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Snow

von

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Snow
 

Als ich heute Morgen erwachte lag der erste Schnee. Wie immer, schon überall die Jahre hinweg muss ich an diesen Tag an dich denken.

Ich frage mich ob es dir ähnlich gehen würde.

Ich bin jetzt 35 Jahre, wie lange ist es also her das ich dich das letzte mal gesehen habe?

Einen Moment leg ich mich wieder hin, genieße das strahlende Weiß, welches die Sonnenstrahlen so intensiv in mein Schlafzimmer schickt und denk an dich.

An unsere letzte Begegnung.

Langsam kommen die Erinnerungen wieder.
 

Wir waren beide 22 Jahre und es war die Abschlussfeier meines Jahrganges an der Uni.

Da es auch gleichzeitig der 500 Abgang der Domino Universität war waren natürlich auch viele hohe Gäste geladen.

Sowie du.

Ich schließe meine Augen und sehe dich vor mir. In deinem schneeweißen Anzug, dem hell blauen Hemd und der passenden dunkelblaue Krawatte. Du sahst unglaublich gut aus in diesen Sachen und deine Augen strahlten so!

Wir hatten uns seit den Abschluss an der Schule nicht mehr gesehen und um so überraschter waren wir als wir uns auf einmal gegenüberstanden, um beide nach dem letzten sauberen Glas für die Bowle zugreifen.

Wir waren so sprachlos, dass wir gar nicht mitbekamen wie man neue hinstellte.

Leider ist meine Erinnerung verwischt. Ich weiß nicht mehr wer als erstes etwas gesagt hat oder über was wir gesprochen haben.

Ich weiß nur das wir uns herrlich unterhalten haben. Den ganzen Abend und die halbe Nacht.

Wir haben zusammen gelacht und gescherzt. Etwas was wir uns wohl nie vorstellen konnten, zumindest in der Schulzeit.

Aber wir sind erwachsen geworden, reifer.

Als sich die Festlichkeiten einem Ende zuwendeten hast du mich nach meiner Nummer gefragt. Ob ich in dem Moment rot geworden bin? Nein ich glaub nicht.

Aber ich weiß das ich sie dir gegeben habe.

Kaum 3 Tage später klingelte auch schon das Telephon in meinem kleinen Appartment.

Was darauf folgte waren wohl die schönsten Wochen meines Lebens. Fast jedes Wochenende und hin und wieder auch mal unter der Woche, haben wir uns gesehen. Ich hatte damals einen Job in einer kleinen Werbefirma als Grafikassistent und du hattest ja immer noch deine Firma, daher konnten wir uns nicht so oft sehen wie wir es gerne hätten.

Dennoch nutzen wir jede freie Minute. Genossen die Nähe des anderen und erfreuten uns an der Tatsache das alte Kriegspeil begraben zu haben.
 

Eines abends, es war ca. ein Jahr nach unserer Begegnung in der Uni, lernte ich Akira kennen. Ein liebes nettes Mädchen. Ein Jahr jünger als ich und genau mein Typ.

Ich fing an sie zu treffen und vernachlässigte dich dar durch wohl. Damals habe ich mir nichts dabei gedacht. Heute weiß ich wie verletzt du gewesen sein musst...
 

Ich beschließe langsam aufzustehen. In all den Jahren habe ich mir angewöhnt dich an dem ersten Tag des Jahres, in dem es Schnee gibt zu besuchen. Wie ich schon sagte er erinnert mich an dich. Warum wohl wirst du dich fragen. Ein kleines lächeln ziert meine Lippen als ich im Bad ankomme.

Ja, warum wohl ... er ist kalt, wunderschön, rein, unschuldig und verdeckt die Tatsachen.

Auch du verdecktest deine Gefühle unter einer kalten Sicht.

Wie abgenutzt das klingt.

Leise seufzend geh genieße ich das warme Wasser auf meiner Haut.

Ist es nicht immer so das jemand seine Gefühle unter dem kalten Mantel der Abweisung versteckt? Besonders zu dir passt das doch nicht war?

Aber anders kann man es nicht ausdrücken. Natürlich hattest auch du dich in der Zeit verändert, die wir uns nicht gesehen haben. So wie ich gelernt hatte mein Temperament zu zügeln so hast du gelernt deine Gefühle offener zu zeigen. Aber wenn dich wirklich etwas berührte verstecktest du es immer noch.

So wie damals.
 

Während ich mich immer mehr in Akira verliebte, verliebtes du dich immer weiter in mich.

Doch anstatt klar Tisch zumachen schwiegst du und lauschtest meinen Ausführen wie schön und witzig sie sei, wie intelligent und liebreizend!L

Liebe macht blind, nicht war? Daher sah ich auch nicht das ich Stück für Stück dein Herz brach.
 

Mittlerweile sitze ich im Auto und muss an den letzten Abend denken, der letzte Abend in dem wir so vertraut mit einander waren.

Der letzet Abend unseres gemeinsamen Lebens.

Im Gegensatz zu den anderen gemeinsamen Tagen mit dir, welche langsam alle verblassten, bis du nur noch ein Name für mich sein wirst, ist mir dieser Tag und auch der darauf folgende noch sehr gut in Erinnerung.
 

Nach langer Zeit hatten wir es mal wieder geschafft zusammen etwas zu unternehmen. Ich hatte ja kaum Zeit seit ich mit Akira zusammen war und du zogst dich von mir zurück, um mich und auch dich nicht weiter zu verletzen.

Du kamst also an diesen Abend zu mir. Wir wollten etwas fernsehen und reden. Im Laufe des Abends kamm das Gespräch auf die Liebe und ich Tölpel fragte frei heraus ob du den jemanden hattest den du dein Herz schenken könntest.

Da wir schon beide ein oder zwei Bier getrunken hatten war die Stimmung leichter, aufgelockert, gelöst. So dachtest du dir wohl auch nicht viel dabei, als du sagtest das es da schon jemanden gab. Ohne auf deine eindeutige Nervosität zu achten fragte ich weiter.

Wer sie sei. Wie du sie kennen gelernt hast. Ob sie den wusste das du auf sie stündest. Wann du sie um ein Date bitten würdest. Ob ich sie den kannte

Erst als du meintest, das „sie“ ein er wäre und das ich ihn sogar sehr gut kannte, wurde ich stutzig und hielt in meiner Fragerei inne. Vielleicht lag es an deinen intensiven Blick oder daran das du immer nähr rücktest bis ich die lehne des Sofas im Rücken spürte und nicht weiter ausweichen konnte.

Ich sah direkt in deine blauen Seen und war in diesen Moment so verzaubert das mir alles andere egal war.

Dein Atem auf meiner Haut brachte diese zum prickeln und deine Hand, welche sich zärtlich auf meine Wange legte lies mich genüsslich seufzen. Erst als sich deine Lippen auf meine legten wurde ich aus dieser Starre gelöst.

Erst als du leise ein ich liebe dich Joey flüstertest, wusste ich das etwas falsch gelaufen ist.

Ohne weiter darüber nach zudenken stieß ich dich von mir, so stark das du neben dem Sofa auf den Boden landetest und mich verwirrt ansahst.

Ich hingegen war aufgesprungen und atmete schnell. Mir war warm und kalt gleichzeitig und ein Schauer nach dem nächsten jagte durch meinen Körper.

Mir schossen so viele verschiedene Gedanken in diesen Moment durch den Kopf das es unmöglich wäre diese auch nur ansatzweiße zu erklären.

Zum einen war da die Tatsache das mich gerade mein mittlerweile bester Freund Seto Kaiba geküsst hatte, das dieser mich sogar liebte!

Zum anderen war da Akira, das Mädchen welches ich liebte, ich hatte sogar schon ein Ring und wollte sie in den nächsten Tagen fragen ob sie mich heiraten wollte.

Aber warum tat es dann so weh Seto so verletzlich auf den Boden zusehen? Warum war ich so verwirrt? Warum wollte ich ihn an mich reißen und küssen, wenn ich doch nicht einmal schwul war?

Minuten lag muss ich wohl einfach nur dagestanden haben, mit einem total verwirrten Blick und ohne wirkliche Ahnung was nun sein sollte.

Doch dann ging es ganz schnell. Dein geschockter Gesichtsausdruck verschwand, stattdessen kehrte die Kälte, welche ich solange nicht bei dir gesehen hatte zurück. Du stundest auf, klopftest dir provokativ den nicht vorhandenen Staub von den Sachen und drehtest dich ohne ein Wort um. Gingst einfach weg.

Als die Tür laut ins Schloss fiel knickten meine Knie weg und ich landete wieder auf der weichen Sitzfläche.

Was war eben passiert? Warum ist er einfach gegangen? Warum hat er nicht mit mir geredet? War das nur ein Scherz? Nein, Seto machte über sowas keine Scherze.
 

Solche Gedanken gingen mir in dieser Nacht zu Hunderten im Kopf um. Je länger ich darüber nachdachte desto wütender wurde ich. Auf mich und auf Seto.
 

Auf mich, weil ich solange untätig war, ich nichts gesagt hatte und dich einfach hab fliehen lassen.

Auf dich, weil du einfach geflohen bist, mich verwirrt einsam und verunsichert zurück gelassen hast ohne mit mir zureden.

Die Wut steigerte sich immer mehr, solange bis ich nur noch wütend schnaubte wenn meine Gedanken dich nur streiften.

Noch am selben Tag habe ich Akira einen Heiratsantrag gemacht. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber ich hatte es getan.

Obwohl mein Herz verwirrt war und ich irgendwo tief in mir wusste dass das der falsche Weg war.

Am Abend sassen wir dann gemeinsam vor den Fernseher, aneinander gekuschelt und sagten leise Liebesschwüre.

Das obwohl meine Gedanken die gesamte Zeit nur um dich kreisten.

Ihr war dies auch aufgefallen, wie sollte es auch anders sein, niemand außer dir kannte mich so gut wie sie.

Sie fragte mich was den passiert sei und ich meinte das ich mich mit dir gestritten hatte.

Den Kuss lies ich natürlich weg.

Nach einigen Momenten löste sie sich sanft von mir und lächelte mich an. „Geh zu ihm“ hatte sie gesagt, „du willst doch sicher das er bei unserer Hochzeit dabei ist, also steh auf fahr zu ihm und vertragt euch wieder!“

Ohne lange darüber nach zudenken stand ich auch auf, ging in mein Schlafzimmer und zog mich an.

Ich wollte gerade meine Schuhe überstreifen, als ich einen Schrei aus dem Wohnzimmer hörte...
 

Mittlerweile bin ich angekommen. Ich parke das Auto und gehe langsam den Kiesel Weg zu dir entlang. Die Stille hier ist einmalig. Man hört nichts außer das Rascheln der Blätter im Wind. Im Frühjahr und Sommer kommt sicher noch der Gesang der Vögel hinzu, aber zu dieser Jahreszeit hört man nichts.

Der frische Schnee knarrt unter meinen Füßen und der kalte Wind zieht an meinen Sachen.

Ich biege einmal nach rechts ab und kann mein Ziel schon erkennen.

Nach wenigen Schritten steh ich dann auch da wo ich hin wollte und hocke mich neben dein Grab...
 

Nach diesem Schrei bin ich natürlich ins Wohnzimmer zurück gerannt und sah eine ähnlich verwirrente Szene wie heute Nacht.

Akira kniete auf den Boden, hatte die Arme um sich gewunden und blickte mit verweinte Augen auf den Bildschirm vor sich. Die Nachrichten. Zuerst verstand ich nicht was dort kamm doch als ich einige Schritte nähr kamm sah ich das neben dem Sprecher in der rechten oberen Ecke dein Bild eingeblendet war, in einem schwarzen Rahmen.

Ich hörte kaum die Worte des Nachrichtensprechers.

Das kam mir so unwirklich vor. Seto Kaiba tot. Du solltest Tod sein? Ein Autounfall heute Nacht ... war von der Straße abgekommen ... zu schnell und Glätte ... wie war das möglich?

Das konnte doch nicht war sein? Warum warst du gerade jetzt gestorben? Wo ich zu dir wollte? Wo ich mit dir reden wollte? Mit dir versöhnen?

Warum musste mir jetzt klar werden das ich dich auch geliebt habe?
 

Langsam streich ich über den weißen Grabstein. Er war aus weißen Marmor und bildete eine schöne Einheit mit dem Schnee. Ich sah das Grab liebevoll gepflegt wurde. Ob Mokuba immer noch jeden zweiten Sonntag her kam? Früher hat er das getan, zumindest hat Yugi mir das erzählt.

Ich lege eine einzelne weiße Rose an auf den weißen Schnee, so wie jedes Jahr, und küsse kurz die Stirn des Steines.

Leicht lächle ich.

"Seto, schön dich zu sehen.....ja ich weiß mein Humor ist eine Katastrophe, das sagst du immer. ....Was erwartest du von einem Köter wie mir?"

Ich seufze.

"Ich kann nicht lange bleiben wie immer, Akira wird sich aufregen, wenn ich zum Mittag nicht da bin. Die Kinder brauchen Hilfe bei den Hausaufgaben."

Wieder schweige ich einen Moment.

"Seto ist richtig gut in der Schule. Das hat er sicher nicht von mir ... naja dafür ist er ein kleiner Raufbold wie ich. Meinst du wenn wir Kinder hätten kriegen können wäre sie auch so geworden?"

Natürlich erhalte ich keine Antwort. Ich versuche die Tränen zu unterdrücken und stehe langsam auf.

"Ok, Seto. Ich muss wieder zurück....ich liebe dich. Auch nach all den Jahren. Bitte warte auf mich egal wo du bist."
 

Mit diesen Worten dreh ich mich um. Gehe den Kiesweg den ich gekommen bin zurück und kehre Heim zu meiner Familie. Versuche ein halbwegs normales Leben zuführen. Mit meinen geliebten Kindern. Und einer Frau die ich nur geheiratet habe um über die eigentliche Liebe meines Lebens hinweg zukommen...

um meine Schuldgefühle zu tilgen, damit Seto nicht umsonst gestorben ist.

Seto, der Mann der mein Herz mit sich genommen hat ohne das ich es mit bekommen hab. Derjenige der mich an Schnee erinnert und ohne ihn mein Leben ohne Farben ist, ganz weiß, wie eine Winterlandschaft...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-19T18:25:03+00:00 19.12.2007 19:25
Krass! Ich versteh gar nich, warum hier keine Kommis sind...
Ich muss sagen, ich bin echt beeindruckt! Ich hab die Tränen in den Augen und so oft passiert das bei mir wirklich nicht...Dein Stil gefällt mir echt gut, auch wenn an einigen Stellen der ein oder andere Rechtschreibfehler ist. Aber die Idee ist toll und auch schön umgesetzt! Hat mir echt super gefallen!
MfG, PS


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