Das "Warum-Spiel"
Hallo ihr Lieben =)
Vielen Dank wieder für die vielen Kommentare, ich werde mich bei diesem Kapitel bemühen, sie alle zu beantworten.
Ehm und noch was zum "Warum-Spiel" Ihr müsst das mal ausprobieren, macht echt tierisch Spaß xD
Sollte er abnehmen, oder sollte er nicht?
Würde er es schaffen Robin zu sagen, dass er nicht wollte? Warum musste der ihn eigentlich schon wieder anrufen, wusste er nicht, dass er es dem Blonden dadurch nur noch schwerer machte?
Einfach nur nicht rangehen hatte allerdings auch keinen Zweck, denn das hatte er schon die drei vorherigen Male gemacht und nach ein paar Minuten Klingeln lassen, hatte Robin aufgelegt und es eine halbe Minute später wieder versucht.
Micha saß auf seinem Stuhl vor dem Schreibtisch und starrte auf das Display des Telefons in seiner Hand. Da stand groß Robins Name drauf, um ihm zu zeigen, dass er es war. Um ihn zu warnen?
Aber wenn Robin so penetrant versuchte, ihn zu erreichen, dann musste etwas passiert sein. Konnte er es denn wirklich verantworten nicht ran zu gehen?
Er seufzte.
„Micha Kainrath, hallo?“ Er hatte schlussendlich doch abgenommen.
„Micha, na endlich! Warst du weg?“, kam es schlecht gelaunt von Robin aus der Leitung.
„Nein, aber ich…“, setzte er zu einer Entschuldigung an, doch Robin unterbrach ihn ruppig: „Is ja auch egal, ich will dich sehen, kannst du zu mir kommen?“
„Warum?“, fragte Micha, um es etwas in die Länge zu ziehen. Wenigstens war Robin schlecht gelaunt, das hieß, dass es ihm nicht ganz so schwer fallen würde.
„Wie, ‚warum’?“, fragte der nun perplex.
„Na ich will wissen, warum ich zu dir kommen soll.“
„Aus demselben Grund wie immer, ich will mit dir schlafen.“
„Und warum?“
„Fängst du jetzt an dieses behinderte ‚Warum-Spiel’ mit mir zu spielen? Micha, ich hab grad echt keinen Nerv für so was. Komm einfach nur vorbei, ich will dich sehen!“ Noch immer klang er nicht sonderlich freundlich.
„Ich wollte doch nur wissen, weswegen du so schlecht gelaunt bist.“ Er versuchte so unschuldig wie möglich zu klingen und war froh, dass es wenigstens keine Lüge war, denn es interessierte ihn. Robin war schon einmal schlecht gelaunt gewesen, als sie sich verabredet hatten, doch da hatte es Micha nicht interessiert.
„Willst du’s wirklich wissen?“, fragte Robin genervt. Micha stimmte zu. „Bitte, deine Sache: Irgend so ’ne Schlampe, die ich angemacht hat, meinte ich, sähe scheiße aus und jetzt brauch ich was, um mein Ego wieder aufzupumpen!“
„Dein… Ego?“, stotterte Micha. Deswegen verführte er Micha? Um sein „Ego aufzupumpen“?
„Nein, warte Micha, versteh das nicht falsch, so war das gar nicht gemeint!“, versuchte er sich nun aus der Affäre zu ziehen, doch Micha fragte ruhig: „Wie dann?“
„Also… ich meinte… Ich wollte damit sagen, dass du eine ruhige Aura um dich hast, die mich wieder runter bringt und außerdem ist es einfach ein so wundervolles Gefühl dich für mich allein zu haben, dass ich gar nicht anders kann, als mich bestätigt zu fühlen.“ Micha sagte nichts darauf. Er wusste genau wie es gemeint gewesen war. Und nichts von dem, was Robin jetzt sagte, konnte daran noch etwas ändern.
„Micha? Bist du noch dran?“, fragte auf einmal wieder Robin.
„Ja, bin ich.“
„Kommst du jetzt?“ Ungeduld lag in Robins Stimme und Micha antwortete, etwas gelassener: „Nein, tut mir leid.“
„Wie? Soll das heißen, du kommst nicht?“ Nun waren noch Erstaunen und Unglauben hinzugekommen.
„Genau das, verzeih mir.“
„Warum?“, fragte Robin.
„Fängst du jetzt mit dem ‚Warum-Spiel’ an?“ Doch alles was er für diese Bemerkung bekam, war, dass Robin ihn anfuhr: „Nein, tue ich nicht, ich will nur wissen, warum du auf einmal nicht mehr mit mir schlafen willst!“
„Ich hab’s ihm versprochen“, antwortete er ruhig und atmete tief durch.
„Ihm?“, fragte da Robin aufgebracht. „Wer ist er? Kenne ich ihn? Hast du was mit ihm am Laufen? Sag schon, los!“
„Er“, begann er langsam zu erklären. „ist Gero.“ Verdutztes Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Und ich glaube, dass auch dir klar sein müsste, dass ich ganz bestimmt nichts mit ihm am Laufen habe.“
„Schon wieder der?“, brauste Robin auf. „Micha, was hast du denn verdammt noch mal mit dem zu schaffen? Der ist ein Riesenarschloch und…“
„Das stimmt nicht!“, widersprach ihm Micha und fuhr ihm dabei mitten ins Wort. „Gero ist ruppig, das stimmt; und er ist schwierig, das stimmt auch; aber zu seinen Freunden steht er hundertprozentig und er würde alles tun, um ihnen zu helfen.“
„Ach, und du gehörst auf einmal zu seinem auserkorenen Freundeskreis?“
„Ja“, erwiderte Micha schlicht.
„Na bitte, dann geh halt zu deinem Rotkopf und frag ihn, ob er’s dir besorgen kann, zu mir brauchst du nämlich nicht mehr zu kommen!“, fuhr Robin ihn an und legte dann auf.
So hatte Micha das doch gar nicht gewollt!
Langsam nahm er den Hörer von seinem Ohr und sah wieder auf den Display, auf dem noch Robins Name aufblinkte und darunter die Gesprächsdauer. Dann legte auch er auf und stellte das Telefon auf seinen Schreibtisch.
Dass Robin sauer auf ihn war, hatte er wirklich nicht gewollt. Dabei war er doch eigentlich ganz ruhig geblieben und hatte nur die Wahrheit gesagt. Wieso also war Robin so sauer geworden? War er am Ende etwa eifersüchtig, oder war er nur wütend, weil Micha ihm abgesagt hatte, weil er es Gero versprochen hatte? Langsam schlurfte er zu seinem Bett und ließ sich darauf fallen.
Ob das wirklich die richtige Entscheidung gewesen war?
Warum musste er sich denn auch gerade jetzt nach einer der Umarmungen Robins sehnen? Es war wirklich zum Verzweifeln!
Endlich entschloss er sich doch wieder dazu, sich zu erheben und ging zu seinem Schreibtisch, um erneut nach dem Telefon zu greifen. Dann ging er hinunter ins Wohnzimmer, um in einer der Schubladen nach dem Telefonbuch zu suchen.
Als er endlich das grüne Buch in der Hand hatte, suchte er nach Gero.
„Jop, hier Gero?“, meldete sich dieser, als Micha anrief. Fast hätte dieser sofort wieder aufgelegt, doch fasste er sich und sagte schüchtern: „Hey, hier ist Micha.“
„Micha? Was willst’n du jetzt?“, fragte Gero erstaunt und skeptisch fügte er hinzu: „Und jetzt sag nicht, dass du mir irgendwas beichten musst!“
„Nein, das nicht“, flüsterte Micha und ließ sich mit dem Rücken zu seiner Zimmertür – er war wieder hinaufgegangen – an dieser hinuntergleiten.
„Was dann?“
„Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm schlafen werde.“ Er hatte einen Kloß im Hals und versuchte verzweifelt diesen hinunterzuschlucken. Er stützte die Stirn auf die Knie, die er dicht angezogen hatte.
„Und warum klingst du dann so unglücklich?“ Irrte sich Micha oder lag wirklich Besorgnis in Geros Stimme?
„Ich weiß nicht…“ Seine Stimme zitterte. Gero schwieg einen Moment und entgegnete dann: „Was soll das heißen, du weißt es nicht? Was hat er denn gesagt?“
„Er hat gesagt, dass er mich nur benutzt, um sein Ego aufzubauen und dass ich nie wieder zu ihm kommen soll.“ Er spürte schon, wie seine Augen heiß wurden, wenn er noch einmal an Robins harschen Worte dachte, doch wischte er sich schnell über die Augen und blinzelte die Tränen weg.
„Und was soll ich da jetzt machen?“, fragte Gero und schien desinteressiert.
„Ich will…“ Er stockte und atmete tief durch. „… von jemandem…“ Erneut eine dramatische Pause. „… in den Arm genommen werden.“
Perplexes Schweigen am anderen Ende, bis er schließlich ein Knurren vernahm: „Komm jetzt bloß nicht auf die Idee mich zu fragen!“
„Wen denn sonst? Schließlich wolltest du doch, dass ich das mit Robin beende! Und jetzt hab ich keinen mehr, der mich umarmt! Wer soll das denn jetzt machen? Ich hab doch fast keine Freunde mehr!“ Er war beim Reden schneller geworden und hatte sich so mehrere Male verhaspelt und am Schluss schaffte er es doch nicht mehr ganz ein Schluchzen zu unterdrücken.
„Jetzt führ dich gefälligst nicht so weibisch auf! Herrgott noch mal, das ist ja nicht auszuhalten!“, brüllte Gero ihn nun an, doch Micha brüllte zurück: „Na und? Du sagst eh immer, dass du mich als Mädchen siehst, wenn es um das Thema Sex geht!“ Und noch während er rief, schämte er sich seiner Hysterie halber.
„Na und? Denen sag ich auch, dass sie nicht rumflennen sollen, also reiß dich endlich zusammen, du Memme!“
„Dann hör wenigstens auf mich zu beleidigen“, maulte Micha und hatte sich schon wieder beruhigt.
„Na also, geht doch, Kurzer.“
Für einen Moment schwieg Micha, dann sagte er: „Tut mir leid, dass ich dich mit so Zeug belästige…“
„Mir tut’s auch leid.“
„Was?“, fragte Micha perplex und glaubte sich verhört zu haben.
„Na denkst du, mir macht’s großartig Spaß mit dir über so was zu reden?“ Säße Micha nicht schon, hätte er sich spätestens jetzt setzen müssen. „Aber na ja, hast ja sonst keine Freunde.“
„Warum sagst du das?“, keuchte Micha und konnte kaum glauben, dass nun auch Geros Worte so verletzend wurden. Der allerdings erwiderte gelassen: „Weil’s wahr ist. Beschwer dich nicht, schließlich müsstest du dich langsam daran gewöhnt haben, dass ich ehrlich bin und wenn’s dir nicht passt, steht es dir jederzeit frei nichts mehr mit mir zu machen.“
„Steht also unsere Verabredung übermorgen?“ Micha überging es einfach, er wollte sich jetzt nicht auch noch mit so etwas befassen.
„Shit! Hatte ich total vergessen, ich muss dich ja noch auf einen einladen! Naja, du trinkst wahrscheinlich eh nich viel. Wo willst’n hin?“
„Ich weiß nicht so recht“, sagte Micha zögerlich, nach einigem Überlegen. „Im Galgen hab ich Angst auf Robin zu treffen, aber Cocktailbars sind mir zu teuer…“
„Also Galgen? Wir treffen uns dann um halb neun vor der Tür, abgemacht? Vorausgesetzt natürlich, du ziehst das endgültig durch.“ Micha konnte förmlich sehen, wie Gero warnend die Augenbrauen hob. Und lächelnd erwiderte er: „Ich weiß nicht, ob ich…“
„Fresse halten, du schaffst das! Ciao wir seh’n uns!“ Er hatte aufgelegt.
Konnte denn am heutigen Tag Micha kein einziges Telefonat ordentlich beenden?
Aber was sollte er denn nur von Geros Gebärden halten? Erst schien er desinteressiert, dann wütend, anschließend genervt und endlich aufmunternd. Was davon meinte er denn nun?
Es war ihm alles zu ermattend! Und wenn er noch länger darüber nachdachte, würde er sicherlich Kopfschmerzen bekommen, so ließ er sich, das Telefon noch in der Hand, auf sein Bett fallen und schloss die Augen in der Hoffnung, dass er auf der Stelle einschlafen würde. Allerdings machten ihm die unerledigten Hausaufgaben, die nach ihm riefen, einen Strich durch die Rechnung.
Das war mal wieder eines der kürzeren Kapiteln, aber das nächste wird wieder länger =)
LG, Terrormopf :]