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The Last Leader - Der Kampf um Einigkeit

von

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Abschnitt 5

Wir hatten einen weiteren halben Tag verloren und die To‛ori setzte mir weiter zu. Auch jetzt setzte Forte alles daran mich die Führung behalten zu lassen, aber ich spürte die Schwäche meine Barriere überwinden.

Ich zwang die Gruppe in hartem Galopp der Küstenlinie zu folgen. Ameth führte den Num seines Vaters sicher und erhöhte das Tempo bis an die Grenzen des alten Hengstes.

Ich hatte mir zu wenig Zeit zum Verschnaufen gelassen, nachdem ich den Kleinen aus den Flammen gerettet hatte. Meine Lunge schmerzte als wollte sie meinen Brustkasten auseinan-derreißen, mich und die Hoffnung auf Freiheit aus der Geschichte tilgen. Ich schmeckte den metallischen Geschmack meine Blutes, als ich hustete um mir Erleichterung zu verschaffen. „Forte, es ist an Euch uns an unseren Bestimmungsort zu führen. Ich habe große Schmerzen“, keuchte ich und Forte übernahm Oteas Zügel. Wir wurden langsamer. „Chrys, haltet noch etwas durch. Morgen um diese Zeit könnt Ihr die weißen Mauern von Cheranko sehen. Gebt nicht auf, liebster Freund.“ Er sah in meine Augen, die ganz glasig waren vom Fieber. Ich krampfte meine Hände um Oteas Sattelknauf und überließ Forte die Spitze. Ich war zu schwach geworden. Mit unserem Glück würden wir die Stadt niemals erreichen.

Rastor hielt großen Abstand zu mir, denn nun hatte er Grund dazu. In Gedanken verfluchte ich seine störrische Art. Ameths Familie wäre noch am Leben, wenn… Ja, ein Rausch nicht gar so verlockend gewesen wäre. Ich warf ihm vernichtende Blicke zu.

Der Wind, der uns nun entgegenschlug, war kalt und feucht. Die Gewitterwolken über uns rumorten bedrohlich, dass mir bald das Blut in meinen Adern erstarrte. Der Sturm streckte seine Arme über ganz Namek aus.
 

Nein, nicht Rastor war schuldig.
 

Ich war es.

Sie waren meinetwegen gestorben und es würden noch mehr Männer ihre Leben geben.
 

„Forte, gebt mir Oteas Zügel zurück und kehrt um. Ich will Euch den Gefahren nicht ausset-zen“, knurrte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Sprecht nicht so, Chrys. Ihr seid nicht mehr bei Sinnen. Die To‛ori verschleiert Euren Geist. Wäret Ihr bei klarem Verstand, würdet Ihr einen anderen Weg finden als Euch zu opfern.“ Seine Stimme klang bitter.
 

Hatte ich mich etwa schon aufgegeben?
 

Wir waren schon so weit gekommen, hatten schon zu viel erreicht um nun an dieser Stelle auf Nameks weiten Ebenen uns und unsere Hoffnungen zu begraben. Ich sollte leben und meinen Weg fortsetzen, wohin er mich auch führen wollte.

Forte trieb die Gruppe unerbittlich einen Hang hinauf, wo er zu rasten gedachte. „Seht nur, liebster Freund. Seht Ihr dort Cherankos Türme? In der Quelle werde ich Euch von der To‛ori heilen“, sagte er sanft und half mir von Oteas Rücken herunter.

Im waldumsäumten Tal zu unseren Füßen lag der Ursprung aller Städte, aller Legenden und der alten Ordnung. Mein Vater hatte mir von dieser Stadt erzählt, doch so friedlich und majes-tätisch, dominant und bedrohlich zugleich hatte ich sie mir nicht in meinen wildesten Jugend-fantasien auszumalen gewagt. Auch Forte und die anderen hatten noch nie diese Pracht er-blickt. Rastor zeigte keine Gemütsregung, obwohl er bestimmt ebenso beeindruckt war wie wir. Er fürchtete meinen Zorn und seinen Tod.

Die Garde errichtete einen Lagerplatz, wo Forte mir etwas Wasser einflößte. Schwer atmend schlief ich ein.

„Ihr, Chrys, Fürst von Varisc, Ciastos Sohn, in dessen Adern Vaidurs Blut strömt, lebt. Lebt, denn Ihr dient mit Leib und Seele Polunga, dessen Willen Ihr erfüllen werdet“, sprach eine Stimme in meinem finsteren Traum immer wieder bis ich aufwachte.

Während ich schlief, merkte ich nicht wie sich meine rechte Hand um den Griff meines Schwertes geschlossen hatte. Die Kraft, die ich damals erhalten hatte, war in mich übergegan-gen, aber heute fühlte ich sie nicht mehr. Ich war meinem Ende sehr nahe gekommen.
 

Forte lag neben mir und betrachtete mich. „Ich dachte, Euer Licht sei im Schlaf erloschen. So sehr fürchtete ich um Euer Leben, dass ich selbst keinen Schlaf finden kann“, flüsterte er und strich mir über meine linke Wange. „Ich danke Euch. Eure Nähe gibt mir Zuversicht“, hauch-te ich und richtete mich mühsam zum Sitzen auf.

„Ich befehle Euch, ihn hier zurückzulassen!“, forderte Rastor und hielt mir seine Klinge an meine Kehle. Forte zog im Aufstehen seinen Zweihänder und fuhr seinem Gegner damit in die Parade, drängte ihn weg von mir. „Solche Niedertracht schlummert in Euch?! Ich ahnte es schon, als wir den Brand löschten. Ihr seid vergiftet von der Furcht, Ihr könntet Euch anste-cken! In Wirklichkeit ängstigt Ihr Euch doch vor der Freiheit!“, fauchte Forte und holte mit seinem Schwert aus. „Forte, nicht!“, schrie ich und stellte mich dazwischen, hielt sein Schwert mit beiden Händen auf, als es herunter sauste. Aber das war ein Fehler. Rastors Kurzschwert durchbohrte meine rechte Flanke. „Damit habt Ihr Euren Tod besiegelt!“, brüllte Forte und fing mich auf. Er hatte nicht unrecht. Jeder Tropfen meines Blutes verströmte die todbringende To‛ori und nun klebte es an Rastors Schwert. Mein Gefährte heilte meine Wun-de, die sich vollständig schließen ließ. Ich hatte Glück, dass die Klinge nicht vergiftet gewe-sen war.

„Schlagt mir meinen Kopf von meinen Schultern, wenn Ihr mich töten wollt“, keuchte ich und drohte ihm mit meinen Blicken. Rastor hatte sich mit meinem Blut besudelt und fiel auf seine Knie. „Ich flehe um mein Leben hier auf meinen Knien, Fürst von Varisc.“ –„Wer hat Euch befohlen? Ihr trachtet seit Beginn dieser Reise nach meinem Leben.“ –„Man offenbarte sich mir nicht. Ich fand eine Schrift bei meinen Vorräten. Sie trug kein Siegel.“ –„Ich sehe noch den Alliierten in Euch, dem der Frieden alles ist, auch wenn Euer Frieden in der Erneuerung der alten Ordnung liegt.“ –„Eure Güte nach diesem Vorfall beschämt mich. Ihr rettetet mein Leben ein zweites Mal. Doch nun, anstatt Euch zu töten, will ich Euer Leben mit dem meinen beschützen. Ich erkenne etwas in Euch, dass ich verloren glaubte.“ –„Steht auf. Wir müssen die Quellen von Cheranko erreichen. Dies hat obere Priorität bevor wir Verhandlungen führen können. Aber ich werde Euch weiterhin im Auge behalten.“

Forte besah grimmig seine Hände. Mein Blut hatte seine Finger benetzt. Er tat mir unsäglich Leid. „Reinigt Euch. Reinigt Euch beide, sonst werdet ihr die gleichen Qualen erleiden wie ich“, bat ich eilig.

In einer ausgespülten Mulde zwischen den Felsen entkleideten wir uns um ein Bad zu neh-men. Forte tauchte hinunter zum grund des Tümpels um seinen erhitzten Leib und seinen Geist zu reinigen. Ich stand bis zu meinen Hüften im Wasser und wusch mein getrocknetes Blut ab. „Euer Körper ist so geschunden und trotzdem wagtet Ihr diese Reise. Eure Narben zeugen von großem Mut“, sagte Rastor, der gerüstet am Ufer kniete und sein Schwert reinigte. „Es war ein Attentat“, sagte ich tonlos. „Euer Stich wird keine Narbe hinterlassen, also habe ich das Glück auf meiner Seite.“ Ich spürte Spannung in der Luft, als ich Rastor meinen Rü-cken zuwandte um nach Forte Ausschau zu halten. „Warum habt Ihr Euren Körper und Eure Zuneigung dem Fürsten von Reven geschenkt? Warum?“, fragte Rastor und stapfte durch das seichte Uferwasser auf mich zu. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte ich, als ich ihn sah. Forte tauchte aus den Tiefen wieder auf. „Ihr legt keine Hand an ihn!“, knurrte er. Mir war als woll-te Rastor mich erwerben wie ein Stück Vieh. „Für was haltet Ihr mich? Ich entscheide nach meinem freien Willen und danach wie mein Herz mich leitet.“ –„Nicht einmal, wenn ich Euch meine Vermutung offenbare , wo der Schlüssel sich aufhält?“ –„Nein. Auf Eure Vermutungen gebe ich nichts. Wir werden ihn finden oder den Sturm erdulden und alle beschützen, die un-seres Schutzes bedürfen“, antwortete ich kalt und tat einen Schritt auf Forte zu.

Noch immer sah ich blanke Angst in Rastors Augen. Er war verzweifelt und der Versuch mich Forte abspenstig zu machen, war ein untrügliches Zeichen dafür. Eine erneute Annähe-rung würde Forte nicht zulassen. Er würde Rastor töten, dessen war ich mir sicher. „Bewehrt Euch auf der letzten Etappe oder Ihr seid des Todes. Ob ich Euch selbst töten soll oder Euch der To’ori überlasse, entscheidet Ihr für Euch.“ In seiner Handfläche glomm eine kleine Ener-giekugel. Diese Warnung würde seine letzte sein.

Wir verließen den Ort der Auseinandersetzung und kleideten uns neu. Forte legte seine Panze-rung wieder an, seinen mächtigen Zweihänder in der Scheide an seinem Gürtel hängend.

Ich überlegte.

Was glaubte Rastor zu wissen, was mir und meinem Gefährten verborgen blieb? Was glaubte er in mir erkannt zu haben?
 

Der Abstieg vom Bergkamm war steil und raubte uns noch mehr Zeit. Ein falscher Schritt konnte Num und Reiter zu Tode stürzen. Ich saß vor Forte auf Isturs Rücken und er hielt O-teas Zügel, führte ihn über den schmalen Pfad. Ameths alter Num fürchtete den Weg. Lims Augen hatten während all den durchlebten Zyklen an Sehkraft verloren. Nur sehr langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und hielt die anderen, die hinter ihm gingen, auf. Starker Regen hatte eingesetzt und verwandelte unsere Strecke in ein schlammiges, gefahrvolles Un-terfangen. Lim schnaufte und überquerte mit letzter Kraft festes Gestein zum Fuß des Hügels. Ameth sah mich traurig an, als er wieder aufsaß. „Gib ihm Trost. Lim ist schon sehr alt und bald wird er sterben. Er war dir und deinem Vater ein treuer Freund, doch es ist bald Zeit für ihn in seiner Herde sein Leben auszuhauchen“, beantwortete ich seine Blicke. „Ihr könnt es fühlen, nicht wahr?! Armer, alter Lim“, schniefte Ameth. „Er vermisst deinen Vater, dem er seinen Namen verdankt. Als sie damals Varisc verließen, war er so alt wie Otea heute. Glaub mir, er hatte ein langes und gutes Leben.“

In meinem Inneren fand sich ein Teil von mir, der auch den alten Num nicht aufgeben wollte. So bald würde er diese Welt nicht verlassen. Lim war alt, aber gesund. Ich würde ihm einen Platz in Variscs Stallungen bis es für ihn zuende gehen wollte. „Noch wird dein Freund mit dir reisen, Ameth“, lächelte ich sanft. „Dank Euch, gütiger Herr, leben wir noch“, entgegnete er und kratzte Lim am Hals. Forte seufze. „Wenn Ihr so redet, denke ich, Ihr wolltet die ganze Welt in Eure Arme schließen. Euretwegen werde ich ganz weich“, sagte er leise an meinem linken Ohr. Ich ahnte worauf hinaus er damit wollte. „euch ist bewusst, dass das weder Zeit noch Ort für solch eine Tat ist , liebster Freund“, wehrte ich ab. Ich fühlte mich seiner Leiden-schaft nicht gewachsen, denn es fiel mir schwer meine Augen geöffnet zu halten.

Durch den Schlamm war es schwierig voranzureiten. Keiner dieser Num hatte jemals zuvor einen solchen Schauer erlebt. Wenn es bei diesem Schauer blieb, würden wir in einigen Stun-den in Cheranko einkehren können. An den schlimmsten Ausgang mochte ich keinen einzigen Gedanken verschwenden. Noch immer stand unsere Mission auf Messers Schneide. Sie konn-ten uns den Zutritt verweigern und uns hinrichten lassen, alle Rebellen wieder in die Fesseln der Tradition zwingen.

Die schweren Tropfen durchnässten all unsere Kleider. Forte schnappte nach Luft. Das Fieber hatte von ihm Besitz ergriffen, aber er blieb standhaft und führte den Trupp über die schlam-mige Straße auf unser Ziel zu. Unsere Ankunft war in Cheranko sicher nicht unbemerkt geblieben, zumal sich selten ein Num in diese Gegend begab. So ungern wie Num Gewässer durchquerten, genau so ungern überquerten sie die Gebirgskämme nach Zentralnamek hinein. Nun war es an der Zeit wieder Otea zu besteigen um meine Schwäche vor Cherankos Dreige-stirn zu verbergen. Sie durften uns bei unserer Ankunft um keinen Preis aufhalten, sonst wür-den auch sie und die anderen Stadtbewohner mit der To’ori angesteckt.
 

Zum letzten Mal spornte ich mein Tier an, dass über den aufgeweichten Boden sicher auf Cherankos Stadttor zugaloppierte.

Unter unseren Gardisten gab es keine Erkrankten, doch als wir ihnen davon berichteten, schienen sie nicht im geringsten überrascht. Sie wussten es seit unserer Abreise. Ich glaubte, dass Rastor und die seinen die Einzigen waren, die es damals nicht erfahren hatten.
 

Doch hätte er sein falsches Spiel dann nicht ausdauernder gegen mich gespielt? Wäre ich dann längst nicht mehr am Leben?
 

Kalt lief mir ein Schauer meinen Rücken hinunter. Ich würde mich in Cherankos Mauern noch mehr in Acht nehmen müssen. Hinter jeder Kehre und in jeder dunklen Ecke konnten Auftragsmörder auf uns lauern.

„Bleibt dicht zusammen, wenn ihr das Tor durchquert!“, befahl Forte. Die Wachtposten kreuzten ihre Lanzen. „wer seid ihr?! Nennt uns eure Namen! Was ist euer Begehr in der Stadt des Ursprungs?!“, fauchte einer von ihnen. Wir nahmen unsere durchnässten Kapuzen ab. „Lasst uns ein nach Cheranko!“, knurrte Forte und zeigte mit einem Handstreich, dass um Zutritt für uns ersuchte. Einer erhob seine Lanze gegen Oteas Kopf, der dem Fremden sehr nahe kam. „Bändigt Euer Tier!“, brüllte dieser, aber als er mich ansah, verstummte er und wich ängstlich zurück, verneigte sich vor mir. „Ihr erkennt mich wohl, Soldat. Wir begehren Quartier in eurer Stadt“, entgegnete ich. „Kehrt nur ein, mein Herr. Ihr werdet in unserer Stadthalle erwartet“, sagte er demütig und ließ uns durch das große Tor die Stadt betreten, die selbst im fahlen Licht der Wolken strahlte wie ein kostbares Kleinod. Es war die Stadt des Ursprungs, die Stadt der Gemaphim und ich fühlte eine seltsame Vertrautheit an diesem Ort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark-Serenity-Sama
2008-01-13T00:15:06+00:00 13.01.2008 01:15
Ein sehr schönes Kapitel, endlich sind sie angekommen.
Rastor traue ich immer noch nicht über den Weg, die Tatsache allein, dass er Chrys ermorden wollte, reicht mir aus, um ihn nicht ausstehen zu können.
Forte tut mir irgendwie leid, er gibt alles für seinen Freund, sicherlich würde er auch sich selbst für ihn aufgeben.
Ich erwarte hingebungsvoll das nächste Kapitel.


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