Zum Inhalt der Seite

Die another Day (neues Kapitel!)

Zum sterben ist noch genug Zeit...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hongkong

Kapitel 6 – Hongkong
 

„Also, was gibt’s?“

Cara und Leiyla hatten es geschafft, sich voneinander zu lösen und standen nun in Marikus Wohnung. Dieser stand mit verschräkten Armen im Flur, neben sich Malik und funkelte die beiden wütend an.

„Das war mehr als eine halbe Stunde!“ Cara ließ er gar nicht erst zu Wort kommen, sondern redete gleich weiter. „Sei still, ich will kein Wort hören! In eineinhalb Stunden geht euer Flug, also sieh zu, dass du zum Auto kommst! Hier“, er warf ihr die Reisetasche zu, welche neben ihm im Flur gelegen hatte. „Deine Sachen! Womit hast du dir eigentlich die Zähne geputz?“

„Ich wollte dich mit meinem Mundgeruch umbringen“, grummelte Cara. „Und was heißt hier eigentlich 'euer'? Wir zwei?“ Sie nickte zu Leiyla hinüber.

Ihr großer Bruder deutete ein genervtes Grinsen an. „Nix da! Was denkst du dir eigentlich? Du und Malik natürlich!“

„Warum sollten wir? Und wohin bitteschön?“

„Ist -“

Er kam nicht mehr dazu zu antworten, denn Leiyla unterbrach ihn. „Wer ist eigentlich dieser Junge hier?“ Dabei blickte sie Malik an.

„Das ist Malik, Caras Freund. So Cara, jetzt sieh zu, dass du deinen Arsch bewegst!“ Der Ägypter schubste sie in Richtung Tür. „Wir haben es ein wenig eilig!“ Malik wurde von ihm am Handgelenk gepackt und mitgezerrt.
 

Cara wurde von Mariku auf die Rückbank verfrachtet, Malik auf den Beifahrersitz. Den ganzen langen Weg zum Flughafen beschimpfte sie Mariku, sodass dieser bald das Radio auf volle Lautstärke drehte, nur um sie zu übertönen. Es brachte nicht viel, seine kleine Schwester war noch immer lauter.

Kurz bevor sie am Flughafen ankamen, blickte Mariku in den Rückspiegel und fluchte seinerseits. Auch Malik blickte nun zurück und bemerkte ein Auto, das ihm irgendwie bekannt vorkam, er wusste nur nicht woher. Hatte ihn jemand gefunden? War das jemand, der ihm helfen konnte?

Auf dem Parkplatz des Flughafen wurde seine Hoffnung jedoch zerschlagen.
 

Wie ein Irrer raste Mariku über den Parkplatz, schnappte einem Kerl den Parkplatz vor der Nase weg, drehte die Fensterscheibe hinunter und beschimpfte diesen erstmal gründlich. Schließlich stellte er den Motor ab und drehte sich zu Cara um.

„Was ist denn mit dir los? Du bist so still! Bist du krank?“ Er wollte ihre Stirn fühlen, doch sie schlug seine Hand weg.

„Danke, mir geht es gut!“

„Dann sieh zu, dass du aus dem Auto kommst und nimm Malik mit!“, knurrte Mariku.

Grummelnd stieg Cara aus, öffnete die Beifahrertür, packte Malik bei der Hand und zerrte ihn hinaus. Malik schluckte. Eigentlich hatte er gehofft, am Flughafen abhauen zu können. Ob ihm der geheimnisvolle Verfolger wirtklich helfen konnte? Sie waren nicht weit gegangen, da tauchte vor ihnen die schwarzhaarige Frau auf, die Cara nach Hause gebracht hatte. Maliks Stimmung sank. Jetzt wusste er, wessen Auto es war. Oder glaubte es zu wissen. Vielleicht war es doch ein anderer Wagen gewesen? Es ist doch eh egal, sagte er sich. Wer konnte ihm denn noch helfen? Obwohl ... Vielleicht erkannte die Frau ja was hier gespielt wurde und steckte gar nicht mit den beiden Ägyptern unter einer Decke, so wie er am Anfang gedacht hatte. Vielleicht hatte er noch ein Chance.

Warum ließ er hier eigentlich artig an Caras Seite? Warum riss er sich nicht von ihr los und schrie lautstark nach Hilfe? Schließlich waren sie hier mitten im Flughafen. Hier gab es viele Menschen, hier gab es eine Polizei. Hier konnte Mariku ihm nichts antun, sollte er rufen. Warum tat er es nicht?

Malik blickte zu seinem Entführer hinauf. Dieser schaute finster zurück. Er zuckte zusammen, fühlte sich ertappt. 'Wenn du dich irgendwie bemerkbar machst', schien dieser Blick zu sagen, 'dann erschieß ich dich auf der Stelle!'
 

Mariku bemerkte, dass Malik unruhig war und sich ständig nach allem Seiten umblickte. Er warf dem Jungen einen warnenden Blick zu und registrierte daraufhin, dass der Jüngere zusammenzuckte. Der Killer grinste leicht. Ob Malik es noch wagen würde, einen Fluchtversuch zu starten?
 

Nachdem sie das Gepäck aufgegeben hatten, und nun im Warteraum saßen, meldete sich Leiyla, die Mariku völlig verdrängt hatte, wieder zu Wort.

„Also“, fuhr sie ihn an, „Wohin bitteschön sollen die beiden jetzt fliegen?!“

Sie hatte nicht neben ihnen gestanden, als sie das Gepäck abgegeben hatten, also noch völlig ahnungslos. Mariku grinste gemein. Ihm war eine Idee gekommen.

„Die beiden fliegen nach Hongkong!“

„Wozu das?!“ Leiyla drehte sich zu Cara um, welche mit den Schultern zuckte.

„Die beiden geben zuhause offiziell ihre Verlobung bekannt ...“

Gerade holte Leiyla Luft um Cara wütend anzufahren, doch diese kam ihr zuvor.

„Quatsch! Ich weiß nicht, was mein Bruder genommen hat, aber mein Freund und Verlobter ist der da“ - sie nickte zu Malik hinüber, der kreidebleich daneben stand - „NICHT!“ Ihr Blick wurde ein wenig milder und sie zwinkerte Leiyla zu. „Aber nach dem was Mariku hat verlauten lassen klingt es so, als wäre ich nur eine Weile fort, ein paar Tage vielleicht.“

Sie ließ Malik los, der eigentlich nur auf so einen Moment gewartet hatte. Aber er konnte nicht. Er konnte nicht losrennen, so wie er es sich in den letzten fünfzehn Minuten garantiert tausendmal ausgemalt hatte. Er konnte nicht. Er war wie festgewachsen. Wie musste er an Marikus drohenden Blick denken. Ob der Ältere seine Drohung wahrmachen würde?

Er sagte sich immer wieder, dass er jetzt die Gelegenheit nutzen und weglaufen sollte, doch er tat es nicht. Stocksteif vor Angst stand er da und sah Cara zu, wie sie die Arme um Leiyla legte und sie küsste.

'Jetzt!', feuerte er sich selbst an. 'Lauf, Malik! Mariku ist abgelenkt, die Frauen sowieso, lauf, lauf, verdammt nochmal!'

Er hatte sich gerade umgedreht, da packte ihn jemand fest am Handgelenk.

„Nana, wo willst du denn hin?“, knurrte Mariku. „Abhauen ist nicht!“
 

Cara war sich darüber bewusst, dass sie Malik losgelassen hatte, das der Junge wegrennen konnte. Sie spürte Marikus wütenden Blick, aber es war ihr egal. Sollte der dumme Junge nur versuchen wegzurennen, sie war sowieso schneller. Obwohl ... Sie würde ihn nicht einfangen. Das konnte genausogut ihr Bruder machen. Immerhin schickte er sie zurück zu ihren Eltern, da konnte er ruhig der Geisel hinterrennen.

„Und? Wer ist er wirklich?“, flüsterte Leiyla ihr zwischen zwei Küssen zu. Doch die Kleinere blieb ihr die Antwort schuldig. Was sollte sie auch sagen? Noch immer wusste sie nicht, wie weit sie der Frau trauen konnte. Wer konnte wissen, was sie tun würde, wenn sie ihr verriet, dass Malik eine Geisel war? Eine Geisel, die aus dem Land geschafft werden musste ...

Wütend krallte Cara sich an Leiyla fest. Warum war ihr das eigentlich nicht früher aufgefallen?! Am liebsten würde sie Mariku zusammenschlagen. Jetzt. Hier. Ihr waren die Leute egal, ihr war dieser dämliche Junge egal, ihr war gerade auch Leiyla egal. Die Tatsache, dass ihr Bruder wohl stärker als sie sein würde, war ihr auch vollkommen schnurz. Vielleicht half Leiyla ihr ja.

Egal. Sie wollte nicht Kindermädchen für irgendeine Geisel spielen.

Leiyla keuchte auf und griff nach Caras Händen, deren Fingernägel schon blutige Spuren in ihrem Nacken hinterlassen hatten. Sie blickte Cara fragend an.

„Was hast du?“

Die Ägypterin schaute zurück. In ihren Augen sah Leiyla mühsam unterdrückte Wut. Nur auf wen war sie wütend?

Die beiden Frauen lösten sich von einander; Cara setzte zu einer Antwort an, wurde jedoch von Mariku unterbrochen, der sie wie eine Katze am Nacken packte.

„Wo hast du eigentlich deine Ohren, Mädchen? Ab ins Flugzeug!“

Die einzige Antowrt war ein Fauchen. Mariku ignorierte es und schubste sie in Richtung Flugzeug.

„Ab mit dir! Und vergiss Malik nicht!“

Cara packte Maliks Handgelenk so fest, dass dieser das Gefühl hatte, in einen Schraubstock geraten zu sein. Dann stolzierte sie davon, ihn hinter sich herziehend, jedoch nicht ohne Mariku noch zum Abschied die Fingernägel über den Arm gezogen zu haben.

Amüsiert schaute dieser sich den blutigen Kratzer an.

„He Kleine!“, rief er ihr hinterher. „Ein Tipp für dich, wenn du wiederkommst: Mach das nicht nochmal!“

„Fick dich“, grummelte Cara und lief weiter. Leiyla beachtete sie nicht mehr. Wieso sollte sie? Sie hatten sich voneinander verabschiedet und sie konnte nicht hoffen, sie jemals wiederzusehen. Wer wusste, wie lange sie wegbleiben würde. Bis dahin hatte Leiyla sie bestimmt vergessen.
 

Leiyla blickte Cara nach. Auch als Mariku schon lange weg war, stand sie noch da, in Gedanken versunken und blickte dem Flugzeug zu, wie es langsam in Richtung Startbahn rollte.

Hier stimmte was nicht. Irgendetwas war hier faul und stank zum Himmel. Der Junge war unmöglich Caras Freund und Verlobt waren die beiden zweimal nicht. Doch warum schickte Mariku sie fort? War Cara wirklich nur ein paar Tage weg oder würde sie sie nie wieder sehen? Der Ägypter hatte gesagt, sie würde wiederkommen.

Kopfschüttelnd drehte sie sich um und ging. Sie musste herausfinden, was hier gespielt wurde. Auf ihr Lippen legte sich ein kleines, gemeines Lächeln. Sie wusste, wo sie anfangen würde. Und vielleicht holte Mariku auch Cara zurück, wenn sie ihm lang genug auf die Nerven ging.
 

~*~
 

Während das Flugzeug auf die Startbahn rollte, verfluchte Cara ihren Bruder aus Leibeskräften. Sie wünschte ihm alles an den Hals, was ihr nur einfiel. Als sie sich in die Luft erhoben, hatte sie sich gerade warm geredet.

Irgendwann, hoch über dem Erdboden, wechselte sie schließlich ins Arabische. Sehr zu seinem Leidwesen verstand Malik immer noch jedes Wort.

Immer kleiner wurde er auf seinem Platz neben ihr und hoffte, dass sie nicht auf den Gedanken kommen würde, dass er an allem Schuld war, denn sie sah so aus, als könne sie in auf mindestens zehn grundverschiedene Arten qualvoll und ohne Waffen zu Tode bringen. Wütend genug war sie.
 

Doch Cara beachtete den Jungen neben sich nicht. Dazu war sie viel zu sauer auf ihrem Bruder. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein?! Wieso ließ er ausgerechnet SIE mit diesem Kerl nach Hongkong fliegen, zurück zu ihren Eltern, denen sie erst vor knapp einer Woche entkommen war?! Außerdem ... Was hatte er ihren Eltern überhaupt erzählt, warum sie zurückkam? Und was war mit dem Boss? Wusste der, dass sie wieder fort war?

Wütend biss sie sich in die Hand. Am besten schrie sie, sobald sie zuhause war, erstamal Mariku durch das Telfon zusammen und telefonierte danach, um sich abzuregen, ein wenig mit Leiyla.

Leiyla ... Cara ließ einige deftige Flüche vom Stapel, als ihr auffiel, dass sie von Leiyla nichts hatte. Keinen Nachnamen, keine Adresse, keine Nummer. Sobald sie mit Mariku telefonierte, musste sie ihm sagen, dass er ihr ein paar Daten von Leiyla besorgen musste. Er würde das können, das wusste sie.
 

~*~
 

Malik wurde von Cara unsanft geweckt. Verwirrt sah er sich um. Hatte er wirklich geschlafen? Eigentlich hatte er während des Fluges darüber nachgrübeln wollen, wie er Cara am Flughafen am besten entwischen konnte. Von Schlafen war keine Rede gewesen. Müde strich er sich über das Gesicht. Ob er wach genug zum Weglaufen war? Die Maschine war im Landeanflug, gleich würden sie da sein. 'Schnell Malik!', sagte er sich. 'Lass dir was einfallen! Wie kommst du am leichtesten weg von hier?'

Doch ihm fiel nichts Vernünftiges ein. Sonst wusste er immer etwas, und wenn es nur eine Geschichte war. Doch so etwas simples wie ein Fluchtplan ließ sich einfach nicht in seinem Hirn blicken.

Noch bevor das Flugzeug griff Cara nach seiner Hand. Sie war schlau, sehr schlau. Er verfluchte sich dafür. Jetzt hatte er gewiss keine Chance mehr, am Flughafen abzuhauen.
 

Gemeinsam verließen sie das Flugzeug, Hand in Hand, Cara ließ sich sogar dazu herab ein wenig zu lächeln.

„Herzlich Willkommen in Hongkong“, meinte sie zu ihm. Man hörte ihrer Stimme an, dass sie sich alle Mühe gab, einen glücklichen Schein zu wahren. Wäre sie nicht noch vor einer Minute völlig anders gewesen, Malik hätte ihr die Freundlichkeit sogar abgekauft.

Wann immer sie an einem Polizisten vorbeikamen schlug Maliks Herz hoffnungsvoll höher. Vielleicht suchte hier jemand sie, vielleicht fiel ja jemandem auf, dass hier etwas nicht stimme, vielleicht bemerkte jemand seinen verängstigten Gesichtsausdruck ... Doch seine Hoffnung war vergebens. Niemand schien nach ihm zu suchen, niemand schöpfte Verdacht, niemand wusste von ihm, so wie es aussah. Es war genau das gleiche Bild wie in Tokio. Keiner schien ihn zu vermissen. Oder suchte man ihn nach allen Kräften, nur er bemerkte es nicht? Doch wenn man ihn bereits suchte, dann hätte er gefunden werden müssen, denn immerhin war er mitten durch den Tokioer Flughafen spaziert, wo es – genau wie hier – von Ordnungshütern nur so wimmelte. Man hatte ihn nicht verdeckt ins Flugzeug geschmuggelt, alles war vollkommen legal gewesen. Es war, als wäre er ganz normal in den Urlaub geflogen und nie entführt worden.

Vielleicht half es ja, wenn er nach Hilfe rief?
 

Keine zehn Meter von ihnen stand ein Polizist und spähte wachsam in die Menge. Malik nutzte diese Chance. Urplötzlich stellte er Cara ein Bein, welche ihn im Fallen losließ, um sich abzufangen. Sofort stand er vor dem Mann, noch bevor Cara sich aufgerichtet hatte und sah ihn gehetzt an.

„Bitte!“, flehte er. „Helfen sie mir!“
 

Fortsetzung folgt ...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück