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Paradies

Impossible now to go back to where we began
von

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Sterben?

Vorwort: Selbst ich heule jetzt schon beim schreiben~ Wie soll das nur weiter gehen? Dabei kommen doch noch ein paar Kapitel ^^"
 

Kapitel 2
 

"Keika!" Jemand rief seinen Namen. Erschrocken sah er auf, dann wurde er auch schon umgerissen, fiel zu Boden.

Mühsam rappelte er sich auf, dann ging alles ganz schnell. Neben ihm und dem Anderen schoss heißer Dampf empor. Dann hörte er ein dumpfes Krachen, sah eine Art Blitz, der irgendwo hinter dem Dampf aufleuchtete.

"Teiou!" Er schrie, sprang auf, aber es war unmöglich durch die heiße Nebelwand zu Teiou zu gelangen. Es dauerte Minuten, vielleicht auch Stunden, dann sah er endlich wieder, konnte ein paar Schritte näher heran. Er zögerte.

Vor ihm lag die blasse Gestalt des Generalfeldmarschalls. Die weiße Uniformjacke war an der Brust tief rot gefärbt, der Ärmel war angesengt und eingerissen, so dass eine ziemlich unschöne Wunde deutlich zu sehen war, die vermutlich durch die Hitze des Wasserdampfes verursacht worden war.

Er schluckte, presste die Lippen fest zusammen.

Drei Leute hockten neben Teiou, etwa ein dutzend Soldaten standen drumherum. Sein Blick folgte den Händen eines älteren Mannes, der nicht die übliche Uniform trug. Es war einer der Ärzte. Deutlich zu erkennen an seiner dunkelgrauen Uniform mit einem roten Kreuz, statt der üblichen schwarz weißen. Er legte eine weiße Binde über Teious schon geschlossene Augen und schüttelte nur den Kopf leicht.

Ihm stockte der Atem. Das durfte nicht sein. Teiou ... die weiße Binde ... Die Tränen kamen ihm. Seinen Blick konnte er nicht abwenden. Teiou, schneeweiß im Gesicht, das weiße Tuch über den Augen ... Wie konnte das sein ... Wie war das passiert?

Das weiße Tuch. Es kam näher, sein Blick war darauf fixiert. Der Brauch der Himmelsbewohner ihren Toten dieses Band über die Augen zu legen ... ihren Toten ...

Teiou war ... er war tot.

Überdeutlich sah er nun Teious blasses Gesicht vor sich. Er schloss die Augen, wollte nichts mehr sehen, aber es verfolgte ihn. Er konnte es nicht ausblenden ...
 

Schweißgebadet wachte er auf, saß nun kerzengerade auf seiner Matte neben dem Ofen. Wieder dieser Traum. Jede Nacht der selbe Albtraum, die gleiche Szene. Wieder und wieder spielte sie sich nachts vor seinen Augen ab. Dabei war es nun schon so lange her. Fast 700 Jahre waren vergangen und er träumte ihn immer noch mit genau der selben Intensität wie beim ersten Mal.

700 Jahre befand er sich nun schon in dieser Welt. War ein Gefangener, war alleine ... So viele Menschen waren hier schon ein und aus gegangen. Er sah sie kommen und gehen. Sie alterten und starben. Wie viele Generationen von ihnen hatte er wohl schon überlebt? Gezählt hatte er nicht.

Langsam ließ er sich zurücksinken, lehnte sich an die kalte Wand. Er fröstelte, gleichzeitig glühte seine Stirn. Das Fieber war wieder da. Schwer atmend zog er das dünne, löchrige Laken, welches ihm als Decke diente, fester um seinen zerbrechlich wirkenden Körper.

Noch lag der Raum um ihn in völliger Dunkelheit. Bis es hell werden würde, dauerte es sicher noch zwei Stunden. Erst dann würde Mara auftauchen, den Ofen heizen und Wasser aufsetzen. Sie war die Köchin des Gutshauses und immer als Erste auf. Bis dahin war er in der riesigen kalten Wohnküche alleine. Alleine mit seinen Gedanken und Erinnerungen. Zwei lange Stunden und an Schlaf war für ihn nicht mehr zu denken. Die Bilder würden wieder kommen. Immer wieder ...

Er kauerte sich in seine Ecke, zog die Beine an und legte die heiße Stirn auf seine Knie.

Wie lange würde er noch durchhalten? Wie lange sollte es noch so weiter gehen?

Dieser Traum höhlte ihn immer weiter aus. Er fand keinen Schlaf mehr. Seit Wochen nicht ... seit Jahren nicht ... Sein Körper war so eigentlich schon schwach genug. Der zusätzliche Schlafmangel, die harte Arbeit draußen auf dem Hof und der Bann, der auf ihm lag, taten ein Übriges.

Wie lange würde seine Kraft wohl noch reichen?

Langsam hob er den Kopf und betrachtete sein linkes Handgelenk. Zwei feine Narben zogen sich darüber. Zweimal hatte er schon versucht dem Ganzen hier ein Ende zu setzen. Zweimal hatten sie ihn daran gehindert. Beim ersten Mal der Gutsherr selbst, beim zweiten Mal dessen Sohn.

Seitdem wurde er nachts durch einen Bannkreis in seiner Nische festgehalten, damit er nicht auf dumme Gedanken kam. Tagsüber hatte er eh keine Gelegenheit. Einer der Arbeiter hatte immer ein Auge auf ihn.

Leise seufzend ließ er den Kopf wieder sinken. Er würde sicher keine Gelegenheit mehr finden hier wegzukommen, oder seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Außerdem fehlte ihm für einen weiteren Versuch der Mut ...

Dabei würde ihn niemand vermissen ... Sicher nicht.

Für die Menschen hier war er ein Verbrecher. Ein Himmelsbewohner, der seine Strafe hier absitzen musste. Warum sollten sie auch daran zweifeln? Selbst für seine verräterische Augenfarbe gab es eine Erklärung; eine seltene Krankheit.

Für den Gutsherrn, einen Adligen aus dem westlichen Himmelreich, war er nur eine weitere Arbeitskraft und sein eigener Triumpf in diesem andauernden Krieg, der auch hier in der Menschenwelt überdeutlich zu spüren war.

Nach Teious Tod war er ziellos umhergeirrt. Irgendwie war er auf das Terrain des Westens gekommen und dann diesem Adligen in die Hände gefallen, der ihn nun in der Menschenwelt auf einem seiner Güter festhielt. Großartig gewehrt hatte er sich nicht. Warum auch? Ein Leben hatte den Sinn eh verloren. Hatte er nicht nur wegen Teiou noch gelebt? Der hatte ihn doch dazu überredet weiter zu leben, mit ihm zusammen ... so mehr oder weniger jedenfalls.

Genau erinnern konnte er sich an diesen Tag nicht. Er war viel zu sehr in Gedanken an Teiou gewesen. Das Einzige, was er noch wusste, war, wie er ihn in diese menschliche Gestalt gebannt hatte. Den Reif trug er immer noch an einem seiner Fesselgelenke. Er unterdrückte seine Dämonengestallt und seine Kraft. Anfangs hatte er oft versucht dieses Stück Metall loszuwerden, allerdings erfolglos ...

Mittlerweile war es ihm egal, auch wenn der Reif sein Fußgelenk regelmäßig aufscheuerte, sodass es sich entzündete, und seinem Körper immer mehr Kraft raubte. Es war ihm egal ...

Der Einzige, dem er hier etwas bedeutete, war wohl Lias, der Sohn des Gutsherrn. Die meiste Zeit verbrachte Lias im Himmel. Nur ab und zu kam er mit seinem Vater und dem Rest der Familie her, oder auch, wenn er hier zu tun hatte. Lias war Soldat, Feldmarschall, soweit er das mitbekommen hatte. Die meisten Schlachten wurden immerhin hier ausgetragen, in der Menschenwelt. Nur der Gutsverwalter war ein Himmelsbewohner, der dauerhaft hier lebte und sich somit der Gefahr aussetzte.

Seit ein paar Jahren führten sie so etwas wie eine Beziehung; Lias und er. Sie war mit Sicherheit einseitig. Für ihn hatte Lias keine große Bedeutung. Für ihn basierte diese Beziehung nur auf dem Körperlichen. Nur deshalb hatte er sich darauf eingelassen. Lias war der Einzige, der ihn in den Arm nahm, ihm ab und zu ein paar nette Worte sagte, wenn er da war, oder ihm das Gefühl gab doch noch geliebt zu werden. Sein Körper hatte sich nach dieser Zuneigung gesehnt und es war wie eine Droge, die ihn noch am Leben hielt ... die seltenen Tage, die er mit Lias verbrachte und an denen er seinem Schicksal hier entging.

Wenn er mit Lias zusammen war konnte er vergessen, wenigstens für ein paar Stunden. Die Nächte an Lias' Seite waren für ihn traumlos und seltsam erholsam. In diesen Nächten hatte er das Gefühl bei Teiou zu sein. Dann war es so wie früher. Er hatte wen, an den er sich lehnen konnte, in dessen Armen er schlief. Nur in den paar Stunden vergaß er, dass Teiou tot war, dass die Realität eine ganz andere war ...
 

Schwer atmend lag er unter der warmen Decke verborgen. Viel wärmer, als sein zerfetztes Laken. Lias war da. Gestern Abend war er gekommen und hatte ihn mit in sein Zimmer genommen. Hier durfte er schlafen, wenn Lias hier war. Sonst hatte er nur die Matte und das Laken neben dem Ofen.

"Ich muss aufstehen ... arbeiten" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Dann hustete er. Neben sich spürte er, wie sich ein Körper regte und ihn in seiner Aufstehbewegung festhielt. "Du gehst nirgendwohin. Keika!" Lias sprach leise, aber befehlend, fasste ihn an der Schulter und drückte ihn wieder auf das Bett. "Seitdem ich wieder hier bin hustest du ununterbrochen und kannst dich kaum auf den Beinen halten."

"Ich muss arbeiten." Wieder hustete er mehr, als das er sprach, versuchte sich erneut aufzurichten, sackte aber in sich zusammen. Er hatte keine Kraft. Eine kalte Hand legte sich auf seine Stirn, jedenfalls kam sie ihm eiskalt vor. Er schloss die Augen und versuchte sich darauf zu konzentrieren, anstatt auf das Rasseln in seiner Brust und die Hitze seines Körpers, die ihm das Gefühl gab jeden Moment zu schmelzen, obwohl er eigentlich fror.

"Ich muss gehen ... Lias ... ich kriege Ärger ..." Seine Worte wurden leiser und gingen in einem erneuten Husten unter. "Nein. Dafür sorge ich schon ... Du hast Fieber. Wie lange schon Keika?" "Eine Woche vielleicht ...", brachte er zwischen dem Husten hervor. "Und ich nehme an du warst diese Woche immer mit draußen auf den Feldern?" Ein schwaches Nicken war die Antwort.

Zitternd zog er sich die gefütterte Decke bis über die Nase, so dass er gerade noch rausschauen konnte. Er hustete immer noch, allerdings versuchte er es zu unterdrücken und die Decke dämpfte es auch.

"Keika", Lias hatte sich auf die Bettkante gesetzt und strich ihm durch die langen hellblonden Haare. "Du bringst dich um, wenn du raus gehst in dem Zustand. Du bleibst hier liegen, bis es dir besser geht." Er seufzte leise und betrachtete ihn eingehend.

"Wenn ich könnte, würde ich dir heiliges Wasser besorgen." Bei diesen Worten Lias' zuckte er merklich zusammen. Er würde es nicht vertragen. Niemand außer dem Gutsherrn wusste, wer oder was er wirklich war. "Aber es gibt keines mehr, seitdem der Shuten verbannt wurde." Lias klang besorgt und resigniert. Dieser Umstand schien ihm aufrichtig Leid zu tun.

"Ich muss morgen wieder weg. Aber ich verspreche dir, dass du hier schlafen kannst und dass man sich um dich kümmert. Auch wenn du hier deine Strafe absitzt, solltest du doch wenigstens gesund werden dürfen." Lias lächelt leicht, beugte sich zu ihm runter und küsste ihn kurz auf die Stirn.

Sein Blick war leer und er erkannte nur Lias verschwommene Gestalt vor sich. Dann veränderte sich dessen Aussehen und er hatte Teiou vor sich, der über ihm beugte und ihm durchs Haar strich.

"Keika ..."
 

"...Keika ... Keika wach auf." Er blinzelte. Anscheinend war er doch nochmal eingeschlafen und ausnahmsweise war der Traum nicht ganz so schlecht gewesen. Zwar war Teiou auch vorgekommen, aber hauptsächlich war es das letzte Treffen mit Lias gewesen. Das lag jetzt auch schon wieder fast zwei Wochen zurück und man hatte ihn tatsächlich zwei ganze Tage noch in Lias' Bett schlafen lassen.

"Keika. Möchtest du etwas essen?" Die Stimme war warm und freundlich. Endlich hatte er Schlaf und Traum überwunden - auch wenn er gerne noch gewusst hätte, was Teiou ihm sagen wollte - und sah die Person vor sich an. Mara hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und geweckt. Sie waren noch alleine hier in der riesigen Küche. Aber es war deutlich wärmer. Der Ofen war endlich an. Neben ihr stand eine Schale heiße Suppe. Sie roch gut und ihm war immer noch kalt, daher nickte er leicht.

"Gut. Hier. Sie ist noch sehr heiß." Sie drückte ihm lächelnd die Schale in die Hand und sah ihn prüfend an, dann legte sie ihm eine Hand auf die Stirn. "Du hast immer noch Fieber. Vielleicht bleibst du besser wieder hier ..."

"Bemutter' ihn nicht Mara. Der hat es nicht verdient. Er hat hier seine Strafe abzusitzen und es soll eine Strafe bleiben." "Genau. Er geht mit auf die Felder. Letztens hatte er erst zwei Tage frei." Beide sahen sie in die selbe Richtung. Die Feldarbeiter und Knechte vom Hof kamen herein zum Frühstück. Alle setzten sie sich um den riesigen Tisch in einer Ecke. Mara blieb vor ihm hocken. Es war ihm schon länger klar, warum sie ihm sein Frühstück immer schon als erstes gab. Wenn es nach den Arbeitern ginge, würde er nichts abbekommen. Sie hielten nichts von ihm. Warum auch? Er war Straftäter ... Verbrecher ... Mittlerweile glaubte er das schon fast selbst.

Schweigend setzte er die Schale an die Lippen, die er mit beiden Händen fest umklammert hielt, und nahm einen Schluck von der Suppe, die angenehm wärmte. Vor ihm richtete sich Mara auf und er konnte sich denken, dass sie nach einer schnippischen Antwort suchte.

"Ach ihr seid doch nur neidisch." Sie ging zum Herd, nahm den Topf mit der Suppe und stellte ihn geräuschvoll auf den Tisch. "Hier! Euer Anteil!"

Zwei der Jüngeren beäugten die Suppe skeptisch. Ein betagterer Tagelöhner sah Mara an. "Gibt es nicht mal was anderes? Da hast du doch quasi alles reingetan, was die letzten Tage übrig geblieben ist." "Zweifelst du meine Kochkünste an? Es herrscht Krieg! Soviel zu eurer Information und dann kocht aus den paar Sachen mal was, was uns noch geblieben ist. Und lass es dir gesagt sein:", sie deutete auf den Tagelöhner, "uns geht es hier noch sehr gut!"

Daraufhin herrschte erstmal betretenes Schweigen. Alle nahmen sich Suppe und Brot und aßen. Eine ganze Weile hörte man nur Schlürf- und Schmatzgeräusche, dann setzten allmählich die regen Tischgespräche ein, die er immer mehr oder weniger aufmerksam verfolgte. Es ging ihn ja eigentlich nichts an.

"Das Wetter wird auch nicht besser. Es regnet schon wieder." Alle Blicke wanderten kurz azu den Fenstern, an denen Regentropfen hinab liefen. Von draußen her hörte man es rauschen und prasseln. "Und sowas nennt sich Sommer. Es ist viel zu kalt und zu nass ..." "Und morgen wird es wieder so heiß, dass man es kaum erträgt. Die können sich anscheinend nicht einig werden da oben." Einer hob die Hand und deutete Richtung Himmel. "Götter halt ..."

Betreten sah er auch zum Fenster. Seit Jahrhunderten war es nicht so schlimm gewesen wie jetzt. Die vier Reiche bekriegten sich gegenseitig. Konnte man da Einigkeit erwarten, was das Wetter hier anging?

"Im Übrigen ist es ab jetzt vorbei für dich da hinten. Wirst dich nicht mehr ins Bett des Sohnes vom Herrn einschleichen können." Der Sprecher reckte den Hals und machte eine nickende Bewegung in seine Ecke, wo er immer noch zusammengekauert mit seiner Schale saß. "Was willst du dagegen denn machen?" Mara klang leicht giftig, wie eine Glucke schien sie es heute drauf anzulegen ihn zu verteidigen. Sie schien ihm diese vereinzelten wenigen Stunden des Vergessens zu gönnen, auch wenn sie nichtmal im Ansatz wusste, was ihn beschäftigte, wer er war, worunter er litt und was ihm diese Zeit mit Lias bedeutete ...

"Der Sohn des Herrn ist gestorben." Die Stimme klang salbungsvoller und die Wortwahl war nicht die der Arbeiter. Außerdem kam sie aus einer völlig anderen Richtung. Der Gutsverwalter hatte die Küche betreten, wie jeden Morgen um diese Zeit. Seine Gewänder waren deutlich edler, als man es hier erwartet hätte. Das war der einzige Himmelsbewohner, der dauerhaft hier lebte, neben ihm, wobei es bei ihm ja nur so schien. Er war dämonischen Ursprungs.

Wie erstarrt saß er da, konnte sich nicht regen. Seine Hände fingen an zu zittern. Konnte das denn sein? Nein. Wie konnte das sein? Lias hatte versprochen wiederzukommen. Wie konnte er da tot sein? Er schüttelte den Kopf, wollte den Gedanken vertreiben. Er hatte sich verhört. Sicher hatte er das ...

Schritte kamen auf ihn zu. Verstört sah er auf, nahm aber nichts wahr, so durcheinander gingen seine Gedanken. Der Gutsverwalter sprach noch. Seine Stimme hallte noch im Raum. "Gefallen. Im Kampf gegen das Südreich. Es wird ungemütlich langsam. Glaubt mir. Wer weiß, wie lange es hier noch sicher ist."

Das entsetze Murmeln der restlichen Menschen im Raum, nahm er nur am Rande wahr. Sie schienen besorgt, aufgebracht, aber anscheinend nicht so weit beunruhigt, das sie in Panik verfielen.

Vor ihm streckte der Gutsverwalter nun kurz die Hand aus, machte eine knappe Bewegung mit den Fingern und nahm den Bannkreis zurück, wie jeden Morgen. Dann drehte er sich um und ging wieder zu der Tür, aus der er gekommen war. "Nehmt ihn mit aufs Feld. Ich möchte, dass ihr die Ernte möglichst schnell hier rein bekommt. Egal, wie das Wetter ist!" Mit diesen Worten verschwand er.

Noch immer saß er total apathisch in der Ecke. Murmelte Dinge vor sich hin. Warum meinte es das Schicksal so grausam mit ihm? Warum nahm man ihm jetzt auch noch denjenigen, der ihm wenigstens ein bisschen Trost gespendet hatte?

Jemand packte ihn am Arm und zog ihn auf die Beine. "Auf, du Faulenzer! Du hast doch gehört. Auf's Feld mit dir!" Man stieß ihn in den Rücken, so dass er nach vorne stolperte. Kurz blieb ihm die Luft weg, dann hustete er und brauchte ein paar Schritte, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie schoben ihn aus der Tür in den kalten Regen und sofort fror er wieder.

Hinter ihnen in der warmen Küche stand Mara und stritt mit einem der Arbeiter, wie unverantwortlich das wäre. "Er ist doch auch nur ein Mensch wie ihr." "Mara. Er ist ein Gott. Einer aus dem Himmel. Der wird es überleben. Außerdem kennst du die Anordnungen, oder war das eben nicht deutlich genug?" "Doch, aber er ist krank. Er hat Fieber." Der Arbeiter wandte ihr den Rücken zu und folgte dem Rest des Trupps über den Hof. "Wie könnt ihr das einem Gott antun?" Mara schien außer sich vor Wut, fluchte leise, drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu.

Er schaute kurz zurück zur warmen Stube, wo warmes Licht brannte. Hier draußen war alles grau und kalt, noch dämmerte es und richtig hell würde es heute sicher nicht werden.

"Wie kann der ein Gott sein? Ein Straftäter ein Gott?" "...kann nicht sein. Der Herr hat schon Recht ihn mit raus zu schicken. So krank sieht er nicht aus." "Genau ..."

Das Thema Gott schien ihnen einen neuen Ausgangspunkt für ihre Unterhaltungen zu sein und sie beachteten ihn nicht weiter. Lediglich seine Arbeit kontrollierten sie und er war froh, dass es regnete und seine stummen Tränen nicht auffielen, die ihm die ganze Zeit über die Wangen liefen.
 

Völlig fertig, nass und durchgefroren sackte er in seiner Ecke zusammen. Er konnte nicht mehr. Sein Körper streikte und sie hatten ihn dennoch weiter angetrieben zu arbeiten. Es war spät geworden, draußen war es schon dunkel. Mara schien schon weg zu sein, aber der Ofen strahlte noch Wärme aus, auch wenn die Flammen im Inneren schon erloschen waren. Der Gutsverwalter kam kurz und legte den Bann wieder. Dann war er alleine.

Noch immer liefen ihm Tränen. Wieso ... wieso musste er das alles ertragen? Er musste husten. Es dauerte, bis er sich wieder gefangen hatte und weiter denken konnte. Warum war er derjenige, der so leiden musste? Warum? Warum nahm dieser Krieg ihm seine letzte Hoffnung auf ein paar bessere Tage, oder Stunden.

Er kauerte sich zusammen.

Warum konnte es nicht endlich zu Ende sein? Warum konnte er nicht einfach sterben?

Egal was dann mit ihm passieren würde. Alles war besser als das hier, als das, was er hier ertragen musste. Der Gedanke war so verlockend.

Sterben ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Youji_das_Stuntschaf
2007-08-10T17:18:09+00:00 10.08.2007 19:18
*umflausch*
du bist einfach der Knaller!
Aber der arme Keika, er friert doch eh immer so leicht, und dann muss er auf dem kalten Boden schlafen.... *schnüff* ich hoffe nur, dass er und Teiou sich wieder finden, *smile*

Ich hoffe, dass du uns im nächsten Kapitel verrätst, was mit Tia passiert ist....bzw wo er ist und wies ihm geht.... *Bettelblick aufsetz*

Lias hat mich ein bisschen an Alan.. über den wusste man auch nicht viel, aber er war irgendwie putzig ^^
Von: abgemeldet
2007-08-10T09:30:28+00:00 10.08.2007 11:30
Keika leeeebt *________* Damit hab ich schon gar nicht mehr gerechnet XD

Jetzt bin ich schon total gespannt, wann und ob Teiou ihn wiederfindet - der arme Kerl tut mir richtig leid >.< Und jetzt wo Lias auch noch gestorben ist noch mehr Q.Q Schade, ich mochte ihn - zumindest soweit wir ihn kannten XD

Genauso froh wie darüber, dass Keika lebt, war ich über Tias Verbannung. Also nicht die Verbannung an sich, sondern darüber, dass er verbannt wurde und nicht getötet *g* Bin schon gespannt wie es mit ihm weitergeht! Und ob Ashray bei ihm ist ^.~

Schreib ganz schnell weiter! *hibbel XD*


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