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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Freitag - 30. Juni

~~~~ MacLane’s Apartment ~~~~
 

Vorgestern hatte er ihn das letzte Mal gesehen und nun stand er vor dem Kleiderschrank, um sich für die bevorstehende Beerdigung anzuziehen. Er wünschte sich, dass er Ryo davon hätte überzeugen können, es nicht zu tun. Selbst nur die Anwesenheit auf dem Friedhof barg enorme Gefahren in sich, die keiner wirklich abschätzen konnte.

Zögernd griff er nach einer schwarzen Jeans, einem weißen Hemd und seiner dunklen Jacke. Er hätte auch einen Anzug wählen können, aber das entsprach nicht ganz seinem Geschmack. Ryo war der Anzugmensch, Dee war meist salopp gekleidet und das würde er auch heute beweisen.

Er hatte ein wirklich schlechtes Gefühl in seiner Magengegend, das sich sogar noch verstärkte, als es an der Tür klopfte und Chris hereinkam.
 

„Fertig?!“ fragte er auch gleich und spürte, dass etwas in der Luft lag. Noch bevor Dee etwas sagen konnte, sprach Chris bereits weiter.

„Es ist alles okay, Dee. Mach dir nicht so viele Sorgen, es wird schon schiefgehen!“
 

„Das ist es, was mir Sorge macht. Ihr seit alle verblendet, den Verrückten zu fassen. Ich sehe die Gefahr, in der Ryo schwebt. Am liebsten würde ich alles abblasen, Ross die Wahrheit sagen und alles auffliegen lassen.“ Dee tigerte nervös in der Wohnung herum.
 

„Tu, was du für richtig hältst. Aber lass dir nur eins gesagt sein: dann wäre alles umsonst gewesen. Diese Chance bekommen wir nicht noch einmal, und was wohl am wichtigsten ist: was wird der Bomber tun, wenn er von der Farce um Ryo’s Tod erfährt!“
 

Dee blieb stehen und starrte Chris in Grund und Boden. Denn erneut wurden seine Zweifel nicht anerkannt. Wieder einmal hatte jemand einen Punkt gefunden, um ihn am Handeln zu hindern. Wieder einmal fühlte er sich verraten und verkauft. Seine Befürchtungen wuchsen jedoch. Er wusste nicht, warum er nicht auf seinen Instinkt hörte, der ihn noch nie getrogen hatte. Dennoch. Er atmete tief durch und zog sich die Jacke über.
 

„Lass uns gehen.“
 

~~~~ Friedhof ~~~~
 

Chris parkte den Wagen direkt vor dem Eingang des Friedhofes. Noch bevor Dee seine Tür öffnen konnte, wurde diese bereits von Barclay aufgezogen. Erneut atmete der dunkelhaarige Cop durch, fühlte Chris’ Hand auf seiner Schulter und stieg dann aus.
 

„Wie du wolltest, wird deine Tochter heute nicht beigesetzt,“ erklang es mit schwerer Stimme von seinem Vorgesetzten.
 

Dee fühlte sich unwohl und das zeigte sich auch durch seine fahrige und etwas ruppige Art. Doch jeder der Anwesenden führte dies auf seine Trauer, oder eher auf die heutige Beisetzung zurück.

Eine Menschentraube hatte sich bereits beim Eingang gebildet. Dee erkannte all seine Kollegen, die mit ihm schon lange durch dick und dünn gegangen waren. J.J., Drake, Ted und Jim. Selbst einige Gesichter aus anderen Revieren erkannte er. Freunde aus der Szene, den Tänzer Sam, sein Boss und noch einige andere. Sogar ungebetene Gäste erblickte er. Black mit seinem Lover und Steve, wobei letzterer nicht zu den unbeliebten zählte. Keinem der Anwesenden traute er so etwas zu. Wenn Chris wirklich Recht hatte mit seiner Vermutung, dann war der Bomber jetzt unter ihnen.
 

Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter und ließ ihn, entgegen seiner Absicht, den Kopf heben.
 

„Mein Beileid... MacLane. Ich bin immer für dich da, wenn du reden möchtest,“ sagte Bob Maloy und klopfte ihm nochmals aufmunternd auf die Schulter, bevor er sich zu den anderen Trauergästen gesellte. Es war das erste Mal, dass Dee seinen Namen so von Bob hörte. Eigentlich nannte er ihn ja salopp MacLayton, aber heute schien Bob dies wohl nicht als angebracht zu erachten. Auch ein Zeichen, dass Maloy der Tod von Ryo nahe ging.
 

Der dunkelhaarige Cop war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Maloy und die MacLane’s waren schon jahrelang gut befreundet, aber so gut eigentlich auch wieder nicht.
 

„Ich hab ihn nicht sonderlich gemocht, obwohl er immer fröhlich war. Es tut mir echt leid, Dee!“ wurde er von Sam Yester, dem kleinen GoGo Tänzer aufgehalten. Dieser tupfte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und nahm Dee in den Arm. Nur kurz, wusste dieser doch, wie unangenehm Dee seine Nähe war.
 

Auch diesem nickte er nur flüchtig zu und ging weiter zu der Grabstätte.
 

Erneut war es Chris, der Dee zum Weitergehen animierte und ständig an seiner Seite blieb. Er hielt den Blick gesenkt, ansonsten, das wusste er, würde sein Blick hin und her irren, auf der Suche nach Ryo. Er wusste, dass er in der Nähe war, aber er durfte ihn nicht noch durch seine Unbedacht in Gefahr bringen.
 

Sie blieben vor einem Grabstein stehen. Ein Pfarrer erschien aus der hundert Meter entfernten Kirche und schüttelte Dee die Hand, wobei er ihm tröstende Worte sagte.
 

Obwohl Dee auf eine schlichte Beerdigung bestanden hatte und sie auch so einfach wie möglich gehalten wurde, kam er nicht drum herum, dass Barclay Ross einige sehr ergreifende Worte über das Leben und Ryo als Mensch und Kollege sprach. Nach seiner halbstündigen Rede nickte der Commissioner den anwesenden Cops zu. Diese zogen ihre Dienstwaffen, stellten sich in Reihe auf und schossen dreimal in die Luft. Anschließend fing der Dudelsackpfeifer, an die Hymne zu zelebrieren, wobei die Urne langsam hinab gesenkte wurde. Da Ryo im Dienste des Staates New York stand, erhielt Dee sogar die gefaltete Nationalflagge überreicht.
 

Das alles ließ er mit gesenktem Kopf über sich ergehen und bat im Stillen darum, dass alles glatt lief und er seinen Mann im Anschluss an diese Farce, für die ihn Barclay wohl zu Rechenschaft ziehen würde, in den Arm nehmen konnte. Sie hatten sich darauf geeinigt, sich wieder im Hug und Bell zu treffen. Heute abend 22 Uhr. Dee flehte, dass die Zeit bis dahin rasch vergehen würde, denn nicht eher würde er seine innere Ruhe wiederfinden.
 

Einige Stunden zuvor...
 

Ryo hatte es sich in dem Tarnanzug, den er von Black oder wohl eher von Prescott erhalten hatte, in der Nähe seiner letzten Ruhestätte bequem gemacht. Sein Platz war gut gewählt. Er wollte sich in die Kirche zurückziehen, so dass ihn wirklich niemand sehen konnte. Denn das Gotteshaus würde bei der heutigen Zeremonie nicht betreten werden. Dem Pfarrer hier würde er tief in einem Gebet erscheinen. So war alles abgesprochen. Sobald der Pfarrer dann die Kapelle verlassen hatte, wollte Ryo sein Stativ herausholen und die Kamera befestigen.
 

Ryo betete nicht nur zum Schein, nein, er betete um Erfolg für seine Mission. Betete darum, dass Dee, Sara und er eine Zukunft in Frieden haben würde. Betete, dass dies alles ein gutes Ende nehmen würde und er betete darum, dass was auch immer heute passierte, kein vorzeitiges Ende für einen der MacLane’s bedeuten würde.
 

Als er sich sicher war, dass der Pfarrer die Kirche verlassen hatte, nahm er seinen mitgebrachten Koffer auf, legte diesen auf eine der Bänke und öffnete ihn. Ryo war an sich kein Freund oder Kenner von Kameras und hatte sich deswegen alles genau erklären lassen. Da das Stativ ähnlich zu handhaben war wie der Unterbau seines tragbaren Scharfschützengewehres, kam er jetzt recht gut voran. Schnell war alles aufgebaut.
 

Trotz aller Vorsicht und allen Absicherungen fühlte Ryo sich alles andere als wohl. Schon vor zwei Stunden hatte er sich hierher zurückgezogen. Und das auch nur, damit ihn niemand der Trauernden sah, wie er in die Kirche schlich. Sollte es sich einer von ihren Bekannten überlegen und kurz hier hereinschauen, was ja möglich wäre, würde man nur einen betenden Mann vorfinden. So sah es der Plan vor.
 

Er schaute durch eines der Fenster hinaus, konnte das Grab erkennen sowie die ersten nun eintreffenden Gäste. Sein Blick irrte ein wenig in der Gegend herum, wie weit er alles einsehen konnte. Er hatte einen guten Blick sowohl aufs Grab als auch in den Umkreis. Ryo hob sich die Kamera vors Auge und blickte hindurch. Nur gut, dass die Kirche nicht solche Milchglasschieben hatte oder sogar diese, die mit Heiligenbildern bestückt waren, sonst hätte er sich einen anderen Ort suchen müssen.
 

Er senkte die Kamera, als sich plötzlich eine feste raue Hand auf seinen Mund drückte, und noch bevor er reagieren konnte, spürte er, wie sein Kopf gegen die Wand geschlagen wurde.
 

„Willkommen zurück im Leben... Ryo MacLane... Begrüße mit mir dein neues Leben in der Hölle...“

Dass er besinnungslos zu Boden ging, bekam er schon gar nicht mehr mit, genauso wenig wie das irre Lachen von dem Kerl im Trenchcoat hinter ihm.
 

~~~~ Hug and Bell ~~~~
 

Nervös lief Dee in dem Zimmer hin und her. Auch Jackson war nicht in der Lage, die herrschende Spannung durch irgendeinen Ausspruch wett zu machen.
 

„Bleib ruhig, Mensch. Die kommen bestimmt gleich,“ versuchte er es schon das dritte Mal in den letzten fünfzehn Minuten Dee zu beruhigen, doch Erfolg hatte er dadurch bis jetzt nicht erzielt.
 

„Da stimmt was nicht. Das spüre ich doch,“ war alles, was Dee seinem neuen Partner entgegen brachte.
 

Als er schließlich Schritte vor der Tür vernahm, rannte er förmlich dorthin und riss diese auf.
 

„Ryo?“
 

Doch ihm standen lediglich Mick und Black gegenüber, die sich schweigend einen Weg in das Zimmer bahnten.
 

„Wo... Wo ist er?“ fragte Dee mit einem Knoten im Bauch und schaute den Flur hinunter. „Wo zum Teufel ist er?“ drehte er sich dann wütend und vor zornbebend zu Black herum. „Es ist alles klar?! Ja?! Es kann ihm nichts passieren?! Ich habe es ja gewusst...!“ klagte er und lehnte sich seufzend gegen die nun geschlossene Tür. Blickte Black vorwurfsvoll an.
 

„Er ist nicht aufgetaucht. Genauer gesagt...“
 

„Ryo sollte sich bereits kurz nach der Farce mit der Beisetzung mit uns in Verbindung setzen, und als dies nicht geschah, habe ich Mick losgeschickt,“ unterbrach Black seinen Freund, um Dee vorerst das wohl bereits bekannte zu übermitteln. Er wusste sehr wohl, dass er die meiste Schuld an diesem Dilemma trug. Dennoch hoffte er noch durch irgendeinen dummen Zufall, dass die Ereignisse und das, was Mick bisher herausgefunden hatte, nichts mit dem Verschwinden von dem blonden Cop zu tun hatte.
 

„Erzähl es ihm. Sag ihm, was du gefunden hast.“
 

„Nachdem er sich nicht gemeldet hat, bin ich zur Kapelle. Dort war jedoch nur der Pfarrer. Er sagte, dass sich niemand außer ihm hier aufhielt und er auch gleich gehen wollte. Als ich ihn bat, mich mal umsehen zu dürfen, hatte er natürlich nichts dagegen. Sowohl Ryo als auch ich hatten die Kapelle ja schon einmal betreten und den Standpunkt für die Überwachung ausgesucht, also ging ich direkt zu diesem Fenster. Dort lag jedoch nichts herum. Keine Kamera, kein Film oder ein Stativ. Nichts. Ich wollte gerade unverrichteter Dinge gehen, als mir ein Fleck auf der Wand auffiel. Es ist... war... Blut. Getrocknetes Blut, um genauer zu sein.“
 

„Blut? Ryo!“ stöhnte Dee auf und sackte in sich zusammen, bis er auf dem Boden hockte. „Noch mehr?“
 

„Nun... Ich nahm eine Probe mit und es stammt wirklich von deinem Ehemann, Dee. Ich habe auch die Wand, das Fenster alles im Umkreis nach Fingerabdrücken untersucht, nachdem der Pfarrer gegangen war. Aber ich habe nichts in den Akten von der Polizei oder Interpol gefunden. Auch die Dateien von Terroristen vom FBI, CIA und den anderen habe ich durchgecheckt. Keine Treffer. Es tut mir leid,“ murmelte Mick und jeder konnte sehen, dass er das auch so meinte. Seine Gefühle, die er sonst gerne hinter seiner Maske verbarg, lagen nun offen.
 

„Es tut dir leid... Ryo!“ murmelte er. „Warum nur habe ich mich dazu bereit erklärt... WARUM?“ stöhnte er auf und schlug die Hände vors Gesicht, als wollte er keinen mehr sehen. Seinen Mann einmal zu verlieren war schon schwer genug gewesen, aber dass es erneut geschah, brachte ihn fast um den Verstand.

„Wie... wie viel Blut?“ brachte Dee nach einigen Minuten des lastenden Schweigens hervor.
 

„Wenn... Nicht viel. Ich habe mir das auch durch den Kopf gehen lassen. Ryo ist mit Sicherheit kein unnötiges Risiko eingegangen, Dee. Er muss überrascht worden sein und wenn ich mir die Blutspur und die Höhe betrachte, wurde er vermutlich mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Mehr war es bestimmt nicht,“ erklärte Mick sachlich und trocken.
 

„Mehr war es nicht... mehr war es nicht...“ Die Stimme von Dee steigerte sich in raschem Crescendo und wurde fast schrill laut, je öfter er diese vier Worte wiederholte.
 

„Dee!“ versuchte es Jackson, der es bisher irgendwie immer geschafft hatte, zu dem anderen durchzukommen.
 

„Das reicht, MacLane!“ donnerte Blacks Stimme bereits im Zimmer wieder. Knallte Dee ohne mit der Wimper zu zucken eine, so dass dessen Kopf richtig zur Seite flog, und krallte dann seine langen Finger in Dee’s Schulter, um ihn zu schütteln. „Wenn du jetzt durchdrehst, ändert das an der Lage überhaupt nichts. Wir sollten darüber nachdenken, wer ihn geschnappt hat. Dee! Hörst du?“
 

Dee behielt jedoch den Kopf eine Weile auf der rechten Seite, auf die er so rau geprügelt worden war. Mit einer raschen Bewegung hob er seine Arme, fuhr zwischen Blacks ihn festhaltenden Armen hindurch und befreite sich aus dem eher freundschaftlich festen Griff. Doch das alleine reichte Dee jetzt nicht. Sein Körper und seine Seele schmerzten, rissen ihn fast entzwei. So zögerte er nicht länger, ballte seine Hände und schlug kommentarlos auf Black ein. Landete den ersten Treffer gegen die Wangenknochen, die auch sofort aufrissen und leicht zu bluten anfingen. Angespornt durch seinen Verlust ließ er nicht von Black ab, der zurücktaumelte und sich bereits den nächsten Schwinger von Dee einfing, bevor er überhaupt realisierte, was ihn eigentlich getroffen hatte.
 

Jackson war in dieser Hinsicht schneller als Black und wollte sich sogleich zwischen den um sich schlagenden Dee und den bereits Blutenden werfen, doch hinderte ihn Mick daran. Stumm schüttelte er den Kopf und sah zu, wie Dee seine Wut ausgiebig an Black abreagierte. Aaron hob nur noch abwehrend seine Hände, um nicht noch mehr dieser brutalen Schwinger von dem Cop einzufangen. Normalerweise wäre Black in der Lage gewesen, Dee auch einige Schrammen zu verpassen, aber er wollte es nicht. Er war sich sicher, dass es Dee anschließend besser gehen würde, und so ließ er Dee sich faktisch an ihm austoben.
 

Nach gut einer Viertelstunde, in der Dee gewütet hatte, ließ er seine Hände sinken und sah auf Black. Nicht nur die Wangenwunde blutete, sondern auch ein Schmiss über der Augenbraue hatte sich geöffnet. Außerdem würde ihn wohl die Lippenverletzung in den nächsten Tagen schmerzhaft an diesen Tag erinnern. Dass er auch an seiner Schulter und in der Magengegend einige Blessuren davon getragen hatte, war ihm auch klar, denn er konnte nicht alle Schläge abfangen und sein Freund stand, den Arm über die Schulter gelegt, am Fenster und hielt Jackson in Schach, um ihn daran zu hindern, den Kampf zu unterbrechen.
 

Erschöpft sackte Dee vor Aaron in die Knie. Auch der Bekleidungsladenchef kniete sich hin. Jeder Knochen tat ihm weh, doch das, was er hingenommen hatte, war wohl nur ein Hauch dessen, was Dee im Moment in sich fühlte.
 

„Wir finden ihn...“
 

Mick ließ sich zu den beiden nieder, legte seinem Freund nun eine Hand unter das Kinn und schaute sich die Wunde aus der Nähe an, bevor er auch Dee versicherte, dass er alles tun würde, damit sie Ryo schnell und unbeschadet fanden.
 

Chris hingegen half Dee wieder auf die Beine und ließ ihn in den Sessel plumpsen. Nahm seine Hände ins Visier und schüttelte den Kopf.
 

„Verdammte Narren. Ihr prügelt euch zusammen, anstatt miteinander etwas zu planen,“ fauchte er der allgemeinen Ruhe entgegen.
 

„Er hat es aber...“
 

„Jetzt geht’s mir besser, Chris. Ich wäre sonst geplatzt.“
 

„Trotzdem ist es verrückt,“ meinte er und blieb bei seiner Meinung. „Gewalt löst keine Probleme.“
 

„Es ist auch nicht gelöst. Aber es wird nun leichter sein beim Denken. Glaub mir, Jackson. Ich stecke nicht gerne etwas ein. Aber ich weiß, dass ich es verdient habe, also... Nimm es hin, wie es ist. Ich weiß immer, was ich tue, aber mit dem Resultat meiner Leistung bin ich nun wirklich nicht zufrieden,“ erklärte er und nahm dankbar das feuchte Tuch von Mick entgegen, um seine Lippe zu kühlen.
 

„Und was machen wir jetzt?“
 

„Wir machen eine Liste, wer alles da war und gehen nach und nach jeden durch. Bis wir jeden einzelnen als unbeteiligt abhaken können,“ meinte Dee und betrachtete sich seine aufgeschlagenen Knöchel.
 

Leicht grinsend hob er den Kopf und sah Black nach den fünf Minuten, die nach Kampfende vergangen waren, leichter an.
 

„Willst du meine Hilfe noch?“
 

„Ich wäre dumm, wenn ich sie ausschlage, Black. Wenn ihm etwas passiert, wirst du mir nicht so glimpflich davonkommen.“
 

Black nickte zu den Worten von Dee.
 

„Das kann ich verstehen, aber noch mal bekommst du so einfach nicht die Gelegenheit.“

Und grinste Dee nun seinerseits, etwas schräg wegen der geschwollenen Lippe, an.
 

„Fangen wir mit den Leuten aus der Szene an. Wir sollten keine weitere Zeit verschwenden,“ machte sich Mick bemerkbar, der es sich auf der Lehne des Sessels; auf dem Black saß; gemütlich gemacht hatte, um seinem Freund näher zu sein und somit auch ein wenig Trost zu spenden.
 

„Die Cops schließen wir erst einmal aus. Ich kenn die Jungs alle, da ist keiner dabei, der so was machen würde. Gut... Also das war... Der Tänzer, Sam Yester. Er mag Ryo nicht sonderlich, wollte schon immer mal was von mir. Ich weiß nicht, ob er Zugang zu C4 hat. Das brauchte er wegen Bombe eins. Dann wäre da noch Bob Maloy. Aber der war ja selbst Opfer des Bombers. Steve schließe ich auch aus. Genauso wie Tony. Die beiden verdanken uns zu viel, um uns ans Leder zu wollen.“
 

Dee verfiel ins Nachdenken. Konzentrierte sich, so weit er es noch konnte, auf die Beerdigung. Vor seinem geistigen Auge sah er, dass es keine Farce war, sondern dass er Ryo nie wieder sehen sollte. Das würde er einfach nicht verkraften. So viel Kraft, wie es beim ersten Mal gebraucht hatte, würde er schlicht weg nicht noch einmal zusammen bekommen.
 

„Der Besitzer vom ‚Blue Star’? Der war doch auch da. Wie steht es mit ihm?“
 

„So gut kennen wir den nicht. Damn, soll ich alle meine Ex-Lover vor Ryo aufzählen, die Frust auf mich haben? Nein, das denk ich nicht. Warum sollten die so lange auf Rache warten sollen?“
 

„Vielleicht um die Möglichkeit zu haben, dich richtig zu treffen. Um sich dann an dich ran zu machen. Dich zu trösten, für dich da zu sein um dir über den Verlust hin weg zu verhelfen,“ warf Chris ein und durchbrach die Stille, die sich nach Dee’s Frage aufgebaut hatte.
 

„Dee?“
 

„Es gab da mal einen... Verdammt, das ist lange her. Ich war damals 20. Das war lange vor Ryo. Und ich hab auch nicht wegen ihm Schluss gemacht. Eigentlich war er es... Er hatte größere Ziele, als nur Cop zu werden. Ich weiß noch nicht mal, ob er von Ryo weiß. Er hieß Patrick. Genau, Patrick McNear. Mann ist das lange her...“ Dee kräuselte die Stirn und dachte angestrengt nach.

„Wir waren zusammen auf der Polizeischule. J.J. müsste ihn auch kennen. Es hat ’ne Weile gedauert, bis es gefunkt hat, aber dann... wir waren wie siamesische Zwillinge. Und dann bekam er den Rappel und wollte was Großes werden. Er war einer der wenigen aus unserer Gruppe, der sich vom FBI hat überreden lassen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie ihm sogar eine Spezialausbildung zukommen lassen... aber ob das stimmt, das habe ich nur später irgendwann mal erfahren. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.“ Kurz verfiel er in diese guten Erinnerungen zurück, bis er von Black daraus entrissen wurde.
 

„Demnach nichts in deiner Vergangenheit, meinst du. Wie schaut es mit Ryo’s aus?“
 

„Er war vor mir nur Hetero. Von einer festen Freundin hat er nie etwas erzählt, auch nicht von einem anderen. Nein... Ich frage mich wirklich, ob es Rache an mir sein soll? Besteht nicht auch die Möglichkeit, dass der Täter etwas gegen Schwulenpärchen allgemein hat. Immerhin war das erste Ziel auch ein glückliches Paar,“ warf Dee ein, dem es nicht behagte, im Mittelpunkt der Forschung zu stehen.
 

„Lassen wir das erst einmal so stehen. Behalten alle Varianten weiterhin offen, doch dass er Ryo entführt hat, gefällt mir nicht. Ich weiß,“ Aaron hob entschuldigend die Hand, „Ich bin mit verantwortlich, deswegen wirst du ab sofort meine ständige Unterstützung haben. Wenn wir was erfahren, bist du der erste, der informiert wird. So, dann fangen wir mit diesem Tänzer an. Sagen wir, wir treffen uns jeden zweiten Tag hier. Es sei denn, jemand findet was raus, dann täglich. Komm, Mick. Wir haben hier alles getan, was getan werden musste. Tut mir leid, Dee. Wirklich,“ sagte Black, als er an ihm vorbeigehend kurz aber herzlich die Hand auf dessen Schulter legte und sie auch leicht drückte. „Wir finden ihn.“
 

Black nickte und ging dann gefolgt von seinem Lover und Angestellten aus dem Zimmer, um die weiteren Schritte in die Wege zu leiten. Zurück blieben ein nachdenklicher und verzweifelt aussehender Dee MacLane und ein schweigsamer Chris Jackson, der seinen eigenen Gedanken nachhing.
 

~~~~ Ryo’s Gefängnis ~~~~
 

Das erste was Ryo spürte waren Kopfschmerzen, gefolgt von der Gewissheit, dass er sowohl an Händen als auch an Füßen gefesselt war, denn er war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Das nächste, was ihn endgültig aus seiner Bewusstlosigkeit holte war, dass er, obwohl er wusste, dass er die Augen geöffnet hatte, nichts sah. Sein Puls flog rasend und er zwang sich dazu, ruhig zu atmen und alles ganz sachlich zu überdenken, genauso wie er es gelernt hatte. Er schloss seine Augen, konzentrierte sich nur auf sich und spürte, wie er ruhiger wurde, dann versuchte er in seinen herumirrenden Gedanken ebenfalls das Chaos zu beheben. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er sich in die Kapelle begeben hatte und dort alles für die Beobachtung hergerichtet hatte. Dann hatte er eine Hand auf seinem Gesicht gespürt und Sekunden später den Schmerz an seiner Stirn.
 

«In der Kapelle bin ich wohl nicht mehr... aber wo dann... ich war vorsichtig... verdammter Mist... der Bomber hat mich... was anderes ist unlogisch... aber wie... hat er auch... wollte er die Beerdigung aufzeichnen, um sich daran zu ergötzen... das muss es sein... er hat mich gesehen... und mich... Scheiße...»
 

Als ihm klar wurde, dass er vermutlich in der Hand desjenigen war, der ihn am liebsten tot sehen wollte, bekam die Verschnürung an seinem Körper einen ganz anderen Aspekt. Durch die Augenmaske konnte er nichts erkennen. Weder, ob es Tag oder Nacht war, noch wo genau er sich befand. Die Kühle, die sich unter ihm ausbreitete, kam, wenn er es richtig analysierte, eher von einem Metallgestell als vom Boden her und somit war ihm klar, dass er nichts anhatte. An Händen und Füßen auf einem Metalltisch gefesselt. Selbst sein Bauch schien von einer Art Schnalle fest auf diesen Tisch gepresst zu werden, was ihm das Atmen nicht gerade erleichterte. Hinzu kam noch, dass er langsam Durst verspürte. Aber je länger er hier alleine blieb, desto ruhiger und nachdenklicher wurde er. Ryo machte sich in seinem blonden Köpfchen schon ein Plan zurecht, wie er am besten vorgehen sollte. Als sich schier nach Stunden, seinem Zeitgefühl nach, etwas rührte, spannte sich sein ganzer Körper an.
 

„Nun, wie ich sehe ist Schneewittchen von den Toten wieder erwacht...“ klang es ruhig, fast ein wenig melodisch in dem Kellerraum wider.
 

Ryo hörte Schritte, die sich ihm näherten, drehte den Kopf in diese Richtung. Vielleicht konnte er ja doch etwas erhaschen, um zu erkennen, wer ihn festhielt, aber nichts, alles blieb dunkel. Auch die Stimme kam ihm nicht bekannt vor.
 

Eine Hand strich über seine Brust hinauf bis zu seinem Hals, wo sich plötzlich und unerwartet heftig eine Hand auf seinen Kehlkopf legte und zudrückte.
 

„Du wirst dir noch wünschen, dass du in den Flammen umgekommen wärst.“
 

++++++++++ TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vampire-Hero
2008-06-15T12:14:22+00:00 15.06.2008 14:14
Ahhh neiiin !
Ryo! Warum? Wieso? Weshalb?
Wer ist überhaupt dieser Typ?
Und was hat er noch mit ihm vor. Los dee nun beil dich mal und black hilf ihm. So muss jetzt schnell weiter lesen, gott ist das spannend.

LG
Vampire

Von:  JounouchiKatsuya
2008-01-09T14:16:24+00:00 09.01.2008 15:16
Heyho ^^ Hab deine FF mal gelesen gestern Abend, war dann aber zu müde für den Kommi ^^
Jetzt kriegste einen ^.^
Also die FF ist einfach nur total spannend *__*
Aber der Arme Ryo T_T Ich hoffe das klärt sich schnell auf Ò_Ó Und wehe Ryo stirbt T___T *so sensibel is*
Von:  GlacePapillon
2008-01-06T17:59:14+00:00 06.01.2008 18:59
O.O
das ist gemein >.<
was stellst du da nur mit ryo an und hörst dann auch noch an so einer stelle auf,mennooooo,muss ich jetzt echt wieder ne woche lauern?
*flenn*


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