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Die schöne alte Zeit

damals beim Kaiser....
von

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Die Angst

Der Arzt war gekommen. Genevieve hatte tatsächlich die Grippe. Sie lag fiebernd im Bett und war nicht mehr ansprechbar. Nikolas kam jeden Tag um nach ihr zu sehen. Er hatte unglaubliche Angst seine Frau zu verlieren und saß gemeinsam mit Andreas bei ihr und hielt ihre Hand. Wenn er allein bei ihr saß trieb es ihm sogar manchmal die Tränen in die Augen wenn er sah, wie sie phantasierte und vor Angst aufschrie wenn sie wieder ein unheimlicher Fiebertraum packte. Am Anfang bevor sie völlig ins Delirium gefallen war, hatte sie sogar noch Angst vor den Mustern der Tapete gehabt, und geschrien man solle sie wegbringen es kämen unheimliche Tiere auf sie zu. Doch mittlerweile verstand man kaum noch was sie sprach. Eine Pflegerin war zu den Troßburgs gekommen, der Arzt schaute täglich vorbei. Er war jedoch nicht beunruhigt, zumindest teilte er der Familie mit das Genevieve nicht in Lebensgefahr schwebte. Um jemand anderen machte er sich mehr Sorgen. Doch er hatte ja die Schweigepflicht und durfte nichts erzählen. Das würden andere schon für ihn erledigen. So war es dann auch. Nachdem Carolina bemerkt hatte das sie sich nicht angesteckt hatte, wagte sie sich auch wieder in das Haus ihres Verlobten. Doch an einem der folgenden Tage war sie wie aufgelöst. Ihre Haare waren nicht richtig frisiert, die Augen verweint und auch sonst wirkte sie nicht wie die sonst so starke Carolina von Teuteburg sondern wie eine verzweifelte Frau. Ihr Bruder Georg hatte sich angesteckt, jedoch weitaus schlimmer als Genevieve es getan hatte. Zufällig war auch Emilie an diesem Tag bei den Troßburgs zu Gast um ihre Schwägerin zu besuchen. Ihr Herz blieb stehen. Georg? Dieser gütige Mann der sich so aufopferungsvoll um sie gekümmert hatte während sie nervlich darnieder lag? Sie betrachte nachdenklich Carolina die weinend in Andreas Armen lag. Dann sprach sie sie an: " Carolina würdest du mich mit zu euch nehmen? Georg hat es verdient das ich mich um ihn kümmere, er hat desgleichen auch für mich getan!" Bittend sah sie Carolina an. Die blickte nur kurz auf und nickte. Dann ließ sie sich von Andreas ein Glas Portwein einschenken. Er beruhigte sie und versprach bald nachzukommen, sie solle jetzt erst einmal nach Haus fahren. Widerstandslos ließ sich Carolina in die Kutsche setzen. Zu Emilie sprach Andreas aber noch: "Geh zu ihm Emilie und kümmere dich gut um ihn, pass auch auf Carolina auf, sie wird dazu nicht mehr in der Lage sein, aber deinem Bruder werde ich Bescheid geben, denn er würde dich jetzt in diesem Moment nicht fahren lassen weil er besorgt um deine Gesundheit wäre. Doch wenn du meinst du schaffst das, dann wünsche ich dir Gottes Segen auf deinem Weg. Wir sehen uns nachher. Bis dann" Emilie nickte und setzte sich zu Carolina. Dann fuhren beide dem Haus der Teuteburgs entgegen.

Dort angekommen herrschte Aufregung. Dem jungen Herren ging es sehr schlecht. Carolina begab sich gar nicht mehr erst nach oben, sie musste sich in ihrem Schlafzimmer ersteinmal niederlegen, ihre Nerven waren völlig zermürbt von der Angst um ihren Bruder, denn so unterschiedlich sie auch waren als Geschwister, sie liebten sich beide abgöttisch. Also ging Emilie allein nach oben. Im Zimmer von Georg sah sie zuerst nur dessen Mutter am Bett sitzen und bittere Tränen vergießen. Sie ging auf sie zu und ermunterte sie hinaus zu gehen und sich etwas auszuruhen, sie würde sich jetzt um Georg kümmern. Dankbar erhob sich Frau von Teuteburg. Emilie kauerte sich neben Georg. Dann nahm sie einen feuchten Lappen und legte ihn auf Georgs Stirn, wischte ihm das verschwitzte Gesicht ab und kühlte wieder seine Stirn. Währendessen sprach sie beruhigend auf ihn ein: "Georg? Georg wenn du mir auch nicht antworten kannst, so weiß ich doch das du mich hörst. Ich bin jetzt bei dir, so wie du auch bei mir warst als es mir schlecht ging. Ich bleibe hier. Ich kümmere mich um dich. Du warst so gut zu mir damals. Aber du musst jetzt stark sein. Du musst durchhalten. Hast du das nicht auch immer zu mir gesagt wenn ich nicht weiter wusste? Ich weiß das du es schaffen kannst Georg. Bleibe nur hier. Lass uns nicht allein." Leise flüsternd setzte sie hinterher: "Lass mich nicht allein Georg...bitte" Dann küsste sie seine fiebrige Hand und betrachtete ihn.

Wie lange sie so gesessen hatte wusste sich nicht, auf jeden Fall war sie eingeschlafen irgendwann und man hatte sie in einen Lehnstuhl neben Georgs Bett verfrachtet. Als sie die Augen öffnete stand Georgs Mutter vor ihr und fragte sie ob man ihr ein Zimmer richten solle, ob sie denn jetzt ein paar Tage hier bleiben würde? Emilie bejahte. Sie konnte hier jetzt nicht weg. Sie hatte Angst das er von ihr ging wenn sie von ihm ginge. Die nächsten zwei Tage verliefen wie der erste. Georg lag im Fieberdelirium. Inzwischen waren auch Andreas und Nikolas da gewesen, und beide waren erstaunt mit welcher Energie und Hartnäckigkeit Emilie den Kranken pflegte. Man ließ sie walten und schalten, verstanden doch beide das Georg nicht einfach nur ein Freund für Emilie war. Doch ausprechen tat das niemand. Emilie bemerkte wahrscheinlich selbst noch nicht völlig bewusst was Georg ihr war, wieso also dem Schicksal vorausgreifen? Also ging man wieder und ließ Emilie dort. Carolina freundete sich sogar etwas an mit ihr, sie hatte höchsten Respekt vor dem zierlichen Persönchen das doch soviel Kraft in sich barg und ihrem geliebten Bruder so zur Seite stand. Am abend des dritten Tages schickte Frau von Teuteburg Emilie zu Bett. Sie müsse auch mal ein wenig ruhen sagte sie ihr. Emilie ging aber nicht gern. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Dennoch legte sich sich kurz auf einen Divan, und schloß ein wenig die Augen. Doch als hätte sie es geahnt hörte sie bereits eine Stunde später aufgeregtes Füße trappeln und Stimmen im Flur. Sie schrak hoch und öffnete die Tür. "...überlebt es sicher nicht..." und "...Arzt seit einer halben Stunde unablässlich bei ihm..." drangen an ihr Ohr. Eilig lief sie zurück in Georgs Zimmer. Da stand Carolina mit Mutter und Vater leichenblaß an der Wand. Die Mutter weinte unablässlich stille Tränen und der Vater blickte so ernst wie ein Mann nur blicken kann. Fragend schaute sie alle an. Dann ging sie auf den Arzt zu "Nun reden sie schon!!!Was hat er???Was ist mit ihm??? Wieso starren hier alle so vor sich hin als wäre heute der letzte Tag auf Erden!!!???So sprechen sie schon!!!" Sie hatte den alten Herren schon am Saum seines Rocks gefasst und daran gezogen so erregt war sie. Erstaunt blickte der Arzt Emilie an, dann sagte er: "Nun gnädiges Fräulein, seine Temperatur beträgt 41 Grad Celsius. Wenn das Fieber heut nacht nicht endlich sinkt, sondern steigt, dann ists aus mit dem jungen Herren. So ist das. Die Grippe macht auch vor den Reichen nicht halt..." "Halten Sie den Mund! Gehen sie! Ich werde mich um ihn kümmern, ich lasse ihn nicht sterben!" Erschüttert blickten alle Emilie an. Was war nur in sie gefahren? So kannte man das stille Ding ja gar nicht. Betreten folgte die Familie dem Arzt hinaus. Nur Carolina blieb noch einen Moment bei Emilie stehen. "Emilie, bitte mach dir keine Allzugroßen hoffnungen. Selbst ich hoffe nicht mehr auf seine Genesung. Ich kann dir nicht sagen wie sehr ich meinen Bruder liebe, das wissen nur er, ich und der da oben, aber ich danke dir in seinem Namen für deine aufopferungsvolle Hilfe. ich muss nun gehen, ich würde es nicht ertragen wenn ich ihn sterben sehen müsste. Er war so ein liebevoller froher Mensch...Ich...bitte laß uns rufen wenn etwas sein sollte, und wenn du etwas brauchst so steht dir alles zur Verfügung..." Emilie sah Carolina nur fassungslos hinterher. Wie konnte sie nur so schnell aufgeben? Sie wandte sich wieder dem Bett zu. Glühend heiß lag Georg dort, spitz und abgemagert wie ein armer Mann. Emilie hockte sich neben ihn. Dann dachte sie nach. Was hatte sie gelesen? Wadenwickel! Wieso hatte ihm niemand Wadenwickel gemacht??? Sie ließ die Kammerzofen rufen. Bestellte frisches Wasser und laken, zog Georg dann die Decke weg und begann mit dem gebrachten ihm Wadenwickel zu machen. Dann kühlte sie ihm weierhin die Stirn, gab ihm seine Medizin und sprach zu ihm. "Georg ich bin es. Bitte verlass mich nicht nicht! Lass mich nicht allein. Was soll ich nur ohne dich anfangen!!! Ich kann nicht mehr ohne dich leben. Ich....Ich liebe dich Georg..." Erschrocken über ihre eigenen Worte fuhr sich sich mit der Hand vor den Mund. Aber Emilie spürte das es die Wahrheit war die sie da gerade ausgesprochen hatte. Sie wusste sie liebte ihn und noch eine Liebe zu verlieren, das würde sie nicht verkraften, dann wäre auch ihr Leben zu Ende. So begann sie also das letzte zu tun was noch helfen konnte, sie begann für Georgs Genesung zu beten. Nachdem sie zwei Stunden neben ihm ausgeharrt hatte, hielt sie es jedoch nicht mehr aus. Sie ließ den Hausdiener rufen. Irgendetwas müsste man doch noch tun können! Ob er etwas gehört hätte, fragte sie ihn, von dem sie nichts wisse? Nun ja er habe da etwas gehört, es gebe einen Arzt in Lichterfelde draußen, der verschreibe eine neuartige Medizin namens Penicillin, diese Medizin solle wohl wahre Wunder wirken wäre aber extrem unerschwinglich...Emilie sah den Diener wie vom Donner gerührt an. "So schicken sie nach dem Mann! Worauf warten sie! Wollen sie das der junge Herr stirbt? Das ist vielleicht seine allerletzte Chance auf Rettung! Um Geld müssen sie sich nicht sorgen, sie wissen davon haben unsere Familien doch reichlich genug!!!" Kopfschüttelnd sah Emilie hinter dem Mann her...Manchmal verstand sie die Menschen nicht. Dann wandte sie sich wieder nach Georg um und begann ihn weiter zu pflegen. Hoffentlich kam der Arzt und hoffentlich wirkte dieses Zeug wirklich so wie der Diener gehört hatte...



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