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Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

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34 - Die letzte Nacht

„Noch dreimal Schlafen!“ hatte der Strohhutjunge an diesem Morgen beim Frühstück laut gebrüllt und mit der Sonne um die Wette gelacht. Nach dieser Ansage wusste jedes Mitglied der Gruppe, dass zum einen der Kapitän nun aus den Federn gekrochen war und zum anderen, dass der Tag des Pflaumenweinfests eben in drei Tagen stattfinden würde. Die Bande hatte Pläne geschmiedet und beschlossen, die Suche nach One Piece definitiv fortzusetzen. Dazu müssten sie zweifelsohne die mysteriöse Kerze des Kerzenmachers finden. Da immer mehr Piratenbanden auf der Insel ankerten, sollte das Fest als gute Gelegenheit genutzt werden, sich unter Gleichgesinnten nach dieser Kerzenlegende umzuhören. Viele hatten vieles vielleicht gesehen oder gehört. Sicherlich gäbe es unter diesen mindestens einen, der Informationen liefern könnte. Dann könnten sie auch endlich weitersegeln ins nächste Abenteuer hinein. Auch wenn es hier ein schöner Flecken Erde auf der Welt war, so rief das Meer sie stetig in ihrem Unterbewusstsein. Es machte sich eine innere Unruhe in der Mannschaft breit. Sie waren Piraten auf See und keine Landratten. Sie mussten weiter.

Über all diese Dinge dachte der Schwertkämpfer nach, als er eine kurze Pause von seiner Wanderung einlegte. An einen krüppeligen Baum gelehnt starrte er oben auf einem der Hügelkämme über die Insel, die sich durch die Abendsonne in einen wärmenden Rotton tauchte. Keine Wolke störte den melancholischen Farbverlauf des Himmels und ein erster Stern ging am Horizont auf. Dem Mond fehlte nur noch ein Hauch, dass er kreisrund wäre. Die Stimmung war so ruhig und friedlich , dass es schon wieder verdächtig war. Es war die Ruhe vor dem Sturm, den Zoro noch nicht erkennen, aber fühlen konnte. Obwohl unten in den Buchten massenweise Schiffe vor Anker lagen, hörte man hier oben nichts. Ein schmeichelnder Wind pfiff über die Hügel und riss allen Lärm mit sich. Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer hatten ihn seine Füße über die kleinen Trampelpfade getragen, doch seine Freunde hatte er noch nicht gefunden. Schon lange hatte er aufgehört, sich über seinen fehlenden Orientierungssinn zu ärgern, denn es brachte ihn nicht weiter. Er konnte seine Freunde spüren in einer der Buchten, doch die Wege schlängelten sich überall hin, nur nicht heimwärts. Die vielen Abzweigen zwischendurch machten es ihm nicht leichter. Wenigstens konnte er sämtliche Gefühlswellen von sich fernhalten, sonst wäre er wohl komplett durchgedreht bei der Masse an Menschen, die sich ebenfalls über das Eiland drängelten. Manchmal waren es Piraten und manchmal Marinesoldaten. Zoro hatte sich gefragt, warum die Marine hier nicht ein größeres Aufgebot stationieren würde. Immerhin wäre es hier eine gute Gelegenheit, viele Gefangene zu machen. Doch Tashigi erklärte ihm, dass diese Insel eine Sackgasse wäre. Man käme zwar vom North Blue auf die Grandline, doch Untiefen und Strudel machen es unmöglich, zur nächsten Insel der Grandline zu segeln. Man müsse also wieder zum North Blue zurückfahren. Das ganze war recht kompliziert und deshalb führte sie die Erklärungen nicht weiter aus, denn es war nicht so wichtig.

Es war einer der wenigen Momente, wo sie beide wieder einmal allein waren. Sie suchte in öfters auf, um sich den ein oder anderen Trick erklären zu lassen, doch so einen Annäherungsversuch wie die Tage zuvor startetet sie seitdem nicht mehr. Nach dem Training saßen sie oft noch eine kurze Zeit lang im Sand nebeneinander mit respektvollem Abstand, betrachteten das Meer und wechselte nur geringe Worte. Was sie wohl eben in diesem Augenblick tun würde? Vermutlich würde sie eben mit den anderen beim Essen sitzen. Garantiert würde der ein oder andere Witz in der Runde fallen, warum er selbst nicht da wäre. Man kannte seine Verspätungen wegen akutem Verlaufens ja schon. Bei dem Gedanken, dass der liebeskranke Koch seinem Engel süße Cocktails und leckerste Speisen servierte mit seiner schleimenden Art, brodelte in Zoro die Eifersucht auf wie in einem Hexenkessel. Der Kochlöffel sollte es auch nur einmal wagen ihr schöne Augen zu machen! Der Schwertkämpfer schnaubte aufgebracht einmal kurz durch und schüttelte anschließend den Kopf, als wolle er alle Gedanken abschütteln. Schon wieder dachte er die ganze Zeit an sie. Dafür tadelte er sich. Ein Schwertkämpfer darf sich niemals ablenken lassen oder er würde seine Kämpfe verlieren! „Vergiss sie!“ ermahnte er sich selbst, fühlte im nächsten Moment aber in zärtlichen Erinnerungen ihre sanfte, warme Haut auf seiner, als sie in seinen Armen lag. Das Vergessen wollte einfach nicht gelingen.

Mittlerweile begann sich die Sonne hinter dem Horizont zur Nachtruhe zu begeben. Nur noch ein fahles Licht erleuchtete seltsam mysteriös die Hügel und gab der Situation etwas Magisches. Heute Nacht lag etwas in der Luft. Er machte sich auf den Weg und folgte einem Pfad, der in zuerst dem Gefühl nach zu seinen Nakamas bringen würde, doch ein paar Kurven und Kreuzungen später war ihm bewusst, dass er wieder einmal falsch lag. Leichte Nebelschwaden zogen auf und bedeckten den Boden. Das Meer rauschte hier lauter und wilder. Eigentlich wollte er umkehren, doch da war etwas Seltsames. Es trieb ihn unerbittlich an immer weiter und weiter auf die andere Seite der Insel. Fort und noch weiter fort von seinen Nakamas. Ihm schoss die Warnung des Fischers durch den Kopf, als dieser sagte, er würde in einer Sackgasse landen, wenn er alleine loszöge. Doch Zoro konnte nicht anders. Das Leben ist eine Einbahnstraße. Man könnte aus ihr nur in eine bestimmte Richtung entfliehen. Über das Ende dieser Straße hatte er sich zuvor nie Gedanken gemacht. Unter Missachtung aller Warnungen marschierte er schnurstracks weiter, bis er eine Bucht erreichte. Diese Seite des Eilands war wirklich das krasse Gegenteil, von den Buchten, die er bisher auf der Insel gesehen hatte. Wilde Wellen peitschten laut an einen felsigen Steinstrand. Dichter Nebel zog vom Land auf und rollte sich wie Wattewolken über den Strand. Bizarr erleuchtete der Mond diesen gespenstischen, düsteren Ort. Hier würde man nicht mal seinen ärgsten Feind aussetzen.

Es schien menschenleer an diesem Ort zu sein, doch er wusste, dass er nicht allein war. Draußen auf See kam etwas näher Stück für Stück. Instinktiv knotete er sein schwarzes Kopftuch von seinem Oberarm los. Er starrte einen Moment darauf. Wie oft hatte er es schon getragen? Wie viel Schweiß und Blut hatte schon darin geklebt? Er wusste es nicht mehr genau. Doch war es jetzt nicht egal? Vielleicht war es heute ein letztes Mal, dass er es tragen würde. Wer kannte schon die Zukunft? Dann band er es sich um den Kopf wie eh und je. Langsam ging er höchst aufmerksam am Strand entlang, jede Sekunde bereit, seine Schwerter zu einem tödlichen Schlag zu ziehen. Die kleinen Kieselsteine knirschten unter seinen Schuhen, als würden sie klagende Lieder singen. Argwöhnisch starrte er in die sich brechenden Wellen, als würden sie ein Geheimnis verbergen. Es war düster geworden. Der Nebel bedeckte mittlerweile wie eine große Wolke den gesamten Strandabschnitt und verschluckte die Wärme des Tages. Das helle Mondlicht ließ die Wellenkronen wie Bronze glitzern.

Und dann tauchte das auf, was ihn rief und was er gespürt hatte: Ein schwimmender Sargdeckel, rechts und links flankiert von zwei Kerzen mit grüner Flamme und einem überdimensionalem Kreuz als Segelmast, schwappte lautlos an den Strand. Sein Holz war eben so schwarz, wie das Segeltuch. Ein Wunder, dass dieses Gefährt von einem Boot hochseetauglich war.

Das alles scherte Zoro in keinster Weise. Er stand hochkonzentriert mit verschränkten Armen am Strand und starrte regungslos und eiskalt auf seinen Rivalen, der dort immer noch auf seinem Schiffchen an Bord saß. Die Beine überschlagen, den Kopf leicht gesenkt, den Hut tief ins Gesicht gezogen und die Hände vor sich im Schoß gefaltet. Auch wenn Mihawk nicht den Eindruck erweckte, Zoro bereits entdeckt zu haben, so war dieses doch ein Trugschluss. Das Leben würde heute und hier für den einen enden und für den anderen neu beginnen. Bis Mitternacht wäre alles vorbei.

Die beiden standen sich still und stumm gegenüber. Die Zeit verstrich so langsam wie Eis am Polarkreis schmolz. Nur das Rauschen der Wellen erzeugte eine unruhige Geräuschkulisse. Zoro schob alles beiseite, was sich in seinem Kopf breit machen wollte: Angst, Erinnerungen, die Häupter seiner Lieben und was diese Denken würden, wenn er jetzt hier versagen würde. Es war das Ende einer langen, langen Suche. Obwohl sich Zoro immer sehnlichst diesen Tag herbei gesehnt hatte, kam es ihm nun doch alles viel zu plötzlich vor. Er starrte nun auf Mihawk, wie dieser souverän dort auf seinem Platz saß und doch etwas verwundert schien, seinen Herausforderer genau hier an diesem Ort zu treffen. Und das sprach er auch laut aus:

„Ich hatte jemand anderes erwartet!“

„Der kommt zu spät!“ kam es nur zynisch zurück.

„Nun denn, du scheinst besser geworden zu sein. Man redet viel von dir. Aber es wird nicht reichen!“

Damit erhob sich der Samurai der Meere von seinem eher ungemütlich aussehenden Sitzplatz und ging von Bord auf seinen Konkurrenten zu. Dieser stand regungslos und verharrte auf die Dinge, die da nun geschehen würden. Vielleicht wäre es ein Angriff, vielleicht wären es auch zwei. Mehr wohl nicht. Wer falsch ansetzen würde, wäre der leblose Verlierer. Beide wussten das und so belauerten sie sich weiter.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Gleichzeitig griffen sie an und vier Schwerter rasselten aufeinander, dass die Funken flogen und Metall im Mondlicht schimmerte wie poliertes Silber. So standen sie wieder still und starrten sich gefühlskalt in die Augen. Auch wenn Mihawk seine Gedanken und Gefühle nach außen hin gut verbergen konnte, so hatte er gegen Zoros Dämonfähigkeiten keine Chance. Für den Bruchteil irritierte den Samurai ein roter Glanz in den Augen seines Gegners, der diese Verunsicherung schamlos ausnutzte. Mit der geballten Kraft von Shûsui schlug Zoro den Älteren empfindlich weit zurück. Dieser strauchelte, fing sich aber schon beim nächsten Schritt und konnte gerade noch sein Leben schützen, indem er einen weiteren Angriff abwehrte.

Die Überlegenheit des jungen Schwertkämpfers war nur von kurzer Dauer, denn auch Mihawk schickte nun eine Angriffswelle mit dem Black Sword los. Sie war mit dem bloßen Augen nicht zu sehen, doch konnte man die eisige Finsternis spüren. Zwar konnte sein Gegenüber diese Wucht abfangen, doch flog dieser weit, schlidderte bei der Landung rücklings über die spitzen Steine und zerschliss sich Hemd und Rücken. Blut trat unter ihm hervor, doch dem Alten war gewiss, dass der Jüngere noch lange nicht am Ende war.

Der Nebel wurde dichter und dichter, als wäre er bestellt worden, um sich später wie ein Leichentuch über alle Kampfesspuren zu senken. Der Jüngere rappelte sich hoch und beäugte den Älteren. Verdammt schnell war dieser und schien immer zu wissen, was er selbst als nächstes tun würde. Aber es musste eine Schwachstelle geben. Davon war Zoro überzeugt. Auch davon, dass seine Schwerter diese Art von Kampf nicht unbeschadet überstehen würden. Noch ein oder zwei Kraftwellen dieser Form durch das Black Sword und sie würden brechen wie damals seine Schwerter auf der Baratié. Der Nebel war dem Strohhutpiraten ein guter Helfer. Er verbarg die Schwärze, die sich von Zoros Stiefeln langsam ausbreitete und alles in eine zeitlose Parallelwelt ohne Licht verschluckte. Ein violetter Schimmer floss der Schwärze inmitten mit.

„Letzter Angriff!“, dachte sich Zoro. „Alles auf eine Karte setzen und Schluss!“

Mihawk war sich im Klaren, dass hier etwas plötzlich etwas nicht mehr war wie bisher. Es wäre nun auf jeden Fall angebracht, den Gegner auszuschalten, der anscheinend ein Ass im Ärmel hatte, welches nicht aus dieser Realität stammte. Er fühlte fremde Kälte und Dunkelheit, die er sich nicht erklären konnte. Obwohl er hier ganz ruhig stand, so war ihm, als stünde die Zeit still und er könne sich nicht bewegen. Etwas zog in tief in den Grund hinunter, obgleich er doch fest auf seinen Füßen stand. Er hatte von solchen Bann kreisen gehört, welche die Zeit beeinflussten und es sollte nur eine Gattung geben, die diese beherrschten. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Wäre es möglich, dass ... ? Nein, es konnte nicht sein! Die Cipherpol hatte alle Kali-Kinder getötet. Das hatte die Weltregierung immer wieder kontrolliert und bestätigt. In unzähligen Geheimdokumenten wurden solche Informationen an die Sieben Samurai der Meere verteilt. Es gab keine Blutlinien der Halbdämonen mehr. Und jedes Aufkeimen einer neuen Linie wurde radikal ausgelöscht. Wer das Gegenteil behauptete, wäre ein Lügner. Der Grünhaarige konnte unmöglich zu den Hanyôs gehören. Der Samurai wollte keinen Zufälle gelten lassen. Nun war es höchste Zeit, diesen Feind zu töten, bevor hier unsportliche Mittel zum Einsatz kämen. Mihawk warf aus den Augenwinkeln einen blitzschnellen Blick zu Boden. In diesem Moment riss der Nebel kurz auf und gab den größten Albtraum des Samurais preis. Er stand bereits inmitten eines Bannkreises und war somit dem Jüngeren hilflos ausgeliefert, wenn er sich nicht sofort herausschlagen würde.

„Ich hätte nie von dir gedacht, mit solchen Mitteln zu kämpfen!“ warf der Alte dem Jungen vor. Enttäuschung schwappte in seiner Stimme mit.

Wütend schnaubte der Angesprochene Luft durch die Nase. Na, der war vielleicht lustig! Dann könnte er ihm auch sicherlich erklären, wie man diese Kräfte kontrollieren und abstellen könnte. Garantiert hatte sich Zoro diesen Mist nicht ausgedacht, vermutete aber, dass es wohl ein Selbstschutzmechanismus wäre. Es ging hier um Leben und Tod. Letzteres wollten diese Kräfte wohl nicht akzeptieren.

Er gab nur frech grinsend zurück: „Welche Mittel?“

In diesen wenigen Sekunden, wo der Ältere Zoros Geheimnis unausgesprochen lüftete, machten sich beide zum finalen Schlag bereit. Tatsächlich schaffte es Mihawk, sich mit einer schwungvollen Drehung vom Boden hoch hinauf abzudrücken und in der Luft weit auszuholen. Sein schwarzes Schwert war ein Schwert der Zerstörung und der Dunkelheit. Der Schwertträger war sich mehr als sicher, dass sein Herausforderer diesen Angriff unmöglich blocken oder gar überleben konnte. Eine dunkle Welle flog nieder zum Grund. Sie würde alles dort unten zerschmettern, tiefe Krater in den Grund reißen und seinen Gegner vollkommen vernichten.

Es war ein Augenzwinkern, ein Hauch der Zeit, in dem Zoro eine Entscheidung fällt. Kitetsu hatte schon immer blutrünstig alles zerrissen, was ihm an die Klinge sprang. Es war sein Angriffswille. Shûsui war unzerstörbar, aber zerstörte unerbittlich alles. Es war seine Kampfesstärke und pure Energie. Und Wadôichimonji war das reinste Licht und Harmonie. Es war ebenso Vergangenheit wie Gegenwart und Zukunft. Das Katana war seine Seele und hatte eine kleinen, grünhaarigen Rotzlöffel und Hitzkopf zu einen überlegenem und überlegtem Kämpfer gewandelt. Das mentale Gleichgewicht, was er als Kind nicht besaß, hatte er nun erreicht. Jedes Schwert hatte eine Stärke, die er nach langen Kämpfen langsam erkundet hatte. Und diese Kräfte zu vereinen, war ihm nach jedem Kampf immer mehr und mehr gelungen. Nun galt es in diesen letzten Schlag die absolute Perfektion zu legen. Aus allen drei Katana musste nun eine Einheit verschmelzen, wie es noch nie zuvor da gewesen war.

„Kyûtôryu Shônetsujigoku!“

Eine dämonische Flammenhölle tat sich auf, raste wie eine Feuerwand auf Mihawk zu und sollte dessen Scheiterhaufen werden. Dieser starrte ungläubig mit weitaufgerissenen Augen auf das Wesen dort unten, das nur mit seinem Geist eine Illusion erschuf von roten Augen, drei Köpfen und sechs Armen. Es war das spiegelgenaue Abbild seiner Vorfahren der Ashura. Ein Hanyô, wie er es gedacht hatte! Für Zoro hingegen war es das weiße, entscheidende Licht, um aus allem auszubrechen. Aus seiner Vergangenheit, aus seinem Schwur gegenüber Kuina, aus seinem alten Leben und langen Qualen. Der Griff zur Erfüllung seines Traumes lag greifbar nah. Endlich Schluss mit allem!

„Flieg, Kuina! Lass deine Seele vom roten Schmetterling zum Himmel tragen und finde Ruhe!“ rief er dem ausgeführten Schlag noch hinterher.

Feuer kollabierte mit Zerstörung. Licht und Dunkelheit hoben sich gegenseitig auf. Mihawk verfing sich in dem Feuerball, wurde zerschnitten und fiel wie ein Stein dorthin zu Boden, wo die Wellen den Strand bereits erobert hatten. Obwohl sein Körper leblos schien, war noch eine flache Atmung zu sehen. Sein Brustkorb hob und senkte sich gequält. Bald würde er für ewig ruhen.

Auch an Zoro war der Kampf nicht spurlos vorübergegangen, obwohl der Bannkreis unerlaubt das Schlimmste verhindert hatte. Zwar hatte er die Druckwelle des Black Swords spalten können, aber der zu Splittern gewordenen Druck zerschnitt wie feinstes Glas seine Haut. Ein wahrer Nadelregen sprühte herab. Er spürte nichts davon. Auch nicht, wie einer dieser Splitter an seinem Hals entlang schnitt. Seine Hauptschlagader war getroffen und Blut spritzte wie eine Wasserfontäne im Rhythmus seines Herzens heraus. Es floss über seine Kleidung zu Boden und wurde vom Meereswasser weggewaschen.

Erst nun bemerkte er diese Wunde. Reflexartig ließ er sein Schwert fallen, um mit der nun freien Hand, die Wunde abzudrücken, doch es sprudelte wie eine frische Quelle. „Ich muss hier vom Wasser weg!“ schoss es ihm durch den Kopf. Chopper hatte oft gewarnt, wenn Salzwasser in offene Wunden käme und wie gefährlich das für Leib und Leben wäre. Torkelnd machte sich der Schwertkämpfer auf den Weg in Sicherheit, doch der Blutverlust war längst zu groß. Nur ein paar Schritte und ihm wurde schwarz vor den Augen. Er konnte das Gleichgewicht nicht länger halten und brach zusammen. Die Kontrolle übers einen eigenen Körper war vorüber und seine Kräfte aufgezerrt. Wellen klatschen sanft gegen ihn und die Wunden. Es brannte höllisch, als würde er selbst in Flammen stehen.

Der Nebel verzog sich langsam. Es war kurz vor Mitternacht. Der Mond sah aus einem herrlichen Sternenhimmel herab und streichelte den Sieger des Kampfes mit sanften Lichtstrahlen. Wie eine Bettdecke senkte sich der Schein herab über ihn. Zoro sah bewegungslos zu seinem einzigen Besucher hinauf. Beide wussten, dass er die Schlacht gewonnen, aber den Krieg verloren hatte. Ob sich an Tashigis Hals nun wohl der Schmetterling gelöst hätte? Er würde es wohl nie erfahren. Auch nicht, wie verführerisch ihr Küssen schmecken würde und auch nicht, ob sie nun um ihn weinen würde. Zum Greifen nah sah er ihr Gesicht vor sich. Gern hätte er einfach nur die Hand ausgestreckt und es mit den Fingerspitzen berührt. Sie hatten sich zur falschen Zeit am falschen Ort getroffen. Ihre Gemeinsamkeit war viel zu kurz gewesen und zum Scheitern verurteilt. Langsam verschwamm der Mond vor seinen Augen wieder und er sackte langsam wieder ab in einen tiefen, endlosen Traum der Dunkelheit.

In der Vergangenheit hatte ihn der Schlaf vor dem sicheren Tod bewahrt und ihn geheilt. Würde er es auch diesmal tun? Wohl kaum, die Wunde schloss sich nicht. Was wohl die Crew denken würde, wenn er morgen früh immer noch nicht aufgetaucht wäre? Sicherlich würden sie ihn suchen. Aber auch finden? Viele, viele Gedanken kreisten durch seinen Kopf, bis es schmerzte. Er stellte sich vor, wie die halbe Mannschaft Wasserfälle um ihn heulen würde. Eines Tages würden sie darüber hinweg kommen.

„Schlaf ein! Dann hast du eine Chance!“ ermahnte er sich selbst.

In dieser Nacht war eine weltbewegende Entscheidung gefallen, die niemand sah. Ein Titel hatte seinen Meister gewechselt. Während der alte Meister der Schwertkunst in seinen letzten Zügen lag, führte der neue Meister einen letzten Kampf um sein eigenes Leben, das langsam verblasste.

Roronoa Zoro war nun der weltbeste Schwertkämpfer, doch niemals würde es jemand erfahren. Er konnte es niemanden mehr mitteilen. Wenn ihn der Schlaf nicht retten würde, dann würde er hier elendig verbluten und der Titel wäre nur Ruhm für Minuten gewesen.

„Wenn du allein gehst, dann ist es eine Einbahnstraßensackgasse!“ sprach einst der Fischer. Und in dieser Sackgasse war er nun. Es gab keinen Weg zurück und keinen Weg heim.

Er schickte einen letzten Gruß in Gedanken an die Crew und an seinen Engel.

„Tashigi...“

Natürlich war es dumm zu glauben, dass sie ihn hören könnte, auch wenn er es sich so sehr wünscht. Wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Es war vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yu-
2008-01-19T22:36:54+00:00 19.01.2008 23:36
*sabbersuperklassegeschreibseltsabbergeiferlechzgxD*
Von:  Soud
2007-12-04T09:22:59+00:00 04.12.2007 10:22
WAH´??????
*mit aufgerissenen Augen da steht*
WIE WAS? NEIN!
DAS is ja sowas von unfähr!!!!
Halt durch Zoro!!!
Da komm ich einmal nicht zum lesen und dann passiert so viel schönes und trauriges auf einmal!
Ich hoffe er schaffts noch irgendwie.. Q_Q
Aber genial geschrieben!
Von:  einfach_Antonia
2007-11-29T19:50:29+00:00 29.11.2007 20:50
NEIN NEIN NEIN!!!
So geht das doch nicht!!!!!!!
Du kannst ihn nicht sterben lassen, bitte nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das Kapi war mal wieder einsame spitze!
Schreib gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell weiter!!!
Von:  YamiPanther
2007-11-29T17:49:02+00:00 29.11.2007 18:49
aaaaaah ToT zoro, stirb niiiiicht...
Von:  Joka
2007-11-29T17:10:13+00:00 29.11.2007 18:10
nein ;__;
du kannst zorro doch nicht da sterben lassen und dann auch noch aufhören zu schreiben!
wie immer ist alles herrlich geschrieben, aber traurig ;__;


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