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Eine kleine Weihnachtsgeschichte...

Eine vierteilige Weihnachtsgeschichte
von

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1. Advent

]b]Der 1. Teil zum 1. Advent
 

Draußen war es kalt, doch mit Schneefall war nicht zu rechnen. Auf den Straßen der Stadt liefen hastig die Leute umher, manche gingen in Geschäfte und kamen wieder raus, anderen standen nur kurz vor den geschmückten Schaufenstern, bevor sie weitereilten.

Es war Vorweihnachtszeit.

Hektische Vorweihnachtszeit!

Wie jedes Jahr!

Und keiner der Menschen wusste mehr, worum es bei Weihnachten überhaupt ging. Jeder sah nur den dicken, lachenden Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel, sowie der Zipfelmütze – den Weihnachtsmann.

„Do they know it’s christmas time at all?“, kam es aus dem einen Geschäft, “Driving home for Christmas”, kam es aus dem anderen. Seufzend ging ein Mädchen, nur ein unscheinbarer Mensch unter vielen anderen, an den Geschäften vorbei. Sie wollte nur aus diesem furchtbaren Gedränge raus.

Sie hasste Weihnachten!

Sie hasste es wirklich!

Diese Welt hatte das heilige Fest verhunzt, es zu einem Geschenke-Fest ohne Hintergrund gemacht. Stress und Hektik beherrschte diese Zeit.

Lehrer stopften die letzten vier Wochen vor den Ferien mit Arbeiten und Tests voll, um nach den Ferien gleich weiterzukommen. Keine Rücksicht auf die Schüler, die immer müder wurden, nahen sie. Eltern waren ständig unterwegs, oder sie nervten die Kinder, weil sie unter Stress standen. Und von überall bekam man ätzende Weihnachtslieder – „Santa Clause is coming to town!“ – um die Ohren gehauen, dass einem die Ohren wegflogen. Das eisige Wetter machte das nicht gerade besser!

„Uff!“ Das Mädchen konnte sich fast nicht mehr abfangen, als es von irgendeinem Menschen in seiner Hektik umgeworfen worden war. Doch weder diesen Menschen, noch einen anderen interessierte es. Keiner half dem gestürzten Mädchen, das da auf dem Boden saß.

Auf dem eisig kalten Boden.

Ihr Fuß tat weh, beim Stürzen hatte sie ihn sich wohl verknackst. Also blieb sie einfach sitzen, mitten im Weg.

Fluchend wichen die kommenden Menschen ihr aus, warfen ihr Beleidigungen an den Kopf und traten sie, doch keiner war dem Mädchen hilfreich, keiner half dem frierenden Kind auf.

Also blieb sie weiterhin sitzen. Die blonde 13-Jährige spürte, wie ihre Beine kalt wurden, und ihr Rücken von der drückenden Kälte zu schmerzen begannen. Doch sie rührte sich nicht. Sie würde nicht um Hilfe rufen. Es würde sie eh keiner hören!

„Autsch!“ Jemand war über die Beine des Mädchens gestolpert und auf den Knien gelandet. „Verdammt, was...? Oh!“, kam es von dem verwunderten Jungen, der sich langsam wieder aufrichtete. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als das blonde Mädchen am Boden nichts sagte. Sie sah bloß zu ihm hoch. Und schwieg.

„Komm, ich helf dir hoch!“, meinte er verlegen, weil er dachte, er habe sie umgeworfen. Er streckte ihr seine Hand entgegen, die in einem schwarzen Handschuh steckte. Er selbst war in einen warmen, nachtschwarzen Mantel gehüllt, dass es dem Mädchen bei dem Anblick warm wurde. Und dennoch merkte sie erst, wie dünn sie angezogen war, und ihr wurde plötzlich kalt. Schnell griff sie nach der Hand des Jungen, der schätzungsweise wohl zwei, drei Jahre älter sein musste als sie. Er zog sie hoch, bis sie neben ihm stand, doch sie zitterte am ganzen Leib. Als sie sich auf ihr rechtes Bein stellte, drohte es ihr wegzuknicken, und nur durch die beherzte Auffangaktion des Jungen landete sie nicht noch mal auf dem Boden.

„Oh je, tut mir leid!“, meinte er und sah besorgt auf den Fuß des Mädchens. Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nicht deine Schuld!“, meinte kurz und knapp, und der Junge schien sichtlich überrascht, dass das stille Mädchen doch noch reden konnte.

„Nicht? Was ist denn passiert? Bis du hingefallen?“ – „Ich wurde geschubst!“, sagte sie beleidigt und sah in die Menge von Menschen, „Aber das ist denen ja egal!“ Der Junge verstand, was sie meinte und senkte den Kopf – er musterte wohl wieder das verletzte Bein des Mädchens. „Ja, leider!“

Dann sah er wieder auf. „Wohin willst du denn? Ich bring dich hin – so kannst du ja schlecht laufen!“

Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Ich will dich nicht vom Einkaufen abhalten!“, murmelte sie und sah mit zugekniffenen Augen zu den eilenden Menschen. Doch der Junge legte nur den Kopf schief. „Ich hab nicht vor, schon einzukaufen!“, meinte er und grinste breit, „Das erledige ich irgendwann in der Woche vor Weihnachten!“

„Aha...“, murmelte das Mädchen wieder, doch in Gedanken fügte sie hinzu: „Ich werde gar nichts kaufen! Ich hasse das Weihnachtsfest mit den Geschenken!“

„Ich war eigentlich auf dem Weg zu einer Theaterprobe. Wir wollen... sollen an Weihnachten das Krippenspiel aufführen. Oh je...“, seufzte er, als hätte er so gar keine Lust darauf.

„Schon okay, ich kann alleine gehen!“, sagte sie und drehte sich weg. Als sie aber gleich beim nächsten Schritt wegknickte, lies der Junge ihr keine Ausreden mehr.

„Du kannst ja daheim anrufen! Hast du ein Handy?“ Sie schüttelte daraufhin nur den Kopf. Der Junge seufzte. „Ich habe eins! Wenn du willst, kannst du deine Familie anrufen...“

Ganz wild schüttelte sie den Kopf. Bloß nicht! Nicht das! Sie war gerade erst von daheim weggerannt, als sie mal wieder Streit mit ihrer Familie gehabt hatte – weil sie dagegen gewesen war, dass am Weihnachtsbaum und im ganzen Haus diese elenden Weihnachtsmänner aufgehängt wurden. Sie war nun mal absolut christlicher Besinnung. Seit sie diesen Unfall gehabt hatte, bei dem sie fast ihr Leben gelassen hatte... doch sie hatte seltsamerweise, ganz entgegen aller Erwartungen überlebt. Sie hatte Gott um Hilfe gebeten – er hatte sie erhört. Seitdem hatte sie ihr Leben ihrem Gott verschrieben, ihrem Retter. Zu gerne also hätte auch bei einem Krippenstück mitgemacht, aber... sie würde sich das nie trauen!

„Nicht? Willst du nicht heim?“ – „Bloß nicht!“, stieß sie hervor. „Äh... wieso nicht?“, fragte er verwirrt. „Geht dich nichts an!“, murrte sie, bereute ihren Ton aber sofort und lächelte das erste mal, wenn auch verlegen, „Ich komm lieber mit. Heut Abend geh ich VIELLEICHT wieder Heim zu meiner doofen Familie...“

Der Junge zuckte mit den Schultern, nahm dann ihren Arm und legte ihn um seine Schultern. „Halt dich fest, ich stütz dich!“

Das Mädchen nickte, auch wenn ihr plötzlich sehr heiß geworden war, als der fremde Junge ihren Arm genommen hatte.

„Kannst du so gehen?“, fragte er, als er mit ihr einige Schritte gewagt hatte. Sie nickte, den Blick auf ihre Füße gerichtet. Nach einer Weile konnte sie mit seiner Hilfe auch schneller gehen.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte der Junge nach einer langen, peinlichen Schweigezeit. Sie drehte ihren Kopf zu ihm. „Ähm... ich heiße Sara...“, murmelte sie, „Du?“

„Ich heiße Patrik, aber du kannst mich Pat nennen... ich mag meinen Namen nicht sonderlich...“, sagte er lachend und wich Saras Blick aus. Und weiter gingen sie die Straßen entlang...
 

Sara spürte ihre eiskalten Lippen nicht mehr. Auch ihre Hände waren abgefroren, als sie endlich an dem großen, freundlich aussehenden Gebäude – es war sanft beige und sehr schlicht – ankamen, in das Pat sie führte. „Hier sind wir!“, sagte er und wirkte leicht stolz – warum auch immer. Drinnen half Pat Sara die Treppen hinauf. Oben zog er erst mal seine Jacke aus und gab sie Sara, welche immer noch zitterte. Dann öffnete er die Tür und half ihr in den Saal, wo die beiden ihre Blicke sofort auf sich zogen.

„Hast du noch einen Interessenten mitgebracht?“, fragte der älteste, wohl der Leiter, verwirrt und sah Sara an, wirkte dabei aber auch etwas erfreuter.

„Nein, sie will nur zugucken, Thomas!“, meinte Patrik und klopfte Thomas auf die Schulter, „Oder?“ Sara zuckte mit den Schultern, was praktisch hieß: „Mal sehen.“

„Deine kleine Freundin ist aber nicht sehr gesprächig!“, flüsterte der Leiter Thomas dem Jungen zu, welcher resigniert nickte.

Nach und nach trudelten noch ein paar andere Jugendliche ein. Alle waren unterschiedlich, keiner sah aus wieder der andere. Da war ein Mädchen mit grellen, pinken Haaren, ein Junge mit einer Jeansjacke, und einer mit einer braven Strickweste. Freundlich winkten sich die Menschen, keine Hektik war zu sehen. Sara war verzaubert von diesem Anblick. So etwas hatte sie noch nie in der Vorweihnachtszeit gesehen. Dass Menschen einfach so zusammenkamen, um unproblematisch und ohne Druck zu proben – fantastisch! Selbst in der Kirche ging das anders zu...

Erst wurden die Rollen verlesen. Maria und Josef, Hirten, den Wirt, Bühnenbildner, auch Engel gab es da. Nach und nach wurden die Rollen vergeben. Das Mädchen mit den pinken Haaren bekam die Rolle eines Engels, Patrik wurde die Rolle des Josefs zugeschrieben (auch wenn Sara bei dem Gedanken, Pat in Josefs Klamotten zu sehen, lachen musste, und die anderen sie verwirrt ansahen). Schließlich war nur noch die Maria zu vergeben.

„Sylvia würde sicher gerne die Maria spielen, Pat!“, grinste das Mädchen mit den pinken Haaren und stupste Pat den Ellebogen in die Seite. Der verzog das Gesicht. „Die ist nicht da!“, murrte er und drehte den Kopf weg. Das Mädchen mit den pinken Haaren lachte auf und meinte: „Sie würde sicher gerne deine Maria spielen! Wie wär’s?“ Pat sah sie böse an. „Katy! Das ist nicht lustig! Du weißt, dass ich diese Tusse nicht mag!“ – „Aber sie kommt doch nur wegen dir immer hierher, und nur wegen dir motzt sie sich immer so auf!“ – „Glaubst du ja wohl selbst nicht!“, murrte Pat und schlug Katy auf den Rücken, sodass sie husten musste. „Hey!“, schrie sie lachend und jagte Pat eine Runde um die lachende Menge.

Als sie wieder zum Stehen gekommen waren, stellte Thomas erneut die Frage, was aus der wichtigsten Rolle werden sollte. Und ob er Sylvia für sie eintragen sollte. Doch Pat drohte damit, als Josef auszusteigen, wenn seine nervige Verehrerin die Hauptrolle an seiner Seite bekomme.

Aus dem entstandenen Geplapper rief Pat plötzlich – ohne zu erwarten, dass es natürlich genau jetzt still werden würde – heraus: „Was wäre denn mit Sara?“

Alle Blicke fuhren zu Sara – die schließlich die einzige sein konnte, die „Sara“ hieß, weil alle anderen sich schon kannten. Das Mädchen wurde rot und sah verlegen auf den Schuldigen, Patrik.

„Gute Idee!“, meinte Thomas und sah Sara lächelnd an, „Du kennst Pat ja schon, also könnt ihr doch Josef und Maria spielen! Pat hilft dir sicher beim Üben – er hat das ja schon oft gemacht!“ Patrik nickte, und das Mädchen mit den rosa Haaren kam auf Sara zu. Sie klopfte ihr auf die Schulter. „Also, wenn du nichts dagegen hast, bist du ab jetzt unsere Maria!“

Sara schaute verlegen in das grinsende Gesicht Katys – zumindest hatte Pat sie so genannt – und nickte schüchtern. „Wie süß, sie ist schüchtern!“, verkündete Katy grinsend, doch dann lächelte sie Sara lieb an. „Das ging jedem von uns so, als er in die Jugendgruppe gekommen ist! Aber inzwischen fühlt sich hier jeder wohl!“, flüsterte sie Sara zu, dann drehte sie sich den anderen zu. „Sie hat genickt! Sie nimmt das Amt an!“, sagte sie ironisch und lachend. Das zwang Sara ein kleines Lächeln herauf. Katy war lustig und nett. Sie wäre bestimmt eine tolle Freundin... War das von Gott so gefügt worden, dass sie zu dieser seltsamen Gruppe gefunden hatte, wo jeder mit jedem klarkam? War hier der Ort, wo sie hingehörte?

„Okay, dann treffen wir uns morgen am Sonntag, erster Advent, wieder! 16 Uhr! Seid bitte pünktlich! Dann besprechen wir den Text, den ich euch mitgebe...“, verkündete Thomas und verteilte das Drehbuch des Stückes, „...und überlegen, was für Veränderungen wir diesmal machen!“ Dann verabschiedeten sich alle, und nach und nach gingen aus dem Raum. Pat und Katy gingen zu Sara.

„Pat hat gesagt, du hast dich verletzt! Brauchst du Hilfe?“, fragte das Mädchen mit den schulterlangen grellpinken Haaren (verrückt!) und grinste breit. Patrik, der mit seinen strohblonden Haaren und den schwarzen Klamotten das krasse Gegenteil von Katy war, welche grell gekleidet war und auch dementsprechend aussah, zischte Katy zu, dass Sara natürlich Hilfe bräuchte. Und diese zwei stützten Sara, nachdem sie ihre Jacken angezogen hatten, und brachten sie nach Hause.

Auf dem Weg fing Katy auf einmal an, von den vorherigen Jahren zu reden. Und dass Patrik eigentlich immer den Josef gespielt, und daher Übung hatte. Zwar waren sie, laut Katy, alle beide keine Kirchengänger, aber seltsamerweise doch christlich. Außerdem stellte Katy sich als Katrin Meier vor, Patriks Zwillingsschwester (Sara hätte niemals vermutet, dass die zwei Geschwister, geschweige denn Zwillinge, waren).

„Gut, also wir holen dich morgen ab!“, sagte Katy und umarmte Sara zum Abschied. Patrik schaute verlegen aus der Wäsche, weil er sich sichtlicht nicht traute, es seiner Schwester gleichzutun.

„Wir sehen uns... morgen!“, meinte er nur und winkte. Nachdem Sara aufgeschlossen, und in die Wohnung gegangen war, gingen auch die Zwillinge. Sara lehnte sich gegen die Tür und lies sich zu Boden sinken.

Was war das bloß für ein Tag gewesen... Sie hatte neue Freunde gefunden und die Hauptrolle in einem Weihnachtsstück bekommen. An der Seite eines süßem Jungen und zugleich neuen Kumpels. Nur vor dem Wiedersehen mit ihrer Familie hatte Sara Angst. Doch sie hatte wohl keine andere Wahl. Sie stand auf, wobei ihr Fuß furchtbar schmerzte, ging in Richtung Wohnzimmer und machte die Zimmertür auf.

„Sara!“ Ihre Mutter fiel ihr quietschend um den Hals, „Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“

2. Advent

Der 2. Teil zum 2. Advent

„Hallooooooooooo!“, rief Katy und fiel der immer noch verschlafenen Sara um den Hals, kaum hatte diese die Tür aufgemacht. Verwirrt schaute das blonde Mädchen auf die Uhr. „Es ist erst 15 Uhr...“, murrte sie und stolperte ins Haus zurück, „Und ich bin noch im Schlafanzug!“

Belustigt sah Patrik zu, wie Sara in ihrem rosa Pyjama mit Häschen drauf durch die Wohnung schwankte und ihm und seiner verrückten Zwillingsschwester ihre Zimmertür vor der Nase zuknallte. Nach wenigen Minuten ging die Tür wieder auf, und eine immer noch verschlafene Sara kam angezogen heraus. Sie trug eine lange, schwarze Strumpfhose unter einem roten Rock. Dazu trug sie einen dunkelgelben Pullover, und um den Hals hatte sie einen karierten Schal geschlungen. „Gehen wir?“, fragte sie und ging zur Haustür. Die Zwillinge folgten ihr.

„Geht’s deinem Fuß wieder gut?“, fragte Pat und starrte auf den rechten Fuß Saras. Diese zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung... vorhin war der Schmerz einfach weg!“ – „Hast du denn was Schönes geträumt?“, fragte Katy und ihr altbewährtes Grinsen erschien wieder, „Dann heilen Verletzungen nämlich schneller, hab ich gehört!“ Wieder zuckte Sara nur mit den Schultern, dann öffnete sie die Haustür. Schnell zog sie sich ihre dickste, dunkelrote Jacke über, als sie die Kälte entgegengeweht bekam, und ging hinaus. Pat und Katy folgten ihr. „Du hast’s aber eilig!“, stellte Patrik belustig fest. Er fand zwar, dass Sara in diesen Kleidern unheimlich süß aussah, doch momentan kam sie ihm eher verwirrt als süß vor... aber irgendwie was das wiederum lustig genug, ihn zum Lachen zu bringen.

Sara zuckte schon ein drittes Mal an diesem Tag mit den Schultern. „Ja und? Warum wart ihr denn auch so früh da?“, fragte sie lachend, ohne eine Antwort zu erwarten.
 

Eine Weile gingen die drei neuen Freunde nebeneinander durch die Kälte. „Hmmm... schade, dass es zu Weihnachten laut Wetterbericht nicht schneien wird!“, murmelte Katy auf einmal und klopfte Sara auf die Schultern, sodass diese fast stolperte, weil es unerwartet war. Daraufhin begannen Sara und Katy ein Gespräch über die Vor- und Nachteile von weißer Weihnacht, bei dem Pat nicht mitreden konnte, geschweige denn wollte.

Denn Patrik dachte nach. Er musste an den gestrigen Tag denken, an dem er Sara kennen gelernt hatte, indem er über sie gestolpert war. Er hatte ihr geholfen, und sie zum Jugendtreff, wo sie ein Krippenspiel planten, mitgenommen. Doch warum noch mal wollte Sara mitgehen...?

Hatte sie nicht irgendwie Krach mit ihrer Familie gehabt? Zumindest hatte Pat das so verstanden...

„Sag mal, Sara...“, meinte Pat plötzlich nachdenklich und merkte gar nicht, dass er den Mädchen mitten ins Wort gefallen war, „...warum wolltest du gestern erst nicht heim?“

Sara senkte den Kopf. „Mensch, jetzt hast du sie traurig gemacht!“, fuhr Katy ihren Bruder an, doch Sara schüttelte den Kopf. „Ich hatte Streit mit meiner Familie!“, meinte sie gerade noch hörbar.

„Also doch, ich hatte recht!“, meinte Pat triumphierend in Gedanken.

„Sie wollten überall nur Weihnachtsmänner aufhängen, und die Krippe auf den Sperrmüll tun! Aber ich bin christlich! Ich glaube sehr, sehr, sehr an Gott! Seit er mir mal das Leben gerettet hat!“ – „Wieso das Leben?“, fragte Katy geschockt und blieb kurz stehen, lief dann aber neben Sara weiter.

„Naja, vor zwei Jahren, als ich gerade elf geworden bin, hatte ich einen schlimmen Autounfall. Vater kam dabei um, ich lag auf der Intensivstation. Wir waren eigentlich nur auf den Weg zu meinem Geburtstagsgeschenk – einem Konzert meiner damaligen Lieblingsband – unterwegs gewesen...“, erzählte Sara traurig, „Ich habe unter Schmerzen gefleht, dass ich gerettet werde. Ich habe Gott angerufen, und... ich habe tatsächlich nach einem harten Kampf überlebt und wurde wieder völlig gesund. Die Narbe neben meinem Herz habe ich allerdings immer noch...“

„He-herz?“, schrie Katy auf und gaffte auf Saras Brust (naja, sie ist ja auch ein Mädchen...), „Wie hast du das überlebt?“ – „Keine Ahnung, Gott hat mir wohl geholfen!“, sagte Sara, obwohl ihr Satz ziemlich widersprüchlich war, „Alle hatten bereits die Hoffnung aufgegeben... Man hatte mir sogar schon ein Grab reserviert, stellt euch das mal vor!“, fügte sie empört hinzu und lachte dann, um den innerlichen Schmerz zu überspielen. Dann knöpfte sie die Jacke auf, schob den Schal zur Seite und gab einen leichten Ausschnitt in dem Pullover frei. Sie deute auf die rote Narbe. „Das ist sie! Und ich sehe sie als Zeichen von Gottes Anwesenheit!“, sagte Sara stolz und zog sich wieder richtig an.

„So, da sind wir!“, stellte Patrik fest, welcher aus seinen Gedanken gerissen worden war, als Sara ihre Narbe preisgegeben hatte. Ihm war in dem Moment natürlich heißt geworden. Was hatte der Junge nur schon wieder gedacht...?
 

„WAS SOLL DAS HEISSEN, DIE MARIA IST SCHON VERGEBEN?“

Als die drei den Raum von gestern betraten, kam ihnen eine schrille Stimme entgegen. Pat schluckte bloß und hielt sich die Ohren aufgrund des folgenden Donnerwetters zu. „Das ist Sylvia...“, flüsterte er Sara zu, allerdings wusste er nicht, ob sie ihn verstand.

„Ja, unsere Maria ist Sara, da hinten! Du warst gestern eben nicht da!“, erklärte ihr Thomas in ruhigem Ton, aber er schien sichtlich genervt. Sylvia fuhr herum und funkelte Sara an. Dann stapfte sie auf das arme Mädchen zu.

Sylvia war genau das, was man als Tusse bezeichnet. Sie war blond und hatte riesige Korkenzieherlocken. Sie trug ein eng anliegendes rotes Sweatshirt mit Ausschnitt – wobei Sara sich wirklich fragte, warum Sylvia nicht kalt wurde – und einen kurzen, schwarzen Rock über einer Jeans.

„DU!“, zischte sie Sara an, dass diese Angst bekam, „DU hast mir meine Rolle geklaut, du Schnepfe! ICH bin die Maria, damit das klar ist! Du willst dich doch nur an meinen Patrik ranmachen!“

Das war der Moment, wo Patrik wütend eingriff. Er stellte sich zwischen Sara und Sylvia und funkelte die Tusse an.

„DU bist hier unerwünscht, kapier’s doch endlich! Ich kann dich nicht ausstehen, und die anderen auch nicht! Immer wenn DU da bist, ist hier schlechte Laune! Gestern war alles so lustig und friedlich. Und heute liegt soviel Spannung in der Luft!“, brüllte Pat die perplexe Blondine an.

„Genau!“ Katy stellte sich neben ihren Bruder und sah Sylvia sadistisch grinsend an. Nach und nach stimmten auch die anderen dem Jungen zu, dass Sylvia vor Zorn rot im Gesicht wurde. „Gut! GUT! Ihr wollt wohl unbedingt, dass ich gehe!“, zickte sie und erwartete, dass Thomas sie zurückhielt.

Doch der Mann rührte sich nicht. Erst nach einer Weile sagte er: „Sehr wohl! Du störst unsere Gemeinschaft bloß! Ich habe nichts dagegen, wenn du gehst!“

„Zu Deutsch: Hau ab!“, lachte Katy sie and und schob sie aus dem Raum. „Ciao, Bella!“, rief sie der aufgebrachten und stinkwütenden Sylvia hinterher und kam grinsend in den Saal zurück. „So, beginnen wir mit der Besprechung!“, meinte sie und alle jubelten los. Die Nervensäge, die die Gemeinschaft gestört hatte, war weg. Das Böse im heiligen Kreise war besiegt!
 

„Gut. Also heben wir diesmal die Geschichte von Josef und Maria VOR der Sache mit dem Christuskind hervor?“, fragte Thomas in die Runde und alle nickten zustimmend. Thomas kritzelte etwas auf ein Blatt, dann sah er einen Jungen an. „Du spielst dann auch den Engel Gabriel, wie er Josef und Maria aufklärt...“ Ein allgemeines Gelächter kam auf, aus dem sich Thomas mürrisch wieder rausredete. „Er klärt sie über das Kind auf... HÖRT AUF ZU LACHEN!“ Doch dann musste er selbst lachen.

„Okay, er taucht also auch vor der Sache auf dem Feld auf!“, meinte der Leiter unter Tränen des Lachens. Erst nach einer Weile kamen alle wieder zur Ruhe.

„Gut, noch ein paar Vorschläge?“, fragte Thomas grinsend. Der Junge, der Gabriel spielte, meldete sich.

„Ja, Manuel? ...Du brauchst dich nicht melden, wir sind nicht in der Schule!“, sagte er lachend und deutete Manuel, dass er reden solle. Mit einer lustigen Stimme, die bei ihm wohl normal war, sagte der: „Wie wär’s, wenn wir aus dem Stück einfach ein Musical machen? Wäre ja mal Abwechslung, ne!“ Es kam allgemeines Raunen auf.

„Das wäre in der Zeit schwer zu machen!“, murmelte Thomas, meinte dann aber: „Wir können trotzdem einige Lieder einbauen!“ Alle nickten.

„Gut, dann...“, setzte Thomas an und sah auf die Uhr, „...sollten wir für heute Schluss machen! Es ist schon nach 6!“

Gemurmel kam auf, als sich alle aus dem Schneidersitz erhoben und sich streckten.

„Ich geh schon mal!“, rief Sara Patrik und Katy zu, ohne dass sie irgendwie reagieren konnten. Irgendwie wollte sie nur weg von hier. Die ganze Zeit hatte sie sich nicht konzentrieren können. Sie hatte sich an den Unfall vor zwei Jahren erinnert, und die ganze Zeit die Tränen unterdrückt. Doch jetzt, wo sie rannte, hektisch und eilig, so wie sie es hasste, wenn die Leute es taten, lies sie den Tränen freien Lauf.

„Sie... haben nicht mal gesagt, dass es ihnen Leid tut, dass Vater gestorben ist!“

Plötzlich lief Sara langsamer. „Natürlich, sie haben sich mehr Sorgen um mich gemacht... Ich war ihnen wichtiger... Aber trotzdem...“ Sie rannte weinend weiter.

KNACKS

Plötzlich knackste ihr Fuß und Sara fiel hin. Es schmerzte wieder, schlimmer als gestern. Hier saß sie nun, in einer Straße, in der Einkaufszeile, welche am Sonntag nur unglücklicher weise völlig leer war.

„Verdammt!“, rief sie und wischte sie die Tränen weg, „So was passiert auch nur mir!“

„War ja klar...“, hörte Sara eine Stimme hinter ihr seufzen. „Pat!“, rief sie erschrocken aus und versuchte sich zu drehen, doch sie konnte ihr schmerzendes Bein kaum bewegen.

„Komm, ich helf dir! Wie gestern!“, grinste er ihr entgegen. Ein gehauchtes „Danke“ kam von Sara. In dem Moment kam auch Katy hinterher gehetzt.

„Mein Gott, ich hatte so was befürchtet!“, sagte sie und sah auf Saras Bein, „Als ich das gesagt habe, ist Pat sofort losgerannt...“

Patrik wurde rot. „Ja und? Ich hab mir Sorgen gemacht!“, schnaubte er seine Schwester an, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Dann half er Sara beim Aufstehen. „Wir bringen dich jetzt heim, und dann lässt du dir den Fuß mal verarzten! Am besten gleich Montagmorgen!“, trug Pat ihr auf und stütze sie. Katy kam den beiden zur Hilfe. „Yeah, gute Besserung!“, lachte sie und ging mit den beiden anderen im Gleichschritt (bzw. nur mit Patrik, Sara lief ja nur einbeinig).

„Wir sehen uns erst Samstag zum Proben wieder, oder?“, fragte Sara melancholisch nach. Pat nickte. „Aber wir können uns natürlich auch vorher zum Üben treffen!“, erklärte er ihr. Begeistert nickte Sara. Katy grinste mit ihrem altbewährten Grinsen. „Na, dann sehen wir uns Montag und gehen dann zusammen zum Arzt?“, hakte sie nach. Sara nickte glücklich. „Ja, Montag...“

Was für tolle Freunde sie doch gefunden hatte! Einer für alle, alle für einen. So war es bei den dreien...

3. Advent

3. Advent:
 

Die nächsten zwei Wochen waren wie im Flug vergangen. Zusammen waren die drei wegen Saras Fuß zum Arzt gegangen, hatten sehr oft geübt und den Jugendtreff besucht. Aus den dreien waren wirklich richtig gute, beste Freunde geworden.

Saras Knöchel hatte sich verschoben, hatte der Arzt gesagt, und das wäre sehr riskant von ihr gewesen, mit so einem Fuß zu rennen. Doch glücklicherweise konnte der Knöchel noch mit einer einfachen Operation zurück verschoben werden. Jetzt konnte Sara wieder Laufen wie vorher. Allerdings wurde sie bei dem Gedanken an den Menschen, der sie gestumpt hatte, immer noch furchtbar wütend.
 

„Also…“, sagte Katy und räusperte sich. Dann stellte sie sich grade hin und strich ihr Haar glatt. „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom heiligen Geist.“, sagte sie auf (Matthäus 1,20-21) und starrte auf ihr Blatt. „Huh, also war es Gott, der fremdgegangen ist?“, fragte sie kichernd. Sara rollte nur mit den Augen.

„Das war göttliches Zutun, sozusagen…“, meinte sie und wich Katys frechem Blick aus. Wie sollte „Josef“ ernsthaft üben können, wenn Katy, die den Text für Gabriel in den Proben übernahm, nur Blödsinn machte. Sie benahm sich… wie ein Kleinkind! „Sag mal, Katy, wie alt bist du denn?!“, meinte Sara, leicht genervt, eher im Scherz, doch Katy gab eine freche Antwort: „15, und ich seh viel erwachsener aus! Hahaaa!“

Patrik stöhnte genervt. „Können wir bitte weitermachen?“ – „Logo! Also: `Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom heiligen Geist.´ Blabla!“ – „Weiter!“, zischte Pat der gelangweilten Katy zu. „`Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.´ (Matthäus 1,21-22) Hm…“ Patrik, der sich – den Schlaf Josefs symbolisierend – auf die Couch gelegt hatte, richtete sich auf und sah verwundert in den Raum. „Der Erzengel Gabriel ist mir erschienen! Es sind Gottes Worte gewesen. Ich werde Maria zu meiner Frau machen und das Kind als meines aufnehmen. Und ich werde ihm den Namen `Jesus´ geben…“ Sara klatschte in die Hände. „Wunderbar, die Stelle haben wir endlich ohne Unterbrechungen hingekriegt!“, meinte sie und lachte, was die anderen ansteckte.

Doch schließlich mussten sie weiterüben…

„Maria! Maria, ich muss mit dir reden!“ Patrik kam auf Sara zu, welche sich ihm zuwandte. „Josef!“ Dann wandte sie sich ab und sprach zu Katy, welche nun das Publikum darstellte. „Ich verstehe, wenn er mich nicht mehr will. Aber es ist Gottes Kind – doch das kann er nicht wissen!“ Dann wandte sie sich wieder zu Patrik.

„Maria, ein Engel kam zu mir im Schlaf und erzählte mir von dem Kind. Ich werde dir helfen, du trägst den Messias in dir… “ Und so übten sie den ganzen Tag weiter. Es war Samstag vor dem dritten Advent…
 

„Sara, du hast Besuch!“, kam ihre Mutter dem Mädchen am Sonntagmorgen entgegen und deutete in Richtung ihres Zimmers. Sara, welche gerade aus der Kirche kam, zog Jacke und Schuhe aus, und stolperte so schnell sie konnte zu ihrem Zimmer. Pat und Katy wollten heute doch gar nicht kommen…? Egal, sie freute sich über Besuch von ihren besten Freunden.

Fröhlich stürzte sie in ihr Zimmer und rief: „Katy! Pat! ...?“ Plötzlich starrte sie verwirrt auf die Person, die da stand. Sie stand mit dem Rücken zu ihr und sah aus dem Fenster, doch Sara erkannte sie genau. „La…Larissa? Was machst du hier?“ – „Was ich hier mache?“ Wütend fuhr das Mädchen mit den dunkelbraunen, schulterlangen Haaren herum. „Seit drei Wochen schon reden wir fast kein Wort mehr miteinander. Und wir sollen Freunde sein? Schöne Freundin bist du! Du hängst nur noch mit diesen asozialen Loosern rum! Diesem Patrik aus der 10. und seiner ach-so-tollen Schwester! Pah, die machen sich doch nur an dich ran, weil sie selbst zu den komischen Kerlen gehören! Patrik ist ein Satanist, und Katrin eine verrückte Lesbe! Das sieht man denen an!“

Endlich beendete das aufgebrachte Mädchen sein Dauerfeuer, sodass Sara endlich etwas erwidern konnte: „Die beiden sind WEDER asozial, NOCH verrückt oder sonstiges! Patrik ist auch kein Satanist – er ist Christ – und Katy ist auch keine Lesbe! Verrückt vielleicht, aber total nett!“ Wütend starrte Sara ihre Freundin an. „Bei den beiden fühle ich mich wohl! Ich muss nicht auf Äußerlichkeiten und Wortwahl achten, ich habe keinen Ruf zu verlieren und keine Fehler zu machen, die etwas an unserer Freundschaft ändern könnten. Bei deiner Clique ist das allerdings so. Dort fühle ich mich eingeschränkt! Kapier es endlich!“

Larissa schnaubte. „PAH! Meine Clique ist auch deine Clique!“ – „Nicht mehr! Ich bin nicht mehr dabei! Ich bin dort, wo ich mich wohl fühle, und beachtet! Larissa, wenn du das nicht verstehst, dann ist das nicht mein Problem!“ – „Wenn du willst, dass wir noch Freunde sind, dann lass diese Looser endlich stehen!“ – „Sie sind KEINE Looser, wie oft noch?! Larissa, wenn du noch nicht reif genug bist, das wirklich wichtige zu verstehen, dann…“ Sara sah leicht traurig in die Augen ihrer Freundin, „…dann tust du mir leid! Ich will mich nicht streiten, aber wenn du Streit suchst, dann lass meine Freunde da raus! Wir können doch auch so Freunde bleiben, auch wenn ich auch andere Freunde hab…“ – „Sara! Wie oft noch, das sind Looser! Sie ruinieren deinen Ruf! Du bist cool! Aber mit denen… die wollen durch dich nur cool wirken!“

Sara schlug mit der Faust auf den Nachttisch, dass ihr Wecker herunterfiel. „VERDAMMT NOCH MAL! Bist du so schwer von Begriff? Bist du so dumm, oder tust du nur so? Patrik hat mir geholfen, als mir keiner helfen wollte. Katy hat mich aufgemuntert, als mich keiner aufmuntern wollte. Sie sind für mich da, wann ich sie brauche. Und bei ihnen ist das nicht davon abhängig, wie man selbst dabei aussehen könnte, wenn man jemandem hilft, der sich seltsam verhält – ihr hättet mir nicht geholfen, als ich das mitten auf der Straße gesessen bin und…“

PATSCH

Larissa hatte Sara mit Tränen in den Augen eine Ohrfeige verpasst. „Du dumme Kuh!“, weinte sie, „Ich will doch nur, dass wir wieder richtige Freunde sind!“ Weinend lief sie aus dem Zimmer. Sara starrte ihr schweigend hinterher. „Na super…“, murmelte sie, „Noch ein Problem mehr!“
 

„Gestritten? Das ist nicht gut…“, meinte Patrik und kickte einen Stein vor sich her. Er hatte Sara zur Schule abgeholt. Normalerweise liefen Sara, Katy und Pat seit dem Vorfall am Samstag vorm 1. Advent immer zusammen zur Schule, doch Katy hatte sich gestern Abend bei der Probe eine Grippe eingefangen und kam diesen Montag also nicht zur Schule. Schweigend, weil sie nichts zu reden hatten (normalerweise brachte Katy immer alle beide zum Reden), gingen die zwei blonden Menschen nebeneinander her. Patrik war immer noch mit dem Stein beschäftigt, und Sara sah ihm beim Kicken zu. So ging das, bis sie die Schule fast erreichten.

„Sie hat gesagt, ihr seid Looser, und würdet euch nur mit mir abgeben, um cooler zu wirken…“, murmelte Sara plötzlich und blieb nahe dem Schulhof stehen. Pat schmunzelte. „Ach? Da liegt sie leider falsch!“, murrte er empört, „Ich wusste nicht mal, wer du bist, als ich dich das erste mal gesehen habe, und ich hab dir trotzdem geholfen! Ich…“ – „…du schätzt die Menschen. Du nimmst sie an, wie sie sind!“, fügte Sara hinzu und lächelte. „Das mag ich so an dir und Katy. Deswegen möchte ich, dass wir für immer Freunde bleiben! Egal was die anderen sagen!“ Pat nickte. Sie gingen weiter, bis sie im Schulhaus an Saras Klasse, der 8b, ankamen. „Also, viel Glück! Bis heute nach der Schule!“ Sara nickte. Glück konnte sie heute wirklich gebrauchen… sie schrieb Englisch. In welcher Stunde noch mal…

„WAH, das war in der ersten!“, schrie Sara auf und platzte in das Klassenzimmer. Der Lehrer war aber zum Glück noch nicht da. Erleichtert seufzend ging sie auf ihren Platz.

„Sara!“ Eine weinende Larissa fiel ihr um den Hals. „Es tut mir so furchtbar leid! Ich war so wütend, dass du keine Zeit mehr für mich hast, dass ich…“ – „Schon okay!“, meinte Sara lächelnd. „Übrigens: Patrik hat mir versichert, dass Katy und er mich mögen, weil ich ICH bin! Weil ich mich nicht verstelle! Nimm dir das mal zu Herzen!“, sagte sie lachend, kurz bevor der Lehrer hereinkam und alle ihre Plätze einnahmen…

„Stifte raus! Hefte verteilen! Jetzt schreiben wir die Arbeit!“, rief er in die Klasse, und mit einem allgemeinen Seufzen begann ein stressiger Schultag…
 

„Und dann hat diese doofe Lehrerin der ganzen Klasse eine Strafarbeit aufgebrummt, nur weil zwei Leute geschwätzt haben!“, rief Pat empört, als er neben Sara nach hause lief. „Frechheit!“, meinte Sara und biss sich auf die Unterlippe, „Das kenne ich nur zu gut! Lehrer sind so dooooooof!“ Patrik nickte heftig.

„Oho, wen haben wir denn da?“ Patrik und Sara fuhren erschrocken herum. Hinter ihnen stand eine Gruppe von Menschen – so ungefähr in Saras Alter. Das blonde Mädchen schluckte. „Meine frühere Clique!“, sagte sie kurz zu Patrik und schluckte abermals, „Die sind nicht mehr so gut auf mich zu sprechen. Sie haben mir schon gedroht, dass sie, wenn ich nicht zurückkomme, mir und euch das Leben zur Hölle machen…“ Patrik legte den Kopf schief. „Was sollen diese Zwerge schon gegen Katy und mich ausrichten?“

„Hey, Sara!“ Einer der Jungs aus der Clique kam auf Sara zu und packte sie am Kragen. „Glaub ja nicht, wir meinten das nicht ernst! Sollen wir dir lieber jeden Tag vermiesen?“ – „Was glaubst du, wer du bist, Klaus?!“, knurrte Sara ihn an.

Patrik musste Lachen. „Klaus“ passte überhaupt nicht zu diesem aufgeblasenen Windbeutel. Klaus drehte sich wütend zu Patrik, weil er wohl kapiert hatte, warum dieser lachte, und lies Sara los. Dafür wollte er jetzt Patrik an den Kragen…

„Hast du mir was zu sagen, Strohkopp?“, machte der Junge – der um einiges kleiner war als Pat – Patrik dumm an und wollte nach dem Kragen von Pats Mantel greifen. Er glaubte wohl, er mache Patrik Angst…

„Ja! Und zwar: FASS MICH ODER SARA JA NICHT MEHR AN!“ Mit diesen Worten schlug er so heftig Klaus’ Hand weg, dass dieser rückwärts stolperte und hinfiel. Knurrend richtete er sich wieder auf. Von hinten kam die Verstärkung: Die ganze Clique stand Patrik und Sara jetzt gegenüber.

„Ihr wollt Stress?“, fragte Patrik lachend, „Könnt ihr haben!“ Er ballte die Faust.

„HÖRT AUF, VERDAMMT!“ Stinkwütend war Sara zwischen die Fronten gesprungen und blaffte jetzt sowohl Pat als auch ihre ehemalige Clique an. „Was habt ihr für ein Problem? Denk ihr, durch Gewalt schafft ihr es, dass ich uuuuunbedingt zurück in die Clique will? Häh?“

Durch den von Sara ungewohnten Wutausbruch wichen sowohl die Jungs und Mädels aus ihrer ehemaligen Clique, sowie auch Patrik zurück. „Wow!“, meinte er und musste belustigt grinsen.

„Naja, wir… Larissa hat gestern Abend gesagt, dass sie furchtbar wütend auf dich ist und wir…“ – „DAS IST GEKLÄRT, IHR TROTTEL!“ Die Gruppe stob auseinander, als plötzlich Larissa von hinten anmarschiert kam. „Das habe ich Mary schon gesagt!“ Das Mädchen, das wohl Mary war, sah betroffen weg.

„Na klar, du hast es ihnen nicht gesagt, weil du wolltest, dass Sara Ärger bekommt! WAR JA KLAR!!!“ Schnaubend ging Larissa an ihrer Clique vorbei und auf Sara und Patrik zu. „Nun zu euch… Tut mir leid!“ Sie setzte ihr freundlichstes Lächeln auf. „Ich hätte es nur gerne, wenn Sara auch ab und zu mal Zeit für mich hat!“ Dabei zwinkerte sie Patrik zu.

„Ach ja!“, sagte sie, als fiele ihr etwas ein, und ging zu Patrik. Dann flüsterte sie dem Jungen ins Ohr: „Schnapp dir Sara! Aber mach sie bloß nicht traurig!“ Lachend sprang sie zurück, als Patrik errötete und sie mit seinem Temperament anfauchte.

Danach verabschiedete sie sich von Sara und schnappte sich Klaus, Mary und Co, um sie weiterzuschleppen. Sara und Patrik gingen auch weiter.
 

„Anscheinend hat Larissa die Führung übernommen!“, stellte Sara lachend fest und boxte Pat sanft in die Seite. Da der aber völlig abwesend war, zuckte er furchtbar zusammen. „Wa-was?“, stotterte er nur verlegen. Sara verdrehte die Augen und wiederholte die gesagten Worte.

„Sag mal, was hat Larissa dir denn gesagt, dass du so abwesend bist?!“, fauchte Sara nach einer Weile genervt, als sie zum erneuten Male feststellte, dass Patrik nicht aufpasste. „Ach nichts…“, meinte der bloß.
 

„Am Samstag ist noch mal Probe vor der Aufführung am Sonntag, oder?“, fragte Sara, als sie in der Haustür stand und sich von Patrik verabschiedete, welcher weiter musste. Der nickte bloß. „Ach, sag Katy gute Besserung, ja?“ Wieder nickte er nur.

„Hey!“, murrte Sara, und musste schließlich doch grinsen. Patrik sah so verlegen aus…

„Wir sehen uns morgen wieder!“, sagte Sara zum Abschied, beugte sich kurzerhand vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann schloss sie so schnell sie konnte die Tür.

„Oh… mein… Gott…“, murmelte sie grinsend, als sie in ihr Zimmer ging und sich an den Schreibtisch setzte, „Was hab ich bloß wieder angestellt…“ Dann musste sie lachen. „Wie er geguckt hat… Egal, was haben wir auf… Mathe, Politik, Deutsch, Englisch – trotz der Arbeit – und Latein… Na super…“

Und so endete auch der erste Tag der letzten Schulwoche vor Weihnachten…

4. Advent/Heilig Abend

4. Advent/Heilig Abend
 

„Okay. Ihr könnt euren Text? Super! Dann los!“ Aufgeregt versuchte Thomas seine Schützlinge in Engelskleidern, Hirtenmänteln und Gewändern zu motivieren und ihnen das Lampenfieber zu nehmen, das eigentlich – und laut Katy war das jedes Jahr so – nur er hatte. Dann schubste er ein paar Jugendliche in Hirten-, Engels- und Menschenkostümen (der Zeit Jesu Geburt angepasst) hinaus auf die „Bühne“, die die eigentlich nur der gesamte Altarraum der großen Ortskirche war. Die Orgel ertönte und die Jugendlichen begannen ein Lied über Maria zu singen. „Maria, die Magd Gottes“ und „Heilige Jungfrau“ hieß es da, doch Sara und Patrik hörten kaum zu. Die beiden waren damit beschäftigt, sich ihren Text noch einmal aufzusagen, denn gleich war es Zeit für ihren Auftritt…

Die Musik verstummte. Sara schluckte. Das war ihr Einsatz. Sie ging mit gespielter Entschlossenheit hinaus und stellte sich in die Mitte der Bühne. Sie trug ein hellblaues, langes Gewand und hatte ein dunkelblaues Tuch um die Schultern gehängt. Ihre Haare hatte sie seitlich zu einem Zopf gebunden und lies ihn über ihre Schulter hängen. Sie sah zwar nicht aus wie eine der klassischen Marien, doch sie sah trotzdem wunderbar aus.

Die vielen Menschen – hauptsächlich alte Menschen oder Familien mit kleinen Kindern – sahen alle auf sie. Sara musste erneut schlucken. Doch dann hörte sie, wie die Orgel leise spielte. Man wollte sie ermutigen. Sara ballte hinter ihrem Rücken die Fäuste und machte sich daran, die Hausfrau Maria, die mit dem Zimmermann Josef verlobt war, und ihn bald heiraten sollte, zu spielen. Da kam Josef – Patrik – auf die Bühne und ging zu Maria. Die beiden sagten ihren Text auf, redeten über die Verlobung und über Gott. Dann verließ Josef wieder die Bühne. Sara stand alleine da. Sie ging wieder in die Mitte der Bühne.

Das Licht ging aus und nur eine Lampe über dem blonden Mädchen in dem blauen Gewand blieb an. Herein kam diesmal Manuel, der den Erzengel Gabriel darstellte. Er stellte sich in seiner langen, weißen Kutte vor Maria und sah sie an. Er musste kurz grinsen, brachte dann aber doch ordentlich seinen Text hervor: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“ (Lukas 1,28) Maria erschrak. „Welch ein Gruß ist das?“ (Lukas 1,29), fragte Maria zum Publikum gewandt und schaut dann wieder Gabriel an. Der Engel fuhr fort: „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“ (Lukas 1,30-33)

„Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?“ (Lukas 1,34), lautete Marias Gegenfrage. „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ (Lukas 1,35-37), sagte darauf der Erzengel und Maria sagte ihren berühmten Satz: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lukas 1,38) Und Der Engel verschwand.
 

So ging es weiter mit Marias Besuch bei Elisabeth, der Mutter von Johannes, dem Täufer, welche eigentlich als unfruchtbar galt. Dann kam die Stelle, die Katy, Sara und Pat bereits ausgiebig geübt hatten: Die Stelle, in der auch Josef von der Geburt des Messias, welcher in Marias Leib (symbolisiert durch ein Kissen unter Saras Gewand…) heranwuchs, erfuhr.

Letztendlich kam die Stelle, die wohl jeder kennt: Das Gebot zur Volkszählung, das Maria und Josef dazu veranlasste, nach Bethlehem zu gehen, wo sie aber keine Unterkunft in der Herberge finden, und daher in einen abseits gelegenen Stall ausweichen müssen (auch wenn mancher sagt, dieser Stall wäre eigentlich nur unter der Herberge gewesen, und nicht abseits). Dort „gebar“ Sara alias Maria das Kind, welches in ihrem Stück eine Babyborn war. Sie und Patrik sangen ein Duett, in dem es um die Menschwerdung Gottes und darum, dass sie das Kind „Jesus“ nennen sollen, ging. Danach ging das Licht aus und ein Lichtstrahl leuchtete auf die hereingekommenen Engel, unter ihnen auch Katy, die die Menge breit angrinste, was ein gelegentliches Lachen unter den Kirchenbesuchern hervorrief (man bekam ja nicht jeden Tag einen Engel mit grellrosa Haaren und einem frechen Grinsen zu sehen). Diese fünf Engel inklusive Gabriel sangen ein Lied, in dem sie die Hirten aufforderten, das Kind zu suchen. Diese machten sich sofort auf zu der Krippe, welche bereits wieder beleuchtet wurde. Sie huldigten die Babyborn und sangen dann zusammen mit allen Schauspielern ein abschließendes Lied, bevor alle erleichtert die Bühne verließen und sich in die erste Reihe der Kirchenbänke, die extra für sie freigehalten worden war, setzten.
 

Im Laufe des restlichen Gottesdiensts sprach der Pfarrer seinen Dank aus, las das Evangelium nach Lukas, welches als Vorlage für das Stück gedient hatte, vor. Ein langer Weihnachtsgottesdienst fand statt…

Als es zur Predigt kam, stellte der Priester eine wichtige Frage: „Warum Maria? Warum hatte sich Gott die arme, junge Frau Maria ausgesucht?“ Sara nickte leicht, denn diese Frage hatte sie sich während den Proben bereits gestellte.

Warum diese Frau?

Sie selbst hatte sich schon eine Antwort gegeben. Daher hörte sie nicht zu, was der Pfarrer dazu sagte. Sie selbst war der Meinung, dass das eine Botschaft Gottes war. Er wollte damit zeigen, dass auch die ärmsten und schwächsten Menschen wichtig sind; Jesus sollte kein König wie die anderen sein, er sollte ein König für die Menschen sein. Und außerdem war Maria noch Jungfrau, da sie noch nicht verheiratet war. Und, denn Saras Meinung nach hieß „Jungfrau“ in diesem Fall auch noch etwas anders, sie war rein von Schuld. Sie hatte noch nie gelogen oder betrogen, oder sonstiges Böses oder Schmutziges gemacht. Auch wollte ihr Mann sie nicht verraten, weil er sie so liebte. Gott hatte wohl die Beziehung der beiden auf die Probe gestellt. Sara war froh, dass damals alles gut ausgegangen war…
 

Als der Gottesdienst vorbei war und Thomas seine Gruppe glücklich entlassen hatte, natürlich nicht ohne ihnen ein Frohes Fest zu wünschen, gingen Sara, Katy und Patrik erschöpft nach hause.

„Daheim packen sie sicher schon die Geschenke und alles aus…“, murrte Sara und kickte einen Stein auf die Straße. Es war alles so leer, die ganzen Menschen, die bis gestern noch hier herumgewuselt waren, hatten endlich bei ihren Lieben Ruhe gefunden. Auch wenn sie wahrscheinlich nur das Geschenke-Fest feierten, Sara freute sich, dass so viele Leute bei ihren Familien saßen und um den Baum herum Lieder sangen. Durch die Fenster konnten die drei viele Leute beim friedlichen Feiern beobachten. Ihre Herzen wurden warm, auch wenn es bitterkalt war…

„Da fällt mir ein… Ich hab gar kein Geschenk für dich, Sara!“, murmelte Katy entschuldigend, fing aber plötzlich breit an zu grinsen. Sara lief nämlich schweigend neben Patrik her, und die beiden sahen bloß zu Boden oder in die Fenster. „Ich muss los! Ich hab noch was zu tun!“, meinte sie und knuffte Patrik in die Seite. Der wurde rot. Ihm war klar, warum Katy sofort weg war. Beziehungsweise, warum sie die beiden alleine zurückließ. Verlegen sah er zu Sara.

„Huch? Was hat sie sie denn noch zu tun?“, fragte Sara äußerst naiv. Patrik wandte seinen Blick ab. „Was weiß ich…“, murmelte er und steckte seine Hände in die Taschen. Eine Weile liefen sie so weiter, bis sie endlich bei Saras Haus ankamen. Sara schloss auf und Patrik sah ihr zögernd dabei zu.

„Willst du noch mit reinkommen und was trinken?“ Patrik nickte nur und folgte ihr ins Haus. Sara deutete auf ihr Zimmer und verschwand in die Küche, kehrte dann mit zwei Gläsern Wasser zurück, welche sie auf ihren Schreibtisch stellte. Sie zog ihre Jacke auf und hängte diese und die von Patrik an die Garderobe in ihrem Zimmer. Patrik saß bereits auf Saras Schreibtischstuhl und trank zögerlich. Sara stellte sich empört vor ihn. „Also echt, das ist mein Stuhl!“, meinte sie im Scherz und lachte, dann ging sie zu ihrer Kommode neben ihrem Bett und zog ein großes Päckchen heraus. Das reichte sie Patrik. „Dein Geschenk!“, sagte sie lächelnd und sah zu, wie er es auspackte. Aus dem Packen hob Patrik einen dunkelroten Schal (der perfekt zu dem Schwarz seiner Kleidung passte), auf dem sein Name eingestickt war. „Wow… hast du das gemacht?“ Sara nickte stolz.

„Danke! Vielen Dank!“, sagte Patrik und strahlte glücklich den warmen Schal an, „Aber… ich habe für dich leider kein Geschenk. Ich wusste einfach nicht, was ich dir schenken soll, weil ich dich…“ Er wurde rot und brach seinen Satz ab. „Egal! Was wünschst du dir denn?“, fragte er verlegen und sah Sara unwissend an. Diese überlegte, dann stand sie von ihrem Bett auf.

„Nun… kennst du dieses Lied…?“, fragte sie und fing an zu singen:

„I don't want a lot for Christmas

There is just one thing I need

I don't care about the presents

Underneath the Christmas tree

I just want you for my own

More than you could ever know

Make my wish come true

All I want for Christmas is you
 

I don't want a lot for Christmas

There is just one thing I need, and I

Don't care about the presents

Underneath the Christmas tree

I don't need to hang my stocking

There upon the fireplace

Santa Claus won't make me happy

With a toy on Christmas day
 

I just want you for my own

More than you could ever know

Make my wish come true

All I want for Christmas

is you, youuuuu, ooh ooh baby, oh oh
 

I won't ask for much this Christmas

I won't even wish for snow, and I

I just want to keep on waiting

Underneath the mistletoe
 

I won't make a list and send it

To the North Pole for Saint Nick

I won't even stay up late

To hear those magic reindeer click
 

'Cuz I just want you here tonight

Holding on to me so tight

What more can I do

Oh, Baby all I want for

Christmas is you, youuuu, ooh baby
 

All the lights are shining

So brightly everywhere

And the sound of childrens'

Laughter fills the air
 

And everyone is singing

I hear those sleigh bells ringing

Santa won't you bring me

The one I really need

Won't you please bring my baby to me quickly, yeah
 

Ohh ohh, I don't want a lot for Christmas

This is all I'm asking for

I just want to see my baby

Standing right outside my door
 

Ohh ohh, I just want you for my own

More than you could ever know

Make my wish come true

Oh, Baby all I want for Christmas is you,

you ooh, baby
 

All I want for Christmas is you, ooh baby

All I want for Christmas is you, ooh baby!”
 

Kichernd setzte sich Sara wieder aufs Bett und starrte grinsend zu Patrik, welcher völlig verdutzt auf dem Schreibtischstuhl saß. „Äh… du meinst nicht eine CD, oder…?“ Sara nickte kichernd. Patrik kniff die Augen zusammen und ging zu Sara. „Du meinst…?“ Sara nickte wieder, erneut kichernd, und stand auf.

„Patrik, ich… liebe dich… äh, das ist mir jetzt peinlich…“, sagte sie, lachte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Patrik schaute nur verlegen und nahm Sara schüchtern in die Arme. „Naja, ich… dich… doch auch…“, sagte er noch verlegener. Sara lächelte glücklich…

„Aber irgendwie ist das jetzt so eine kitschige Stelle, wie sie in jeder dämlichen Fanfiction zu finden ist…“, war Saras Kommentar dazu, welcher Patrik zum Lachen brachte. „Ist doch okay so!“, meinte er und seine Schüchternheit war kaum noch da. Er kam ihrem Gesicht näher, und wollte sie gerade küssen, als…

„Upps, störe ich?“ Erschrocken ließen sich Patrik und Sara los und stoben auseinander. Katy stand grinsend im Türrahmen. „Na endlich habt ihrs geschafft! Glückwunsch!“, lachte sie und ging zu Sara, und klopfte ihr auf die Schultern. „Jaja, das Fest der Liebe!“, meinte sie, „Ich hab alles gehört!“ Sara sah errötet aus dem Fenster und sagte nichts. „Mir war irgendwie klar, dass du das geplant hast, Katy…“, murrte Patrik, ging dann aber lächelnd zu Sara und legte den Arm um sie. „Aber irgendwie bin ich dir auch dankbar, Schwesterherz!“ – „Tja, ich bin eben ein echter Engel… Liebesengel… Amor… was auch immer…“, prustete das Mädchen mit den rosa Haaren los, „Aber warum ich euch gestört habe: Wir warten! Wir haben alle doch genau gesehen, dass du heimgekommen bist, Sara! Also komm!“

„Wir?“, fragte Sara verwirrt, als sie von Katy in Richtung Wohnzimmer gezerrt wurde. Katy riss die Tür auf. „Und hier ist sie, unser Weihnachtsengel: Sara!“, präsentierte Katy lallend und schob Sara und ihren eigenen Bruder in das Wohnzimmer, wo Saras komplette Familie – Omas, Opas, Onkel, Tanten – und Katys und Pats Eltern, die Sara bisher erst einmal gesehen hatte, saßen und glücklich lächelten. Sara aber sah sie baff an. „Was…?“

„Überraschung!“, grinste Katy ihr entgegen, „Ich dachte, du würdest auch gerne mal wieder mit deiner Family feiern, daher haben deine Mum und ich sie alle zusammengetrommelt! Tadah!“

Sara war immer noch völlig baff. Aber dann fiel sie glücklich ihren Verwandten, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte, um den Hals.

Dieser Abend würde der schönste Weihnachtsabend in ihrem Leben werden. Dieser Meinung war Sara absolut. Sie lächelte ihrem geliebten Patrik zu, dann lächelte sie Katy an. „Ich danke euch! Ohne euch wäre das alles nicht passiert! Ihr seid wie zwei Engel! Ihr seid wunderbar!“ Dann sangen sie „Stille Nacht“, und die Gemeinschaft war richtig zu spüren. Dieser Abend war unvergleichbar…
 

Ich wünsche euch Frohe Weihnachten, ein gutes neues Jahr und hoffe, dass ihr die Botschaft dieser Geschichte versteht und euch zu Herzen nehmt!

saoto-chan



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2007-11-20T20:20:24+00:00 20.11.2007 21:20
die story gefällt mir. Find ich auch gut geschrieben.
Von: abgemeldet
2006-12-24T00:31:05+00:00 24.12.2006 01:31
so hab die ff auselesen,
ich fand die idee von anfang an gut,
ich hätte sie so nicht aufschreiben können,
die ist dir echt gelungen,
sara und pat haben sichdoch noch gefunden *freu*
so bye bye
Von: abgemeldet
2006-12-24T00:01:14+00:00 24.12.2006 01:01
hey,
super kapi,
echt klasse,
die idee gefällt mir,
ich mach mich jetzt auch gleich ans weiterlesen,
bye bye


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