-One Shot-
Just another Christmas story
„Stille Nacht, Heilige Nacht“ kam es weihnachtlich aus dem Radio. Er trank sein letztes Bier, legte das Geld auf den Tisch und trat hinaus in die klirrende Kälte.
Den Kopf zwischen die Schultern eingezogen kämpfte er sich durch das Schneegestöber und verfluchte die ewigen Lobreden auf Weiße Weihnachten. Nach zwei Wochen würden sie ohnehin Beschwerden über Husten, Fieber und Grippe weichen.
„Rumms“ ein kleines Etwas war ihm genau vor die Füße gelaufen und auf dem Boden gelandet. Er zog den Jungen aus dem Schneematsch, murmelte ein „Pass doch besser auf“, und setze seinen Weg fort.
Weihnachten war für die meisten Menschen doch ohnehin nur die Ausrede noch mehr Geld auszugeben und noch mehr zu Essen, als zur restlichen Zeit des Jahres …
Seine Gedanken wurde wiederum unterbrochen, diesmal von kurzen Schritten, die er hinter sich vernahm. Er drehte sich um und erkannte den Jungen, der eben noch im Schnee gelegen hatte. „Was willst du?“, fragte er unwirsch. Der Junge zögerte einen Moment, dann sagt er mit fester Stimme: „Ich brauche eine Hilfe!“
Er blickte das zerlumpte Bündel unschlüssig an: „Hast du dich verlaufen?“, wollte er nun genervt wissen. Der Junge zögerte wieder, bevor er nickte.
Er seufzte genervt: „Wo wohnst du?“ Der Junge lächelte, hob die Hand und zeigt zum Himmel.
Er blieb perplex einen Moment stehen, dann schüttelte er den Kopf und wandte sich um, um weiter zu gehen. Ein Bündel, das schreiend an seinem Arm hing, hinderte ihn jedoch daran.
„Was willst du verdammt noch mal?“, brüllte er den Jungen an und schüttelte ihn ab.
„Du musst mir helfen!“, wiederholte dieser aufgelöst.
„Und wie?“, fragte der Mann nun, wieder ruhiger.
„Du musst mir helfen, die Geschenke an die Kinder zu verteilen.“
Ein tonloses „Was“ war die Antwort.
Nun lächelte der Junge stolz und richtete sich auf: „Ich bin nämlich das Christkind“
Der Mann erwiderte nichts und starte nur auf den Jungen vor sich.
„Holder Knabe mit lockigem Haar“ hörte man in einem Fenster Kinderstimmen singen.
„Chriiiis, Christian“, ertönte auf einmal eine Stimme von weitem.
Der Junge blickte sich erschrocken um und versteckte sich hinter ihm. „Du musst mir helfen.“, wiederholte er, nun eindringlicher: „Die Kinder sind traurig, wenn sie ihre Geschenke nicht bekommen!“
Plötzlich stand eine Frau vor ihm: „Es tut mir so Leid, wenn er sie belästigt hat“, entschuldigte sie sich bei ihm und zerrte den Jungen dann hinter seinem Rücken hervor: „Was hast du dir nur gedacht, die Frau Doktor mach sich Sorgen! Los, gehen wir nach Hause, alle warten schon!“
Der Junge wand sich in ihrem Griff, schlug um sich und begann zu schreien. „Die Kinder wollen ihre Geschenke! Ich bin doch das Christkind!“
Plötzlich nahm der Mann den Jungen an der Schulter: „Ich habe eine Idee“ Der Junge war nun ganz ruhig: „Du willst mir helfen?“
Er nickte: „Ich habe einen guten Freund, der die Geschenke für dich verteilen kann“
Der Junge blickte ihn ruhig an: „Wie heißt dein Freund?“
Der Mann verzog die Mundwinkel zu etwas, das man ein Lächeln nennen konnte: „Weihnachtsmann“
Nun begann der Junge angestrengt nachzudenken. Schließlich lachte er und nickte: „Na gut! Aber nur so lang, bis ich es alleine kann!“
Er nickte „Abgemacht“
Die Frau zog den Jungen nun endgültig mit sich. Er blickte den beiden nach und beobachtete, wie sie im Schneetreiben verschwanden.
Dann machte er sich auf den Weg, dabei heiter die Melodie von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ vor sich hin pfeifend.
