ROTKÄPPCHEN - nach einer wahren Begebenheit – die Fortsetzung
Und Rotkäppchen dachte bei sich: „Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn dir’ s die Mutter verboten hat.“
***
Aber im Laufe der Jahre wurde auch Rotkäppchen älter. Als sie dann schließlich auf 86 Jahre anwuchs, verkraftete sie endlich den Tod ihrer Mutter. Sie dachte bei sich: „Oh nein, ich kann Mutter nich` mehr fragen, ob ich in den Wald gehen darf…!“
Es kehrte Stille ein. Doch dann sagte sie mit ihrer alten Stimme: „Ich geh` einfach Oma fragen!!! Das liegt ja nur hinterm Wald, das Häuschen.“
Nachdem Rotkäppchen dies gesagt hatte, zog sie sich eine gelbe Kappe über. Als sie dann mit dem Ankleiden fertig war, schaute sie ihr bezauberndes Antlitz im Spiegel an. „Hach, Gelbkäppchen, du siehst heut` mal wieder aus, wie ein hübsches kleines Kind!!“
Es vergingen ganze fünf Minuten bis sie sich empört darauf hinwies: „Aber nicht doch! Sag mal, ich bin doch Rotkäppchen und kein Gelbkäppchen!!“
Sie zog sich unverzüglich um. „Das ich überhaupt so etwas mein eigen nenne?! Schrecklich, solche Sachen. Wer mir das wohl wieder zugesteckt hat???“
Als Rotkäppchen dann in den Wald ging, sah sie komische Pilze. Sie meinte: „Oh, die ess` ich!“
Ja, und sie musste schon sagen, sie schmeckten ihr gut.
Während Rotkäppchen durch den Wald ging, hörte sie ein unangenehmes Geräusch. Es klang unbeschreiblich gierig und gar gehässig. Was war nur im Begriff sie so zu verängstigen? Doch schon bald hatte es sich geklärt. Sie entdeckte in nächster Ferne einen kleinen und vor allem sehr faltigen Giftzwerg. Voller Furcht lief Rotkäppchen mit ihren alten Beinen davon und überrannte ihn dabei aus Versehen. Der Klang seiner Stimme verebbte im Getrampel der alten Frau.
Aber Rotkäppchen kam mit ihrer Flucht aufgrund ihrer Atemprobleme nicht allzu weit. Aber es war dennoch weit genug um sich in Sicherheit zu fühlen. Sie lachte vor sich hin, denn sie dachte, dass sie sich gerettet hätte. Schon bald aber sollte dieser Moment vergehen, denn aus dem Himmel verhallte laut ein Brummen. „Ja, … um Himmels … Willen! … Wer … macht denn hier … solchen … Lärm!? … “
Sie fühlte sich nicht stark genug um lauter zu brüllen, deshalb nahm sie die Pillen für ihr Wohlbefinden, in der Hoffnung, bald würde es ihr besser gehen.
Ein stürmischer Wind zog auf und sie schaute nach oben, ob sie etwas hinter den Wolken erkennen konnte. Und tatsächlich! Da war doch was! „Ja, was is` denn das für ein Gebilde?“
Sie setzte ihre Lesebrille auf. „Ah, jetz` kann ich besser sehen! Aber, was is` denn das?“
In der Tat, das Gebilde war ihr scheinbar unbekannt, denn es handelte sich dabei um einen Helikopter.
Als der Heli dann so landete, wusste Rotkäppchen nicht wie ihr geschah. Ein Wolf im Schafs … Nein, im Smoking stieg aus. Rotkäppchen, verwirrt, rannte wie von Sinnen fort. Doch was sie dabei nicht bedacht hatte, war, dass sich der Wolf in dem Gestell ihrer Brille verfangen hatte und sie ihn somit auf ihrer Flucht mitgeschleift hatte. Rotkäppchen fragte mit ihrer verschrumpelten Stimme: „Was zum Satan willst du von mir? U-und warum bitte hast du mich verfolgt?!“
Daraufhin meinte der Wolf nichts ahnend: „Aber DU hast mich doch … mitgeschleift!“
„Was soll ich?!“, fragte sie erzürnt.
Diese unverschämten Worte verbittet sie sich. Sie schnappte den armen Wolf am Nacken und warf ihn gegen den nächsten Baum. Er wurde jedoch schon vor dem Aufprall ohnmächtig, da Rotkäppchen mit ihren Achseln gegen das Gesicht des Wolfes kam, als sie ihn packte. Der Duft war mehr als abschreckend.
Aus heiterem Himmel sagte sie dann so als ob es diesen Zwischenfall nie gegeben hätte: „Mmh, wo stand denn das Häuschen gleich noch mal?“
Sie schlürfte gelassen den Weg entlang. Als Rotkäppchen dann schon bald das Haus in ihrem Blickfeld fand, beschloss sie erstmal eine kleine Pause zu machen. Der Weg war schließlich lang und mühsam gewesen. Sie machte ihr Körbchen auf, holte einen ganzen Kuchen und schmackhaften Rotkäppchensekt heraus. Voller Genuss erlabte und ermästete sie sich. Nach dieser Pause, die sie sich ihrer Meinung nach mehr als verdient hatte, eilte sie rasch ins Haus ihrer Oma. Drinnen angelangt, fand sie ihre Oma immer noch dort wo sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Gemütlich eingekuschelt in ihrem Bett, da sie von ständigen Rückenschmerzen geplagt war.
„Oh, das ist aber schön, dass du mich besuchen kommst, mein Kind!“, sagte die Oma liebevoll.
„Du, Omi, ich muss dich unbedingt was fragen!“
„Ja, Liebes?“
„Darf ich vielleicht in den Wald gehen?“
Die Oma musste lachen. „Aber sicher mein Kind! Nur zu, du bist wohl alt genug um deine eigenen Wege zu gehen!“
Rotkäppchen ließ zum Dank ihr Körbchen stehen und ging voller Freude wieder hinaus. Sie wollte erst mal wieder nach Hause gehen, um sich frisch zu machen, doch was sie in ihrem Wahn nicht bedachte, war, dass sie sich auf diesem Wege im Wald verlief. Und das komische daran war, dass sie keiner je wieder gesehen hat. Aber, wenn sie selbst heute noch lebt, dann ist sie sicher eine noch ältere Einsiedlerin geworden, die manchmal aus den Sträuchern gekrochen kommt und ihre Mitmenschen erschreckt.
*GLORREICHES ENDE*
