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Slytherins Erben

Voldemort ist nicht der letzte Erbe..
von

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Veritaserum

Je näher das Wochenende kam, desto unsicher wurde sich May in ihrer Entscheidung. Es war nicht einfach nur ein Wochenende für sie, sondern ein Wochenende, dass über so vieles entscheiden konnte. Entscheiden über Sieg oder Niederlage, Gewinn oder Verlust. Noch vor wenigen Tagen war sie sich sicher gewesen, dass sie es machen wollte, dass sie hingehen wollte, doch jetzt war sie es nicht mehr. Immer mehr fragte sie sich, was sie dort wohl erwarten könnte. Wieso ausgerechnet sie dort geladen wurde. Zuerst hatte sie vermutet dass Draco hinter der ganzen Sache stecken würde, doch dieser hatte sich ruhig verhalten. Manchmal fast sogar zu ruhig. Er war weder auf sie zugekommen, noch hatte er sie zu sich bestellt. Es war eher so, als wäre dieses Gespräch niemals zustande gekommen, als hätte er niemals etwas von ihr verlangt was sie nur ungern gab. Diese ganze Sache ließ May immer mehr das Gefühl haben, dass noch etwas großes auf sie zukommen würde. Dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war. Vielleicht war es doch Draco der hinter der Einladung stand und verhielt sich aus dem Grund so, als würde es May nicht geben.
 

Unruhig ging May in ihrem Schlafsaal auf und ab und sah immer wieder auf die Sachen die fein säuberlich auf ihrem Bett lagen. Kleidungsstücke welche sie heute Abend würde tragen. Am liebsten würde sie die ganze Sache abbrechen, den Malfoys eine Absage erteilen, aber sie wusste, dass es dafür nun zu spät war. Es waren nur noch wenige Stunden bis sie würde aufbrechen müssen. Nur noch wenige Stunden bis sie wusste weshalb sie die Einladung erhalten hatte und was damit bezweckt wurde. Aber vielleicht würde dies auch ihr letzter Gang sein, denn sie wusste ja auf welcher Seite sich Lucius Malfoy befand und für wen er kämpfte. Sie würde in die Höhle des Löwen gehen und entweder sie überlebte oder sie ging unter. Ein wenig fühlte sich May wie ein Schaf das zum Schlachthof gebracht wurde.
 

Schulterzuckend riss sich May von den Sachen los und verschwand in dem Mädchenwaschraum. Sie konnte es drehen und wenden wie sie wollte, ändern ließ sich jetzt nichts mehr. Also warum weiter raus zögern was so oder so nicht mehr zu ändern war. Sie stellte sich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über ihr Gesicht fließen. Es tat gut und für einen Moment schaffte sie es, die quälenden Gedanken zu vergessen. Zu vergessen was ihr an diesem Tage noch bevorstehen würde. Am liebsten wäre sie ewig einfach so dagestanden, aber sie wusste dass es leider nicht ging. Sie riss sich aus ihren Träumereien, wusch ihre Haare und trat dann aus der Dusche wieder hervor. Sie warf kurz einen Blick in den Spiegel und zuckte dann mit den Schultern. Sie sah nur das, was sie jeden Tag zu sehen bekam. Es hatte sich nichts geändert. Die gleichen schwarzen Haare, die gleichen blauen Augen und das gleiche schmale Gesicht. Für einen Moment fragte sie sich, ob ihre Mutter wohl auch so in den Spiegel geblickt hatte, ob sie wohl das Gleiche gesehen hatte, so erzählte ihr Onkel ihr doch immer wieder wie ähnlich sie und ihre Mutter sich sahen. Es war schwer für May sich das vorzustellen, vorzustellen dass sie ihrer Mutter zum verwechseln ähnlich sah.
 

Leise seufzte May auf und ging auf ihr Bett zu und ließ ihren Blick wieder über die Sachen schweifen die dort lagen. Ein schlichtes, aber elegantes schwarzes Kleid, eine kurze schwarze Jacke und hohe schwarze Schuhe. May wusste nicht einmal ob sie in den Schuhen überhaupt laufen konnte, aber zum testen hatte sie keine Zeit gehabt. Sie hatte die Sachen erst heute Mittag bekommen und mit den Sachen war ein kleiner Brief gekommen wo drinstand, welchen Weg sie nehmen musste. Es stand auch darin, dass sie nicht alleine reisen würde, sondern dass sie in Begleitung sein würde. Jedoch stand nicht darin, wer der Begleiter sein würde. Allerdings hatte May eine kleine Vorahnung und in ihrem Kopf hatte sie ein paar Puzzlestücke bereits zusammengesetzt. Es konnte gar keine andere Lösung geben als diese, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte.
 

Langsam langte sie nach dem Kleid und zog es sich über. Seltsamerweise passte es ihr wie angegossen und May fragte sich, woher es derjenige gewusst hatte. Niemand hatte nach ihrer Kleidergröße gefragt gehabt und doch war es seltsam, dass es genau passte. Sogar so gut passte, dass man denken konnte es sei ihr auf den Leib geschneidert worden. Sie strich mit der Hand ein paar leichte Falten glatt und trat dann vor den Spiegel um ihre Haare zu frisieren. So genau wusste sie zwar nicht was für Frisuren zu so einem Anlass angebracht waren, aber in diesem Moment konnte sie so oder so nicht mehr tun als sich auf ihr Gefühl zu verlassen, auch wenn es sie schon oft genug getäuscht hatte. Nach einem weiteren prüfenden Blick nickte sie leicht mit dem Kopf, nahm dann die Jacke von ihrem Bett und verließ den Mädchenschlafsaal. Kurz sah sie den Gang hinauf und wieder hinunter, doch außer ihr war niemand zu sehen. Die meisten saßen nun in der Bibliothek und lernten oder saßen in der Großen Halle bei einer Runde Zaubererschach. Vermutlich würden auch Harry und Ron jetzt dort sitzen und spielen. May hatte Harry erzählt was sie an diesem Wochenende tun würde und es kam wie erwartete zu Meinungsverschiedenheiten. Harry war nicht erfreut darüber dass sie wirklich dort hingehen wollte. Hingehen zu der Person, dem sie soviel Schmerz zu verdanken hatte. Er konnte einfach nicht verstehen dass man dort freiwillig auftauchen wollte. Er vermutete ebenso wie jeder andere, dass dies nur eine Falle sein konnte und dass sie so naiv sei dies nicht einmal zu erkennen. Es war May selbst klar dass dies sicherlich nicht eine Einladung aus Freundlichkeit gewesen war, das brauchte man ihr nicht auch noch ständig unter die Nase reiben. Harry war sogar so weit gegangen dass er ihr unterstellt hatte, dass sie dort hingehen würde weil sie anscheinend ihre Prioritäten geändert hätte und sich nun auf die andere Seite schlagen würde. Ja selbst dass sie das nur tun würde um in Dracos Nähe sein zu können hatte er ihr vorgeworfen. May hatte tun und lassen können was sie wollte, sich den Mund fusselig reden können, doch Harry hatte an einem bestimmten Punkt schlichtweg auf stur gestellt gehabt. Er war so sehr von seiner Meinung überzeugt gewesen, dass er einfach jeglichen Erklärungsversuch abgeblockt hatte. Irgendwann hatte May aufgegeben und war einfach gegangen, hatte ihn stehen lassen worauf er nur noch wütender geworden war. Aber sie hatte einfach nicht mehr gewusst was sie noch tun sollte. Sie hatte es ja versucht zu erklären, aber er hatte ihr ja nicht zugehört. So wie er es meistens tat wenn nur der Name „Malfoy“ in einem ihrer Sätze auftauchte.
 

May schüttelte ihren Kopf wie um die Gedanken von sich abzuschütteln und ging weiter den Gang entlang der in der Eingangshalle des Schlosses endete. Wieder huschte ihr Blick durch die Eingangshalle, doch auch hier war kein Schüler zu entdecken. Sie zog sich die Jacke über und legte ihre Hand auf die Türklinke um diese zu öffnen und hinauszutreten. Es war kühl geworden und wenn man wollte konnte man schon den Schnee in der Luft riechen. May sah den Weg entlang der zum Tor der Ländereien führte. Dort hieß es würde man auf sie warten. Noch einmal atmete May tief durch und schritt dann den Weg entlang. Je näher sie der Stelle kam wo man sie abholen würde, desto mehr fragte sie sich wieder, wer wohl ihr Begleiter sein würde. Fragte sich wie wohl der Abend verlaufen würde und was alles auf sie zukommen würde. Die Zweifel ob sie es wirklich schaffen konnte kamen wieder nach oben und diesesmal konnte sie diese nicht einfach so verdrängen, beiseite schieben. Das hatte sie vielleicht können als der Abend noch in weiter Ferne lag, aber nicht mehr jetzt wo er mehr oder weniger direkt vor ihr lag. Ihren Blick hatte sie zu Boden gerichtet als sie die sicheren Hogwartsländereien verließ, doch ein kühles Kribbeln in ihrem Nacken ließ sie ihren Blick erheben. „Ich hab es doch gewusst“, sprach sie kühl als sie sah, welche Person ein wenig entfernt locker gegen einen Baum lehnte. „Es wäre auch zu schön gewesen, wäre es eine andere Person gewesen.“ May verschränkte ihre Arme vor ihrem Körper und achtete darauf, dass genügend Abstand zwischen ihnen bestand.
 

„Na na na... Was ist denn das für eine Begrüßung?“, kam es lächelnd von dem blonden Jungen der, wie von May vermutet, Draco war. „Fällt es dir denn so schwer wenigstens einmal die Geschichten in Hogwarts zu lassen? Wenigstens einmal all das zu vergessen was geschehen ist und einfach nur einen schönen Abend zu genießen?“ Draco stieß sich leicht von dem Baum ab und ging ruhig auf May zu. Langsam ließ er seinen Blick an ihr herab gleiten und sah ihr dann wieder in ihr Gesicht. „Ich muss zugeben dass dir das Kleid hervorragend steht“, sprach er ruhig und es klang beinahe sogar ehrlich.
 

May zog leicht eine Augenbraue nach oben während sie Draco beobachtete. „Ja es fällt mir schwer, denn um sie vergessen zu können, ist einfach zu viel passiert“, entgegnete May ruhig und lenkte ihren Blick dann in eine andere Richtung. „Und das weißt du genauso wie ich auch Draco. Woher sollte ich wissen, dass dies nicht ein weiteres deiner kleinen Spielchen ist das du mit mir treibst, ein weiterer Teil eines Planes und wieso sollte ich dir glauben?“ May richtete ihren Blick auf Draco und er war ernst geworden. Ja für sie gab es keinen einzigen Grund wieso sie ihm trauen sollte. „Hab ich das etwa dir zu verdanken?“, fragte May und sah an dem Kleid hinunter ehe sie Draco wieder anblickte.
 

Draco winkte mit der Hand ab und fing leise an zum lachen. „Ich wünschte ich hätte es“, kam es schmunzelnd von ihm. „Aber ich hab mit dem Kleid nichts zum tun, auch wenn du es mir vermutlich nicht glaubst.“ Ein wenig unsicher fuhr sich Draco mit der Hand durch seine Haare, etwas das man bei ihm recht selten sah. Nicht das durch die Haare fahren, sondern mehr den Hauch von Unsicherheit. „Genauso wenig wie ich etwas mit der Einladung zum tun habe. Ich war genauso überrascht wie du es wohl warst als der Brief ankam“, fing Draco auf einmal an zum erzählen und wieder hörte es sich ehrlich an. Es schien als hätte der Junge überhaupt gar keinen Grund zum lügen. „Selbst dass du auftauchen würdest hab ich nicht gewusst. Ich hatte eine gewisse Vorahnung und ich hab mir die ganze Zeit überlegt wie ich reagieren soll, wie ich damit umgehen soll, wenn es tatsächlich eintreffen würde. Gedanken die du dir wohl nicht gemacht hast. Gut ich geb´s zu... Ich war sicherlich nicht so überrascht wie du über den Brief, aber vielleicht hilft es dir wenn ich dir sage, dass es nichts normales ist. Es ist auch für mich ungewöhnlich.“ Draco sah May an und zuckte dann fast schon hilflos mit den Schultern. Er wusste bald selbst nicht mehr was er ihr noch sagen sollte, was er ihr noch erklären sollte bis sie verstand dass er mit der Sache absolut nichts zum tun hatte. Wenn man es so sehen wollte, dann war es auch für ihn eine kleine Premiere. Nicht der Event selbst, sondern dass man ihn deswegen aus der Schule holte. Das war in den ganzen 6 Jahren noch nicht ein einziges Mal vorgekommen und Draco fragte sich, was wohl so wichtig sein konnte, dass man diese Regel gebrochen hatte. Hatte es zu ihm nicht immer geheißen die Schule ging vor? Das alles verwirrte ihn mehr als er zugeben wollte.
 

Für einen kleinen Moment sah May Draco einfach nur an ehe sie begann ihren Kopf zu schütten. „Du meinst doch jetzt nicht etwa das ich dir das abkaufe oder?“, kam es zweifelnd von May die im Moment einfach nur lachen könnte. „Weißt du eigentlich wie unglaubwürdig sich das anhört? Ich meine gerade du der so etwas gewöhnt ist erzählt mir, dass er überrascht war? Dass er nicht wusste was passieren sollte?“ Wieder schüttelte May ihren Kopf. Nein das hörte sich jetzt zu verwirrend an. Fast schon wieder so verwirrend, dass es fast schon wieder die Wahrheit sein konnte. In ihrem Kopf jagte eine Frage die nächste. Die Frage wieso er sie belügen sollte beziehungsweise wieso er ihr die Wahrheit erzählen sollte. Beides ergab seinen Sinn, ebenso wie auch wieder keinen.
 

„War ja klar dass du mir nicht glaubst“, sprach Draco gereizt und drehte May den Rücken zu. „Wieso nur hab ich meine kostbare Zeit damit verschwendet dir irgendetwas erklären zu wollen. Du bist sowas von dir selbst und deiner Meinung überzeugt, dass du anderen erst gar keine Chance läßt, dir nicht einmal die Mühe machst über ihre Worte nachzudenken.“ Ihre Reaktion eben hatte es ihm nur ein weiteres Mal gezeigt. Draco steckte seine Hände in seine Jackentasche und ging ein paar Schritte von May weg. Gut er war in letzter Zeit nicht gerade sehr freundlich zu ihr gewesen und sicherlich hatte sie allen Grund sauer auf ihn zu sein, aber eigentlich hatte er gedacht dass sie ihn so gut kennen würde um eine Lüge von einer Wahrheit unterscheiden zu können. Früher hatte sie es doch auch gekonnt.
 

May hob ihre Hände und ließ sie dann wieder seufzend sinken. „Draco jetzt warte doch mal“, lenkte sie ein und ging ihm die wenigen Schritte hinterher. „Es tut mir ja leid, aber du musst mich doch auch irgendwie verstehen. Ich meine vor wenigen Tagen noch hast du angefangen mich zu erpressen, dann kommt der Brief und nun stehst du hier. Versetz dich doch mal in meine Lage. Würdest du da noch an Zufall glauben? An einen Zufall besonders in Anbetracht der Tatsache wer den Brief geschrieben hat?“ Ruhig ging May um Draco herum und blieb direkt vor ihm stehen. Sie fühlte sich hin und her gerissen und wusste absolut nicht für welche Seite sie sich heute Abend entscheiden sollte. Sollte sie ihm wirklich Glauben schenken oder sollte sie es nicht tun? Wie nur sollte seine Erklärung zu dem passen, was er ihr vor wenigen Tagen erst angetan hatte? Es passte hinten und vorne einfach nicht zusammen. „Vielleicht magst du ja an dem heutigen Abend wirklich unschuldig sein, vielleicht ist das Ganze wirklich nicht auf deinem Mist gewachsen“, begann May wieder zu sprechen und sah Draco dabei an. „Aber selbst wenn ändert es dennoch nichts an der Tatsache dass du mich erpresst und es ändert auch nichts daran, dass ich dich dafür verabscheue. Dir mag das Vergessen, das Verdrängen vielleicht leicht fallen weil du der treibende Punkt in der ganzen Sache bist, aber mir fällt es sicherlich nicht leicht. Du kannst nach alldem nicht verlangen dass ich so mir nichts dir nichts tue als ob nie etwas gewesen sei. Zu einem Punkt in der Vergangenheit zurückkehre an dem alles noch in bester Ordnung war. Du brauchst mir auch nicht sagen dass ich zu einem Teil mit schuld bin, denn wo kein Angreifer, da auch keine Verteidigung. Ich verspreche dir dass ich dir heute Abend keine Probleme bereiten werde und dich auch nicht blamieren werde, aber sobald wir wieder in Hogwarts sind ist alles wieder beim alten.“ Warum May ihm in diesem Moment einen Schritt entgegen kam konnte sie sich selbst nicht erklären, aber ein Gefühl sagte ihr einfach, dass er mit der ganzen Sache wirklich nichts zu tun hatte. Sicherlich war es Nahe gelegen und auch wenn Draco ein hervorragender Lügner war, seine Augen hatten sie noch nie belügen können.
 

Draco sah May kurz an und zuckte dann beiläufig mit den Schultern. „Wie du meinst“, murmelte er nur und sah den Weg hinunter der nach Hogsmeade führte. Was sollte er ihr auch noch groß erwiedern? Sie hatte die Fronten doch eben klargestellt und würde er jetzt versuchen ihr irgendwelche Verhaltensregeln vorzuschreiben, dann würde sie sicherlich dafür sorgen, dass er Probleme bekommen würde. Ja er erpresste sie und so richtig wohl fühlte er sich dabei auch nicht, besser gesagt er fühlte sich mies dabei, aber er hatte einfach keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Keine andere Möglichkeit um an das zu gelangen was er haben wollte, was er schon die ganze Zeit hatte haben wollen, es aber nie bekommen hatte – Sie. „Es ist Zeit“, erklang Dracos Stimme wieder, der mit dem Kopf auf eine schwarze Kutsche deutete die den Weg zum Schloss hinaufkam.
 

Noch einmal sah May Draco fragend an, doch sie wusste selbst dass er zu diesem Thema nichts mehr sagen wollte. Sie hätte zwar gerne gewusst was er nun dachte, aber es gab manchmal Punkte wo man besser nichts mehr sagte oder aufhörte weiter nachzufragen. Besonders bei Draco gab es viele solche Punkte. Wenn man an so einem Punkt angelangt war und nicht aufhörte, so erreichte man nur das Gegenteil von dem was man eigentlich erreichen wollte. Anstatt zu reden, fing er an zum schweigen. Als die Kutsche hielt und Draco ihr die Türe öffnete trat sie ein und ließ sich in die dunklen Sitze sinken und sah auf der anderen Seite aus dem Fenster. Wenn sie nun jemand gesehen hätte, würde er wohl seine ganz eigenen Theorien aufstellen über den wahren Grund ihrer gemeinsamen Reise.
 


 

Es war warm in der Großen Halle und an den Tischen verteilt saßen Schüler um sich zu unterhalten, um zusammen zu lachen oder aber auch zu einer Runde gemütlichen Zauberschachs. So auch Harry und Ron. Sie hatten sich ein wenig abseits von den anderen hingesetzt und zwischen ihnen lag das Schachbrett auf dem Tisch. Viele Figuren lagen bereits neben dem Spielfeld, was ein Zeichen war, dass sie nicht eben erst angefangen hatte. Ron langte nach einer Packung Schokofrösche, öffnete sie, biss dem Frosch den Kopf ab damit er nicht mehr wegspringen konnte und sah sich dann die Karte an die dringelegen war. Mit einem Schulterzucken steckte er sie sich in die Tasche und machte dann seinen Zug. „Schach“, sprach er ruhig und langte nach einer weiteren Packung Schokofrösche.
 

„Das ist doch seltsam oder?“, kam es plötzlich von Harry der Ron anblickte.
 

Ron sah Harry ein wenig verdattert an. „Schach? Schach ist doch nicht seltsam“, antwortete ihm Ron etwas verwirrt, da er Harry gerade nicht so ganz folgen konnte. „Und dass ich dich Schach gesetzt hab auch nicht. Du spielst ja heute als hättest du noch nie Schach gespielt.“ Ron fühlte sich fast sogar gelangweilt. Harrys Züge waren stümperhaft und fast noch schlimmer als die von einem Anfänger. Stellenweise sah es so aus, als würde er Ron gewinnen lassen wollen und das störte Ron.
 

Harry gab einer Figur eine Anweisung eine von Rons Figuren vom Spielfeld zu räumen was diese natürlich freudig durchführte. „Nein nicht Schach“, kam es von Harry der seinen Blick wieder von dem Schachbrett abwandte und Ron anblickte. „Das mit May und der Abend... Einfach alles ist doch seltsam.“ Nein die Sache ließ Harry nicht in Ruhe. Das konnte doch kein Zufall sein, absolut kein Zufall sein.
 

Ron seufzte auf, denn jetzt ging ihm dann doch ein kleines Lichtlein auf. „Sie wurde eben eingeladen und hat die Einladung angenommen“, sprach Ron und lehnte sich ein wenig zurück. „Was ist daran seltsam? Sie hat es dir doch sicherlich erklärt oder?“ Ron hatte ja mitbekommen dass sich die beiden am Abend zuvor noch unterhalten hatten. Es war zum Schluss ja nicht zu überhören gewesen.
 

„Ja aber überleg doch mal von wem die Einladung kam“, entgegnete Harry wieder und lehnte sich mit den Unterarmen auf den Tisch. „Und da geht sie auch noch hin und Draco wurde vorher auch gesehen wie er das Schloss verlassen hat. Da ist doch was faul Ron! Erinnere dich doch mal zurück und jetzt das? Die weiß doch nicht mehr auf welcher Seite sie steht.“ Leise schnaubte Harry auf und sah Ron weiterhin an. Er wäre niemals dort hingegangen. Er war doch nicht lebensmüde.
 

„Du willst doch jetzt damit nicht andeuten dass May etwas mit Draco....?“, kam es zweifelnd von Ron, der nicht glauben konnte dass sein bester Freund auf genau das hinauswollte. „Ich meine dass er dahin muss ist doch logisch, aber das heißt doch nicht dass er was mit der Sache zu tun hat oder doch?“ Jetzt war Ron sich selbst nicht mehr sicher. Einen Sinn würde es ja ergeben aber doch irgendwie auch wieder nicht. Wieso sollte er dafür sorgen dass May da auftauchte, wenn er sie doch gar nicht leiden konnte. Und May war doch sicherlich nicht so dumm um darauf reinzufallen. „Aber May ist doch nicht auf den Kopf gefallen, die merkt doch wenn man versucht ihr eine Falle zu stellen“, versuchte Ron seinen besten Freund ein wenig zu beruhigen, auch wenn es vermutlich nicht klappen würde.
 

„Doch genau das will ich Ron... Welchen Grund auch sonst hätte sie um mitzugehen?“, fing Harry wieder an und trank einen Schluck aus seinem Becher. „Es liegt doch klar auf der Hand oder? Ich bin langweilig geworden und sie hat die Seiten gewechselt. Sonst wäre sie doch niemals drauf eingegangen.“ Im Gegensatz zu allen anderen lag für Harry die Sache klar auf der Hand. Schon lange nichts mehr hatten er und May etwas miteinander unternommen und jetzt hatte sie sich wohl jemand anderes gesucht. Jemand mit dem sie vielleicht mehr Spaß hatte. Vielleicht waren auch die ganzen Streitereien nichts anders als ein Täuschungsmanöver gewesen. Harry hatte nicht vergessen dass sich May und Draco einmal gut verstanden hatten. Wieso also sollte sich das von heute auf morgen geändert haben?
 

Auf einmal ließ es einen lauten Knall als Hermine ihre Bücher auf den Tisch legte und sich auf die Bank neben Ron sinken ließ. Es war ein solcher Knall gewesen, dass sogar die Spielfiguren aufgeblickt hatten. „Ihr glaubt ja gar nicht wie schwer es ist in der Bücherei zu lernen“, beschwerte sich Hermine und sah kurz auf das Spielbrett und dann zwischen den beiden Jungs hin und her. „Überall Schüler die rumplappern und Madame Prince weiß gar nicht wohin sie als erstes soll. Nicht auszuhalten... Spielt ihr oder träumt ihr?“ Wieder blickte sie zwischen den Beiden hin und her und dann wieder auf das Spielbrett wo in ihren Augen ein heilloses Chaos herrschte.
 

Ron sah kurz zu Harry und dann wieder zu Hermine. „Harry ist heute mit seinen Gedanken ein wenig woanders“, erklärte Ron und warf Harry einen kurzen Seitenblick zu. „Liegt wohl daran dass May heute Abend nicht da ist und Malfoy auch nicht und naja... Er denkt jetzt halt dass da was laufen könnte.“ Ron zuckte mit den Schultern und überlegte sich dann seinen nächsten Zug.
 

„Ich denke das nicht nur, ich weiß es“, kam es mit trotziger Stimme von dem Jungen mit der Narbe ehe er einen völlig sinnlosen Zug machte. „Wieso sonst hätte sie die Einladung annehmen sollen? Habt ihr überhaupt gesehen wie sie aussieht? So geht man doch nicht weg wenn man keine Lust hat.“ Je länger Harry darüber nachdachte, desto mehr setzte sich der Gedanke in seinem Kopf fest. Er war eifersüchtig ganz ohne Zweifel und er fragte sich immer wieder, wieso er ihr nicht vertrauen konnte. Sie hatte es doch noch nie missbraucht. Wieso also sollte sie es jetzt tun? Aber trotz allem glaubte er seiner inneren Stimme nicht.
 

„Harry“, fing Hermine an und schob den Bücherstapel ein wenig zur Seite damit sie Harry besser anblicken konnte. „Du denkst doch nicht wirklich dass May dich betrügen könnte und dann auch noch mit dem? Hast du dir vielleicht schonmal überlegt dass sie genau weiß was sie tut und dass sie vielleicht nicht unbedingt alleine ist? Vielleicht ist ja jemand aus dem Orden in der Nähe falls etwas passieren sollte. Vielleicht hat sie die Einladung auch nur angenommen um an Informationen heranzukommen.“ Für Hermine war die Sache schon klar gewesen, als sie davon erfahren hatte. Es konnte gar nicht anders sein als dass May im Auftrag des Ordens dort hin ging. Alles andere klang für Hermine einfach zu absurd. „Harry du selbst weißt dass man nirgendwo besser an Informationen herankommen kann als an der Quelle selbst oder?“, fragte sie ihren besten Freund ruhig und sah ihn matt lächelnd an.
 

Harry sah Hermine an und seufzte leise auf. „Da sind mir zu viele 'vielleicht' enthalten“, sprach Harry noch immer trotzig, aber nicht mehr so extrem wie zuvor noch. Etwas wahres hatten Hermines Worte ja doch gehabt. „Aber warum sagt sie mir dann nicht die Wahrheit? Sie hätte mir doch sagen können dass sie für den Orden arbeitet oder? Ich hätte es doch niemanden erzählt!“ Das wiederum ergab für Harry dann doch wieder keinen Sinn. Sie kämpften doch für ein und dieselbe Sache. Wieso also konnte sie ihm dann nicht erzählen was sie wirklich dort machte?
 

Nun musste Hermine leicht mit den Schultern zucken. „Nun Sirius erzählt dir doch auch nicht alles was er tut oder? Oder Remus... Die haben doch auch ihre Geheimnisse“, versuchte Hermine weiter Harry zu beruhigend und von der Harmlosigkeit der Sache zu überzeugen. „Womöglich hat es auch ihr Onkel verboten dir etwas zu sagen. Auch wenn du und May ein Paar seid, so heißt das noch lange nicht dass er dich mag. Gezeigt hat er es dir ja oft genug.“ Gut zuerst hatte Hermine auch etwas mehr hinter der Sache vermutet, aber je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto unwahrscheinlicher war es ihr vorgekommen. „Und außerdem... Ich würde nicht mit ihr tauschen wollen“, kam es leise lachend von Hermine und sah zwischen den beiden Jungs hin und her. Selbst Ron war in ihr Lachen miteingefallen, das sogar Harry ein kleines Zucken in den Mundwinkel herauslockte.
 

„Na gut, da magst du wohl recht haben“, lenkte Harry ein und ließ seine Figur einen Zug machen und sah dann feixend zu Ron. „Ich würde sagen... Schach Matt!“ Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht ließ sich Harry gegen die Stuhllehne sinken und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
 

Verdutzt hatte Ron zugesehen wie Harrys Spielfigur seine Dame geschlagen hatte. Er konnte es nicht fassen dass er sich so hatte überrumpeln lassen. Es hatte doch nach einem klaren Sieg für ihn ausgesehen. Harry war doch viel zu unkonzentriert zum gewinnen gewesen und nun das. „Du hast geschummelt“, grummelte Ron, dem es nie wirklich leicht viel zu verlieren. „Ich fordere Revanche!“ Ron sammelte die Spielfiguren wieder ein, die sich wie von Zauberhand regenerierten und stellte sie auf dem Schachbrett an ihren Platz hin.
 

Hermine nickte leicht mit dem Kopf und verabschiedete sich dann wieder von den beiden Jungs, denn sie wollte ihre freie Zeit nutzen, um noch einmal den Stoff der vergangenen Woche durchgehen zu können. Ihrer Meinung nach würde es Ron und Harry auch mal gut tun zu lernen, aber sie hatte es mittlerweile aufgegeben die Beiden zum lernen zu animieren, sie würden sie ja doch nur als verrückt abstempeln. Sollten sie doch schauen wie sie ihren Schulstoff auf die Reihe brachten.
 


 

Mays Blick wanderte langsam über das anmutige Anwesen. Eine weiß getünchte Mauer verbarg das Anwesen vor den Blicken neugieriger Leute, die hier sicherlich oft genug stehen blieben. Baumwipfel ragten über die Mauer und zeigten einem wie es hier wohl aussehen musste, wenn der Frühling sich über das Land gelegt hatte und grüne Blätter die nun kahle Äste zierten. Wenn der Duft von Blüten die Luft schwer werden ließ. Noch nie hatte May ein solches Anwesen aus der Nähe gesehen, geschweige denn überhaupt jemals etwas erblickt das dem hier auch nur im entferntesten Nahe kam. Ihr Blick glitt weiter an der Mauer entlang bis er an einem tiefschwarzen, schmiedeeisernen Tor hängen blieb. Es war ein Stückchen höher als die Mauer selbst und es sah nicht danach aus als dass man es so ohne weiteres durchbrechen könnte. Feine schwarze Metallinien formten sich zu seltsamen Ornamente die sich völlig in das Tor einfügten. Es wirkte nicht befremdlich so wie es bei vielen anderen Toren war, es war viel mehr eine Einheit. Je mehr May dies alles betrachtete, desto unsicherer und unwohler fühlte sie sich. Wenn das alles von außen schon so mächtig aussah, wie sah es dann wohl erst Innen aus? Wie sollte sie hier überhaupt hineinpassen? Es war einfach eine Welt in die sie nicht passte und sie spürte, dass sie sich damit wohl zuviel zugemutet hatte, dass sie sich überschätzt hatte und sie viel lieber auf ihren Onkel hätte hören sollen.
 

„Willst du hier festfrieren?“, erklang Dracos Stimme direkt neben ihr und es war fast schon wie eine Erlösung. Die ganze restliche Reise war äußerst schweigsam zugegangen und das waren wohl die ersten Worte seit Stunden. Jedenfalls kam es May so vor.
 

„Nun eigentlich hatte ich das nicht vor, aber...“, begann May, brachte den Satz dann allerdings nicht zu Ende. Es wäre in dem Moment wohl nur auf ein Eingeständnis von Schwäche herausgelaufen und die wollte sie sich vor Draco sicherlich nicht geben. Vielleicht war es kindisch, vielleicht war es auch dumm, aber gewohnte Verhaltensweisen legte man nunmal nicht von jetzt auf nachher ab.
 

Draco sah May an und dann auf das Tor. Auf eine Art und Weise glaubte er sie zu verstehen, zu wissen was in ihrem Kopf nun vorgehen musste. Er legte beschützend seinen Arm um ihre Hüften und lächelte sie kaum merklich an. „Keine Sorge ich beiße nicht“, sprach er mit ruhiger Stimme zu ihr und er wollte an diesen Abend wirklich alles vergessen. Einfach mal beiseite schieben was vor wenigen Tagen gewesen war, die ganzen Worte die zwischen ihnen gefallen waren, die ganzen Streitereien die sich hinter sich hatten... Dies alles sollte heute nicht im Wege stehen.
 

Zuerst war es unangenehm ihn so nah bei sich zu haben, kamen doch sofort wieder alte Erinnerungen in May hoch. Aber ihr Bauch sagte ihr ausnahmsweise mal etwas anderes als ihr Verstand. Seine Umarmung war nicht besitzergreifend oder bedrohlich, sondern eher gab sie ihr das Gefühl mit der ganzen Situation nicht alleine zu sein. Das Wissen dass jemand da war, ließ May doch gleich wieder etwas sicherer werden. Sicherlich hätte Draco nun die beste Möglichkeit ihr so richtig eines auszuwischen, aber sie glaubte nicht dass er es tun würde. Nicht hier und nicht heute. Er würde sich wohl sonst nur ins eigene Fleisch schneiden. Niemand würde hier einen Fehltritt verzeihen, auch nicht wenn es sich hierbei um den Sohn der Gastgeber handelte. „Wehe du läßt mich dort drin alleine“, sprach May ernst und mit ebenso einem Blick sah sie Draco auch an. Was sich anhörte wie eine Drohung war ebenso als eine Bitte anzusehen. Sie kannte sich nicht in so einer Gesellschaft aus, nicht so wie er, der es schon von Klein auf nicht anders gekannte hatte. Mit ihm an ihrer Seite würde wohl alles ein kleines Stückchen einfacher werden.
 

Ein leises Lachen erklang von Draco der seinen Kopf schüttelte. „Ich mag ein Arschloch sein, aber ein so großes dann doch auch wieder nicht“, kam es leicht amüsiert von ihm während er auf das Tor zuging. „Ich werde dich schon irgendwie vor den gierigen Wölfen dort drin beschützen. Und so ganz unter uns... Wenn ich könnte, würde ich einen Abend in Hogwarts vor dem Kamin, dem Ganzen hier sofort vorziehen.“ Draco hatte solche Empfänge noch nie leiden können. Als kleines Kind war es noch aufregend gewesen die vielen Leute im Haus zu haben, von allen etwas zugesteckt zu bekommen und das leckere Essen auf dem Tisch. Doch je älter er geworden war, desto mehr Pflichten hatten seine Eltern auch an ihn gestellt. Immer schön den Kopf nach oben halten, die Schultern straff zurücknehmen und den Rücken durchstrecken. Ja kein Anzeichen von Schwäche vor anderen zeigen und immer brav lächeln. Freundlich sein auch wenn man den Personen am liebsten den Hals umgedreht hätte. Dieses ganze 'Ach bist du groß geworden'-Gerede über sich ergehen lassen ohne auch nur ein Anzeichen von Langeweile. Das Aufregende hatte einem gewissen Zwang Platz machen müssen und der Spaß war dem Stress gewichen. Draco versuchte um solche Empfänge herumzukommen wo immer er konnte und meistens klappte es auch, denn Schule war immer noch die beste Entschuldigung, aber diesesmal hatte nicht einmal mehr das geholfen.
 

Als sie Dracos Worte vernahm und die Ehrlichkeit die darin lag atmete May kaum merklich auf. Er würde sie nicht alleine lassen, da war sie sich jetzt sicher. Er hatte aus freien Stücken etwas persönliches von sich Preis gegeben, etwas das sie von Draco bisher auf diese Art und Weise noch nie erlebt hatte. „Dann sollten wir vielleicht mal oder?“, fragte May leise und sah wieder auf die weiß getünchte Mauer. *Wenn das mal gut geht*, schoss es ihr durch den Kopf und sie schickte ein kleines Stoßgebet zum Himmel.
 

Leicht nickte Draco mit dem Kopf und ging dann ruhigen Schrittes auf das schmiedeeiserne Tor zu. Er murmelte leise ein paar Worte und das Tor teilte sich und gab den Weg für die beiden Schüler frei. Ein schneeweißer Weg führte vom Tor hin zum Hause der Malfoys. Rechts und links des Weges waren Blumenbeete angeordnet, marmorne Säulen säumten den Weg und nun erst sah man, wie groß das Anwesen wirklich sein musste. Es war kein Garten mehr der das Haus umgab, sondern es war ein Park, so wie man ihn sich immer vorgestellt hatte. Kleine Steinbänke wurden von hohen Hecken geschützt die in kunstvolle Figuren gebracht worden waren, schmale Wege aus hellem Kies zogen sich scheinbar wahllos durch das Grün des Rasens und doch war alles genauestens geplant. Der Park musste ein kleines Vermögen gekostet haben, war er doch auch ein Zeugnis von dem Einfluss und dem Reichtum den die Familie Malfoy hatte. Ruhigen Schrittes führte Draco May weiter den Weg entlang, die wenigen Stufen hinauf zum Eingang und blieb dort dann einen Moment stehen. „Gib immer das als Antwort was sie hören wollen, verschweige deine eigene Meinung, zeige keine Schwäche und gib ihnen keinen Grund weiter nachzufragen“, sprach Draco leise und sah sich kurz um. „Lächle auch wenn du am liebsten schreien würdest, bleibe höflich auch wenn du laut werden könntest und du wirst den Abend überstehen.“ Draco warf ihr noch einen aufmunternden Blick zu und legte dann seine Hand auf die Klinke. Ohne noch etwas tun zu müssen schwang die Türe auf und gab den Einblick in das Haus frei. Für Draco war es ein seltsames Gefühl während der Schulzeit dieses Haus zu betreten. Er war eigentlich immer froh wenn er nicht hier sein musste, denn das Haus nahm ihm einfach die Luft zu atmen.
 

May und Draco hatten noch nicht einmal 2 Schritte in das Haus gesetzt kam auch schon ein Hausangestellter um die Ecke. „Mister Malfoy, sie und ihre Begleiterin werden schon erwartet“, sprach er mit aufgesetzter Stimme und blickte die beiden Schüler an. Mit einem Wink gab er einem Hauselfen die Anweisung Draco und May die Jacken abzunehmen. „Folgen sie mir.“ Er machte eine einladende Geste und geleitete die beiden Schüler dann zu dem großen Salon im Hause Malfoy. Viele Leute befanden sich bereits dort und unterhielten sich miteinander. Personen von denen May ehrlich gesagt nicht einen einzigen davon kannte.
 

„Da bist du ja Draco“, erklang hinter ihnen eine helle Frauenstimme und Draco wandte sich langsam zu dieser Frau um.
 

„Es hat etwas länger gedauert Mutter“, sprach er ruhig und neigte leicht seinen Kopf. „Der Kutscher meinte wohl sich besonders Zeit lassen zu müssen. Die Kutscher sind auch nicht mehr das was sie einmal waren. Vielleicht sollte man sich nach jemanden umsehen der seine Aufgabe gewissenhafter ausübt.“ Eigentlich war es Draco ganz recht gewesen, dass es so lange gedauert hatte. So hatte er wenigstens noch ein wenig Zeit gehabt um in seinem Kopf einen kleinen Plan auszuhecken. Er hatte schon geahnt wer alles an diesem Abend da sein würde und sich gedacht dass May nicht einen davon kennen würde. Sein Vater würde sicherlich die Möglichkeit nutzen um May so richtig vorzuführen, aber da würde er auch noch ein Wörtchen mitreden.
 

Narcissa musterte May leicht ehe sie mit dem Kopf nickte. Sie hatte doch Recht gehabt als sie dem Schneider den Auftrag für das Kleid gegeben hatte. Ihre Augen hatten sie noch nie getrügt. „Und sie sind also Miss Miller“, sprach sie ruhig und musterte May ein weiteres Mal. „Von ihnen liest man ja öfters mal etwas im Tagespropheten. Nicht dass es mich interessieren würde was dort geschrieben wird, so sind es doch meist Unwahrheiten, aber es fällt einem dann doch ins Auge.“ Narcissa wusste nicht genau warum ihr Mann genau dieses Mädchen eingeladen hatte, aber er würde schon seine Gründe haben. Das einzige was Narcissa hoffte war, dass sie zumindest Reinblütig war wenn sie schon mit ihrem Sohn erschien. Sie wollte nicht wissen was die Leute sagen würden, würde ihr einzigster Sohn und Erbe, mit einem mischblütigen oder noch schlimmer mit einem muggelgeborenen Mädchen ausgehen.
 

May sah kurz unsicher zu Draco und dann wieder zu seiner Mutter. Sie deutete einen leichten Knicks an und versuchte sich an einem offenen Lächeln. „Sehr erfreut sie kennen zu lernen Miss Malfoy“, sprach May freundlich und überging die Sache mit dem Tagespropheten einfach. Ihr selbst war es nicht recht etwas über sich in diesem Blatt zu lesen, aber sie wollte sich jetzt nicht in ein Gespräch über eine drittklassige Kolumnenschreiberin verwickeln zu lassen. Die Möglichkeit sich in diesem Gespräch zu etwas hinreißen zu lassen war einfach zu groß.
 

„Ja wen haben wir denn da“, erklang eine ältere männliche Stimme und ein etwas untersetzter Mann mit schlohweißem Haar gesellte sich zu der kleinen Gruppe. „Wenn das nicht der junge Draco ist. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe da warst du noch ein kleines Kind und nun bist du ein junger Mann geworden.“ Er klopfte Draco auf die Schulter und wandte sich dann May zu. „Und wer ist denn die junge, hübsche Dame an deiner Seite“, sprach er freundlich und lächelte May an. „Möchtest du mir deine Begleiterin nicht vorstellen?“
 

Draco verdrehte innerlich die Augen. Das eben war eine Sorte von Aussagen, auf die er liebend gerne verzichtete. Er war sich sicher dass man sich erst vor einem halben Jahr gesehen hatte und da war er gewiss kein Kind mehr gewesen. „Das Mister Croaker ist Miss Miller“, stellte Draco May dem älteren Mann vor. „Sie genießt ebenfalls wie ich eine Ausbildung in Hogwarts.“ Höfliche Smalltalkgespräche eben. In Wirklichkeit interessierte den Mann nicht den Namen, sondern vermutlich viel eher was zwischen ihnen lief. Einige von diesen Personen hier würden das wohl denken, während der Rest sich fragte was die Freundin Potters im Hause Malfoy machte. Alles in allem eine sehr brisante Angelegenheit.
 

Als der ältere Herr nicht das zu hören bekam was er sich erhofft hatte verschwand er mit einem „Hallo Mathilda“ zu einer Dame in seinem Alter. Draco wollte eben etwas zu May sagen als er eine Hand schwer auf seiner Schulter lastend verspürte. „Wie ich sehe hast du deiner Mutter schon deine Begleiterin vorgestellt“, sprach eine kühle Stimme hinter ihm die ohne Zweifel seinem Vater gehörte. Es lief May kalt den Rücken hinunter als sie die Stimme hörte, denn nie würde sie die eine Nacht vergessen. Vergessen wie er vor ihr gestanden war, wie er den Crucio ausgesprochen hatte und wie er angefangen hatte zu lachen als sie vor Schmerz geschrieen hatte. May hoffte dass sie es ihm eines Tages würde zurückzahlen können. Sie wünschte sich sein Gesicht sehen zu können wenn er erfuhr wen er damals gequält hatte.

Lucius kam um Draco herum und stellte sich neben seine Frau und ließ dabei seinen Sohn nicht für eine Sekunde aus den Augen. „Ich hoffe die Reise hat ihnen keine Umstände gemacht Miss Miller“, wandte er sich an May und musterte sie aufmerksam.
 

May senkte leicht ihren Blick, denn irgendwie erinnerte sie der Blick von Lucius an den Blick ihres Onkels wenn er etwas in Erfahrung bringen wollte. „Nein Mister Malfoy die Reise war äußerst angenehm“, sprach May ruhig und höflich. „Ich möchte mich bei ihnen für die Einladung danken. Es ehrt mich Gast in ihrem Hause sein zu dürfen.“ Wieder deutete May einen leichten Knicks an, auch wenn sie ihm am liebsten gestellt hätte. Aber sie würde sich so schnell keine Blöße geben.
 

„Auch wir sind erfreut eine solche Persönlichkeit in unserem Hause willkommen zu heißen“, entgegnete ihr Lucius Malfoy und wer sich auskannte wusste, dass dies keineswegs der Wahrheit entsprach. Wusste dass diese Beiden nichts anderes taten als Grenzen auszuloten. „Sollten sie einen Wunsch haben scheuen sie sich nicht ihn zu äußern. Ich schätze mein Sohn wird ihnen diesen gerne erfüllen.“ Lucius warf seinem Sohn einen scharfen Blick zu und wandte sich dann an seine Frau. „Liebes meinst du nicht dass es Zeit ist aufzutischen?“, fragte er ruhig und geleitete sie ein Stückchen von den beiden Schüler weg.
 

„Wenn ich könnte würde ich...“, murmelte Draco leise und seine eine Hand hatte sich für einen Moment zu einer Faust geballt. Für wie dumm hielt ihn eigentlich sein Vater? Er wusste doch dass sein Vater Harry nicht leiden konnte, folglich konnte er auch dessen Freundin nicht ausstehen. Es war Draco so oder so ein Rätsel weshalb er May eingeladen hatte. Irgendetwas musste sein Vater doch planen und Draco schwor sich dass er es noch herausfinden würde. Draco wandte sich, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, wieder May zu. „Ich hoffe nur du wusstest was auf dich zukommt“, sprach er leise damit niemand anderes es mitbekommen konnte. „Wenn ja dann stelle es dir doppelt so schlimm vor und du hast in etwa einen Volltreffer gelandet.“ Er wunderte sich nicht nur warum sein Vater May eine Einladung geschickt hatte, sondern er wunderte sich genauso darüber dass May diese angenommen hatte. Hatte sie vielleicht vor ihn zu blamieren und sich so an ihm zu rächen? Zu rächen für das was er ihr angetan hatte? Der Abend war einfach nur seltsam und mehr denn sonst wünschte sich Draco zurück nach Hogwarts.
 

Ein leises Zucken in Mays Mundwinkel zeigte, dass sie das alles doch ein wenig amüsierte. „Draco... Schlimmer als in meinen Vorstellungen kann es nicht werden“, lachte May leise und schüttelte ihren Kopf ein wenig. „Und außerdem hab ich die Erlaubnis deines Vaters dich in der Gegend herumscheuchen zu können. Das sollte das wieder wett machen.“ Alleine diese Vorstellung reichte schon wieder um May ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Seltsamerweise waren all die letzten Tage wie von Geisterhand verschwunden seit sie den ersten Schritt in dieses Haus gesetzt hatte. Alles Störende, alles was sie ablenken konnte war mit einem Schlag wie weggewischt gewesen. „Aber vielleicht beruhigt es dich zu wissen dass ich nicht vorhabe es auszunutzen“, sprach May ruhig und legte ihre Hand leicht auf seinen Unterarm. „Möchtest du mich nicht zum Essen führen?“ May war es nicht entgangen dass sich der Salon nach und nach leerte und sie hatte nicht vor einen Sonderstatus zu bekommen nur weil sie beide ein weiteres Mal zu spät erschienen.
 

Draco sah May im ersten Moment mit leicht hochgezogener Augenbraue an, wusste er doch nicht wie er ihre Worte auffassen musste. Doch als sie anfing zu lächeln wurde ihm klar, dass wohl das meiste davon im Spaß gesagt worden war. „Dann hoffe ich mal auf einen schönen Abend und dass dir das Essen schmecken wird“, sprach Draco mit einem leisen Lachen und führte May in den großen Speisesaal von Malfoy Manor.
 

Ein langer Tisch stand in mitten den Raumes an dem schon die meisten der Gäste Platz genommen hatten. Es waren nur noch 2 Plätze unbesetzt die wohl die ihrigen sein mussten. Der eine Platz war zur Rechten von Lucius Malfoy und der andere war zur Linken von Narcissa Malfoy. May war sich nicht sicher welcher Platz der ihrige war, aber sie hatte ein ganz ungutes Gefühl dass sie nicht neben Draco Platz nehmen konnte. Als Draco sie zu dem Platz zu Lucius´s Linken führte erfüllten sich Mays schlimmsten Albträume. Wie sollte sie nur ein ganzes Abendessen überstehen ohne Lucius nicht an die Kehle zu gehen? Sicherlich würde er ihr immer wieder Fragen stellen auf die er eine Antwort erwartete, Fragen die sie ohne weiteres in die Falle locken konnten ohne dass sie es bemerkte. Schweigen konnte sie ja auch nicht, denn was für ein Bild würde das auf Draco werfen? Sie saß in einer Zwickmühle ohne die Möglichkeit eines Ausweges.
 

Gentlemanlike zog Draco ihren Stuhl ein wenig zurück damit sie sich besser setzen konnte und schob dann den Stuhl wieder näher an den Tisch heran. Dann ging er um den Tisch herum um genau ihr gegenüber seinen Platz einzunehmen. Für wenige Sekunden lächelte er ihr aufmunternd zu ehe sein Gesicht völlig ausdruckslos wurde. Er war nun nicht mit ihr alleine, sondern nun war er wieder der Sohn der Gastgeber, also musste er auch wieder die Rolle spielen die ihm zugedacht war. Die ihm schon in die Wiege gelegt worden war ohne ihn zu fragen ob er es überhaupt wollte. Das Leid das wohl jeden Erben eines solch einflussreichen Hauses ereilen würde. Die einen früher, die anderen später.
 

Lucius erhob sich von seinem Platz und sofort verstummten sämtliche Gespräche am Tisch. „Es erfreut uns dass sie so zahlreich heute hier erschienen sind“, sprach er ruhig und nickte einigen Personen leicht mit dem Kopf zu. „Selten war mein Haus mit so vielen Persönlichkeiten gefüllt. Doch heute möchte ich einen ganz besonderen Gast in meinem Hause begrüßen.“ Lucius drehte langsam seinen Kopf zu May und ein kühles Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. „Miss Miller – Vielen von ihnen sicherlich bekannt aus dem Tagespropheten, so ist sie doch die derzeitige Freundin des berühmtesten Jungen den unsere Welt zu bieten hat – Harry Potter!“ Ein leises Raunen ging durch am Tisch entlang und May hatte das Gefühl der Triumph in den Augen Lucius Malfoys schon regelrecht fassen zu können. Sie hätte wissen müssen dass noch etwas in dieser Art kommen würde. Er hatte sie wie auf einem Präsentierteller den restlichen Gästen vorgeführt von denen sicherlich die meisten genauso dachten wie Lucius Malfoy selbst. Sich unter den Gästen genügend Leute befanden, die der gleichen Reinblutideologie hinterher eiferten wie der Gastgeber selbst. „Doch sollte man einen Gast nicht immer an seinem Umgang messen“, sprach Lucius ruhig und nahm seinen Blick von May und ließ ihn wieder über die Köpfe seiner Gäste wandern. „Befindet sie sich doch durch die Annahme meiner Einladung auf dem besten Wege ein gutes Mitglied der Gesellschaft zu werden.“ Lautes Gelächter erfüllte den Raum und May ballte unter dem Tisch ihre Hände zu Fäusten. Sie hätte doch wissen müssen dass noch etwas kam. Erst hatte Lucius die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt nur um sie jetzt zum Gespött zu machen. Eine leichte Röte hatte sich über ihre Wangen gelegt. Eine Mischung aus Wut und Scham. Lucius erhob sein Glas und sah wieder in die Runde. „Möge der Abend einen amüsanten Verlauf nehmen und mögen die geschäftlichen Gespräche ein erfolgreiches Ende nehmen!“, sprach er zu seinen Gästen und setzte sich dann wieder auf seinen Platz.
 

Kaum hatte Lucius ausgesprochen und sich gesetzt eilten auch schon die Bediensteten herbei und fragten die einzelnen Gäste was sie wohl zum trinken haben wollten. Kaum waren diese Bedienstete wieder aus dem Raum, tauchten schon andere auf um vor jeden Gast einen Teller mit kleinen Leckereien zu stellen. May blickte auf den Teller und dann auf das Besteck rechts und links neben dem Teller. *Vielleicht hätte ich jemand fragen sollen der sich damit auskennt*, schoss es May durch den Kopf, die absolut keine Ahnung hatte mit was sie jetzt anfangen sollte. Sie hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung was da vor ihr auf dem Teller war, geschweige denn wie man das aß. Die Chance sich bis auf die Knochen zu blamieren wurde von Sekunde zu Sekunde die sie verstreichen ließ größer. Sie schielte ein wenig nach links, doch diese Person hatte auch noch nicht angefangen zu essen. Es schien als würden alle Augen auf ihr lasten, als wollten alle schauen ob sie es wert war in diesem Hause Gast zu sein.
 

„Haben sie keinen Appetit Miss Miller?“, erklang die Stimme von Lucius Malfoy neben ihr und eine gewisse Hinterhältigkeit schwang in seiner Stimme mit.
 

May hob ihren Kopf und sah Lucius Malfoy an. „Nein Mister Malfoy“, sprach May ruhig und sah aus den Augenwinkel wie Draco mit den Fingern anscheinend wahllos auf das Besteck zeigte. Doch May wusste dass es keinesfalls wahllos war, sondern dass er so versuchte ihr zu helfen. „Ich war nur völlig fasziniert von der kunstvollen Dekoration des Essens auf dem Teller. Sie müssen einen wahren Meisterkoch beschäftigen.“ May schenkte Lucius ein freundliches Lächeln und wandte sich dann wieder ihrem Teller zu. Sie ergriff das Besteck auf welches Draco zuvor noch gezeigt hatte und nahm einen Bissen. „Und es sieht nicht nur hervorragend aus, es schmeckt himmlisch“, fügte May noch hinzu nachdem sie den Bissen geschluckt hatte.
 

Lucius Augen verengten sich für einen kurzen Moment, ehe er sich von May abwandte und selbst anfing zum essen. Die Gespräche waren verstummt und nur das leise Klappern von Besteck erfüllte den Speisesaal untermalt von gelegentlichem Klirren von Gläser. Mays Onkel hatte sie gewarnt vorsichtig zu sein was sie aß und was sie trank. Zu schnell konnte etwas unter das Essen gemischt werden oder in einem Glas aufgelöst werden. Lucius Malfoy war für eine gewisse Hinterhältigkeit bekannt, so dass ein solches Verhalten nicht verwunderlich wäre. Doch was sollte sie machen? Sie konnte schlecht auf das Essen verzichten was so lecker duftete. Außerdem aßen alle das gleiche so dass es schwer sein würde ausgerechnet ihr einen anderen Teller unter zu jubeln. Lucius war die ganze Zeit am Tisch und woher sollten die Bedienstete wissen welcher Teller wem vorgesetzt werden sollte? Nein das Abendessen schien sicher zu sein. Jedenfalls so sicher wie man sich im Hause Malfoy sein konnte. Kaum hatten alle ihren Teller geleert tauchten wieder Bedienstete auf um die Teller abzudecken, während durch eine andere Türe weitere Bedienstete kamen mit frischen Tellern. So langsam wurde May klar, dass dies hier wohl ein Mehr-Gänge-Menü werden würde. Den ersten Gang hatte sie überstanden, also würde sie auch die weiteren überstehen, da war sich May sicher. Immer wieder sah sie leicht zu Draco, der ihr die ganze Zeit über Hilfestellung gab damit sie sich nicht blamieren konnte. Sie wusste dass sie sich dafür bei ihm bedanken musste, denn eigentlich bräuchte er es ja nicht tun. Niemand hier dachte ja nach der Ansprache von Lucius noch, dass zwischen ihm und ihr etwas sein konnte. Es folgten noch 3 weitere Gänge die nicht anders abliefen als die zuvor. Das Dessert war einfach köstlich gewesen und wenn es nach May gegangen wäre, dann wären die Portionen ein Stückchen größer ausgefallen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so ein leckeres Essen zu sich genommen. Das Essen in Hogwarts war nicht schlecht, aber trotzdem kam es nicht an das Abendessen hier heran. Vielleicht sollte man sich den Koch oder die Hauselfen einfach mal ausleihen? Kaum war der letzte Teller aus dem Raum verschwunden erhob sich Lucius wieder und sah auf seine Gäste hinab. „Ich hoffe das Essen war zu ihrer Zufriedenheit“, sprach er ruhig und sah sich die Gesichter aufmerksam an. Von vielen seiner Gäste registrierte er ein leichtes Nicken. „Ich möchte sie nun zu einem kleinen Umtrunk in den Salon einladen wo sich doch Gespräche viel leichter führen lassen.“ Leise Zustimmung wurde am Tisch gemurmelt, doch keiner wagte es sich zu erheben. Erst als Lucius selbst vom Tisch wegtrat und eine einladende Geste machte erhoben sich die Gäste langsam von ihrem Platz und begaben sich in den Salon in welchem sie auch zuvor schon gesessen waren.
 

Draco erhob sich von seinem Platz und wollte um den Tisch herum gehen als er plötzlich die Hand seiner Mutter auf seinem Arm verspürte. „Draco? Würdest du mich bitte begleiten?“, sprach Narcissa mit freundlicher Stimme zu ihm, auch wenn man merkte dass sie ein Nein nicht akzeptieren würde. Draco warf May noch einen entschuldigenden Blick zu und folgte seiner Mutter aus dem Speisesaal. Es war ihm gar nicht so recht sie jetzt alleine zu lassen, aber seiner eigenen Mutter widersetzte man sich einfach nicht.
 

Kaum hatte Draco zusammen mit seiner Mutter den Raum verlassen kam Lucius auf May zu. „Ich hoffe das Essen hat ihnen geschmeckt Miss Miller“, sprach er ruhig und sah sie mit einem herablassenden Blick an. „Ich weiß ja nicht ob sie so eine Art von Küche überhaupt zu schätzen wissen, so leben sie doch bei den Weasleys nicht wahr? Dort herrscht ja dann doch eine etwas mehr, nun ja gewöhnlichere Küche.“ Er legte May seine Hand auf die Schulter und führte sie dann in den Salon in dem bereits die Gäste munter in Gesprächen vertieft waren. Ohne großartig zu fragen ob sie überhaupt wollte oder nicht führte er sie zu einer kleinen Gruppe von Männer. „Darf ich ihnen Mister Fletcher und Mister Kingsley vorstellen?“, sprach Lucius ruhig und nickte den beiden Männern leicht mit dem Kopf zu. „Beides hochrangige Ministeriumsmitarbeiter.“
 

May wusste absolut nicht was Lucius nun vorhatte, weshalb er sie den beiden Männern vorstellte. Sie wusste ja nicht einmal ob es wirklich stimmte was er ihr erzählte und die beiden Männer auch wirklich im Ministerium beschäftigt waren. Aber wenn sie tatsächlich im Ministerium beschäftigt waren, dann würde es Lucius sicherlich nicht wagen direkt vor diesen Personen etwas zu tun, dass ihn verdächtig machen könnte. Das zeigte für welche Seite er wirklich arbeitete. Doch dann kam May ein völlig anderer Verdacht. Was wäre wenn diese beiden Ministeriumsmitarbeiter ebenso wie Lucius für Voldemort arbeiteten? Wie weit hatte es Voldemort schon geschafft das Ministerium zu unterwandern?
 

„Aaah... Sie sind als das Mädchen an der Seite des wohl berühmtesten jungen Mannes“, rief der dunkelhaarige Mann erfreut aus und klopfte May munter auf die Schulter. „Wie fühlte man sich denn an der Seite einer solchen Persönlichkeit?“
 

„Und ist das Leben gefährlich?“, fragte der Mann mit der Halbglatze, nicht minder erfreut über so eine Gesellschaft. „So wie man es sich nunmal vorstellt oder es im Tagespropheten steht? Erzählen sie uns doch etwas über sich.“ Der Mann zog May ein Stückchen näher und drückte ihr ein Glas in die Hand.
 

Unsicher sah May zwischen den beiden Männer hin und her. Auf was wollten sie hinaus? Wollten sie etwas in Erfahrung bringen? Misstrauisch nahm sie das Glas entgegen. „Nun es ist gefährlicher als man denkt, aber nur halb so gefährlich wie man glaubt“, sprach May bemüht freundlich und nippte leicht an dem Glas, dessen Inhalt bitter schmeckte. „Ich denke nicht dass sich mein Leben besonders von den anderen unterscheidet. Es mag etwas aufregender sein, aber es befreit mich nicht von den üblichen Pflichten die man als Schüler in Hogwarts hat.“ Solche Gespräche lagen May eigentlich gar nicht und das alles war im Moment mehr Stress als alles andere.
 

Leise lachten die beiden Männer auf. Es schien sie zu amüsieren was May erzählte, auch wenn sie nicht verstand wieso. „Sie scheinen ja sehr vernünftig zu sein und gar nicht überheblich so wie sie immer dargestellt werden“, sprach der dunkelhaarig Mann wieder und prostete May mit seinem Glas zu. „Da sieht man wieder dass man dem Tagespropheten keinen Glauben schenken kann. Doch eines interessiert mich dann doch. Wo leben sie eigentlich?“ Wieder prostete er dem jungen Mädchen zu.
 

Erneut nippte May an ihrem Glas und sah dann zu dem Mann. „In den Ferien wohne ich bei den Weasleys die mich bei ihnen aufgenommen haben. Wie sie vielleicht wissen leben meine Eltern nicht mehr und ich hätte nach diesem Jahr wieder zurück in meine alte Schule müssen, doch dank den Weasleys kann ich in Hogwarts bleiben“, erklärte May dem Mann ruhig und trank nun einen kleinen Schluck aus dem Glas. „Ich fühle mich dort sehr wohl, denn sie kümmern sich sehr gut um mich und meine kleine Tochter.“ May lächelte leicht und sah zwischen den Männer hin und her.
 

„Ach ja sie haben ja eine Tochter. War nicht Harry Potter der Vater?“, fragte der Mann mit der Halbglatze May und sah für einen kurzen Moment zu Lucius.
 

Leicht nickte May mit dem Kopf. „Ja Harry ist der Vater der Kleinen“, antwortete ihm May ruhig und trank wieder einen Schluck aus dem Glas. Es schmeckte nicht mehr so bitter wie vorher noch, aber May ahnte dass dieses Glas sicherlich Alkohol enthalten hatte und sie vorsichtig sein musste. Sie hatte nicht vor betrunken zu werden.
 

„Aber ist das nicht gefährlich?“, fragte der Mann mit den dunklen Haaren wieder und lehnte sich leicht mit der Schulter gegen die Wand in seinem Rücken. „Ich meine es ist ja bekannt dass der Dunkle Lord nach dem Leben von Harry Potter trachtet, also nehme ich an dass er sicherlich auch gerne an das Kind kommen würde nicht wahr?“ Aufmerksam betrachtete er May.
 

Leicht nickte May mit dem Kopf. „Da haben sie allerdings recht“, antwortete ihm May wahrheitsgetreu und nickte wieder mit dem Kopf. „Er hatte erst versucht über mich an Harry Potter heranzukommen, doch dieser Versuch konnte vereitelt werden. Daher liegt es Nahe dass er auch über das Kind gehen würde.“ Wieder trank May einen Schluck aus dem Glas und stellte es dann auf einen kleinen Tisch neben sich.
 

„Und wo befindet sich ihr Kind zur Zeit? Sie können es ja schlecht mit nach Hogwarts nehmen oder?“, kam wieder eine Frage von einem der Männer.
 

Leise lachte May auf. „Nein das ist wirklich nicht möglich“, sprach May leicht amüsiert und sah den Mann an. „Wie schnell würde sich wohl Rita Kimmkorn auf diese Tatsache stürzen? Innerhalb weniger Stunden wüsste die ganze Zaubererwelt Bescheid und es würde wohl zu Schwierigkeiten mit dem Ministerium kommen.“ Nein die Idee hatten sie auch schon gehabt, aber auch gleich wieder verworfen. Es wäre zu stressig gewesen die Schule ordentlich zu machen und sich nebenher noch um ein Kind zu kümmern. „Meine Tochter befindet sich bei den Weasleys in den guten Händen von Molly“, erklärte May wo sich ihre Tochter zur Zeit befand.
 

Leicht nickte einer der Männer mit dem Kopf. „Bei den Weasleys also“, wiederholte er noch einmal kurz was sie gesagt hatte. „Aber da kann doch jeder reinspazieren. Wie können sie denken dass ihre Tochter dort sicher sei?“ Ein leises Zucken erfasste die Mundwinkel des Mannes.
 

Wieder lachte May leise auf. „Seien sie unbesorgt meine Tochter ist dort wohl sicherer als irgendwo sonst“, kam es mit einem leisen Schmunzeln von May die den Mann anblickte. „Sie glauben doch nicht wirklich dass meine Tochter dort ungeschützt sei? Verschiedene Zaubersprüche schützen das Haus vor ungewollten Gästen.“ Ja das wusste May. Der Orden selbst hatte sich um den Schutz selbst gekümmert. Sie war sogar dabei gewesen als man die Sprüche ausgesprochen hatte.
 

Wieder nickte der Mann leicht mit dem Kopf. „Verschiedene Sprüche also“, kam es nachdenklich von ihm während er auf den Boden blickte. „Sehr klug, aber was machen sie denn wenn der Dunkle Lord jemanden ihrer Freunde einem Imperio unterzieht? So hätte die Person doch jederzeit Zugang zum Haus oder?“
 

„Ein Imperio? Unmöglich!“, entgegnete May mit heftigem Kopfschütteln. „Einer der Zauber würde das sofort erkennen und der Person den Zugang zum Haus verwehren. Wie sie sehen haben wir sogar an das gedacht.“ May sah sich kurz in dem Raum um, doch Draco konnte sie weit und breit nicht entdecken. *Was er wohl macht?*, fragte sich May in Gedanken und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Männer. May wunderte sich warum Lucius die ganze Zeit über nichts gesprochen hatte, stand er doch noch immer bei ihnen. War ihm das Gespräch vielleicht zu langweilig?
 


 

„Was gibt es Mutter“, fragte Draco seine Mutter ruhig nachdem sie ihn aus dem Speisesaal hinein in das kleine Kaminzimmer geführt hatte. Draco setzte sich auf einen der alten Ledersessel und schlug seine Beine übereinander.
 

Narcissa setzte sich ebenfalls in einen der Sessel und sah ihren Sohn aufmerksam an. „Wieso hast du ihr während dem Essen geholfen?“, fragte sie ruhig und winkte einen Hauselfen zu sich und bat ihn ihr etwas zum trinken zu bringen, dann blickte sie ihren Sohn wieder an.
 

Draco zog leicht eine Augenbraue nach oben und fragte sich, warum seine Mutter ihn jetzt ausgerechnet dies fragte. „Dir ist es also nicht entgangen“, stellte er ruhig fest und lehnte sich in dem Sessel nach hinten. „Es gibt wohl nichts was ich dir vormachen könnte nicht wahr? Aber ich schätze nicht dass dies der wahre Grund deiner Bitte war.“ Nein so gut kannte Draco seine Mutter. Sie war einfach nicht die Person die gerne Smalltalk hinterherging.
 

Ein leises Schmunzeln huschte über die feingeschwungenen Lippen Narcissas. „Nein es ist mir nicht entgangen Draco, ebenso wie es dir nicht entgeht dass es einen anderen Grund gibt“, kam es von Narcissa die sich nun eine Tasse Tee einschenkte, die der Hauself so eben gebracht hatte. „Ich bin deine Mutter Draco, es wird immer schwer sein mir etwas vorzumachen. Du könntest es versuchen, aber es würde wohl nicht den erwünschten Erfolg geben.“ Narcissa nippte leicht an der Tasse und lehnte sich nun ebenfalls in dem Sessel zurück. „Der einzige sinnige Grund der mir einfällt weshalb du dem Mädchen geholfen haben könntest wäre dieser, dass du sie magst“, sprach Narcissa ruhig und nippte wieder an ihrem Tee, ehe sie die Tasse zurück auf den Tisch stellte.
 

Leise seufzte Draco auf. Nein er konnte seiner Mutter wohl wirklich nichts vormachen. „Ja es stimmt ich mag sie, aber es hat ja doch keinen Sinn“, kam es erneut seufzend von Draco. „Vater hat ja gesagt weshalb nicht. Sie ist nunmal die Freundin von Potter und somit für mich verloren.“ Es war seltsam für Draco über seine Gefühle mit seiner Mutter zu sprechen, ganz davon zu schweigen dass es sie überhaupt interessierte. Früher war sie nie so auf ihn zugegangen, sondern war ihm gegenüber eher distanziert gewesen.
 

„Ist sie denn wirklich für dich verloren Draco? Ist sie nicht jetzt hier? Würde sie es denn sein wenn sie wirklich verloren wäre?“, kam es fragend von Narcissa die ihren Sohn aufmerksam anblickte. „Ja sie ist die Freundin von Harry Potter und ja sie hat eine Tochter mit ihm zusammen, aber wer weiß schon wie die Zukunft aussieht Draco? Niemand kann es wissen, denn jeder von uns beeinflusst sie auf seine eigene Art und Weise. Eine einzelne Tat zur Rechten Zeit, ein einzelnes Wort an passender Stelle und schon fließt die Zeit in eine andere Richtung.“ Narcissa lächelte leicht während sie ihren Sohn betrachtete. Er ähnelte sehr seinem Vater und doch waren es zwei völlig unterschiedliche Menschen. Sie hatte es schon früh festgestellt ganz im Gegensatz zu ihrem Mann. Er glaubte noch immer dass sein Sohn einmal in seine Fußstapfen treten würde. Doch Narcissa hatte gespürt dass es ihren Sohn in eine ganz andere Richtung zog. Er hatte nicht diese kühle Arroganz seines Vaters geerbt, viel eher schlug er in dieser Hinsicht nach ihr. Draco hatte versucht so zu sein wie sein Vater es wünschte, egal ob er selbst mit der Situation zufrieden war oder nicht.
 

Draco sah hinunter auf seine Hände die er in seinem Schoß zusammengefaltet hatte. „Aber ich möchte nicht derjenige sein, der ihre Zukunft beeinflusst“, sprach Draco leise, auch wenn er es doch bereits getan hatte. „Ich habe bereits einen Fehler gemacht und ich möchte keinen weiteren begehen. Anstatt sie näher zu mir zu bringen, habe ich es geschafft sie weit von mir zu stoßen.“ Je mehr Draco darüber nachdachte, desto mehr stellte er fest wie groß doch der Fehler gewesen war. Es hätte niemals zu diesem Gespräch kommen dürfen. Wie hatte er nur auf die Idee kommen können dass es auf diesem Wege funktionieren könnte. Das war ein Handlungsweise seines Vater aber doch nicht eine von ihm.
 

„Fehler sind da um aus ihnen zu lernen Draco“, sprach Narcissa ruhig und nahm wieder die Teetasse in ihre Hand. „Du weißt dass es nicht richtig war, also solltest du dich bei ihr entschuldigen, ihr erklären weshalb du so gehandelt hast. Ich habe euch beide beobachtet Draco und glaub mir sie wird dich verstehen können. Ich schätze sie nicht als eine Person ein die besonders nachtragend ist und du wirst mir das sicherlich bestätigen können.“ Wieder huschte ein leises Lächeln über ihre Lippen.
 

Draco war ein wenig verdutzt über die Worte seiner Mutter. Noch nie hatte er sie so reden hören und er fragte sich, wie es zu so einem Sinneswandel hatte kommen können. Was war in diesem Haus vorgefallen während er sich in Hogwarts befunden hatte? „Nur ich weiß nicht wie man einen solchen Fehler entschuldigen sollte, der eigentlich nicht entschuldbar ist?“, kam es zweifelnd von Draco der einfach keine Lösung sah. Keine Möglichkeit sah das wieder gutzumachen was er zerstört hatte. Als er den Blick seiner Mutter sah seufzte Draco leise auf und erzählte dann stockend was er angestellt hatte und was er von May verlangt hatte. „Wie du siehst ist es nicht entschuldbar.“
 

Narcissa hatte ruhig zugehört und sofort ihren Mann in dieser Geschichte wiedererkannt. Hatte ihr Mann denn schon einen solchen Einfluss auf ihren Sohn gewinnen können, dass er sich zu so einem Verhalten hinreißen ließ? Seufzend schüttelte Narcissa ihren Kopf. „Es ist wahrlich keine Ruhmestat Draco. Nichts auf das du stolz sein könntest“, begann Narcissa ruhig und sah ihren Sohn wieder an. „Aber je mehr Zeit du ins Land ziehen läßt, desto schlimmer wird es, desto weniger wird sie dir vertrauen und du möchtest doch dass sie dir vertrauen kann oder? Du willst doch nicht dass sie Angst vor dir hat und etwas Verabscheuungswürdiges in dir sieht. Also musst du sie von dem Gegenteil überzeugen. Bemühe dich um ihr Vertrauen Draco und das auf ehrliche Art und Weise. Gehe nicht den Weg den dein Vater geht um an ein Ziel zu kommen.“ Nein ihr Sohn sollte nicht so werden wie sein Vater. Er sollte sich nicht mit zwielichtigen Gestalten herumtreiben und ständig in Furcht leben müssen entdeckt zu werden. Narcissa wusste von den Machenschaften ihres Mannes, aber sie unterstützte ihn nicht dabei. Es gab viele Dinge in denen sie nicht mit ihm übereinstimmte, aber sie hatte sich jedesmal gehütet ihm ihre Meinung kund zu tun. Eine Frau hatte sich einfach nicht in die Arbeit ihres Mannes einzumischen, aber sie konnte sich in die Erziehung ihres Sohnes einmischen und genau das würde sie tun. Heimlich natürlich denn ihr Mann durfte nicht erfahren dass sie vorhatte ihren Sohn anders zu erziehen als er es für richtig hielt.
 

Seufzend nickte Draco mit dem Kopf. „Vermutlich hast du Recht“, gab er leise zu und sah wieder auf den Boden. Er war ein Arschloch wie er im Buche steht und er war auch noch stolz drauf gewesen. Hatte sich gut gefühlt zu bekommen was er bekommen wollte und dabei war es ihm gar nicht aufgefallen wie ähnlich er in diesem Moment seinem Vater gewesen war. „Aber wie fang ich am besten an? Was sollte ich deiner Meinung nach tun?“ Es war das erste Mal dass Draco seine eigene Mutter um Hilfe fragte. Er der immer gemeint hatte alles alleine schaffen zu können und niemals auf einen Rat seiner Eltern angewiesen zu sein.
 

Leicht zuckte Narcissa mit den Schulter. „Wie du anfängst? Wie wäre es mit zu ihr gehen?“, schlug sie mit einem leisen Lachen ihrem Sohn vor. Sie hatte noch gesehen wie ihr Mann das Mädchen aus dem Speisesaal geführt hatte und ihr war es gar nicht wohl dabei gewesen. Vielleicht war es ganz gut ihren Sohn dorthin zu schicken und ein Auge auf das Mädchen zu haben. Nicht dass ihr Mann etwas vorhatte, dass man in diesem Haus besser nicht vorhatte. „Aber was du dann tun sollst, das musst du alleine herausfinden, dabei kann dir niemand helfen. Versuch einfach auf deine innere Stimme zu hören Draco und dann kann es eigentlich nicht schief gehen.“ Langsam erhob sich Narcissa aus ihrem Sessel und warf ihrem Sohn noch einen Blick zu ehe sie das kleine Kaminzimmer verließ.
 

Draco sah seiner Mutter nach bis sie um die Ecke gebogen war und erhob sich dann selbst von seinem Platz. Er würde versuchen sich an das zu halten was ihm seine Mutter vorgeschlagen hatte. Vielleicht war ja noch etwas zu retten. Ruhigen Schrittes machte er sich auf den Weg in den Salon von dem er wusste dass sich dort nun die ganzen Gäste befinden würden.
 


 

„Es gibt also einen Zauber der erkennt dass jemand unter einem Imperio steht? Ich muss sagen dass ein wahrer Meister am Werk gewesen sein musste“, sprach der Mann mit der Halbglatze ruhig und musterte das Mädchen leicht. „Gibt es denn noch weitere Zauber in diese Richtung?“ Erneut beobachtete der Mann das Mädchen aufmerksam.
 

„Ja Dumbledore ist wirklich ein hervorragender Zauberer“, unterstützte May seine Aussage und nickte dabei mit dem Kopf. „Nein in diese Richtung jetzt nicht direkt. Aber dafür viele andere die meine Tochter schützen. Es gibt nur eine Person die alle Zauber weiß die das Haus schützen. Diejenigen die den Zauber ausgesprochen haben wissen es nicht. Jeder kennt nur seinen eigenen angebrachten Schutz aber nicht was der andere ausgesprochen hat. Dies wurde so gemacht damit man nicht alle Zauber auf einmal in Erfahrung bringen kann. Doppelter Schutz wenn sie verstehen.“ May lachte leise auf und sah zwischen den drei Männer hin und her. Es verwunderte sie zwar weshalb sie das alles interessierte, aber sie arbeiteten ja immerhin im Ministerium oder? Aber das Lucius direkt neben ihnen stand und ebenso zuhörte schien May wohl entfallen zu sein.
 

Einer der Männer warf Lucius einen fast schon triumphierenden Blick zu ehe er sich wieder an May wandte. „Sehr geschickt dass niemand weiß welche Schutzmaßnahmen ein anderer ergriffen hat, so ist es wirklich schwer in Erfahrung zu bringen welche Zauber alles auf dem Haus liegen“, sprach der dunkelhaarige Mann ruhig und ließ May nicht aus seinem Blick. „Besonders wenn man nicht weiß wer alles beteiligt war. Aber ist es nicht riskant dass eine Person alle Sprüche weiß? Was ist wenn diese Person in die Hände des Dunklen Lords fällt? Dann wäre doch das Haus nicht mehr geschützt oder?“ In seinen Augen hatte sich eine fiebrige Neugier eingefunden und ein leises Aufblitzen war in diesen zu erkennen. Wie würde wohl ihre Antwort ausfallen?
 

May schüttelte langsam ihren Kopf. „Dazu müsste man erst einmal wissen wer diese Person ist und ich glaube nicht dass jemand drauf kommt dass....“ doch weiter kam May nicht denn eine Hand hatte sich auf ihre Schulter gelegt und sie wandte erschrocken ihren Kopf in diese Richtung.
 

„Da bist du ja May“, sprach Draco ruhig und lächelte sie an. „Ich hab dich schon überall gesucht. Ich hoffe es war nicht allzu langweilig ohne mich.“ Wieder lächelte Draco leicht und sah dann von einem zum anderen ehe er bei seinem Vater innehielt. Er hatte ein Teil des Gespräches mitbekommen und Draco wusste, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war um das schlimmste zu verhindern. „Vater du erlaubst uns doch sicherlich die Nacht hier verbringen zu können“, sprach Draco seinen Vater ruhig an und versuchte so höflich zu sein wie nur möglich. „Es ist spät und der Weg nach Hogwarts ist lang. Ich würde dann ihr May Zimmer zeigen.“ Mit einem unschuldigen Lächeln sah Draco seinen Vater an. Draco wusste dass sein Vater diese Bitte nicht einfach so abschlagen würde, denn was wäre er für ein Vater der seinen eigenen Sohn mitten in der Nacht noch aus dem Haus schickte. Und ganz besonders zu diesen Zeiten.
 

In Lucius Augen flammte die Wut auf, aber diese Blöße konnte er sich nicht vor seinen Gästen geben. „Ja sicherlich Draco“, kam es gezwungen höflich von Lucius der sich sogar zu einem kleinen Lächeln überwinden konnte. Sein Sohn war ausgerechnet in dem Moment zurückgekommen, wo er kurz vor dem Ziel gestanden war. Nur noch wenige Sekunden und er hätte alles gewusst was er wissen wollte. Diesesmal war die Niederlage seinem eigen Fleisch und Blut zu verdanken und das war es was Lucius am meisten an dieser Sache störte. Der Dunkle Lord würde überhaupt nicht erfreut über diese Nachricht sein, aber noch war das Mädchen nicht aus dem Hause und es würde sich sicherlich doch noch eine Möglichkeit ergeben. „Du zeigst ihr am besten das Gästezimmer im linken Flügel.“ Lucius wandte sich wieder von seinem Sohn ab und zu den beiden Männer hin. Innerhalb weniger Sekunden waren sie in ein Gespräch vertieft.
 

Leicht nickte Draco mit dem Kopf und legte dann seinen Arm um Mays Schultern. „Komm ich führ dich nach oben“, sprach er ruhig und führte May aus dem Salon. Ein paar Gäste blickten ihnen nach, aber ihre Blicke prallten einfach an Draco ab. Er alleine wusste was zu tun ist, auch wenn er nur ahnen konnte was geschehen war. Entgegen dem Wunsch seines Vaters führte er May nicht in den linken Flügel des Hauses wo sich die Gästezimmer, ebenso wie auch die Zimmer des Dienstpersonals befand, sondern er führte sie hinüber in den rechten Flügel des Hauses. Ruhig ging er mit ihr die Stufen aus weißem Marmor hinauf bis in den zweiten Stock hinauf. Ohne Eile ging er den Gang entlang bis er vor einer Türe stehen blieb, diese öffnete und May eintreten ließ. Direkt hinter ihr schloss er wieder die Türe und blieb direkt vor ihr stehen.
 

May sah sich in dem Zimmer um und drehte sich dann zu Draco. „Das sieht aber nicht nach einem Gästezimmer aus“, kam es zweifelnd von ihr als sie das riesige Zimmer weiter betrachtete. Es sah überhaupt nicht nach einem Gästezimmer aus, selbst nicht für ein Haus wie Malfoy Manor. „Was ist das für ein Zimmer Draco?“ Mit ernstem Blick sah May Draco an. Was für ein Spiel spielte er mit ihr?
 

Kopfschüttelnd verschloss Draco die Türe und ging an May vorbei zu den weichen Sesseln vor dem Kamin um sich dort zu setzen. „Es ist mein Zimmer May“, sprach Draco leise und sah in die kleinen Flammen des Kamins. Einer der Hauselfen musste es wohl angezündet haben damit es etwas wärmer in diesem Zimmer wurde. „Ich hielt es für angebrachter dich hier her zu bringen.“ Draco legte leicht seine Beine übereinander und sah nicht ein einziges Mal zu May.
 

„Dein Zimmer? Es ist dein Zimmer? Wieso bitte bringst du mich in DEIN ZIMMER!?“, kam es etwas lauter als gewollt von May die rüber zu Draco starrte. Wieso bitte hatte er sie in sein Zimmer gebracht wo doch für sie ein Gästezimmer zur Verfügung stand? „Und kannst du mir bitte erklären weshalb du es für angebrachter hieltst? Damit du hier leichter deinen Plänen nachgehen kannst? Wie konnte ich nur glauben dass du mir helfen willst? Wie konnte ich nur so blöde sein und dir vertrauen? Das war doch alles ein perfekt durchgeklügelter Plan von dir gewesen nicht wahr? Die kleine naive May in das eigene Zimmer führen, die Türe verschließen dass sie auch ja nicht abhauen kann während der gnädige Herr seinem Vergnügen nachgeht.“ May fuhr sich mit den Händen über ihr Gesicht und begann in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab zu gehen. Wie hatte sie nur auf seine netten Worte reinfallen können? Sie hätte doch wissen müssen dass er etwas im Schilde führte.
 

„So ist es nicht May“, kam es wieder leise von Draco der weiterhin einfach ins Feuer blickte. „Ich hielt es für besser dich hier her zu bringen weil ich meinem Vater nicht traue.“ Draco konnte ihren Ausbruch gut verstehen und war ihr deswegen auch nicht böse. Er nahm es ihr nicht übel dass sie ihn mit solchen Vorwürfen überhäufte. „Der linke Flügel... Niemand hält sich dort großartig auf... Du hättest schreien können und niemand wäre dir zu Hilfe gekommen May“, sprach Draco leise weiter und ließ sein Kinn auf seine Brust sinken. „Ich weiß nicht was er vorhatte, aber er hatte etwas vor. Ich hab ihm einen Strich durch seine Rechnung vorher gemacht, aber du solltest wissen dass mein Vater nicht so einfach aufgibt.“ Leise seufzte Draco auf während er seinen Kopf langsam hin und her bewegte. So langsam gab das alles einen Sinn für Draco. Jetzt verstand er auch warum sein Vater May zu diesem Essen eingeladen hatte. Sein Vater tat niemals etwas ohne Grund und der Grund war wohl eine wichtige Information in Erfahrung zu bringen.
 

„Stop! Halt!“, rief May aus und schüttelte heftig ihren Kopf. „Du willst doch jetzt nicht sagen dass du deinem Vater zutraust dass er mir etwas antun könnte? Du hast mir ja nicht einmal geglaubt was ich über deinen Vater erzählt habe. Nee... Sorry.. Das passt jetzt überhaupt nicht zusammen.“ Nein das ergab jetzt überhaupt gar keinen Sinn für May. Noch vor Wochen hatte Draco lautstark dementiert dass sein Vater auch nur im entferntesten etwas mit Voldemort zu tun haben könnte und jetzt traute er ihm zu, dass er in seinem eigenen Hause jemanden etwas antun könnte? „Wie einen Strich durch seine Rechnung gemacht? Welche Rechnung denn bitte?“ May stemmte ihre Hände in ihre Hüften und sah Draco auffordernd an. Nein das sollte er ihr jetzt gefälligst erklären was er damit meinte.
 

Draco erhob langsam wieder seinen Kopf und wandte sein Gesicht May zu. „Du hättest vorher beinahe deine Tochter verraten May“, sprach er leise und wandte dann sein Gesicht wieder dem Kamin zu. Leicht zeichneten die Flammen Schatten auf sein Gesicht. „Du hättest beinahe ein großes Geheimnis verraten. Ein Geheimnis welches das Leben deiner Tochter schützt.“ Er hatte nicht alles gehört, aber das wenige was er gehört hatte hatte gereicht um sich ein Bild zu machen. Es hatte gereicht um ihm einen kleinen Einblick zu gewährend und so langsam wurde ihm klar, dass May vielleicht gar nicht so unrecht gehabt hätte.
 

May riss ihre Augen auf und starrte Draco verständnislos an. Sie sollte bitte was getan haben? Mit zügigen Schritten ging May auf Draco zu und stellte sich zwischen ihn und den Kamin. „Ich soll meine eigene Tochter beinahe verraten haben?“, fragte sie Draco und ihre Stimme war voller Zweifel. „Ich soll das liebste was ich habe gefährdet haben? Wieso bitte sollte ich sowas tun? Kannst du mir das bitte erklären?“ Fordernd sah May Draco an der einfach nur in seinem Sessel saß.
 

„May versuche zu sagen dass du mich liebst... Versuche zu sagen dass du deine Tochter hasst... Versuche zu lügen May“, sprach Draco leise und sah sie von unten herauf an. „Du wirst es nicht können May. Egal welche Frage ich dir stellen würde, du würdest sie mir wahrheitsgemäß beantworten. Nicht ein Quäntchen Lüge wäre dahin enthalten. Wenn du mich als verabscheuenswürdig bezeichnest, dann weiß ich, dass du es genauso meinst.“ Draco lehnte sich ein wenig nach vorne und stützte sich mit seinen Unterarmen auf seinen Knien ab. „Ich weiß nicht wie und ich weiß nicht wer“, sprach Draco leise weiter und beobachtete das Schattenspiel auf dem Fußboden. „Aber etwas zwingt dich dazu die Wahrheit zu sagen. Ich kann nur raten, aber ich schätze dass es Veritaserum gewesen war. Ich weiß wie gesagt nicht wer es dir verabreicht hat, aber die beiden Männer mit denen du gesprochen hast, schienen sehr erfreut gewesen zu sein über deine Ehrlichkeit, ebenso wie mein Vater. Geschickt haben sie dir Fragen gestellt und du hast ihnen alles erzählt ohne es zu merken. Ich kam gerade in dem Moment als sie dich fragten welche Person alle Zaubersprüche wüsste die deine Tochter beschützen und du wolltest ihnen so eben die Antwort geben. Hätte ich dich in das Gästezimmer gebracht May, dann hätte mein Vater morgen früh die Antwort gewusst.“ Draco wagte es nicht den Kopf zu heben und sah einfach stur auf den Boden. Man konnte fast sogar behaupten dass sich Draco für seinen Vater schämte, sich dafür schämte mit welchen Mitteln sein Vater zu arbeiten pflegte. Es gab nur eine Person die Interesse an dem Kind hatte und das war Voldemort, das wusste sogar Draco. Wenn also sein Vater diese Information wollte, dann blieb keine andere Schlussfolgerung als die, dass sein Vater für diesen Zauberer arbeitete. Freiwillig oder gezwungen stand auf einem anderen Blatt geschrieben und war im Moment auch nicht relevant.
 

Verständnislos schüttelte May ihren Kopf und ließ sich auf einen anderen Sessel sinken. Hatte es sich wirklich so zugetragen wie Draco es geschildert hatte? War sie wirklich gerade dabei gewesen das Geheimnis zu lüften? May wollte gar nicht daran denken was wohl geschehen wäre, wäre Draco nicht genau in diesem Moment aufgetaucht. „Dann... Dann... Draco es tut mir leid“, murmelte May leise und stützte ihr Gesicht in ihre Hände. Er hatte das Leben ihrer Tochter geschützt und sie hatte ihn mit Vorwürfen überschüttet. Er wollte sie vor seinem Vater beschützen und sie hatte ihm unterstellt nur an sich selbst zu denken. „Ich dachte du wolltest mich weil doch vor ein paar Tagen und du warst so zurückhaltend und nun hätte doch sein weil doch“, stammelte May, unfähig einen sinnvollen Satz zusammen zu bringen. Die ganze Erkenntnis hatte sie jetzt nicht gerade minder aus der Bahn geworfen. „Du hast mir schon den ganzen Abend geholfen und ich dachte du wolltest jetzt die Bezahlung dafür.“ May hatte nicht vergessen dass er sie vor wenigen Tagen angefangen hatte zu erpressen, dann war doch die Schlussfolgerung nahe gelegen. Wie konnte sie ahnen dass es gerade eben nicht so war wie vermutet.
 

Draco schüttelte leicht seinen Kopf. „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen May“, murmelte Draco leise und lehnte sich dann wieder langsam in seinem Sessel zurück. „Wenn sich einer entschuldigen muss dann bin ich es und niemand sonst. Das was ich vor ein paar Tagen zu dir gesagt hab... Vergiss es bitte wieder. Die eine Nacht im Stadion.. Niemand wird davon erfahren May. Jedenfalls nicht von mir. Es war nicht richtig was ich getan habe, wie ich gehandelt habe und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen May.“ Vorsichtig sah er das Mädchen gegenüber von sich an, ehe er den Blick wieder in eine andere Richtung lenkte.
 

Jetzt war May vollends verwirrt. Erst erzählte er ihr was sein Vater vorhatte und jetzt bat er sie auch noch um Verzeihung? Wen sie Veritaserum bekommen hatte, was hatte er dann abbekommen? So ein Verhalten war einfach untypisch für den Jungen aus Slytherin. „Vergessen im 'Es ist nie passiert'-Sinn?“, fragte May leise und versuchte etwas in dem Gesicht des Jungens lesen zu können. „Wieso dieser Sinneswandel Draco? Wieso jetzt? Warum hier?“ Zu gerne würde sie verstehen was in dem Kopf des Slytherinjugens vorging und wieso er auf einmal seine Meinung geändert hatte. Der Abend wurde von Minute zu Minute seltsamer.
 

Draco erhob sich aus dem Sessel und trat an das hohe Fenster in dem Zimmer und sah hinaus auf den Park der Malfoy Manor umgab. „Wieso der Sinneswandel? Weil ich erkannt habe dass es falsch ist“, erzählte Draco leise und stützte sich mit den Händen auf dem Fensterbrett ab. „Die Person... Das war nicht ich. Das war das, was mein Vater wohl gerne aus mir machen würde. Ein Mann der sich nimmt was er haben will, der ohne Rücksicht seine Ziele erreicht... Etwas das ich alles nicht bin May.“ Draco lehnte seine Stirn gegen das kühle Glas des Fensters und schloss seine Augen. „Ich kann keinen Menschen der mir etwas bedeutet so etwas antun“, erzählte er leise weiter und hielt seine Augen weiterhin geschlossen. „Erinnerst du dich noch an den Tag an den du nach Hogwarts gekommen bist? Völlig ohne Vorurteile?“ Draco legte eine kleine Pause ein wie als wollte er sich selbst an diesen Tag erinnern. „Wir hatten uns angefreundet und uns sogar richtig gut verstanden“, fing er dann wieder leise an zum erzählen. „Ich mochte dich damals schon sehr, aber ich wusste nie wie es dir zeigen. Dann trat er in dein Leben und jeden Tag hab ich dich ein Stückchen mehr verloren. Ich hatte versucht es zu verhindern, aber ich hatte es nicht geschafft. Je mehr ich dich verlor May, desto stärker wurden die Gefühle die ich für dich empfand. Jedesmal wenn ich euch zusammen sah, spürte ich Wut in meinem Bauch, Hass, Eifersucht... Ich hasste ihn dafür, dass er dich an seiner Seite haben durfte... Dass er es war der deine Lippen berühren durfte... Dass er all das durfte was ich gerne getan hätte.“ Wieder hielt Draco mit seinen Worten inne und seine Hände hatten sich auf dem Fenstersims zusammengeballt. Es fiel ihm nicht einfach darüber zu sprechen, zu erzählen was damals in ihm vorgegangen war, was jetzt in ihm vorging. Aber wenn er es jetzt nicht schaffte, dann würde er es wohl niemals können. „Wenn ich tagsüber einen Moment der Ruhe hatte, dann schloss ich meine Augen und ich sah dein Gesicht vor mir... Ich hörte dein Lachen und manchmal hatte ich das Gefühl ich bräuchte nur meine Hand ausstrecken um dich spüren zu können“, begann Draco wieder leise an zum sprechen. „Wenn ich Nachts in meinem Bett lag, dann besuchtest du mich in meinen Träumen... Ich sah dich vor mir... Alles war so echt... Doch jeder Traum hinterließ eine gewisse Leere in mir von der ich wusste dass nichts sie füllen könnte... Es tat weh von dir zu träumen, dich vor mir zu sehen... Du warst so nah und doch unerreichbar... Es gab Nächte an denen ich einfach nur wach in meinem Bett lag aus Angst einschlafen zu können und nicht von dir zu träumen... Ich habe versucht mich für dich zu freuen... Ich hab versucht dich zu vergessen, aber ich kann es nicht May... Ich kann dich nicht vergessen... Jeden Tag wenn ich dich sehe wird es mir aufs Neue klar wie viel du mir bedeutest... Du bist mein Stern der mir den Weg leuchtet... Du bist meine Sonne die mir den Tag erhellt... Du bist der Punkt an dem ich Ruhe finden kann... In deiner Nähe steht für mich die Welt still... Die Zeit beginnt langsamer zu vergehen... Du bist das was mein Leben lebenswert macht... Das mich glücklich macht....“ Draco nahm seine Stirn wieder von dem kühlen Glas der Scheibe und öffnete langsam seine Augen. „Ohne dich ist mein Leben leer May“, sprach Draco leise und seine Stimme hatte leicht angefangen zu zittern. Langsam wandte er sich zu May um. „Nur du kannst es mit Leben erfüllen... Du bist der Inhalt meines Lebens... Nur für dich alleine lebe ich noch... Um dein Lächeln sehen zu können, dich lachen zu hören, deine Stimme zu vernehmen... Nur um dich sehen zu können... Ich dachte wenn ich dich zu mir zwinge könnte ich glücklich werden, aber es war ein Trugbild. Diese Furcht in deinen Augen, dieses Gefühl in deiner Stimme... Es tat mehr weh als dich nicht bei mir zu haben... Als ich sah wie sehr du darunter leidest war es wie als hätte ich mir selbst ein Dolch durch mein Herz gejagt.“ Der Schein des Feuers ließ etwas in Dracos Augenwinkel für einen Moment glitzern. „Ich liebe dich mehr als alles andere May und ich wünschte mir nichts mehr als an deiner Seite sein zu dürfen“, kam es wieder leise von Draco dessen Stimme fast nur noch ein Flüstern war. „Aber du sollst glücklich sein und wenn du es mit ihm bist, dann werde ich mich damit abfinden müssen auch wenn es mir beinahe das Herz aus dem Leib reißt... Ich werde versuchen damit leben zu müssen.“ Langsam löste sich Draco von dem Fenster und ging langsam auf May zu und sank vor ihr auf die Knie. „Bitte... Bitte verzeihe mir May“, flüsterte er leise und hielt seinen Blick zu Boden gesenkt. „Zu wissen dass du mich hasst... Ich könnte es nicht ertragen... Bitte verzeih mir.. Bitte....“ Dracos Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden bis sie ganz verstummte. Den Blick zu Boden gerichtet kniete der sonst so stolze und arrogante junge Mann vor dem Mädchen das für ihn die Welt war. Das er von dem Tag an liebte an dem er sie zum ersten Male gesehen hatte. Ihr endlich gesagt hatte wie viel sie ihm bedeutete obgleich er wusste dass es für ihn keine Hoffnung gab.
 

May war auf ihrem Sessel gesessen und hatte Draco schweigend zugehört. Doch je länger er gesprochen hatte, desto schwerer war ihr das Herz geworden. Sie hatte nie gewusst dass er so für sie empfand, dass er solche Gefühle für sie hegte und niemals hätte sie erwartet dass er es ihr einmal sagen würde. Er war ihr immer so kühl und unnahbar vorgekommen, selbst als sie noch gute Freunde gewesen waren. Sie erinnerte sich zurück an den Tag in Hogsmeade, zurück an die Nacht im Stadion und ihr fielen wieder ihre Worte ein die sie zu ihm gesagt hatte. Hätte sie gewusst wie tief seine Gefühle für sie waren, dann hätte sie niemals solche Worte zu ihm gesprochen. Aber sie hatte es ja nicht ahnen können. Ihr wurde klar, dass ihre Worte ihm in dieser Nacht sicherlich weh getan hatten, dass sie ihn verletzt hatten und dass sie selbst einen Teil der Schuld an der Erpressung trug. May sah zu Draco nach unten der zu ihren Füßen kniete. Nein er sollte nicht dort unten auf dem Boden knien, nicht nachdem er über seinen Schatten gesprungen war, nicht nach all den Worten die er so eben gesprochen hatte. Nein er hatte es nicht verdient auf dem Boden zu knien wie irgendein Dahergelaufener. May ließ sich von dem Sessel rutschen und kniete nun vor Draco ebenfalls auf dem Boden. Vorsichtig schlang sie ihre Arme um seinen Körper und zog ihn zu sich. „Ich verzeihe dir Draco“, flüsterte sie leise und strich mit ihrer Hand sachte über seinen Kopf. „Ich verzeihe dir... Ich werde dich nicht hassen... Wie könnte ich dich hassen... Ich habe dich niemals gehasst und werde es auch nie tun... Niemals...“ May legte ihre Wange auf seinen Kopf und schloss ihre Augen. Nein egal was er auch immer zu ihr gesagt hatte, was er ihr auch immer angetan hatte, sie hatte ihn nie hassen können. Ja sie war wütend gewesen, sie hätte ihn am liebsten umgebracht, aber sie hatte nie etwas wie Hass in sich verspürt wenn sie ihn gesehen hatte. Sie selbst hatte sich oftmals erwischt wie sie an ihn und an die alten Tage gedacht hatte. Wie sie in ihren Erinnerungen herumgehangen war und sich einfach hatte treiben lassen. Nicht nur einmal hatte sie sich gefragt wie wohl ihre Zukunft ausgesehen hätte, wären nicht sie und Harry ein Paar geworden. Und auch jetzt fragte sie sich wie es wohl ausgegangen wäre, hätte Draco ihr schon damals gesagt was er fühlte. Vermutlich würde sie jetzt an seiner Seite sein, mit ihm ihre freie Zeit verbringen. Ihr wäre vermutlich soviel Leid und Schmerz erspart geblieben, wäre die Zukunft damals einen anderen Weg gegangen. Aber oftmals wurde man erst hinterher schlauer, meist dachte man erst später über seine Schritte nach und viel zu oft war es dann zu spät. May konnte nicht leugnen dass Draco ihr wichtig war, dass er ihr etwas bedeutete, aber sie wusste nicht ob es reichte. Ob es das war was er empfand oder ob es nur Freundschaft war die sie ihm geben konnte. Ihre Gefühle hatten ihr schon viel zu oft Streiche gespielt so dass sie nicht immer auf sie vertrauen konnte. Dieser Moment bedeutete für May wohl die größte Schwierigkeit an diesem Abend. Sie wusste nicht was sie ihm sagen sollte. Sie wollte ihm weder die Hoffnung nehmen, noch konnte sie ihm Hoffnung geben. Sie wollte ihn nicht einem Weg folgen lassen der an kein Ziel führte.
 

Draco hob leicht seinen Kopf und sah May für einen Moment lang einfach nur an. Fuhr mit seinem Blick jede feine Linie ihres Gesichtes nach, prägte sich alles ein, auch wenn er sie aus seinem Gedächtnis hätte zeichnen können. Langsam wandte er seinen Blick von ihr ab und erhob sich vom Boden. „Ich.. Du bist sicherlich müde... Ich... Ich zeig dir wo du schlafen kannst“, kam es leise von ihm und man merkte, dass ihm die ganze Situation ein wenig peinlich war. Draco war es nicht gewöhnt so offen über seine Gefühle zu sprechen, sich jemanden zu öffnen... verletzlich zu sein. Er versuchte es zu überspielen, wusste aber das es wohl nicht klappen würde. Er ging auf eine Türe und öffnete sie. Auf May wartend blieb er im Türrahmen stehen.
 

Leise seufzend erhob sich May vom Boden und folgte Draco die wenigen Schritte in sein Schlafzimmer. Ihr Blick huschte kurz über das große Bett in der Mitte des Raumes, ehe sie Draco anblickte. „Und wo wirst du schlafen?“, fragte sie vorsichtig, denn sie hatte nichts sehen können wo man eine Nacht verbringen konnte. Es gab ein paar Sessel im Wohnzimmer und eben dieses eine Bett.
 

„Ich werde im Wohnzimmer schlafen... Das geht schon“, murmelte Draco und schaffte es nicht ihr in die Augen zu blicken. Zu sehr schmerzte ihn dieser Anblick jetzt wo er sich ihr so offenbart hatte. „Auf dem Bett findest du ein T-Shirt von mir.. Ich hoffe mal es passt dir.“ Draco nahm eine Wolldecke vom Stuhl und wollte sich wieder aufmachen das Wohnzimmer zu betreten als May ihm ihre Hand auf den Arm legte.
 

Mit sanftem Blick sah sie ihn an und schüttelte leicht ihren Kopf. „Draco ich werde nicht zulassen dass du auf einem der Sessel schläfst“, sprach sie ruhig und und lächelte dann leicht. „Ich habe auch nicht vor dich aus deinem Bett zu werfen... Es ist groß genug für uns beide Draco... Ich hätte ein schlechtes Gewissen wenn ich wüsste dass du auf einem ungemütlichen Sessel schlafen müsstest... Außerdem hast du mich vor einem großen Fehler bewahrt da will ich dich nicht vertreiben.“ Es war seltsam für May Draco zu bitten mir ihr in einem Bett zu schlafen. Sie wusste dass in dieser Nacht nichts passieren würde, dazu war das alles viel zu ernst gewesen. Er hatte es ernst gemeint und May wusste dass er die Situation nicht ausnutzen würde.
 

Draco sah zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer hin und her und nickte dann langsam mit dem Kopf. „In Ordnung“, sprach Draco leise und nahm schnell seine Sachen vom Bett und verschwand wieder im Wohnzimmer um sich dort umzuziehen und damit sich May in Ruhe im Schlafzimmer umziehen konnte. Sicherlich war dies unnötig, denn es gab wohl nichts mehr was die Beiden vor einander zu verbergen hatten, aber dennoch wäre er sich dabei unwohl vorgekommen. Erst als May sagte dass alles ok war betrat er wieder das Schlafzimmer und kroch auf seiner Seite unter die Decke. Leise murmelte Draco ein paar Worte und das Licht im Schlafzimmer erlosch und hüllte alles in Dunkelheit. Draco murmelte ein leises „Gute Nacht“ und lag mit offenen Augen im Bett. Viel zu sehr dachte er darüber nach was seine ehrlichen Worte nun alles verändert hatten. War es wirklich so wie es seine Mutter gesagt hatte? Dass man selbst den Lauf der Dinge verändern konnte durch ein richtiges Wort im richtigen Augenblick? Aber wann war der richtige Augenblick? Was waren die richtigen Worte? Und wenn er etwas verändert hatte, was war es wohl gewesen. Er glaubte kaum dass dieser Abend überhaupt etwas verändert hatte und doch fühlte er sich auf gewisse Art erleichtert. Erleichtert als hätte man ihm eine Last von den Schultern genommen. Leise drehte er sich auf die andere Seite und betrachtete das schlafende Mädchen vor sich. Sie sah so friedlich aus wenn sie schlief, so sanft und weich waren ihre Gesichtszüge geworden und nicht mehr so angespannt wie Stunden vorher. Vorsichtig um sie nicht zu wecken strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht die sich dorthin verirrt hatte. „Schlaf gut mein Engel“, flüsterte Draco leise und hauchte May einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er seine Augen schloss und versuchte seinen Schlaf zu finden.
 


 

Hätte Lucius gewusst was die beiden Kinder dort oben alles besprochen hatten, dann wäre er wohl noch wütender gewesen als er es so oder so schon war. Ausgerechnet sein eigener Sohn hatte seine Pläne durchkreuzt. Wie stand er nun vor den anderen da? Er hatte eher damit gerechnet dass ihn das Mädchen blamieren würde, aber doch nicht sein eigener Sohn! Er war der Ansicht, dass seine Frau den Jungen viel zu sehr verweichlichte und ihm endlich mal eine strenge Hand zeigte wohin er sich zu entwickeln hatte. Es konnte doch nicht sein dass der Sohn von Lucius Malfoy einem mischblütigen Gör half, wenn es sich hierbei auch nur um ein Kind handelte, das noch nicht einmal ein halbes Jahr alt war. Aber das zählte in diesem Moment nicht. Es war die Tochter von Harry Potter, dem Jungen den der Dunkle Lord mehr alles alles andere hasste. Am liebsten wäre Lucius sofort zu seinem Sohn gegangen, doch noch hielten ihn die Pflichten eines Gastgebers hier unten fest. Er würde sich später um seinen Sohn kümmern. Später nachdem er die fehlenden Information aus dem Mädchen herausbekommen hatte. So schnell würde Lucius Malfoy nicht aufgeben.
 

„Ein unglücklicher Zufall“, sprach der Mann mit der Halbglatze zu Lucius und schenkte sich noch etwas Cognac nach. „Aber wir haben ehrlich gesagt mehr erfahren als ich erwartet habe.“ Er prostete Lucius leicht zu und setzte sich dann in einen der dunkelbraunen Ohrensessel. „Ich denke nicht dass dein Sohn dir etwas zerstören wollte, dazu müsste er wissen was du in deiner Freizeit so treibst. Ich schätze eher dass er mit dem Mädchen alleine sein wollte und wer könnte es ihm verübeln. Wenn man jetzt mal die Tatsache beiseite läßt dass sie sich mit Harry Potter eingelassen hat ist sie doch ein nett anzuschauendes Mädchen und wäre ich in dem Alter von deinem Sohn hätte ich es nicht anders gemacht.“ Der Mann ließ ein anzügliches Lachen ertönen und sein Blick übernahm den Rest.
 

Lucius warf dem Mann einen finsteren Blick zu. „Ernest du willst doch mit deinen Worten sicherlich nicht andeuten dass mein Sohn Interesse an so einem Mädchen zeigen könnte“, kam es mit ernster Stimme von Lucius der sich so etwas nicht vorstellen konnte, ganz zu schweigen davon, dass er sich so etwas nicht vorstellen wollte. „Mein Sohn würde sich niemals auf so ein Niveau herab begeben. Mein Sohn weiß was der Name Malfoy bedeutet und er wird den Namen sicherlich durch so eine Liason in den Schmutz ziehen. Ich habe ihn zu Ehre und Tradition erzogen und nicht zu einem Lotterleben.“ Nein so etwas verbat sich Lucius Malfoy. Sein Sohn würde einmal eine einflussreiche Familie einheiraten und somit dem Hause Malfoy zu noch mehr Ehre verhelfen.
 

„Aber aber Lucius“, versuchte der dunkelhaarige Mann Lucius zu beschwichtigen. „Soll er sich doch an solchen Mädchen die Hörner abstoßen. Solche Arten von Mädchen haben es doch nicht anders verdient. Sie gehören benutzt und dann beiseite geschafft. Wer würde sich groß wundern wenn dieses Mädchen auf einmal verschwunden wäre? Die Zeiten sind unsicher. Die bösen Totesser sind ja unterwegs.“ Gemeinsam mit Ernest begannen die beiden Männer zu lachen. Sie prosteten sich mit ihren Gläsern zu und nippten dann an dem leckeren Cognac. Es war wahrlich ein guter Tropfen den Lucius hier in seinem Hause hatte.
 

„Harold wenn sich mein Sohn die Hörner abstoßen will, dann sicherlich nicht an solchen Mädchen“, entgegnete ihm Lucius ernst. „Dieses Mädchen steht noch weit unterhalb der leichten Damen in der Winkelgasse oder in Hogsmeade. Diese Damen haben im Gegensatz zu dem Gör noch ein wenig Ehrgefühl in ihrem Leibe und wissen worauf es im Leben ankommt.“ Lucius fand alleine den Gedanken bereits abstoßend sich dem Mädchen freiwillig näher als unbedingt notwendig zu nähern. Ein Mädchen dass sich mit Harry Potter einließ und von diesem noch ein Kind zur Welt brachte konnte in seinen Augen kein Niveau haben, verriet sie doch das worauf es im Leben ankam – Die Reinhaltung des Blutes.
 

„Lucius du nimmst das viel zu ernst“, sprach Ernest wieder zu ihm und war fast schon amüsiert über Lucius Gesichtsausdruck. „Seh es doch mal von der Seite. Das Mädchen kostet dich keinen einzigen Knut und dein Junge hat seinen Spaß. Billiger kann es doch für dich nicht kommen.“ Wieder begann er anzüglich zu lachen. Er würde jetzt gerne mit dem Jungen tauschen, denn für ihn stand fest, dass er sich nun sicherlich mit dem Mädchen vergnügte. Wozu waren die Mädchen denn sonst da wenn nicht um seinen Spaß mit ihnen zu haben.
 

„Dass du es wieder so siehst war ja klar Ernest“, kam es lachend von Harold der seinen Nebensitzer angrinste. „Wie wäre es wenn du dich um sie kümmerst nachdem Lucius mit ihr fertig ist? Wer würde ihr denn glauben? Lucius ist ein angesehener Mann und du arbeitest im Ministerium. Wessen Aussage wäre in dem Moment glaubhafter?“ Für Harold war die Sache bereits völlig klar. Nachdem sie die nötigen Information hatten war das Mädchen doch mehr oder weniger nutzlos geworden, also warum nicht noch ein wenig Widergutmachung zurückholen? Immerhin hatte sie doch hier etwas zum essen bekommen, also musste sie doch auch irgendwie dafür zahlen.
 

Angewiedert sah Lucius die beiden Männer an. „Es ist mir egal wer sie ist, aber in diesem Haus wird so etwas nicht geschehen“, sprach Lucius mit scharfer Stimme und wies somit die beiden Männer ein wenig zurecht. „Was ihr vor meinem Anwesen macht ist nicht meine Sache, aber ich habe keine Lust auf eine Untersuchung durch das Ministerium und auch keine Lust auf Schlagzeilen im Tagespropheten die unweigerlich folgen würden.“ Solange er in solche Dinge nicht mit hineingezogen wurde, konnten sie mit dem Mädchen machen was sie auch immer machen wollten. Sobald sie sein Haus verließ war sie nicht länger sein Gast und somit auch nicht für sie verantwortlich. „Ihr Beide wisst wie gierig sich diese Kimmkorn auf solche Nachrichten stürzt“, kam es weiterhin ernst von Lucius der sich in seinen Gedanken bereits überlegte wie er an die fehlenden Information herankommen sollte. Er wollte sich nicht vor dem Dunklen Lord blamieren, geschweige denn vor Bellatrix die so eine Niederlage genießen würde, war sie doch die ganze Zeit am zweifeln gewesen.
 

Ernest hob abwehrend seine Hände und schüttelte seinen Kopf. „Keine Sorge Lucius wir werden nichts tun was dir schaden könnte“, versuchte er den blonden Mann zu beschwichtigen. „Es ist dein Haus und du entscheidest was hier getan wird und was nicht. Auch wenn die Idee zu verlockend ist.“ Ernest hatte schon immer einen Hang zu jungen Mädchen verspürt und dieser Neigung war er schon öfters nachgegangen. Wer würde schon einem Ministeriumsmitarbeiter misstrauen? Und außerdem gab es noch immer die Möglichkeit ein Gedächtnis zu verändern und wenn alles nicht half, dann verschwand eben ein weiteres junges Mädchen. Es wäre nicht das erste und letzte gewesen dass auf unerklärliche Art und Weise verschwand.
 

„Was gedenkst du jetzt zu tun“, fragte Harold ruhig und schwenkte leicht den Cognac in seinem Glas hin und her und beobachtete die bräunliche Flüssigkeit wie sie am Glas wieder hinab floss. „Wie hast du vor die Informationen jetzt noch aus ihr herauszubekommen?“ Diese Frage hatte er sich schon die ganze Zeit gestellt. Sicherlich das Mädchen lag nun schlafend in ihrem Bett, aber mit Veritaserum würden sie kein weiteres Mal an ihr Ziel kommen. Es war schon auffällig genug wenn plötzlich jemand in ihrem Zimmer stand.
 

„Es gibt viele Mittel und Wege um an ein Ziel zu kommen“, sprach Lucius mit einem selbstgefälligem Lächeln auf den Lippen. „Es gibt viele Zaubersprüche um an die Wahrheit zu gelangen. Nicht jeder davon mag erlaubt sein, aber wenn sie sich danach an nichts mehr erinnern kann?“ Nein Lucius wusste schon ganz genau wie er es anstellen würde. Wenn alles klappte würde das Mädchen nicht einmal aufwachen und es konnte alles still und heimlich zu Ende gebracht werden. Sollte sie doch aufwachen wusste Lucius ebenfalls bereits was er dann tun würde. Lucius hatte immer einen Plan B parat falls der erste Plan nicht zu seiner Zufriedenheit funktionieren würde und heute Abend war es ebenso gewesen.
 

„Nun dann werden wir dir dieses Vergnügen überlassen und uns nun auf den Heimweg machen“, sprach Ernest ruhig nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. „Wir hoffen morgen auf ein positives Ergebnis von dir. Es würde die Laune des Dunklen Lords erheblich bessern.“ Gemächlich erhob er sich aus dem Sessel und schon kam einer der Hauselfen angerannt um ihm seine Jacke zu bringen.
 

Auch Harold hatte sich erhoben und zu Ernest gesellt. „Solltest du Hilfe brauchen, du weißt ja wo wir zu finden sind“, sprach er und tippte sich leicht mit dem Finger an die Stirn um Gruße und verließ dann zusammen mit Ernest Malfoy Manor.
 

Lucius sah den beiden Männer hinterher und war sichtlich froh sie endlich los zu sein. Diese beiden Männer hatten einen Humor der Lucius widersprach. Er mochte es absolut nicht wenn man Witze auf Kosten seiner Familie machte und genau das hatten sie getan. Lucius war sich sicher dass sein Sohn niemals auch nur auf die Idee kommen würde etwas mit diesem Mädchen anzufangen. Sie war nicht einmal der Typ Mädchen das seinem Sohn gefiel, glaubte jedenfalls Lucius zu wissen. Wenn er gewusst hätte dass sein Sohn nun mit genau diesem Typ Mädchen in einem Bett lag, so hätte er wohl nicht zuerst den Weg in den linken Flügel des Hauses gewählt. Er hatte vorher seinem Sohn den Auftrag gegeben May in eines der Gästezimmer im linken Flügel zu geben und das hatte er nicht ohne Grund getan. Dieser Flügel lag weit weg von den bewohnteren Teile des Hauses. Nur ein paar der Bedienstete hatten dort ihre Zimmer und diese waren der Familie äußert loyal ergeben. Keiner von ihnen würde zum Nachteil ihres Geldgebers aussagen. Desweiteren befanden sich die Zimmer der Bediensteten im Untergeschoss, während sich die Gästezimmer im zweiten Stock befanden. Es gab mehrere Gästezimmer in Malfoy Manor, doch in dieser Nacht würde nur eines davon bewohnt sein, bewohnt sein von dem Mädchen das er so verabscheute. Er erinnerte sich zurück an die Halloweennacht, als er zusammen mit vielen anderen Totesser nach Hogwarts gekommen war. Wie sie die Schüler zusammengetrieben hatten wie Vieh, wie sie es geschafft hatten das Mädchen durch einen Vorwand aus dem Schloss gelockt hatten nur um dort auf sie zu warten. Es war ein leichtes gewesen ihrem Freund, Harry Potter, eine Nachricht zukommen zu lassen, dass sich seine Freundin draußen vor dem Schloss in ihren Fängen befand. Der Junge war ohne nachzudenken hinausgeeilt nur um sehen zu können, wie seine Freundin sich vor Schmerzen auf dem Boden wand. Lucius konnte noch heute ihre Schreie hören wenn er die Augen schloss. Ja er hatte es genossen die Panik in ihren Augen zu sehen als er seinen Zauberstab erhoben hatte und er hatte es genossen den Schmerz in ihren Augen sehen zu können als er den Crucio aussprach. Sie hatte noch versucht sich dem Schmerz zu widersetzen und Lucius war erstaunt gewesen wie lange sie es doch geschafft hatte. Länger als so manch anderer in diesem Alter, doch irgendwann war auch ihr Widerstand gebrochen gewesen. Ihr Schmerz hatte ihm Kraft gegeben, mehr als alles andere es in diesem Moment hätte tun können. Immer wieder gerne erinnerte er sich an diese Nacht zurück, auch wenn ihr Plan vereitelt worden war. Auf gewisse Art und Weise hatte er dennoch einen Sieg davon getragen. Seinen eigenen, kleinen persönlichen Sieg.

Vor einer Türe blieb Lucius stehen. Leise um ja kein Geräusch zu verursachen öffnete Lucius die Türe und betrat das Zimmer, welches für das Mädchen vorbereitet worden war. Es war dunkel in dem Raum, doch Lucius brauchte kein Licht, kannte er sich doch in den Zimmern seines eigenen Hauses hervorragend aus. Ruhigen Schrittes ging er auf das Bett zu, erhob seinen Zauberstab, begann die ersten Worte zu murmeln als er innehielt. Mit einem Ruck zog er die Bettdecke zurück und musste erkennen dass das Bett leer war. „Dieses missratene Stück“, entfuhr es Lucius laut und sofort hatte er die Worte Ernest im Kopf. Konnte es wirklich so sein wie es vermutet wurde? Hatte sein Sohn dieses Mädchen tatsächlich auf sein Zimmer genommen? Aufgebraucht verließ Lucius das Gästezimmer und ging zum nächsten. Doch auch hier ergab sich das gleiche Bild – Ein leeres Bett. Es war egal in welches Gästezimmer Lucius auch blickte in allen Zimmern war das Bett leer. Es gab wahrlich nur noch ein Zimmer in dem sie sich befinden konnte und das war das Zimmer seines eigenen Sohnes.

Schnellen Schrittes brachte Lucius den linken Flügel hinter sich und machte sich auf den Weg zum rechten Flügel des Hauses. Dem Flügel in dem das Zimmer seines Sohnes untergebracht war. Er hatte so oder so noch mit seinem Sohn sprechen wollen und so konnte er jetzt 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits würde er an die Information kommen und im gleichen Moment konnte er seinem Sohn auch noch eine Lektion erteilen. Eine Lektion die schon lange überfällig war wie Lucius nun feststellte. Je näher er dem rechten Flügel kam, desto mehr tobte die Wut in seinem Bauch. Lucius eilte um die Ecke und blieb auf einmal stehen als seine Frau direkt vor ihm auftauchte.
 

„Lucius meinst du nicht dass es Zeit ist nun ins Bett zu kommen“, sprach sie sanft und legte ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. „Es ist schon spät und du musst morgen wieder früh aufstehen. Komm lass uns ins Bett gehen.“ Sie lächelte ihren Mann an und strich mit den Fingern leicht über seinen Arm.
 

„Ich muss zu Draco“, sprach Lucius ernst und sah an seiner Frau vorbei die Treppen nach oben.
 

Wieder lächelte Narcissa sanft. „Lucius dein Sohn schläft jetzt und wir sollten es auch tun“, sprach sie weiterhin sanft. „Er ist morgen auch noch da. Da kannst du dann in Ruhe mit ihm reden. Jetzt ist es zu spät dafür.“ Sanft schloss sie ihre Finger um den Arm ihres Mannes und zog ihn vorsichtig mit sich mit. Narcissa ahnte weshalb ihr Mann zu Draco wollte, denn sie hatte vorher beobachtet wie die beiden Kinder die Treppe hinaufgegangen waren, aber niemand wieder hinunter gekommen war. Ein leises Lächeln lag bei dem Gedanken auf Narcissas Lippen die das alles aus ganz anderen Augen betrachtete als ihr Mann es tat. Ihr war nur wichtig dass ihr Sohn glücklich war und dabei war es egal um wen es sich handelte. Wenn er es in der Nähe dieses Mädchens sein konnte, dann sollte er es sein und nicht von einem aufgebrachten Vater gestört werden.
 

Nur widerwillig ließ sich Lucius von seiner Frau mitziehen denn er hatte nicht vor hier auf dem Gang mit ihr eine Diskussion zu führen. Er würde sich seinem Jungen morgen früh widmen, ebenso wie diesem Mädchen. Er würde die Information noch erhalten dafür würde er schon Sorge tragen.



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