf dem Zettel steht?“, hakte Chikane nach.

„Es ist gegen die Natur, also kann es nicht richtig sein, oder?“, stellte Sei die Gegenfrage mit einem unsicheren Unterton.

„Es ist, was es ist, sagt die Liebe“, zitierte die Schwarzhaarige nur, „Wenn es wahre Liebe ist, wenn es von beiden Seiten kommt und sich gut, ja, sogar richtig anfühlt, dann kann es doch nicht falsch sein, wenn du mich fragst.“

„Chi-chan…“, hauchte Sei, sie war erstaunt über die Worte des Mädchens neben ihr. Sie schien sich wirklich Gedanken darüber zu machen und diese Tatsache bescherte Sei einen Klos im Hals, der sie daran hinderte, noch irgendetwas zu sagen.

Still schweigend saß sie einfach nur neben ihrer Partnerin und lauschte auf die Geräusche des Meeres, schloss nach einer Weile die Augen und hörte auf ihr Inneres, auf diese merkwürdige Stimme in ihr, die sie nicht einschätzen konnte, von der sie nur wusste, dass sie ihr Herz beeinflusste, ihre Gedanken verworren aussehen ließ.

Die Blonde konnte in jenem Moment noch nicht einmal erahnen, welch eine Veränderung ihr Leben in den nächsten Tagen, Wochen, ja sogar Monaten durchmachen würde. Hätte man es ihr erzählt, so hätte sie es vermutlich auch nicht geglaubt.

Alles, was sie sich in jenem Moment fragte, war, wie das alles weitergehen sollte und was diese merkwürdige Stimme in ihr, die sprach, sobald sie in Chikanes Nähe war, von ihr wollte.
 


 

So, da war das neue Kapitel auch schon wieder zu Ende. Aber keine Sorge, das neue ist schon so gut wie fertig. Und ich kann schon jetzt versprechen, dass es interessant wird. Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel hier gefallen hat und würde mich über Kommentare von euch freuen.

Bis zum nächsten Kapitel.

Ciao Steinbock

Normal?

Hallo Leute!

Ich melde mich hiermit mal wieder zu Wort. Zumindest bei meinen FFs. Einigen ist ja vielleicht schon aufgefallen, dass es in letzter Zeit noch schleppender mit einigen FFs von mir zugeht, als sonst. Aber man möge es mir in Anbetracht der Vorprüfungen und dem ganzen anderen Schulstress verzeihen.

Ich hab mich wie immer riesig über die Kommis gefreut. Vielen Dank dafür. Und nun viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 5

Normal?
 

„Also dann, bis morgen!“ Auf dem Motorrad sitzend sah Sei Chikane an, die sie gerade nach Hause gebracht hatte. In beider Blicke lag Unsicherheit.

„Ja, bis morgen und danke noch mal fürs Mitnehmen.“, stammelte die Schwarzhaarige zusammen. Dann trat erneut Schweigen ein. Keine wusste recht, was sie tun sollte. Einfach weggehen und es bei diesem Abschied belassen oder doch eine Umarmung zum Abschied. War ja schließlich nichts Verwerfliches.

Letzten Endes gab Sei sich einen Ruck, schnell zog sie Chikane an sich heran, drückte sie zögerlich. „Bis morgen dann…“ Und schon war der Moment wieder vorbei. Die Blonde setzte den Helm auf, fuhr los, innerlich aufgewühlt wollte sie jetzt nur weg von hier.

Leicht taumelnd betrat Chikane währenddessen ihr Haus. „Ich bin wieder da.“, rief sie ins Haus hinein. Ihre Mutter kam ihr entgegen. „Wo warst du denn so lange?“, wollte sie wissen.

„Am Strand…mit einer Freundin…vermutlich werdet ihr sie bald kennen lernen…wir müssen zusammen was für die Schule machen…“ Die Schwarzhaarige schien durch ihre Mutter hindurch zu sehen, ihre Stimme erschien merkwürdig benommen und irgendwie war sie blass.

„Ist auch alles in Ordnung mit dir, Kind?“ Besorgt legte ihre Mutter eine Hand auf Chikanes Stirn, fühlte, ob sie Fieber hatte.

„Keine Sorge, alles in Ordnung, nur irgendwie ausgepowert. Nichts Besorgniserregendes, glaub mir. Ich will jetzt einfach nur noch ins Bett. Ich bin müde…“

Die Schwarzhaarige wartete keine Antwort ab. Mit wankendem Schritt, ihre Beine fühlten sich merkwürdig weich an, ging sie die Treppen hinauf auf ihr Zimmer. Schnell öffnete sie die Tür, um sie ebenso schnell wieder hinter sich zu schließen.

Dort angekommen rutschte sie mit dem Rücken an der Tür herab. Ihre Beine versagten ihr endgültig den Dienst. Tief atmete sie durch, die Augen geschlossen, erinnerte sie sich an den heutigen und an den gestrigen Nachmittag. Beide machten sie sie nervös. Irgendetwas war da in der Luft, da lag unweigerlich etwas zwischen ihnen. Und Chikane wusste beim besten Willen nicht, was sie davon halten sollte.

„Ich werde mich doch nicht etwa noch verlieben? Auch noch in sie…das ist nicht…normal? Was ist schon normal? Das kann man doch nicht definieren…“ Vehement schüttelte das Mädchen den Kopf. Ein bitteres Lächeln über ihre eigene Dummheit zierte ihre Lippen. Das konnte es einfach nicht sein. Da war eine gewisse Zuneigung zu einem Mädchen, das sie kaum kannte. Na und? Schließlich war Sei nett zu ihr und diese Art, die die Blonde an den Tag legte, sie gab Chikane einfach eine gewisse Sicherheit. So etwas mit Liebe zu verwechseln war verrückt.

„Und wenn doch…“, murmelte sie zu sich selbst, ihre Stimme hatte einen rauen Klang angenommen, während sie aus dem Fenster heraus zum Himmel sah, „…dann kann ich es auch nicht ändern…Liebe kennt schließlich kein Geschlecht, wie es heißt.“
 

Die Motorengeräusche von Seis Maschine verhallten auf den Straßen. So schnell es irgend möglich war, fuhr die Blonde durch die Gassen. Auf dem Weg hatte sie nur ein Ziel vor Augen: Kyos Haus. Sie brauchte jetzt unbedingt jemanden zum Reden und niemand eignete sich dafür so gut, wie ihr alter Freund Kyo.

Bei seinem Haus angekommen stieg sie so schnell es ging von ihrem Motorrad und klingelte bereits im nächsten Moment heftig an der Tür. Kyo öffnete sie. Er wirkte leicht verwundert, schien sich allerdings zu freuen, sie zu sehen, auf dieselbe Art und Weise, wie er es seit Jahren getan hatte, wie er es immer tun würde. Zumindest in Seis Augen.

„Kyo, ich muss unbedingt mit dir reden. Wenn ich das nicht tue…ich…ich glaub, dann dreh ich noch völlig durch…“, hastete Sei mit ihren Worten. Auf ihr männliches Gegenüber machte sie einen recht verwirrten Eindruck, doch er zögerte nicht. Wie es seine Art war, legte er leicht den Arm um ihre Schultern, die nervös zitterten, zog sie herein ins Haus, schloss die Tür und ging dann gemeinsam mit ihr auf sein Zimmer.

Blind hätte die Blonde diesen Weg gehen können. Seit ihrer Kindheit war sie in diesem Haus so häufig ein und ausgekehrt, dass es für sie schon eine Art zweites Zuhause geworden war.

„Also, schieß los! Was gibt es, dass jemanden wie dich so nervös macht?“ Kyo ließ sich aufs Bett fallen, als er Sei diese Frage stellte.

„Du wirst mich für verrückt halten, wenn ich es dir erzähle…“, begann diese zögerlich, den Blick zu Boden gerichtet.

„Hab ich das jemals getan, Sei-chan?“ Die Stimme des jungen Mannes hatte einen beruhigenden Ton an sich. Er verfehlte seine Wirkung bei Sei nicht, nur war sie diesmal wesentlich schwächer als in anderen Fällen in denen Sei nach diesen Worten wesentlich ruhiger gewesen war, als vorher. Noch immer schien sie nervös. Dementsprechend musste irgendetwas größeres sein. Das war sonst nichts Seis Art.

Mit einem Mal sackte die Blondine in sich zusammen, zitternd saß sie auf dem Boden. Eigentlich war keine direkte Regung an ihr zu erkennen, einzig und allein ihre Hände zitterten, in einander gefaltet, unruhig in Seis Schoß.

„Wir machen jetzt Partnerarbeit im Unterricht. Aufgabestellung: Zusammen mit einem Partner ein Jugendproblem analysieren und dann vorstellen. Meine Partnerin ist Chikane. Du wirst sie nicht kennen, sie ist neu hier.“, begann Sei zu erklären, unruhig, sie schien nicht mehr normal atmen zu können.

„Alles klar so weit. Und wo liegt nun das Problem? Macht dir dieses Mädchen Probleme?“ Kyo wusste selbst, dass diese Frage dumm war. Wenn Sei Probleme mit jemanden hatte, wusste sie selbst, wie man diese beseitigte. Also schien es kein Problem im eigentlichen Sinne zu sein.

„Keine Probleme in diesem Sinne, wie du es denkst. Wir verstehen uns recht gut. Wir waren gestern zusammen am Strand und heute auch…aber ich glaube, gerade das ist das Problem.“ Bei den letzten Worten war Seis Stimme nicht mehr als ein klägliches Flüstern gewesen.

Doch Kyo verstand nicht richtig. „Wie meinst du das denn nun, Sei-chan? Wenn ihr euch versteht, so gut versteht, wie du es sagst, wo siehst du dann ein Problem? Es ist doch alles bestens!“

„Dass wir uns so gut verstehen ist das Problem! Das Gefühl, was ich habe, wenn ich ihr nahe bin, allein, wenn ich neben ihr sitze oder noch schlimmer, wenn sich unsere Blicke begegnen. Ich mag sie, aber immer wenn sie in meiner Nähe ist, wünsche ich mir, dass sie verschwindet und doch für immer bleibt im selben Moment. Das ist völlig verrückt! Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich in Ruhe allein mit ihr arbeiten soll, wenn ich mich so merkwürdig in ihrer Nähe fühle. Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“ Wütend schlug die Blonde mit der zu Faust geballten Hand gegen die Tür in ihrem Rücken.

Mit einem Mal konnte sich der junge Mann in etwa vorstellen, was Sei beschäftigte, ja, viel mehr noch befürchtete. Und die Angst und Unruhe, die sie durch diese Befürchtung plagte, konnte er doch irgendwie verstehen. Er konnte erahnen, was in ihr vorging, schließlich kannte Kyo dieses Mädchen besser, als jeder andere. So viel hatte sie in den letzten Jahren verbunden, eine Zeit lang mehr als Freundschaft, von diesem Gefühl er immer noch mehr als genug in sich trug. Aber so war es am besten für alle.

„Warum hast du eigentlich Schluss gemacht, Kyo-kun?“ Seis Stimme war immer noch nur ein Flüstern, die Augen hatte sie geschlossen und Kyo geriet bei dem Anblick ihrer einen Spalt weit geöffneten Lippen in Versuchung sie zu küssen. Doch er widerstand.

„Weil es das Beste für uns beide war…“, gab er betraten von sich. Mittlerweile war er aufgestanden und hatte sich vor seiner Freundin auf den Boden gesetzt.

„Das zähle ich nicht mehr als Antwort. Das hast du jedes Mal gesagt, wenn ich dich gefragt habe. Aber das ist doch keine Erklärung, verdammt!“ Seis Stimme war auf einmal wieder laut und deutlich und vor allem wütend.

Eine Weile schwieg Kyo, wog die Worte, die er sagen würde in Ruhe ab, bevor er antwortete, mit jener ruhigen Stimme, die ihm wohl in die Wiege gelegt worden war: „Ich habe mich von dir getrennt, um mit dir zusammen bleiben zu können.“

Müde, verwirrt und irgendwie auch gestresst, öffnete Sei ihre Augen. Ratlosigkeit und Wehmut verschleierten ihren Blick. „Das macht doch keinen Sinn, Kyo. Ich versteh es nicht! Wir waren so weit miteinander. Es fehlte nicht viel und wir hätten…“ Die Blonde brach ab und schloss die Augen wieder. Beide wussten, was gemeint war.

Ein kleines Stück rückte Kyo an Sei heran, beugte sich leicht zu ihr, um in einem Flüsterton mit ihr weiter zu sprechen: „Du bist wie ein wildes Tier, Sei. Du bist schön anzusehen, es ist schön bei dir zu sein, man kann dich sogar aus der Wildnis holen. Aber man kann die Wildnis nicht aus dir holen, ich konnte die Wildnis nicht aus dir holen, ich musste dich wieder frei lassen, damit du bei mir bleibst. Anders hätte das hier kein gutes Ende genommen.“

„Aber ich will bei dir sein…“ Ihre Stimme drang heiser, leise und halb von Tränen erstickt an sein Ohr. Er sah sie nun wieder direkt an, bemerkte, dass sie wieder die Augen geöffnet hatte. Ihre Augen waren glasig, so sehr, dass er wusste, dass das Mädchen die Tränen kaum mehr zurückhalten konnte.

„Können wir es denn nicht noch einmal versuchen? Nur ein einziges Mal? Ich brauche die Freiheit nicht, wenn ich bei dir sein kann…“ Leise fanden vereinzelte Tränen den Weg über die Wangen der Schülerin.

„Du wirst die Freiheit brauchen. Vielleicht nicht bald, aber der Tag wird kommen und mir ist die Freundschaft zu dir zu teuer, als dass ich sie dafür wegwerfen werde. Ich bin nicht das, wonach du suchst, Sei-chan. Versuch das doch zu verstehen!“

„Aber ich will nicht allein sein, Kyo…ich will nicht allein gelassen werden!“ Wimmernd hatte sie sich ihm an die Brust geworfen. Still blieb Kyo sitzen, schloss sie vorsichtig in die Arme, strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Ich lass dich nicht allein, Sei-chan. Niemals werde ich Sei-chan allein lassen. Wir gehören zusammen, daran wird sich nichts ändern. Glaub mir, aber wir gehören nicht auf diese Art zusammen!“

Vorsichtig, zögernd, stützte sich Sei leicht von Kyo ab. Tief sah sie ihm in die Augen, suchte seinen Blick, fand ihn, hielt ihn fest. Keiner von beiden sagte etwas. Das tiefe Bedürfnis nach dem Gefühl seiner Lippen auf den ihren machte sich in Sei breit. Unweigerlich schloss sie langsam die Augen, nur noch einen kleinen Spalt breit waren sie geöffnet, als sie sich vorsichtig mit ihren Lippen den seinen näherte.

Fast wäre Kyo ihr entgegengekommen. Fast hätte auch er die Augen geschlossen, hätte dieses Gefühl der Zuneigung an sich heran gelassen, es mit Sei ausgelebt, die Zuneigung geteilt, ihr das gegeben, was sie im Moment beide wollten. Doch noch halbwegs gelang es ihm, Herr seiner Sinne zu bleiben.

„Nein, Sei-chan! Wir dürfen das nicht. Nicht so…“ Seine Stimme war stark, Sei sah ihn nur geschockt an, sah dann zu Boden, um sich daraufhin nur noch etwas fester an Kyo zu drücken. Das war die Seite an ihr, die den anderen stets verborgen geblieben war. Es war die Seite, die krampfhaft nach Schutz und Halt in ihrem Leben suchte, diesen Wunsch aber hinter der scheinbar coolen Maske versteckte. Niemand sollte es bemerken, weil sie es so wollte. Und niemand bemerkte es.

Nur bei ihm, in seinen Armen, in diesem ihr nur allzu vertrauten Zimmer, nur hier durfte sie schwach sein. Hier durfte sie weinen, hier durfte sie ihre Ängste beim Namen nennen, weil er hier war. Doch er wollte sie nicht, nicht so, wie sie glaubte ihn zu wollen. Oder war es am Ende auch bei ihr nicht diese Art von Liebe gewesen? War es nur das tiefe Band der Zuneigung, der Verbundenheit zueinander, das sich über Jahre gebildet hatte, gewesen, dass sie mit dem auf andere Art intensiven Gefühl der Liebe verwechselt hatte?

Langsam kamen Sei Zweifel an der Echtheit der Beziehung, die die beiden vor einiger Zeit geführt hatte. „Du hast Recht“, hauchte sie, und schaffte dabei einigen Abstand zwischen Kyo und ihr. „Ich weiß noch nicht genau, wie ich es verstehen soll, aber du hast Recht, Kyo-kun. Du hast so Recht und ich war so blind. Ich werde es irgendwann verstehen, nicht wahr? Irgendwann werde ich den Sinn deiner Worte, den Sinn der Beziehung zwischen uns beiden verstehen. Ich danke dir schon jetzt dafür, Kyo-kun…“

„Schon okay“, murmelte Kyo ruhig.

Damit war alles zwischen den beiden gesagt, was gesagt werden musste. Auch wenn Sei das Gesagte noch nicht so recht verstand, auch wenn sie sich selbst nicht verstand, so würde doch der Tag kommen, an dem der Schleier der Unwissenheit beseitigt werden würde. Irgendwann…
 

„Wie sollen wir nur damit anfangen…“ Reika raufte sich in den Haaren. Dieses Thema behagte ihr nicht. Sie dachte nicht gern über Verlust und Trauer nach, schob es lieber von sich weg. Wenn diese beiden Dinge kommen würden, wären sie eben da. Bis dahin würden sie für Reika nicht weiter existieren. Sozusagen eine Selbstschutzreaktion vor dem, was unvermeidlich auf sie zukam.

Hina saß ihr still gegenüber und beobachtete Reika. Wie sie sich die Haare raufte und beinahe an dem Thema verzweifelte, was ihr selbst so klar vor Augen war, das hatte schon etwas Lächerliches an sich.

„Fangen wir erstmal damit an, was heutzutage darüber behauptet wird, wie wir mit Trauer und Verlust umgehen. Dann rollen wir die Wahrheit darüber auf. Wir müssen es ja schließlich wissen.“ Obwohl der Ansatz gut war, wirkte die Rothaarige gelangweilt, in Gedanken ganz weit weg, von Enthusiasmus keine Spur.

Ihr Gegenüber konnte das irgendwie nicht mit ansehen. „Hey“, begann Reika zögerlich, „bedrückt dich irgendwas?“

Für einen Moment sah Hina sie direkt an, dann starrte sie wieder geistesabwesend aus dem Fenster. „Wüsste nicht, was dich das anginge…“, war ihr einziger Kommentar dazu.

„Es ist nicht gut Probleme in sich hineinzufressen. Außerdem sind wir im Moment Partner, was uns eine gewisse Verantwortung füreinander aufbürdet.“, erklärte die Braunhaarige.

Hinas Gesicht zierte ein bitteres, leicht herausforderndes Lächeln: „Hast wohl zu große Beschützerinstinkte, was? Aber darauf steh ich nun mal nicht…“ Traurig seufzte die Rothaarige. Das reicht mir einmal im Leben, fügte sie in Gedanken hinzu und dachte dabei an Kotori, stets überbesorgt um sie.

„Wenn du meinst…aber wenn was ist, dann…“

Hina winkte sofort ab. „Schon klar, dann kann ich jederzeit zu dir kommen. Aber so etwas brauche ich nicht. Ich hab genug mit mir zu tun, da brauch ich niemanden, wie dich, der einen andauernd daran erinnert, dass man nie richtig sorglos sein kann.“

„Also hast du doch Sorgen!“, konterte Reika.

„Dito“, murmelte Hina nur desinteressiert. „Doch die würdest du sowieso nicht verstehen.“

„Was macht dich da so sicher?“, beharrte Reika.

„Du kennst mich kaum…“, antwortete Hina, ihre Stimme klang leicht gereizt, während die Brünette weiterhin ruhig blieb.

„Das ist ein Grund, aber kein Hindernis, wenn du mich fragst.“

„Du nervst!“, fuhr Hina sie an.

„Dann sag mir, was los ist!“, forderte Reika sie auf.

„Warum sollte ich?“

„Weil es dir danach besser gehen wird.“

„Kann dir das nicht egal sein?!“ Hina wurde nun schon fast richtig böse, am liebsten hätte sie dieses Haus sofort verlassen, aber dann wäre sie der Verlierer gewesen und sie verlor nur sehr ungern.

„Nein“, meinte Reika daraufhin nur kurz und ruhig.

Gerade wollte die Rothaarige etwas erwidern, als sie ihr Gegenüber leicht überrascht anstarrte. Hatte sie gerade richtig verstanden, hatte die Braunhaarige wirklich verneint? Das musste Hina erstmal auf sich wirken lassen.

„Warum nicht?“, fragte sie kühl, ihre Stimme war rau, mit ihren Augen fixierte sie ihre Partnerin.

„Weil wir jetzt Partner sind.“, kam als prompte Antwort. „Außerdem…“ Reika zögerte.

„Außerdem was?“, hakte Hina nach.

„Außerdem denke ich, dass du gar nicht so hart bist, wie du tust. Vielleicht brauchst du ja einfach nur einen Freund, könnte ich mir vorstellen.“

Hina sah zur Seite. Das Wort „Freund“ schmerzte. Die eine wahre Freundin, die sie im Moment hatte, bereitete ihr bereits genügend Probleme, da konnte sie auf eine Neue mit Helfersyndrom gerne verzichten.

Trotz allem antwortete die Rothaarige nach einer Weile: „Ich hab meine Freunde.“ Und nach eine kurzen Zeit des Schweigens fügte sie noch, nun wesentlich leiser als zuvor, hinzu: „Aber trotzdem danke.“

Besonnen lächelte Reika zu ihr. Eine Wärme ging von diesem Lächeln aus, die Hina nur selten gespürt hatte. Nachdem sie einige Male tief ein- und ausgeatmet hatte, wandte die Rothaarige sich ihrer Partnerin wieder zu und meinte nur: „Lass uns weitermache.“
 

Zur selben Zeit arbeitete auch ein anderes Paar an ihrem Thema. Völlige Stille herrschte zwischen dem Jungen und dem Mädchen. Nur das Kratzen ihrer Stifte war ab und an zu hören, eine Spannung lag im Raum, deutlich spürbar zwischen den beiden. Es schien, als könne man sie greifen.

Zögerlich sah Shin auf. Still betrachtete er Shimako, die im ihre Arbeit völlig vertieft war, zumindest augenscheinlich. Innerlich raste ihr Herz so sehr, dass sie es kaum aushielt. In Shins Nähe konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Jetzt auch noch seinen Blick auf sich zu spüren, verschlimmerte das Ganze nur noch.

Mehr als nur leicht verunsichert sah das Mädchen auf. Unverwandt starrte Shin sie weiter an. Schnell senkte Shimako den Blick wieder. Gestern war ihr alles noch so einfach erschienen. Seine Nähe war so angenehm gewesen, sie glaubte schon, seine Zuneigung geweckt zu haben. Doch nun erdrückte sie die Nähe fast und er wirkte so abgestumpft ihr gegenüber. Der Junge, mit dem sie gestern zusammen Spaß gehabt hatte, war ein ganz andere als der, der nun bei ihr saß und ruhig und beflissen die Hausaufgaben erledigte.

„Wir sind merkwürdig, wenn du mich fragst“, murmelte Shin in Gedanken versunken.

Shimako wurde hellhörig. „Was meinst du damit?“

„Ganz einfach. Gestern hatten wir noch Spaß miteinander und heute sagt keiner mehr ein Wort darüber. Das ist doch verrückt.“ Shin legte den Stift ab und streckte sich.

„Ich kann das halt nicht…“, versuchte Shimako sich zu rechtfertigen.

„Ich wollte dich nicht angreifen. War nur eine Feststellung. Gestern…das war für uns beide schön, denke ich. Warum machen wir dann so eine große Sache daraus. So etwas passiert schließlich jeden Tag mehrmals auf der Welt. Ist ja nicht verboten.“

Erstaunt sah Shimako Shin an. Wenn man sich die Worte nach und nach durch den Kopf gehen ließ, dann klang das fast so, als ob…na ja…als ob…das zwischen den beiden „beschlossene Sache“ wäre.

„Meinst du damit etwa…?“, wollte sie genauer nachhaken, doch sie verstummte.

„Was soll ich damit meinen?“, stellte Shin sich dumm, doch als er Shimako verwirrt und irgendwie verletzt sah, ihre Augen auf ihn gerichtet, murmelte er nur versöhnlich: „Machen wir es uns nicht so schwer und nehmen die Dinge, wie sie kommen.“ Shimako nickte nur still.
 

Als sich die Paare schon getrennt hatten und die Dunkelheit langsam einbrach, ging eine Person einsam durch die Straßen. Es war merkwürdig kühl, doch sie spürte die Kälte nicht. Kotori ging durch die Straßen und dachte nach. Bis sie mit einem Mal stehen blieb und die Augen schloss. Sie war sich sicher ihre Entscheidung getroffen zu haben, sie wusste, welchen Weg sie nach diesem letzten Schuljahr gehen würde.
 


 

So, das wars auch schon wieder für dieses Mal. Ich hoffe es hat euch gefallen und würde mich wie immer wahnsinnig über Kommis freuen.

Bis zum, hoffentlich baldigen, nächsten Kapitel.

Ciao

Steinbock

Du und ich

So, nach wirklich ziemlich langer Zeit stelle ich mal wieder ein neues Kapitel hoch. Ich hoffe ihr nehmt mir die langen Wartezeiten nicht all zu übel.

Wie immer danke für die lieben Kommentare und viel Spaß beim weiteren Lesen.
 

Widmung: LovelyEmo - so, jetzt hab ich's endlich noch geschafft, dein versprochenes Geburtstagsgeschenk fertig zu bekommen. Ich hoffe doch sehr, dass es dir gefällt^^
 


 

Kapitel 6

Du und ich
 

Monoton tickte die Uhr. Leise prasselte der Regen gegen ein Fenster. Im Raum war es völlig dunkel. Schemenhaft konnte man jemanden erkennen, der auf dem Bett lag. Es war Sei, die es sich dort, mit geschlossenen Augen, bequem gemacht hatte. Nicht, weil sie müde war, sondern verwirrt. Sie dachte nach, grübelte und kam doch zu keiner klaren Antwort auf ihre Fragen. Das Gespräch mit Kyo hatte sie aufgewühlt. Als sie bei ihm war, da war es noch da, das Gefühl, das Kribbeln, all die Liebe, die sie ihm entgegenbrachte. Doch er war abweisend geblieben, hatte nichts erwidert, außer, dass das mit den beiden nicht funktionieren würde. Ihr Herz verkrampfte sich noch immer, wenn sie daran dachte und sie spürte, wie eine leichte Nässe ihre Augen überfiel.

Tief schniefte sie, fuhr sich mit dem Arm über die Augen. „Ich werde jetzt nicht weinen! Nicht wegen so etwas! Ich sollte eher glücklich sein, dass ich meinen besten Freund behalten hab und so all den Problemen einer Beziehung entgehe. Ich bin frei und eigentlich…eigentlich sollte ich doch…ganz glücklich darüber sein…“, murmelte sie zu sich selbst und setzte sich langsam auf, sah sich in der Dunkelheit des Raumes um.

„Ich bin ein Idiot.“ Mit der Hand schlug sie sich auf die Stirn, verweilte dort. „Wie war es noch gleich? Liebe ist schwer zu finden und hart zu vergessen oder irgend so was.“ Im Merken solcher Dinge war sie noch nie die Beste gewesen und diese Gewissheit vermochte sie wenigsten wieder etwas zu erheitern.

Fast wie von allein fuhr ihre Hand in ihre Hosentasche und suchte nach ihrem Handy. Sie fand es auch sofort und hielt es vor sich. „Vielleicht sollte ich noch mal mit Chi-chan darüber reden.“ Doch dann legte sie das Handy wieder zur Seite. Vielleicht wäre es auch besser, sich erst einmal nicht mehr zu sehen. , ging es ihr dann wieder durch den Kopf. Dann sah sie auf den Display. Es war kurz nach Neun. Nicht zu spät, um bei ihr anzurufen oder wenigstens eine SMS zu versenden.

Ruhig tippte sie eine Nachricht ein. Nur mit dem Ende war sie nicht ganz sicher. Sollte sie nun HDL oder doch lieber nur LG schreiben. Eigentlich hatte sie ja etwas gegen dieses ständige „Ich-hab-dich-ja-so-doll-lieb-Gequatsche“, aber bei Chikane, nun ja, da war es bei ihr irgendwie anders. Da hatte sie das Gefühl, dass diese Worte genau passten. Sie gab sich einen Ruck und beendete die Nachricht mit den drei Buchstaben und schickte die SMS los.
 

Chikane saß zu diesem Zeitpunkt gerade über ihren Hausaufgaben. Etwas gelangweilt. Sie hatte schon einige Bücher gewälzt und sich im Internet etwas schlau gemacht über das Thema, das Sei und sie bearbeiten würden. Da gab es so viele Seiten, so viele Meinung. Das war verrückt. Sich da das Richtige rauszusuchen konnte Jahre dauern. Dementsprechend weit entfernt waren ihre Gedanken von den mathematischen Formeln, die es im Moment eigentlich zu bearbeiten galt.

Auf einmal klingelte ihr Handy. Chikane war etwas verwundert darüber, um diese Zeit eine Nachricht zu erhalten. Normalerweise schrieb ihr fast ausschließlich Reika und die hatte vor gut einer Stunde mit ihr telefoniert. Da schien ihr der Gedanke von ihr eine Nachricht zu erhalten, doch etwasweit her geholt.

„Von Sei…“, flüsterte sie, ihre Stimme klang dabei ebenso verwundert, wie erfreut. „Sie fragt, ob wir uns morgen treffen können, um am Wochenende uns dann richtig hinter die Hausaufgabe zu klemmen? Sie sprüht ja geradeso vor Elan! Was ist denn auf einmal mit ihr los?“, dachte die Schwarzhaarige laut.

Ohne lange zu überlegen, schickte auch sie eine SMS ab, mit folgendem Inhalt:
 

Sorry, hab morgen Nachmittag einen Termin, aber am Wochenende hab ich Zeit. Bin mir sicher, dass wir da vieles schaffen. Wir haben ja aber noch mehr als genug Zeit…

Hab dich auch lieb…Chi-chan.
 

Das Mädchen dachte sich nichts dabei, als sie schrieb, dass sie Sei auch lieb habe. Es war eine Floskel, die man mittlerweile bei jedem Zweiten verwendete, mit dem man zwei, drei Worte gewechselt hatte.

Als Sei dies jedoch las, machte ihr Herz, ungewollt, einen merkwürdigen Sprung und schon merkte sie wieder, wie ihr Blut schneller pulsierte. Hör auf! Sie wird sich nichts dabei gedacht haben. , trichterte sie sich selbst mehrmals ein. Doch alles half nicht dabei, dass ihr Herzschlag wieder halbwegs zur Ruhe kam.

Als sie sich wieder etwas normaler fühlte, tippte sie mit zitternden Händen eine weitere Nachricht:
 

Ist gut, dann eben am WE. Bei dir oder bei mir?
 

Eigentlich wollte es Sei gar nicht wissen, es würde so oder so Qual genug sein, das Wochenende an der Seite der Person zu verbringen, die sie so verwirrte und die, zu allem Überfluss, auch noch weiblich statt männlich war.

Kaum hatte sie das gedacht, da vibrierte auch schon ihr Handy. Eine neue Nachricht…wie erwartet von Chikane:
 

Wie wär’s bei mir? Hab am WE sturmfrei. Da haben wir unsere Ruhe.
 

Tief atmete Sei durch. Allein mit Chikane. Das ganze Wochenende, wenn man so wollte. Wie sollte sie das denn überstehen? Sie würde durchdrehen oder noch etwas ganz anderes tun, was nun, wenn sie…wenn sie…

„Schluss jetzt!“, schrie Sei sich selbst an.

„Sei-chan, ist alles in Ordnung?“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter rufen.

„Ja, alles okay. Mach dir keine Sorgen.“, gab sie mühsam von sich.
 

Okay, komm dann am WE bei dir vorbei. So gegen 11.00?
 

Und schon machte sich die nächste Nachricht auf dem Weg. Um die Antwort zu erhalten, dass es auch eher ginge, wenn sie wolle. „Eher? Ich bin ein Langschläfer, niemals!“ Sie lachte wieder etwas. Als ob Chi-chan sie hören konnte. Stattdessen entschloss sie sich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten:
 

Na dann, bis morgen. Solltest langsam schlafen gehen, nicht dass du morgen in der Schule einpennst. Gute Nacht…Sei ;)
 

Doch anders, als erwartet, bekam sie noch eine letzte SMS zurückgeschickt:
 

Hast wohl Recht. Aber du solltest das auch tun, sonst ergeht es dir morgen nicht anders. Ich hoffe doch sehr für dich, dass du Mathe schon fertig hast. Dann bis morgen und träum süß (vielleicht von der Liebe :-P ) Chi-chan :-*
 

„Hab ich was an den Augen…oder ist das dieses merkwürdige Kuss-Smile…?“ Einmal mehr war Sei verwirrt und das Herzrasen ging von neuen los. Bei erneuten Lesen der SMS fiel der jungen Blonden etwas ganz anderes auf. „Mathe? Och nöö…“

Warum vergas sie das immer.

Und warum musste ihr immer erst abends jemand sagen, dass das noch zu machen war?

Seufzend stand die junge Frau auf, knipste das Schreibtischlicht an und setzte sich über Mathe. Aber schon als sie sich den ersten Überblick verschaffte war sie sich sicher, dass diese Nacht noch sehr sehr lang werden würde.
 

Dementsprechend kam sie auch am nächsten Morgen in der Schule an. Dies blieb von Chikane nicht unbemerkt, doch sie verkniff sich jeglichen Kommentar, da sie sich die Ursache für diese Müdigkeit nur all zu gut erklären konnte. Ansonsten passierte nichts weiter Erwähnenswertes an jenem Freitagvormittag im April. Alles war in gewissem Grade normal. Ein paar Lästereien, Unstimmigkeiten zwischen den Jungs und die allgegenwärtige Vorfreude auf das Wochenende beherrschten den Tag.

Das einzige, was der Blonden wirklich auffiel, war, dass Chikane bereits nach der vierten Unterrichtsstunde verschwand. Fragend sah sie ihr hinterher und von diesem Moment an, schien der Unterricht noch langsamer zu vergehen, als er es so schon tat. Alles, was für Sei diesmal blieb war dieses undefinierbare und doch irgendwie vertraute Kribbeln, sobald sich ihr Gedanken auf dieses Wochenende einstellte.
 

Chikanes Weg führte sie währenddessen zum Arzt. Einer der üblichen Termine. Das für sie schon fast alltägliche Durchchecken und Überprüfen, ob auch alles wirklich in Ordnung sei. Heute schien jedoch irgendetwas anders als sonst.

„Was ist los? Stimmt irgendwas nicht? Seien Sie ehrlich.“, sprach die Dunkelhaarige ihren Arzt an. Dieser sah sie seufzend an und nahm die Brille ab, bevor er der Patientin eine Antwort gab, die Chikane noch die nächste Zeit nachdenklich stimmen würde.
 

Sei ihrerseits fuhr sofort nach der Schule in Richtung Meer. Dass Shimako und Shin sehr nah beieinander den Heimweg antraten, entging ihr dabei ebenso, wie eine scheinbar traurige Hina, die am Schultor auf jemanden zu warten schien, der scheinbar zu spät kam und eine Reika, die dies aus einiger Entfernung beobachtete.

Die Gedanken der Blonden waren wirr und sie musste sie irgendwie ordnen. Und wo ginge dies besser, als am Meer. Ganz allein, mit dem Rauschen der Wellen und den gelegentlichen Schreien der Möwen?

Ihren Gedanken nachhängend schlenderte sie am Strand entlang, dabei wurden ihre Spuren immer mal wieder vom salzigen Wasser des Meeres erfasst und verwischt. Ab und an sah sie in den bewölkten Himmel hinauf, erkannte dabei die scharfen Umrisse der Möwen und kaum sah sie diese Tiere durch die Luft gleiten, so kam ihr auch schon wieder Chikane in den Sinn.

„Als Wolf müsste ich wohl ein unnatürliches Leben am Meer führen, um bei dieser Möwe zu sein und dann“, sie zuckte die Schultern, „würde sie mir vielleicht doch noch davonfliegen.“ Ein Lächeln umspielte Seis Lippen. Welcher vernünftige Mensch dachte schon über so etwas nach? Das war völlig verrückt. Sie und Chikane, sie waren Menschen, keine Tiere. Und außerdem würde ein Wolf wohl kaum einsam und allein am Meer leben, nur um mit einer Möwe zusammen zu sein.

Warum sollte er versuchen etwas zusammenzufügen, was nun einmal von Natur aus nicht zusammengehörte?

Warum sollte er sich von allem, was normal war, trennen, ein einsames Leben führen, fern von seinen Artgenossen, ohne jeweils die Chance zu haben, eine Familie zu gründen?

Warum sollte er die Möwe dem allen vorziehen?

Faszinierte ihn das freie Leben der Möwe etwa so sehr, fühlte er sich in ihrer Nähe etwa so geborgen, dass er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte? Dass ihm ein Leben ohne sie gar schon nicht mehr lebenswert vorkam?

Das war verrückt!

Es gab keinen Grund so etwas zu tun! Und niemand, der normal war, würde so etwas tun. Kein Tier und schon gar kein Mensch!

Auf einmal begann es zu donnern. Kurz darauf zuckten vereinzelte Blitze am Himmel. „Nicht schon wieder“, murrte Sei nur, bevor sie die Beine in die Hand nahm und so schnell wie möglich mit ihrem Motorrad nach Hause fuhr. Doch obwohl sie sich kaum an die Tempolimits gehalten hatte, kam die junge Blonde nass bis auf die Knochen zu Hause an. Ihr nasser Körper zitterte, als sie die Wohnung betrat. Es herrschte völlige Stille. Wie üblich war ihre Mutter arbeiten. Das war sie gewohnt und sie wollte es schon nicht mehr anders. Die Ruhe hatte etwas Beruhigendes für sie und den größten Teil des Tages, verbrachte sie sowieso nicht zu Hause, warum sich da noch groß beschweren? Sie war kein kleines Kind mehr.

Zügigen Schrittes ging sie in ihr Zimmer, warf ihren Rucksack nur schnell in die Ecke, bevor sie sich ein paar Handtücher suchte und ins Bad verschwand. Sie schloss die Tür ab, man wusste ja nie, wer plötzlich ins Haus kam oder wen ihre Mutter mal wieder mit nach Hause brachte.

Ihre Kleidung klebte bereits wie eine zweite Haut an ihr und ihr Haar wirkte strähnig durch den Regen. Die Fliesen sorgten zudem nicht wirklich dafür, dass ihr auch nur annähernd wärmer wurde. Dies änderte sich jedoch zu Seis Freude nach kurzer Zeit, als sie das warme Wasser auf ihrer nackten Haut spürte. Die Wärme ging ihr durch den ganzen Körper, sodass sie sich sogleich viel wohler fühlte.

Nachdem sie geduscht hatte, ging sie langsam in ihr Zimmer. Sie fühlte sich müde, merkwürdig erschöpft und von all ihren wirren Gedanken wie erschlagen. Ohne es richtig zu bemerken, starrte sie die Decke an. Mehr wohl starrte sie durch die Decke hindurch, war mit ihren Gedanken weit weg. Immer und immer wieder kam ihr Chikane in den Sinn. „Das ist verrückt!“, murmelte sie zum hundertsten Male. „Warum denke ich so viel über ein Mädchen nach? Das ist doch echt total unnormal…“ Und doch…die Gedanken wurde sie nicht los. Mit jeder Stunde rückte das Wochenende näher und je näher es rückte, umso merkwürdiger wurde Sei. Da war dieses Kribbeln in ihr, diese innere Unruhe, die sie nicht erklären konnte. „Das kann noch lustig werden“, meinte sie gedankenverloren zu sich selbst, bevor sie sich wieder in die Kissen fallen ließ und kurz darauf einschlief.
 

Draußen war es windig und ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit. Durch den trüben Himmel erschien es eher, als sei der Herbst gerade ins Land gezogen und nicht als ob gerade der Frühling begonnen hatte und die Menschen auf den Sommer vorbereitete.

Schon seit geraumer Zeit war Chikane wach, war lustlos durch das Haus gestolpert, in dem sie wohnte. Eine völlige Stille lag darüber. Schier verloren fühlte sich die Dunkelhaarige in dieser Ruhe. Wann würde Sei denn endlich da sein? Unruhig fiel ihr Blick zum x. Mal auf die Wohnzimmeruhr.

Es war schon kurz nach Elf. Ganze fünf Minuten. Warum verspätete sich Sei nur so? Über diese verrückten Gedanken schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. Wegen fünf Minuten so einen Aufstand zu machen. Ob Sei nun eine Minute eher oder später da war…was spielte das schon für eine Rolle?

Endlich, gegen zehn nach elf, hörte sie draußen das Geräusch eines Motorrads. Dann klingelte es an der Haustür. Augenblicklich begann Chikanes Herz zu rasen. Es pulsierte so heftig, dass ihr schwummrig wurde und irgendwie merkwürdig übel. In ihren Beinen schien es keine Muskeln mehr zu geben und so wankte sie mit zitternden Knien zur Tür.

Tatsächlich stand Sei vor ihr. „Morgen, Chi-chan.“, meinte sie in ihrer fröhlichen Art. „Morgen? Es ist schon fast Mittag.“, hab Chikane verwundert von sich.

„Es ist Wochenende…also…darf ich rein kommen, oder soll ich hier vor der Tür mit dir die Aufgaben durchgehen?“ Sei überspielte die Unsicherheit, die derzeit in ihrem Körper verrückt spielte nahezu perfekt. Wenn nur das Zittern in ihren Händen endlich aufhören würde.

„Klar…komm rein.“ Die Dunkelhaarige machte der Blonden Platz. Sei atmete tief durch, langsam beruhigte sich ihr Herzschlag, das Zittern ebbte ab. In aller Ruhe zog sie sich ihre Schuhe aus, dann folgte sie Chikane auf ihr Zimmer.

Vor ihrer Tür drehte sich die Sechzehnjährige zu Sei um. „Ich hoffe mal, dass du nicht gleich zu sehr erschrickst.“, murmelte sie verlegen lächelnd, dann öffnete sie ihre Zimmertür. Über das, was Sei dort sah staunte sie nicht schlecht. Da stapelten sich Bücher über Bücher, zwischen drin Stofftiere und auch das ein oder andere Kleidungsstück. Aber der Tisch und ein paar Sitzkissen drum herum waren frei.

Anhand Seis irritierten Gesichtsausdrucks meinte Chikane, etwas sagen zu müssen: „Nun ja, ich hab’s nicht so mit Ordnung. Wenn ich mal aufräume, dann finde ich die meisten Dinge nicht mehr. Und nach einem Monat sieht’s wieder genauso schlimm aus.“

„Du musst ein Genie sein.“, gab Sei von sich und sah sich immer noch um. Sie ging etwas weiter hinein, betrachtete das Bild, was auf dem Nachtschränkchen stand. Es zeigte zwei Mädchen, vielleicht um die zwölf Jahre alt. Es stand außer Frage, dass diese beiden Reika und Chikane waren.

„Weil ein Genie das Chaos beherrscht?“, ging Chikane lächelnd auf diese Aussage ein. „Nun ja, das wage ich doch zu bezweifeln. Ich find mich nämlich auch in meinem Chaos nicht besonders gut zurecht.“

Sei zuckte mit den Schultern. „Musst du selbst wissen. Und womit fangen wir jetzt an?“ Die Blonde tat es Chikane gleich, setzte sich an den kleinen Tisch. „Na ja, ich hab ein paar Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Die Frage ist nur, welchen Standpunkt wir vertreten. Schließlich geht’s hier nicht nur drum, irgendwelche Bücher oder Filme zu zitieren.“

„Hm…“, mehr kam von Sei nicht zu diesem Thema. Einige Zeit überlegte sie. Aber zu einem richtigen Ergebnis kam sie nicht. Und Chikane bei ihren unsicheren Aussagen, die sie im Kopf hatte, anzusehen, traute sie sich nicht. Sie hatte dieses ungute Gefühl dabei in der Magengegend.

„Ich weiß nicht so recht“, murmelte sie dann, ohne dabei aufzusehen. „Was denkst du denn darüber?“

„Gute Frage.“ Auch Chikane pausierte eine Weile, bevor sie weiter sprach. „Es ist doch so, dass man nichts gegen die eigenen Gefühle tun kann, also kann ich mir nicht vorstellen, dass es falsch ist, eine Person des gleichen Geschlechts zu lieben. Wenn es der anderen Person auch so geht…und man glücklich miteinander ist…was ist daran denn falsch? Man tut doch niemandem weh damit.“

„Aber es erfüllt doch eigentlich keinen Zweck. Wenn man mal von der nüchternen Biologie ausgeht…von wegen Fortpflanzung und so…“, warf Sei unsicher ein.

„Schon, aber dass sich zwei Wesen gleichen Geschlechts zusammen tun ist gar nicht mal so selten. Ich hab ein Wenig in den Büchern geblättert. Bei Affen, sogar bei Löwen und ähnlichen Tieren gibt es Gruppen von Artgenossen gleichen Geschlechts, die ihr Leben lang zusammenbleiben und keine Artgenossen des anderen Geschlechts in dieser Herde dulden. Das ist irgendwie schräg…aber dementsprechend muss das doch irgendwo natürlich sein…“ Chikane war scheu und zurückhaltend in ihren Aussagen und sah Sei immer wieder unsicher an, wenn sie ihre Ausführungen kundtat.

„Wenn es so normal ist, wie du sagst, warum werden diejenigen, die nun mal auf dasselbe Geschlecht stehen dann immer wieder ausgeschlossen, gemieden von den Leuten. Wie das in einem kleinen Dörfchen sein mag, will ich mir gar nicht vorstellen. Diejenigen die auf das andere Geschlecht stehen, sie müssten uns doch dann so akzeptieren, wie wir sind!“ Bei ihren Aussagen war Sei lauter geworden, als sie sich jedoch der Tragweite ihrer letzten Worte bewusst wurde, war sie augenblicklich still.

„Uns?“, fragte Chikane nur nach. Auch ihr war dieses Wörtchen nicht entgangen. Leicht verwirrt sah sie Sei an. „Könnte es etwa sein, dass du…“ Sie beendete die Frage nicht, denn Sei fiel ihr ins Wort: „Nein, ich stehe nicht auf Frauen! Wie könnte ich? Ich war mit Kyo zusammen, dass ist doch Beweis genug dafür, dass ich…dass ich…“, Sei zögerte, „…dass ich normal bin…“

„Wenn ich jetzt also sagen würde, dass ich auf Frauen stehe…dann wäre ich in deinen Augen nicht normal?“ Ein merkwürdiger Glanz lag in Chikanes Augen, der Sei einen Stoß ins Herz versetzte. Ein Kloß schien sich in ihrem Hals zu bilden.

„Das hab ich nicht gesagt…“, versuchte sie sich heraus zu reden.

Chikane schlug die Augen nieder. „Es ist, was es ist, sagt die Liebe…“, zitierte sie nur, bevor sie ruhig aufstand. „Ich hole uns was zu Trinken“, erklärte sie noch, bevor sie das Zimmer verließ. Sei bleib allein und verwirrt zurück. Sie raufte sich die Haare. „Warum sagst du so was?“, fragte sie, als Chikane das Zimmer längst verlassen hatte. „Warum verwirrst du mich so? Und warum…warum verdammt…schlägt mein Herz nicht ruhiger, wenn ich hier eine Freundin besuche?“
 

In der Küche suchte Chikane währenddessen nach Gläsern und Getränken. „Verdammt…“, murmelte sie immer wieder. „Sie wird vermutlich nie so sein…nie so fühlen…oder sich nie damit abfinden…“, sagte sie zu sich selbst. „Kein Wunder eigentlich….wenn sie jeden haben könnte, warum dann auf Mädchen stehen?“

Tief holte sie Luft. „Nun ja, ist auch egal…das Leben ist zu kurz, um sich über so etwas Gedanken zu machen…“ Dann ging sie wieder in ihr Zimmer, wo sie Sei vorfand, die das Gesicht in den Händen vergraben hatte.

„Sei…stimmt irgendwas nicht?“ Chikane setzte das Tablett ab und setzte sich neben die Blonde. „Was hast du denn?“

„Gar nichts hab ich!“, kam in rauer Art und Weise zurück.

„Ich wollte dich nicht verwirren oder dir wehtun…ich wollte nur irgendwie…ach...ich weiß doch auch nicht, was ich wollte!“

„Du und ich…“, hörte sie Seis Stimme, „…das ist einfach nur eine besondere Art von Freundschaft, richtig? Das hat nichts mit unserem Thema zu tun. Wir sind nicht so…wir sind nicht anders, als die anderen!“

„Wir alle sind auf unsere Weise anders…“, warf Chikane in die Stille des Raumes hinein. „Aber es liegt an uns, was wir daraus machen. Wir können nun mal nicht ändern, was wir sind oder was wir fühlen, Sei.“ Bei dieser Erklärung hatte die Stimme der Schwarzhaarigen einen merkwürdigen Klang. Fragend sah Sei sie an.

„So was darf nie zwischen uns passieren…“

„Gefühlen ist es egal, was sie dürfen und was nicht…“ Ein Lächeln umspielte Chikanes Lippen, äußerlich völlig gelassen, raste ihr Herz bei dieser Offenbarung gegenüber Sei. „Dass du das als nicht normal empfindest weiß ich…aber…es ist doch besser…nun ja…wenn wir wissen, was Sache ist, findest du nicht?“

Mit einem Mal stand Sei auf. „Manche Dinge bleiben lieber unausgesprochen, Chikane. Das hier darf nicht sein. Egal, wie du für mich fühlst, ich…ich selbst…“ Die Blonde, die bis eben noch den Blick der Schwarzhaarigen fixiert hatte, musste wegsehen. Kaum hörbar meinte sie: „…ich selbst fühle nicht so…“

„Soll ich wirklich jemandem glauben, der mir noch nicht mal in die Augen sehen kann, wenn er mir so etwas mitteilt?“ Auch Chikane war langsam aufgestanden.

„Wenn du das nicht kannst…dann akzeptiere ich das…es ist dein Leben und ich hab nicht das Recht über dich zu bestimmen…aber hätte ich es dir nicht gesagt…ich wäre verrückt geworden…“

„Du hast nichts gesagt!“, fiel ihr Sei ein weiteres Mal ins Wort. „Nichts hast du gesagt…du und ich sind noch immer Freundinnen…daran hat sich nichts geändert. Du und ich…hörst du…“

In Chkane machte sich der Drang breit, Sei, die in diesem Moment so völlig hilflos vor ihr Stand, beschützend in den Arm zu nehmen. Doch sie gab ihm nicht nach. So etwas wäre in diesem Moment völlig fehl am Platz gewesen.

„Ja…du und ich…“, murmelte sie nur.
 

Als die beiden in den Büchern blätterten und für sich selbst die wichtigsten Notizen aufschrieben, da herrschte eine merkwürdige Stille zwischen den beiden. Eine angespannte, unangenehme, ja nahezu erdrückende Stille.

Es war zu viel gesagt worden. Und Chikane kam nicht darum umhin, sich sicher zu sein, dass Sei nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber das musste sie akzeptieren. Als ihre Freundin…also, um ihrer Freundschaft Willen. Wenn diese Erkenntnis nur nicht so schwer gewesen wäre. Es gab nichts schlimmeres, als sich in einen Freund oder eine Freundin zu verlieben und ihm oder ihr dann noch so nahe sein zu müssen, da war sich Chikane völlig sicher. Die beiden saßen so nah beieinander, dass nur noch wenige Zentimeter sie trennten.

Sich auf das Schreiben konzentrierend, wollte Chikane nach ihrem Glas greifen, doch stattdessen berührte sie Seis Hand, die anscheinend dasselbe im Sinn gehabt hatte. Erschrocken sah Chikane auf, Sei erwiderte den Blick. Und dann, nur für den Bruchteil einer Sekunde, da war ein warmes Lächeln, das Seis Lippen umspielte und ein kurzes Streicheln über Chikanes Hand und dies in Augen der Schwarzhaarigen voller Wärme und Geborgenheit. Doch schon war alles wieder vorbei. So, als wäre nichts gewesen, ließ die Blonde Chikanes Hand los und griff zielstrebig nach ihrem Glas. Die Schwarzhaarige ihrerseits zog die Hand nur zurück, sie zitterte und ihr Herz raste.

Idiot, warum tust du so etwas! Mach ihr doch nicht noch Hoffnungen! , schalt Sei sich in Gedanken selbst für diesen Missgriff. Aber in diesem Moment, sie musste diesem inneren Drang, der in ihr herrschte einfach nachgeben.

„Sorry“, flüsterte Sei nur entschuldigend.

„Schon…“, Chikane stockte, musste tief durchatmen, damit ihre Stimme nicht so stark zitterte, „…schon okay…“

Dann seufzte Sei resigniert. Es war mehr Zeit vergangen, als sie gedacht hätte. „Und wie lange wollen wir jetzt auf die Art weiter machen?“, richtete sie sich fragend an Chikane.

„Ich weiß es nicht…ich weiß nur, dass…“

„Sag’s nicht…“

„Was soll ich dann sagen?“

„Etwas Normales…oder so…auf alle Fälle will ich so etwas nicht hören. Ich hab es dir vorhin doch schon gesagt! Du und…

„…du und ich…das ist eine besondere Art der Freundschaft. Wir sind nicht so, wie die von denen wir berichten müssen.“, beendete Chikane den Satz, den Sei begonnen hatte. Diese sah sie nur hilflos an.

„Liebe ist für den Menschen überlebenswichtig, oder? Niemand kann ohne Liebe leben? Und irgendwann im Leben findet man denjenigen, der die eigene Welt total umdreht und einen hoch hilft, wenn man ganz unten ist, richtig? Und derjenige, der ist dann alles was man will und man fühlt sich…man fühlt sich als…“

„…als wären wir im Himmel…“, wieder beendete die Dunkelhaarige den Satz der Blonden.

„Nicht wir…du…und ich…“ An die Aussagekraft ihrer eigenen Worte konnte Sei selbst schon nicht mehr so richtig glauben.

„Warum…“, begann Chikane zögerlich, „warum lassen wir nicht einfach erstmal alles auf uns zukommen? Wir werden sehen, wie das alles endet…“

„Es wird nicht gut enden, das wissen wir doch beide.“

„Vielleicht auch nicht…vielleicht interpretieren wir da zu viel in etwas hinein, was so gar nicht ist…“

„Du übernimmst grad meinen Part.“ Sei musste lachen. Unbeschwert, wie vor dem Gespräch.

„So gefällst du mir gleich wieder viel besser, Sei-…“ Chikane biss sich auf die Lippe, als sie das –chan an Seis Namen hängen wollte.

„Sag es, bitte…ich würde es…“, Sei fasste Mut, „ich würde das jetzt sehr gern hören. Bitte…“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Kurz zögerte die Dunkelhaarige, bevor sie ihren Wunsch in einem merkwürdigen Flüsterton erfüllte: „Sei-chan…
 


 


 

So, das war es dann heute auch schon wieder. Ich mag das Kapitel irgendwie. Das nächste Mal werd ich mich natürlich auch wieder mehr um die anderen Charaktere kümmern, aber das Kapitel hier musste einfach mal sein. Es gehört eigentlich nur Sei-chan und Chi-chan.
 

Am besten gefällt mir eigentlich die Wolf-Möwe-Geschichte. Mich würde natürlich wie immer sehr interessieren, was ihr davon haltet. Sprich: Kommentare sind wie immer sehr erwünscht^^
 

Also dann, ich bedanke mich schon jetzt für's Lesen und bis zum hoffentlich baldigen nächsten Kapitel.
 

Ciao

Steinbock

Alles ändert sich

Hallo, meine lieben Leser!

Nach mal wieder recht langer Zeit, habe ich endlich wieder ein neues Kapitel für euch. Es tut mir wie immer Leid, dass ich euch so lange warten lasse, aber meine kreativen Phasen sind in letzter Zeit immer in der Schule anzutreffen und finden zu Hause einfach kaum noch einen Weg in den heimischen PC. Aber immerhin habe ich heute meiner Meinung nach mal wieder etwas Sinnvolles produziert.

Wie immer vielen Dank für die lieben Kommentare.

Was mir übrigens aufgefallen ist, ist, dass ich mich immer mehr in diese Wolf-Möwe-Metapher vertiefe. Ich komme irgendwie gar nicht mehr davon los...die Idee beschäftigt mich Tag und Nacht. Und um ehrlich zu sein, finde ich die Situatuion zwischen Sei und Chi-chan recht interessant...vor allem in diesem Kapitel. Aber lest doch am besten selbst!
 

Kapitel 7

Alles ändert sich
 


 

„Es wird nicht gut enden, das wissen wir doch beide.“

„Vielleicht auch nicht…vielleicht interpretieren wir da zu viel in etwas hinein, was so gar nicht ist…“

„Du übernimmst grad meinen Part.“ Sei musste lachen. Unbeschwert, wie vor dem Gespräch.

„So gefällst du mir gleich wieder viel besser, Sei-…“ Chikane biss sich auf die Lippe, als sie das –chan an Seis Namen hängen wollte.

„Sag es, bitte…ich würde es…“, Sei fasste Mut, „ich würde das jetzt sehr gern hören. Bitte…“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Kurz zögerte die Dunkelhaarige, bevor sie ihren Wunsch in einem merkwürdigen Flüsterton erfüllte: „Sei-chan…
 

Auf einmal begegneten sich die Blicke der beiden Mädchen. Nur all zu deutlich hörte Sei in jenem Moment das Herz in ihrer Brust schlagen. Es raste nicht, aber irgendwie fühlte sie sich glücklich, aufgewühlt, von dem sanften Flüsterton Chikanes. Ihr wurde ganz schwindelig im Kopf.

„Chi-chan…ich…“ Sei wollte irgendetwas sagen, aber sie wusste nicht was. Da saßen sie nun, sahen sich in die Augen, lauschten jede ihrem eigenen Herzschlag und hatten doch nur Augen für den anderen.

Unsicher rutschte Chikane wieder etwas näher an. Der Schock von Seis Abfuhr, die sie vor wenigen Minuten erhalten hatte, war bereits wieder vergessen, beinahe nie da gewesen.

In jenem Moment fühlte sich die Blonde merkwürdig angezogen von der Dunkelhaarigen. Sie versuchte tief durchzuatmen und einen kühlen Kopf zu behalten, doch es wollte einfach nicht funktionieren, noch nicht mal richtig klar denken konnte sie. Einzig und allein Chikane schien in ihren Kopf zu sein.

„Wir sollten…wir…wir dürfen…“ Immer schwerer kamen die Worte aus dem Mund der Blonden, während ihr Gegenüber sie nur mit einer Mischung aus Verständnis für das dagegen Ankämpfen und einem Verlangen nach dem endlichen Nachgeben ansah.

Nur sehr zögernd fasste Sei Mut und näherte sich Chikane langsam. Diese schloss nur erwartungsvoll die Augen, während ihr Herz in ihrer Brust zu hämmern schien. Jetzt war es so weit. Chikane konnte bereits Seis warmen Atem auf ihrer Haut spüren, nun gab es kein Zurück mehr. Ihr Körper begann vor Aufregung zu zittern.

Sei schien jedoch ihren Plan geändert zu haben. Sie war verwirrt, wusste ihre eigenen Gefühle nicht einzuordnen, die ihr vertraut und fremd gleichzeitig vorkamen. Fast hätten sich ihre Lippen berührt, als die junge Blonde einen Rückzieher machte und stattdessen ihre Stirn gegen die von Chikane legte. Diese öffnete von dieser Aktion überrascht die Augen, doch noch bevor sie etwas sagen könnte, bemerkte sie, wie Sei gedankenverloren mit einigen Strähnen der Dunkelhaarigen spielte und hörte sie flüstern: „Der Wolf hat Angst vor dem Meer.“
 

Zur gleichen Zeit ging jemand anderes einsam durch die Straßen. Das rothaarige Mädchen fühlte sich einsam und verloren in einer Welt, die ihr zu jener Zeit viel zu groß erschien. Wenn man sich allein fühlte, konnte selbst das kleinste Dorf zur riesigen Stadt werden und wenn man mit diesem Gefühl durch die Stadt lief, so fühlte es sich nur noch quälender an.

Seit dem Gespräch neulich hatte Hina Kotori nicht mehr gesehen. Es war erst wenige Tage her, aber für Hina waren diese Tage Wochen, gar Monaten gleich. Die Zeit schien einfach gar nicht mehr vergehen zu wollen. Der Alltag war, so schön die Sonne auch schien, trist und leer und die Menschen um sie herum auf den Einkaufsstraßen, in Hinas Augen erfüllten sie besten Falls einen schlechten Zweck als Statisten. Die Hauptperson fehlte und das machte den Film in dem es doch eigentlich nur um sie ging, unglaublich langweilig.

Aber da…auf einmal meinte Hina eine vertraute Stimme zu hören. Ja, ganz eindeutig, dieses Lachen kannte sie. Sie war hier, nicht weit von ihr musste sie sein. Vielleicht wartete sie ja auch nur darauf, dass sie endlich wieder zu ihr kam.

Wie vom Blitz getroffen rannte Hina auf einmal los. Rannte und rannte, bis sie auf einmal abrupt stehen blieb. Da war sie, aber gerade, als die Rothaarige die Stimme erheben wollte, um die Braunhaarige auf sich aufmerksam zu machen, wurde diese von anderen Mädchen umringt. Vermutlich Klassenkameradinnen oder etwas in der Art. Anscheinend hatten sie irgendeinen Witz gemacht, denn sie lachten über irgendetwas. Das jedoch nicht nur die Freundinnen, sondern auch Kotori selbst. Kotori lachte, als wäre nichts gewesen.

Während Hina das Gefühl hatte, ihr Herz würde mit jedem Schritt den sie tat, mit jedem Mal, wenn sie atmete, mehr zersplittern, lachte Kotori einfach, wie es nun mal ganz gewöhnliche Schülerinnen in ihrer Freizeit tun, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs sind. Mehr denn je war der Rothaarigen in diesem Moment nach Weinen zu Mute. Das Leben war so ungerecht.

So verdammt ungerecht!

„Hey, Hina! Was machst du denn hier?“ Da rief sie auf einmal jemand. Mechanisch sah sie sich um, gerade in dem Moment, als Kotori in ihre Richtung schaute, die Worte, die sie vernommen hatte, für einen Trugschluss hielt und mit ihren Freundinnen weiter an den Geschäften in die andere Richtung schlenderte.

Lächelnd und mit einigen Einkaufstüten bepackt, kam Reika auf Hina zu. „Dich hätte ich hier ja gar nicht erwartet! Bist du auch shoppen?“

Hina brauchte einen Moment um wieder auf normal umzuschalten. Die Neue sollte ja nichts von ihrem eben erlittenen Schock, dem damit verbundenem Schmerz, mitbekommen. Nüchtern schüttelte sie nur den Kopf. „Ich bin nur zufällig hier. Bisschen die Zeit vertreiben.“

„Oh…also hast du jetzt nichts vor. Keine Verabredung oder so?“

Nachdenklich sah Hina Reika an. „Nein, aber warum fragst du?“

„Na ja, du bist allein unterwegs und ich bin allein unterwegs und da man zusammen bekannter Maßen weniger allein ist, könnten wir ja zum Beispiel zusammen ins nächstbeste Café spazieren und uns einen Eisbecher gönnen.“

„Und wie kommst du darauf, dass ich auf so etwas Lust hätte?“, meinte Hina nur murrend.

„Ich gehe nicht davon auf, ich frage nur, weil ich es nämlich blöd finde, allein durch eine mir mehr oder weniger fremde Stadt zu irren. Am Ende verlaufe ich mich noch.“

„Das wäre wohl dann dein Problem.“, entgegnete die Rothaarige nur in gewohnt abwehrender Haltung.

„Stimmt nicht, du hättest dann nämlich ein Problem mit unserem Projekt. Am Ende gäbe es nur noch mehr Arbeit und vielleicht sogar eine schlechtere Note für dich, weil du im vollen Wissen darum, dass ich mich hier kaum auskennen, deinen Gruppenpartner hast durch die Stadt verlieren lassen.“ Reika grinste überlegen.

„Bisschen weit hergeholt, findest du nicht?“, antwortete Hina, während sie sich mit dem Finger an die Stirn tippte. „Aber eh du mich noch verfolgst und mich mit weiteren dummen Ideen zutextest, gehe ich wohl lieber auf dein Angebot ein.“

„Vielen Dank. Das wird bestimmt lustig.“

So war es also dazu gekommen, dass Hina nun mit einer ihr mehr oder weniger fremden Person in einem dieser netten kleinen Eiscafés saß und sich einen Eiskaffee gönnte. Wie konnte sie sich nur auf so etwas einlassen? Im Nachhinein hätte sie sich selbst dafür ohrfeigen können, wegen so einer dummen Story auf einen solchen Vorschlag anzuspringen. Aber was nutzte es jetzt noch darüber zu lamentieren. Verbrachte sie eben einen halbwegs netten Nachmittag und hatte dabei das Glück von ihren Gedanken an Kotori ein klein wenig abgelenkt zu werden.

„Es war echt ein Glücksgriff, dich hier zu treffen.“, bemerkte Reika noch einmal, um das Eis zwischen einander zu brechen.

„Wenn du meinst.“, entgegnete die Rothaarige nur kurz angebunden. Ging dann jedoch etwas lockerer auf das Gespräch ein. „Aber warum bist du eigentlich allein in der Stadt. Bist du nicht sonst immer mit…wie hieß sie noch gleich…na ja der anderen Neuen zusammen?“

„Du meinst Chikane-chan?“

„Genau…wenn du sie so nennst.“

„Klar, nenn ich sie so. Wir sind seit dem Kindergarten befreundet, da hat sich das irgendwie eingebürgert.“

„Und warum nicht Chi-chan? Ist doch kürzer…“

„Dann wäre ich ja so wie diese Sei!“, kam es unerwartet energisch von Reika auf diese Aussage Hinas hin.

„Klingt ja fast, als wärst du eifersüchtig…“, schlussfolgerte ihr Gegenüber nur leicht grinsend.

„Vielleicht ein bisschen…sie müssten gerade zusammen sein, irgendwas für diesen ganzen Gruppenarbeitskram machen. Wie wir es ja auch schon angefangen haben. Und daher hat sie im Moment keine Zeit für mich…und das ist irgendwie schade…manchmal hab ich das Gefühl, dass sie gar nicht mehr richtig meine Chikane-chan ist, sonder mehr und mehr Seis Chi-chan.“ Reikas Augen bekamen einen melancholischen Ausdruck, als sie dies Hina erzählte. Diese fühlte sich schon beinahe schlecht, weil sie Reika auf so etwas erst gebracht hatte. Es sollte eigentlich ein Spaß werden.

„Fang jetzt ja nicht an zu heulen. Bin ganz mies im Trösten.“, gab Hina daher von sich, um die Situation wieder etwas aufzulockern.

„Schon gut…keine Bange“, die Dunkelhaarige winkte ab. „Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist. Sonst bin ich eigentlich nicht so komisch drauf, ehrlich….“ Dann sah sich Reika um, suchte nach irgendetwas anderem, worüber die beiden sich unterhielten. Da fiel ihr Blick auf einen hoch gewachsenen jungen Mann, dem einzelne Haarsträhnen lässig ins Gesicht hingen. „Sag mal, geht der nicht auf unsere Schule?“ Mit dem Finger deutete die dunkelhaarige in die Richtung, wo der junge Mann stand.

Hina drehte sich etwas zur Seite. „Ja, das ist Kyo. Geht in unsere Parallelklasse und hatte mal was mit Sei.“, gab die Rothaarige die nötigsten Informationen durch.

„Warum hatte? Hat er etwa wegen einer anderen Schluss gemacht? Gut genug aussehen tut er ja.“

Müde lächelnd gab Hina zu: „Da bist du nicht die einzige an unserer Schule, die so denkt. Aber angeblich war es kein anderes Mädchen weshalb er mit Sei Schluss gemacht hat. Man munkelt, er hätte in der Beziehung keine Zukunft gesehen und dadurch die langjährige Freundschaft, die zwischen den beiden besteht retten wollen. Insgeheim gelten sie aber immer noch als das Traumpaar der Schule und jedes Mädchen, das ihn bislang um ein Date gebeten hat, hat nur eine freundliche Abfuhr erhalten.“

„Verstehe.“ Noch immer war Reikas Blick fasziniert auf Kyo gebannt.

„Und anscheinend willst du dich in diese Gruppe Mädchen mit einreihen.“, bemerkte Hina nüchtern und brachte Reika damit wieder aus ihren Tagträumen in die Wirklichkeit zurück.

„Trotzdem…man könnte es versuchen…irgendjemand muss er doch mal nehmen…“

„Na dann viel Spaß beim Versuch dieser Irgendjemand zu sein.“, war alles, was die Rothaarige darauf noch entgegnete.
 

Es war einige Zeit vergangen. Zu etwas Effektiven für ihre Hausarbeit hatten es Chikane und Sei nicht gebracht. Lange hatten sie nur so da gesessen. Aneinander lehnend, dem Atem des anderen lauschend und Sei ihrerseits mit Chikanes Haarsträhnen spielend. Niemand hatte es gewagt, die Stille, die zwischen den beiden herrschte, die ihnen bewusste machte, was sie da vorhatten, zu durchbrechen.

Für einen Augenblick hatte Sei die Augen geschlossen und tief Luft geholt, dabei Chikanes Nähe nur noch deutlicher bewusst wahr genommen. Dann öffnete sie die Augen, merkwürdig benebelt und murmelte nur: „Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe.“

Überrascht und innerlich betrübt, wich Chikane zurück, sah sie fragend an und entgegnete dann. „Vermutlich hast du Recht. Ich bring dich noch zur Tür.“

Schweigend verließen sie das Zimmer der Dunkelhaarigen und gingen zur Haustür. Unschlüssig standen sie dort, nachdem Sei sich ihre Schuhe angezogen hatte. Die Tür war noch geschlossen, ein dämmriges Licht herrschte im Flur.

„Also, dann…wird ich mal gehen…“, murmelte Sei und wusste nicht so recht, ob sie das auch wirklich wollte. Chikane jedoch regte sich daraufhin nicht. Besorgt musterte Sei sie im Dämmerlicht, bevor sie leise fragte: „Was hast du.“

Immer noch keine Reaktion von ihrem Gegenüber. Die Dunkelhaarige stand nur stumm da, denn Blick zu Boden gerichtet. Dann ging sie vorsichtig einen Schritt auf Sei zu. „Es ist nichts.“, begann sie flüsternd zu antworten. „Ich habe mich nur gerade gefragt…“, fuhr sie zögernd fort, „ich habe mich nur gefragt, ob…“

Verwundert sah Sei sie an. Sie wollte wissen, was Chikane beschäftigte.

Da begegneten sich auf einmal erneut ihre Blicke. „Ich habe mich gefragt, was wäre“, etwas mutiger ging sie noch einen Schritt auf die Blonde zu, stand nun nur wenige Zentimeter von Sei entfernt, die dort wie angewurzelt schien und nichts weiter tun konnte, als abzuwarten. „Was wäre…“, ihre schmalen Hände legten sich auf Seis Schultern, „…wenn nicht der Wolf ins Meer müsste, um zur Möwe zu kommen, sondern die Möwe für den Wolf den Strand beträte…“ Die letzten Worte waren nicht mehr als ein kaum verständliches Wispern gewesen. Dies spielte jedoch gleich darauf keine Rolle mehr, denn bevor Sei die Worte richtig deuten konnte, spürte sie bereits Chikanes warmen Atem auf ihrem Gesicht und gleich darauf, das warme Gefühl Chikanes Lippen auf den eigenen.
 


 

Das war es dann auch schon wieder. Und, seid ihr überrascht? Oder fröhlich? Oder irgendwas anderes? Wie eure Ansichten auch immer sein mögen, sie interessieren mich brennend. Daher schreibt sie mir doch bitte in einem Kommi, ja? Ich bedanke mich dafür jetzt schon mal im voraus.

Also dann.

Bis zum hoffentlich baldigen nächsten Kapitel.
 

Steinbock

Gefühle

Hallo meine lieben Leser!
 

Es ist schon wieder eine ganze Weile ins Land gezogen, seit ich euch ein neues Kapitel geliefert habe, wenn ich bedenke, wann ich die FF begonnen hab (2006), finde ich es echt Wahnsinn, dass ich sie noch längst nicht beendet habe. Aber das liegt wohl daran, dass mir einfach immer mehr die Zeit zum Schreiben fehlt.

Ich würde gern viel öfter schreiben und auch viel öfter was on stellen, aber ich komm einfach kaum noch dazu. Dieses Kapitel hier wollte ich eigentlich in den Ferien bereits fertig haben.
 

Na ja, ich hoffe mal, dass ihr mir das verzeihen könnt und mir treu bleibt. Ich freu mich immer über eure Kommentare. Wie immer danke dafür an dieser Stelle.

Aber nun hab ich euch wirklich lang genug aufgehalten. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel zu "Dieses Leben"!
 


 

Kapitel 8

Gefühle
 

Sei war schwindlig, ihr Herz raste, alles schien sich zu drehen, während die Welt doch im Stillstand gebracht worden zu sein schien. Was war das nur für ein Gefühl.

Nur wenige Augenblicke hatten sich ihre Lippen berührt. Zu kurz und doch zu lang für Sei. Irritiert sah sie die Schwarzhaarige an. Die Blonde spürte ihr Herz unangenehm hämmernd in ihrer Brust.

Wut braute sich auf einmal in ihr zusammen. „Bist du verrückt?“, schrie sie Chikane mit einem Mal an, die erschrocken zusammenzuckte. „Ich hab dir gesagt, dass ich nicht so bin, dass ich deine Gefühle zwar akzeptiere, aber nicht erwidere…“ Und dann dieser letzte Satz, der Chikane innerlich zerriss. „Du bist doch total krank!“ Dann öffnete Sei bereits die Tür und rannte nach draußen, schwang sich auf ihr Motorrad. Chikane hörte den Motor draußen aufheulen.

Verletzt schloss sie die Augen. Krank war sie also in Seis Augen. Noch eine Weile stand sie vor der geschlossenen Haustür und lauschte der Stille im Haus. „In gewisser Weise hat sie ja Recht. Aber im eigentlichen Sinne war ich doch einfach nur einmal egoistisch…“
 

Sei raste währenddessen mit ihrem Motorrad die Straße entlang. Viel zu schnell fuhr sie. Doch den Rausch der Geschwindigkeit schien sie in diesem Moment mehr als alles andere zu brauchen.

Fahren, einfach nur schnell fahren und weit weg von Chikanes Haus.

Chikane vergessen.

Den Kuss vergessen.

Ihre Gefühle vergessen.

Bereits nach kurzer Zeit näherte sie sich dem Strand. Da machte sie halt. In ihrer Brust hämmerte es noch immer wie verrückt. Sei meinte, dass jeder, der ihr begegnen könnte, ihr sofort würde ansehen können, was geschehen war. Sie wollte jetzt nicht nach Hause.

Wind war aufgekommen, kühler, unangenehmer Wind. Eine dunkle Wolkenfront war in der Ferne zu erkennen. Trotz allem schlenderte Sei noch etwas den Strand entlang, gelangte zu der Stelle, an der sie vor einigen Tagen noch mit Chikane gesessen hatte.

Nie wieder würde sie so einen Moment zulassen. So was durfte nicht noch einmal zwischen ihnen geschehen. Nicht auszudenken, wenn jemand davon erfahren würde.

Wie sie so am Strand stand und der Wind um sie herum wehte, da war ihr mit einem Mal, als könnte sie wieder umso stärker den sanften Druck von Chikanes Lippen auf den eigenen spüren. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Hin und her gerissen war das Mädchen. Solche Gefühle waren ihr fremd. Sie rissen sie aus ihrer Normalität, die ihr ein Schatz war, auch, wenn sie es nie zugegeben hatte. Das hier war zu anders für sie, ein zu großes Abenteuer mit womöglich zu großen Folgen für alle Beteiligten.

Außerdem ging es doch nicht. Eben noch war sie mit Kyo zusammen gewesen und jetzt sollte sie auf einmal…sollte sie…Wieder einmal wagte sie sich noch nicht mal, es in Gedanken auszusprechen, was ihr Unterbewusstsein doch längst erahnte.

Dass sie ein Mädchen liebte.

Als der Wind immer stärker war, beschloss sie, dass es Zeit war nach Hause zu fahren. Doch nun raste ihre Maschine nicht mehr, sondern fuhr langsam, so als würde sie das eigene Heim fürchten. Dafür jedoch raste ihr Herz immer noch umso mehr.
 

Chikane saß währenddessen allein in ihrem Zimmer. Das Licht hatte sie ausgemacht, sodass es dämmrig in dem Raum wirkte. Beruhigend für Chikane.

Mit geschlossenen Augen rief sie sich noch einmal das eben geschehene ins Gedächtnis. Sie hatte Sei angesehen, ihre Hände auf deren Schultern gelegt und sie letztlich vorsichtig geküsst. Nie zuvor hatte sie sich mehr danach gesehnt, etwas zu tun, als in dem Moment, wo Sei so zum Greifen nah war. Die Schwarzhaarige hatte einfach gehandelt, ohne groß nachzudenken ihren Gefühlen, ihren Sehnsüchten einfach nachgegeben.

Aber um welchen Preis?

Sei hielt sie für krank. Durch diese eine übereilte Reaktion hatte sie alles kaputt gemacht. Es war nur Seis gutes Recht, wenn sie ihr nun aus dem Weg ginge, nichts mehr mit ihr zu tun haben wolle. Doch andererseits war es genauso unfair von der Blonden, Chikane einfach so anzuschreien und sie dann allein zu lassen. Schließlich hatte sie doch auch eindeutige Zeichen gegeben an dem vergangenen Nachmittag. Nur war sie sich eben noch nicht völlig schlüssig gewesen.

Ob Chikane Sei mit dem Kuss ihre Entscheidung vereinfachen wollte oder nicht, konnte sie selbst nicht genau sagen. Im Unterbewusstsein irgendwo vielleicht schon, aber hauptsächlich hatte sie in jenem Moment an sich gedacht, an das Nutzen des Augenblicks.

Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihre Gefühle unterdrückt oder verändert. Aber dies ließen Gefühle nun mal nicht zu. Sie kamen unerwartet und trafen manchmal anscheinend die Falschen. Man verliebte sich, ohne jemals auf Gegenliebe bei der einen Person zu stoßen. Das war ein ganz normales Ereignis, was täglich unzähligen Menschen passierte. Anscheinend war auch sie da keine Ausnahme.

Draußen war es bereits dunkel geworden, als Chikane die Gläser nach unten brachte. Den morgigen Tag würde sie wohl allein verbringen. Sie seufzte. Ihr war nach Heulen zumute. Das Leben erwies sich als ziemlich unfair ihr gegenüber.

Als sie dann wieder leise nach oben in ihr Zimmer ging und sich auf ihr Bett legte, da starrte sie noch lange in die Dunkelheit hinein, während ihre Gedanken um Sei kreisten.
 

Sei ihrerseits kam erst nach Einbruch der Dunkelheit zu Hause an. In der Ferne hatte sie es bereits donnern gehört, Blitze zuckten am Himmel, doch anscheinend war das Gewitter noch weiter weg, sodass Sei nicht nass geworden war. Selbst wenn, hätte es sie nicht weiter gestört.

Ihre Mutter erwartete sie bereits. „Und, seid ihr gut vorangekommen mit den Hausaufgaben?“, wollte ihre Mutter wissen.

„Und wie“, murmelte Sei. Sie fühlte sie kaputt. Wenigstens ihr Herz schlug wieder halbwegs im altvertrauten Rhythmus. Wenn sie wüsste, dass wir unser Thema an uns selbst überprüft haben, würde sie durchdrehen. , ging es Sei durch den Kopf. Der Kuss ließ ihr keine Ruhe.

Es war nicht ihr erster Kuss gewesen und irgendwo stimmte diese Bemerkung nicht ganz. Immerhin war es ihr erster Kuss mit einem Mädchen gewesen. „Ich bin irgendwie müde. Ich geh in mein Zimmer.“

„Willst du denn nichts essen?“

„Kein Hunger, hab bei Chi-…“, im einen Moment wollte sie aus Gewohnheit von Chi-chan sprechen. Doch sie entschied sich für die andere Variante. „Ich hab bei Chikane schon was bekommen.“

Das stimmte in diesem Sinne zwar nicht, aber ihr war einfach nicht nach essen zumute. Sie hätte bei diesen Gedanken keinen Bissen herunter bekommen können. Vor ihren Augen sah sie immer wieder Chikanes Gesicht und fühlte fast zeitgleich dazu stets das Gefühl ihrer Lippen auf den eigenen.

Wie sollte man da ans Essen denken können?

Als sie ihr Zimmer betrat, strahlte es die gewohnte Normalität aus, nach der sie den Abend lang gesucht hatte. Hier war alles so normal, wie sie es haben wollte. Hier war sie Sei, die Motorrad fuhr, eine zu große Klappe hatte und von den Typen ihrer Schule angehimmelt wurde. Hier war sie nicht das Mädchen, das vor kurzem von einem anderen Mädchen geküsst worden war. Das sich gerade in einer Art Krise befand und sich fragte, wo das alles hinführen sollte.

Mit ruhigen Schritten näherte sie sich ihrem Schreibtisch. Als sie sich davor setzte, atmete sie tief durch, bevor sie nach Papier und Bleistift griff und wie wild begann drauf los zu zeichnen. Aus einfachen Strichen wurden Figuren, Hintergründe. Letztlich hatte Sei ein Bild entworfen, auf dem ein Wolf am Strand saß und Richtung Meer einer Möwe verwundert nachsah.

So ein totaler Blödsinn! Was treibt ein Wolf schon am Meer? Die Möwe sieht er doch maximal als Beute an. Der Wolf und die Möwe würden sich unter normalen Umständen nie begegnen. Zumindest hatte Sei nie davon gehört, dass Wölfe am Meer lebten. Dort fanden sie einfach nicht die entsprechende Beute. Sie waren an so einem Ort nicht lebensfähig. Und da Möwen ja bekanntlich nicht im Wald lebten, gab es da absolut keine Berührungspunkte zwischen den beiden.

Genauso musste sie die Berührungspunkte zwischen Chikane und sich ausmerzen. Das war die einzige Möglichkeit normal weiterleben zu können. Chikane aus ihrem Leben ausblenden. Sie nicht mehr zu nahe an sich heranzulassen. Ihr nichts mehr zu erzählen, was sie bekümmerte. Keine Zeit mehr mit ihr zu verbringen, bis auf die in der Schule, zu der sie gezwungen war. Und sie dort am besten auch ausblenden.

Das war wohl die einzige Möglichkeit die sie hatte, wenn sie normal weitermachen wollte.
 

Als am Montag wieder die Schule begann, war Sei sich zu Hause noch sicher, durchhalten zu können, was sie sich am Samstagabend vorgenommen hatte.

Mit völliger Gelassenheit fuhr sie zur Schule, ging in ihr Klassenzimmer und setzte sich auf ihren Platz. Kurz nach ihr kamen Chikane und Reika. Sie plauderten locker miteinander, wie es unter Freundinnen üblich ist.

Chikane jedoch schien eine gewisse Unsicherheit auszustrahlen, als sie sich neben Sei an ihren Platz setzte. Vorsichtig sah sie die Blonde an, doch diese blickte stur in die andere Richtung. Sich nichts anmerken lassen war die Devise. Anders ging es einfach nicht.

Der Schultag zog sich hin und verging, ohne irgendeine Annäherung zwischen Sei und Chikane. Die Schwarzhaarige schmerzte es sehr, auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigte. Sei fühlte sich derweil ihrer noch sicher. Nach dem letzten Klingeln verließ sie die Schule und fuhr, ohne auf jemanden zu achten oder gar zu warten nach Hause.

Derselbe Ablauf tags darauf und auch an allen folgenden. So verging die Woche, ohne das Chikane und Sei auch nur ein einziges Wort oder einen Blick wechselten. Reika fiel es auf, wie kühl die beiden auf einmal zueinander waren. Dass ihre Freundin ein introvertierter Typ war, war ihr durchaus bewusst, aber das Desinteresse Seis wusste sie nicht zu deuten.

Als sich Reika am Freitag mit Chikane auf den Heimweg machte, begann sie das Gespräch:

„Was ist eigentlich zwischen dir und Sei los? Vor kurzem kamt ihr doch noch so gut miteinander klar und jetzt scheint ihr euch ja regelrecht zu ignorieren.“

„Das stimmt nicht“, meine Chikane und Reika glaubte in ihrer Stimme eine gewisse Trauer zu erkennen. „Sei ignoriert mich. Ich sie aber nicht. Doch wenn sie mich so vehement ablehnt, muss ich das akzeptieren.“

„Ist irgendwas passiert?“

„Wie soll ich sagen…am Samstag ist irgendwas schief gelaufen…“ Chikane wollte nicht zu detailliert werden. Zwar war Reika sehr verständnisvoll, aber der Vorfall ging nur Sei und Chikane etwas an, niemand sonst. Jetzt noch nicht.

Sie würde das mit sich selbst ausmachen müssen. Anders ging es einfach nicht.

Chikane hätte es Reika nicht erzählt, aber ihr tief in ihrem Herzen tat es furchtbar weh. Sie hatte Sei in der kurzen Zeit bereits viel zu sehr ins Herz geschlossen, sodass es ihr jedes Mal einen Schlag versetzte, wenn Sei sich so deutlich von ihr abwandte, sie ignorierte.

Dies hatte bei ihr für schlaflose Nächte gesorgt. Dass es Sei nicht anders ging, konnte sie nicht wissen.

Diese war zu der Überzeugung gelangt, dass sie sich wohl oder übel aussprechen müssten. Ewig ignorieren konnte sie sich nicht. Außerdem fehlte es Sei in gewisser Weise mit Chikane zu sprechen. Auch wenn es nur unwichtige Gespräche waren, sie fehlten ihr.

Daher schrieb sie ihr kurzerhand eine Nachricht:
 

Wir müssen reden. So kann es nicht weiter gehen. Wenn du willst, hol ich dich morgen ab, damit wir uns in Ruhe aussprechen können. Wenn nicht, werden wir beide das wohl so hinnehmen müssen. Bis bald. Sei
 

Nun hing es von Chikane ab, wie es mit ihnen weitergehen würde.
 


 

Das war es dann auch schon wieder. Mir fällt auf, dass ich die Nebencharaktere immer mehr außer Acht lasse und nur noch Chikane und Sei im Fokus stehen. Die beiden sind zwar die Protagonisten, aber ich selbst finde es schade, dass ich die anderen anscheinend nicht mehr so gut mit in die Story einbauen kann.

Ich hoffe, dass es euch trotzdem etwas gefallen hat und würde mich wie immer über Kommis freuen.
 

Bis (hoffentlich) bald!

Steinbock

Nicht mit dir, aber auch nicht ohne dich

Hallo meine lieben Leser!
 

Ja, ich steigere mich, ich hab endlich mal in etwas kürzerer Zeit ein neues Kapitel fertig bekommen, wenn auch ein relativ kurzes.

Im Moment stört mich bei meiner FF nur, dass sie nicht in der Weihnachtszeit spielt oder sie wenigstens auf Weihnachten zugeht (ja, ich bin ein Weihnachtsfanatiker und stolz drauf^^)

Wie immer geht mein herzlicher Dank an all euch Leser. Ohne eure Kommis wär ich manchmal wohl aufgeschmissen, aber so macht es mir doch immer wieder Mut weiterzumachen (auch, wenn es manchmal länger dauert)
 

Aber jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 9

Nicht mit dir, aber auch nicht ohne dich
 

Einige Zeit verstrich, bevor Chikane sich zu einer Antwort entschied. Sie wusste, worüber Sei mit ihr reden wollte. Es verwunderte sie auch nicht. Das war kein Thema zum Todschweigen und doch sträubte sich etwas in Chikane darüber zu sprechen.

Das war einfach nur eine schrecklich unangenehme Vorstellung. Aber würde sie nicht antworten, würde das alles nur noch verschlimmern.

Ich hab nichts dagegen. Wann soll’s morgen sein? Ich hab den ganzen Tag Zeit. So die kurze Antwort Chikanes auf Seis SMS.

Kurz darauf erhielt sie bereits die Antwort.

Dann bis morgen. 15 Uhr bin ich da.

„Morgen also…immerhin will sie noch mit mir reden.“, sagte Chikane zu sich selbst. „Und wir verbringen noch etwas Zeit miteinander…auch wenn ich mich frage, ob das so positiv ist.“
 

Der nächste Morgen zeigte sich in den prächtigsten Farben. Die Sonne strahlte. Doch Sei sträubte sich aufzustehen. Heute würde sie erneut mit dem konfrontiert werden, was ihr diese Unruhe bereitete. Am liebsten wäre sie den ganzen Tag liegen geblieben. Aber das ging nicht. Sie war mit Chikane verabredet, weil sie selbst es so wollte. Da gab es keine Rückzieher mehr. Jetzt nicht.

Obwohl Sei sich einerseits gern aus dieser Lage herausgewunden hätte, wollte die Zeit bis zu der Verabredung einfach nicht vergehen. Die Blonde saß über Schulaufgaben, aber sie bekam nichts Nützliches zustande. Und immer wieder wanderte ihr Blick zur Uhr, bis es endlich Zeit für sie war, sich auf den Weg zu machen.

„Ich bin weg, treffe mich mit Freunden.“, teilte sie ihrer Mutter noch kurz mit, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Langsam fuhr sie mit dem Motorrad los. Nur nicht zu früh da sein, am Ende machte sich Chikane noch unnötige Hoffnungen. Sei hatte nicht die Absicht, sie durch so etwas noch mehr zu verletzen. Tatsächlich stand sie schon wartend vor dem Haus, als Sei pünktlich ankam.

Die sonst so coole Blonde spürte ihr Herz wieder unangenehm hämmern. Nachdem sie den Helm abgesetzt hatte, sah sie die Dunkelhaarige fragend an. „Und wo wollen wir hinfahren?“, fragte Sei, mehr aus dem Drang dazu überhaupt etwas zu sagen, um diese merkwürdige Stille, die so angespannt war, zu überbrücken.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Chikane. „Vielleicht dort, wo wir das erste Mal miteinander gesprochen haben.“ Die Dunkelhaarige war unsicher. Schließlich war es gut möglich, dass Sei dies für keine gute Idee hielt. Sie selbst war sich da nicht so sicher.

„Der Strand also?“ Kurz überlegte Sei. „Gut. Setz den Helm auf, dann geht’s los.“

Chikane tat wir ihr geheißen, setzte den Helm auf und stieg dann zu Sei auf das Motorrad, nur kurz zögerte sie, als sie sich vorsichtig an Sei festhielt. Die Fahrt dauerte nicht lange, da sahen sie schon das Meer, den Strand.

Sei stellte ihre Maschine an derselben Stelle ab, wo sie es das letzte Mal getan hatte. Dann gingen sie ans Wasser heran, schlenderten den Strand entlang. Keiner durchbrach die merkwürdige Stille zwischen ihnen. Immer wieder versuchte eine von ihnen etwas zu sagen, aber die Worte wollten einfach nicht herauskommen. Warum mussten ausgerechnet sie sich in einer solchen Situation befinden?

Nach schier endlos langer Zeit murmelte Chikane: „Der Kuss muss nichts bedeutet haben. Wir können es einfach vergessen, wenn dir das lieber ist. Das muss nie passiert sein.“

Sei, die derweil ein Stück weitergeschlendert war, blieb abrupt stehen, als sie das hörte. Aus irgendeinem, ihr unbegreiflichen Grund, wurde sie wütend. Energisch drehte sie sich zu Chikane um.

„Was soll das heißen, das alles muss nie passiert sein? Verdammt, Chikane, wenn das so einfach wäre…dann…dann…“ Sie richtete ihren Blick auf den Sand zu ihren Füßen. „Dann bräuchten wir uns hier nicht so damit abquälen.“

Unschlüssig stand Chikane vor Sei, betrachtete sie. „Ich hätte das nicht tun dürfen…aber du….was hätte ich denn tun sollen, wenn du mich immer wieder so eindeutig angeflirtet hast? Machst du das etwa mit jeder?“ Chikanes Stimme hatte eben noch verzweifelt geklungen, beim letzten Satz klang es allerdings bitter: „Wenn du das mit jeder machst, dann hättest du mir das früher sagen müssen.“

Die Blonde fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich zu jeder so bin…ich glaube nicht…aber…das war…das war bestimmt nicht, meine Absicht, ich meine, ich…ich bin…“

„Normal. Das hast du mir schon allzu deutlich klar gemacht. Ich frage mich nur, warum du jetzt unbedingt mit mir reden willst, wenn es auf so etwas hinausläuft. Willst du mir noch mehr wehtun? Daran habe ich nämlich wirklich keinen Bedarf.“ Chikane hatte stark bleiben wollen, aber in ihren Worte erklang deutlich die Verletzung, die durch Sei herbeigeführt worden war.

Sei schluckte, es war ihr schon fast, als ob sie selbst Chikanes Kummer fühlen könnte. Vorsichtig sah sie auf. Chikane erwiderte ihren Blick nicht. Auch sie starrte zu Boden. Unsicher näherte Sei sich ihr wieder ein bisschen. Nur ein kleines Stück, aber nah genug, um Chikane berühren zu können, wenn sie es gewollt hätte.

„Mir macht das Angst, Chi-chan…“, begann sie. Es war ihr unangenehm über ihre Gefühle zu sprechen. Sie spielte einfach zu gern die Starke. „Ich hab dich wirklich gern, von Anfang an, warum weiß ich selbst nicht so genau. Es gibt einfach Menschen, die man vom ersten Augenblick an ins Herz schließt. Aber das…du…ich…“ Ihr fehlten die Worte.

„Du kannst das nicht einordnen? Du widersprichst dir in Gedanken immer wieder selbst, wenn du versuchst dir das alles zu erklären. Es so zu biegen, dass es für dich normal ist. Richtig?“

Chikane hatte den Blick gehoben, nun sahen sich beide Hilfe suchend in die Augen.

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das alles nicht so ist, wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Dass ich so anders sein könnte. Das geht doch alles nicht so einfach gehen. Man kann doch nicht im einen Moment noch auf Typen stehn und im nächsten Moment läuft einem ein Mädchen zufällig über den Weg und auf einmal…auf einmal…“

„Auf einmal dreht sich die Welt in eine andere Richtung.“, beendete Chikane ruhig Seis angefangenen Satz. Diese trug einen inneren Kampf aus. Auf keinen Fall wollte sie Chikane verlieren, aber in dieser Situation. Wie sollte sie selbst sich das erklären? Was würden die andern davon halten?

„Ich kann das nicht, Chikane. Ich kann dir einfach nicht das geben, was du willst. Wie soll ich deine Gefühle erwidern, wenn mir das Angst macht? Wir können doch nicht so einfach alles ändern. Aber…ich will dir auch nicht wieder aus dem Weg gehen. Das halt ich auch nicht aus.“ Sei biss sich auf die Lippe. Es war raus. Mehr hatte sie nicht zu sagen. Das hatte sie Chikane mitteilen wollen.

Ruhig hatte die Dunkelhaarige sich Seis Worte angehört. Natürlich war es ihr verständlich, dass Sei das Angst machte. „Glaubst du, dass es mir anders geht?“, hörte sie ihre Stimme, die merkwürdig flüsternd klang. „Aber ich bin einfach kurz schwach geworden. So etwas wollte ich wirklich nicht herauf beschwören.“

Wieder schwiegen beide. Leise durchbrachen ihre Stimmen die Stille.

„Ich mag dich, Sei. Das ist alles, was ich weiß.“

„Aber ich kann das nicht.“

„Ich weiß. Aber…“, Chikane zögerte, „woher willst du wissen, dass du es nicht kannst, wenn du es nie versucht hast?“

Sei sah Chikane verwirrt an. Dann richtete sie ihren Blick in die Ferne. Der salzige Geruch des Meeres erschien ihr an jenem Nachmittag intensiver als sonst.

„Das ist wie aus einer ganz miesen Geschichte, weißt du das?“ Ihre Unsicherheit wollte sie hinter einer solchen Bemerkung verstecken. Doch Chikane durchschaute sie.

„Selbst wenn…hier ist jetzt kein Platz für Witze.“

Die kühle Blonde wurde wieder ernst. Wind kam auf und sie sah, dass Chikane zitterte. Das Wetter am Meer war schon merkwürdig. Wortlos hielt Sei Chikane ihre Jacke hin. Chikane legte sie sich über die Schultern, spürte dann Seis Blick auf sich ruhen. Erwiderte ihn vorsichtig.

In Seis Gedanken schien ein Sturm gewütet zu haben. Alles war über den Haufen geworfen worden seit diesem Kuss. Eigentlich schon, seit ihr Chikane begegnet war. Mit ihrem traurigen Blick. Das hatte sie irgendwie magisch angezogen. Es war zu ihrem erklärten Ziel geworden, diesen schönen Augen ihre Trauer zu nehmen. Das wollte sie unbedingt.

„Wenn…“, nur langsam begann Sei zu sprechen, „wenn du mir Zeit gibst…wenn wir das alles langsam angehen…dann…dann…“ Seis Blick heftete sich fest auf Chikane. All ihren Mut würde sie jetzt zusammennehmen. Es gab kein zurück und danach wäre sie immerhin schlauer als vorher, dem war sie sich sicher.

„…dann können wir es miteinander versuchen, wenn du noch willst.“
 


 

Ja, das war es auch schon wieder. Ich hoffe, dass es euch wenigstens halbwegs gefallen hat. Irgendwie tue ich mich schwer damit, so richtig in Schwung zu kommen. Über Kommentare aller Art würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen.

Bis zum nächsten Kapitel.
 

Ciao

Steinbock

Entscheidung?

So, endlich hat es mich mal wieder gepackt und ich hab mal wieder was geschrieben :) hat mich auf einmal überkommen und das freut mich, da ich ja leider kaum noch neuen Stoff liefere.

Das kapitel enthält einige Aussagen, die ich im Groben schon so gehört hab bzw selbst gesagt hab, vor nicht all zu langer Zeit. Ich glaub manchmal, dass ich bei jedem zweiten Kapitel schreibe, dass ich darin irgendwas verarbeite, aber so ist es nun mal oft bei mir. So hat das Schreiben bei mir ja auch angefangen, aber das is eine andere Geschichte.
 

Ich bedanke mich an der Stelle wieder für die lieben Kommis und für die Treue von euch Lesern, obwohl so selten was neues kommt :)
 

Aber jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels.
 

Kapitel 10

Entscheidung?
 

Chikane war verwirrt. Hin und her gerissen war sie innerlich. Sie hatte Sei gern, zu gern. Und sie wollte nichts anderes als bei ihr zu sein, sie fühlte sich nahezu magisch von ihr angezogen. Aber war es einen Versuch wert? Ein Versuch bedeutete letztlich, dass es schmerzlich enden könnte, wenn die kühle Blonde aus dem Versuch schlussfolgern würde, dass eben dieser fehlschlug, dass es nicht das war, was sie wollte. Wollte Chikane wirklich ein Herz riskieren, das noch mehr schmerzen würde, als es in jener Situation schon tat?

„Sei“, begann sie, ihre Stimme zitterte vor Unsicherheit, „das hier…das ist keine Attraktion in einem Vergnügungspark, die man ausprobiert oder eine Eissorte, die man einfach nie wieder kauft, wenn sie einem nichts schmeckt. Das hier wäre mehr, viel mehr.“

Sei verstand, was die Dunkelhaarige meinte. Man konnte Gefühle nicht austesten, nicht erzwingen, nicht tiefer machen, als sie es waren. Das alles brauchte Zeit, Vertrauen und Feingefühl, wenn man dem anderen nicht wehtun wollte. „Ich will dich wirklich nicht verletzen, Chi-chan. Aber…“, energisch schüttelte die Schülerin den Kopf, „ich versteh mich ja selbst nicht mehr. Ich will bei dir sein, aber genau das macht mir Angst! Ich versteh meine Gefühle nicht!“

Eine Weile schwiegen sich beide an. Unangenehm lag die Stille über ihnen. Da waren so viele Worte unausgesprochen, die forderten, heraus kommen zu dürfen und doch auch nur ein einziges Wort zu sagen schien in jenem Moment eine Kunst zu sein.

Beide sahen betreten zu Boden. Zögernd dann hob Chikane ihre Hand, streckte sie leicht aus und berührte im nächsten Augenblick vorsichtig Seis Hand. Diese zuckte kurz zusammen. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Unsicher hob sie den Blick. Chikane sah sie nicht an, sie betrachtete ihrer beider Hände.

„Wie wäre es…wenn wir es langsam angehen? So wie es unter normalen Umständen auch funktioniert. Man geht miteinander weg. Kino, Party…irgendwas. Und dann…na ja…wird sich der Rest zeigen…“ Die Stimme der Dunkelhaarigen war nicht mehr als ein Flüstern gewesen. Sie zitterte. Nicht vor Kälte, sondern aus Angst. Ihr war das alles nicht weniger fremd als Sei.

„Was denn? Und irgendwann schreib ich dir dann einen Zettel mit der Frage. ’Willst du mit mir gehen? Ja. Nein. Vielleicht.’ Wie lange soll das dann noch zwischen uns hin und her gehen?“ Sei versuchte etwas ihrer Coolness zu zeigen, versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen und die Stimmung zu lockern. Doch dies war der falsche Moment dafür.

„Ich werde nicht zulassen, dass du dich mir zuliebe zu irgendwas überwindest, was du nicht willst, Sei. Das ist nicht meine Definition von Liebe. Wenn du nicht so fühlst, dann sag es mir direkt. Wenn du unsicher bist, dann warten wir ab. Aber, wenn du dich am Ende nur austesten willst, um dir letztlich sicher zu sein, dass du normal bist, dann lassen wir das. Du hast gesagt, dass dich das verunsichert. Und da bist du nicht die Einzige. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal passiert, aber…es ist nun einmal so…Ich habe mich in die verliebt, Sei. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Es war ausgesprochen. Noch immer hielt Chikane vorsichtig Seis Hand. Abwartend, was da noch kommen würde.

„Das ist doch total bescheuert“, entfuhr es Sei im nächsten Moment. „Wir wollen beide…zumindest scheint es so…als wollten wir beide etwas ähnliches…warum haben wir dann davor solche Angst?“

„Du.“, erwiderte Chikane nur.

Irritiert zog Sei eine Augenbraue hoch, als Chikane bereits zu erklären begann: „Die Gefühle für dich habe, kann ich nicht ändern. Aber ich fürchte sie auch nicht. Sich verlieben kann nichts Falsches sein, nichts, wovor ich Angst habe. Ich hätte viel mehr Angst davor, niemals diese Gefühl erleben zu dürfen, auch wenn ich nicht weiß, ob es gut für mich endet.“

Die Blonde entzog ihre Hand der Dunkelhaarigen, drehte sich etwas weg. „Das ist doch verrückt. Du hast mir gerade deine Liebe gestanden und ich habe dir mehr oder weniger einen Korb gegeben und was machst du? Erzählst mir einfach so weiter von deinen Gefühlen, von denen ich die meisten nicht nachvollziehen kann, von denen ich nicht verstehe, wie du sie nicht fürchten kannst! Was soll das alles?“

Eine Weile blieb es still. Dunkle Wolken bauten sich auf. Es würde bald regnen, ein kräftiger Wind ließ beide erschaudern, noch mehr, als sie es allein durch diese Situation bereits taten.

„Vielleicht tue ich das alles, damit wir morgen noch normal miteinander umgehen können. Im weitesten Sinne zumindest, damit alles geklärt ist und wir nicht in Unsicherheit leben und wenigstens versuchen können, so weiterzumachen wie bisher…wenn wahrscheinlich auch mit Einschränkungen. Aber wenn wir jetzt nicht wirklich sagen was Sache ist, dann wird das alles nur noch schlimmer. Aus der Situation kommen wir nun mal nicht raus, indem wir die Augen vor den Tatsachen verschließen. Das macht alles nur noch schlimmer und das solltest du eigentlich verstehen, Sei.“

„Seit du hier bist, versteh ich gar nichts mehr. Das ist ja das verdammte Problem. Ich will dieses anders nicht, weil es keinen Sinn macht, weil es alles verändert, aber ich will, dass es so bleibt, wie es ist.“

„Versuch erwachsen zu sein, Sei. Nichts ist beständig, alles verändert sich, wird anders. Die Veränderung ist das Einzige auf dieser Welt, was von Bestand ist.“ Chikane bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, obgleich auch sie innerlich zitterte, obwohl auch sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Aber jetzt war es raus und beide würden lernen müssen, damit umzugehen. Egal, wie es mit ihnen weitergehen würde, die Zeit würde nicht zurückgedreht werden, sie würden die Gefühle der anderen kennen und das bedeutete auch, über die Macht zu verfügen, dem anderen unerträgliche Schmerzen zuzufügen, wenn man nicht aufpasste.

Sei wandte sich zögernd Chikane zu, betrachtete sie, während ihr Herz noch immer wild in ihrer Brust schlug, ihr schwindlig war, von all diesen Dingen, die sie gerade erfahren hatte, über die sie jetzt nachdenken musste und doch genauso schnell eine Entscheidung notwendig wäre, um diese Situation endlich zu klären.

Langsam musterte sie Chikane, die nur, erstarrt unter Seis prüfenden Blick, stumm dastand und abwartete. Seis Blick blieb bei Chikanes Gesicht haften. Die Augen mit diesem melancholischen Glanz, die ein Geheimnis zu verbergen schienen, dass sich Sei noch nicht erschlossen hatten. Augen, die jetzt Unsicherheit zeigten, obwohl ihr Gegenüber doch ansonsten so ruhig schien. Und dann waren da ihre Lippen. Weiche Lippen, die die ihren berührt hatten, deren sanften Druck sie noch spüren konnte, wenn sie sich nur genug konzentrierte.

Vor der Tür, als Sei sich verabschieden wollte, da hatte sie es geahnt, dass es so kommen würde. Es hatte sich ja bereits davor abgezeichnet. Aber - Sei konnte es selbst nicht erklären, warum - sie hatte sich nicht gewehrt. Sie hätte nicht wie erstarrt Chikane ansehen müssen. Sie hätte einfach gehen können, die Tür hinter sich schließen und nichts wäre geschehen. Doch sie hatte gewartet, beinahe sehnsüchtig. Ihr Herz hatte unruhig in ihrer Brust geschlagen, ebenso wie jetzt. Die Blonde hatte es wissen wollen, wie es sich anfühlte, der Dunkelhaarigen, in gewisser Weise der Fremden, nahe zu sein, wie es sich anfühlte, wenn ihre Lippen einander zaghaft berührten.

Jedoch, als es dann eintrat, war die junge Frau überfordert, war in diesem Augenblick so viel mehr Kind gewesen, als Erwachsene, dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als Chikane von sich zu stoßen und zu versuchen, es zu vergessen, ihr aus dem Weg zu gehen, doch je mehr sie dies versuchte, umso mehr traf das Gegenteil ein. Umso mehr dachte sie an Chikane, umso unerträglicher wurde es, nicht mehr ihre Nähe, die ihr in der kurzen Zeit so vertraut gewesen war, zu spüren.

„Ich wollte dich nicht verletzen, Chi-chan. Du bist nicht krank“, begann sie leise zu sprechen. Chikane hob zaghaft den Blick. Diese ganze Situation erschien ihr so irreal, dass sie sich insgeheim fragte, ob sie das alles nicht nur träumte. „Aber es war einfach zu viel. Ich wollte ja, dass es passiert, aber…als es dann passiert ist…da war es…da konnte ich…ich kann es nicht in Worte fassen. Ich mein, ich hab nie drüber nachgedacht, dass so etwas passieren könnte. Mir doch nicht. Das passiert anderen, aber nicht mir…und da war ja auch Kyo…und…das ist…“

Sei brach ab, denn auf einmal hatte Chikane die Arme um sie geschlungen, den Kopf leicht an ihre Brust gelehnt. „Denkst du mein Herz rast jetzt nicht gerade genauso schnell wie deins?“, meinte Chikane vorsichtig. „Aber…als du mich zurückgestoßen hast…nachdem es doch so aussah, als wolltest du mich auch. Das hat mir einen Stich versetzt, also hab ich jetzt alles auf eine Karte gesetzt. Ich hatte in gewisser Weise nichts zu verlieren. Du hast mich ja so schon ignoriert, bist mir aus dem Weg gegangen. Ich dachte mir, dass es schlimmer nicht werden kann. Deshalb hab ich dich hier zur Rede gestellt. Aber…je mehr ich hier mit dir spreche, umso mehr weiß ich, dass ich doch etwas zu verlieren hab, dass da immer noch diese Freundschaft ist, die ich unbedingt behalten will, wenn ich dich schon nicht für mich haben kann.“

Sei drückte Chikane leicht von sich weg, um sie besser ansehen zu können. „Wenn du mich wirklich so sehr willst, dann wird das freundschaftlich doch nichts werden, oder?“ Ihre Stimme, ihre Augen, alles wirkte merkwürdig erwachsen und reif in diesem Moment, an der sonst so lockeren Sei. „Und…wenn ich diese Gefühle, die da irgendwo sind, krampfhaft zu unterdrücken versuche…dann funktioniert das erst recht nicht.“ Wieder pausierte Sei kurz, blickte Chikane fest in die Augen. „Ich will es mit dir versuchen, aber wenn du sagst, dass du mich so sehr willst und ich dir sage, dass ich es versuchen will, dann stoße mich nicht zurück, weil du denkst, dass ich mich nur ausprobieren will. Jede Beziehung ist doch in gewisser Weise ein Ausprobieren. Aber das tue ich nicht, um die weh zu tun oder um mir irgendwas zu beweisen. Nein, das tue ich wenn dann nur, weil ich diese Nächte nicht mehr ertrage, in denen ich mich frage, warum ich schon wieder an dich denke, warum ich deine Nähe immer wieder suche. Wenn du mir das allerdings nicht glaubst, es nicht akzeptierst oder nicht bereit bist, mir zu vertrauen, dass ich dir nicht weh tun, nicht mit dir spielen will, dann geht es wirklich nicht.“

„Heißt das jetzt…also…ich meine…“ Chikane hatte jedes von Seis Worten in sich aufgenommen, doch so recht verstand sie es nicht.

„Lass uns sehen, was in diesem Abenteuer auf uns zukommt, aber erstmal…lass es nur uns beide wissen, sonst würde das alles zu schwer werden für den Anfang.“ In Seis Augen lag eine Sanftmut, die Chikane zuvor noch nicht gesehen hatten. Unsicher nickte sie, als sie bemerkte, wie Seis Augen zögernd ihre Lippen fixierten, unschlüssig, ob sie diesem Gefühl noch einmal nachgeben sollte. Chikane wartete ab, wollte Sei nicht überfordern und doch schien ihr Herz einen Hüpfer zu machen, als Sei sich ihrem Gesicht vorsichtig näherte.
 


 

Das soll es auch schon wieder gewesen sein für dieses Mal. Ich hoffe, dass mir die Muse etwas treu bleibt und ich bald wieder etwas Neues liefern kann, auch in Bezug auf meine anderen FFs, aber da mich die Schule ziemlich einnimmt und ja auch so immer sehr viel passiert, kann ich nichts versprechen.

Wie immer würd ich mich sehr über Kommis freun und hoffe, dass ihr auch das nächste Kapitel lest, wenn es on geht.
 

Ciao

Steinbock

Gemischte Gefühle

Hallo, meine lieben Leser!
 

Nach wieder einmal viel zu langer Zeit, ist es mir endlich möglich, ein neues Kapitel zu "Dieses Leben" zu liefern. Die Muse hat mich, jetzt, wo ich in meinem neuen Zimmer sitze, mal wieder geküsst und ich werde versuchen, das noch etwas auszukosten, auch, wenn ich wie immer keine großen Versprechungen machen werde, was die Dauer angeht, bis das nächste Kapitel on geht.
 

An dieser Stelle geht wie immer ein großer Dank an euch, die ihr meine Geschichte, trotz der großen Pausen, weiter verfolgt und mir immer wieder so nette Kommentare schreibt, die verhindern, dass ich doch irgendwann aufgebe und das Projekt liegen lasse.
 

Jetzt habe ich aber wirklich genug geschrieben.
 

Wie immer wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen des nun schon 11. Kapitels von "Dieses Leben"!
 

Kapitel 11

Gemischte Gefühle
 

Alles erschien Sei merkwürdig, als sie sich auf den Heimweg machte. In dem Moment, als sie ihr Motorrad parkte, meinte sie noch, Chikanes Körper an ihrem Rücken spüren zu können, auf ihren Lippen lag noch das zarte Gefühl dieses sanften Kusses am Strand, die Gänsehaut kam zurück, wenn sie daran dachte.

„Bin wieder da.“ Ihre Worte waren mehr als ein Murmeln, sodass sie ihre Mutter kaum vernommen hätte, wäre sie in jenem Augenblick nicht zufällig im Flur gewesen.

„Hallo, Sei-chan. Schön, dass du zu Hause bist. Ich habe schon…“ Seis Mutter verstummte. Mit einem Blick erkannte sie, dass irgendetwas an ihrer Tochter nagte. „Stimmt irgendwas nicht mit dir?“

„Was?“ Die junge Blonde hatte sich kaum auf ihre Mutter konzentriert, war in ihren Gedanken immer noch bei Chikane, bei dem, was das Geschehene, was ihre Worte bedeuteten, wie viel Veränderung dies in beider Leben bringen würde.

„Ich hab gefragt, ob mit dir alles in Ordnung ist? Oder ist etwa irgendwas vorgefallen, du wirkst so…“ Ihre Mutter kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden, denn Sei fiel ihr ins Wort: „Es ist gar nichts…alles ist okay…es ist einfach nur…ich…ich…also…“

Sei begann zu stammeln, war verunsichert. Die Schülerin hatte das Gefühl, die ganze Welt könne in ihrem Gesicht lesen, dass sie ein Mädchen geküsst hatte, viel mehr noch, dass sie jetzt mit einem zusammen zu sein schien.

„Ich brauch jetzt einfach meine Ruhe, sorry“, diese Worte murmelnd schob sie sich an ihrer Mutter vorbei, die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Ihrer Mutter blieb nichts anderes übrig, als ihrer Tochter unwissend nachzusehen.

In ihrem Zimmer angekommen, warf sich Sei auf ihr Bett. Tief durchatmend starrte sie an die Decke. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Chikane und sie…sie waren jetzt zusammen…oder zumindest irgendetwas in der Art. Die blonde junge Frau verstand es ja selbst nicht so recht. Natürlich wusste sie, dass es auch solche Beziehungen gab, aber, dass es sie selbst einmal treffen würde, das hätte sie nicht geahnt.

Es war verrückt!

Vollkommen verrückt.

Seit Chikane aufgetaucht war, verstand Sei sich selbst nicht mehr. Einerseits suchte sie von Anfang an fast schon krampfhaft Chikanes Nähe. Vom ersten Moment an hatte sie sich von der Dunkelhaarigen auf merkwürdige Art und Weise angezogen gefühlt. Wen wunderte es jetzt also, dass sich daraus mehr ergeben hatte?

Irgendetwas tief in Sei hatte bereits vor ihr selbst gewusst, dass da mehr war, aber die Schülerin wollte das nicht sehen. Krampfhaft klammerte sie sich an die scheinbare Normalität, damit sie Chikane letztlich doch die Möglichkeit gab, ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen.

Doch auch wenn sie Sei dieser Tatsache sehr wohl bewusst war, dass ihr Interesse an Chikane wohl schon seit einer ganzen Weile nicht ganz freundschaftlich war und auch, wenn es einen Teil von ihr glücklich machte, dass Chikane ihr so einfach die Gelegenheit gab, diesen Gefühlen besser nachzugehen, so war da doch noch ein anderer, erheblich stärkerer Teil in ihr. Die Angst.

Immer hatte die kühle Blonde zu denen gehört, die angesehen waren. Sie hatte ihren Ruf, den Jungs verdrehte sie den Kopf und die Mädchen zog sie gerade durch ihre kühlen, manchmal fast schon jungenhaften Charme an, wie das Licht die Mücken. Wenn sie zurückblickte, war sie stets auf der Gewinnerseite gewesen, was sie getan hatte, war allezeit gut gewesen, keiner hatte ihre Tätigkeiten hinterfragt. Diese Beziehung jetzt war jedoch etwas anderes. Das war etwas gravierendes, was alles würde ändern können, was Sei bislang kannte. Und davor fürchtete sie sich.

Ob Chikane diese Sache wirklich so locker nahm oder ob auch sie nur noch den Schein wahrte, um ihr etwas Sicherheit zu schenken?

Sei vermochte es nicht zu sagen. Chikane hatte so unheimlich viele Gesichter, dessen war Sei sich sicher und ehe sie all diese Gesichter würde durchschauen können, wäre gewiss eine Menge Zeit nötig.

Noch diesen Gedanken nachhängend, bemerkte die junge Frau gar nicht, wie sie immer mehr in einen tiefen, traumlosen Schlaf glitt, der ihr etwas Ruhe vor ihren wirren Gedanken bot.
 

Der nächste Morgen hätte kaum schöner sein können. Die Vögel sangen, die Sonne strahlte in aller Pracht, sodass selbst die Kirschblüten, die mittlerweile weniger die Bäume denn die Wege zierten, noch einmal in all wunderschön erschienen, wenn sie der milde Wind zum Tanz aufforderte.

Mit einem Lächeln machte Chikane sich auf den Weg zu Schule. In Gedanken immer wieder zum gestrigen Tag zurückkehrend. Der Strand, das Rauschen der Wellen, eine Berührung, eine weitere, Sei.

„Chikane-chan!“ Ein Ruf riss Chikane aus ihren Gedanken. Halb dreht sie sich, da erkannte sie Reika, die ihr hinterher gerannt kam.

„Guten Morgen, Reika-chan“, meinte die Dunkelhaarige freundlich, das Lächeln immer noch ihre Lippen umspielend.

„Guten Morgen ist gut“, entgegnete Reika sichtlich außer Atem, als sie Chikane endlich erreicht hatte. „Ich dachte schon, du kannst mich nicht mehr leiden. Ich hab dich drei Mal rufen müssen, eh du reagiert hast.“, fuhr sie, erneut nach Luft schnappend, fort.

„Wirklich? Ich hab dich gar nicht gehört.“ Chikanes Gesicht war erstaunt. Reika jedoch erwiderte nur trocken: „Das hab ich bemerkt.“ Und nach einem prüfenden Blick fügte sie hinzu: „Aber das ist doch sonst nicht deine Art. Ist irgendwas passiert?“

Reika schenkte ihrer Freundin aus Kindertagen einen Blick, der Chikane bewusst werden ließ, dass Reika eine leise Ahnung hatte, dass etwas passiert war und sie sich nicht damit begnügen würde, wenn sie die Antwort erhielt, dass nicht geschehen sei.

„Ach, was? Wie kommst du denn darauf, dass was passiert ist? Dieser Tag ist einfach nur wunderschön und ich hab eben noch etwas meinen Gedanken nachgehangen.“ Obwohl sie bereits wusste, dass dieses Unterfangen recht sinnlos war, versuchte sich Chikane in einem, mehr oder weniger, geschickten Ablenkungsmanöver.

Im gleichen Moment wandte sie sich wieder dem Weg zu. „Außerdem müssen wir weiter, sonst kommen wir zu spät.“

Jedoch blieb Reika hartnäckig. Ihren Schritt beschleunigend stellte sie sich vor Chikane und versperrte ihr den Weg. „Denkst du echt, dass du mich so leicht abwimmeln willst? Ich kenne dich lang genug, um zu sehen, dass irgendwas passiert ist.“ Stur beharrte sie auf ihrem Standpunkt.

Leise seufzte Chikane. Wie sollte sie aus dieser Zwickmühle raus kommen? Ihre Freundin kannte sie besser, als jeder andere. Aber Sei musste sie doch versprechen, dass es erstmal ihr kleines Geheimnis blieb.

Eine Idee, die Chikane, wie sie zugeben musste, mehr als reizvoll fand. So ein kleines Geheimnis, das konnte dieses angenehme Kribbeln auslösen, es hatte den leichten Reiz von etwas Verbotenem und auch, wenn man Chikane es nicht ansah, so waren es genau diese kleinen Dinge, die man ihr nicht zutraute, die sie selbst doch am meisten reizten.

„Es ist ein Geheimnis. Tut mir Leid, Reika-chan, aber ich musste versprechen, es für mich zu behalten.“

„Hm, so ist das also.“ Unerwartet schnell drehte sich Reika um und ging los. „Na komm schon, du hast doch vorhin gesagt, dass wir sonst noch zu spät kommen, wenn wir jetzt noch lange warten.“

Zügigen Schrittes näherte Chikane sich Reika, sodass sie beide Seite an Seite gingen.

„Bist du sauer?“, fragte sie unsicher.

„Nein…vielleicht ein bisschen, du hattest nie Geheimnisse vor mir.“ Die Welt veränderte sich langsam, die Mädchen wurden erwachsen und die Erkenntnis, dass dieses Erwachsenwerden mehr Veränderungen bedeutete, als es Reika recht gewesen wäre, hatte sie in diesem Moment getroffen, wie ein Blitz.

„Ich würde es dir ja sagen, aber du weißt doch, dass man Versprechen halten muss.“, versuchte Chikane Reika zu beschwichtigen.

„Klar…“ Reika bemühte sich um ein Lächeln, locker, wie immer. Warum sollte sie Chikane Vorwürfe machen? Sie war noch immer ihre Freundin. Irgendwann würde sie sich ihr gewiss anvertrauen. „Außerdem scheinst du ja verdammt glücklich zu sein. Aber eins sag ich dir, wenn die Person deines Herzens dir auch nur irgendwie wehtut, dann bekommt sie’s mit mir zu tun.“

„Was…woher…?“ Zusammenhanglos stammelte die Dunkelhaarige etwas zusammen und sah ihre Freundin irritiert an.

„Woher ich das weiß? Ganz einfach, wer so glücklich am hellerlichten Tag, auf dem Weg zu Schule vor sich hinträumt und dann auf diese Aussage noch so reagiert, der kann einfach nur verliebt sein.“ Grinsend blickte Reika Chikane siegessicher an.

Mit einem dankbaren Lächeln erwiderte Chikane diese Geste. Dann gingen sie weiter, sich langsam der Schule nähernd.

„Und wer ist es nun?“, stellte Reika ihre Frage nach einer Weile konkreter.

Ihre dunkelhaarige Freundin entgegnete nur leicht genervt. „Reika…“

„Ja ja, schon gut, es ist ein Geheimnis…aber ich will es wissen.“ Auf diese Art quengelnd zog sie das Gespräch auf dem Weg zur Schule fort.
 

Zu diesem Zeitpunkt war Sei bereits an der Schule angekommen. Sie fühlte sich ausgeruht und frisch, als sie den Helm abnahm und sich auf dem Schulgelände umsah. Alles war noch wie immer. Keiner sah sie komisch an.

Wie auch? Niemand wusste davon. Niemand konnte in ihrem Gesicht lesen, dass sich ihr Leben seit gestern auf nie geahnte Weise verändert hatte.

Diese Normalität beruhigte Sei als sie durch die Gänge des Schulhauses ging und sich zu ihrem Klassenzimmer begab. Auch da alles wie immer. Der übliche Haufen, der schwatze oder auch nicht, wenn sie zu Shin und Shimako sah. Moment…Sei sah noch einmal genauer hin und konnte es kaum glauben. Die beiden, die sie nur schweigend kannte, unterhielten sich doch nicht etwa tatsächlich? Dieses Phänomen beobachtend kippelte die junge Blonde auf ihrem Stuhl. Es geschahen doch immer noch Dinge, die sie nicht für möglich hielt.

Kaum hatte sie dies gedacht, kam ihr auch schon wieder der gestrige Tag in den Sinn. Das hätte sie auch nicht für möglich gehalten.

Beinahe automatisch wandte sie den Kopf zu Chikanes Platz.

Wo sie wohl blieb? Kurz sah sie sich im Zimmer um. Reika war auch noch nicht da, also würden die beiden hier wohl später zusammen her kommen.

Etwas Beruhigendes hatte es für Sei, dass Chikane noch nicht da war. Sie war sich nicht schlüssig, wie sie ihr gegenüber treten sollte, ob es dann den anderen nicht vielleicht doch auffallen würde?

Seufzend streckte sich die Blondine. Diese ganze Nachdenkerei würde sie noch mal verrückt machen. Vermutlich war sie die Einzige, die sich hierüber überhaupt den Kopf zerbrach und der Rest der Welt bemerkte gar nicht, was hier vor sich ging.

Die Schulglocke ertönte, die Lehrerin betrat das Zimmer. Von Chikane und Reika noch keine Spur. Ob ihnen etwas passiert war?

Unschlüssig starrte Sei die Zimmertür an, vergas dabei beinahe sich zu melden, als die Lehrerin ihren Namen nannte. Kaum hatte sie sich als anwesend gemeldet, waren Schritte auf dem Flur zu vernehmen, die sich schnell näherten. Bereits im nächsten Moment öffnete sich die Tür und Reika trat ein, Chikane hinter sich.

„Tut mir Leid, dass wir zu spät sind. Aber irgendwie…na ja…“ Reika fiel beim besten Willen keine passende Ausrede ein. Chikane ebenso wenig, sie stand schweigend hinter Reika und wartete ab.

„Dass mir das nicht wieder vorkommt, ihr beiden.“, meinte die Lehrerin ernst, wartete ab, dass sich die Mädchen setzten und begann daraufhin mit dem Unterricht.

In dem Moment als Chikane an ihr vorbei schritt, war Sei mit einem Mal wie elektrisiert. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen, ihr war schwindlig und sie wagte sich nicht, den Kopf zu drehen, um Chikane anzusehen.

Chikane ihrerseits wartete auf irgendeine Regung Seis, enttäuscht darüber, dass sie ihr noch nicht mal einen guten Morgen wünschte. Während die Lehrerin vorn irgendwelche Kurven an die Tafel skizzierte, war die Klasse damit beschäftigt, dieses Bild in ihre Hefte zu übernehmen.

Sei war gerade damit beschäftigt, ihre Zeichnung mit dem Radierer zu bearbeiten, als ihr dadurch der Bleistift vom Tisch fiel. Gerade als sie sich bückte, um danach zu greifen, berührte sie auch schon im nächsten Moment eine andere Hand.

Mit pochendem Herzen sah Sei an der Hand hinauf und blickt somit direkt in Chikanes Gesicht. Eine leichte Röte bildete sich um die Nase der Blonden. Scheinbar nicht weniger unsicher, schenkte Chikane ihr ein zaghaftes Lächeln, öffnete ihre Hand und übergab Sei den Radierer. Etwas in Sei wollte Chikane diese plötzliche Befangenheit nehmen und so gelang es ihr, ihr übliches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern und Chikane zuzuflüstern: „Danke, Chi-chan.“ Kaum hatte sie das gesagt, wirkte auch die Dunkelhaarige entspannter, ein anderes Lächeln umspielte ihr Lippen, als sie leise erwiderte: „Nichts zu danken.“
 

Die Minuten vergingen und die Stunde näherte sich endlich ihrem Ende. Kaum hatte die Lehrerin das Zimmer verlassen, wandte Sei sich Chikane zu, so locker, wie es ihr eben möglich war.

„Soll ich dich heut vielleicht wieder heimfahren? Ich hab nichts zu tun und…also…wenn’s dich nicht stört…“ Zu gern wollte Sei fragen, ob sie vielleicht noch etwas Zeit miteinander verbringen wollten. Doch sie zögerte. Seit gestern konnte diesen Worten eine ganz andere Bedeutung gegeben werden.

Chikane schenkte ihr jedoch solch ein strahlendes Lächeln, dass Seis Befürchtungen in diesem Augenblick beinahe völlig beseitigt wurde. „Klar, das wäre echt lieb von dir, Sei-chan. Wenn du magst, kannst du dann auch noch mit rein kommen. Ich bin sowieso allein.“

Somit nahm Chikane ihrer Freundin auf ganz selbstverständliche Art diese scheinbar schwer zu stellende Frage ab. Sanft lächelnd konnte Sei dadurch auch nicht anders, als mit einem schlichten „Gern“ zu antworten.
 

So verstrich ein weiterer Tag. Wie selbstverständlich verließen Sei und Chikane die Schule gemeinsam. Niemand dachte sich etwas dabei, nur in den Köpfen der beiden Mädchen war es anders. Sie hatten ein Geheimnis, dass sie in ihrer Süße zumindest etwas zu beflügeln schien.

Die kühle Blonde setzte sich auf ihre Maschine und sah Chikane auffordernd an. „Na dann, mach’s dir bequem.“

Ohne sich lang bitten zu lassen, kam die Dunkelhaarige dieser Aufforderung nach, die Arme um Seis Körper schlingend, um sicheren Halt auf dem Motorrad zu finden. Chikane mochte das Gefühl von dieser Freiheit, wenn sie, sich an Sei festhaltend und ihr somit nahe seiend, mit der kühlen Blonden auf dem Motorrad fuhr.

Bei Chikanes Haus angekommen, zögerte Sei einen Moment, als sie ihr Motorrad abstellte und Chikane zur Haustür folgte. Diese war bereits eingetreten und drehte sich zu Sei an.

„Was ist los, Sei-chan? Traust du dich etwas nicht mehr, mit rein zu kommen?“ Ein wenig Enttäuschung schien in ihren Worten zu stecken, was sich jedoch gleich darauf durch ihre folgenden Worte aufhob: „Ich werd dich schon nicht beißen…es sei denn du willst es?“

Die blonde Schülerin zuckte. Das hier war nicht mehr die ruhige, schüchterne Chikane aus der Schule. Dies hier war ein anderes Mädchen, das sie gerade eben mehr als deutlich angeflirtet hatte.

Übertrieben lässig kam Sei ihr nach, nur cool erwidernd: „Ich lasse mich nicht so schnell beißen.“ Worte, die ein leichtes Kichern bei Chikane auslösten.

„Möchtest du vielleicht etwas trinken? Du kannst ja schon immer hoch in mein Zimmer gehen.“ Ganz selbstverständlich stellte Chikane diese Frage, auf die Sei nur mit einem Nicken reagierte, um dann langsam ins Zimmer ihrer Freundin zu gehen.

Leise betrat sie diesen Raum und setzte sich an den kleinen Tisch, wo sie sich vor nicht all zu langer Zeit mit ihrer Projektarbeit herumgeschlagen hatten. Damals war dieses Thema zum ersten Mal zwischen den beiden laut geworden. Und nun saß sie hier und war selber Teil des Themas, jetzt, wo sie mit Chikane zusammen war. So unwirklich das für sie auch noch immer klingen mochte. Gedankenverloren zeichnete Sei mit dem Finger Kreise auf den Tisch, während sie auf Chikane wartete.

„So, da bin ich wieder.“ Mit einem Tablett in der Hand, kam die junge Frau in ihr Zimmer und gesellte sich zu Sei. Stumm beobachtete die Blonde sie dabei, wie sie das Tablett absetzte, die Teetassen auf den Tisch stellte und sie füllte.

„Was ist? Warum beobachtest du mich so?“ Ein leichter Hauch Röte lag auf Chikanes Wangen. „Es verunsichert mich, wenn du mich so anstarrst.“, rechtfertigte sie ihre Fragen.

„Darf ich dich etwa nicht ansehen?“, erwiderte Sei, während sie an ihre Freundin heranrutschte, sich selbst über den merkwürdigen Ton in ihrer Stimme wundernd. Die Röte auf Chikanes Wangen verstärkte sich.

Irgendwie süß war das. Hier in Chikanes Zimmer, wo niemand sie sah, da war von der Anspannung in Sei auf einmal nichts mehr da. Wer sollte ihnen hier etwas anhaben? Wer sollte sie hier schon finden?

Erwartungsvoll hatte Chikane bereits die Augen geschlossen, als Sei, sie musternd, sich unbewusst noch etwas vorgebeugt hatte. Nun wurde die Blondine sich dieser Tatsache bewusst. Kaum verständlich murmelte sie: „Du bist süß, wenn du rot wirst.“, bevor sie zaghaft ihre Lippen auf die von Chikane treffen ließ.

Mit einem Mal war es wieder da. Dieses unbeschreibliche Weich, diese süße Nähe, das Kribbeln. Es war ein Kuss voller Unschuld, den die beiden in jenem Moment austauschten. Ein Kuss, der beide einander näher brachte, ihnen Sicherheit gab, auch wenn er ihnen im gleichen Augenblick Schauer über den Rücken jagte.

Keiner der beiden sagte etwas, als sie den Kuss nach einiger Zeit lösten. Viel zu verlegen waren sie noch immer. Zu unwirklich wirkte dies alles noch, um mit der Situation vollends entspannt umzugehen.

Voller scheinbar unvereinbarer Gefühle und Gedanken waren die beiden Frauen in jenem Moment der sanften Zweisamkeit. Diesem Moment, den sie doch immer und immer wieder genießen, aber auch entgehen wollten, weil er so viele Emotionen auslöste.

Einige Zeit verstrich, ehe Sei die Stille endlich brach.

„Das ist komisch“, murmelte sie leicht befangen.

„Findest du wirklich?“, fragte Chikane und beugte sich vor, um Sei, ohne eine Antwort abzuwarten, erneut sanft zu küssen. Zu sehr sehnte sie sich danach, diese Berührung noch einmal erleben zu dürfen. Festhalten wollte sie dieses Gefühl.

Diese sanfte Berührung sehr wohl genießend, schloss Sei die Augen.
 

Vielleicht…vielleicht war das hier ja wirklicher der Anfang von etwas ganz Großem.
 


 

So, das soll es für dieses Mal auch schon wieder gewesen sein. Ich fand ja beim Schreiben, dass der letzte Satz schon ziemlich nach Ende der Story klang, aber andererseits fand ich ihn auch sehr passend, weil somit in gewisser Weise ein neuer Abschnitt eingeleitet wird. Ihr könnt also hoffentlich gespannt sein, was noch so kommen wird.

Bei den Gefühlen von Sei und Chikane hoffe ich mal, dass diese nicht zu unwahrscheinlich rüberkamen. Gerade bei Sei bin ich mir da noch etwas unschlüssig, aber, ich wollte eben zeigen, wie sie noch immer hin und her gerissen ist. Keine Angst, ich habe nicht vor, das jetzt jedes Kapitel immer und immer wieder groß und breit auszuschreiben.

Wie gesagt, es beginnt quasi bald ein ganz neuer Abschnitt der Handlung.
 

Wie immer würde ich mich riesig über Kommentare von euch freuen.
 

Bis bald.

Steinbock

Sommertage, Sommernächte

Hallo meine lieben Leser!
 

Ich bin derzeit wunderbar gelaunt und wie es der Zufall so will, wirkt sich dies auch positiv auf meine doch eher mangelhafte Kreativität der letzten Zeit aus. Das Ergebnis zeigt sich in diesem (extra langen) neuen Kapitel zu Dieses Leben :)
 

Ich bedanke mich wie immer an dieser Stelle bei all meinen Lesern, die mir trotz so langer Wartezeiten treu bleiben und mir jedes Mal so freundliche Kommentare schreiben. Ohne euch würde das Ganze gar nicht mehr laufen :)
 

Also dann, genug Gefühlsduselei, viel Spaß jetzt beim Lesen!
 


 

Kapitel 12

Sommertage, Sommernächte
 

Zeit vergeht schnell, wenn man glücklich ist. Kaum hatte man sich versehen, war der Sommer gekommen. Die Sonne schien heiß herab, die Luft flirte.

Dösend lag Sei auf ihrem Pult. Matheunterricht konnte ja so schon unerträglich genug sein, aber bei dieser Hitze war es die reinste Folter. Die junge Blonde sehnte sich danach, draußen zu sein, wenigstens eine leichte Brise zu spüren, das Leben zu genießen.

Unauffällig ließ sie ihren Blick durch die Klasse schweifen. Shin und Shimako verfolgten den Unterricht mit einer Aufmerksamkeit, die für die junge Frau kaum nachvollziehbar war. Hina saß in ihrer Ecke, ihr Blick war nach vorn gerichtet, aber allem Anschein nach, war sie in Gedanken doch weit weg. Seis Blick wanderte weiter zu Reika. Ihr schien Mathe ziemlich zu schaffen zu machen, wenn sie ihren Gesichtsausdrucks richtig deutete. Und Chikane...innerlich zuckte Sei zusammen, als sie bemerkte, dass sie von ihrer Freundin beobachtet wurde. Doch sie fing sich schnell, schenkte ihr ein warmes Lächeln, dass Chikane nicht weniger warm erwiderte.

Mittlerweile erschien es Sei nicht mehr ganz so unwirklich, wenn sie darüber nachdachte, was sie und Chikane nun verband. Es war schön, wenn sie gemeinsam Zeit verbrachten, wenn diese nur nicht immer so schnell vergehen würde. Gerade wollte Sei Chikane zuzwinkern, als sie merkte, dass ihr Handeln nicht ganz unbemerkt geblieben war.

Augenblicklich richtete sie sich auf. „S...Sensei...“, meinte die Siebzehnjährige überrascht.

„Anstatt in der Gegend rumzugucken, solltest du dich lieber auf den Unterricht konzentrieren.“, bekam sie sofort zu hören. „Vor an die Tafel, das Integral löst sich nicht von allein.“

Und so machte sich Sei mit hängenden Kopf vor an die Tafel, um sich dort bis zum erlösenden Pausenklingeln mit dem Integral abzumühen. Zum Glück war Freitag und mit Mathe der Schultag beendet.

Jammernd verließ Sei den Klassenraum mit Chikane im Schlepptau.

„Ich hasse Mathe, wer braucht schon Integrale?“, ließ die Blondine verlauten.

Chikane kicherte nur: „Tja, du solltest dich eben nicht so leicht ablenken lassen.“ Ein verschworenes Zwinkern folgte von der Dunkelhaarigen, das Sei nur zu gut verstand.

„Aber wenn es eben so viel interessantere Dinge gibt, wie irgendwelche kalten mathematischen Formeln.“, raunte sie ihr zu und Chikane konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte auf ihr Gesicht schlich.

Gerade als sie etwas erwidern wollte, legte sich ein Arm um ihre Schulter. „Was tuschelt ihr beiden denn schon wieder? Ist ja schlimmer wie bei einem Liebespaar“, kam sofort der Seitenhieb von Reika. Sie wusste gar nicht, wie genau sie mit dieser Formulierung ins Schwarze traf.

Doch die beiden Liebenden hatten sich mittlerweile an diese Art Spiel gewöhnt, das Verheimlichen, das Vertuschen, so kam es auch ganz locker von Sei rüber, als diese sagte: „Was denn, Reika, bist du etwa eifersüchtig?“ Ein herausforderndes Grinsen untermalte ihre Frage, auf die Reika ohne zu zögern einging, indem sie Chikane etwas näher an sich heran zog. „Natürlich, Chikane-chan und ich kennen uns schon viel länger, also habe ich die älteren Rechte bei ihr und auf sie.“

Die beiden Mädchen wollten gerade weiter diskutieren, als sich Chikane bemerkbar machte: „Habt ihr vielleicht auch mal daran gedacht, was ich davon halten könnte, wenn mich hier jeder als sein Eigentum betrachtet? Vielleicht will ich ja gar keine von euch beiden.“ Mit dieser kecken Bemerkung wandte sie sich aus Reikas Arm, stellte sich vor die beiden und streckte ihnen frech die Zunge raus.

„Na wenn das so ist, brauch ich dich ja auch nicht in meine Pläne einweihen und am Samstag allein Spaß haben.“, konterte Sei.

Verwundert blickte Chikane sie an. „Was hattest du denn vor?“

„Kann dir ja egal sein“, bekam die Sechzehnjährige nur zur Antwort. Sie ging langsam an ihr vorbei.

„Hey, ich will es auch wissen“, wandte Reika noch ein.

„Nein, hab's mir anders überlegt“, beharrte Sei stur.

Chikane folgte ihr schnell, schnitt ihr den Weg ab, sodass Sei stehen bleiben musste. Mit traurigen Blick sah Chikane zu Sei auf und meinte mit unschuldigen Stimmchen: „Es tut mir Leid, was ich gesagt hab, aber willst du uns nicht doch deinen Plan verraten? Ich sag auch ganz lieb bitte.“

Dieser Blick, diese ganze Masche. Sei musste schlucken, Chikane wusste genau, was sie hier tat, sie wusste, dass ihr siebzehnjähriges Gegenüber immer schwach wurde, wenn sie sich so gab. Die junge Blonde sah zur Seite, um diesen Blick nicht länger standhalten zu müssen, flüsterte ein, nur für Chikane hörbares: „Du bist so mies.“

Währenddessen beobachtete Reika das Verhalten ihrer beiden Freundinnen aus einigem Abstand und wunderte sich über deren seltsames Verhalten, sie waren ja nicht erst seit gestern so, sondern schon seit geraumer Zeit, aber so einen richtigen Reim konnte sich Reika darauf bislang nicht machen. So kannte sie ihre Kindheitsfreundin gar nicht, Sei konnte sie sowieso immer noch nicht richtig einschätzen.

„Was für Diskussionen führt ihr denn hier?“, erklang eine vertraute männliche Stunde.

„Kyo-kun“, rief Reika fast schon erstaunt aus.

„Hallo, Reika-chan“, entgegnete dieser freundlich und Reikas Knie wurden allein davon schon weich. Um nicht irgendwas Dummes zu sagen, zog sie es vor, den Mund zu halten.

Wenigstens befreite Kyo Sei aus ihrer mehr oder weniger misslichen Lagen. „Es geht nur gerade um unsere Wochenendplanung. Ich hatte die Idee, dass wir morgen alle an den Strand gehen könnte und abends vielleicht noch ein bisschen feiern.“, fasste Sei kurz und bündig zusammen.

„Super“, erwiderte Kyo nur grinsen, „Bin dabei!“

„War ja klar.“, meinte Sei nur trocken. „Und was ist mit euch beiden?“ Die Siebzehnjährige blickte abwechselnd von Reika zu Chikane, verweilte immer ein bisschen länger bei Chikane.

Diese warf nur einen kurzen Blick zu Reika, die durch Kyos Gegenwart nur zu einem kurzen Nicken im Stande war und antwortete letztlich für beide: „Klar, wir kommen auch mit.“

„Cool.“ Sei strahlte, sah sich dann nochmal um, entdeckte Shin und Shimako und rief den beiden zu: „Hey, ihr beiden! Morgen am Strand. Seid ihr dabei?“ Es war schlichtweg Seis Art, einfach noch ein paar Leute ins Boot zu holen. Chikane lächelte Shimako aufmunternd zu, die sich unsicher zu sein schien, ob sie wollte oder nicht, letztlich jedoch auch zusagte.

Man sah Sei die Freude an. „Dann ist es beschlossene Sache. Morgen am Strand. Und nachts wird gefeiert.“
 

Am Nachmittag des selbigen Tages, stand auf einmal Reika vor Chikanes Haustür.

„Hallo, Reika-chan“, wurde sie freundlich, doch auch etwas überrascht von Chikane begrüßt. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Freundin heut noch vorbei kommen würde.

Diese rückte auch gleich raus mit der Sprache: „Chikane-chan, ich hab nichts zum Anziehen!“ Chikane musterte ihre Freundin aus Kindertagen nur, bevor sie trocken entgegnete: „Komisch, müsstest du unter solchen Umständen dann nicht eigentlich nackt vor mir stehen?“ Dafür fing sie sich sofort eine Kopfnuss von Reika ein. „Du bist doof. Ich meine, ich hab nichts für morgen. Nichts für den Strand und für den Abend schon gar nicht.“

„Soll heißen?“, fragend hob Chikane eine Augenbraue.

Reika schenkte ihr ihr strahlendstes Lächeln: „Wir gehen shoppen.“

Und kaum hatte sich die Dunkelhaarige versehen, stand sie auch schon mit ihrer Freundin mitten in der Stadt und machte die Geschäfte unsicher. Während Reika wie verrückt alle Regal durchsah und mal dieses, mal jenes Stück bewunderte, sah ihr Chikane ruhig über die Schulter. Sie machte sich keine großen Gedanken...allerdings...wenn sie doch mal darüber nachdachte...Sei würde sie morgen in Bademode sehen. Ob da ihr alter Bikini wirklich so vorteilhaft wäre. Chikane fing gerade an, darüber zu grübeln, als Reika ihre Gedanken gelesen zu haben schien. „Chikane-chan, wie wär es mit dem?“

Sie hielt ihrer besten Freundin einen Bikini vor die Nase. Relativ schlicht, petrolfarben, aber irgendwie hatte er was. „Aber ich dachte, du wolltest etwas Gemustertes?“, kam es irritiert von Chikane.

„Doch nicht für mich, für dich!“, berichtigte Reika sie und schob sie gleich darauf schon in die nächste Umkleidekabine, ohne eine Antwort abzuwarten. Tatsächlich passte der Bikini wie angegossen.

„Der steht dir super, Chikane-chan“, entfuhr es Reika anerkennend.

Chikane betrachtete sich nur stumm im Spiegel, ob das Sei gefallen würde? „Keine Angst, Sei wird das bestimmt gefallen.“, hörte sie auf einmal Reika sagen.

Erschrocken fuhr sie herum. „Wie..wie kommst du denn auf einmal darauf?“ Während Chikane die Anspannung selbst in jenem Moment war, blieb Reika gelassen. „Keine Ahnung, was da zwischen euch läuft, aber ihr benehmt euch seit geraumer Zeit schon so schräg... von daher dachte ich, dass du dir vielleicht gerade darüber Gedanken machst, oder so...“

Reika fragte nicht nach, sie stellte nur das Gesehene fest, zu gern hätte Chikane ihr alles erzähl, aber sie hatte Sei ja versprochen, die Sache erstmal für sich zu behalten. So belastend sie selbst das auch fand, sie hatte Reika doch immer alles erzählen können.

Der Sechzehnjährigen entging nicht, wie niedergeschlagen ihre Freundin auf einmal wirkte, darum entschied sie sich dazu, sie auf andere Gedanken zu bringen. „So und da du ja jetzt deinen Bikini gefunden hast, suchen wir mir einen.“Somit war dieses Gespräch beendet. Sie wollte Chikane nicht dazu zwingen, etwas zu erzählen, was sie allem Anschein nach nicht erzählen wollte oder gar konnte, auch wenn es sie innerlich schon etwas verletzte.

Trotz diesem kleinen Zwischenfalls verbrachten die beiden Mädchen einen schönen Nachmittag in der Stadt miteinander. Mit vielem Gekicher, dutzenden Kleidungsstücken, die anprobiert wurden. Eben allem, was einen vernünftigen Shoppingnachmittag zwischen Freundinnen ausmacht.
 

Ausgelassen kam Chikane gegen Abend nach Hause und aß mit ihren Eltern zu Abend, teilte ihnen ihre Pläne für den nächsten Tag mit. Ihre Mutter betrachtete sie besorgt: „Aber überanstreng dich bitte nicht.“

„Mum, ich weiß schon, was ich tue.“, erwiderte Chikane nur entschlossen. Der morgige Tag würde sicher toll werden, sie malte sich ihn bereits in den buntesten Farben aus.
 

Irgendwann verschwand Chikane auf ihr Zimmer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihr Handy nicht bei sich gehabt hatte. Es lag noch immer auf ihren Schreibtisch. Reika hatte sie ja unvermittelt mit sich gerissen, sie hatte gar nicht daran gedacht, ihr Handy einzustecken und beim Shopping mit Reika war sie so abgelenkt gewesen, dass sie es auch gar nicht vermisst hatte.

Besorgt sah sie nun auf den Display. Sechs Anrufe in Abwesenheit wurden ihr angezeigt. Alle von Sei. Bestimmt machte sie sich bestimmt schon Sorgen um sie, die Arme. Chikane zog sich schnell um, bevor sie sich auf ihr Bett setzte und Seis Nummer wählte.

„Ja?“, sagte am anderen Ende der Leitung nur eine Mädchenstimme, die allem Anschein nach nicht besonders fröhlich war.

„Hallo, Sei-chan!“, meinte Chikane munter. Sie hatte ja schon erwartet, dass ihre Siebzehnjährige Freundin nicht besonders gut drauf sein würde.

„Hey...“, kam es nur zurück.

„Bist du sauer?“, hakte Chikane vorsichtig nach.

„Sauer? Verrückt vor Sorge wohl eher? Ich hab x mal versucht anzurufen und du bist kein einziges Mal ran gegangen, jedes Mal nur diese verdammte Mailbox. Ich dachte schon dir sei was zugestoßen?“, Seis Stimme klang aufgewühlt, besorgt, sauer, alles mögliche auf einmal.

„Sorry, Reika-chan kam vorbei und wir waren spontan shoppen und da hab ich total vergessen, mein Handy einzustecken. Es war echt nicht böse gemeint.“, rechtfertigte sich Chikane. Sie wollte sich wegen so etwas nicht mit Sei streiten.

„Mach so 'nen Mist ja nie wieder“, grummelte die nur immer noch am anderen Ende.

„Ich versprech's dir. Aber jetzt sei bitte nicht mehr böse, Sei-chan. Schließlich war ich ja eigentlich nur für dich shoppen.“, versuchte Chikane sie zu beschwichtigen.

„Für mich?“, kam sofort die Frage zurück, schon völlig ohne jeglichen Groll. Sei war hellhörig geworden.

„Ja, für dich. Wir habe uns neue Bikinis gekauft, schließlich will ich ja morgen auch gut aussehen.“, entgegnete Chikane ruhig, wurde dabei jedoch etwas rot. Sie kam sich dumm vor, Sei so etwas zu erzählen, es war irgendwie peinlich.

„Wann siehst du denn mal nicht gut aus?“, kam die sanfte Frage von Sei. An ihrer Stimme konnte Chikane erkenne, dass die Blonde in jenem Augenblick lächelte. „Aber ich bin schon gespannt, wie es aussehen wird, wenn du dir schon extra die Mühe gemacht hast.“

Auf diese Aussage hin wurde Chikane nur noch röter, sie konnte ja nicht ahnen, dass auch Seis Gesicht in jenem Moment eher einer Tomate glich, weil sie ihr diese Worte durch das Telefon zuhauchte.

„Ich...also...ich...ähm...hoffe er wird dir gefallen“, stammelte Chikane nur irgendwie zusammen.

„Ganz bestimmt, aber leider muss ich mich ja bis morgen gedulden“, kam es von Sei schmunzelnd.

„Das...na ja...schaffst du schon...“ Chikane wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Am liebsten wäre sie in jenem Moment bei Sei gewesen. In letzter Zeit sehnte sie sich immer häufiger nach ihrer Nähe.

„Hm...dann sollten wir jetzt wohl besser schlafen, damit morgen bald kommt“, schlussfolgerte die Blondine.

„Ja, wär wohl besser“, entgegnete Chikane. Vor allem besser für meine Nerven, fügte sie in Gedanken hinzu.

„Na dann...gute Nacht und bis morgen“, flüsterte Sei sanft. So sanft, dass sich Chikanes Seele fast gestreichelt vorkam.

„Ja, träum was Schönes“, erwiderte sie, bevor sie das Telefonat beendeten.

Doch an Schlaf war bei Chikane nicht zu denken. Sie lag starr in ihrem Bett und betrachtete die Zimmerdecke. In ihren Gedanken wünschte sie sich, dass Sei jetzt hier wäre. Langsam drehte sie sich auf die Seite, stellte sich vor, Sei wäre jetzt hier neben ihr, in diesem Zimmer, diesem Bett. Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf, wurde rot, aufgrund ihrer eigenen Gedanken. Sie hatten ja noch nicht einmal beieinander übernachtet und sobald ihre Küsse mal etwas fordernder wurden, blockte Sei irgendwann ab, tat, als ob nichts wäre.

„Ich muss einfach noch warten, irgendwann wird Sei schon lockerer damit umgehen“, meinte Chikane zu sich selbst und kniff die Augen zusammen, um endlich einzuschlafen.
 

Der nächste Tag zeigte sich von seiner schönste Seite. Es war warm, die Sonne lachte, kein Wölkchen zeigte sich am Himmel.

Fröhlich und ausgelassen trafen sich alle am Strand. Nun ja bis auf eine.

„Chikane-chan, was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du die halbe Nacht nicht geschlafen.“, stellte Reika fest, als sie ihre Freundin kommen sah.

Diese Aussage traf es jedoch nur zur Hälfte. Tatsächlich war es Chikane irgendwann gelungen, einzuschlafen. Aber anstatt eine ruhige Nacht zu haben, spielte ihre Fantasie ihr nachts miese Streiche, in dem sie sie mit Träumen quälte, die sich Chikane lieber nicht nochmal wach rief. Diese bescheuerten Hormone!

„Hab nicht gut geschlafen“, antwortete die Dunkelhaarige nur verschlafen.

„Chi-chan!“ Arme schlossen sich mit einem Mal um den Körper der Dunkelhaarigen, die erschrocken aufschrie.

„Hey, Sei-chan“, meinte sie dann im nächsten Moment, als sie sich bewusst wurde, wer sie da in den Armen hielt. Am liebsten hätte sie gesagt: Lass mich nicht mehr los. Einfach nur, weil das Gefühl, ihr so nahe zu sein, so gut tat. Doch ihre Träume schossen der Sechzehnjährigen auf einmal wieder in den Kopf und sie konnte die Röte in ihrem Gesicht nicht unterdrücken, immerhin war sie dadurch hellwach.

Sei hatte sie mittlerweile wieder losgelassen und betrachtete sie forschend. „Stimmt irgendwas nicht mit dir?“

Chikane jedoch winkte ab. „Nein, nein, alles super.“ Und schon marschierte sie voran. „Kommt schon, suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Strand, bevor alle guten weg sind.“, meinte sie munter an alle gewandt.

Ihre Freunde folgten ihrer Aufforderung. Kaum hatten sich Kyo und Sei umgezogen, waren sie auch schon, mit einem Ball bewaffnet im Wasser. Shimako saß unsicher, die Arme um die Beine geschlungen, auf ihrem Handtuch. Beobachtete die nun drei jungen Leute im Wasser. Ungewöhnlich offen hatte sich Shin zu den beiden ins Wasser gesellt, die sich nun feurige Bälle zuschmetterten.

Nach einer Weile kamen auch Reika und Chikane umgezogen dazu. Chikane zierte sich nun doch, war das nicht doch etwas zu wenig Stoff, den sie da trug?

„Jetzt zier dich nicht so, Chikane-chan! Das sieht gut aus“, meinte Reika lautstark, sodass Sei auf die beiden aufmerksam wurde. Die junge Blonde blickte in die Richtung ihrer Freundin und blieb wie gefesselt mit ihrem Blick an ihr hängen.

Chikane bemerkte ihren Blick, wurde leicht rot aus Verlegenheit und sah zu Boden. Noch immer gefangen von diesem Anblick, vergaß Sei völlig das Ballspiel, in dem sie sich momentan befand.

„Sei, pass auf“, rief Kyo noch. Doch schon war es passiert. Der Ball traf die unvorbereitete Sei am Kopf und diese fiel natürlich prompt ins Wasser. „Sei-chan“, hörte sie Chikanes Stimme noch ihren Namen rufen.
 

Blinzelnd erwachte Sei einige Zeit später wieder. Ihr Kopf lag angenehm weich. Noch etwas benommen sah sie auf und blickte in Chikanes Gesicht, das ihr ein sanftes Lächeln schenkte. „Bist du endlich aufgewacht?“

„Ähm...also...“ Die Siebzehnjährige war nahe dran, nochmal wegzutreten. Sie wurde sich bewusst, dass ihr Kopf auf Chikanes Schoß lag und aus ihrer jetzigen Position hatte sie nicht nur einen Blick auf Chikanes Gesicht.

Zärtlich strich Chikanes Hand über Seis Stirn. „Der Ball muss dich ja ziemlich mies getroffen haben, er scheint sogar dein Sprachzentrum angegriffen zu haben.“, fügte sie schmunzelnd hinzu.

„Gar nicht wahr“, Sei richtete sich ruckartig, protestierend auf. Sofort wurde ihr von dieser schnellen Bewegung wieder schwindlig, sie taumelte sitzend leicht hin und her, Chikane stützte sie sofort.

„Schon okay, aber ruh dich lieber mal noch etwas aus“, meinte die Dunkelhaarige besorgt. Sei lehnte sich an sie, ihren Kopf gegen Chikanes Schulter, genoss die ungewohnte Nähe. Es fühlte sich so anders an, jetzt, das Chikane so wenig an hatte, aber auch angenehm irgendwie.

In dieser Position verharrend, sah sich Sei unauffällig um. Kyo alberte mit Reika im Wasser herum. Shin und Shimako unterhielten sich etwas weiter weg.

Zwar genoss Chikane diese Nähe ebenso, aber so richtig damit umzugehen, wusste sie nicht. „Alles okay?“, fragte sie leise, nur um irgendetwas zu sagen, ihre eigene Anspannung etwas zu lindern.

„Ja, jetzt schon. Aber der Anblick von dir im Bikini hat mich eben echt umgehauen“, meinte Sei kichernd. „Du siehst echt verdammt gut darin aus“, fügte sie leiser hinzu.

Augenblicklich schlug Chikanes Herz schneller aufgrund dieser merkwürdigen Situation. Sie konnte sich dessen gar nicht richtig bewusst werden, da sprang Sei schon auf. „So und jetzt bekommt Kyo seine Abreibung“, rief sie aus und rannte im nächsten Moment auch schon auf Kyo zu.

Irritiert sah Chikane ihr nur nach. „Oh Mann...“ Sie ließ sich nach hinten auf ihr Handtuch fallen, legte den Arm über ihre Augen. „Ich dreh nochmal durch...“

„Warum das denn?“, wurde sie unerwartet gefragt.

„Reika-chan?!“

„Du brauchst dich gar nicht versuchen raus zu reden. Da läuft doch was zwischen euch.“, redete diese weiter.

Chikane leugnete nicht. „Sei will es nicht an die große Glocke hängen, es sollte unser Geheimnis bleiben...erstmal“, erklärte sie vorsichtig. Ein wenig fürchtete sie sich vor Reikas Situation.

„Schon okay, ich behalt's für mich.“, kam es gelassen von ihrer Freundin zurück.

Chikane drehte sich auf die Seite und sah ihre beste Freundin mit nicht zu verbergender Verwunderung an. „Bist du gar nicht überrascht?“

„Schon...aber ändert ja nichts an unserer Freundschaft.“, bekam sie die relativ nüchterne Antwort. „Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du so eine bist...aber warum nicht. Meine Chikane-chan bleibt doch trotzdem Chikane-chan.“

Die Sechzehnjährige wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie war viel zu gerührt von Reikas Reaktion. Reika schenkte ihr nur ein warmes Lächeln, es bedurfte in jenem Moment nicht mehr Worten zwischen den beiden.

Der Tag verstrich. Auch Chikane traute sich ins Wasser. Es wurde geschwommen, sich nass gespritzt, die Jungs tauchten einander unter und Shin traute sich sogar daran, hin und wieder Shimako etwas zu necken und diese somit aus der Reserve zu locken.

Der Tag verging fast schon schneller als gedacht und der Abend rückte näher. Langsam wurde es kühler und alle saßen nun zusammen am Strand. „Okay, dann würde ich mal sagen, wir treffen uns alle gegen Neun beim 'Blue Star'“, stellte Sei fest.

„Wir sind raus“, warf Shin nur ein und bezog dabei Shimako mit ein.

„Ja, wir...ähm, haben bereits etwas vor“, pflichtete die scheue Shimako ihm zu und wurde dabei sichtlich verlegen.

In Sei brannte es, eine bissige Bemerkung dazu zu machen, einfach nur, um die beiden etwas aufzuziehen, doch Chikane rammte ihr ihren Ellbogen leicht gegen die Rippen und hinderte sie somit an ihrem Vorhaben.
 

Der 'Blue Star' war wohl der Club in dem kleinen Städtchen. Wollte man feiern, so ging man hier her. Pünktlich kamen Reika und Chikane vor dessen Tür an. Kyo gesellte sich bald zu ihnen. Nur von Sei war keine Spur. Dafür kam jemand anderes um die Ecke, den die drei kannten.

„Hallo, Hina! Du auch hier.“, meinte Reika freundlich. Doch Hina schenkte ihr keinen weiteren Blick. Nach einem kurzen „Hallo“, ging sie bereits an ihnen vorbei, hinein ins 'Blue Star'. Vielleicht würde sie hier Kotori treffen, die ihr schon viel zu lang aus dem Weg ging. Alles andere interessierte sie entsprechend wenig.

„Komische Type“, sagte Kyo nur.

„Sie hat ihre Gründe...denke ich“, versuchte Reika Hinas Verhalten zu verteidigen.

Chikane hörte den beiden gar nicht richtig zu. Immer wieder prüfte sie ihre Sache. Strich den halblangen Sommerrock, den sie trug, glatt oder richtete das helle Top, dass sie trug. Sogar einen Hauch Parfum hatte sie aufgelegt, in der Hoffnung, Sei würde es auffallen. Und nun kam sie ewig nicht und brachte Chikane damit in ihrer Nervosität fast zur Verzweiflung.Gerade wollte sie ihr Handy zücken und versuchen, Sei zu erreichen, als sich der kleinen Gruppe schnelle Schritte näherten.

„Sorry, ich weiß, ich bin zu spät“, rief Sei ihnen noch im Laufen zu. Dabei fand Chikane nur, dass sie am heutigen Abend besonders gut aussah. Ein schwarzes Hemd, dessen erstes Knopf betont lässig geöffnet war, ein Lederband um den Hals, irgendwie verlieh dieses Outfit der Siebzehnjährigen einen ganz besonderen Charme.

„Mann und wir stehen uns hier wegen dir die Beine in den Bauch“, maulte Kyo und knuffte Sei kumpelhaft in die Seite.

„Schon gut, schon gut, aber jetzt sind wir da und können endlich richtig feiern“, entgegnete Sei nur grinsend.
 

Der Club war gut gefüllt, die Musik war laut, der Bass ging einen durch den ganzen Körper. Man konnte gar nicht anders, als sich zu der Musik bewegen zu wollen. Hina ließ dies alles unbeeindruckt, immer wieder schweifte ihr Blick durch die Menge, stets in der Hoffnung, irgendwo Kotoris Gesicht ausfindig zu machen. Doch in diesem Getümmel war es schwer, jemanden zu finden, wenn man sich keinen Treffpunkt ausgemacht hatte, um nicht zu sagen nahezu unmöglich.

Nicht weiter auf ihren Weg achtend, lief Hina direkt in jemanden hinein. „Entschul...digung“ Hinas Augen waren überrascht geweitet, als sie aufsah und Kotori erkannte.

„Hi“, kam es von dieser nur unschlüssig, kaum verständlich in der lauten Clubatmosphäre.

„Ich hab dich gesucht“, platzte Hina gleich heraus.

Kotori lächelte. Sie freute sich, Hina zu sehen, der sie so hartnäckig aus dem Weg gegangen war, seit sie die sprichwörtlichen Karten vor Hina auf den Tisch gelegt hatte, weil diese sich nicht hatte entscheiden können, sie nicht so sah, wie es Kotori wollte.

Gerade wollte Kotori etwas erwidern, als eine hochgewachsene dunkelhaarige junge Frau einen Arm um sie legte. „Kotori-chan, da bist du ja. Komm, ich will unbedingt mit dir tanzen, gerade spielt mein Lieblingslied.“ Schon ließ sich Kotori mit ihr ziehen. Wandte sich noch kurz um, erblickte für einen Moment noch Hinas schmerzhaft verzogenes Gesicht, bevor sie sich zwischen den Menschenmassen aus den Augen verlor.

Einmal mehr stand Hina allein da. Und alles, was sie in jenem Moment wollte, war die Zeit rückgängig zu machen, bis zu dem Zeitpunkt ihres letzten Gesprächs mit Kotori, um ihr gleich die richtigen Worte zu sagen und somit solchem Leid zu entgehen.
 

Von all dem bemerkten die vier Freunde nur wenig. Sie feierten nach Herzenslust und genossen den Abend sichtlich. Kyo und Sei tranken ab und an etwas miteinander, was Sei nur noch lockerer machten.

Irgendwann stürmten sie die Tanzfläche. Durch die vielen Besucher war es eng. Doch die vier verschafften sich Platz. Tanzten zu der Musik. Immer wärmer schien es zu werden, doch es verschaffte der guten Laune der kleinen Truppe keinen Abbruch. Durch das Gedränge kamen sich Sei und Chikane beim Tanzen noch näher. Sei war offener durch den Alkohol in ihrem Blut, der langsam seine Wirkung zeigte. Sie zwinkerte Chikane zu, flirtete offensichtlich mit ihr, irgendwann zog sie ihre Freundin näher an sich ran, tanzte mit ihr auf eine Weise, die Chikane nicht kannte, ihre Knie jedoch weich werden ließ und ihr Herz zu Höchstleitungen aufforderte.
 

Die Zeit war bereits weit voran geschritten, als sie den Club verließen. Gemeinsam gingen sie nach Hause. Kyo verabschiedete sich als erster. Reika einige Zeit später, bis Sei und Chikane allein waren. „Du musst mich nicht bis nach Hause bringen, du musst doch in die andere Richtung“, meinte Chikane fürsorglich zu Sei, die ungeniert ihre Hand hielt.

„Ich will aber noch etwas Zeit mit dir verbringen.“, meinte diese heiter. „Schließlich hab ich deine Nähe viel zu selten“, mit diesen Worten ließ sie Chikanes Hand los und legte ihren Arm um deren Schultern. Chikane genoss die Nähe, legte ihre Hand vorsichtig auf Seis Hüfte.

„Da wären wir“, murmelte Chikane einige Zeit später, als sie vor ihrem Haus standen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen, um eine andere Frage zu stellen: „Willst du vielleicht noch mit rein kommen, wenn du schon einmal hier bist?“

„Klar“, kam die gelassene Antwort.

Leise schlichen beide in Chikanes Zimmer. Sei sah sich um. „Warum hab ich eigentlich noch nie bei dir übernachtet, wenn wir schon so lange zusammen sind?“, sprach Sei die Frage aus, die ihr in jenem Moment durch den Kopf schoss.

Chikane wusste darauf nichts zu antworten, errötete stattdessen nur. Sei bemerkte es, trat auf sie zu. „Kein Grund gleich so rot zu werden“, flüsterte sie. Dann beugte sie sich etwas herab und küsste Chikane. Zuerst sanft, zögernd, wie sie sich häufig küssten. Die Dunkelhaarige erwiderte nicht weniger sanft, wurde jedoch nach und nach fordernder, küsste Sei auf die Art, die diese sonst immer abgeblockt hatte.

Überrascht stellte die Sechzehnjährige fest, dass ihre Liebste jedoch dieses Mal darauf einging, sogar ihre Hände wandern ließ, sanft über Chikanes Rücken strich, dann ihre Hüften entlang. Chikane erwiderte, den Kuss immer wieder neu beginnend, fuhren ihre Finger Seis Hemd entlang, fuhren ein kleines Stück darunter, ertasteten nackte Haut. Dann ließ sie ihre Hände zurück wandern. Kam an bei Seis Hals, strich diesen entlang, öffnete einen weiteren Knopf. Sei ließ sie gewähren. Auch als Chikane den Kragen leicht zur Seite strich, ihren Hals entlang fuhr. Die Dunkelhaarige löste den Kuss.

Der Atem der beiden ging schnell. Ein wenig scheu lächelte Chikane Sei an, dann beugte sie sich vor, begann Seis Hals zu küssen, zaghaft, unsicher. Einen Moment schloss Sei die Augen, doch dann, mit einem Mal, öffnete sie diese wieder, hörte auf zu genießen, war nicht mehr ent- sondern viel mehr angespannt.

Mit Nachdruck fasste sie Chikane an den Schultern und schob sie von sich weg. Alles in in kribbelte, war im Aufruhr. Sie hätte durchdrehen können.

„Ich...ich muss los“, stammelte sie nur irgendwie zusammen, küsste Chikane auf die Stirn und stürmte dann schon aus Chikanes Zimmer, zur Haustür heraus und auf dem Weg zu ihrem zu Hause und ließ somit eine völlig irritierte Chikane allein in ihrem Zimmer stehen.
 


 

So, das war es auch schon wieder für heute. Ich hoffe, dass Kapitel hat euch gefallen und hoffe auch, dass ich meien Kreativität noch etwas halten kann, um euch bald ein neues Kapitel zeigen zu können.

Über Kommentare würde ich mich wie immer natürlich sehr freuen.
 

Ciao

Steinbock

Bleib heute Nacht

Kapitel 13

Bleib heute Nacht]
 

Schnell atmend fand Sei sich vor Chikanes Haus wieder. Die Röte stand ihr im Gesicht, ihr war höllisch warm, ihr Puls schien ungeahnte Höhen zu erreichen. Sanft umfing sie die frische Luft, ein milder Hauch des Sommers umspielte ihr blondes Haar. Über ihr prangte der klare Sternenhimmel.

Kaum wissend, wer sie war und noch immer versuchend einzuordnen, was da gerade geschehen war, setzte sie sich auf der Türschwelle nieder. Unruhig fuhr sie sich durchs Haar.

Was war da nur geschehen?

Natürlich wusste es Sei, natürlich begriff sie tief in ihrem Inneren, was da gerade beinahe geschehen wäre. Schmerzlich spürte sie, wie stark auch ihr eigener Körper darauf reagierte. An ihrem Hals spürte sie Chikanes Berührung nur allzu deutlich. Mit einem Mal ergriff sie ein leichtes Zittern.

So in Gedanken versunken, bemerkte sie kaum, wie sich die Haustür hinter ihr öffnete. Ein leises Klicken holte die Siebzehnjährige wieder in das Hier und Jetzt zurück. Doch sie wagte nicht, sich umzudrehen.

Fast als wäre Sei ein scheues Reh, welches beim leisesten Geräusch flüchten würde, näherte Chikane sich ihrer Freundin und setzte sich vorsichtig neben ihr auf die Stufe. Eine Weile schwiegen die beiden Liebenden.

Nach einiger Zeit jedoch brach die Braunhaarige das Schweigen, sie hielt es nicht mehr aus. Besorgnis in der Stimme, fragte sie Sei leise: „Alles okay?“

Auf diese Frage hin, zog Sei ihre Beine heran und umklammerte diese mit den Armen. Chikanes Blick komplett entgehend, murmelte sie: „Klar...“

Ihre Freundin jedoch ließ nicht locker. „Ist dir anzumerken.“

Mit sich selbst nicht im Reinen vergrub Sei das Gesicht in ihren Knien. Die ganze Situation war so peinlich. Schließlich war es ja nicht ungewöhnlich, wenn man zusammen war, dass man sich auch besonders nahe kam.

„Es war etwas zu viel für dich, oder?“, hakte Chikane vorsichtig nach.

Stumm nickte Sei.

„Tut mir leid...“, reagierte die Sechzehnjährige leicht geknickt. „Ich wollte dich nicht überrennen...“

„Du musst dich nicht entschuldigen...“, reagierte Sei. „Es ist nur...es ist...also...nicht, dass ich nicht will, aber...na ja...“ Die junge Blondine hatte ihren Blick gehoben und sah ihre Liebste an.

„Alles ziemlich ungewohnt? Sorry, mit Kyo war es sicher etwas anderes.“ Chikane ihrerseits hatte nun den Blick abgewandt und starrte auf die Steine vor sich.

„Kyo? Was meinst du? Denkst du etwa, wir...?“ Allein bei der Vorstellung wurde die Blondine erneut rot, ihrer Freundin erging es dabei nicht anders.

„Na ja...ich dachte...also, jeder hat geschwärmt, ihr ward das Traumpaar der Schule und wohl ewig zusammen und na ja...“ Sei bemerkte, wie ihre Freundin immer deutlicher errötete.

Sanft legte sie ihr daraufhin den Arm um die Schultern, zog sie an sich heran und küsste sie auf die Stirn. „Falsch gedacht...du wärst die erste Person, die mir je so nahe käme...“

Verlegen lächelte Chikane, genoss jedoch die Nähe ihrer Freundin. „Willst du vielleicht trotzdem über Nacht bleiben? Es muss auch nichts passieren. Ich...“ Sie geriet ins Stocken. „Ich hätte dich einfach nur gern noch etwas bei mir...“

Seis Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, kaum vernehmbar. „Gern.“

Etwas verschüchtert stand das Paar auf und machte sich abermals auf den Weg in Chikanes Zimmer. Trotz allem Mutes, der noch vor kurzer Zeit in der Luft lag, waren beide nun schüchtern und leicht verunsichert.

Im Zimmer angelangt, standen beide verunsichert voreinander. Um irgendetwas zu tun, ging Chikane an ihren Kleiderschrank und kramte darin. Nach einer Weile trat sie wieder auf Sei zu.

„Du willst sicher duschen. Hier hast du ein Handtuch und ich denke, die Sachen sollten dir passen.“ Mit diesen Worten drückte sie ihrer Freundin einen kleinen Stapel in die Hand. Beinahe automatisch befolgte Sei Chikanes Worte und ließ sich von ihr ins Bad führen. Dort ließ sie die Dunkelhaarige allein.

Noch mit dem Kleiderstapel in der Hand stand die Blondine etwas ratlos im Badezimmer. Ihr Herz pochte noch immer. Auch wenn sie nur hier übernachten würde, lag eine seltsame Anspannung auf ihr. Langsam zog die Siebzehnjährige sich aus. Das Wasser auf ihrer Haut tat unheimlich gut und ließ sie allmählich wieder etwas runterfahren.
 

Chikane wartete währenddessen in ihrem Zimmer auf ihre Liebste. Im Haus war es still, sodass sie das Plätschern der Dusche ohne große Mühen hören konnte. Ihre Gedanken wanderten ins Bad, sie konnte nichts dagegen tun. So wartet sie.

Das gleichmäßige Prasseln beruhigte und beinahe wäre sie weg gedöst. Doch da verschwand das Geräusch, Chikane hörte, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss, Schritte auf dem Flur. Im nächsten Moment öffnete sich ihre Tür.

Sei stand ihr gegenüber mit Schlaf-T-Shirt und Shorts. Verlegen lächelte sie. „Da bin ich wieder.“

„Dann geh ich auch mal fix. Mach es dir bequem, fühl dich ruhig wie zu Hause.“, gab Chikane von sich und war bereits im nächsten Moment im Bad verschwunden.

Die sonst so taffe Blondine nahm zögernd Platz auf Chikanes Bett. Durch die Dusche fühlte sie sich etwas geerdet. Gleichfalls merkte sie, wie müde sie von der Partynacht geworden war. Saß sie im ersten Moment noch auf dem Bett, ließ sie sich bald schon auf das Kopfkissen sinken und fand sich in der Waagerechten wieder.

Sei vergrub das Gesicht in Chikanes Kissen. Alles roch so unheimlich nach ihr. Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass sie sich in Chikanes Haus befand, war das hier doch etwas gänzlich anderes. Ihre Wahrnehmung schien ganz anders zu funktionieren als sonst.
 

Als Chikane einige Zeit später wieder zurückkehrte, fand sie Sei schlafend vor. Eine leise Enttäuschung schlich sich bei ihr ein. Hatte die junge Frau doch gehofft, Sei würde auf sie warten.

Andererseits jedoch bot Sei so einen unsagbar süßen Anblick. Die Arme um das Kissen geschlungen, lag sie in Chikanes Bett und schlief ruhig und friedlich. Tiefe Atemzüge waren zu vernehmen.

So vorsichtig wie nur möglich, zog die Dunkelhaarige die Decke unter Seis Körper hervor. „Du solltest dich wenigstens zu decken“, flüsterte sie, als sie sich an die Seite ihrer Liebsten legte und fürsorglich die Decke über beiden ausbreitete.

Sachte regte sich Sei und blinzelte ihre Freundin müde an. „Chi-chan...ich glaub, ich bin eingeschlafen...“

Diese ihrerseits strich der Blonden sanft über die Wange: „Nur verständlich zu der späten Stunde. Schlaf ruhig weiter.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sanft gab sie Sei einen Kuss auf die Stirn.

Sei jedoch schloss ihre Augen nicht. Weiter blinzelte sie die Sechzehnjährige an.

„Stimmt etwas nicht?“, hinterfragte diese.

„War das jetzt der Gute-Nacht-Kuss?“, kam die Gegenfrage.

Zu einer Antwort kam es jedoch nicht mehr, denn Chikane zog Sei näher an sich heran und küsste sie sanft auf die Lippen. „Besser so?“, wisperte sie. Als Antwort küsste sie Sei nur erneut.

Fest umschlungen hielten sich die beiden jungen Frauen, während sie in den Küssen zu versinken drohten. Beider Herzen schlugen wild in ihrer Brust. Vorsichtig bewegten sich Hände, ertasteten den Körper der jeweils anderen.

Suchend fanden Chikanes Hände den Weg unter Seis Shirt. Mit einem Mal zuckte Sei zurück. Hielt inne. Im Halbdunkel des Zimmers sahen sich die beiden in die Augen. Sanft strich die Blondine mit ihrer Nase über die ihrer Liebsten.

„Kannst du mich heute Nacht einfach so halten?“, flüsterte sie in die Stille hinein.

Glücklich lächelte Chikane, nickte leicht und schenkte Sei wie zur Bestätigung erneut einen Kuss. Der Morgen graute bereits in der Ferne. Müde schmiegten sich die beiden aneinander und schliefen bald darauf ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es auch schon, kurz und schmerzlos.
Eure Meinung würde mich natürlich brennend interessieren!

Ansonsten hoffe ich, mich bald wieder mit ein paar Zeilen zurück melden zu können.

Bis bald!
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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  Kurolein
2010-09-07T18:55:46+00:00 07.09.2010 20:55
sooo, ich habs endlich geschafft es zu lesen und ich muss sagen:
DAS IST DAS GEILSTE KAPITEL WAS DU BISHER GESCHRIEBEN HAST!!!!!
absolut genial!!!
Es hat wieder richtig Spaß gemacht es zu lesen <33
Einfach toll!!!

Hab dich lieb <3
*knutschii*
Von:  La_souveraine
2010-03-28T19:35:09+00:00 28.03.2010 21:35
Ich muss sagen du hast dich mal wieder selbst übertroffen! Einige Stellen erinnern mich wirklich an einige Passagen aus meinem Leben (:
Es sind wirklich viele Parabeln vorhanden...
Sei erinnert mich ziemlich an mich selbst und Chikane an meine Freundin...vielleicht bin ich deswegen so in deine FF versunken. Du hast echt Talent und ich hoffe bald das 12. Kapitel verschlingen zu können (: :3
<3
Von:  -Fuu-
2010-02-24T13:26:09+00:00 24.02.2010 14:26
Die Idee mit den Gruppenarbeiten ist genial. Du suchst den Charakteren Themen aus, die sie zwingen sich mit ihren Problemen und tiefsten Ängsten auseinander zu setzen. Als nettes Gimmeck dürfen auch ein paar Paarings zusammen arbeiten...das scheint interessant zu werden.

In diesen Kapi sind mir ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, die ein bisschen den Lesefluss stören, aber nur minimal. Wenn ich selbst schreibe passiert mir das auch desöfteren. Vielleicht hilft es Dir ein paar Fehlerchen auszumerzen, wenn Du vor dem upload noch mal distanzierst durchliest;)
nice greetings

Von:  -Fuu-
2010-02-24T10:44:05+00:00 24.02.2010 11:44
Hichen, wow ich sehe gerade dass ich sooo einige Kapis verpasst habe. Yeah viel zu lesen :)
Kapi 3 ist wirklich schön von Dir ausgearbeitet worden. Die Beziehung von Kotori und Hina wird beleuchtet und der Background zu Aya und Hina dem Leser prima nahegebracht. Die Flashbacks hast Du super eingearbeitet. Die Kettenmuschel scheint ja echt Einfluss auf Hinas Leben zu geben. Ayas Interpretation zur gerissenen Muschel bewahrheitet sich. Sie wird nie ihre Liebe finden, aufgrund ihres tragischen Todes. Hina hingegen lernt dank der Kette Kotori kennen, die Hina anscheinend schon länger beobachtet, aber dank der am Boden liegenden Kette einen Grund hat Hina anzusprechen.

Mich würd es freuen, wenn Du den beiden noch mehr Tiefe gibst. Du bist schon auf einen prima Weg, indem Du sehr detailliert die Gefühle und Gedanken der Charas beschreibst. Freu mich auf die Fortzsetung und bin gespannt wie sich dieser Handlungsstrang weiterentwickeln wird.
LG
-fuu-
Von:  Kurolein
2010-02-18T20:33:03+00:00 18.02.2010 21:33
Awwwwwww~
ich LIEBE dieses Kapii <33
wie gesagt,
ich finds total toll & sehr schnulzig
o(^____^)o
*schnulzig toll find*

Weiter so!!
Go! Go! Go!
xDDD
Von:  D-Rabbit
2010-02-18T19:59:57+00:00 18.02.2010 20:59
*________* Oh man das ist so süss geschrieben, man kann sich wirklich voll in die beiden hinein versetzen und hat selbst ein Kribbeln im Bauch><'' Weiter so =) *gespannt aufs nächste Kapital wart*

Wäre toll wen Kotori (und Hina) noch etwas vorkommt ^o^
Von: abgemeldet
2009-07-13T09:19:14+00:00 13.07.2009 11:19
Sooo, jetz kommt endlich das lang versprochene Kommi von mir^^
ie Spannung, die du mit deinen zeilen erzeugst und diese romantische Geschichte, in der man mitfühlen und sogar manchmal mit heulen könnte ist einfach toll. Außerdem füllt es immer meine langweiligen IS-Pausen aus^^ Ich hoffe du schreibst noch viel mehr davon *o*
Mach weiter so Anke und lass Chikane bitte glücklich werden *-*
Liebe Grüße von der Steffi =)
Von:  Kurolein
2009-03-29T15:08:55+00:00 29.03.2009 17:08
Aaaaawww~
Das Kapitel is soooooo süß <3
*__________*
Das is einfach der hammer... du beschreibst alles so detailgetreu, dass man richtig mitfühlen kann...
Diese Unsicherheit, dieses Verlangen nach der anderen Person... einfach toll <3

Von:  Sharanna
2008-12-07T18:02:47+00:00 07.12.2008 19:02
Sou ^-^
Ich habe hier mal ein paar kleine Anmerkungen zu machen ;)

Aber erstmal danke, dass du mich überhaupt darauf aufmerksam gemacht hast, dass da ein neuer Kapitel war! O_O Ich schwörs ich hätte s nicht bemerkt, bei dem was ich alles zu tun habe!

Nun zu den Pluspunkten:
Dein Schreibstil ist weiterhin gut. Bewegungen und Mimik sind deutlich für mich vorstellbar gewesen.
Es war nahezu so, als würde ich am Strand stehen und den beiden Zuschauen!
Außerdem habe ich bemerkt, dass in dem kurzen Kapitel nur 2 Holperer waren, was Rechtschreibfehler/Satzbau angeht - es war so in Richtung Mitte-Ende des Kapitels gewesen, wo du den Satzt irgendwie so angefangen und anders aufgehört hast - und an anderer Stelle Satz so angefangen und mit doppelten Verb beendet ^-^'

Aber leider -.- war das auch alles.
Inhaltlich hat mich die Szene kaum berührt - ja ich konnte den Schmerz zwar ansatzweise nachempfinden, aber so schön wie die letzten Kapitel ist es leider nicht geworden.
Was das Inhaltliche auf Gefühlsebene angeht, kann ich dir ein ausreichend unterschreiben - die Atmosphäre war da, aber ich konnte, wie gesagt, nicht mehr als Ansätze spüren.
Es war irgendwie dir anzumerken gewesen, dass dir das Schreiben nicht allzu leicht gefallen schien :)

Da kann ich dir nur Raten, dass - falls du in eine Denkblockade gekommen bist - du dir einfach die Zeit nimmst und andere Ideen, die evtl. nicht in diese OF passen, in kurze Gedichte/OS zu stecken.
Dadurch wird dein Kopf frei und das Schreiben beginnt von neuem ^^

Lg,
Sha.
Von:  gilmi
2008-12-05T19:32:14+00:00 05.12.2008 20:32
jaaaaa *kuro voll und ganz zustimm*
aber das war viiiiiiiiiel zu kurz >_<
lg


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