+ Wenn ich weine... +
Ich fand meine liebende Person wieder.
Ich, Nia, habe dich endlich bei mir.
Trotzdem muss meine andere Hälfte noch warten.
Ich gebe ihr Hoffnung ihre Flügel finden zu können, da ich meine nun habe.
Wenn ich in deinen Armen liege, fühle ich mich frei.
Frei wie ein Vogel, der nun in die Lüfte aufsteigen kann.
Den Himmel küssen kann und allen Kummer in der Erde vergräbt.
Aber sie ist noch nicht so weit.
Sie muss noch warten. Warten auf den Menschen, der sie endgültig aus ihren Fesseln befreit.
Ich kann es deutlich fühlen. Diese Last – diesen Kummer.
Lange genug habe ich gewartet. Kurz vor einen Zusammenbruch stand ich und keiner konnte mir helfen. Keiner konnte meine Tränen trocknen, solange wie ich am Abgrund stand.
So oft habe ich davon geträumt von alleine zu springen, ohne das du mich mental schubsen würdest.
Doch jetzt verschwende ich keinen Gedanken mehr daran, denn nun hast du mich wieder gefangen und ich will nie wieder im Leben getrennt von dir sein müssen.
Nie wieder möchte ich diese Qualen erleiden müssen.
Ich kenne nun das Gefühl, tot zu sein, auch wenn man atmet.
Gestorben zu sein, auch wenn man sich bewegt.
Ja es ist komisch, aber es ist real.
Nichts ist schmerzhafter als leben zu müssen, das habe ich nun gemerkt.
Ich weiß es und ich kann sagen, dass ich nun daraus gelernt habe, wie es mir scheint.
Ich weiß es, aber angekommen ist es dennoch nicht, denn sie weiß es noch nicht.
Sie hat noch keine Ahnung.
Und solange sie es nicht erkennt, kann keiner von uns beiden glücklich und zufrieden sein.
Wie könnte ich ihr auch helfen – ich will es doch gar nicht.
Ich habe ihn bei mir, ich kann glücklich sein.
Warum soll ich ihr dann also helfen.
Sie fühlt genau wie ich.
Ihre Hände, schreiben meine Gedanken, meine Gefühle.
Ihr Herz zerbricht mehr, bei jedem weiteren Wort und dennoch können wir beide nicht aufhören.
Denn solange dieses Schreiben nicht beendet ist, solange können wir beide nicht glücklich sein.
Das Licht gedämmt – die Luft dünn – die Einsamkeit erstickend.
Wie der Nebel, der morgens an meinem Fenster kratzt, beißen sich die Gefühle in meine Haut.
Saugen an meiner Seele, zerfetzen mein schwaches Herz.
Jede Rose welkt einmal. Ich sehe ihr dabei zu, wie die grünen Blätter hängen und sich in einem sterbenden braun färben. Wie die wunderschöne rote Blüte langsam aber sicher verzweifelt und im laufe der Zeit immer mehr Blütenblätter den Boden der Tatsachen erreicht. Denn eines ist doch sicher – Tatsachen sind schmerzhaft, doch zeigen uns, dass wir nicht schwach sein dürfen.
So wie die wunderschöne Rose immer mehr verwelkt und sich dem Ende nähert, so warten auch wir vergebens auf ein tropfen Wasser, der uns noch ein wenig Zeit gönnt.
Ja, wir warten darauf zu sterben, denn einen weiteren Sinn gibt es nicht.
Da ist er wieder – dieser Gedanke – die eine Frage, die sich mir schon seit langem stellt:
Bin ich anders?
Bin ich … wahnsinnig?
Bin ich vielleicht sogar … verrückt?
Ist es normal?
Ich weiß es nicht.
Es gibt nur eins, was ich weiß und mit Sicherheit sagen kann:
„Wenn ich weine…
