Ray On Astray
Nihao!
Wie ihr vielleicht gemerkt habt, geht es bei meinen FFs momentan nur mehr als nur schleppend voran und ich fürchte, dass ich hier endlich ein neues Kapitel geschafft habe, habt ihr La-chan zu verdanken; danke, Katzenhäschen, auch wenn du es wahrscheinlich nicht weißt, aber unsere Gespräche via ENS über diese FF haben mir ungemein geholfen daran weiterzuschreiben, weil die furchterbaren Bilder, die du mir als in den Kopf setzt, mich immer mehr dazu antreiben daran weiter zu schreiben! *knuddel*
Zai jian, Ta-chan
09. Ray On Astray
Seit er fluchtartig den Kontrollraum verlassen hatte, waren nun schon einige Stunden vergangen. Doch es kam ihm bei weitem nicht so lang vor. Gedankenversunken war er durch die „Red Phoenix“ getigert, ziellos, planlos und völlig verwirrt. Ein Zustand, den er über alles verabscheute. Schließlich hatte ihn sein Weg in die Bibliothek geführt und er brütete über diversen Büchern. Seine Finger krallten sich in ein Buch, seine Augen glitten über die Zeilen, sicher schon zum zehnten Mal. Kaum, dass er am Ende der Seite angelangt war, fing er seufzend wieder von vorne an. Seine Gedanken rasten so sehr, dass sie ihm keine Chance gaben das Gelesene zu verarbeiten.
Als die goldenen Augen zum elften Mal über die Seite geflogen waren, gab ihr Besitzer es auf und ließ das Buch mit einem schweren Seufzer sinken.
„Raymond Kon, wann bist du nur so weich geworden...?“, fragte er sich selbst leise.
~Du bist nicht weich geworden, du törichter Narr. Du hast nur Gefühle, was nebenbei bemerkt normal für Mäohuner ist. Du erinnerst dich? Gefühle im Bezug auf andere Mäohuner.~
>Hn. Was willst du damit sagen?<
~Kira. Hör auf dein Herz.~
>Was meinst du damit? ...Hallo?<
Genervt fuhr der Schwarzhaarige sich durch sein Haar. Diese innere Stimme raubte ihm noch den letzten Nerv. Sie redete immer dann, wenn er es nicht brauchen konnte, und dann hörte sie genau da auf, wo er weiterwissen wollte. Ray schloss seine Augen und in seinen Gedanken tauchte das Bild von Kira auf, im Hintergrund die Stimme des Blonden, die ihm die Schuld gab. Kiras hellviolettes Haar, das noch immer so lang war, wie früher, ihre blaugrünen Augen, die flehend in die Kamera sahen und die Verletzungen auf ihrem Körper.
Wie hatte Ray es nur so weit kommen lassen können?
Der Mäohuner wusste, wer ihr das angetan hatte. Der Blonde... Ray hatte ihn schon auf Xiangto gesehen, seine Augen hatten ihn nicht betrogen. Doch das Wichtigste, was er wusste, war, wo die beiden waren. Nun ja, der Captain wusste es nicht wirklich ganz genau, doch schon seit sie diesen Auftrag angenommen hatten, hatte er eine Vermutung gehabt. Eine Vermutung, wer hinter all dem steckte und wo sie waren. Doch er wollte es nicht glauben, nicht wahrhaben und so hatte er es für sich behalten. Und nun lag es allein an ihm, allein in seinen Händen.
Langsam stand der Schwarzhaarige auf und verließ die Bibliothek wieder. Ray hatte eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung allein für sich. Er allein hatte sie alle mit hineingezogen. Nicht nur Kira, nein, auch Kai und ihre inzwischen gemeinsame Crew. Niemals wollte Ray irgendwen mit darein ziehen. Würde Kai etwas passieren wegen ihm, könnte Ray es sich niemals verzeihen.
Genau dieser saß in seinem Garten auf der Hollywoodschaukel und dachte über Ray nach. Die Reaktion des Schwarzhaarigen hatte ihn mehr als nur beunruhigt. Irgendetwas lag da im Argen, nur wusste Kai nicht, was es war.
Ein hoher Ton, einem Klingeln gleich, riss ihn aus den Gedanken. Verwirrt hob der Grauschwarzhaarige eine Augenbraue. Wer wagte es ihn in seinem Privatraum zu stören? Mit eiligen Schritten trat Kai zur Tür und verließ den Garten wieder.
Im Flur stand Brooklyn. Natürlich, Rays ehemalige Crew wusste ja nicht, dass er in diesem Raum ungestört sein wollte. Interessiert musterte der Fengdaner den Orangehaarigen vor sich, versperrte ihm zeitgleich die Sicht auf sein kleines Stückchen Paradies. Verlegen räusperte Brooklyn sich.
„Was willst du, York?“, fragte der Captain.
„Ich... können wir irgendwo ungestört reden, Captain?“, bat der Mäohuner, als er Robert, Emily und Kenny bei einem fröhlichen Plausch auf sie zulaufen sah.
Irritiert nickte der Grauschwarzhaarige und deutete dem Agent an ihm zu folgen. Ihre Schritte führten die beiden zur Bibliothek. Als Kai diese leer vorfand, hob er doch leicht verwundert eine Augenbraue. Er hatte zwar gehofft, dass sich dort keiner befand, doch irgendwie hatte der Grauschwarzhaarige dann doch damit gerechnet, Ray dort vorzufinden. Anhand der aufgeschlagenen Bücher, die auf dem Tisch lagen, ging er davon aus, dass der Schwarzhaarige wohl hier gewesen war. Schließlich setzten Kai und Brooklyn sich an den Tisch und der Captain blickte seinen Gegenüber auffordernd an.
„Ich weiß nicht, was mit Ray los ist, aber irgendwas stimmt da nicht. Ich... ich versuche seit Jahren wieder an ihn ranzukommen... weil wir früher beste Freunde waren... Ich bin mir nicht sicher, ob wir das immer noch sind, aber ich bin mir recht sicher, dass er dir vertraut... auch wenn ich nicht weiß, wieso und wie du das geschafft hast... Aber ich bitte dich, pass auf ihn auf, denn ich habe das Gefühl, dass er etwas sehr, sehr Dummes tun wird. Und mein Gefühl hat mich bis jetzt selten getäuscht. Ich... weiß nicht, was genau er vor hat, aber ich weiß, dass er sich stur stellen wird, wenn ich ihm folge, und deshalb bitte ich dich das zu tun. Er bedeutet mir ungemein viel und ich will nicht, dass ihm etwas passiert...“
Überrumpelt blickte der Captain den Orangehaarigen an. Mit einer solchen Bitte hatte Kai nicht gerechnet. Okay, eigentlich wusste der Fengdaner nicht, mit was er gerechnet hatte, aber bis jetzt hatte Kai mehr den Eindruck gehabt, dass Brooklyn ihn nicht leiden konnte...
„Wie kommst du darauf, dass Ray etwas Dummes tun könnte?“, fragte Kai.
„Ich weiß es. Ich kenne Ray schon, seit wir Kinder waren, und egal wie sehr er sich verändert haben mag, er ist noch immer sehr impulsiv, wenn es um jemanden geht, der ihm etwas bedeutet. Ich weiß zwar nicht, wer dieses Mädchen war, aber ich habe ihm angesehen, dass sie ihm wichtig ist. Und ich denke, dass du das auch gesehen hast.“
Nickend blickte der Grauschwarzhaarige den Mäohuner an und überlegte. Wenn Ray wirklich etwas Dummes vorhatte, dann...
Mit schreckgeweiteten Augen sprang Kai auf und verließ nahezu fluchtartig die Bibliothek.
„Das hat aber lang gedauert“, murmelte Brooklyn grinsend.
Sein Weg führte den Captain in den Hangar des Schiffes und er betete, dass es noch nicht zu spät war und Ray noch an Bord der „Red Phoenix“ war. Tatsächlich brannte das Licht, als Kai eintrat und die Luke des kleinen Schiffes, mit dem Struck zu ihnen gelangt war, stand offen. Grinsend trat der Grauschwarzhaarige näher und schlich sich unauffällig an Bord. Er wusste, wenn Ray ihn bemerken würde, ehe sie die „Red Phoenix“ verlassen hatten, würde der Schwarzhaarige ihn fertig machen. Und das wortwörtlich. Denn bei einem Kampf Mann gegen Mann war sich Kai nicht wirklich sicher, ob er gewinnen könnte...
Als das Schiff abgehoben hatte und sie scheinbar losgeflogen waren, traute sich Kai aus seinem zugegebenermaßen sehr ungemütlichen und engen Versteck hinter einigen Kisten, die im Laderaum standen, und betrat den kleinen Kontrollraum im vorderen Teil des Schiffes. Aus mehr als aus Kontrollraum und Laderaum bestand das Schiff allerdings auch nicht. Tatsächlich saß Ray am Steuer. Es wunderte den Grauschwarzhaarigen nicht weiter, dass der Mäohuner ein Schiff steuern konnte. Mit einem dezenten Räuspern machte Kai auf sich aufmerksam und sorgte damit dafür, dass Ray das Steuer erschrocken herumriss und sie beinahe mit einem Meteoriten kollidiert wären.
„Kai?!“, stieß Ray mit aufgerissenen Augen aus.
„Der bin ich. Aber... willst du mir verraten, wohin genau wir fliegen?“, fragte der Fengdaner neugierig und setzte sich auf den Sitz neben Ray.
„Wir fliegen nirgends hin. Ich dreh um und lass dich bei deinem Schiff wieder raus und dann fliege ich irgendwo hin.“
„Das glaubst du doch selbst nicht, oder Ray?“, fragte Kai lachend.
„Kinder, ich unterbreche euch ja wirklich nur ungern, aber-“
Seit mehreren Minuten versuchte Dizzy sich Gehör zu verschaffen. Was allerdings gepflegt in die Hose ging...
Mariah war zu sehr damit beschäftigt das Schiff alleine zu fliegen, da Max und Tyson zu sehr miteinander beschäftigt waren und Enrico von Hilary und Oliver abgelenkt war. Die beiden Köche hatten nämlich verschiedene Leckereien ausprobiert und fütterten den Blonden momentan, welcher ihnen sagen sollte, was besser schmeckte. Und Tala war mit Bryan beschäftigt.
Normalerweise hörte wenigstens Kenny ihr zu, aber der war voll und ganz von Emilys Ausschnitt abgelenkt... Ein Wunder, dass der Brünette noch nicht angefangen hatte zu sabbern.
„Verdammt noch eins! Nun hört mir gefälligst zu!“, brüllte Dizzy ärgerlich.
Erschrocken zuckten alle Anwesenden zusammen und blickten zum großen Bildschirm, auf welchem die Wellenlinie der Stimme zu sehen war.
„Na also, geht doch... Also... vor einigen Minuten hat ein Schiff den Hangar verlassen.“
„Was? Ein Schiff?“, fragte Tala verwirrt und trennte sich recht widerwillig von Bryan.
„Ja, was denn sonst, Tala?“, seufzte Dizzy genervt.
„Na ja... Wahrscheinlich ist Struck wieder gegangen, ich hatte eh das Gefühl, dass er sich hier nicht sehr wohl gefühlt hat“, tat Tyson das ganze schulterzuckend ab.
Ein Lachen hinter ihm ertönte und alle drehten sich mit verwirrter Mine zu Brooklyn, welcher soeben den Kontrollraum betrat und leicht den Kopf schüttelte.
„Nein, nicht Struck. Ray und Kai“, meinte der Orangehaarige.
„Was meinst du damit, Brook?“, wollte Max wissen.
„Ray ist losgezogen im Alleingang und Kai... Kai hat sich an seine Versen geheftet, hoffe ich zumindest.“
„Das heißt, unsere Captains sind beide weg?! Einfach so?! Und wir wissen nicht, wo sie sind?!“, fragte Hilary mit großen Augen.
„Ganz ruhig, Hil“, versuchte Oliver sie zu beruhigen.
„Dizzy, ruf die anderen her, ich würde sagen, wir haben eine Krisensitzung mehr als nur nötig“, meinte Emily bestimmend und knöpfte ihr Hemd weiter zu, sehr zu Kennys Ärgernis.
Kurz darauf fanden sich auch Robert, der etwas gedöst hatte, Johnny, der in seine Arbeit an der „White Tiger“ vertieft war, und Lee, der trainiert hatte, im Kontrollraum ein.
„Was ist los?“, fragte Lee noch immer leicht außer Atem vom Training.
„Ray und Kai sind weg“, erklärte Mariah ihnen kurz und bündig.
Während die Crew versammelt im Kontrollraum stand und Kai und Ray sich immer weiter vom Schiff entfernten, schien keiner an den armen Special Agent Struck zu denken. Dieser stand nämlich im Hangar und blickte mit großen, wässrigen Augen auf die leere Stelle, an der vor kurzem noch sein Schiff gestanden hatte. Tränen sammelten sich in seinen orangebraunen Augen und ein Schluchzen verließ seine Kehle, bevor er kraftlos am Boden zusammensackte.
„Wieso immer ich...?“, schniefte er deprimiert, „Was habe ich nur verbrochen, dass es immer mich trifft... Warum nur...?“
Schwer seufzend ließ der Schwarzhaarige den Kopf hängen und schloss die Augen, in der Hoffnung das Schiff wäre wieder da, wenn er sie wieder öffnete. Doch leider wurde Struck enttäuscht.
„Mein Schiff... Wenn der Commander mich nicht umbringt, dann tut es sicherlich meine Frau... Wenn sie erfährt, dass mir mein Schiff gestohlen wurde, dann ist die Hölle los... Sie wird mich eigenhändig... Gott, ich will gar nicht daran denken....“, schluchzte er frustriert.
Warum passierte sowas auch immer ihm? Reichte es denn noch nicht, dass er immer den Fußabtreter für Captain Kon spielen musste und nun auch noch auf die ‚Red Phoenix’ befohlen worden war, nein, musste ihm nun auch noch sein Schiff gestohlen werden und... musste er denn nun wirklich auf diesem verfluchten Schiff festsitzen?! Mit dieser Crew zusammen?!
Struck wusste, dass Captain Kon sein Schiff hatte, er hatte das Gespräch vor wenigen Minuten im Kontrollraum mitbekommen und war daraufhin hierher geeilt. Und Struck wusste auch, dass seine geliebte „Ciar“ in den Händen dieses Mäohuners alles andere als sicher war.
Mary Sue würde ihm den Kopf abreißen, wenn er das Schiff nicht in einem Stück wiederbrachte.
Dabei liebte er selbst das Schiff doch so sehr... Es war sein größter Schatz und einziger Zufluchtsort vor dem Commander, vor Captain Kon oder vor Mary Sue, wenn diese mal wieder schlechte Laune hatte.
Und nun war seine „Ciar“ diesem furchtbaren Captain Kon schutzlos ausgeliefert...
Dazu kam auch noch der Commander, der Struck sicherlich dafür verantwortlich machen würde, dass dessen Enkel mit seinem Schiff abgehauen war... Und Struck somit mal wieder entkommen war...
Mehr und mehr Tränen bahnten sich ihren Weg über das Gesicht des armen Agents, während in seinem Kopf die Frage, womit er das alles nur verdient hatte, immer lauter zu werden schien...
„Wie weg? Weg weg? Was heißt weg?“, forderte der Schwarzhaarige zu wissen.
„Nun beruhig dich erst einmal, Lee“, seufzte seine Verlobte.
„Beruhigen?! Mein kleiner Bruder ist weg, auf einem Schiff, mitten im Weltall, weg. Einfach... weg. Und du sagst, ich soll mich beruhigen?!“, murrte er.
„Es ist beängstigend, wie ähnlich er ihr geworden ist, seit sie verlobt sind“, flüsterte Brooklyn Johnny ins Ohr, welcher nur grinsend nickte.
„Er ist ja nicht allein losgezogen und er ist kein kleines Kind“, murrte Emily genervt.
„Dass er kein kleines Kind mehr ist, weiß ich selbst“, brummte Lee trotzig.
„Ach? Wirkt aber nicht so...“, entgegnete die Orangehaarige.
„Also, bevor ihr anfangt euch an den Haaren zu ziehen, Ray ist los, weil... ich weiß nicht warum, es hat irgendwas mit der Videobotschaft zu tun... Und Kai ist ihm nach“, erklärte Brooklyn nochmals.
„Videobotschaft? Was für eine Videobotschaft?“, fragte nun Mariah verwirrt.
Da erst fiel Bryan auf, dass gar nicht alle anwesend waren, als sie die Videobotschaft erhalten hatten.
„Dizzy, spiel das ganze doch noch einmal ab“, bat der Grauhaarige deshalb.
„Okay, wie du meinst, Schnuckie.“
Der Bildschirm flackerte und kurz darauf war wieder die Violetthaarige zu sehen, wie sie gefesselt auf dem Boden lag, scheinbar geängstigt.
„Na, erinnerst du dich noch? Weißt du noch, wer sie ist? Willst du an ihrem Tode schuldig sein? Mh, Raymond? Willst du? Nein, das willst du nicht... Also halt dich aus meinen Geschäften raus“, erklang wieder die kalte Männerstimme.
Sie alle starrten das Video an, doch nur Mariah verzog verwirrt das Gesicht, musterte das Mädchen intensiv. Erst bei genauerem Hinsehen weiteten sich ihre Augen in Erkenntnis.
„Oh mein Gott, das ist Kira!“, rief sie erschrocken.
„Wer ist Kira?“
Fragende rote Augen musterten das Profil des Schwarzhaarigen, welcher auf diese Frage hin nur ärgerlich die Augenbrauen zusammenzog.
„Es geht dich nichts an, Kai. Du solltest auch gar nicht hier sein“, murrte der Mäohuner und versuchte den stechenden Blick der roten Augen zu ignorieren.
Doch es war schwer diese Augen zu ignorieren und das musste auch Ray sich eingestehen.
„Und? Ich denke, dass du ebenso wenig hier sein solltest, wie ich.“
„Tz. Du hast doch keine Ahnung, also halt dich da raus“, murrte der Schwarzhaarige.
„Natürlich habe ich keine Ahnung, verdammt! Du redest ja nicht darüber! Und Gedanken lesen kann ich nicht, du sturer Idiot!“, zischte der Grauschwarzhaarige wütend.
Er hasste diese sture Art, die Ray an den Tag legte. Als würde er allein das Schicksal des gesamten USS auf seinen Schultern tragen und keiner könnte ihm das abnehmen, als sei er der alleinige Retter der Welt.
Aber, verdammt, das war er nicht! Der Schwarzhaarige hatte sich diese Situation ganz alleine ausgesucht, denn wenn Ray es gewollt hätte, dann würden sie alle hinter ihm stehen, nicht nur Kai oder Brooklyn, sondern die ganze Crew. Nur in seiner Verbohrtheit hatte der Mäohuner beschlossen das in seine eigenen Hände zu nehmen und alleine zu regeln.
Verwundert über den Ausbruch des anderen blickten goldene Augen fragend zu ihm.
„Warum regst du dich darüber so sehr auf? Kann es dir denn nicht auch einfach egal sein?“
„Es ist mir nicht egal, weil du mir nicht egal bist!“, knurrte der Fengdaner sauer.
Erschrocken weiteten sich die goldenen Augen des Schwarzhaarigen und ihm blieb kurz die Luft aus. Dieser einfache und eigentlich recht simple Satz löste bei Ray ein Gefühl aus, das ihm bis jetzt völlig unbekannt war. Es war eine Mischung aus... Erkenntnis, Einsicht, Schock und... Freude...
Freude... Aber... wieso freute es Ray, dass er dem Grauschwarzhaarigen nicht egal war? Weshalb freute ihn das nur so?
~Weil er dir auch nicht egal ist, mein Lieber.~
Seine innere Stimme schaltete sich mal wieder ein und Ray konnte schwören, dass sie triumphierend grinste. Gut, vielleicht hatte sie auch Recht. Kai war ihm nicht egal, ganz und gar nicht. Deshalb wollte Ray den anderen Captain auch nicht mit in diese Sache ziehen, deshalb war er ja auch alleine losgezogen. Weil ihm die anderen alles andere als egal waren.
„Ray... bitte, bitte sag mir, was los ist... Wer ist dieses Mädchen? Wer ist diese Kira? Und die Stimme, ich habe es dir angesehen, du kennst diese Stimme. Wer war das? Was hat das alles zu bedeuten? Bitte, sag es mir, ich will dir doch nur helfen, Ray...“
Stur starrte der Mäohuner in die weiten des Sonnensystems und versuchte so gut es ging den anderen zu ignorieren, dieses Gespräch gefiel ihm absolut nicht.
„Ich bin nicht dein Feind, Ray. Ich wäre dir gern ein Freund, ich will dir helfen, verdammt!“
Kai war am Verzweifeln. Er versuchte mit Engelszungen den anderen zum Reden zu bringen, doch Ray ignorierte ihn nur, wollte scheinbar nicht über diese Kira oder irgendwas, was damit zusammenhing, reden. Dieser sture Bock trieb den Grauschwarzhaarigen noch in den Wahnsinn.
„Ray, ich bin hier, du wirst mich nicht los, ich werde dich begleiten und dir helfen. Und ich werde auch noch herausfinden, was es mit diesen ganzen Dingen auf sich hat, das schwöre ich dir. Egal ob du es mir sagst, oder nicht!“, versuchte es Kai erneut.
Doch es folgte keine Reaktion, es war, als würde Ray die Worte, die Kai sprach, gar nicht hören, als würden sie verschiedene Sprachen sprechen. Frustriert seufzte der Fengdaner und stand langsam auf, blickte noch ein letztes Mal zu Ray.
„Wenn du es dir anders überlegen solltest, ich bin im Lagerraum, du Sturkopf eines Mäohuners!“, brummte der Grauschwarzhaarige und wandte sich ab.
Als Kai den Steuerraum verließ, drehte sich Ray zu ihm um und blickte ihm hinterher.
Kai wollte ihm helfen, der Fengdaner sagte, zumindest indirekt, Ray würde ihm etwas bedeuten, Kai war hier, er sorgte sich um den Schwarzhaarigen. Und bis jetzt gab es nichts, was den Mäohuner an der Ehrlichkeit des Älteren zweifeln ließ. Bis jetzt war Kai immer ehrlich zu Ray gewesen, er hatte ihm so viel von sich offenbart und das ohne Gegenleistung. Der Grauschwarzhaarige hatte ihm seinen persönlichen Zufluchtsort gezeigt, mit ihm über seinen Glauben und das, was ihm wichtig war, geredet. Kai war immer ehrlich und offen gewesen zu Ray.
Und jetzt war Kai hier, bei ihm. Wäre es vielleicht doch das Beste, auch mit offenen Karten zu spielen? Dem Grauschwarzhaarigen die Wahrheit zu sagen, was damals wirklich passiert war, wem diese Stimme gehörte, wer Kira war, wohin er wollte? Aber... würde das nicht auch bedeuten, dass er dem Fengdaner eine Seite von sich zeigen müsste, zeigen würde, die er noch niemals jemandem gezeigt hatte? Würde das nicht zu viel Vertrauen fordern, als Ray bereit war zu investieren? Oder... als Ray investieren wollte? War es sein Stolz, der ihm im Wege stand? Reiner Selbstschutz? Er war einmal verletzt worden und wollte, dass so etwas nie wieder passierte, und wenn Ray dem Fengdaner nun alles erzählen würde, dann wäre er verletzlich. Sehr verletzlich und das wollte Ray nicht. Er wollte kein leichtes Ziel sein. Leichtes Ziel für was? Für Kai? Würde Kai ihm denn wirklich... absichtlich wehtun? Würde Kai seine Schwächen ausnutzen, um ihn zu verletzen? Rays Herz sagte ihm, dass Kai so etwas niemals tun würde. Aber sein Herz hatte sich schon einmal getäuscht...
Von diesem inneren Konflikt bekam Kai nichts mit, der Grauschwarzhaarige hatte sich in den Laderaum zurückgezogen, um Ray Zeit zum Nachdenken zu geben. Dort hatte er es sich einigermaßen bequem gemacht, so bequem wie man es sich eben auf einer Sitzbank für drei Passagiere machen konnte. Genervt seufzte Kai, als er sich von einer Seite auf die andere rollte und die Augen schloss. Vielleicht würde ihm ein bisschen Schlaf helfen, seine eigenen Gedanken etwas zu ordnen, denn die fuhren gerade scheinbar Achterbahn. Immer wieder erschien vor seinem inneren Auge das Bild von Ray und Kai war sich sicher, dass er dem Schwarzhaarigen helfen wollte. Wobei auch immer und wie auch immer. Hauptsache er könnte endlich zu Ray durchdringen, zum wahren Ray. Hauptsache Ray würde diese kühle und distanzierte Art endlich vergessen und... ja, und was? Kai wusste es selbst nicht.
„Oh, Ray, ich will dir doch wirklich bloß helfen... Ich wünschte, du würdest mich lassen... Irgendwie bist du auf Abwege geraten und ich wünschte, ich könnte dich wieder auf den richtigen Weg bringen...“