Zum Inhalt der Seite

The Queen of Death

Kayako's Secret
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kayako & Masami

Es war mir ein Rätsel, wie ich es geschafft hatte, die Nacht zu überstehen, ohne einen Herzinfakt zu bekommen. Der war nämlich jedes Mal nahe gewesen, wenn irgendein Schüler über den Gang geschlurft war. Und das sind, wenn man mal darauf achtet, eine ganze Menge Leute. Das Problem war eben nur, dass ich eigentlich jeden von ihnen für Kayako gehalten hatte. Im Prinzip ist es ein Wunder, dass sie nicht die Gelegenheit genutzt hatte, nachts in das Internat einzudringen. Aber wer weiß schon genau, was im Kopf eines Geistes vor sich geht.

Jedenfalls überlegte ich am Morgen, dass ich vielleicht mal wieder zum Frühstück erscheinen sollte, schließlich hatte ich das schon länger nicht mehr getan und sonst würde vielleicht noch ein Lehrer oder sonst jemand misstrauisch und das war das Letzte, was ich momentan gebrauchen konnte.

Mal sehen, was man mit ein bisschen Make-Up herausschlagen konnte, dachte ich und schleifte mich vor den Spiegel.

Bei meinem Anblick wäre ich fast umgefallen. Fast war es, als hätte ich in der kurzen Zeit schon vergessen, wie ich eigentlich aussah. Aber das war nicht das Schlimmste – Ich sah aus wie Kayako. Mein Gesicht hatte jede Farbe verloren und meine Augen waren blutunterlaufen. Meine Haare hatte ich auch schon länger nicht mehr gekämmt und dem entsprechend sahen sie auch aus: sie standen in alle Richtungen ab. Aber nicht nur das war es, was mir einen Schock versetzte. Es war dieser eine Satz. Ich sah aus wie Kayako. Nicht nur von den Haaren und der Gesichtsfarbe her, sondern auch meine Gesichtsform ähnelte der ihren und meine Nase...Mir wurde übel. Ich wusste seit ich sie das erste Mal gesehen hatte, dass sie mir bekannt vorkam und mich an jemanden erinnerte, aber nie war auch nur ein Funke der absurden Idee in mir aufgeblitzt, dass ICH diese Person war. Dabei hatte ich mich doch bestimmt schon Tausende Male im Spiegel betrachtet. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es unbestreitbar: Ich sah ihr sehr ähnlich. Das konnte doch kein Zufall sein.

Konnte es denn sein, dass...Nein, das konnte unmöglich sein...Wie sollte es denn möglich sein, dass ich irgendwie mit ihr verwandt war? Dass ich...ich wagte nicht, weiterzudenken, aber die Erkenntnis drang unaufhaltsam in mein Gehirn ein. Was, wenn ich ihre Tochter war?

Die uneheliche Tochter, die sie angeblich kurz vor ihrem Tod vor ihrem Mann in Sicherheit gebracht hatte. Die Tochter, von der niemand wusste, ob sie existierte.

Vom plötzlich aufkommenden Schwindelgefühl in mir gepackt, sank ich auf einem Stuhl neben dem Waschbecken nieder, schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen.

Verzweifelt durchwühlte ich mein Gehirn nach einem Hinweis, einem klitzekleinen Beweis dafür, dass ich unmöglich ihre Tochter sein konnte. Aber es gab keinen. Es passte einfach alles zusammen und das machte mir Angst.

Kayako schlief damals mit einem anderen Mann, egal, ob es nun dieser angeblich an ihr nicht interessierte Lehrer oder jemand anderes war, und wurde schwanger. Sie schaffte es, die Schwangerschaft vor ihrem Mann zu verheimlichen, weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte, und brachte dieses Kind ebenfalls heimlich zur Welt. Entweder sie wollte mich einfach loswerden, weil sie mich nicht vor ihrem Mann verstecken konnte und setzte mich deshalb auf die Straße. Oder sie ahnte, dass ihr Mann ihr Tagebuch gefunden hatte und wollte mich deshalb vor seiner Wut verschonen. Dann hatte sie sicherlich auch versucht, Toshio und sich selbst zu retten. War ja auch egal.

Und wenn es wirklich so gewesen war? Es passte auch zeitlich alles. Ich war jetzt 16 Jahre alt. Das Haus stand jetzt seit 14 Jahren leer, hatte Opa Gorou gesagt. Das passte wirklich. Ich war mit wahrscheinlich zwei Jahren ins Heim gekommen, jedenfalls hatten sie mein damaliges Alter auf zwei Jahre geschätzt. Ich fühlte mich unbeschreiblich schlecht. Das war ein sehr großer Schock für mich, aber genau so musste es sein. Schließlich waren die Ähnlichkeiten unverkennbar.

Tränen liefen über mein Gesicht und ich ließ mich auf den Boden gleiten. Da blieb ich dann liegen, hilflos wie ein kleines Kind. Ich war jämmerlich.

Aber warum hatte sie sich das nur angetan? Sich und mir und Toshio. Sie hätte damals schon längst das Kind nehmen sollen und einfach verschwinden. Aber dazu war sie wohl zu feige gewesen. Ich hatte ja eine tolle Mutter. Aber das hatte sie jetzt davon und ich auch. Nichtmals mich hatte sie retten können. Sie hatte einfach versagt.

Aber immerhin war sie meine Mutter. Das würde auch immer so bleiben.

Ich registrierte, dass der Fußboden unter mir bereits von meinen Tränen überschüttet war. Ich war nicht mehr dazu in der Lage, irgendetwas zu tun oder auch nur klar zu denken. Ich wimmerte und weinte und wälzte mich auf dem Boden umher. Wahrscheinlich sah ich aus wie das letzte Kleinkind.

Plötzlich öffnete sich die Tür und eine verblüffte Hikari sah mir entgegen. Sie hastete sofort auf mich zu und hievte mich aufs Bett. Dort blieb ich, immernoch aus ganzer Seele heulend, liegen. Hikari strich mir vorsichtig über den heißen Kopf und redete beruhigend auf mich ein.
 

So ging es geschlagene zwei Stunden. Dann kam es mir so vor, als würde mein Kopf vom ununterbrochenen Weinen explodieren und ich fühlte mich schon ganz aufgequollen.

„Was ist passiert, Masi-chan?“, fragte Hikari schließlich leise.

Ich setzte zu einer Erklärung an, die unter den immer noch zwischendurch einsetztenden Schluchzern kaum zu verstehen war. Hikari hörte mir zu, bis ich zu Ende gesprochen hatte, dann sagte lange Zeit niemand etwas.

„Da bist du dann aber wirklich übel dran.“, murmelte Hikari, mehr zu sich selbst, als an mich gewandt.

Ich sah sie so weit es ging böse an. „Das...schluchz...weiß ich selber.“

„Tut mir Leid. Nun ja, vielleicht solltest du einfach hingehen und mit ihr reden...“, schlug sie selbst nicht ganz überzeugt vor.

„Hikari, wie willst du mit einem Geist, und dann auch noch mit so einem kranken wie sie einer ist, REDEN? Und noch dazu erklären, dass sie ihre Tochter vor sich hat und die doch bitte nicht umbringen soll? Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?“

Sie seufzte. „Du hast recht...Aber was hast du sonst vor?“

Ich zuckte die Schultern.

„Hikari-chan, lässt du mich jetzt bitte allein? Ich finde es nett, dass du gekommen bist und mir geholfen hast, aber ich muss jetzt einfach nachdenken. Außerdem hab ich schon genug deiner Zeit vergeudet, geh lieber zum Frühstück. Das bin ich nicht wert.“

„Ach, erzähl keinen Quatsch!“

„Egal, lässt du mich denn trotzdem allein? Danke, Hikari. Danke für alles. Aber jetzt kann mir keiner mehr helfen. Auch du nicht. Sie nickte schwach und erhob sich langsam. An der Tür drehte sie sich erneut um. „Dann bis...Keine Ahnung, bis nachher.“ Ich zeigte keine Reaktion. Sie warf mir einen besorgten Blick zu, bevor sie die Tür schloss, und wir beide wussten genau, was sie dachte: Vielleicht sah sie mich zum letzten Mal.
 

Nachdem Hikari gegangen war, stand auch ich auf und verließ das Zimmer. Ich war froh, dass mir auf dem Weg zur Küche niemand begegnete, denn das hätte alles nur noch schwerer gemacht.

Ich wartete einen günstigen Augenblick ab und lief dann zu dem Schrank mit dem Besteck. Niemand bemerkte, wie ich ein großes Messer, mit dem normal Fleisch zubereitet wurde, unter meinem Pullover verschwinden ließ und wieder zur Tür trat.

Auch auf dem Rückweg begegnete ich niemandem. Wahrscheinlich waren alle im Speiseraum und frühstückten munter.

Meine Schritte klangen leise auf dem Linolium-Boden wieder und meine Beine fühlten sich ungewohnt schwer an. Noch ein letztes Mal wanderte mein Blick über den ungemütlich wirkenden, grauen Flur, den ich seit einigen Jahren immer wieder zu sehen bekam, über die mehr oder weniger schönen Bilder an den Wänden, die größtenteils im Kunstunterricht angefertigt worden waren. Noch ein letztes Mal lauschte ich aus der Ferne dem gleichmäßigen Gemurmel und Geschwatze im Speiseraum.

Ich wusste nicht, wie lange ich so vor meiner Zimmertür gestanden hatte, doch es musste sehr lange gewesen sein, diese Zeit, in der ich Abschied nahm. Abschied von dieser Welt, von diesem Internat, von allen Leuten, die mir je etwas bedeutet hatten.

Erst als weiter hinten im Gang eine Tür klappte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Schnell trat ich in mein Zimmer und sah aus dem Fenster. Friedlich lag der Internatshof unter einer Schicht von trockenem Laub. Ein schöner Anblick. Langsam löste ich mich vom Fenster und ließ mich vor meinem Schreibtisch nieder. Ich musste Hikari einen Brief schreiben, einen Abschiedsbrief. Sie hatte in ihrem Leben so viel für mich getan und ich wollte nicht, dass sie sich vielleicht sogar Vorwürfe wegen mir machen würde. Mit zitternder Hand griff ich nach einem Stift.

Als ich ich endlich beiseite legte, sagte mir ein Getrappel in den Gängen, dass das Frühstück vorbei war und alle auf ihre Zimmer zurückkehrten. Es wurde höchste Zeit für mich. Ich fuhr mit dem Finger über die Klinge des Messers. Es hinterließ eine blutige Spur. Für meine Zwecke war es sicherlich scharf genug. Langsam und wie in Trance schob ich die Ärmel meiner Bluse hoch. Ich hatte mich noch nie verletzt. Aber jetzt musste ich es. Noch vor ein paar Tagen war ich mir sicher gewesen, dass ich mich nie würde umbringen können. Jetzt war ich mir sicher, dass ich es konnte.

Bevor sie mich in die Finger bekam. Ich wollte nicht, dass sie ihre eigene Tochter umbrachte und ich wollte auf keinen Fall von meiner eigenen Mutter umgebracht werden. Nicht von ihr. Das würde mir mehr Schmerzen zufügen, als es jedes Messer geschafft hätte. Entschlossen setze ich die Messerklinge an meinem Unterarm an und drückte zu. Blut trat hervor und lief schnell und unaufhaltsam auf den Boden und meine Kleidung. Es musste weh tun, aber ich spürte den Schmerz nicht. Mir wurde leicht schwarz vor Augen und es tat mir gut.

Ich nahm das Messer in die andere Hand und schnitt auch bei meinem anderen Arm zu. Ich spürte noch, wie das warme Blut meinen Arm hinunterfloss, wie mir das Messer aus der Hand fiel und ich langsam, langsam komplett das Bewusstsein verlor.

Endlich.
 

-----
 

Tja-.- Eigentlich war das Ende überhaupt nicht so vorgesehen...ich wollte, dass es wenigstens was mit Ju-On zu tun hat, also dass wenigstens Kayako sie umbringt...naja aber eigentlich habe ich mir zu dem Ende vorher auch nichts überlegt...ich schreib immer drauflos ._.

Jedenfalls habe ich über verschiedene Enden nachgedacht, und dieses kam dann doch noch am besten, auch wenn es ziemlich öde ist...egal^^
 

Also nochmal: das mit der Tochter habe ich mir ausgedacht und kommt NICHT in der Ju-On Story vor, nur falls jemand auf die Idee kommen könnte...
 

*wink*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Plusquamperfekt
2007-11-26T20:00:51+00:00 26.11.2007 21:00
Hey ^^
Ich muss echt mal sagen dass ich mich voll gewundert hab als ich gesehn hab dass du gar keine Kommis hast °°'
Nya vieleicht gibts nicht so viele Fans von Ju-On bzw. The Grudge ^^ Ich liebe diesen Film und ich liebe Kayako XDDD
Ich find deine FF echt toll ^^
Der Anfang und bis zur Mitte gefällt mir echt sehr gut genau wie deine Formulierung und deine Art zu be-/schreiben. Nur das Ende ist nicht so toll find ich, dass geht zu schnell, du hättest vieleicht noch schreiben sollen wie sich Kayako und Masami gegenüber stehn, aber nicht so schlimm ^^
Ich find diese Dreier Ansicht auch nicht schlecht, aus der Ich-Form (Die du als Masami schreibst) kann man die Gefühle und die Handlungen besser verstehen und deuten ^^ find ich jut XD
Na,ja gut da haste hier eines der vielen Kommis die de dir eigentlich sehr wohl total verdient hast!
lg Sandrose


Zurück