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Vampire - oder die etwas andere Art zu leben

von

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Kapitel 2

~ Kapitel 2 ~
 

Zuhause angekommen will ich gerade die Tür aufschließen, als ich von drinnen ein Geräusch höre. Meine Augen verengen sich und ich spanne meinen Körper an. Vorsichtig stecke ich den Schlüssel ins Schloss und drehe ihn herum. Langsam öffne ich die Haustür, ständig darauf bedacht keine Geräusche zu machen, und betrete meine Wohnung.

Es ist alles dunkel. Nein, war da nicht eben ein Licht? Und das Geräusch als würde eine Schublade aufgezogen werden. Ich horche auf. Licht und Geräusch kommen aus dem Wohnzimmer. Lautlos bewege ich mich durch den Flur und stelle mich in den Türrahmen. Doch was sich hier meinem Blick eröffnet lässt mich alles andere als vor Freude strahlen. James, bewaffnet mit einer Taschenlampe, durchwühlt meine Schränke. „Was hast du hier zu suchen?“, zische ich ihm verärgert zu. Ich sehe wie Jason zusammenzuckt, er hatte wohl nicht mehr mit mir gerechnet. „Du... du... du lebst.“, stottert er. Mein Anblick hat ihm die Sprache verschlagen.

„Ja, ich lebe noch, oder wie man es auch immer bezeichnen will“, sage ich ruhig, doch in meinem Inneren kocht und brodelt es gewaltig. Ich muss mich zusammenreißen um nicht auszurasten. Ich bin drauf und dran mir Jason zu schnappen und ihn rauszuschmeißen, allerdings nicht zur Tür hinaus. Nein, mein Balkon bietet sich doch viel mehr an und den dritten Stock würde er wohl auch nicht so einfach wegstecken. Und nun höre ich sie wieder, die Stimme in meinem Kopf. >Tu es doch einfach, oder hat er etwas anderes verdient?< hallt es gehässig und ohne jede Bedenken oder jegliches Gewissen durch meinem Kopf. Ja, das ist wahr, antworte ich stumm, er hat es nicht anders verdient. Grimmig blicke ich zu James. Wie eine Made im Dreck kauert er auf dem Boden meines Wohnzimmers und ich beginne zu lachen. Mit einer gewissen Genugtuung beobachte ich wie jegliche Farbe aus Jasons Gesicht verschwindet.

„Und weißt du was?“, fahre ich fort, nachdem mein Lachen verstummt. „Ich sollte dich zerquetschen, zertreten wie eine Made, dich endgültig vernichten. Du bist es nicht Wert zu leben. Du hast mich lange genug gequält.“ Verächtlich sehe ich auf Jason hinab, ein hämisches Grinsen in meinem Gesicht. „Aber vorher werde ich noch meinen Spaß mit dir haben.“ Wieder fange ich an zu lachen. >Richtig so, gib ihm was er verdient hat.< höre ich schon wieder einmal die Worte in meinem Kopf. Blitzschnell stehe ich vor Jason, packe ihn am Hals und hebe ihn hoch. Mit einem Schwung werfe ich ihn durch die Balkontür nach draußen. Das Glas zerbricht mit einem lauten Klirren in tausend Einzelteile und Splitter bohren sich in Jasons Haut. Doch es ist mir egal, ich will ihn leiden sehen, so wie er mich die ganzen Monate hat leiden lassen.

Zusammengekauert liegt er auf meinem Balkon und starrt mich an. In seinen Augen sehe ich pure Angst, Angst vor mir, Angst vor dem Tod. Ich trete hinaus auf den Balkon und hocke mich vor ihn hin. „Oh, mach dir keine Sorgen, es wird nicht lange dauern.“, flüstere ich ihm zu. Doch zu spät bemerke ich die Veränderung in seinem Blick, das Grinsen das sich in seinem Gesicht breit macht und wirbele herum. Zu spät. Ein stechender Schmerz in meinem rechten Arm lässt mich aufschreien und bevor ich realisiere wer da vor mir steht spüre ich das kalte Metall eines Schwertes, wie es sich in meinen Oberkörper bohrt und mein Herz nur um haaresbreite verfehlt. Ich keuche auf und einige Sekunden später falle ich. Doch der erwartete Aufschlag auf dem harten Betonboden des Fußweges bleibt aus. Kraftlos öffne ich die Augen. Ich schwebe. Mein Fall wurde gestoppt und nun hänge ich in der Luft. Aber meine Kraft reicht nicht mehr aus um mir eine logische Erklärung dafür zu liefern und ich werde bewusstlos.
 

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Dunkelheit umgibt mich und ich fühle mich frei. Frei von allen Gedanken, frei von jeglichen Erinnerungen, frei von jeder Last die einmal auf mir gelegen hat. Hier fühle ich mich wohl, habe keine Verpflichtungen. Ich wünsche mir, ich könnte ewig hier bleiben. Leicht wie ein Vogel schwebe ich ziellos durch die Dunkelheit, wie durch eine sternenlose Nacht. Einfach an nichts denken. >Armes naives Ding< dröhnt es in meinen Ohren und ich schaue mich um. Ich kenne die Stimme. Aber woher? Angestrengt überlege ich, aber meine Erinnerungen sind weg, verloren. Vielleicht für immer? Immer mehr Fragen schießen mir durch den Kopf. Wo bin ich hier überhaupt? Warum bin ich hier? Und werde ich nun für immer hier bleiben? Doch plötzlich spüre ich, wie ich fortgezogen werde. Ich wehre mich dagegen, will nicht gehen, will in dieser friedlichen Welt bleiben, will nicht zurück, wohin auch immer.
 

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Wie eine Seifenblase zerplatzt diese Welt um mich herum und ich öffne die Augen. Um mich herum stehen Johnny, Alan und noch zwei weitere Personen, deren Namen ich nicht kenne, und schauen mich erwartungsvoll an. Glauben die jetzt, dass ich aus dem Bett springe und anfange zu tanzen? Habe ich was im Gesicht? Oder warum starren die mich jetzt so an? Kraftlos schließe ich die Augen wieder. Ich will nicht mehr, warum können die mich nicht einfach in Ruhe lassen. Ich werde meines Lebens (oder Unlebens) überdrüssig, will lieber sterben.

Jeder Atemzug schmerzt. Moment... warum atme ich? Sofort höre ich auf mit dem unnötigen Heben und Senken meines Brustkorbes, was lediglich dazu dient die Menschen zu täuschen, und die Schmerzen werden schwächer. Erleichtert öffne ich die Augen und noch immer werde ich von vier Augenpaaren angestarrt.

„Was soll das werden wenn’s fertig ist?“, zische ich die vier an. „Verschwindet gefälligst! Ich habe euch nicht um eure Hilfe gebeten. Lasst mich in Ruhe!“ Vorsichtig suche ich mit meinen Armen Halt und drücke meinen Oberkörper hoch. Ich habe das Gefühl mein Brustkorb zerspringt, doch ich lasse mir nichts anmerken. Pah, nicht vor denen. Also versuche ich aufzustehen, schwinge meine Beine über die Bettkante und stemme mich nach oben. Noch im gleichen Moment stürze ich laut fluchend zu Boden. Verdammt, was soll der scheiß? Was ist mit meinen Beinen los?

Aus den Augenwinkeln sehe ich wie Alan die zwei Fremden zurückhält. Entsetzt starren mich die beiden kann. Na wenigstens einer der begriffen hat. Also auf ein Neues. Dieses Mal schaffe ich es mich aufzurichten und sogar stehen zu bleiben, auch wenn ich das Gefühl habe, meine Beine beständen aus Gummi. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und bewege mich auf die bereits bekannte Haustür zu.

„Das könnte dir so passen. Dich niederstechen lassen und dann einfach abhauen wenn man dir helfen will.“ Johnnys Stimme dröhnt in meinen Ohren. Mein Kopf rebelliert gegen die aufkommenden Schmerzen und mich überkommt ein Schwindelgefühl, welches mich erneut in die Knie zwingt. Tränen schießen mir in die Augen. Tränen der Wut. Tränen der Verzweiflung. Tränen vor Schmerzen die meinen Körper peinigen. „Ich habe dich nie gebeten mir zu helfen“, würge ich hervor, während sich Tränen ihren Weg über mein Gesicht suchen. „Sag mal, spinnst du? Du erwartest ernsthaft, dass wir dich schwer verletzt und halbtot auf der Straße liegen lassen?“ Johnnys Worte hallen immer und immer wieder in meinem Kopf wider. Ich will sie nicht hören und halte mir die Ohren zu, doch es ist sinnlos. Seine Worte haben sich schon in mein Gedächtnis eingebrannt.

Verzweifelt schreie ich meine Wut, meinen Hass, all meine Emotionen der letzten Jahrhunderte hinaus. Doch ich fühle mich nicht besser… noch nicht. Erst muss noch etwas erledigt werden. Entschlossen wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und versuche erneut aufzustehen, als sich auch schon ein Arm um meine Schultern legt und ich an einen Körper gedrückt werde. Eine Wärme breitet sich in mir aus. Eine Wärme die ich zuletzt gespürt habe, als noch etwas Menschliches in mir gewesen ist.

„Du wirst dir jetzt gefälligst helfen lassen.“, höre ich Johnny mit einer Bestimmtheit sagen, die keine Widerworte zulässt. „Und nun wirst du uns erstmal deinen Namen verraten.“ Erstaunt blicke ich ihn an und mein Gehirn beginnt zu arbeiten. Tatsächlich, bei unserer ersten Begegnung bin ich einfach abgehauen. „Jeanne“, verrate ich ihm meinen Namen leise. „Na also, geht doch“, grinst er mich an und hilft mir aufzustehen. „Und nun gibt’s erstmal was zu essen, du musst ja schon völlig ausgetrocknet sein.“ Wie zur Bestätigung knurrt mein Magen.

„Ich werde uns erstmal ein paar Leckerbissen besorgen.“, höre ich Alan sagen und schon schließt sich bereits die Tür hinter ihm. „Ok, dann will ich dir schon mal unsere Gäste vorstellen. Das sind Kim und Nina.“, verkündet Johnny auf die beiden Mädchen zeigend. Freundlich werde ich von den beiden angelächelt und begrüßt. Ich nicke ihnen nur kurz zu und schaffe es mit Johnnys Hilfe zurück zum Bett. Kraftlos setze ich mich auf die Bettkante und schaue mit Kim und Nina etwas genauer an.

Kim scheint die ältere der beiden zu sein, zumindest was das menschliche Äußere betrifft, doch etwas ist anders an der jungen Frau mit den langen braunen Locken und dem weisen Gesicht. Ihre Aura… sie ist eindeutig kein Vampir. Aber was macht sie hier? Weiß sie nichts um die Umstände ihrer Freunde? Oder ist es ihr einfach nur egal? Nina hingegen ist das genaue Gegenteil. Nicht nur, dass sie ein Vampir ist, nein, auch ihr Äußeres grenzt sich klar ab von dem Kims. Ihre kurzen blonden Haare hat sie versucht in einem Zopf zu bändigen, doch einige Strählen fallen ihr immer wieder neckisch ins Gesicht. Ihr Gesicht strahlt eine gewisse Unbedarftheit aus, gerade so als könne sie kein Wässerchen trüben.

Durch ein lautes „Hey Jeanne!“, werde ich von Johnny aus meinen Gedanken gerissen. In der einen Hand Mullbinden und Verbände, in der anderen Hand eine Schere kommt er auf mich zu. „Zeit für ‚nen Verbandswechsel.“, meint er grinsend zu mir. Seufzend fange ich an mein T-Shirt auszuziehen, doch das ist gar nicht so einfach wie ich mir gedacht habe. Der Verband reicht von meinem Bauch über meinen Oberkörper und die Schultern fast bis zu den Ellenbogen, was meine Bewegungsfreiheit doch extrem einschränkt.

„Moment, ich helfe dir.“ Kim kommt auf mich zu und beginnt vorsichtig meinen rechten Arm von dem Stoff zu befreien. Fast schmerzfrei werde ich so mit ihrer Hilfe meines T-Shirts entledigt und Johnny kann seine Doktorspielchen beginnen. Langsam wickelt er Verband um Verband ab und legt so meinen doch etwas zerschundenen Körper frei. Als ich an mir hinabblicke erschaudere ich. Das sieht echt schlimmer aus als gedacht. >Gratulation, eine echte Glanzleistung< höre ich es in meinem Kopf. Die Stichwunden sind noch nicht ganz geschlossen und entlocken Johnny ein grimmiges „Das hab ich mir schon gedacht.“.

Verwirrt schaue ich ihn an, doch Johnny beachtet mich nicht. „Kim, Nina, holt James her, das muss genäht werden.“ Sofort setzen sich die beiden in Bewegung und verschwinden durch die Tür. Erst jetzt dreht sich Johnny wieder zu mir. „Das sieht mehr als schlimm aus Jeanne.“ Habe ich mich gerade verhört oder ist da wirklich ein Zittern in seiner Stimme gewesen? Als ich ihm ins Gesicht sehe, bemerke ich ein Glitzern in seinen Augenwinkeln. Er wird doch nicht etwa weinen? Und schon gar nicht wegen mir? Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und so warten wir schweigend auf Kims und Ninas Rückkehr.

Etwa fünf Minuten später öffnet sich die Haustür und ich bekomme den Schock meines Lebens. Im Türrahmen steht James, genau DER James, den ich noch vor einigen Tagen zum Teil ausgesaugt habe. Er scheint mich ebenfalls wieder zu erkennen und lächelt mich verschmitzt an.

„So sieht man sich wieder. Das war aber nicht gerade die feine Art“, ruft er mir zu und deutet auf zwei kleine punktförmige Narben an seinem Hals. Johnny starrt zunächst James und dann mich erstaunt an. „Ihr kennt euch?“, war alles was er sagen konnte. Ich grinse ihn an und nicke. „Oh, aber sicher doch.“, antwortet nun auch James. „Nur habe ich wohl nicht den richtigen Tag erwischt.“, fährt er fort und streicht sich über den Hals. „So, aber nun wollen wir uns mal die Verletzungen anschauen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cistus
2007-07-19T16:16:31+00:00 19.07.2007 18:16
Scheint ja eine aufregende Zeit für Jeanne zu sein! Ich bin sehr gespannt wie diese Begegnung weitergeht und wer dieser James ist und natürlich die anderen die sich so um Jeanne bemühen.
Kann es sein das du am Anfang des 2 Kapitel mit den Namen von James und Jason etwas durcheinander gekommen bist? Es hört sich etwas irritierend an.
Ich hoffe es geht bald weiter!
mfg
Cistus


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