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The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit

von

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Abschnitt 2

„Vater, ich bitte Euch, lebt! Verlasst uns nicht!“, weinte eine Stimme neben meinem Lager. „Warte, Nox. Du weißt nicht, ob er dich hören kann. Sein Fieber ist sehr hoch,“ sagte eine heisere Stimme.

Ich riss meine Augen auf und schnappte nach Luft. Nur Forte wachte an meinem Lager. Cre-scendo und Nox waren verschwunden und draußen vor dem Fenster verschwand der einst strahlende Himmel hinter einem unheilvollen Wolkenschleier. Was ist mit mir geschehen?“, fragte ich geschwächt. „Ein Fieber brachte Euch zu Fall, liebster Freund. Wir haben einen Tag der Vorbereitung eingebüßt. Keiner vermochte auch nur wenige Schritte zu gehen ohne Sorge um Euch zu verspüren“, sagte er sanft und nahm meine rechte Hand. Sie war kalt und Fortes Griff schmerzte. „Ich werde Euch nicht zurücklassen, Chrys. Ich werde veranlassen, dass un-sere Abreise verschoben wird.“ –„Nein. Ich werde mit Euch reisen, Forte. Es steht mehr als mein eigenes Leben auf dem Spiel“, hustete ich. „Diese Entscheidung trefft allein Ihr. Gebt auf Euch Acht. Ich werde an Euerer Seite stehen, was auch immer uns in Cheranko begegnen wird. Doch gebt nicht Euer Leben. Ihr seit in meinem Herzen, wie Ihr wisst“, sprach er, deck-te mich zu und wechselte den feuchten Umschlag auf meiner Stirn. „Bitte, schickt nach Nox und lasst in der Stadt von meiner Genesung berichten. Der Zeitplan darf nicht wanken. Wir dürfen keine Schwäche zeigen.“ Meine Stimme verlor an Kraft. Ich wollte, dass er blieb. For-te durfte mich nicht allein lassen.
 

Schmerz durchzuckte meinen Leib. Ich legte meine Hände auf meine Brust und fühlte mein Herz kräftig schlagen. Ich würde nach Cheranko reisen und die Revolution auf Namek voran treiben können.

Forte kehrte mit Nox und Crescendo an mein Lager zurück.

„Vater, Euch geht es gut!“, rief Nox und fiel mir um den Hals. „Langsam, Nox. Dein Vater braucht noch Ruhe. Fieber kann ich ihm nicht nehmen“, sagte Crescendo und lächelte mich wohlwollend an. Forte richtete mich auf und blieb neben mir sitzen. „Mir geht es gut, mein Sohn. Ich bin noch etwas schwach, aber das wird sich bald geben.“ Meine Stimme kehrte zu mir zurück. Crescendo fühlte meine Stirn. “Eure Temperatur ist merkbar gesunken. Ihr könnt bald wieder aufstehen. Euer Körper ist stärker als Ihr wusstet, mein Fürst“, erklärte er. Die Augen von Forte und Nox leuchteten erleichtert.

So stark, wie er sagte, konnte ich nicht sein. Schwäche belagerte meine Glieder, doch durfte ich den Jungen nicht dazu ermutigen nach Cheranko zu reisen. Crescendo wusste, dass ich so dachte uns so handeln würde. Deshalb half er mir Nox etwas vorzugaukeln. Auch Forte spiel-te seine Rolle glaubhaft. Die Stadtbewohner, Nox und Rastor mussten nicht von meinem wah-ren Zustand wissen.

Das Fieber fiel zwar, aber die Krankheit war noch nicht ausgestanden. Sie stammte von den Flüchtlingen aus Ystak. Dort grassierte die To’ori und raffte Mann um Mann dahin. Nur die Kräftigsten überlebten. Zu denen – das wusste ich – gehörte ich nicht. Noch konnte sich nie-mand bei mir anstecken. Bis dorthin würde mir noch eine Woche bleiben. Nun war die Reise nach Cheranko nicht mehr nur politischer Natur, nein, es ging nun auch um meine Existenz.
 

Cheranko war über einer Quelle erbaut worden, deren heißes Wasser aus Nameks Grundge-stein sprudelnd die einzige war, die To’ori zu heilen vermochte.
 

Mein Körper ächzte unter der Anstrengung wach zu bleiben. „Wenn ich aus Cheranko zu-rückkehre, werde ich etwas für dich schmieden“, hustete ich in meine Hand. „Danke für alles, mein Vater. Eure Heimkehr ist mir wichtiger als irgendetwas sonst auf Namek“, sagte er als ahnte er unsere Posse und meinen Untergang. Ich glaubte zu hören, dass er meinen Tod als unausweichlich empfand. „Nox, gehorche Meister Crescendo. Mir liegt viel daran, dass Va-risc Frei und die Stadt bleibt, die sie ist. Ich werde nicht lange fort sein.“

Ich hoffte darauf. Würden sie mir den Weg zur Quelle verwehren, konnte niemand mehr et-was für mich tun. Elendig verreckten sie, die Opfer der To’ori und ich mit ihnen. Doch noch war Zeit und unsere Num würden uns im Eiltempo nach Cheranko tragen.
 

Ich hustete abermals. „Lasst uns gehen, Nox und Forte. Mein Fürst verdient nun Schlaf“, mahnte Meister Crescendo zum Aufbruch. „Nein. Bleibt in meiner Nähe, Forte“, bat ich leise und hielt ihn am Arm. „Wie Ihr wünscht, Chrys. Ich will über Euren Schlaf wachen“, lächelte er und brachte mich zu liegen.

Nox und Crescendo verließen meine Gemächer.

„Euer Sohn fürchtet um Euer Leben. Er ist ein edler, junger Herr“, sagte Forte sanft. „Nox ist auch Euer Blut, liebster Freund“, lächelte ich erschöpft. „Das ist mir wohl bewusst und auch Dur ist gut geraten.“ –„Ihr müsst ihm mehr Freiheit geben, aber das sage ich Euch nicht zum ersten Mal. Er hat Angst vor der Welt und was um ihn herum geschieht. Er ist sehr klug, doch fehlt ihm der Mut und die Entschlusskraft.“ –„Ihr habt Recht. Dur schlägt sehr nach Euch. Ich würde Eure besonnene Art sehr vermissen, Chrys, mein liebster Freund.“

Forte zog mir die Decke bis auf die Brust und legte mir einen feuchten Umschlag auf meine Stirn. Ich lächelte benommen und schlief ein. Für Minuten, für einige Stunden. Ich wusste es nicht.

„Bringt ihn direkt nach Eurer Ankunft zur Quelle. Ihr wisst nicht, auf welche Hindernisse Ihr unterwegs trefft. Der direkte Pfad ist überflutet und das Wetter könnte Euch überrumpeln. Die finsteren Wolken künden von Regen, Forte und mein Fürst darf nicht frieren.“ –„Ich verstehe. Wir werden eine Straße weiter südlich einschlagen um ihn sicher nach Cheranko zu bringen. Sein Leben ist mir wichtiger als mein eigenes. Ohne Chrys wird sich Namek nicht zum Guten verändern. Ihr, Meister, wisst, wie ich für ihn empfinde.“ –„Ich lege das Leben meines Fürs-ten in Eure Hände, Forte. Ihr seit sein Gefährte.“

Lange hörte ich ihnen zu bis der traumlose Schlaf wieder über mich hereinbrach.
 

Am anderen Tag wurde ich geweckt. „Wacht auf, Chrys. Bitte, kommt zu Euch.“ Forte richte-te mich auch und langsam öffnete ich meine Augen. „Dank Euch, Forte“, krächzte ich. Es war sehr mühsam auf meine Beinen zu stehen und in meiner Brust brannte es wie Flammen. Aber ich musste mich beherrschen um die Stadtbevölkerung nicht aus dem Gleichgewicht zu brin-gen.

Ich legte meine Stiefel und meinen Mantel an und stieg die Rampe von meinen Gemächern hinunter in die Halle. Forte folgte mir und beobachtete jeden Schritt, den ich tat. Sollte ich fallen – was in meiner Lage wohl unvermeidbar war – würde er mich festhalten. Einen Schritt vor dem Weg verlor ich meine Balance, obwohl ich mich schon sicher auf dem Boden wähn-te. Forte griff mich und hielt mich an meiner linken Schulter. Ich knurrte unter seinem festen Griff auf, denn die alte Narbe schien dem Druck nicht gewachsen. „Entschuldigt. Ich wollte Euch keine Schmerzen zufügen“, sagte Forte leise na meinem rechten Ohr. Ich atmete erleich-tert aus und setzte meinen Gang hinaus auf die Klippe fort. Ohne weitere Missgeschicke ge-langten wir hinunter zu unseren Num. Otea wandte seinen großen Kopf nach mir um und schnatterte fröhlich. Auch Istur, Fortes treues Reittier, zwitscherte aufgeregt.
 

Mein Tier ließ mich aufsitzen.
 

Rastors Num war noch jung und trug den Namen Jamil. Er war übermütig und scharrte unter seinem Reiter mit den Hufen, warf den Kopf zurück und rieb seine Pfoten aneinander.
 

Meine und Fortes Garde waren behände zu Num, aber Rastors Männer taten sich schwer mit ihren geschwinden Begleitern. Im Inselreich von Lauron gab es keine Reittiere. Aber sie wür-den sich bald daran gewöhnen schnellen Schrittes über die Ebenen zu reisen.
 

Otea blieb mein Zustand nicht verborgen und als sich der Trupp aufmachte, trabte er langsam an um mich nicht abzuwerfen. „Fürst von Varisc, gehorcht Euer Tier nicht?“, fragte Rastor links von mir. „In Eurem Tempo werden wir Cheranko frühestens im nächsten Zyklus errei-chen. Wollt Ihr das?“ –„Mal halblang, Rastor. Wie ich sehe, habt Ihr doch mehr Probleme“, entgegnete Forte rechts von mir und warf mir einen besorgten Blick zu.

Ich presste meine Schenkel so gut ich konnte gegen Oteas Flanken um ihn anzutreiben. „Es geht mir gut, mein treuer Freund. Reite schnell damit ich leben kann“, flüsterte ich und zog am Zügel zum Zeichen für die anderen Reisegeschwindigkeit anzuschlagen.
 

Otea sprengte davon und sie hatten Schwierigkeiten aufzuschließen bis sich ihre Tiere an das Tempo gewöhnt hatten. Istur und Forte schlossen zuerst zu mir auf. Wir waren weit voraus geeilt um unsere Stärke zu demonstrieren, was sich nun rächte. Schweiß rann meine Stirn hinunter, mein Druck gegen Oteas Flanken wurde schwächer. Ich klammerte mich mit meiner rechten Hand an den Sattelknauf. „Chrys, übertreibt es nicht. Bald erreichen wir die Über-schwemmungswiesen. Dort werden wir rasten für ein paar Stunden.“ Forte betrachtete mich. Ich biss mir auf die Lippe und gab Otea wieder Druck. Nun schlossen sich auch Rastor und die Garde uns wieder an. „Ihr habt mir bewiesen, welch Kraft in Eurem Num steckt, Fürst Chrys. Vergebt mir“, schnaufte Rastor. Der etwas beleibte Fürst von Lauron hatte Jamil letzt-lich doch unter Kontrolle bekommen. „Num sind Herdentiere. Sie folgen ihrem Leittier auch in Geschwindigkeit“, lächelte ich und kratzte Otea anerkennend am Hals.

Er war nun Herdenführer und alle anderen Num in den Variscs Stallungen mussten sich ihm unterordnen. Jamil aber sah seinem Leithengst angriffslustig in die Augen. Otea war konse-quenter als ich und schnappte nach dem Maul seines Gegners. Er hatte dem Jüngeren gedroht und gewonnen.

Ich selbst hatte die Rangordnung in Varisc aufgelöst. Ich konnte mein Gegenüber nicht weg-beißen. Sie wollten mich als gewählten Fürsten und nicht als Alleinherrscher.

Jamil senkte seinen schildbesetzten Schädel und Otea beantwortete diese Geste mit hocherha-benem Zwitschern.

Dann setzten wir den Weg fort zu den Wiesen, die seit einem Zyklus unter Wasser standen. Doch hatte Forte nicht eine Straße weiter südlich einschlagen wollen?
 

Kein Num durchquerte gern Gewässer, die tiefer waren als Hüfthöhe. Sie bevorzugten die Ebenen, die Waldgrenzen. Das Meer hatte das Tal geflutet, das wir durchqueren mussten. Die Tiere waren zu schwer beladen um es zu wagen. Wir konnten fliegen, doch würden wir unsere treuen Freunde zurücklassen müssen. Forte würde mein Leben nicht auf diese Weise gefähr-den wollen. Jeder Flug kostete mich unnötig Kraft. Auch davon hatte ihm Crescendo berich-tet.

Nun lenkte ich den Trupp nach Süden um keine Zeit mehr zu verlieren. Die südliche Straße war sicher befestigt. Entlang des Tales würden wir ungefähr einen Tag verlieren. Forte verstand den Plan, den ich verfolgte.
 

Hatte er etwa gewusst, dass ich zuhörte?

Ja. Ja, er wusste davon. Bisher gab er mir freie Entscheidungsgewalt. Wie lange konnte ich den Schein noch aufrecht erhalten?



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