Zum Inhalt der Seite

Seelenopfer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

In Dunkelheit ertrinken

Im schimmernden Wasser

spiegelt sich dein feuerroter Schein

siehst du in den Spiegel

meiner Seele nun hinein.
 

“Ich werde nicht zulassen, dass diese Kreatur dich kriegt”, versicherte Kaiba und gab Yami einen Kuss auf den Nacken, der sich genießerisch seufzend an ihn lehnte, nach der Hand griff, die über seine Schulter ragte und sich tiefer an ihn kuschelte. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass er einmal so friedlich mit Kaiba zusammen sitzen oder gar kuscheln würde. Seto zog seinen Kopf für einen Kuss zu sich herum, welcher zunächst sanft begann und schließlich immer intensiver und leidenschaftlicher wurde, bis Yami halb auf seinem Schoß saß und ihm ein Stöhnen entkam.
 

“Yami, du machst mich verrückt, weißt du das?”
 

“Nun, soll das heißen, dass du mehr willst?”, grinste der schelmisch.
 

“Seit wann kannst du meine Gedanken lesen?”, lachte Kaiba und ehe sich’ s der Pharao versah, lag er mit dem Rücken auf der Hollywoodschaukel, welche sein Geliebter in einem Anflug von Romantik gekauft und auf seinen geräumigen Balkon gestellt hatte.
 

“Willst du mich erdrücken? Du bist nämlich ganz schön schwer”, keuchte Yami.
 

“Gut, dann eben so”, erklärte Kaiba und kniete nun auf Höhe von Yamis Hüfte zu seinen Seiten. Die Hände stützte er neben seinem Kopf ab.
 

“Was soll das jetzt werden?” Kaiba erwiderte nichts, stattdessen küsste er ihn erneut.
 

Es waren einige Wochen seit Beginn der Sechs-Monate-Frist vergangen und Yami hatte es sich gerade am Fluss von Domino gemütlich gemacht, indem er am betonierten Ufer saß und die Füße ins Wasser baumeln ließ. Es war zwar schon etwas kühl um diese Jahreszeit, aber die Sonne schien gerade so schön, dass es noch warm genug dafür war. Yami genoss den Anblick, der sich ihm bot. Hier und da schwebten Möwen über das Wasser und unzählige Enten zogen paddelnd vorbei. Ab und zu zog ein Boot oder kleineres Schiff seine Schneise durch das Wasser und ließ die kaum vorhandenen Wellen heftiger ans Ufer klatschen, so dass Yami mitunter eine Extra-Dusche bekam. Das kümmerte ihn jedoch wenig, da er es hier einfach wunderschön fand und wie so oft in letzter Zeit in Gedanken versunken war.
 

Seit Yugi und er ihren Plan ersonnen hatten, um seine Seele zu retten, war er irgendwie ganz kribbelig und konnte es kaum noch abwarten, bis die sechs Monate vorbei waren. Bis kurz vorher musste er nämlich noch abwarten und Tee trinken, wie man so schön sagte und das passte ihm so gar nicht. Warten war nämlich noch nie eine seiner Stärken gewesen. Er hatte immer alles selbst in die Hände genommen und etwas getan. Und jetzt sollte er noch fünf weitere Monate - der letzte war schon lang genug gewesen - hier sitzen und Däumchen drehen!
 

Und da stellte sich schon die nächste Frage: Was sollte er eigentlich tun, wenn es ihm tatsächlich gelang, seine Seele vor der Schattenkreatur zu retten? Er konnte ja schließlich nicht ewig hier herumsitzen und auf Seto warten, genauso wenig, wie er auf ihn angewiesen sein wollte. Er wollte auch etwas tun, worin er seine Erfüllung finden könnte. Der Job “Pharao” existierte nun ja leider nicht mehr. Kaiba hatte ihm schon angeboten, mit ihm zusammen neue Spiele zu entwickeln. Eigentlich gar keine schlechte Idee für den Anfang…
 

Aber letztendlich, wenn Yugis Plan klappte, würde er sowieso das machen müssen, was sein Aibou sich wünschte. Immerhin war das sein Leben und sein Körper. Aber es ging nicht anders, wenn er seine Seele retten wollte, musste er sich wieder, genauso wie schon dreitausend Jahre zuvor, im Milleniumspuzzle einschließen und sich dort jämmerlich verstecken, bis die Schattenkreatur aufgab und abzog. Anschließend würde ihn Yugi erneut befreien, indem er das Puzzle aktivierte. Das einzige “Problem” war, dass dabei sein Körper sterben würde und er genau wie früher in Yugi weiterleben müsste. Aber er war ja froh, dass er überhaupt diese Möglichkeit hatte, da Großvater Mûto glücklicherweise das Milleniumspuzzle wieder gefunden hatte, oder vielmehr, es bei Ausgrabungen in Ägypten wieder zum Vorschein gekommen war.
 

Yami stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging weiter. Die Angewohnheit, weite Spaziergänge oder besser genannt, Ausflüge zu Fuß zu machen, hatte er inzwischen nicht aufgegeben. Er empfand das irgendwie als ausgleichend, konnte so seine Gedanken besser konzentrieren und auch noch die Gegend erkunden - ein gutes Mittel gegen die Langeweile, wenn es ihm mal wieder zu viel wurde, in Yugis Büchern zu stöbern oder vor dem Fernseher zu hocken. Etwas besseres hatte er ja in Ermangelung eines Jobs nicht zu tun, während seine Freunde in der Schule waren, Hausaufgaben oder sonst was machen mussten.
 

Er durchstreifte die Straßen und Gassen der Stadt, schaute sich antik wirkende Geschäfte und Häuserfassaden an, bis er in bisher unbekannte und auch ziemlich unbelebte Gefilde kam. Schließlich betrat er eine besonders schmale und dunkle Gasse. Die Häuser schienen sich immer weiter zusammenzuziehen und ließen nur noch einen schmalen Durchgang, der gerade für eine Person ausreichte. Yami blickte auf das Ende der Gasse, wo sich an der Seite Mülltonnen reihten und an der gegenüberliegenden Mauer ein verschnörkeltes, eisernes Tor in den hübschen Garten eines alten Häuschens führte.
 

Er bedauerte kurz, den Garten nicht betreten zu können und wollte nach rechts abbiegen, als ihn plötzlich ein eiskalter Schauder überfiel. Der Himmel verdunkelte sich schlagartig, die Luft flirrte in finsteren Wellen, die jedes Licht ausschlossen und jede Farbe mit Ausnahme von einigen dunkelroten Flecken, die sich im Schwarz ausbildeten, ausschlossen. Der Boden wölbte sich, schlug Wellen, was aber eine Täuschung sein musste, denn Yami konnte nicht fühlen, was er sah. Unwillkürlich wich er zur hinter ihm liegenden Wand zurück, neben sich das Gartentor. Das Unkraut, welches an den Häuserwänden wucherte, wölbte sich plötzlich wie in einer Explosion, bildete unnatürlich dicke Ranken aus und schlug Yami entgegen, schlang sich um seine Handgelenke ebenso wie die Füße, zog sich schmerzhaft zusammen und drückte ihn an die Mauer, so dass er sich kaum noch rühren konnte. Dunkle Schlieren, welche eine tentakelartige Form ausbildeten, schlangen sich um seinen Körper.
 

“W-was willst du von mir?”, keuchte Yami. “Die Frist ist noch nicht vorbei. Es ist erst ein Monat vergangen.” Es kam keine Antwort, die Ranken schlangen sich nur fester um seinen Körper, schnitten regelrecht ins Fleisch und wie eine drückende Last legte sich eine Art schwarze Wolke über seinen Verstand, schloss ihn immer weiter von seiner Umwelt ab und brachte eine unglaubliche Kälte mit sich, die Yami im tiefsten Inneren zittern und erkennen ließ, dass es sich nur um die Kälte des Todes handeln konnte. Er realisierte, dass sich die Schattenkreatur offenbar nicht an die Abmachung halten würde, genauso wenig, wie er selbst es vorgehabt hatte. Es gab nur noch eine Möglichkeit für ihn: Er musste sofort handeln und darauf hoffen, dass Yugi ihn finden würde. Er konnte nur hoffen, dass die Macht des Milleniumspuzzles, welches er inzwischen wieder trug, ausreichte gegen dieses Wesen. Er konzentrierte sich, schloss dafür die Augen, was ihm unglaublich schwer fiel, da er in den panischen Gedanken verfiel, die letzten Augenblicke seines Lebens so auch noch versäumen zu müssen.
 

Erleichtert fühlte er, wie etwas an seinen Verstand anknüpfte, das wie ein Strang aus goldenen Kügelchen vor seinem Inneren Auge aufblitzte: Das Milleniumspuzzle, oder vielmehr die Macht, welche ihm innewohnte. Er aktivierte den alten Zauber, den er schon vor dreitausend Jahren einmal angewandt hatte und hoffte, dass es in Anbetracht der schwarzen Kreatur, die an seiner Seele zog, überhaupt funktionieren würde. Und tatsächlich: Er spürte den altvertrauten Sog, gab sich ihm hin und versuchte sich gleichzeitig dem anderen Druck, dem Druck des schwarzen Nebels, der sich um seinen Verstand legte, zu entziehen. Plötzlich riss etwas und er konnte seinen Körper nicht mehr halten, hing leblos in den Schlingen, welche ihn festhielten.

Zunächst nahm er nur Schwärze wahr und befürchtete schon, der Schattenkreatur zum Opfer gefallen zu sein, als sich das Dunkel um ihn ein wenig zu lichten begann und er das nur allzu bekannte Labyrinth des Puzzles wahrnahm.
 

“Seltsam, ich dachte, dass Innere des Puzzles stellt den Zustand meiner Seele dar. Und es war ein Labyrinth, als ich meine Erinnerungen verloren hatte. Doch jetzt ist es wieder ein Labyrinth, obwohl ich mich nun an das meiste aus meiner Vergangenheit als Pharao erinnern kann”, flüsterte er nachdenklich vor sich hin. “Hoffentlich besitzt die Schattenkreatur nicht die Macht, mich hier heraus zu holen oder das Puzzle zu zerstören. Und wenn sie es nun einfach mitnimmt und mich zu einer Ewigkeit hier drin verdammt? Oder, wenn Yugi mich nicht findet?”
 

Der Pharao setzte sich auf den steinernen Boden und versuchte, sich zu beruhigen. Er konnte nun mal nichts weiter tun, als warten und hoffen.

Die Zeit schien sich zu einer Ewigkeit zu dehnen…
 

Anmerkung von Silfier:
 

Ich dachte, ich hätte es erwähnt, aber ich hab' s wohl vergessen, wie mir aufgefallen ist, als einige Fragen nach Benachrichtigungs-ENS bei neuen Kapiteln kamen. Und zwar lade ich jeden Freitag ein neues Kapitel hoch, deshalb verschicke ich auch keine Benachrichtigungs-ENS, weil das dann ja wohl überflüssig ist, oder?
 

Mfg

Silfier



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kassia
2007-09-24T19:49:13+00:00 24.09.2007 21:49
Ah, aus diesem Kaptitel ist also der Auszug aus der Kurzbeschreibung. Mh, dass Yugis Plan was damit zu tun hat, Yami wieder in das Puzzle zu schließen, hab ich schon vermutet; warum aber wieder das Labyrinth da ist...tja, keine Ahnung. Vielleicht muss Yami ja irgendwas opfern, um aus dem Puzzle wieder rauszukommen; seine Erinnerungen oder so und das Puzzle hat sich in weiser Voraussicht schon mal vorab darauf eingestellt XD.
Kaiba ist jedenfalls sicher nicht begeistert über die neue Art der "Fernbeziehung", die er nun mit Yami, wo der doch jetzt (zeitweise?) so ganz ohne eigenen Körper ist, führen muss. Und mal schauen, was die Schattenkreatur noch so vorhat (hat die eigentlich nen Namen, der mir entgangen ist?)
Von:  killabunnya
2007-09-21T17:06:52+00:00 21.09.2007 19:06
Ich schließe mich voll und ganz kuestenfee1 ´s meinung an!!
Yami hat echt ein Talent dafür im Puzzle zu leben!!
Ich freu mich schon auf Freitag!!

1st
Von:  Fenharel
2007-09-21T13:58:27+00:00 21.09.2007 15:58
Yugi fidne ihn >.<
*zitetr* boa jetzt isses aber spannend
Von:  kuestenfee1
2007-09-21T12:52:59+00:00 21.09.2007 14:52
Hoffentlich kann Yugi Yami finden.
Aber was ist, wenn dieses schwarze "Etwas" Yamis Seele nun nicht bekommt?
Wird es sich nicht doch Kaiba holen als Ausgleich, oder als Druckmittel?

Warte gespannt auf das nächste Kappi.

lg kuestenfee
Von:  Statjana
2007-09-21T09:19:57+00:00 21.09.2007 11:19
nein, nicht schon wieder eingespert im Puzzle *heul* los schreib bitte weiter, was passiert jetzt mit Yami?? oh, ist voll spannend, wird er jetzt wieder mit Yugi vereint?? hoffe nicht. Kann kaum den nächsten Kapitel erwarten.^^ =)
Schönes kapi aber bisschen kurz^^


Zurück