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Confessions

Hokuto x Seishiro x Subaru
von

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happiness is impossible

Hey^^

Dieses Mal hab ich mir für mein neuestes Werk die Clamp Charas von Tokyo Babylon ausgeliehen *grins*

Ich hoffe, es gefällt euch^^
 

Kapitel 1: happiness is impossible
 

Subaru stand gerade in der Küche, als seine Zwillingsschwester mal wieder herein geplatzt kam.

„Guten Abend Subaru!“, lächelte sie ihn fröhlich an.

Sie steckte einfach immer voller Elan und ihre gute Laune war kaum weg zu denken. Jedoch war Subaru ziemlich müde und erschöpft, außerdem hatte er noch einen Auftrag vor sich, weswegen ihm ihre gute Laune und ihre stürmische Art eher Kopfschmerzen bereiteten.

„Guten Abend Hokuto.“, er grinste nur schief.

„Du siehst mal wieder gar nicht gut aus, isst du auch genug?“, fragte sie ihn mit einem starrenden Blick.

„Ähhh…“, Subaru neigte dazu, wenig zu essen und zu schlafen, weil er viel zu sehr seiner Arbeit nachging und nur wenig Zeit hatte.

Mal abgesehen davon war Hokuto manchmal einfach nur erschreckend und konnte ziemlich grausam werden, deshalb zog er es häufig vor, ihr lieber nicht zu antworten.
 

In diesem Moment kam auch Seishiro zur Tür herein, die immer noch hinter Hokuto offen stand.

„Hallo Sei-chan.“, lächelte Hokuto ihn an.

„Guten Abend Hokuto-chan.“, sagte er auf die gleiche Weise zu ihr. „Na, was macht unser Subaru wieder?“.

„Er ist mal wieder völlig unterernährt und so müde, dass er auch genauso gut schon am Schlafwandeln sein könnte.“, antwortete sie ein wenig spöttisch.

„Gut, dass ich an das Abendessen gedacht habe.“, mit diesen Worten gesellte er sich zu Subaru hinter die Küchentheke und stellte eine Tüte darauf ab.

„Sieh nur, so denkt er an dich. Gibst du ihm als Dank denn wenigstens endlich einen Kuss?“, fragte Hokuto ihren Bruder ermahnend.

„Was??“, wie immer schreckte er schockiert auf.

„Ist schon gut, irgendwann wird er sich dankbar zeigen.“, spielte Seishiro theatralisch gekränkt.

„Ich hole schon mal Teller.“, sagte Subaru nur und ging hinüber zu seinem Küchenschrank, in dem er das Geschirr aufbewahrte.
 

„Wollen wir heute Abend nicht zusammen etwas unternehmen? Ich bin gerade in Stimmung. Oder bist du dafür zu müde?“, meinte Hokuto, als Subaru mit den Tellern wieder bei ihnen war.

„Tut mir Leid, ich habe gleich noch etwas zu erledigen.“, entgegnete er mit eine verlegenen Lächeln.

„Doch nicht schon wieder?!“, rief Hokuto schockiert aus, „Kein Wunder, dass du immer so fertig bist, dass ist schon das dritte Mal in dieser Woche. Außerdem ist Morgen Sonntag, wer will dann heute Abend noch was von dir?“.

„Ein Herr Kimihiro hat mich gebeten, ihn heute Abend auf seinem Anwesen zu besuchen. Die Einzelheiten will er mir erst vor Ort mitteilen.“, erklärte Subaru ruhig.

Doch Hokuto gefiel das überhaupt nicht und wurde nur noch aufgebrachter.

„Was für eine Unverschämtheit! Morgen wirst du dann bestimmt den ganzen Tag schlafen und wieder keine Zeit für uns haben.“, meckerte sie weiter.

Dann begann sie, das mittlerweile aufgewärmte Essen in sich hinein zu stopfen.

„Es tut mir ja Leid. Nächste Woche wird es bestimmt besser.“, versuchte er seine Schwester zu beruhigen.

„Wir sollten erst mal Essen, du musst heute Abend schließlich fit sein.“, warf Seishiro dann ein.

Hokuto stellte sich nun ohnehin auf stur und konzentrierte sich auf das Essen.
 

Schließlich wurde es für Subaru Zeit, aufzubrechen.

„Wir sehen uns Morgen, versprochen.“, meinte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Hokuto saß noch zusammen mit Seishiro an der Küchentheke. Die beiden hatten sich dazu bereit erklärt, noch den Abwasch zu erledigen, bevor auch sie Subarus Wohnung verlassen würden.

„Wie kommt es, dass du Subaru nicht begleiten wolltest?“, fragte sie Seishiro auf einmal.

Nun klang sie auch überhaupt nicht mehr so energiegeladen, wie noch zuvor.

„Sollte ich etwa? Er kommt doch ganz gut allein zurecht.“, erwiderte er, während er die von ihr gespülten Teller abtrocknete.

Hokuto sagte nichts mehr dazu und spülte einfach weiter. Sie bemerkte nicht, wie Seishiro das Trockentuch zur Seite gelegt und sich hinter sie gestellt hatte. Er fasste sie an die Unterarme, so dass er gerade eben so nicht das Wasser berührte.

„Was ist los mit dir?“, fragte er ernst.

Hokuto hatte aufgehört, den Teller abzuwaschen und rührte sich nicht. Ihr Herz schlug schon schnell genug, für eine andere Bewegung hätte sie überhaupt keine Kraft mehr.

„Du solltest mit Subaru zusammen zu sein.“, meinte sie dann.

„Und warum?“.

„Damit ich dich nicht ertragen muss.“.
 

~*~
 

Hokuto hatte es zuerst überhaupt nicht bemerkt gehabt, ständig hatten sie und Seishiro Späße gemacht und Subaru mit allem aufgezogen, was sich gerade anbot. Es war schließlich immer zu lustig, wenn er vor Scharm rot anlief.

Subaru hatte so viel für Seishiro übrig, Hokuto war sich sicher, dass es keinen Menschen gab, der ihm mehr bedeutete als Seishiro. Aber mit der Zeit fand Hokuto diese Späße nicht mehr witzig. Sie bemühte sich stets um ein Lächeln, wollte sich nichts anmerken lassen und einfach so weiter machen wie bisher, jedoch…

… empfand sie Seishiros Verhalten auch nur als gespielt. Wenn Subaru nicht hinsah, hatte er manchmal einen so ernsten Blick in den Augen, nur um dann wieder fröhlich zu lächeln, wenn sie erneut einen Spaß über Subaru machten.

Subaru kannte diesen ernsten Blick nicht. Der Blick wirkte böse, aber auch sicher und stark. Hokuto mochte diesen Blick. Aber er war auch verräterisch. Seishiro würde Subaru niemals die selben Gefühle entgegen bringen wie er ihm, da war sie sich sicher.

Seishiro spielte nur, es war im Grunde ein verächtliches Verhalten. Doch Hokuto war noch viel verräterischer, denn sie sagte es ihrem Bruder nicht. Dafür gab es noch einen anderen Grund: Seishiro sollte lieber ihn verraten als sie!
 

Hokuto wollte nicht mehr in Seishiros Gegenwart sein, denn dort fühlte sie sich viel zu wohl. Se mochte dieses Gefährliche an ihm, aber sie wusste, dass er nie wirklich tiefe Gefühle für irgendjemanden hegen würde.

Und doch gab es niemandem, mit dem sie lieber in einem Raum wäre. Es war das Unsinnigste, was ihr je widerfahren könnte, dennoch war es geschehen. Der beste Freund ihres Bruders war ein Verräter und sie…

Hatte sich in ihn verliebt!
 

An dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln, nichts zu verändern. Hokuto wusste nicht, wie es passieren konnte, aber für die Liebe schien es wirklich keine Erklärung, keine Logik zu geben. Ihre Liebe war unsinnig, denn sie liebte einen eiskalten Mann, wahrscheinlich sogar den Sakurazukamori, einen Meuchelmörder, der für niemanden jemals etwas empfinden würde.

Hokuto wollte nicht, dass er ihr weh täte, also ließ sie ihren Bruder leiden und tat so, als wäre nichts, dabei war ihr ganzes Leben zu einer einzigen Fassade geworden…
 

~*~
 

„Was hab ich dir denn getan?“, fragte Seishiro sie ganz unschuldig und legte wieder ein gekünsteltes Lächeln auf.

„Spar dir das, ich weiß genau wer du bist.“, erwiderte sie kühl.

Sie wusste es, er wusste es. Im Grunde spielten sie mit offenen Karten, nur beide wollten diese Tatsache nicht zugeben.

„Und was willst du nun tun?“, frage er dieses Mal eher bedrohlich.

Am liebsten hätte sie sich umgedreht und in sein verräterisches Gesicht gesehen, in sein wahres Gesicht. Denn es war das Gesicht, was sie gerne sehen wollte und in das sie sich verliebt hatte.

„Gar nichts, komm mir einfach nur nicht zu nahe.“, meinte sie nicht weniger bedrohlich.

Im Gegensatz zu Subaru würde sie ihm sein Herz nicht schenken, damit er es zerbrechen könnte. Sie ertrug lieber den Schmerz ihrer sinnlosen Liebe, als das Leid zu erfahren, wie sich ein zerstörtes Herz anfühlte.

„Warum verrätst du mich nicht an deinen geliebten Bruder?“, wollte er dann wissen.

Diese Tatsache verschwieg sie ihm bisher noch, er hatte keine Ahnung von ihren Gefühlen zu ihm.

„Es gibt jemanden, der mir noch ein wenig mehr bedeutet als er.“, sagte sie nur, „Würdest du nun meine Arme loslassen?!“.

Mit einem Grinsen ließ er von ihr ab. Hokuto war wirklich ein interessantes Mädchen. Jeder von ihnen hatte seine kleinen Geheimnisse, welches war wohl das Ihre? Aber er dachte überhaupt nicht daran, mit seinem Spielchen aufzuhören, weder mit Subaru noch mit ihr. Irgendwann würde sie es ihm schon sagen. Aber es musste ein wirklich großes Geheimnis sein, wenn sie bereit war, ihren Bruder dafür zu opfern!
 

Irgendwann hatten sie alle Teller und das Besteck abgespült. Kein Wort war mehr zwischen den beiden gefallen, kein Blick traf den anderen, man wandelte einfach nur nebeneinander her.

Ohne ein Wort war Seishiro dann schließlich gegangen und Hokuto stand allein in der Küche.

„Warum kann ich nicht aufhören, dich zu lieben?“, Tränen liefen ihr nach diesen Worten über das Gesicht.

Er war ein Mörder und ein Verräter, aber sie war kein Stückchen besser als er, vielleicht war sie sogar noch viel schlimmer. Ihr Leben war nur ein Trümmerhaufen aus Liebe, Verrat und Geheimnissen. Wie sollte man in so einer Welt nur glücklich werden? Die Antwort war denkbar einfach: Glück war unmöglich!

cold smile

Kapitel 2: cold smile
 

Am nächsten Morgen als Subaru gähnend aus seinem Schlafzimmer kam und in der Küche Frühstück machen wollte, musste er feststellen, dass seine Schwester schon längst dabei war.

„Guten Morgen Hokuto. So früh schon hier?“, Subaru war doch überrascht.

„Guten Morgen Bruderherz.“, sie legte ein Lächeln auf. „Wie war es gestern Abend?“.

„Es war eigentlich nichts Besonderes. Herr Kimihiro wollte nur, dass ich ein paar Geister austreibe und sein Anwesen reinige. Es hat also nicht lange gedauert.“, antwortete er mit einem Grinsen.

„Dann ist ja gut.“, kommentierte Hokuto das Gesagte und servierte Subaru einen Teller mit frischem Rührei und Speck.

„Willst du heute dann etwas unternehmen?“, fragte Subaru sie, „Mir geht es gut und ich habe nichts vor. Seishiro freut sich bestimmt auch.“.

Hokuto musste eine deprimierte Reaktion unterdrücken.

„Natürlich.“, platzte es stattdessen aus ihr heraus, „Wir könnten doch im Park Federball spielen. Seishiro ist bestimmt so gut und macht uns ein Picknick.“.

„Das ist eine tolle Idee, ich werde ich gleich sofort anrufen.“, Subaru war begeistert.
 

Nachdem er aufgegessen hatte, griff er auch schon sofort zum Telefon und berichtete Seishiro von ihrem Plan.

„Sehr gerne. Ich werde etwas Feines zubereiten. Treffen wir uns dann in einer Stunde am Springbrunnen?“, erwiderte dieser.

„Einverstanden. Dann bis gleich.“, zufrieden legte Subaru auf und ging zurück in die Küche, wo Hokuto wartete. „Wir treffen uns in einer Stunde.“.

„Super!“, rief sie aus und grinste.

„Ich werde mich dann erst mal umziehen.“, meinte Subaru schließlich, der immer noch in seinem Pyjama durch die Wohnung lief, und verschwand im Schlafzimmer.
 

Währenddessen säuberte Hokuto die Rühreipfanne und hing ihren Gedanken nach.

Sie wollte Seishiro nicht sehen, aber es war die einzige Möglichkeit bei ihm zu sein. Wenn Subaru dabei wäre, würde es halbwegs erträglich sein. Sie würden wie immer Späße machen und lachen, auch wenn ihnen danach nicht zumute war.

Beide spielten sich nur etwas vor. Er lachte, obwohl er eigentlich ernst und böse sein sollte und sie würde am liebsten weinen, ihm um die Arme fallen oder ihre Gefühle in anderer Art und Weise frei lassen. Doch sie täten es nicht und Subaru wusste von nichts.

Er hielt Seishiro für seinen besten Freund, sie für eine vertrauensvolle Schwester…

Wie konnte man nur so grausam sein? Warum Seishiro es auf Subaru abgesehen hatte, wusste sie nicht. Warum wollte er ihn quälen? Wenn er der Sakurazukamori wäre, könnte er Subaru doch jederzeit töten. Worauf wartete er?

Und sie könnte ihre Gefühle niemals zulassen. Würde sie ihren Gefühlen nur ein einziges Mal nachgeben, wäre alles vorbei. Dann könnte er sie verletzen, sowie er Subaru verletzen wollte. Das könnte sie nicht ertragen.

Also würde sie lachen und weiter spielen…
 

Pünktlich trafen sich die drei dann am Springbrunnen im Park. Seishiro hatte einen großen Picknickkorb dabei, Hokuto trug die Federballausrüstung und Subaru hatte Decken unter dem Arm geklemmt.

Zuerst wurde genüsslich gegessen, bevor es ans Federball spielen ging. Als Erstes spielten Subaru und Seishiro gegen einander, während Hokuto beide lautstark anfeuerte.

Alles wirkte so friedlich, so harmlos. Seishiro grinste die ganze Zeit und lobte Subaru für jeden Punkt, den er gegen ihn machte. Da Subaru das häufig gelang, wurde dieser schon ganz verlegen und Seishiro und Hokuto neckten ihn immer weiter.
 

Irgendwann war das Spiel schließlich vorbei und Subaru hatte gewonnen. Die beiden setzten sich wieder zu Hokuto auf die Decke und wollten eine Pause einlegen.

„Ihr habt wirklich toll gespielt.“, meinte Hokuto freudig.

„Ach was, ich hatte doch keine Chance gegen Subaru.“, verkündete Seishiro bescheiden.

„Das stimmt doch gar nicht. Ich hatte nur Glück.“, Subaru schüttelte vehement den Kopf.

In diesem Moment glaubte Hokuto, dass sich ein bösartiges Lächeln auf Seishiros Lippen gelegt hatte, jedoch verschwand es im gleichen Augenblick wieder und er lächelte unbeschwert.

„Als Preis gebe ich dir ein Eis aus, was hältst du davon? Hokuto-chan bekommt natürlich auch eins, weil sie uns so gut angefeuert hat.“, schlug Seishiro vor.

„Du hast doch schon das Picknick vorbereitet, das kann ich nicht annehmen.“, wehrte sich Subaru.

„Aber ich bestehe darauf.“, kam es wieder von Seishiro.

„Also ich bin dafür.“, grinste Hokuto.

„Na schön.“, Subaru ließ kurz den Kopf kapitulierend hängen, „Aber ich hole es.“.

Seishiro gab ihm schließlich etwas Geld und Subaru ging zu dem kleinen Eiswagen, der ein wenig abseits neben dem Springbrunnen Stellung bezogen hatte.
 

Nun waren Hokuto und Seishiro wieder unter sich, sofort begann die Fassade zu bröckeln.

„Wieso lässt du ihn gewinnen?“, fragte sie ihn.

„Ich habe ihn nicht gewinnen lassen.“, gab Seishiro geheimnisvoll zurück.

Es war klar, dass er sich nicht auf das Federballspiel bezog.

„Worauf wartest du?“, kam es wieder von ihr.

„Und du?“.

Beide sahen sich an. Es war eine bedrückende Atmosphäre. Keiner der beiden kannte die Absichten des anderen und doch wussten sie mehr von einander, als ihnen lieb war.

„Wer könnte dir wichtiger sein als dein Bruder?“, fragte Seishiro dann.

Hokuto wandte ihren Blick ab und sah hinab auf das leicht wehende Gras. Gerne hätte sie noch länger in seine kalten, starken Augen geblickt, aber der Schmerz wurde immer größer, der Verrat an ihrem Bruder…

„Das interessiert dich nicht.“, antwortete sie nur.

„Ach nein? Du tust deinem eigenen Bruder weh, aber das ist meine Aufgabe. Du weißt nicht wozu ich fähig bin, aber du weißt genug, um deinen Bruder warnen zu können, dennoch tust du es nicht. Schämst du dich? Hast du auch ein dunkles Geheimnis, das um jeden Preis verborgen bleiben soll? Natürlich hast du das, denn jeder Mensch hat eines. Irgendwann wirst du es mir sagen, dass kann ich in deinen Augen erkennen, und was wird Subaru wohl davon halten? Ich werde diesem Moment begierig entgegen sehen.“, Seishiro grinste sie voller Bösartigkeit an.

Jeder Mensch würde sich vor so einem Ausdruck fürchten, aber Hokuto nicht. Sie genoss es, von ihm so angesehen zu werden. Warum nur mochte sie sein wahres Gesicht so sehr?
 

~*~
 

Als sie dieses bösartige Lächeln bei ihm das erste Mal gesehen hatte, es war nur eine Sekunde gewesen, hatte sie weder Angst noch Wut oder dergleichen gespürt. Sie war vielmehr… fasziniert. Sie war fasziniert von diesem Mann, der so lächeln konnte. Auch wenn sich immer mehr der Gedanke aufdrängte, dass er jener Sakurazukamori wäre, vor dem sie sich in Acht nehmen sollten.
 

Dieser Moment lag schon Wochen zurück, aber Hokuto erinnerte sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Von da an hatte sie immer mehr auf Seishiro geachtet und sie erkannte diesen Gesichtsausdruck immer öfter an ihm.

Ihr wurde klar, dass seine Nettigkeit nur gespielt war, aber das machte ihr nichts. Sie war jedes Mal froh, wenn sie einen kurzen Blick auf sein wahres Gesicht erhaschen konnte.

Sie liebte dieses Lächeln, es war kalt und rücksichtslos, doch genau diese Ausdrücke ließen ihr Herz höher schlagen. Normale Jungs hatten sie nie interessiert, sie waren alle viel zu oberflächlich. Doch Seishiro war anders.

Man könnte sogar meinen, sie hatte sich in den Schmerz persönlich verliebt, vielleicht war es auch so. Sie wollte es nicht und doch war es so gekommen.
 

Es gab ihr einfach ein wohliges, warmes Gefühl, von jemandem so angeblickt zu werden. Hokuto wusste nicht wieso, es war auch nicht wichtig, es war einfach nur falsch. Jedoch könnte sie nichts dagegen tun.

Ihre Liebe ließ sie ihren Bruder verraten, sie musste ihre Liebe unterdrücken, von der Oberfläche fernhalten, sie musste die Gegenwart ihres Geliebten ertragen, der sich nur für ihren Bruder interessierte, es gab so viele Dinge, die sie schmerzten. Und dennoch… niemand durfte von ihrer Liebe erfahren und sie könnte nicht gegen sie handeln. Ihren Bruder könnte sie verraten, ihren Geliebten aber niemals!
 

~*~
 

Schließlich kam Subaru mit drei Fruchteisstielen zurück und so legten sie eine gemütliche Pause ein. Danach sollte Hokuto gegen Subaru spielen und ausprobieren, ob sie mehr Erfolg hätte als Seishiro.

Hokuto hatte das Spiel schnell für sich entschieden und Seishiro beklatschte sie begeistert. Er lächelte sie an wie ein fröhliches Kind… es widerte sie an. Also lächelte sie fröhlich zurück.

Als Subaru dann vorschlug, Hokuto müsste auch gegen Seishiro spielen, lehnte dieser ab, weil er meinte, sowieso keine Chance zu haben. Hokuto tat natürlich beleidigt, obwohl sie so dankbar dafür war, nicht gegen ihn spielen zu müssen. Es wäre die reinste Qual gewesen. Sie spielten auch so schon genug mit einander, das hätte sie nicht mehr ertragen können.
 

Danach trennten sich also ihre Wege. Seishiro behauptete, noch in seiner Praxis vorbeischauen zu wollen und so verabschiedete er sich von den Zwillingen. Subaru und Hokuto gingen schließlich nach Hause und der Tag endete genauso ruhig, wie er begonnen hatte.
 

Jedoch konnte Hokuto Seishiros Worte nicht vergessen. Vermutlich hatte er Recht und ihr Geheimnis würde irgendwann ans Licht kommen. Was würde Subaru dazu sagen? Er wäre tief getroffen und schwer enttäuscht, außerdem würde es auch bedeuten, dass er Seishiros wahres Gesicht kennen würde. Hokuto glaubte nicht, dass er das verkraften könnte. Sie würde versuchen dafür zu sorgen, dass es lange genug ein Geheimnis bleiben würde.

Wer würde wohl zuerst auffliegen, sie oder Seishiro?

blood-stained

Kapitel 3: blood-stained
 

Hokuto war erleichtert, dass es einen Tag gegeben hatte, an dem sie Seishiro nicht sehen musste. Gestern, der Tag nach ihrem Ausflug in den Park, war sie ihm kein einziges Mal begegnet. Dafür vermisste sie ihn jetzt.

Die Schule war aus und Hokuto schlenderte alleine durch die Innenstadt. Leider konnte das ihre Gedanken nicht vertreiben und ihr Dilemma nicht lösen. Da klingelte plötzlich ihr Handy und sie nahm schnell ab ohne auf die Anrufernummer geblickt zu haben.

„Hokuto-chan, ich bin’s Sei-chan.“, erklang eine fröhliche Stimme.

Hokuto war im ersten Moment schockiert ausgerechnet seine Stimme zu hören und dann auch noch diese gespielte Fröhlichkeit.

„Hallo Sei-chan. Was gibt es?“, fragte sie dann natürlich wieder genauso fröhlich.

„Subaru muss noch einmal diesen Herrn Kimihiro besuchen und er hat uns alle eingeladen. Willst du mitkommen?“, kam es von Seishiro.

Hokuto zögerte einen Moment, aber der Drang, Seishiro zu sehen war größer, als ihm aus dem Weg gehen wollen, außerdem wäre Subaru ja auch dabei.

„Gerne. Wann?“, fragte sie also.

„Wo steckst du denn? Ich würde dich abholen kommen.“.

„Ich bin gerade in der Innenstadt. Kannst du zum Kaufhausparkplatz kommen?“, fragte sie ihn.

„In Ordnung, ich bin in zehn Minuten da.“, mit diesen Worten hatte er auch schon aufgelegt.

Hokuto starrte eine Weile auf ihr Handy. Wie lange würde dieses Spielchen noch durchhalten? Es viel ihr immer schwerer zu lachen, glücklich zu wirken. Aber sie wollte auf keinen Fall, dass Subaru es wusste.

Also versuchte sie, sich auf den Ausflug zu dem großen Anwesen von Herrn Kimihiro zu freuen und machte sich auf den Weg Richtung Kaufhausparkplatz.
 

Hokuto sah Seishiro mit seinem Wagen auf den Parkplatz fahren. Zu ihrem Entsetzen saß er allein im Auto. Trotzdem stieg sie sofort ein, als er ihr von innen die Tür öffnete.

„Hallo Sei-chan, wo ist Subaru?“, sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Er hatte noch einen anderen Auftrag zu erledigen und das Kaufhaus lag näher. Wir werden ihn jetzt abholen.“, sagte er wieder mit diesem ekelhaft freundlichen Grinsen im Gesicht.

Dann fuhr er auch schon los. Hokuto sah aus dem Seitenfenster, sie wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte oder nicht. Aber sie wollte nicht freundlich mit ihm reden, aber den wahren Seishiro wollte sie auch nicht neben sich haben, denn es würde ihn nur noch anziehender machen.

„Willst du es mir schon verraten?“, fragte er sie dann plötzlich.

Hokuto bemerkte sofort den kalten Unterton in seiner Stimme und ein angenehmer Schauer lief ihr über den Rücken.

„Ich wüsste nicht was.“, gab sie genauso kalt zurück.

„Na schön, dann warte ich weiter.“, er wirkte dabei völlig gelassen.

Er würde warten können, das war sicher. Jedoch war sich Seishiro genauso sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, er musste sie nur richtig locken.
 

Schließlich entdeckte Hokuto dann Subaru am Straßenrand. Sie kletterte auf die Rückbank, so dass ihr Bruder vorne neben Seishiro sitzen konnte.

„Ist es nicht nett, dass ich euch mitnehmen darf? Euch wird das Anwesen gefallen.“, lächelte Subaru freudig.

„Wie kommt es eigentlich, dass er so großzügig ist? Sollst du denn noch was für ihn tun? Ich könnte mir vorstellen, dass wir beide doch dann nur stören.“, bemerkte Seishiro.

„Es scheint wohl doch noch einen Geist zu geben. Er wollte mich dann aber als Dank sofort zum Tee einladen und ich dürfte ruhig Freunde oder Familie mitbringen, dann würde es noch netter werden, wie er meinte.“, erklärte Subaru.

„Wirklich ein netter Mann.“, sagte Seishiro noch.

Subaru bemerkte es nicht, aber Hokuto hörte diesen geheimnisvollen, dunklen Unterton aus Seishiros Satz heraus. Dieser Mann war wahrscheinlich alles andere als nett. Hoffentlich würde er Subaru nichts antun wollen. Allerdings verstand Hokuto dann nicht, warum er auch Freunde und Familie mitbringen könnte. Sie würde auf der Hut sein!
 

Endlich erreichten sie dann nach einer halben Stunde Fahrt das Anwesen und wurden auch sofort von einem der Butler empfangen und in einen kleinen Salon des Hauses nahe dem Eingang gebracht, wo der Hausherr sie freundlich empfing.

„Es freut mich sehr, dass Sie kommen konnten.“, meinte dieser mit einer Verbeugung zu seinen Gästen.

„Vielen Dank für die Einladung.“, erwiderte Subaru mit einer Verbeugung seinerseits, „Das sind meine Schwester Hokuto und unser Freund Seishiro Sakurazuka.“.

Die beiden verbeugten sich ebenfalls, nachdem Subaru sie vorgestellt hatte.

„Bitte, nehmen Sie doch Platz.“, Herr Kimihiro deutete auf das Sofa und den Sessel vor und neben ihm.

Subaru und Hokuto setzten sich auf das Sofa und Seishiro machte es sich in dem Sessel bequem. Herr Kimihiro nahm dann ebenfalls in seinem Sessel wieder Platz.

„Was kann ich dieses Mal für Sie tun?“, fragte Subaru leicht besorgt.

„Es tut mir wirklich Leid, Sie noch einmal belästigen zu müssen. Aber gestern Nacht haben das Personal und ich merkwürdige Geräusche vernommen und heute Morgen fanden wir im Flur und auf der Haupttreppe überall Blut vor. Ich habe veranlasst, es nicht zu entfernen, damit sie einen Blick darauf werfen können. Es sieht nämlich sehr… bizarr aus.“, erklärte der Hausherr.

„Was meinen Sie mit bizarr?“, fragte Subaru nach.

„Sehen Sie es sich einfach selbst an. Dürfte ich Sie dann bitten, mich zu begleiten? Ihre Begleitung kann gerne hier warten und sich an dem Tee bedienen.“.

„Wir kommen auch mit.“, kam es aber sofort von Seishiro.

Damit machten sich die vier auf den Weg in den großen Hausflur im Hauptteil des Anwesens. Dazu mussten sie einen längeren Gang durchqueren, bis sie unter einer riesigen Kuppel standen. Schließlich standen sie in dem großen Mittelflur, der das Zentrum des Anwesens bildete und in dem sich eine gewaltige Treppe einen Weg nach oben bahnte.

Da alles aus schwarz-weißem Marmor bestand, war die Blutspur gut zu erkennen. Es bot einen wirklich bizarren Anblick.

„So haben Sie es vorgefunden?“, fragte Subaru entsetzt.

„Ja. Wissen Sie, was dieses Zeichen zu bedeuten hat?“, erwiderte Herr Kimihiro.

Die vier blickten auf ein Pentagramm aus Blut, dessen Spitze auf sie zeigte. Es konnte definitiv nichts Gutes verheißen.

„Wissen Sie, ob hier ein Mord geschehen ist? Fehlt jemand aus Ihrem Personal?“, wollte Subaru wissen.

„Nicht das ich wüsste, aber es arbeiten einige Leute für mich und das immer im Wechsel. Ich selbst habe darüber keinen Überblick.“, meinte er.

„Ich werde dann das Personal befragen müssen, wenn Sie einverstanden sind. Könnten Sie dann bitte alle irgendwo versammeln?“, bat Subaru.

„Natürlich.“, Herr Kimihiro kümmerte sich sofort darum und ließ die drei einen Moment allein.

„Ihr solltet lieber wieder nach Hause fahren, das könnte eine Weile dauern.“, sagte Subaru zu Seishiro und Hokuto.

„Na schön, da lässt sich wohl nichts machen.“, erwiderte Seishiro.

„Aber pass auf dich auf!“, entgegnete Hokuto.

In diesem Moment kam Herr Kimihiro auch schon zurück und erklärte Subaru, dass sich alle in der großen Halle im Westflügel versammeln würden. Schließlich verabschiedeten sie sich von einander und Subaru begleitete den Hausherrn in die Halle.
 

Hokuto machte ein besorgtes Gesicht und wollte gerade gehen, als Seishiro etwas zu ihr sagte.

„Wir können hier nicht weg.“.

„Was?“, Hokuto drehte sich überrascht zu ihm um.

„Ich sagte, wir können hier nicht weg. Dieses Pentagramm ist ein starkes Siegel und es wird uns und Subaru in diesem Haus festhalten.“, erklärte Seishiro.

„Wie meinst du das?“, Hokuto verstand immer noch nicht so ganz.

„Dieser Herr Kimihiro ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Wahrscheinlich hat er letzte Nacht jemanden umgebracht, dieses Pentagramm mit dessen Blut gezeichnet und Subaru erneut herbestellt. Einmal in diesem Siegel gefangen, kann man ihm ohne Gegenbann nicht mehr entkommen. Allerdings spürt man seine Kraft nicht, Subaru hat es wohl noch nicht bemerkt.“, erklärte Seishiro und betrachtete dabei die ganze Zeit über das Siegel, während sich auf Hokutos Stirn langsam Schweiß bildete, „Ganz offensichtlich will der nette Hausherr uns alle umbringen und ein Blutritual abhalten. Wer weiß, welchen Geist er wieder beleben will.“.

Damit war Seishiros Erklärung beendet und er sah Hokuto mit einem selbstverständlichen Lächeln an, als hätte er ihr gerade etwas ganz Banales erzählt.

„Subaru wird das Siegel schon lösen.“, meinte Hokuto mit finsterem Blick.

„Er hat vor diesen Mord aufzuklären und die unschuldige Seele zu retten, dann verschwindet das Siegel von ganz alleine. Aber… es geht natürlich auch anders.“, meinte er dann und auf einmal wurde sein Blick ganz finster.

„Und wie?“.

„Ich zeige es dir.“, meinte Seishiro und hob eine Hand.

Plötzlich bewegte sich das Blut des Pentagramms… Tropfen stiegen auf, die zu Strahlen wurden… mit einem Schlag stieg dann ein roter Drache empor, nur um dann als rote Tropfen wieder auf den Boden nieder zu regnen.

Da Hokuto bereits wieder im Gang stand, wurde sie von dem Blut nicht getroffen, doch an Seishiro lief das Blut hinab, als würde er es sogar magisch anziehen. Schnell wurde seine ganze Kleidung von roten Streifen durchzogen. Blut lief über seine erhobene Hand, über sein Gesicht…

Dann kam er auf sie zu, als der Blutschauer vorbei war. Hokuto war wie erstarrt. Sie hatte die Kraft dieses Siegels gespürt und wusste, dass Seishiro mit seiner Theorie Recht hatte. Jedoch war eine andere Erkenntnis viel schockierender, aber auch faszinierender…

„Du bist der Sakurazukamori…“, sagte sie leise und starrte ihn an, wie er immer näher kam.

Seishiro fasste sie am Kinn, als er direkt vor ihr stand und blickte ihr mit seinem blutverschmierten Gesicht direkt in die Augen.

„So ist es. Ich habe gerade die Seele des Toten zerstört und somit auch das Siegel. Willst du mir nun dein Geheimnis verraten?“, fragte er sie bedrohlich.

Hokuto konnte nichts mehr sagen, sich nicht mehr bewegen. Allerdings lag das nicht an der Tatsache, die sie gerade entdeckte hatte, sondern viel mehr an seinem Blick, seinem ganzen Auftreten. Ihr Herz raste, es könnte zerspringen…

Dieser Anblick, Seishiro blutüberströmt, der Sakurazukamori, seine Hand an ihrem Kinn… sie konnte ihre Gefühle nicht mehr länger unterdrücken, dafür hatte er sie viel zu tief in seinen Bann gezogen.
 

Seishiro blickte sie weiter kalt, aber auch erwartungsvoll an. Mit dem, was als Nächstes geschah, hatte aber selbst er nicht gerechnet. Normalerweise erstarrten seine Opfer vor Angst, aber bei Hokuto konnte er diese Angst nicht sehen. Viel mehr sah er Leidenschaft, eine Art der Passion, die er nicht kannte.

Und dann…

Hokuto berührte seine Hand, die immer noch an ihrem Kinn verharrte. An ihrem Hals lief auch bereits Blut hinab, welches von seiner Hand an ihr hinunter floss, aber es störte sie nicht, im Gegenteil, es fühlte sich auf merkwürdige Weise gut an. Nun spürte sie dieses Blut auch auf ihrer Hand. Mit der anderen strich sie über Seishiros blutverschmiertes Gesicht, so dass auch ihre beiden Hände voller Blut waren.

Seishiro war verwundert, rührte sich aber nicht und sagte kein Wort. Dann kam Hokuto immer näher, bis sie ihm schließlich so nah war, dass sie seinen Atem in ihrem Mund spüren konnte. Schließlich erreichten ihre Lippen die seinen und Hokuto begann ihn leidenschaftlich zu küssen.

Seishiro tat nichts, seine Hand blieb einfach an ihrem Kinn. Er ließ sich von ihr an die Wand hinter ihm drücken und ließ sie einfach weiter machen. Irgendwann verging auch dieser Kuss und Hokuto blickte ihm ernst in die Augen.

„Ich liebe dich.“, sagte sie zu ihm, während ihr ein wenig Blut von den Lippen tropfte.

between the pain

Kapitel 4: between the pain
 

‚Ich liebe dich’, das waren Hokutos Worte gewesen. Sie hatte sie zu Seishiro gesagt, endlich hatte sie sie ausgesprochen. Als sie ihn so blutüberströmt auf sich zukommen sah, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Er hatte ihr gesagt, dass er der Sakurazukamori wäre und sie hatte ihm ihr Geheimnis erzählt. Sie hatte ihn leidenschaftlich geküsst, er hatte sich nicht gewehrt und es hatte sich einfach wunderbar angefühlt. Nun blickte Hokuto ihm direkt in die Augen und wartete auf seine Reaktion.

Auf Seishiros Gesicht bildete sich ein leichtes Lächeln.

„Ich gebe zu, dass ich das nicht erwartet habe.“, meinte er kühl, „Wirklich sehr interessant.“.

Er hatte ihre Leidenschaft gespürt, sie meinte es ernst. Es war auch eine durchaus plausible Erklärung für ihr Verhalten. Zwar wusste Seishiro noch nicht so richtig etwas mit dieser für ihn neuen Situation anzufangen, aber es war wirklich sehr interessant, anders konnte er es nicht beschreiben.

„Und was machen wir nun? Ich kenne dein Geheimnis und du kennt meins.“, sagte Hokuto dann.

„Eigentlich müsste ich dich jetzt töten.“, erwiderte Seishiro.

„Aber?“, sie sah ihn verspielt und auch selbst ein wenig bösartig an.

„Wenn ich das täte, was sollte ich dann Subaru sagen? Dein Bruder ist noch nicht an der Reihe, ein bisschen muss er noch warten. Ich denke, ich werde sogar dein Geheimnis für mich behalten, es könnte mir noch nützen.“, meinte er mit einem eiskalten Funkeln in den Augen.
 

Hokuto wusste nicht, worauf er bei Subaru wartete und es war auch offensichtlich gewesen, dass er die Situation ausnützen würde. Seishiro hatte sie in der Hand, er könnte sie jederzeit verraten. Nun war das geschehen, was sie die ganze Zeit über verhindern wollte, aber es war ihr nicht gelungen. Sie hatte sich selbst zu Seishiros Spielzeug gemacht, sie hatte ihn in ihr Herz gelassen. Für einen Rückzug war es zu spät.

„Rede nicht von ihm in meiner Gegenwart.“, Hokuto klang ernsthaft böse.

„Eifersüchtig?“, grinste Seishiro sie an.

„Ja.“, nun könnte sie auch alles andere offen zugeben.
 

~*~
 

Jedes Mal, wenn Seishiro allein mit Subaru etwas unternahm, war sie eifersüchtig geworden. Sie beneidete ihren geliebten Bruder für die Gegenwart eines Verräters und eines Mörders. Wie töricht sie doch war.

Doch es war die Wahrheit. Seishiros Gegenwart tat zwar auch weh, aber dieser Schmerz war immer noch besser, als ihn gar nicht sehen zu dürfen. Der Gedanke daran, dass er mit Subaru alleine, ohne sie, zusammen war, schmerzte, machte sie wütend, sie wollte es nicht. Und doch tat sie nie etwas, um es zu verhindern oder etwas daran zu ändern.
 

Mit der Zeit wurden Hokutos Gedanken aber immer schlimmer, immer schändlicher. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, Seishiros Lippen zu spüren, wenn sie beide alleine waren. Sie wollte es ihm schon so oft sagen und musste ihr Herz jedes Mal zwingen, ruhig zu bleiben und nicht vor Schmerz aufzuschreien, so dass sie sich verriet.
 

Doch nun waren es keine Gedanken mehr, es war Realität geworden, es war wirklich geschehen…
 

~*~
 

„Das gefällt mir.“, sagte Seishiro plötzlich, „Sei weiter eifersüchtig.“.

Sie hatte es gewusst, von nun an würde sie noch mehr leiden, denn er würde sie noch mehr quälen. Sie würde den Schmerz ertragen müssen, aber immerhin musste sie dieses Geheimnis nicht mehr länger auf den Schultern tragen, wenigstens nicht mehr ihm gegenüber.

„Ich werde immer eifersüchtig sein, wenn du mit Subaru alleine bist oder von ihm redest.“, sagte Hokuto schmerzvoll.

Seishiro gefiel es wirklich, sie so leiden zu sehen. Aber er hatte beschlossen, dieses Spielchen mit zu spielen und es zu seinem Vorteil zu nutzen. Also ließ er sie noch mehr leiden… er küsste sie erneut. Seine Hand weilte immer noch an ihrem Kinn und hatte ihr Gesicht an das seine heran gezogen, bis sich ihre Lippen ein zweites Mal berührten.
 

Hokuto spürte den Schmerz, denn es war kein Kuss der Liebe, aber trotzdem steckte eine gewisse Leidenschaft dahinter. Sie ließ den Schmerz auf sich wirken, bis er sich in ein angenehmes, lang ersehntes Gefühl entwickelte. Dieser Kuss war ein Moment, den sie sich schon so lange gewünscht hatte. Die Bedingungen waren egal, Hauptsache, es gab diesen einen Augenblick. Hokuto genoss ihn in vollen Zügen.
 

Schließlich drückte Seishiro sie wieder ein Stück von sich und sah ihr in die Augen.

„Ja, es könnte sehr interessant werden.“, meinte er zu ihr. „Eine Frage ist mir doch nicht ganz klar, wie konntest du dich in mich verlieben?“.

Hokuto musste lächeln.

„Du bist eiskalt, grausam und hinterhältig. Du bist ein Verräter und Mörder, du versteckst dein wahres Gesicht hinter einem Lächeln. Dein ganzes Wesen fasziniert mich eben, ich habe mich einfach in dein wahres Ich verliebt, als ich es das erste Mal erkannt habe.“, erwiderte sie.

Seishiro sagte nichts, sondern lächelte sie ebenfalls an. Wie charmant. So ein dunkles Verhalten hätte er Hokuto niemals zugetraut, diese Seite an ihr gefiel ihm sehr.

„Wir werden sehen, was noch daraus werden kann.“, sagte er dann und schob sie bei Seite.

Hokuto fragte sich, was er meinte, fragte ihn aber nicht danach. Sie war nun sein Spielzeug geworden, was musste sie da auch wissen?! Solange sie ihn weiter sehen vielleicht sogar berühren könnte, wäre ihr alles egal.
 

In diesem Moment kam Subaru aus dem Westflügel in den Flur gerannt und sah Seishiro und Hokuto entgeistert an.

„Ist euch etwas passiert?“, fragte sie voller Besorgnis und ging auf die beiden zu.

„Es ist alles in Ordung.“, erwiderte Seishiro völlig ruhig.

„Was ist denn geschehen?“, wollte Subaru dann wissen, als er sich umsah.

Das Pentagramm war verschwunden, dafür befanden sich Bluttropfen und Spritzer überall auf dem Boden und der Treppe verteilt. Außerdem war Seishiro blutüberströmt und auch Hokuto lief ein wenig Blut über das Gesicht und klebte ihr an den Händen.

„Plötzlich hat sich das Blut bewegt, ist nach oben geschossen und auf uns herunter geregnet. Da Hokuto bereits im Gang stand, hat sie nicht so viel von dem Blut abbekommen wie ich.“, grinste Seishiro Subaru an.

Das Zeichen, dass er sich keine Sorgen zu machen bräuchte.

„Es tut mir ja so Leid.“, Subaru verbeugte sich tief. „Ich hätte erkennen müssen, dass es sich um ein starkes Siegel handelte, aber ich habe es erst gespürt, als es sich verändert hatte.“.

Subaru sah sichtlich traurig aus.

„Mach dir keine Gedanken, es ist ja nichts passiert und das Siegel ist weg.“, versuchte Seishiro ihn aufzumuntern.

Hokuto hielt sich derweil zurück. Sie konnte nichts sagen, sie konnte Subaru kaum ansehen. Sie würde ihm gegenüber kein Wort herausbringen können. Wie machte Seishiro das nur, wie konnte er einfach so diese Lügen verbreiten?

„Aber wer errichtet so ein starkes Siegel? Wen wollte er damit hier festhalten?“, Subaru wirkte nun sehr verständnislos.

„Ich denke, wir sollten unseren Gastgeber in dieser Hinsicht befragen.“, sagte Seishiro und die drei blickten in Richtung des Westflügels.
 

Herr Kimihiro hatte Subaru begleitet und stand immer noch in der Tür, die zum Westflügel führte. Aber sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert, er sah böse aus. Es war nicht mehr der nette Mann, der sie vorhin noch empfangen hatte.

„Nein, Sie waren das nicht. Sagen Sie mir, dass nicht Sie dieses Blutbad veranstaltet haben?!“, rief Subaru, aber dessen Gesichtsausdruck verriet bereits alles.

„Doch, ich bin es gewesen und nun ist alles kaputt.“, schrie er vor Wut.

„Aber warum?“, in Subarus Stimme schwang Trauer und Verständnislosigkeit mit.

„Ich wollte eure drei Seelen opfern, um einen mächtigen Dämon herbeizurufen. Er soll mein Haus beschützen, das mir diese miesen Schuldeneintreiber wegnehmen wollen!“, Kimihiro geriet immer mehr in Wahn.

Bevor Subaru noch etwas sagen konnte, stürmte dieser auch schon mit einem Messer auf ihn zu, dass er aus der Innentasche seines Jacketts hervorgeholt hatte. Subaru war zu schockiert, um schnell genug zu reagieren, aber Seishiro ging rechtzeitig dazwischen. Er hatte Kimihiro am Arm gepackt und ihn so aufgehalten, bevor er Subaru erreichte. Er drehte ihm den Arm so weit um, dass er das Messer fallen lassen musste.

In dieser Zeit hatte Subaru endlich reagiert. Er holte einen Bannspruchzettel hervor und klebte ihn Kimihiro auf die Stirn. Dieser fiel daraufhin bewusstlos zu Boden.

„Vielen Dank. Nun musstest du mich schon wieder beschützen.“, meinte Subaru dankend.

„Das war doch selbstverständlich.“, gab Seishiro lächelnd zurück.
 

Hokuto schluckte lautlos. Wieder so eine Situation. Eifersucht keimte in ihr auf. Würde Seishiro sie auch so beschützen? Er lächelte Subaru voller Freundlichkeit an und dieser merkte nichts, nichts von Seishiros wahren Absichten. Aber was waren seine wahren Absichten? Hokuto verstand es immer noch nicht. Welchen Grund hatte er, Subaru zu beschützen, er wollte ihn doch aller Wahrscheinlichkeit nach töten.

Auf jeden Fall wurde Hokuto klar, dass es ihr von nun an noch schwerer fallen würde, diese kleinen Späße über Subaru und Seishiro zu machen. Und was war mit ihm? Bei Seishiro hatte sich vermutlich nichts verändert. Seine Fassade würde nicht bröckeln.

Sie würde ihre Fassade einfach aufrecht erhalten müssen, egal, wie schwer es auch werden würde!
 

Schließlich sagten sie dem Personal Bescheid und es wurde die Polizei gerufen. Herr Kimihiro wurde fest genommen und abgeführt. Das Anwesen würde wohl nun versteigert werden und die Polizei würde in dem Mordfall ermitteln. Aber es war damit zu rechnen, dass Kimhiro die nächsten Jahre im Gefängnis verbringen würde.

Seishiro fuhr Subaru und Hokuto dann endlich nach Hause. Subaru hatte das Ganze ziemlich mitgenommen und er war sehr still und trübsinnig geworden.

„Wie kann man nur so etwas tun? Es hätte bestimmt auch eine andere Lösung gegeben.“, meinte Subaru traurig.

„Er hat aber keine andere gesehen. Wie die Polizei mir erklärte, während du deine Aussage machtest, hatte er hohe Schulden an der Börse und also wollten Schuldeneintreiber den Verlust nun ausgleichen, in dem sie sein Anwesen haben wollten. Das wollte er natürlich nicht hergeben und anderweitig Geld auftreiben war ihm wohl auch nicht gelungen. Er wurde in letzter Zeit öfter betrunken in irgendwelchen kleinen Casinos gemeldet und auch von der Polizei nach Hause gebracht. Er hat einfach keine andere Option mehr gesehen und anscheinend angefangen, sich mit Blutopfern zu beschäftigen. Dann hat er einen Yin-Yang Meister gerufen, um seine Kraft zu prüfen. Deine Seele hätte schon fast alleine ausgereicht, um als Opfer zu dienen.“, erklärte Seishiro.

„Und ich sollte euch als weitere Opfer mitbringen.“, Subaru wurde noch trauriger, „Es tut mir wirklich Leid, euch da mit hinein gezogen zu haben.“.

„Du kannst überhaupt nichts dafür, wie hättest du das wissen sollen? Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf darüber.“, sagte nun auch Hokuto zu ihm.

Ihr Bruder sollte nicht wegen solcher ‚Kleinigkeiten’ leiden. Aber er nahm sich seine Arbeit einfach viel zu sehr zu Herzen, das war schon immer so gewesen.
 

Der Rest der Fahrt wurde geschwiegen, bis sie schließlich vor Subarus und Hokutos Wohnhaus hielten.

„Ruht euch gut aus, gute Nacht.“, sagte Seishiro zu ihnen.

Subaru war schon zur Haustür gegangen, da bemerkte Hokuto noch Seshiros finsteren Blick, den er ihr noch zu geworfen hatte, bevor er außer Sichtweite war. Was würde wohl ab jetzt noch alles geschehen? Wie würde ihr Leben weiter gehen? Hokuto wusste es nicht, sie würde es abwarten müssen.

Schließlich folgte sie Subaru ins Haus und beide verabschiedeten sich im Flur von einander und jeder ging in seine eigene Wohnung. Dieser Tag hatte wirklich genug Schmerz gesehen.

soft kiss

Kapitel 5: soft kiss
 

Es war nun eine Woche seit dem Vorfall auf dem Anwesen von Herrn Kimihiro vergangen und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Seishiro nutze Hokutos Gefühle schamlos aus. Er verbrachte immer mehr Zeit mit Subaru und sie wurde alleine zurück gelassen. Sie versicherte ihrem Bruder immer, dass es ihr nichts ausmachte, da sie selbst etwas vorhätte.

Im Gegensatz zu ihrer gespielten Fröhlichkeit, besonders gegenüber Seishiro, waren diese Lügen wirklich das reinste Kinderspiel. Eine Belanglosigkeit am Rande. Doch der Umstand, dass sie alleine war, dass Seishiro immer bei Subaru war, dieser Umstand schmerzte sie zutiefst und Hokuto wusste genau, wie sehr Seishiro ihre Qualen genoss.
 

Zur Abwechslung hatte Subaru darauf bestanden, dass sie alle drei heute gemeinsam bei ihm zu Abend essen würden. Seishiro beharrte nicht darauf, nur zu zweit auszugehen, er hatte es nur am Rande vorgeschlagen. Sein abgrenzendes Verhalten gegenüber Hokuto fiel also nicht weiter auf.

Die kleinen Späße mit Subaru machte Hokuto natürlich auch weiterhin, sie musste sich dazu zwingen, aber da Subaru selbst Kleinigkeiten äußerst peinlich waren, bemerkte er nichts. Er hatte noch keine Lücke in der Fassade gefunden.

Doch das Einzige, was Hokuto für ein paar Momente aufleben ließ, waren die finsteren Blicke, die Seishiro ihr bei Zeiten schenkte. Das war aber auch schon alles. Die Leidenschaft unter dem Blutregen hatte sich gelegt, Hokuto fühlte nur noch den Schmerz.
 

Hokuto kam etwas früher in die Wohnung ihres Bruders und half ihm dabei, den Tisch zu decken. Was im Ofen gerade vor sich hin brutzelte, wollte er aber nicht verraten.

Pünktlich auf die Minute klingelte dann auch Seishiro an der Tür. Subaru servierte dann voller Freude seinen Auflauf, der im Wesentlichen aus Reis, Tofu und verschiedenen Gemüsesorten bestand. Er sah ein wenig unbeholfen aus, aber der Geschmack war nicht zu verachten.

Während des Essens redete Subaru am meisten und erzählte von seinem heutigen Auftrag. Schließlich waren alle satt geworden und Subaru wollte sich ans Abräumen machen.

„Hat es euch denn wenigstens geschmeckt?“, fragte er verlegen, bevor er sich erhob.

„Das hast du vorzüglich zubereitet.“, meinte Seishiro mit einem Lächeln.

„Nur an der Aufmachung musst du noch arbeiten.“, Hokuto mimte die strenge Chefköchin und wackelte ermahnend mit den Zeigefinger.

„Ja, was das Kochen angeht muss ich noch Einiges lernen.“, grinste Subaru und brachte die Auflaufform zurück in die Küche.

Er kochte wirklich nicht oft, weil ihm auch einfach die Zeit dazu fehlte. Hokuto und Seishiro hatte er auch noch nie zu einem selbst gemachten Essen eingeladen. Wenn dann hatte es immer nur etwas Fertiges oder Bestelltes gegeben oder Seishiro hatte gekocht.
 

Seishiro und Hokuto brachten dann noch das Geschirr und das Besteck in die Küche und die drei spülten gemeinsam ab.

„Du solltest öfter kochen Bruderherz, du wirst bestimmt richtig gut.“, meinte Hokuto ehrlich zu ihm.

„Ich werde es versuchen. Kochen macht wirklich Spaß. Vielleicht werde ich dann mal annähernd so gut wie Seishiro.“, entgegnete Subaru.

„Das schaffst du doch mit Leichtigkeit.“, sagte Seishiro zuversichtlich und nahm sich einen weiteren Teller, den Hokuto gerade abgespült hatte.

„Du musst Sei-chan schon übertreffen, wie willst du ihm denn sonst ein guter Ehemann werden?!“, neckte Hokuto Subaru wieder.

Ihr Bruder schreckte natürlich sofort leicht zusammen und seine Wangen nahmen eine schöne, saftige Röte an. Seishiro musste lachen und Subaru wurde es nur noch peinlicher. Er trocknete einfach weiter seinen Teller ab.

„Darf ich euch denn dann wieder zum Essen einladen, um es zu probieren?“, fragte er dann nach einigen Minuten.

„Also ich komme gerne. Ich muss doch wissen, wie sich mein Zukünftiger in seinem Kochkünsten so weiter entwickelt.“, wurde er nun von Seishiro aufgezogen.

„Könnt ihr zwei nicht mal an was anderes denken?!“, beschwerte sich Subaru und wirbelte verwirrt mit den Armen durch die Luft.

Seishiro und Hokuto lachten.
 

Nach einer Weile hatte Hokuto dann auch die Auflaufform gespült und rieb sich die Hände an Seishiros Küchentuch trocken. Subaru trocknete noch die Auflaufform ab und stellte sie zurück in den Schrank.

„Alles schön aufgeräumt, du gibst wirklich eine tolle Hausfrau ab Bruderherz.“, meinte Hokuto grinsend.

„Ordnung ist doch wohl selbstverständlich.“, versuchte Subaru sich zu rechtfertigen.

„Also da könnte ich dir leicht das Gegenteil beweisen.“, erwiderte sie.

„Du bist auch ordentlich, nur zu faul.“, gab Subaru zurück.

„Na und, mir gefällt mein Chaos.“.

„Ihr zwei seid wirklich manchmal grundverschieden.“, brachte sich nun Seishiro ein und lächelte die beiden freudig an.

„Tja…“, Subaru kratzte sich verlegen an der Wange.

„Jaja, und dir gefällt Subaru viel besser als ich, schon klar.“, winkte Hokuto ab, „Ihr beiden passt sowieso viel besser zusammen. Aber einen Kuss hab ich von euch beiden immer noch nicht gesehen. Als Dank hätte Subaru mal wieder einen verdient.“.

„Hokuto…“, Subaru wollte wieder etwas dazu sagen, aber er konnte nicht.

Er konnte seinen Mund nicht mehr bewegen, etwas hielt ihn fest. Seishiro stand plötzlich ganz dicht vor ihm, er spürte seine Hand am Oberarm. Seishiros Lippen hatten sich auf die seinen gelegt und hielten seinen Mund verschlossen.

Es verging nur ein Moment, bevor Seishiro sich wieder zurückzog, aber dieser Moment hatte lange genug gedauert, um Subaru sprachlos da stehen zu lassen. Bis jetzt war es immer nur Spaß gewesen aber nun…

„Den hast du dir wirklich verdient.“, grinste Seishiro dann wieder.

Doch keiner sagte sonst etwas. Subaru sah ihn immer noch einfach nur sprachlos und Hokuto…
 

Hokuto hätte am liebsten geschrieen. Nicht einmal sie hatte damit gerechnet, dass Seishiro Subaru wirklich küssen würde. Der Schock schlich durch ihren Körper und lähmte sie. Sie konnte nichts sagen, sich nicht bewegen, sie starrte nur weiter Seishiro und ihren Bruder an, wie sie sich gegenüber standen. Der eine stumm dreinblickend, der andere grinsend.

Aber nicht nur Schock durchfuhr ihren Körper, auch Schmerz, tiefer Schmerz. Dieser Anblick tat ihr so weh, sie hatte es sich vorher nicht vorstellen können. Wie konnte er ihr nur so etwas antun?

Und doch gab es noch etwas Schockierenderes, als diesen Kuss mit ansehen zu müssen. Hokuto glaubte, noch etwas anderes in diesem Kuss entdeckt zu haben. Etwas, von dem wahrscheinlicher keiner der beiden wusste, dass es da war.

Der Gedanke daran war für Hokuto die reinste Hölle. Sie wünschte sich inständig, dass sie sich irrte. Wenn sie einen Moment mit Seishiro alleine wäre, dann würde sie ihre Theorie überprüfen…
 

„Bin ich kein guter Küsser?“, fragte Seishiro dann und blickte Subaru fragend und ein wenig ängstlich an.

„Eh…“, Subaru versuchte, seine Stimme wieder zu finden, „Ich… ich…“.

Subaru war mittlerweile so rot angelaufen, das man meinen könnte, er hätte hohes Fieber.

„Oje, ich geh dann mal besser. Meinem Liebling war es wohl etwas zu viel.“, Seishiro war nicht beleidigt, sondern wollte einfach nur grinsend aus der Küche verschwinden.

„Nein, ich…“, Subaru konnte immer noch nicht die richtigen Worte finden.

„Ist schon ok, ich komme Morgen wieder.“, mit diesen Worten war Seishiro auch schon verschwunden.

„Ich geh dann auch besser, bis dann.“, schnell hatte sich auch Hokuto verdrückt und Subaru blieb schweigend allein zurück.
 

Draußen vor der Haustür fing sie Seishiro dann ab.

„Bleib stehen.“, sagte sie schroff zu ihm.

Seishiro blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu ihr um.

„Das hat dir wohl nicht gefallen, nicht wahr?“, fragte er sie mit einem sadistischen Lächeln.

„Und dir?“, stellte Hokuto die Gegenfrage.

„Ich hab doch nur das gemacht, was du gesagt hast, du brauchst dich also nicht aufzuregen.“, meinte er.

„Du quälst mich jeden Tag, das ist nichts Neues, aber was bedeutete dir der Kuss?“, Hokuto musste es einfach wissen.

Sie hatte da so eine Ahnung. Es interessierte sie, ob er es auch bemerkt hatte.

„Es war nichts. Ich habe ihn nur geküsst, um dir weh zu tun.“, gab er kalt zurück.

„Ganz sicher?“, fragte Hokuto noch einmal nach.

„So eifersüchtig?“, grinste er weiter.

Er hielt alles immer noch nur für ein Spiel, das zu seinen Gunsten verlief.

Dann lief Hokuto auf ihn zu und drückte ihn gegen die Flurwand.

„Na na, werden wir nun handgreiflich?“, Seishiro nahm sie nicht ernst.

Seiner Meinung nach bildete sie sich etwas ein und wurde von Eifersucht zerfressen. Er hatte überhaupt keine Ahnung…

„Du weißt gar nichts.“, sagte sie ihm direkt ins Gesicht.

Doch antworten ließ sie ihn nicht. Sie verschloss seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Er schmeckte aber nicht wie sonst. Sein Kuss war immer kalt und raubte ihr den Atem, so als würde er ihre Seele aussaugen. Aber dieses Mal war es anders. Es fühlte sich warm an und sogar ein wenig… sanft.

„Das reicht mir.“, meinte sie dann nur, als sie wieder von ihm abließ.

„Das Interesse an mir verloren?“, fragte er sie, jedoch ohne die Geringste Verwunderung oder Bedauern.

„Ich liebe dich immer noch genauso wie vorher und das wird sich auch nicht ändern. Es ist wirklich traurig, keiner von uns dreien wird je sein Glück finden, weil wir selbst nicht wissen wie.“, Hokuto lächelte traurig.

„Weißt du überhaupt wovon du redest?“, meinte er nur kühl dazu.

„Vergiss es einfach, du wirst es wahrscheinlich nie bemerken.“, mit diesen Worten ging sie an Seishiro vorbei und suchte ihre Wohnung auf.

Seishiro kümmerte sich nicht weiter um dieses wirre Gespräch und verließ das Gebäude, um ebenfalls den Heimweg anzutreten.
 

Hokuto ließ sich auf ihr Bett fallen. Weinen würde sie aber nicht, diese Tränen wären reine Verschwendung. Ihre Theorie hatte sich bestätigt, sie hatte sich nicht geirrt und Seishiro hatte es selbst nicht bemerkt.

Dieser Kuss, dass er sich so anders anfühlte, auf einmal so zart… es gab nur eine Erklärung dafür. Subaru bedeutete Seishiro mehr, als er wusste. Ob er es jemals bemerken würde? Ganz unbewusst wurde er zärtlich. Wie Hokuto ihren Bruder beneidete.

Er genoss unbewusst die Gefühle, die sie gerne von Seishiro empfangen würde. Jedoch kann er es selbst nicht genießen. Subaru war nicht klar, was er für Seishiro empfand und andersrum war es genauso. Da konnte sie nicht mithalten, ihre Liebe war einfach nur ein Gefühl, das gegen eine große Mauer prallte und dessen Widerhall sie zu Boden drückte.

Sie liebte Seishiro und sie liebte Subaru und dennoch…

Hokuto könnte den beiden nicht ihr Glück zeigen, sie könnte es einfach nicht. Es schien so einfach, den beiden ihre Gefühle zu erklären, aber sie konnte es nicht. Die Eifersucht schnürte ihr die Kehle zu, ihr Herz forderte sie dazu auf, es nicht zu tun. Seishiro wusste nichts von seiner Zuneigung, solange würde ihr Herz noch sich noch weiter nach ihm sehnen.

Es war so schändlich, sie konnte nur an sich denken. Die Gefühle der Personen, die sie am meisten liebte, wollte sie nicht glücklich werden lassen. Subaru würde wahrscheinlich sein Herz an Seishiro verlieren, aber würde dieser es noch zerstören? Hokuto wusste es nicht.

Sie hatte schon immer die Gabe, die Gefühle anderer Menschen, besonders Subarus, zu erkennen. Auch ihrer eigenen Gefühle war sie sich voll und ganz bewusst. Dieses Wissen quälte sie fast noch mehr. Sie wollte nicht, dass Subaru und auch Seishiro litten, aber sie wollte auch nicht mit ihrem eigenen Leid alleine sein.

Was musste geschehen, dass sie nicht mehr so egoistisch handeln und wenigstens einen von beiden beschützen würde?

only one moment

Kapitel 6: only one moment
 

Was musste geschehen, dass sie nicht mehr so egoistisch handeln und wenigstens einen von beiden beschützen würde?

Die Antwort sollte Hokuto bald bekommen…
 

Am nächsten Tag war Seishiro wirklich zu Besuch gekommen, aber Subaru wusste immer noch nicht, was er ihm hätte sagen sollen. Subaru schämte sich sehr, aber Seishiro nahm es gelassen hin und ging schnell wieder.

Hokuto hatte ihn durch ihren Türspion gehen sehen, aber sie wollte nicht mit ihm reden. Auch so konnte sie sich denken, dass Subaru immer noch völlig verwirrt war. Ihn wollte sie aber auch nicht sehen, so blieb sie den ganzen Tag allein.
 

Am Tag danach hatte Subaru dann über Nacht Fieber bekommen und konnte nicht zur Schule. Stattdessen musste Hokuto ihn ins Krankenhaus in Shinjuku begleiten.

Es hatte den Anschein, als würden sich ab da die Ereignisse überschlagen. Subaru hatte dort einen kleinen Jungen kennen gelernt, der an einer Nierenkrankheit litt. Die Geschichte dieses Jungen war wirklich tragisch und seine Mutter tief verzweifelt. Subaru ging das sogar so sehr ans Herz, dass er bereit war, dem Jungen eine Niere zu spenden, doch bevor er es der Mutter sagen konnte, hatte sie die Beherrschung verloren und war mit einem Messer auf ihn losgegangen. Subaru war nichts passiert, denn Seishiro hatte ihn beschützt… und dabei sein rechtes Auge verloren.
 

Hokuto hatte sich vorgestellt, dass Subaru sich Vorwürfe machen würde, aber so fassungslos hatte sie ihren Bruder noch nicht erlebt. Er wäre fast daran zerbrochen, er wollte nichts essen und saß nur regungslos in seinem dunklen Zimmer.

Hokuto machte sich wirklich große Sorgen, es tat weh, ihren Bruder so zu sehen. Aber sie machte sich auch Sorgen um Seishiro. Wieso nur hatte er Subaru beschützt? Er hatte sein Auge geopfert, war ihm Subaru nun endlich wichtig geworden? So ganz konnte sie es sich nicht vorstellen, so wirkte er nicht.

Aber Hokutos Herz schmerzte bei diesen Gedanken. Ihr Bruder war tief in seiner Seele verletzt, Seishiro war körperlich verletzt, aber ihr tat es am meisten weh, dass ihr immer klarer wurde, wie sinnlos ihr ganzes Dasein war. Sie konnte nichts tun, weder für andere noch sich selbst. Subaru empfand so viel für Seishiro, auch wenn er es noch nicht begreifen konnte. Und Seishiro…

Er würde es bestimmt auch irgendwann bemerken. Warum nur wollte sie den beiden nicht helfen? Hokuto konnte ihre Liebe zu Seishiro nicht aufgeben, dafür liebte sie ihn zu sehr.

Doch nun würde sie erst einmal ihrem Bruder beistehen müssen, denn er brauchte sie jetzt. Morgen würde sie Seishiro mit Subaru besuchen gehen. Subaru musste Seishiro einfach sehen, weil er sich entschuldigen wollte. Er machte sich so große Vorwürfe. Hokuto würde ihn nicht alleine lassen können, für so lange würde sie ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse unterdrücken können.
 

So kam es dann auch. Hokuto hatte Subaru wirklich dazu ermutigt, Seishiro gegenüber zu treten, sie ließ die beiden sogar allein. Es schmerzte, es schmerzte sie sehr, aber diesen Gefallen musste sie ihrem Bruder tun, sie konnte ihn nicht so leiden lassen.

Zu ihrer Überraschung kam Subaru mit einem Lächeln auf den Lippen aus Seishiros Zimmer. Seishiro hatte ihm also verziehen. Subaru sollte Donuts für Seishiro besorgen, währenddessen betrat Hokuto sein Zimmer.

„Hallo Hokuto-chan, du kommst mich auch besuchen?“, lächelte er sie an.

„Du brauchst nicht so freundlich zu sein.“, ermahnte sie ihn.

Dann setzte sie sich auf den Stuhl, der neben seinem Bett stand.

„Du machst ein ziemlich trauriges Gesicht, das steht dir sogar recht gut.“, meinte er dann in seinem von ihr gewohnten kalten Tonfall. „Du machst dir doch wohl keine Sorgen um mich?!“.

„Es würde dich nicht interessieren, das ist mir klar. Ich mache mir aber auch Sorgen um Subaru. Du bedeutest ihm so viel und ich…“, Hokuto konnte nicht weiter sprechen und senkte ihren Kopf.

Seishiro hatte sie für einen Moment überrascht angesehen. Er wusste wirklich nichts über seine eigenen Gefühle, er war zu jedem kalt, denn er war der Sakurazukamori. Subaru mochte Seishiro so sehr, aber sie mochte ihn genauso gern. Sie hatte es doch zuerst bemerkt, warum nur zählte das in der Liebe nicht?

„Ich liebe dich doch auch.“, Hokuto war den Tränen nahe, aber sie würde sich nicht die Blöße geben, in seiner Gegenwart zu weinen.

Seishiro sagte nichts, sondern grinste finster. Ihn amüsierte das nur.

„Ich will dich… wenigstens ein einziges Mal… für mich allein.“, sagte Hokuto plötzlich ohne Seishiro dabei anzusehen.

„Du…“, Seishiro wollte etwas erwidern, aber Hokuto redete ihm dazwischen.

„Aber danach darfst du Subaru nicht weh tun, du darfst es einfach nicht, weil…“, sie konnte es ihm nicht sagen.

Hokuto könnte nur dafür sorgen, dass er es vielleicht irgendwann erkennen würde, aber nicht jetzt. Seishiro sollte Subaru nicht weit weg mit sich fort nehmen, es reichte, wenn sie ihren Bruder verraten würde.

Hokuto konnte aber nicht wissen, welchem Tag Seishiro entgegen sah, der ihr und besonders Subarus Leben für immer verändern würde…
 

Als dann die Ärzte kamen, verließ Hokuto das Zimmer. Als Subaru zurückkam, teilte sie ihm mit, dass sie ihn heute nicht mehr besuchen könnten. Stattdessen aßen sie die Donuts dann zusammen mit Subarus kleinem Freund.

Hokuto beruhigte es ein wenig, dass es Subaru nun besser ging. Doch genauso schnell wurde sie wieder traurig, wenn sie daran dachte, was sie ihm antun wollte, was Seishiro ihm vielleicht antun wollte.

Sie würde in diesem Leben nicht glücklich werden können, aber vielleicht hatte Subaru eine kleine Chance, sein Glück zu finden.

Hokuto würde Seishiro Morgen noch einmal besuchen, allein. Er sollte wenigstens für einen Moment ihr gehören, nur für einen. Dann würde sie ihm Subaru überlassen, auch wenn sie ihrem Bruder danach vielleicht nie wieder in die Augen sehen könnte.
 

Am nächsten Tag hatte Subaru am Nachmittag einen Auftrag, diese Zeit nutzte Hokuto und fuhr ins Krankenhaus. Seishiro lag immer noch in seinem Zimmer, er hatte aber keinen Tropf mehr am Arm.

„Heute wieder ganz alleine?“, fragte er sie kühl.

Dieses Mal tat er nicht so freundlich und zeigte von Anfang an sein wahres Gesicht.

„Wäre dir Subaru lieber?“, entgegnete sie ihm genauso kühl.

Seishiro grinste, er konnte sehen, wie sehr sie ihren Bruder liebte und auch gleichzeitig beneidete. Hokuto war wirklich auf ihre Weise bemerkenswert.

„Heute gehörst du mir, verstanden?!“, Hokuto würde nicht lange drum rum reden, sie hielt es auch kaum noch aus.

Ständig musste sie an Seishiro und Subaru denken, die beiden waren für einander bestimmt, das wusste sie, aber sie wollte es nicht wahr haben, noch nicht. Ihr Leben war ohnehin nichts mehr wert, da wollte sie wenigstens noch eine Sache genießen.

„Was hast du vor?“, Seishiro wirkte dennoch eher belustigt als beängstigt.

„Das wirst du schon sehen.“, meinte sie nur und stieg auf sein Bett, so dass sie nun auf ihm saß.

Dann beugte sie sich nach vorn und küsste ihn. Aber nicht nur seine Lippen, sie bewegte ihren Mund an sein linkes Augenlied, dann seine Wange hinunter, bis ihre Lippen seinen Hals liebkosten.

Seishiro tat nichts, um sie daran zu hindern, sollte sie doch mit ihm spielen, er würde ihr dann nur noch mehr weh tun können und somit auch Subaru. Das kam ihm zu diesem Zeitpunkt nur gelegen. Außerdem spürte er bei Hokuto auch diese Leidenschaft. Es war ähnlich wie sein Verlangen nach Blut. Sie verzehrte sich so sehr nach ihm, wie er sich nach Blut sehnte. Sollte sie dieses eine Mal ihren Willen bekommen, denn diese wilde, hinterhältige Seite sollte einmal frei gelassen werden, sie interessierte ihn sehr.
 

Hokuto sagte nichts mehr. Da auch Seishiro weder etwas sagte noch sich gegen sie wehrte, würde sie einfach weiter machen, bis ihre Sehnsucht befriedigt wäre.

Sie rutschte unter seine Decke, knöpfte sein Hemd auf und küsste seine Brust hinab, bis sie seinen Bauchnabel erreichte. Dann erhob sie ihren Oberkörper und stützte sich mit ihren Unterarmen auf seiner Brust ab, um ihn anzusehen. Sie wusste, dass sie weiter machen dürfte, also befreite sie sich nun von ihrer Kleidung und küsste weiter seinen warmen Körper.

Es fühlte sich so gut an, sie könnte nicht mehr aufhören. Sie spürte zwar keine Liebe, aber Leidenschaft. Sein Verlangen nach Blut ließ sie noch mehr aufleben, sie wusste, dass ihre Leidenschaft auch ihn anstecken würde, sie müsste auf nichts Rücksicht nehmen. Es wäre ihr auch egal, wenn sie jemand in ihrer Leidenschaft hören würde, es wäre egal…

Dann begann Hokuto, Seishiros Hose zu lösen, bis diese mit Leichtigkeit an seinen Beinen hinunter glitt. In diesem Moment spürte sie seine starken Hände an ihrer Hüfte. Sie packten sie fest und drückten sie noch enger an seinen Körper.

Seishiro war nun derjenige, der die Küsse verteilte. Er küsste ihre Lippen, ihren Hals bis zu ihrer Brust hinab. Er streichelte mit seinen Händen über ihren Rücken, so dass er spüren konnte, wie ihr Atem immer schneller ging. Sie hielt es kaum noch aus.

Auch er konnte nicht mehr von ihr lassen und beide verloren sich in körperlicher Leidenschaft…
 

Subaru hatte den Auftrag angenommen, die Shinto-Weihe für den kleinen Schrein auf dem Dach des Krankenhauses zu vollziehen, was nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Danach wollte er auch gleich Seishiro besuchen und ging hinunter zu seinen Zimmer.

Als er vor der Tür stand und gerade anklopfen wollte, hielt er inne, weil er glaubte, merkwürdige Geräusche wahr zu nehmen. Ein Aufschrei, nicht allzu laut, aber da er direkt vor der Tür stand, war er für ihn gut zu hören. Aber es war nicht Seishiros Stimme, es war die einer Frau. Die Mutter des Jungen wäre doch wohl nicht zu Seishiro gekommen?

Einige Gedanken liefen durch seinen Kopf und bevor er noch mehr darüber nachdachte, hatte Subaru die Tür einfach aufgerissen und war in Seishiros Zimmer gelaufen…

Er hatte sich viele schlimme Bilder ausgemalt, aber das, was er sah, übertraf alle seine Vorstellungen. Er sah Seishiro, wie er in seinem Bett lag und auf ihm saß Hokuto, nackt und ergoss sich in leidenschaftlichen Aufschreien, während sich die Körper der beiden geschmeidig im Einklang auf und ab bewegten.
 

Doch Subaru brauchte nichts sagen, um bemerkt zu werden. Seishiro und Hokuto hatten beide die Tür gehört und als Hokuto keuchend auf Seishiros Körper nieder sackte, konnten beide erst die Kraft aufbringen, in Richtung Tür zu sehen. Beide sahen geschockt in Subarus ausdrucksloses Gesicht. Seishiro gespielt und Hokuto durchfuhr der Schock wahrscheinlich mehr, als ihre Augen es je ausdrücken könnten.

„Subaru…“, keuchte sie.

In diesem Moment verbeugte er sich, als müsste er sich für etwas entschuldigen und rannte dann mit einem roten Gesicht aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Hokuto starrte weiter entgeistert auf die nun wieder geschlossene Tür, während sich auf Seishiros Gesicht ein breites Grinsen abzeichnete, welches sie nicht bemerkte. Besser hätte es für ihn gar nicht kommen können, denn der Tag der Verabredung rückte immer näher…

worse than death

Hey^^

Dieses Mal gibt es eine kleine Anmerkung von mir zu machen. In diesem Kap habe ich ein paar Szenen aus dem Manga bedient. Um kenntlich zu machen, dass es Zitate aus dem Manga sind, habe ich diese Sätze mit <...> markiert.

Ich hoffe, es passt gut zusammen^^

Nun will ich euch nicht weiter stören...
 

Kapitel 7: worse than death
 

Hokuto hatte Seishiros Zimmer ohne ein weiteres Wort verlassen und war wieder zu Hause. Sie hatte schließlich bekommen, was sie wollte. Aber anscheinend war ihr nicht einmal ein Moment des falschen Glückes vergönnt gewesen.

Subaru hatte sie und Seishiro gesehen, das hatte Hokuto nicht gewollt. Wie Subaru sich jetzt wohl fühlte? Aber Seishiro hatte damals Recht gehabt, ihr Geheimnis würde früher oder später ans Licht kommen, aber so hatte sie es sich nicht vorgestellt. Ihr Verrat war offenbar, sie hatte Subaru schwer enttäuscht und seine Gefühle verletzt, dafür gäbe es keine Entschuldigung, keine Rechtfertigungen, es gab nur die wahren Tatsachen, die unausweichlich waren.

Wann würde er wohl Seishiros Geheimnis erfahren? Wenn er jetzt noch wissen würde, dass er der Sakurazukamori war, würde er mit Sicherheit daran zerbrechen. Aber könnte sie es noch verhindern? Hokuto wusste es nicht, sie wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte, sie hatte doch schon genug angerichtet.
 

Eine Stunde später klopfte es an ihrer Tür.

„Hokuto-chan, bist du da?“, es war die Stimme ihres Bruders.

Hokuto schreckte auf. Warum kam er her? Aber wenn er sie aufsuchte, musste es wichtig sein, also ging sie zur Tür und öffnete ihm. Zu ihrer Überraschung sah er sie ganz verlegen an und verbeugte sich tief, als er sie sah.

„Es tut mir so Leid.“, sagte er beschämt.

„Aber…“, Hokuto war verwirrt über sein Verhalten, „Komm bitte rein.“.

Langsam betrat Subaru ihre Wohnung und setzte sich auf ihr Sofa. Hokuto blieb derweil stehen und sah ihren Bruder nur fragend an.

„Es tut mir Leid, dass ich vorhin einfach rein geplatzt bin, ich wusste nicht, dass du und…“, dann versagte seine Stimme.

Hokuto wusste genau, wie sehr es ihm Leid tat, sie ‚gestört’ zu haben, aber sie erkannte auch, wie sehr ihn die Tatsache, die er gesehen hatte, verletzte.

„Hör auf.“, schrie sie ihn an.

Das er sich sogar für so etwas entschuldigen musste, sie war es doch, die so schreckliche Dinge getan hatte…

Nun traten doch Tränen aus ihren Augen und Subaru war jetzt derjenige, der sie verwirrt ansah. Hokuto sank vor ihm auf die Knie.

„Du musst dich für gar nichts entschuldigen, ich bin die, die dich um Verzeihung bitten müsste.“, weinte sie, „Aber mir kann man nicht verzeihen, ich habe zu viele schlimme Dinge getan, ich habe dich zu oft verletzt.“.

„Das ist doch gar nicht wahr.“. Subaru stürzte neben ihr auf den Boden, nahm sie in den Arm und begann ebenfalls zu weinen.

Hokuto drückte sich an ihren Bruder, er schenkte ihr wenigstens ein bisschen Trost.

„Ich weiß doch, wie sehr du Seishiro magst und ich habe es auch vorhin in deinen Augen gesehen. Und dennoch… habe ich so gehandelt.“, schluchzte sie.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du…“.

„Nein!“, würgte sie ihn ab, „Ich liebe ihn zwar, aber auf andere Weise als du. Du bist aufrichtig, du würdest nie dein eigenes Glück über andere stellen. Ich habe nur an mich gedacht und nicht an deine Gefühle oder die von irgendjemandem sonst. Ich bin voller Sünde, aber ich konnte nicht anders.“.

Hokuto musste kurz Luft holen, bevor sie weiter sprechen konnte. Subaru hörte ihren Worten ruhig zu.

„Aber meine Liebe ist nichts wert. Seishiro empfindet nichts für mich, er wird mir nie gehören. Ich habe allen umsonst weh getan, weil ich den Schmerz in meinem Herzen nicht ertragen konnte.“.

„Hokuto…“, ihr Bruder fühlte mit ihr.

Was ihr weh tat, tat auch ihm weh. Auch wenn sie nicht darum bitten würde, er würde ihr verzeihen.

„Seishiro gehört zu dir.“, sagte sie dann und blickte Subaru in die Augen. „Er gehört zu dir.“.

Er sah sie groß an, dann wurde sein Blick sanft, obwohl die Überraschung noch deutlich zu erkennen war.

„Glaubst du das wirklich?“, fragte er sie.

„Weißt du, was Seishiro dir bedeutet? Hast du je darüber nachgedacht?“, erwiderte sie.

Subaru blickte sie zuerst noch verwunderter, dann nachdenklich an. Er hatte wirklich noch nie darüber nachgedacht, Seishiro war immer an seiner Seite, er war immer da, wenn er ihn brauchte. Aber was bedeutete er ihm?

„Die Gefühle anderer Menschen verstehst du sehr gut, aber dein eigenes Herz kennst du nicht. Du solltest darüber nachdenken, was Seishiro für dich bedeutet, dann weißt du, was du zu tun hast. Mein Handeln war falsch, aber ich habe das getan, was mein Herz am meisten wollte. Auch du solltest einmal an dich selbst denken, denn du bist aufrichtig, du hast es dir verdient, auch einmal egoistisch zu sein. Ich nicht mehr…“, sagte sie weiter.

„Aber Hokuto…“.

Sie schüttelte nur den Kopf und er verstummte.

„Denk darüber nach. Dann besuche ihn Morgen im Krankenhaus und werdet eurer Gefühle bewusst.“.

„Danke.“, Subaru lächelte sie sanft an.

Hokuto weinte noch eine Weile weiter und verblieb in den Armen ihres Bruders. Als sie aufgehört hatte zu weinen, ließ er sie allein und würde das tun, was sie ihm gesagt hatte.
 

Zum ersten Mal seit langem hatte Hokuto das Gefühl, das richtige getan zu haben. Sie hatte so viel Schmerz erlitten, so viel Schmerz anderen zugefügt, doch das wäre jetzt vorbei. Sie liebte ihren Bruder und er sollte glücklich werden. Sie hoffte nur, dass Seishiro ihm nicht weh tun würde und auch er seine Gefühle erkannte.
 

Subaru dachte lange nach, er ging spazieren und versuchte auch, an andere Sachen zu denken. Seine Schwester war so traurig, warum hatte er nur nie bemerkt, dass sie in Seishiro verliebt war? Er machte auch keinem von beiden irgendeinen Vorwurf, auch nicht für das, dessen Zeuge er heute geworden war. Er vertraute seiner Schwester und würde auf ihren Rat hören.

Aber was waren seine Gefühle für Seishiro? War er wie jeder andere? Nein, das war er nicht. Seishiro war etwas Besonderes, er war ein besonderer Mensch in seinem Leben. Als Seishiro verletzt wurde, konnte er an nichts mehr denken, selbst Hokutos Stimme hatte er in diesem Moment nicht wahrgenommen. Als er die beiden zusammen gesehen hatte, tat sein Herz weh, als sie ihm sagte, dass sie ihn liebte, hatte er noch mehr Schmerz gefühlt.

Seishiro war ein Teil seines Lebens, den er unter keinen Umständen missen wollte. Er war etwas ganz Besonderes für ihn. Morgen würde er ins Krankenhaus gehen und es ihm auch sagen, so wie Hokuto es ihm geraten hatte.
 

Am nächsten Tag stand Subaru wirklich vor Seishiros Krankenzimmer. Er zögerte, weil seine Nervosität ihn sogar zittern ließ. Er atmete noch einmal tief durch und klopfte an. Dann trat er ein…
 

Doch Subaru fand nicht das übliche Krankenzimmer vor. Er wurde umweht von Sakurablüten, so dass er kaum etwas anderes erkennen konnte.

<„Die Zeit ist gekommen…“, hörte er dann eine Stimme sagen und versuchte, in deren Richtung zu blicken, „… um unsere Wette zu beenden. Subaru Sumeragi-kun.“.>

Ein Mann stand vor einem Sakurabaum und lächelte ihn befremdend an.

<„Sei… shiro… san?“.>

Subaru war sich nicht sicher. Könnte dieser Mann wirklich Seishiro sein? Wo war er hier nur…

<„Wir sind in meiner Beschwörung. Seit wir uns wieder getroffen haben, ist ein Jahr vergangen. Heute ist der Tag der Verabredung.“, sagte Seishiro dann.>

Subaru verstand nicht, er blickte ihn nur fragend und ein wenig beunruhigt an. Mit einer Handbewegung veränderte Seishiro den Raum wieder und Subaru sah ein Bild aus seiner Vergangenheit.

Er sah sich selbst, als er neun Jahre alt war. Damals war er mit seiner Großmutter nach Tokio gekommen, um das 13. Oberhaupt der Sumeragi zu werden. In einem Park sollte er auf sie warten, aber ein Sakurabaum brachte ihn dazu, seinen Warteplatz zu verlassen. In diesem Baum schien so viel Hass und Groll zu wohnen, dass er ihm helfen wollte, aber er war machtlos gewesen. Warum nur?

Dort war er dann jemandem begegnet. Dieser Mann hatte etwas zu ihm gesagt, aber er konnte es nicht mehr verstehen.
 

<„Weißt du nicht mehr, was damals unter dem Kirschbaum geschehen ist?“, hörte Subaru plötzlich Seishiros Stimme ganz nah hinter sich an seinem Ohr. „Was zu meinen Füßen auf dem Boden lag?“.>

Die gleiche Erinnerung erschien ein zweites Mal vor Subaru, aber dieses Mal genauer, er sah wieder alle Einzelheiten, alle schlimmen Einzelheiten…

„Das ist nicht… das kann doch nicht…“, Subaru starrte nur fassungslos auf die Szene vor ihm.

<„Erinnerst du dich? Es sind deine Erinnerungen, die ich vor sieben Jahren versiegelt habe.“, kam es wieder von Seishiro. „Du warst plötzlich aufgetaucht und hast gesehen, wie ich jemanden tötete.“.>

„Du lügst!“, schrie Subaru, „Du lügst…“.

Dann wurde seine Stimme schlagartig leiser.

„Es ist aber wahr.“.

Dann fasste Seishiro ihn an der Schulter und drehte Subaru zu sich um, so dass er ihn ansah.

„Denn ich bin der Sakurazukamori.“.

„Das stimmt nicht…“, flüsterte Subaru. „Wenn das wahr wäre dann… dann hättest du mich längst getötet.“.

Subaru versuchte zwanghaft Argumente zu finden, die die eben gesehenen Bilder widerlegen könnten. Dabei wäre es alles umsonst.

„Erinnere dich weiter. Wir haben eine Wette abgeschlossen.“, sagte Seishiro.

„Wette…?“.

Wieder veränderte Seishiro das Bild und Subarus Erinnerung lief weiter. Es stimmte, sie hatten eine Wette abgeschlossen. Nun wusste er es wieder, warum er seine Handschuhe ständig tragen musste und warum er noch am Leben war.

„Verstehst du jetzt?“.

„Nein, du lügst!“, schrie Subaru erneut und Tränen liefen über sein Gesicht.

Es musste einfach eine Lüge sein, Seishiro könnte doch niemanden töten. Subaru sah ihn an, er wollte Seishiro lächeln sehen, so wie er es immer tat, er wollte sehen, dass es alles nicht die Wahrheit war. Aber Seishiros Augen waren kalt und grausam und sein Lächeln finster. Es war nicht mehr der Seishiro, den er kannte und den er… liebte.

Seishiro bedeutete ihm doch so viel, könnte er sich so sehr getäuscht haben? Das konnte einfach nicht sein…

„Es ist aber wahr.“, Seishiros Lächeln veränderte sich nicht, <„Und ich fühle nichts. Selbst wenn ich dich jetzt töten würde, ich würde nichts dabei empfinden.“.>

„Aber…“, schluchzte Subaru.

Es gab nichts, das er hätte sagen können. Sein Schmerz schnürte ihm die Brust zu, es gab nichts an der Wahrheit zu rütteln… und es tat unendlich weh.

„Was ist aus dem Seishiro geworden, den ich kannte?“, fragte er mit schwacher Stimme.

„Den hat es nie gegeben. Es war alles Fassade, nur ein kleines Spiel. Und ich habe gewonnen. Aber wenn du es genauer wissen willst, dann frag doch deine geliebte Schwester.“, meinte Seishiro und grinste scheinbar noch bösartiger.

„Hokuto?“.

Was hatte sie nun damit zu tun? Sie liebte Seishiro doch auch…

Hokuto… Was würde sie wohl denken, wenn sie erfahren würde, dass Seishiro der Sakurazukamori war? Warum nur war dies geschehen?

„Hokuto weiß, wer ich bin. Und sie liebt nicht Seishiro sondern den Sakurazukamori. Sie hat es dir nicht erzählt, nicht wahr?! Wer ist nun wohl schlimmer, sie oder ich?“, Seishiro amüsierte sich wirklich.

Subaru sank auf die Knie. Hokuto konnte es nicht gewusst haben, es war nur noch eine Lüge! Seine Schwester würde ihn niemals verraten. Subaru war nun fernab der Realität, so viele Gedanken kreisten durch seinen Kopf, aber sie schienen alle so unlogisch zu sein und doch waren sie es nicht. Er konnte nichts mehr tun, nichts, um die Realität zu ändern, diese schrecklichen Tatsachen zu verdrehen.

Erst Seishiro und jetzt auch noch Hokuto… warum hatten ihn alle verraten?
 

„Du leidest wirklich darunter. Denkst du, wir hätten dich verraten? <So etwas ist hier in Tokio alltäglich. Menschen betrügen einander. So etwas begegnet einem in Tokio an jeder Straßenecke. Ich hasse dich nicht und ich liebe dich nicht. Auch dein schönes Herz hat mich offenbar nicht verändert.> Auch die bedeutungslose Liebe deiner Schwester vermochte es nicht.“, erklärte Seishiro, doch die Worte schien Subaru kaum noch zu erreichen, „Sie soll dich noch so sehen. Sie soll sehen, woran sie auch mit schuldig ist. Also werde ich nun verschwinden und dich noch ein letztes Mal davon kommen lassen. Aber wir werden uns wieder sehen, Subaru Sumeragi-kun.“.

Nach diesem Worten erlosch die Beschwörung und Seishiro verschwand spurlos. Subaru brach in seinem Krankenzimmer zusammen.

Eine Schwester hatte etwas gehört und kam ins Zimmer gerannt. Sofort wurde ein Arzt gerufen.

<„Seishiro-san, ich habe dich geliebt…“, Subaru hatte die ganze Zeit über geweint.>

Er war nicht mehr ansprechbar. Ob er wohl jemals wieder sein wahres Ich wieder finden würde? Manch Verrat war vielleicht zu schwer, um von einer einzigen Seele getragen werden zu können, denn es gab Schlimmeres als den Tod.

under the sakura-tree

Hey^^

Hier kommt nun das letzte Kapitel meiner FF und ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. An dieser Stelle vielen Dank an meine leiben Kommischreiber Nachtschwester_Sephie und franzi14 und natürlich an meine liebe Freundin Nocturn^^

Mir hat das Schreiben viel Spaß gemacht, aber alles hat schließlich mal ein Ende.

Also viel Spaß beim letzten Kapitel!
 

(Anm.: Auch hier sind die Zitate aus dem Manga mit <...> gekennzeichnet.)
 

Kapitel 8: under the sakura-tree
 

‚<„Seishiro-san, ich habe dich geliebt…“, Subaru hatte die ganze Zeit über geweint.>

Er war nicht mehr ansprechbar. Ob er wohl jemals wieder sein wahres Ich wieder finden würde? Manch Verrat war vielleicht zu schwer, um von einer einzigen Seele getragen werden zu können, denn es gab Schlimmeres als den Tod.’
 

An Subarus seelischem Zustand sollte sich auch in den nächsten Tagen nichts ändern. Hokuto hatte ihn zwar mit nach Hause genommen, aber er war immer noch nicht ansprechbar. Er aß nicht, redete nicht, sondern saß nur in seinem Zimmer, die Vorhänge zugezogen, mit leerem Blick in den Augen.

Hokuto stand vor ihm und betrachtete ihren Bruder. Er nahm es überhaupt nicht wahr. Hokuto wusste nicht, was sie tun sollte, so verzweifelt war sie noch nie gewesen. Ihre Liebe ließ sie leiden, aber Subarus Zustand übertraf allen Schmerz der Welt. Wie hatte sie das nur zulassen können? Seishiro würde seine Gefühle für Subarus vielleicht niemals erkennen und sie hatte ihn zu Subaru gelassen. Das würde sie niemals wieder gut machen können. Ihr Egoismus hatte ihren Bruder zerstört, ihren geliebten Subaru. Es musste einen Weg geben…
 

Unter Tränen kniete sie vor ihm nieder und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Von ihm kam keine Reaktion.

<„Subaru, es tut mir Leid, es tut mir so Leid! Es ist meine Schuld!! Ich habe diesen Menschen in deine Nähe gebracht.> Ich wollte, dass auch du einen besonderen Menschen in deinem Leben hast, deshalb habe ich euch zusammen gebracht. Doch es ist alles anders gekommen. Ich habe mich in ihn verliebt, denn ich habe sein wahres Gesicht erkannt. Und dennoch liebte ich ihn und ich liebe ihn immer noch, aber… es ist keine Entschuldigung für das, was ich dir angetan habe. Ich wusste, dass Seishiro der Sakurazukamori ist und ich habe es dir nicht erzählt. Ich kannte seine Absichten nicht, so wie ich sie heute auch nicht kenne, aber er hatte es auf dich abgesehen und ich habe es zugelassen, dass er dir weh tut. Aber ich bin nicht besser als er, dieses Mal kannst du mir nicht verzeihen.“.

Hokuto erhob den Kopf, um in Subarus leere Augen zu schauen.

<„Ein solches Ende wollte ich nicht!“, sie fiel ihren Bruder um den Hals und umarmte ihn unter Tränen, „Verzeih mir… Subaru. Du hast durch mich Schlimmeres erlitten als den Tod. Aber ich will nicht das du stirbst.“.

Langsam erhob sie sich wieder und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann ging sie zu Subarus Kleiderschrank und nahm sich sein Zeremoniengewand heraus.

„Wenn Seishiro seine Gefühle nicht erkennt, dann wird er wieder kommen, um Subaru zu töten. <Das lasse ich auf keinen Fall zu.> So darf es nicht enden, auch Seishiro kann lieben, keiner kann ohne einen anderen leben.“.

Dann sah sie noch einmal Subaru an.

„Ich habe dich so sehr leiden lassen. Für mich gibt es kein Glück mehr in dieser Welt, aber für dich…“, Hokuto gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Danach wollte sie gehen. Als sie an der Tür stand, drehte sie sich noch ein letztes Mal um. Ihre Augen waren feucht.

<„Darum bitte ich dich. Komm zurück!“>, das waren ihre letzten Worte, bevor sie verschwand.
 

Hokuto musste ihn finden, sie musste Seishiro finden, bevor er Subaru noch mehr antun konnte. Einen Monat war sie auf der Suche, dann endlich begegneten sie sich… unter einem Kirschbaum.

Hokuto sah Seishiro ernst an. Sie liebte ihn, sie liebte ihn so sehr, aber nun gäbe es kein zurück mehr. Seishiro und Subaru sollten glücklich werden, wenigstens die beiden sollten das finden, was sie nicht bekommen konnte.

„Warum hast du das getan?“, fragte Hokuto ihn direkt.

„Was meinst du?“, Seishiro lächelte nur unbeeindruckt.

„Warum hast du Subaru so weh getan? Empfindest du denn gar nichts für ihn?“.

„Du müsstest es doch am besten wissen. Außerdem wusstest du genau, wer ich bin.“, erwiderte er.

„Ja, das weiß ich nur zu gut.“, Hokuto sah einen Moment lang verträumt zu Boden, dann blickte sie ihren Gegenüber wieder an, „Aber du hattest kein Recht, Subaru auch noch in deinen Bann zu ziehen, du durftest ihn nicht mitnehmen.“.

„Ihn mitnehmen? <Er sitzt doch in seinem Zimmer.>“.

<„Aber sein Herz hast du mitgenommen. Es kann nicht mehr zurück.> Und du hast dein eigenes Herz offenbar noch nicht gefunden…“, Hokuto wirkte traurig, wandte ihren Blick aber nicht ab.

Seishiro sagte nichts, er lächelte sie nur weiterhin an.

<„Deshalb verfluche ich dich jetzt. Du bist Sakurazukamori, du tötest deine Opfer. Doch Subaru wirst du nicht töten! Das lasse ich nicht zu.“>.

<„Du kannst mich nicht töten!“>, meinte Seishiro trocken dazu.

<„Das weiß ich.> Und das will ich auch gar nicht, denn den Menschen, den man liebt, kann man nicht töten. Und ich liebe dich zu sehr.“, Hokuto lächelte, „Auch du wirst es nicht können und du wirst den Menschen finden, den du liebst, ich glaube fest daran.“, sie hielt kurz inne, „Deshalb verfluche ich dich, denn <ich habe eine geheime Magie...“>.
 

Hokuto sah Seishiro direkt in die Augen. Ein paar Momente des Schweigens verstrichen, Seishiro verzog keine Miene. Hokuto wollte ihn noch ein letztes Mal ansehen, ohne Maske, nur für sich.

<„Ich kenne das wahre Gesicht der Sakurazukamori! Also… deshalb töte mich!“>, Hokutos Stimme klang sicher und bestimmt.

Dies wäre ihr letzter Wunsch, ihr letzter egoistischer Wunsch. Wenn er sie schon nicht liebte, wollte sie wenigstens von ihm getötet werden und dafür sorgen, dass Seishiro und Subaru glücklich werden könnten.

<Seishiro zögerte auch keinen Augenblick. Schon tropfte Hokutos Blut auf den Boden, doch sie spürte kaum seinen Arm, der ihre Brust durchbohrt hatte. Sie sank auf die Knie und krallte sich an seine Schultern.

„Wenn du stirbst, ist Subaru-kun sehr traurig.“>, meinte Seishiro dann zu ihr.

„Vielleicht… obwohl ich ihm so viel angetan habe… <Doch ich möchte… dass Subaru lebt.>“, keuchte sie, „Ich war so egoistisch und bin es immer noch, <dennoch… Subaru und du… ihr sollt leben.“.

Nun blickte Seishiro sie ein wenig überrascht an.

„Warum ich? Der ich Subaru-kun verletze und dich töte?“, wollte er wissen.

„Ja, es ist wahr. Aber ich möchte nicht… dass du stirbst. Auch wenn du ein schlechter Mensch und ein Mörder bist…>.“, Hokuto lächelte ihn sanft an, „Ich liebe dich. Und auch du wirst für jemanden so viel empfinden, dass du ihn nicht töten kannst. Du wirst es… irgendwann bemerken…du musst es irgendwann bemerken…“.

„Glaubst du das wirklich?“.

„Ich setze meine Hoffnung darin. Deshalb <verfluche ich dich mit letzter Kraft. Solltest du versuchen… Subaru zu töten, wie du mich getötet hast… wird diese Technik auf dich zurückfallen.“>, Hokutos Atem ging immer schwerer, doch ihre Worte waren immer noch deutlich und voller Vertrauen.

<„Warum verrätst du mir den Inhalt deines letzten Fluches?“, fragte Seishiro sie.

„Wenn ich es dir nicht sage, macht es keinen Sinn.> Im richtigen Moment wirst du es verstehen. Dennoch hoffe ich, dass du den Fluch niemals auslösen wirst.“.

„Du hoffst ziemlich viel.“, meinte Seishiro kühl.

„Ich vertraue dir.“, entgegnete Hokuto.

<„Ich verdiene dein Vertrauen nicht.“>

Hokuto lächelte leicht, zu mehr war sie kaum noch in der Lage.

„Keine meiner Gefühle konntest du erwidern, aber…<einen Menschen, der niemanden liebt… den gibt es nicht.> Auch dir wird jemand wichtig werden, in diesem Punkt kannst du mir auch vertrauen.“, sagte Hokuto und schloss ihre Augen.

Dann zog Seishiro seinen Arm aus ihrem Körper und sie hauchte ihre letzten Worte aus.

„Sei…shiro… <Su… ba… ru…“.>

Ihr Leben verflog mit den Kirschblüten im Wind.
 

Seishiro würde seine Gefühle für Subaru irgendwann erkennen, doch Hokutos Hoffnung, dass er ihren Fluch niemals auslösen würde, würde sich jedoch nicht erfüllen.

Unter so vielen Sünden war das einzige Glück, durch die Hand des geliebten Menschen zu sterben…



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von: abgemeldet
2008-01-12T16:20:19+00:00 12.01.2008 17:20
Ein schönes Ende ^^
Finde es interessant wie du die Szene angepasst hast...
Hätte mir aber evtl. noch ne Reaktion von Seishiro erhofft... aber naja, egal ^^

Würde aber dennoch auch hier wieder den Anfang kursiv machen mit deinem Kommentar.

Und danke für das Dankeschön ^----^
Von: abgemeldet
2008-01-12T16:15:12+00:00 12.01.2008 17:15
Normalerweise finde ich deinen Schreibstil ja stellenweise etwas hölzern und sehr von Berichten und Erzählungen geprägt...
Aber dieses Mal war nichts davon zu bemerken - und das fand ich richtig klasse!
Das Kapitel hier liest sich wunderbar flüssig und emotional, und auch die
Zitate hast klasse mit eingebaut!
Ein rundum gelungenes Kapitel! ^-^

PS: Aber evtl. soltest du deine eigenen Worte am Anfang lieber in kursiv machen, damit es sich besser vom Rest abhebt
Von: abgemeldet
2008-01-12T16:08:30+00:00 12.01.2008 17:08
okay, damit hätte ich jetzt echt nicht gerechnet o_O
Fand die Bettszene ja erst etwas unpassend, aber naja... musste wohl sein, was?
Aber Subaru tut mir jetzt leid....
Von: abgemeldet
2008-01-12T16:01:00+00:00 12.01.2008 17:01
Hübsches Kapitel ^^
So langsam nähern wir uns dem Höhepunkt, was? ^.^
Interessant fand ich die Stelle, als Hokuto mehr in dem Kuss entdeckt - Seishiro es aber nicht begreift.

Waren aber auch leider wieder ein paar Fehlerchen drin, aber das meiste konnte man überlesen...
Die zwei Sachen wollte ich aber noch erwähnen:

"Nach einer Weile hatte Hokuto dann auch die Auflaufform gespült und trocknete sich die Hände ab. Subaru trocknete noch die Auflaufform ab und stellte sich zurück in den Schrank."
Zunächste einml ne Wiederholung... und ich hoffe mal, dass net Subaru im Schrank verschwindet? XD

"„Ihr zwei seid wirklich manchmal grundverschieden.“, lachte sich nun Seishiro ein."
Nur lachen oder einschalten. So gehts net XD

Ansonsten war es aber wirklich gut ^^
Von: abgemeldet
2007-10-06T11:05:10+00:00 06.10.2007 13:05
Also als erstes folgendes:
"Dein ganzes Wesen fasziniert mich halt, ..."
Bitte bitte streiche dieses "halt"! >_<
Das macht diese schöne Szene so kaputt! ;__;
So Alltags-Wörter passen einfach nicht in eine FF...
Aber auch noch an einer anderen Stelle fiel es mir auf:
"Er holte einen Bannspruchzettel hervor und klebte ihn Kimihiro auf die Stirn."
Da ist es zwar nicht ganz so schlimm, aber es wirkt durch die Wortwahl doch ein bisschen... lächerlich ^^°
Und das ist die szene ja eigentlich nicht, eher dramatisch.
(Wobei da auch schon meinnächster Kritikpunkt wäre: Die Szene als Kimihiro austickt, das wirkt alles so unspektakulär.
Auch seine Begründung und so... erinnerte mich ein bisschen an das "SailorMoon Monster des Tages" ^^°°°

Sehr gut hingegen fand ich diesmal ansonsten den ganzen Anfang des Kapitels, bis zu der Stelle wo Subaru wieder hinzukommt.
Diese ganze Szene zwischen Hokuto und Seishiro war einfach nur klasse dargestellt!
Und auch ihre innere Zerissenheit kommt gut zur Geltung, sowohl da, als auch am Ende wo sie sich wieder einmal fragt warum Seishiro Subaru beschützt und was er will...
Auch ihre kleinen Eifersuchtsattacken sind gut dargestellt ^^
Hat mir sehr gut gefallen ^---^
Von: abgemeldet
2007-10-06T10:20:08+00:00 06.10.2007 12:20
[2nd-Version, da sich beim ersten Mal mein Browser aufgehängt hatte]

Dieses Kapitel, muss ich ehrlich sagen, ist für mich etwas zwiespältig.
Den Anfang fand ich einfach nur relativ langweilig.
Es wirkt auch alles etwas erzwungen und die ständigen Sätze zur wörtlichen Rede machen das ganze etwas anstrengend zu lesen.
Man will eigentlich nur die nächste Antwort wissen, "muss" aber erst noch so ne Ergänzung lesen....

Nyo, den letzten Teil dagegen fand ich richtig gut, ab der Stelle wo Seishiro das Blutsiegel beschwört und die Seele zerstört.
diese Szene ist einfach nur total anschaulich geschrieben und man kann sich diese im wahrsten Sinne des Wortes schaurig-schöne Szenerie wunderbar vorstellen, ebenso den anschließenden Kss und Sei-chans Verwunderung XD

Insgesamt also ein Kapitel mit einer wirklich tollen Szene, aber der Anfang zieht sich einfach etwas zu sehr bzw. ist zu uninteressant geschrieben.

Bin aber dennoch gespannt wie es weitergeht ^-^
Von:  Serenety75
2007-09-15T19:24:46+00:00 15.09.2007 21:24
oh je....der ist ja voll fies o__O
Von:  Serenety75
2007-09-15T19:23:16+00:00 15.09.2007 21:23
Das ist echt traurig *sfz* echt traurig....*taschen tuch hol* wieso muss es so enden? =(
naja x is ja auch ein dramam....tolle ff!!
Von:  Serenety75
2007-09-15T15:55:05+00:00 15.09.2007 17:55
Wow das Kapitel war ja klasse!!!
Von:  Nikaja
2007-06-18T13:12:05+00:00 18.06.2007 15:12
Meine Herren! Warum bin ich jetzt erst auf diese FF gestossen. Die ist ja wirklich genial und mal etwas ganz anderes in Bezug auf SuxSei-Chan. Ich werde mit Begeisterung weiterlesen. Daumen hoch! Weiter so!


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